Zeit für mich - Zeit für Gott - Christoph Kreitmeir - E-Book

Zeit für mich - Zeit für Gott E-Book

Christoph Kreitmeir

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Beschreibung

Bewusst durch die Advents- und Weihnachtszeit

Christoph Kreitmeir legt hier ein spirituelles Begleitbuch durch die Advents- und Weihnachtszeit vor, das auf dem erfolgreichen Online-Adventskalender seiner Homepage basiert. Das Hauptthema »Zeit für mich – Zeit für Gott« und weitere Themen wie Achtsamkeit, Hoffnung oder Loslassen ermöglichen es, sich nach »Innen« zu bewegen, um in der hektischen Vorweihnachtszeit seelisch auftanken zu können. Der Autor ermuntert zur sinnvollen Auseinandersetzung mit Glaubensinhalten und bietet Impulse, Texte, Gebete und Bilder, die Adventszeit persönlich, aufbauend und spirituell zu begehen und zu nutzen. Seine gelungene Mischung aus Spiritualität und Lebenshilfe gibt Christen heute eine fundierte und moderne Seelennahrung.

  • - Der erfolgreiche Online-Adventskalender jetzt in Buchform
  • - Ein spiritueller Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit
  • - Das neue Buch des Franziskaners, der Spiritualität und Lebenshilfe verbindet

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 161

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Christoph Kreitmeir

Zeit für mich

Zeit für Gott

Seelennahrung für Advent und Weihnachten

Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

1. Auflage

Copyright © 2016 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Umschlaggestaltung: Gütersloher Verlagshaus

ISBN 978-3-641-19210-5V003

www.gtvh.de

Inhalt

Zeit für mich – Zeit für Gott, Einleitung

1Gebet – Zeit des Aufatmens

2Achtsamkeit – Ein Weg zu erfülltem Leben

3Ich bin – wertvoll!

4Licht in der Nacht – Die heilige Barbara

5Loslassen lernen und freier werden

6Mut zum Nein-sagen und Grenzen-setzen

7Richtig mit Sorgen umgehen

8Ungeduldig? – Geduld erreicht alles

9Sehnst du dich? – Entdecke die Grundkraft deines Lebens

10Tag der Menschenrechte

11Die Kraft deiner Gedanken

12Die Kraft der Gefühle und Emotionen

13Die Weisheit der Intuition – Seiner inneren Kraft vertrauen lernen

14Die heilende und tröstende Kraft der Hoffnung

15Dankbarkeit – Schlüssel zur inneren Zufriedenheit

16Die heilende Kraft der Musik

17Engel – Helfer und Begleiter

18Lesen – Kopfkino – Abtauchen in heilende Welten

19Mich haut nichts um! – Innere seelische Stärke gewinnen …

20Ein Adventsweg – Sich bewegen und ruhen

21Wo geht es lang? Märchen als Orientierung

22Wahre Schönheit kommt von innen

23Lebenskraft durch Sinn

24Weihnachten – Lebensgeheimnis Gott

Literatur- und Quellenverzeichnis

Zeit für mich

Zeit für Gott

Einleitung

Nicht-gut-drauf-sein, Sich-ausgelaugt-fühlen, Keine-Zeit-haben, permament müde sein, Stress, Burnout … Wer kennt das nicht? Wer kann es schon nicht mehr hören, geschweige denn fühlen? Da ist so eine große Sehnsucht nach Erholung, Entspannung, Zeit für sich selbst, Müßiggang, Stille, Ruhe und … man muss sich leider selbst darum kümmern – schon wieder etwas tun.

Eigentlich will man sich einfach mal nur beschenken lassen, sich selbst beschenken und dabei wieder zu sich selbst, zu den Visionen, Träumen und der Sehnsucht finden, welche die eigentliche Würze im Leben sind. Aber wie?

Die Esoterik und Persönlichkeitsoptimierung bietet hier sehr viel an, damit der Mensch von heute sich in seiner Haut wieder wohl fühlen kann. Aber Seminare, Kurse, Onlineangebote, Bachblüten und Heilsteine kosten viel – viel Zeit und viel Geld. Und letztlich transportieren sie nicht selten auch Weltanschauungen, die vielen Menschen, die irgendwie noch im Christlichen zuhause sind, doch sehr fremd sind und fremd bleiben.

