Yoga – die 5 Schlüssel zur Gesundheit - Dr. Christian Larsen - E-Book
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Yoga – die 5 Schlüssel zur Gesundheit E-Book

Dr. Christian Larsen

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Beschreibung

Jahrtausendealtes Wissen trifft auf moderne Wissenschaft Dr. Christian Larsen, Arzt und Begründer der bekannten Spiraldynamik, hat sich zusammen mit Dr. Claudia Guggenbühl, erfahrener Yogaforscherin und -lehrerin, die gesundheitsfördernden Aspekte des Yoga genau angeschaut. Was sagt die Tradition, was sagt die moderne Wissenschaft? Für 5 Lebensbereiche, die als Quellen unserer Gesundheit dienen: - Bewegung: Mensch beweg dich, aber richtig - Sex & Tantra: Verbinde Dich in Liebe - Ernährung: Jedem das seine - Atmung: Tief Luft holen - Bewusstsein: Sei Du selbstChristian Larsen zeigt zusammen mit Claudia Guggenbühl wie die heilende Kräfte des Yoga wirken, aber sie zeigen auch auf, wo die Möglichkeiten des Yoga enden. Fundiert recherchiert, infografisch leicht verständlich aufbereitet, ist das neue Buch des Bestsellerautors nicht nur ein sehr aktuelle Sachbuch, sondern auch ein praktischer Ratgeber. Zu jeder der 5 Quellen werden Schlüsselübungen, Schlüsseltipps und -rezepte vorgestellt.   

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Seitenzahl: 550

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Impressum

© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Christof Klocker

Lektorat: Felicitas Holdau

Bildredaktion: Nadia Gasmi, München

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design, München, Sabine Skrobek

eBook-Herstellung: Linda Wiederrecht

ISBN 978-3-8338-7925-8

1. Auflage 2021

Bildnachweis

Coverabbildung: Susanne Hassmann/kombinatrotweiss

Illustrationen: Nadia Gasmi; Susanne Hassmann/kombinatrotweiss; Ela Stricker/GU Archiv.

Fotos: Adobe Stock; AKG Images; Barbara Bonisolli/GU Archiv; DDP Images; Getty Images; Ghosh’s Yoga College, Kalkutta; Imago Images; Interfoto; iStock.com; Kaivalyadhama, Delhi; Claudia Larsen, www.claudialarsen.com (Model: Irene Timm); Mauritius Images/Alamy; Michael Shapiro/Ghosh Yoga; Sivananda Yoga Vedanta Zentrum; Shutterstock; Stockfood; Stocksy; The Yoga Institute, Mumbai; Wildlife; Wikipedia Commons. Die Abbildung Yesudian stammt aus dem Titel: Selvarajan Yesudian/Elisabeth Haich: Sport und Yoga; Drei Eichen Verlag, Engelberg u. München 1972

Syndication: www.seasons.agency

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Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung beziehungsweise Erfahrung der Autorin und des Autors dar. Sie wurden von ihnen nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin und Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

YOGAGESCHICHTE IM HISTORISCHEN ZEITRAFFER

ASHTANGA VINYASA ANUSARAYIN IYENGARJIVANMUKTI KUNDALINI VINISHIVANANDA HOT UNDPOWER YOGAOFFICECHAIR CANDLELIGHT MOONSUNGUIDINGSUNSUNSETSUNRISESTERN BLUMEN BAUMMAMA-BABY HERZ BAUCHHAND FUSSSOULPEACE SHANTI FLAT-BELLY BIERYOGA

Yoga ist nicht gleich Yoga! Die moderne Yogaszene gleicht einem dichten Dschungel. Es gibt unzählige Angebote – selbst ich finde es nicht immer leicht, mich zurechtzufinden. Neben etablierten Stilen von Ashtanga- bis Power-Yoga schießen täglich weitere Yogaarten wie Pilze aus dem Boden (siehe Wort-Cluster). Meist handelt es sich dabei um persönliche Neukreationen: von Office-Yoga über Sunrise-Yoga bis zu Bier-Yoga! Man nehme ein x-beliebiges Wort und hänge »Yoga« dran – und schon kann man ein Studio eröffnen. Auch wenn kein Mensch weiß, was da genau praktiziert wird.