Eigentlich will man sich einfach mal nur mit einer »Auszeit auf Zeit«, mit einer »Zeit für mich« beschenken lassen … und siehe da, es gibt im christlichen Kontext solche Zeiten, die entschleunigen und zu sich selbst bringen wollen. Sie heißen seit jeher Advents- und Weihnachtszeit und österliche Bußzeit, besser bekannt als Fastenzeit.

Die Advents- und Vorweihnachtszeit, auf die ich mich hier beziehen möchte, ist aber leider zu einer Hektik- und Rennzeit verkommen. Dem will ich entgegensteuern und seelische Tankstellen in der Vorbereitungszeit auf Weihnachten anbieten.

Der Grundgedanke des Adventskalenders – die Wartezeit auf Weihnachten zu versüßen und sinnvoll zu füllen – ist durch Bier-, Mode- und schlimmstenfalls durch Pornoadventskalender, die mit Glaubensinhalten wirklich nichts mehr zu tun haben, pervertiert worden. Dem will ich entgegenwirken.

So viele Menschen haben Sehnsucht nach »Zeit für sich und Zeit für Gott«. Deshalb entschied ich mich, für die Advents- und Weihnachtszeit 2015 einen etwas anderen Online-Adventskalender auf meine Homepage www.christoph-kreitmeir.de zu stellen. Mit Hilfe meiner Webmasterin, einer Frau von Mitte dreißig, die gläubige Christin ist, konnte dieses Projekt verwirklicht werden. Über 20000 Besucher und Besucherinnen aus ganz Europa (v. a. aber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz), aus Russland, USA, Südafrika und sogar von den Philippinen suchten und fanden in fünf Wochen »Zeit für sich – Zeit für Gott« und schenkten sich selbst spirituelle Seelennahrung.

Für mich als katholischen Seelsorger und psycho-spirituellen Lebensberater war dies der Beweis dafür, dass Menschen auch heute noch auf der Suche nach spirituell-christlichen Angeboten sind, die ihnen helfen, sich selbst und Gott zu begegnen.

Folgende Rückmeldungen zum Onlineadventskalender sollen dies belegen:

•Lieber Pater Christoph, auf diesem Wege möchte ich mich von ganzem Herzen für Ihren wunderbaren Adventskalender bedanken. Mein Mann ist seit Februar diesen Jahres krank und zu den gesundheitlichen Sorgen plagen ihn auch finanzielle und existentielle Sorgen. Ich arbeite Vollzeit im Kindergarten und denke oft, ich schaffe alles nicht mehr. Ihr Adventskalender hat mir jeden Morgen ein bisschen Kraft gegeben, den Tag optimistisch anzugehen. Ein wahrer Schatz. •Hallo, Herr Pater Christoph! Ich wollte mich aufs allerherzlichste bei Ihnen für den gelungenen Adventskalender bedanken. Er hat mich sehr begeistert, und gut auf Weihnachten vorbereitet. Ich habe mich fast jeden Tag mittags aufs Sofa gelegt und die Beiträge gelesen, die Musik gehört, die kleinen Filme angesehen und gebetet! Es ist ein Ritual geworden. Ich bin etwas wehmütig, denn ich weiß, dass es damit bald vorbei ist. Ich hoffe und möchte Sie bitten, dass Sie den Adventskalender, so wie er ist, online lassen. So kann ich noch mal nachlesen oder nachhören. … Es ist schwer, solche Angebote mit dem Hintergrund des Christseins zu finden. Machen Sie bitte so weiter! Und nochmals vielen herzlichen Dank für die guten Gedanken! •Gesegnete Weihnacht, Herr Pater Kreitmeir! Vielen Dank für diesen wunderschönen Adventskalender. Jeden Morgen habe ich mich gefreut, wieder ein Türchen anzuklicken. Viele berührende Momente habe ich erlebt. Nur leider hatte ich, da ich berufstätig bin, nicht die Zeit, alle Beiträge anzuhören oder zu lesen. So hoffe ich, dass Sie den Kalender doch noch einige Zeit auf der Homepage haben oder ins Archiv stellen. Danke, dass es Sie gibt und Sie sich die Zeit nehmen, diese wunderbaren Texte und Lieder zusammenzustellen.