Was die frühen Yogis wohl zu diesen bunten Blüten sagen würden, die ihr altehrwürdiger Baum heute treibt? Das eine oder andere Element könnten sie wohl wiedererkennen, aber das meiste von dem, was heute unter Yoga angeboten wird, bliebe ihnen fremd. Denn Yoga wurde im 20. Jahrhundert neu erfunden – auch wenn viele moderne Yogis überzeugt sind, dass ihre Praxis Tausende von Jahren alt ist. Die Wurzeln des Yoga aber reichen tatsächlich sehr weit zurück, in eine ferne Zeit und in ein fremdes Land. Kultur und Denken unterschieden sich in jeder Hinsicht von allem, was wir heute kennen. Yoga wurde nicht als Körperheilmethode oder zur Reduktion von Stress erfunden. Die alten Yogis würden auch darüber staunen, dass ihre Lehren zu psychologischen Leitfäden uminterpretiert wurden – dass zum Beispiel das Yogasutra Sinnsuchenden von heute als Ratgeber für ein bewussteres Leben im Spannungsfeld von Beruf, Familie und Umwelt dient. Ja, sie wären vermutlich entsetzt darüber, dass ihre Texte, die sie ausschließlich mündlich an auserwählte Schüler weitergegeben hatten, heute auf den Nachttischchen liegen. Und nichts lag ihnen ferner als ein straffer Bauch und ein wohlgeformter Po. Am meisten aber würden sie wohl über die vielen Frauen staunen, die sich in der Yogaszene tummeln. Ihre Praxis war reine Männersache, bis ins 20. Jahrhundert hinein, mit ganz wenigen Ausnahmen.

Reisen wir also zurück zu den Anfängen dieses heute so erfolgreichen, weltweiten Phänomens. Wie hat alles angefangen? Was bezweckten die ersten Yogis? Was genau praktizierten sie? Wie hat sich ihr Üben verändert und entwickelt? Was am heutigen Yoga ist alt, und was ist wann dazugekommen?

Herz-Yoga:

BHAGAVAD-GITA

Der Yoga der Upanischaden und des Yogasutra ist ein einsamer und herausfordernder Weg. Bei Weitem nicht jeder hat die Fähigkeit, eine solch radikale Übungspraxis auf sich zu nehmen. Was aber geschieht mit allen anderen, die sich auch nach Erlösung sehnen? Die aber ihren Alltag in Beruf und Familie leben? Wie können sie dem Wiedergeburtenkreislauf entfliehen? Die Antwort auf diese Fragen gibt die Bhagavad-Gita.

In diesem Text werden drei Möglichkeiten beschrieben, wie zum Beispiel auch ein Familienvater, trotz seines Tuns, ungebunden bleibt: Absichtslos handeln (Karmayoga), alle Handlungen Gott hingebungsvoll darbringen (Bhaktiyoga) und sich innerlich bei allem Tun vom höheren Selbst leiten lassen (Jñanayoga). Ideal ist die Kombination aller drei Wege.

Das Göttliche in der Bhagavad-Gita ist nicht mehr abstrakt (Atman/Brahman/Purusha), sondern erscheint personifiziert als Gott Krishna. Krishna ist eine Verkörperung des indischen Hochgottes Vishnu. Er ist gütig und unterstützend. Wenn jemand in seinen Bemühungen strauchelt oder scheitert, erkennt Krishna die gute Absicht. Er verspricht: »Wer sich mir hingibt, den erlöse ich!«

Krishna wohnt im Herzen seiner Anhänger. Diese wiederum schenken ihm ihr Herz. Gottes Gnade wird zum Rettungsring im Ozean des Leids.

Heute werden manchmal im Rahmen eines Yogaunterrichts indische Lieder gesungen oder Verse rezitiert. Diese Praxis stammt ursprünglich aus der Bhakti-Religiosität rund um Krishna.

Kommen wir aber erst einmal zurück zu den »Wagenlenker-Yogis«. Wie mögen sie sich wohl gefühlt haben? Was mag es bedeutet haben, jahraus, jahrein an einem einsamen Ort zu sitzen und unablässig alles, was sich an und in einem bewegt – Körper, Atem, Sinne, Gedanken, Gefühle –, zu drosseln und zum Stillstand zu bringen? Was hat wohl in diesen Yogis überwogen? Die Sehnsucht nach Erlösung oder die Angst im Nacken, für immer in einer Welt voller Leid gefangen zu bleiben? Auf jeden Fall brauchte es große Entschlossenheit und viel Durchhaltevermögen für einen derart strengen und rigorosen Weg.

Lange nicht alle haben das Ziel der endgültigen Befreiung erreicht. Manche gerieten in tiefe Verzweiflung. Was würde mit ihnen geschehen? Würden ihnen die bisherigen Anstrengungen in einem nächsten Leben angerechnet? Und was war mit all jenen, die familiäre und gesellschaftliche Pflichten zu erfüllen hatten? Ihr Leben bestand aus Handlungen (Karma), und jede Handlung stand der Erlösung im Wege. Sie konnten sich nicht einfach aus der Gesellschaft verabschieden und unter einen Baum setzen. Sie sahen keine Möglichkeit, sich je aus dem Kreislauf der Wiedergeburt zu befreien.

TROST UND HOFFNUNG FÜR ALLE

Für all diese Menschen wurde zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. ein tröstlicher Text verfasst: die Bhagavad-Gita. Dieser »Gesang des Erhabenen« wurde ein Riesenerfolg. Mit dem »Erhabenen« ist hier Krishna gemeint, einer der wichtigsten Götter im Hinduismus. Aber das Buch stieß auch bei Anhängern anderer Gottheiten auf großes Echo. Die Bhagavad-Gita ist noch heute für die meisten Inder eine Quelle der Inspiration. Sie ist auch international weitverbreitet. Man zählt »über 2000 Übersetzungen in mehr als 70 Sprachen. Damit dürfte die Gita nach der Bibel das am häufigsten übersetzte Buch der Weltliteratur sein.« (Brück 2007, 128)

Karmayoga: Yoga des Handelns

Die Bhagavad-Gita zeigte allen, die nicht das Leben eines einsamen Yogi führen wollten oder konnten, neue Wege zur Erlösung auf. Die Verfasser der Gita lösten den Konflikt zwischen Weltgebundenheit und Erlösungssehnsucht, indem sie eine neue Kategorie des Handelns definierten, die kein Karma verursachen sollte. Sie nannten es Karmayoga – Yoga des Handelns.

Sie hatten erkannt, dass es dem Menschen unmöglich ist, nicht zu handeln. Die ganze Natur (Prakriti) ist ununterbrochen in Bewegung und somit auch der Mensch mit seinem Körper. Das Auge sieht, der Magen verdaut, die Hände greifen, das Hirn denkt – und allein dadurch entsteht, nach alter Vorstellung, neues Karma. Der Ausweg der Bhagavad-Gita ist folgender: Egal, was jemand tut – den Acker pflügen, Gemüse ernten, Kinder aufziehen, unterrichten, kochen, das Haus reparieren, Mitmenschen pflegen, Handel treiben, in den Kampf ziehen –, er oder sie soll es tun, ohne darüber nachzudenken, was daraus entstehen wird. Jeder Mensch hat seine Pflichten, und die muss er erfüllen. Aber wie das Resultat aussehen wird, soll ihm gleichgültig sein. BeimKarmayoga geht es darum, sich nicht um die Ergebnisse des Handelns zu kümmern. Krishna verspricht: »Wenn du absichtslos handelst, bringen deine Taten kein Karma hervor!«

Yoga der Hingabe (Bhaktiyoga): Wer jede Handlung Krishna schenkt, der ist von seinen Taten und deren Wirkungen befreit.