Alles hat seine Zeit. Die Advents- und Weihnachtszeit ist begrenzt. Bis Neujahr 2016 war der »Spirituelle Adventskalender« online, dann wurde er abgeschaltet. Da aber viele Rückmeldungen in die Richtung gingen, doch noch irgendwie an den Inhalt des Kalenders zu kommen, entschieden das Gütersloher Verlagshaus und ich, die spirituellen Lebenshilfeimpulse des etwas anderen Adventskalenders in diesem Buch weiterzugeben. Wie ein klassischer Adventskalender soll jedes »Türchen« immer mehr zu einem Raum in mir selbst führen, der nicht kommerzialisiert werden kann und auf den niemand anders Zugriff hat, außer ich allein und Gott. Das Fest der Menschwerdung Gottes – Weihnachten – ist somit auch der Ziel- und Angelpunkt, auf den hin diese Seelenreise führen will: Gottes Menschwerdung und auch meine eigene Menschwerdung.

Beim Onlineadventskalender halfen Impulse, Texte, Gebete, Bilder, Musikvideos und Kurzfilme von der Onlineplattform Youtube zur täglichen Besinnung. Bei dieser gedruckten Version helfen Bilder, Impulse, Texte, Gebete und auch der ein oder andere Internetlink, um die Advents- und Weihnachtszeit persönlich, aufbauend und spirituell begehen zu können. Eine Mischung von Spiritualität und Lebenshilfe will dem heutigen Menschen eine fundierte und moderne Seelennahrung geben.

Themen wie Achtsamkeit, Loslassen-lernen, die Kunst des freundlichen Nein-sagens, des Selbstwertes, der Geduld und der Sehnsucht werden in diesem Buch Platz finden. Weitere wichtige Bereiche des Menschseins wie Gedankenkraft, Gefühle, Intuition, Dankbarkeit, Resilienz und Sinn ergänzen mehr spirituelle Themen wie Hoffnung, die heilende Kraft der Musik oder Engel, die Helfer und Begleiter auf unserem Lebensweg sind.

Die vielen Bilder in diesem Buch laden ein, sie achtsam zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Der österreichische Pädagoge und christliche Achtsamkeitsbegleiter Christoph Simma1, mit dem ich befreundet bin, überließ mir eine bisher unveröffentlichte »Anleitung zum Bildbetrachten«. Ich stelle sie an den Anfang dieses Buches, damit diese Hilfe immer wieder leicht gefunden werden kann.

Achtsames Bildbetrachten von Christoph Simma

Kennen Sie das? Sie springen von einem Termin zum anderen, hetzen vom Einkaufen zum Kinderabholen, von dieser Aufgabe zur nächsten und so weiter? Und übersehen dabei das, was im Moment wirklich passiert? Dagegen hilft eine kleine Übung: Erleben Sie einfach den Alltag neu – zum Beispiel im achtsamen Betrachten eines Bildes. Das achtsame Betrachten eines Bildes kann eine wohltuende Pause im Alltag sein, die Sie zudem noch Energie schöpfen lässt.

Bevor Sie jetzt die nächsten Zeilen weiterlesen, kommen Sie doch zuerst einmal ganz bei sich an. Erlauben Sie sich, ganz bei sich und bei der Sache zu sein. Nehmen Sie zunächst Ihre Körperhaltung bewusst wahr. Nehmen Sie wahr, wie Sie dasitzen, spüren Sie den Kontakt der Fußsohlen zum Boden, spüren Sie, wie Ihre Hände das Buch berühren – und nehmen Sie nun einen bewussten, tiefen Atemzug.

Gönnen Sie sich in diesem Moment den Luxus, für einige Augenblicke ganz wach und präsent beim Betrachten eines Bildes zu verweilen. Es gibt jetzt nichts, das Sie erreichen müssen, niemand erwartet etwas von Ihnen – Sie können ganz einfach sein.

Bei der achtsamen Bildbetrachtung empfiehlt sich die Haltung des sogenannten Anfängergeistes. Auch wenn Ihnen das Motiv von der Art her bekannt vorkommen mag, so schauen Sie sich das Bild an, als wäre es das erste Mal, dass Sie es sehen – voller Neugier und wachem Interesse. Nehmen Sie sich Zeit und schauen Sie das Bild voller Aufmerksamkeit und Hingabe ganz genau an: Nehmen Sie jedes noch so kleinste Detail wahr, das Spiel der Farben und Formen, allenfalls die im Bild festgehaltene Handlung oder Szene.

Solches Betrachten führt in die Tiefe. Sie treten in bewussten Kontakt mit dem Bild. Was tut das Bild mit Ihnen? Spüren Sie in sich hinein: Kommen beim Betrachten des Bildes Erinnerungen, Gefühle oder Sehnsüchte in Ihnen hoch? Gönnen Sie sich die Kraft der Erinnerung und lassen Sie sich von schönen Erinnerungen erfüllen. Löst das achtsame Betrachten des Bildes eine Stimmung in Ihnen aus? Verweilen Sie etwas in diesen Empfindungen und nehmen Sie dies einfach achtsam wahr, ohne zu bewerten oder zu beurteilen. Alles darf so sein, wie es ist.

Erlauben Sie sich beim achtsamen Bildbetrachten die Haltung der Dankbarkeit dem von Gott oder dem Menschen Geschaffenen gegenüber und verabschieden Sie sich damit von der Gewohnheit, alles als selbstverständlich anzunehmen. Dankbarkeit führt zur Zufriedenheit.

Lösen Sie sich schließlich mit einem bewussten, tiefen Atemzug wieder von der Übung der achtsamen Bildbetrachtung und wenden Sie sich voller Achtsamkeit, wach und präsent, der nächsten Aufgabe zu, die auf Sie wartet.

1 Gebet

Zeit des Aufatmens

Die Adventszeit will uns Raum und Zeit schenken, um zu uns selbst zu kommen, um zu entschleunigen, um dem Sinn unseres Lebens näher zu kommen, um den Reichtum religiöser Traditionen neu zu entdecken. Leider ist die Adventszeit zu einer der unruhigsten Zeiten im Jahr verkommen.

Impuls

Leuchtreklamen werden greller

Advent treibt zur Eile an

Werbung setzt Wertmaßstäbe

Weihnachten belebt das Geschäft

Die Krippe ist nostalgische Kulisse

… und die Menschen sind unterwegs

zum höchsten Fest des Jahres

Eilige Zeit!

Herzen werden heller

Advent verändert Gewohnheiten

Gottes Werben um den Menschen setzt neue

Wertmaßstäbe

Weihnachten belebt unsere Hoffnung

Die Krippe wird zur lebendigen Botschaft

… denn Gott ist unterwegs zu uns Menschen

Heilige Zeit!

… wo wir

innehalten

Tempo rausnehmen

unsere Maßstäbe überprüfen

Beziehungen erneuern

offen und empfänglich werden

… kommt das Leben ins Leben

Heilige Zeit!

Eilig oder heilig –

es liegt an dir,

was du daraus machst

aus himmlischer Sicht ist der Advent heilige Zeit,

aus deiner Sicht …?

(Monika Dittmann2)

Wir brauchen im Alltagsgetriebe Zeiten des Aufatmens, Zeiten der Stille, Zeit für uns selbst. Dann kann uns auch Gott begegnen, Gott, der im Alltag kaum noch vorkommt, Gott, der entmachtet, wegrationalisiert und wegpsychologisiert wurde. Ein Gott, den Christen an Weihnachten in den Kirchen und in Familienharmonie so sehnsuchtsvoll suchen, auch wenn sie sonst nicht mehr viel mit Kirche, Gottesdienst und Gebet im Sinn haben.

Impuls

Ich würde gern beten können. Ich weiß, dass es unzählige

Varianten des Betens gibt:

beten mit festem Text und ohne,

den Rosenkranz, die Bildmeditation.

Menschen singen Gebete, sie schweigen, sie tanzen.

Weiß ich denn wirklich, was beten bedeutet?

Es heißt wohl, mit Gott zu sprechen.

Aber wie spricht man mit Gott,

wenn man sich seiner nicht einmal sicher sein kann?

Was sind meine Erwartungen,

warum möchte ich überhaupt wieder mit dem Beten anfangen?

Ich habe die Hoffnung,

dadurch wieder ein bisschen mehr zum Wesentlichen vorzudringen.

Gott, Glaube – wie auch immer man es nennt.

Innehalten, still werden, mich auf mich besinnen,

den alltäglichen Irrsinn hinter mir lassen.