Bhaktiyoga: Yoga der Hingabe

Wie aber soll das gehen? Wie kann ein Mensch das, was er mit seinem Handeln zu erreichen versucht, vergessen? Auch auf diese Frage wussten die Autoren der Bhagavad-Gita eine Antwort: Handle, indem du jede Handlung Gott opferst beziehungsweise schenkst! Wenn du alles, was du tust, innerlich Krishna übergibst, dann kümmern dich die Resultate nicht mehr, denn sie gehören nun Gott. Du befreist dich also von deinem Tun und seinen Wirkungen, indem du es von deiner Person löst und Gott anvertraust. Diese innere Haltung beim Handeln wird Bhaktiyoga genannt – Yoga der Hingabe.

Jñanayoga: Yoga des Wissens

Am allerbesten aber gelingt absichtsloses Tun, wenn der Handelnde sich innerlich nicht mit seinem Tun identifiziert. Nicht nur, indem er seine Taten Krishna übergibt, sondern auch, indem er sein eigenes Inneres als göttlich erkennt. Wer so handelt, hat einen langen Weg hinter sich. Er beherrscht seine Sinne und seinen Geist und lebt im Einklang mit seinem höheren Selbst – seiner Seele. Ein derart hoher Bewusstseinsgrad setzt letztlich jene Erkenntnis voraus, die der »Wagenlenker-Yogi« anstrebt. Hier verbindet sich die neue Methode mit der alten Tradition. Die Bhagavad-Gita nennt den Weg zu dieser Art von Bewusstsein Jñanayoga – Yoga des Wissens.

Die Autoren der Bhagavad-Gita waren sich aber dessen bewusst, dass der Pfad des Wissens sehr schwierig ist. Deshalb betonten sie, dass Erlösung auch ohne diese Erkenntnis erlangt werden kann. Hingabe und Absichtslosigkeit im Handeln reichen. Krishna anerkennt auch die gute Absicht des Handelnden. Er lässt ihm seine Gnade zuteilwerden, auch wenn die Tat, die aus bester Absicht geschieht, kein erfreuliches Resultat zur Folge hat.

Krishna im Herzen seiner Anhänger

In diesem neuen Weltbild war die Befreiung aus dem Wiedergeburtenkreislauf nicht mehr allein die Angelegenheit eines einsam sich anstrengenden Yogi. Jetzt konnte jeder, der sich wahrhaftig und von ganzem Herzen bemühte, absichtslos zu handeln und seine Handlungen wie Opfergaben Krishna darzubringen, dessen gewiss sein, dass der Gott gnädig auf ihn herabschaute, ihn in sich aufnahm und von allem Leid befreite. Krishna sprach:

»Jene aber, die alles Handeln / auf mich werfen, für die ich der Höchste bin, / die über mich mittels ungeteilter Yoga-Übung meditieren / und mich anbeten, / ihnen bin ich sehr bald der Retter / aus dem Ozean des Todeskreislaufs […].« (BhG 12,6–7; Brück 2007, 86)

Auch betonte er immer wieder, dass er im Herzen seiner Anhänger weile:

»In aller Herz bin ich eingegangen […]« (BhG 15,15; Brück 2007, 102)»Der Herr wohnt in der Herzgegend aller Wesen […]« (BhG 18,61; Brück 2007, 122)

Die Hingabe (Bhakti) an einen Gott, den jeder im Herzen trug, sowie die Gnade eines Gottes, der sich den Menschen zuwandte, verliehen dem Streben nach Erlösung eine emotionale Qualität, die wir im »Wagenlenker-Yoga« nicht angetroffen haben. Plötzlich stand das Tor zur Erlösung allen offen.

Radha symbolisiert die vollendete Hingabe (Bhakti) an Krishna. Als Liebespaar stehen sie für die innige Verbindung von Mensch und Gott.

Das war auch aus gesellschaftspolitischer Sicht wichtig. Indem immer mehr junge Männer – wie Buddha – als Wanderasketen auszogen, um ihr Heil außerhalb der etablierten vedischen Opferreligion zu suchen, mussten die Zurückgebliebenen um das Fortbestehen ihrer Dorfgemeinschaften bangen. Auch für sie brachte die Bhagavad-Gita die Erlösung: Ab sofort gab es eine Alternative zur Weltflucht. Wer sich vom Wiedergeburtenkreislauf befreien wollte, musste sich nicht mehr in die Einsamkeit zurückziehen. Er konnte auch zu Hause bleiben.

Hingabe (Bhakti) wurde später zu einem eigenen Erlösungsweg (siehe > und >). Gottesdienst (Puja) statt Streben nach Wissen und Erkenntnis sowie das Singen von religiösen Liedern (Bhajans/Kirtans) standen dabei im Zentrum. Wenn Krishna sagt: »Ich bin der Anfang und die Mitte und das Ende der Wesen« (BhG 10,20; Brück 2007, 72) oder »Die mich aber in Hingabe liebend verehren, die sind in mir und ich bin auch in ihnen« (BhG 9,29; Brück 2007, 67), wird verständlich, dass die Bhagavad-Gita insbesondere für Christen attraktiv war und ist.

Im Westen begegnet uns diese Religiosität des Herzens zum Beispiel in der ISKCON-Bewegung (International Society for Krishna Consciousness). Ihre Praxis besteht aus stundenlangen Gesängen und dem tausendfachen Wiederholen des Namen Gottes: »Hare Krishna, Hare Rama.« Laut ISKCON sind das die Meditationstechniken, die dem modernen Menschen entsprechen. Sie bringen den Übenden in eine innere Entspannung und haben eine heilende Wirkung auf den Körper.

Auch der berühmte Yogi Swami Sivananda, der im frühen 20. Jahrhundert als einer der Ersten Yoga in Indien verbreitet hat, propagierte Gesang als wichtigen Bestandteil der Yogapraxis.

Das Singen indischer Gesänge begegnet uns heute in manch einem modernen Yogastudio und sogar in Konzerten auf der Bühne.

20. und 21. Jahrhundert:

NEUZEIT-YOGA

Die Entwicklung des modernen Yoga ist hochkomplex. Sie wurde durch einen intensiven Austausch zwischen westlichen und östlichen Ideen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Gang gesetzt. Dieser Prozess dauert bis heute an. Stark vereinfacht lassen sich die folgenden drei Hauptrichtungen identifizieren.

Yoga als universelle geistige Lehre: Dazu gehören alle Formen spiritueller Praxis wie Meditation oder Hingabe. Sie lassen sich problemlos mit Inhalten unterschiedlicher Glaubenssysteme kombinieren.

Yoga als Fitness mit einer mehr oder weniger expliziten spirituellen Aura: In dieser Kategorie finden wir sämtliche moderne Hatha-Yoga-Praktiken des Westens.

Yoga als Therapie: Diese Variante hat sich vor allem in Indien etabliert. Yoga bildet dort ein eigenes paramedizinisches Gesundheitssystem. In den letzten Jahren hat das Interesse an Yogatherapie im Westen deutlich zugenommen.

Diese drei modernen Ausformungen des Yoga haben sich in ihrer Entstehung mehrfach gegenseitig beeinflusst. Sie sind nicht immer klar voneinander zu trennen. Meistens präsentiert sich Yoga als eine Mischform von zwei oder sogar allen drei Kategorien.