Eine kleine Ecke im Schlafzimmer,

hinter mir das Fenster – das könnte der richtige Ort sein.

Ich versuche jetzt ab und zu, genauer hinzuhören.

Da sein und horchen.

Da sein und genau hinschauen.

Im Grunde ist das schon ein Gebet:

die Dinge ein bisschen mehr auf mich wirken zu lassen.

(Silke Stuck3)

Bei einem Vortrag über Sehnsucht fragte mich einmal eine Frau, was aus meiner Sicht eigentlich Gebet sei. Normalerweise antworte ich schnell, hier ließ ich mir Zeit und wunderte mich dann selbst über das, was mir über die Lippen kam: Beten ist Sehnsucht UND Sehnsucht ist Beten.

Beten ist das Gewahrwerden einer Nabelschnur zu Gott, die zwar irgendwann einmal durchtrennt wurde, die unsichtbar aber da ist. Wie der Nabel uns an die Nabelschnurverbindung mit unserer Mutter im Mutterleib erinnert, so erinnert uns die Sehnsucht an unsere Verbindung zu Gott, unserem Ursprung und unserem Ziel.

Papst Benedikt XVI. sagte einmal:»Wer betet, vertut nicht seine Zeit, selbst wenn die Situation alle Anzeichen der Dringlichkeit besitzt und zum Handeln zu treiben scheint.«

Gebet ist »die artikulierte Bejahung der Möglichkeit, in jeder Situation, in allen Dimensionen des Menschseins, vor Gott stehen zu dürfen« (Hans Schaller).

Wer betet, verbringt Zeit mit sich selbst und mit Gott. Wer in einer immer stärker werdenden säkularen Welt, also einer Welt, in der Gott nicht mehr vorkommt, das Beten nie gelernt hat, weil er »religiös unmusikalisch ist« (Max Weber), kann das Beten als eine Zeit für sich und mit sich ansehen. Eine kostbare Zeit, die wir uns nehmen sollten. Denn sie weitet unseren oft so engen Horizont und sprengt unsere innere Verschlossenheit. Die Zeit des Betens, sei es mit Worten, Gesang, still oder meditierend, macht uns frei und führt uns über den Tellerrand unseres Egos hinaus. Große spirituelle Menschen aller Religionen und aller Zeiten entdeckten diese Weisheit und handelten danach: sie beteten.4

Impuls

»Ich bin’s, mach auf.

Lass mich ein,

ich will mich umschaun in dir,

dich einatmen wie die Luft.«

»Geh weg«, sagt der Stein.

»Ich bin dicht verschlossen.

Sogar in Teile zerschlagen,

bleiben wir dicht verschlossen.

Sogar zu Sand verrieben,

lassen wir niemanden ein.«

(Wislawa Szymborska5)

Das Wissen spiritueller Menschen um die heilende Kraft des Gebetes wird heute zunehmend von der modernen Hirnforschung bestätigt. Wer sich Zeit für das Beten nimmt, der wächst über die Begrenztheit des Alltags hinaus, der schöpft aus einer tiefen Energie gebenden Kraftquelle und wird ganzheitlich heil.

Es gibt verschiedenste Gebetsarten: Bitten, Danken, Loben, Klagen, Tanzen, Singen, Schweigen … Meistens sprechen wir dabei und selten hören wir. Alle Formen des Betens haben ihren Sinn und ihren Wert. Die Krönung des Gebetes ist das Stillsein, das Schweigen vor Gott, das Hinhören auf das, was er für mich will. Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813–1855) beschreibt dies sehr gut:

Was ist Beten?

Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde,

da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen.

Zuletzt wurde ich ganz still,

was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist,

Ich wurde

ein Hörer.

Ich meinte erst, Beten sei Reden.

Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist,

sondern Hören.

So ist es:

Beten heißt nicht, sich selbst reden hören.

Beten heißt still werden und still sein und warten,

bis der Betende Gott hört.

(Sören Kierkegaard6)

________ Zum Weiterlesen ________

• Foster, Richard J., Der Weg zu Gott führt nach Innen. Ein Einstieg ins meditative Gebet, Neukirchen-Vluyn 2012.

• Dyckhoff, Peter, Ruhegebet, Stuttgart 2015 und Dyckhoff, Peter, Das Ruhegebet einüben, Freiburg-Basel-Wien 2011.

• Bohl, Cornelius, Auf den Geschmack des Lebens kommen. Franziskanische Alltags-Spiritualität, Würzburg 2014.

2 Achtsamkeit

Ein Weg zu erfülltem Leben

So oft stolpern wir durch unser Leben, vertun unsere Zeit und spüren dabei, dass sie uns durch die Finger rinnt.

Advent ist die Zeit der Wachsamkeit, wie ein altes Adventslied es in Worte fasst: »Wachet auf, ruft uns die Stimme des Wächters sehr hoch auf der Zinne.« Die Stimme dieses Wächters ist in uns selbst. Dieser »Wächter und Rufer« mahnt uns dazu, aus dem Funktionieren und maschinengleichen Abläufen, die unseren Alltag bestimmen, auszusteigen. Die in moderner Zeit wiederentdeckte Achtsamkeit ist die natürliche Fähigkeit des Menschen, mehr zu einem ausgeglichenen, gesünderen und erfüllteren Leben zu finden, mehr selbst zu leben, als gelebt zu werden.

Die Grundlagen der Achtsamkeit liegen in der Spiritualität, der christlichen und der buddhistischen. Christliche Wachsamkeit und buddhistische Achtsamkeit sind im Kern sehr verwandt – beide wollen uns wacher, bewusster, aufmerksamer und dadurch lebendiger werden lassen.

ABER, wie wird man achtsamer in seinem Leben? Dazu eine kleine Übung.

Übung

Ein einfaches Experiment einer Aufmerksamkeitsübung will uns zeigen, wie schwer es ist, z. B. an nichts zu denken.

Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, stellen Sie die Füße nebeneinander auf den Boden, legen Sie die Hände entspannt auf die Lehne oder auf Ihre Oberschenkel. Sorgen Sie dafür, dass Sie bequem und entspannt sitzen. Schließen Sie die Augen. Die Aufgabe lautet nun – und es ist wichtig, dass Sie es gründlich probieren: Denken Sie eine Minute an nichts. Eine Minute üben!

Nach der Übung

Nicht denken – sogar nur eine Minute lang – ist um einiges schwieriger, als wir glauben. Wem ist es gelungen? Was hat Sie abgelenkt?

Meine Erfahrung zeigt, dass von 100 Personen nur ca. 7–8 dies können. Davon sind dann meistens 4 oder 5 in Meditation geübt.

Wer oder was führt eigentlich die Regie in unserem Kopf, wenn ein recht einfacher Vorsatz wie eine Minute an nichts zu denken schon so schwer auszuführen ist?

Wichtige Erkenntnisse aus dieser Erfahrung:

•Offenbar führen wir nicht selbst Regie über das, was sich in unserem Kopf abspielt. Gedanken kommen und gehen, gewollt oder ungewollt, angenehme oder unangenehme.•Wir haben oder bekommen Gedanken, aber wir sind nicht die Gedanken. •Offensichtlich ist etwas in uns, das von innen her wahrnimmt, was in uns geschieht. Wir können schließlich ja berichten, wie wir diese Minute erlebt haben und was in unserem Kopf vorging. Also nehmen wir unser Denken und Fühlen, unsere Gedanken wahr.•Die Außenwelt nehmen wir mit unseren Sinnesorganen wahr. Wie wir uns innerlich wahrnehmen, das hat die Wissenschaft noch nicht so richtig herausgefunden. In spirituellen Kreisen wird dieses Wahrnehmungsorgan der »innere Beobachter« genannt.•Mit dem inneren Beobachter – dem Wächter, der Stimme, die uns ruft – können wir registrieren, was sich in unserem Inneren abspielt. Wir brauchen und trainieren unseren inneren Beobachter für die Fähigkeiten der Selbstbeobachtung und Selbstreflexion. In der Psychologie nennt man das Introspektion, eine Inspektion von innen.•Mithilfe des inneren Beobachters können wir lernen, die Kontrolle über das, was in unserem Kopf geschieht, zu übernehmen. Wir können lernen, bewusst den Inhalt unserer Gedanken zu steuern, um bewusst unsere Aufmerksamkeit auf etwas zu richten oder stattdessen sie auf etwas anderes zu lenken. Das wird Aufmerksamkeitstraining genannt.