DER WEG IN DIE MODERNE: EIN ÜBERBLICK

Historisch gesehen waren zwei Entwicklungen entscheidend: die Lebensreformbewegung des 19. Jahrhunderts und esoterische sowie freireligiöse Strömungen des Christentums wie die Theosophie, der Unitarismus oder der Transzendentalismus.

Das Gedankengut der Lebensreformbewegung hat sich von Deutschland aus in ganz Europa und Nordamerika verbreitet und ist durch die Briten auch nach Indien gelangt. Für die Herausbildung des modernen Yoga waren zwei Themen ausschlaggebend: der neue Trend hin zu Sport, Fitness und Muskelaufbau, außerdem das Aufkommen eines natürlichen Lebenswandels, der neben gesunder Ernährung auch zahlreiche alternative Heilmethoden beinhaltete.

Freireligiöse Ideen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass gebildete Inder den Hinduismus im 19. Jahrhundert reformiert haben. An erster Stelle sei die Brahma-Vereinigung von Kalkutta genannt. Ihr berühmtestes Mitglied, Swami Vivekananda, hat in zweierlei Hinsicht eine entscheidende Rolle in der Geschichte des Yoga gespielt. Einerseits sprach er als Erster im Westen von Yoga und hob dabei den universell-spirituellen Aspekt hervor. Ohne seine Übersetzung und Kommentare des Yogasutra hätte dieser Text wohl nie den Status des klassischen Yoga-Grundlagentextes schlechthin erlangt (Singleton 2009). Andererseits rief er seine Landsleute zu Sport und Muskelaufbau auf. Eine Welle von körperlicher Ertüchtigung setzte ein, die auch auf Yoga überschwappte.

Yoga in Indien

Bodybuilder haben Asanas mit Muskelkraft und Fitness verbunden. Die heute im Westen am meisten verbreiteten Yogastile wie Iyengar-Yoga, Bikram-Yoga, Ashtanga-Vinyasa, Yoga-Flow und Power-Yoga lassen sich in direkter Linie auf Persönlichkeiten der 1920er- und 1930er-Jahre zurückführen, von denen die meisten Bodybuilding oder indischen Ringkampf und Muskelkontrollübungen praktiziert haben. Damals war Yoga noch ein Randphänomen. Keinem gewöhnlichen Menschen wäre es in den Sinn gekommen, Asanas zu praktizieren. Im Zuge der Bewegung, die sich gegen die britische Übermacht aufzulehnen begann, haben sich die Inder auf ihr ureigenes Bewegungssystem zurückbesonnen. Die Kombination mit Asanas verlieh dem Krafttraining Eleganz, Elastizität und einen Hauch Magie. Bodybuilder und Sportlehrer präsentierten ihre Muskeln und Yogaübungen auf Bühnen überall im Land.

Gleichzeitig entstand der Wunsch, Yoga als ein dem Westen ebenbürtiges Gesundheitssystem zu etablieren. 1918 und 1924 wurden die ersten Yogainstitute gegründet. Ihre Leiter versuchten, die Wirkungsweise von yogischen Übungen mit westlichen wissenschaftlichen Methoden zu beweisen. Daneben vereinfachten sie Asanas, sodass auch ein gewöhnlicher Bürger sie ausführen konnte. Im Laufe der Jahrzehnte entstand ein flächendeckendes Yoga-Gesundheitssystem. Ab den 1950er-Jahren wurde Yoga zum Schulfach.

Yoga in Indien ist heute ein städtisches Phänomen. Menschen, die der Mittelschicht angehören, leiden unter Stress, Lärm und Luftverschmutzung. Sie suchen Hilfe in Yogakliniken. Yoga wird individualisiert als Medizin »verabreicht«. Gruppenunterricht, wie wir ihn im Westen kennen, ist wenig verbreitet.

Yoga im Westen

Bei der Frage, welcher Yoga in den Westen kam und welcher in Indien blieb, spielten Anhänger und finanzielle Mittel die entscheidende Rolle. Zufall und Glück hatten ihre Hand im Spiel. Yogananda, Sivananda, Iyengar und Bikram sind nach Amerika oder Europa gereist und hatten bekannte westliche Schüler. B. C. Ghosh, Kuvalayananda und Yogendra kennt hierzulande keiner. Trotzdem haben sie wesentlich zur Etablierung und Verbreitung des Yoga im 20. Jahrhundert beigetragen (mehr dazu siehe ab >).

Yoga für alle

Aus den eingangs beschriebenen drei Entwicklungslinien lässt sich die weitere Geschichte des Yoga im 20. Jahrhundert verstehen. Der Yoga hat sich aus seiner ursprünglichen kulturellen Tradition gelöst. Die einzelnen Strömungen nahmen unabhängig voneinander ihren Weg und blieben doch miteinander verbunden. Diese Wege wurden immer breiter, verfügbarer und an die Bedürfnisse, Sehnsüchte und Heilserwartungen der Menschen angepasst. Unterschiedlichste Menschen aus unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen praktizieren aufgrund unterschiedlichster Motive Yoga. Es gibt einen eigenen Yogamarkt mit diversen Produktzweigen und Konsumentengruppen, mit wechselnden Moden und Hypes, Influencern und Followern. Yoga ist für die Soziologie ebenso interessant wie für die Medizin oder die Kulturforschung. 

Für die einen liegt der Kern des Yoga im Körper, für die anderen im Bewusstsein, und wieder andere denken, es gehe im Yoga vor allem um eine gesunde Lebensweise. Für jede Anschauung finden sich Beispiele in der Geschichte. Den eigenen Weg zu finden ist heute nicht einfacher als vor 2500 Jahren.

Auch in diesem Kapitel begegnen uns übrigens ausschließlich Männer. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde Yoga von Männern für Männer gelehrt und verbreitet. Heute sind die meisten Praktizierenden im Westen Frauen, und es gibt mittlerweile auch wichtige weibliche Persönlichkeiten unter den Lehrenden.

DER EINFLUSS DER REFORMBEWEGUNGEN

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf die Anfänge des modernen Yoga. Da dieser Teil der Yogageschichte im deutschsprachigen Raum noch nicht so bekannt ist, erlaube ich mir, ihn etwas ausführlicher zu beschreiben.

Yoga in der Sackgasse

Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Yoga kein besonders gutes Image: Aschebeschmierte Asketen, die auf Leichenverbrennungsplätzen verbotene sexuelle Riten praktizierten, und furchterregende Männer, die übernatürliche Kräfte besaßen, mit denen sie Macht über andere Menschen ausübten – solche Gestalten prägten damals das Bild des Yogi. In europäischen Reiseberichten aus dem 17. und 18. Jahrhundert werden sie als »verabscheuungswürdiges Gesindel« oder »stinkfaule Heuchler« bezeichnet, und auch für den amerikanischen Sanskritgelehrten Edward W. Hopkins (1857–1932) waren Yogis bloß »idiotisch« und »Schurken«. (Gugler 2020, 114–115)

Im Westen wenig bekannt ist die Tatsache, dass Yogis sogar als Söldner anheuerten: Mitte des 18. Jahrhunderts stellten bewaffnete »Asketen« den Großteil des nordindischen Militärs. Einige Generäle traten sogar wie Shiva auf: aschebeschmiert, im ledernen Umhang, mit Dolch, Axt und einem großen Dreizack. (White 2013, 42)

Auch gegenseitig haben sich Asketen mit Waffen bekämpft. Insbesondere Yogis, die Shiva verehrten, und andere, die Vishnu anbeteten, bekriegten sich heftig. Teilweise starben bei solchen Schlachten Tausende Yogis. Noch heute gibt es die Armeen von Shiva und Vishnu. (Mallinson 2013, 75)