Zeitenbruch - Joschka Fischer - E-Book

Zeitenbruch E-Book

Joschka Fischer

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Beschreibung

Die Neuerfindung der Weltpolitik. Das Zeitalter der kohlenstoffbasierten Energieerzeugung geht zu Ende. Eine vergleichbare Zäsur ist auch für das globale politische System zu erwarten. Menschen sind Gewohnheitstiere und stellen sich die Zukunft nur allzu gerne als eine Weiterführung der Gegenwart vor, das galt selbst nach so großen Umbrüchen wie dem Kollaps der Sowjetunion vor 30 Jahren. Und es gilt auch heute wieder, in Zeiten einer dreifachen Welterschütterung – der Pandemie, der galoppierenden Erderwärmung und der digitalen Revolution. Was aber, wenn der gewohnte Alltag nicht zurückkehrt? Die Menschheit erlebt rund um den Globus in Echtzeit, wie die überkommenen Institutionen, v.a. die Nationalstaaten, sich als unfähig erweisen, auf die planetaren Bedrohungen und Herausforderungen angemessen zu reagieren. Dabei läge die Antwort auf der Hand: globale Zusammenarbeit statt nationaler Konkurrenz. Das uralte machtpolitische Hegemonialstreben aller menschlichen Gesellschaften von Beginn an gerät an seine Grenzen, die planetarischen Bedrohungen erfordern dringend wie nie ein gemeinsames Handeln der Weltgemeinschaft. Joschka Fischer zeigt in seinem neuen Buch, dass sich die Wirtschaft weltweit, wenn auch zu langsam auf die Dekarbonisierung der Energiegewinnung zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen einlässt. Und er untersucht, warum und wo die internationale Politik trotz des Pariser Klimaabkommens bisher versagt und wo sich Aufbrüche zu neuen Horizonten zeigen.

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Seitenzahl: 108

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Joschka Fischer

Zeitenbruch

Klimawandel und die Neuausrichtung der Weltpolitik

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Joschka Fischer

Über dieses Buch

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Hinweis

Motto

Einleitung

Die Klimakrise und die Neuausrichtung der Staatenwelt

Planetare Verantwortung und die digitale Vermessung der Welt

Die Welt im Übergang

Deutschland hat bereits gewählt

Inhaltsverzeichnis

Die Übersetzungen der Zitate aus Rockström/Gaffney (Breaking Boundaries, The Science of our Planet, London 2021), Graham Allison (Destined for war, Boston 2017), Wang Yisi (»The Plot against China? How Beijing sees the new Washington Consensus«, Foreign Affairs, Bd. 160, Nr. 4, 2021) wurden erstellt von Michael Schickenberg.

Inhaltsverzeichnis

»Von Geopolitik wird stets gesprochen, als ob das Präfix ›geo-‹ lediglich den Rahmen darstellte, in dem sich politisches Handeln abspielt. Nun vollzieht sich eine Veränderung insoweit, als ›geo-‹ von jetzt an einen Wirkfaktor bezeichnet, der uneingeschränkt an unserem öffentlichen Leben teilnimmt.«

Bruno Latour, Das terrestrische Manifest Berlin 2020, S. 51.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Der jüngste Bericht des Weltklimarates lässt keinen Zweifel mehr zu. Wenn die Menschheit mit ihrer industriellen Zivilisation und der damit verbundenen jährlichen Freisetzung von 36,4 Mio. Tonnen an CO2 weltweit (2019) so wie bisher weitermacht, dann werden wir in naher Zukunft in einer immer weiter aufgeheizten Welt zu leben haben, mit massiven negativen Konsequenzen für die gesamte Biosphäre.

Was aus heutiger Sicht als das »größte Experiment« in der Geschichte der Menschheit bezeichnet werden kann, begann, so sagt uns die Wissenschaft, vor Millionen von Jahren als Teil des natürlichen Evolutionsprozesses auf unserem Planeten. Damals im hochkomplexen Prozess der Evolution ein nicht weiter erwähnenswertes Randphänomen, schickt sich dieser nun an, den ganzen Planeten unwiderruflich zu verändern.

Deswegen ein Blick zurück in die Menschheitsgeschichte: Vor etwa 4 Mio. Jahren betrat die Gattung »Mensch« im großen afrikanischen Grabenbruch die Welt. Die Geburt unserer Gattung geschah unter den Bedingungen der erdgeschichtlichen Epoche des »Holozäns«,[1] die sich durch eine große klimatologische Stabilität ausgezeichnet und so entscheidend zur Entstehung und Entwicklung unserer Gattung beigetragen hat. Unsere Spezies war mit nicht mehr ausgestattet als ihrem aufrechten Gang, den dadurch zum Greifen und Bearbeiten freien Händen und einem fantastischen Gehirn. Zu Beginn ihrer Evolution bestand diese Spezies nur aus einer überschaubaren Anzahl von Exemplaren, die sich, eingebunden in den langsamen Rhythmus der Evolution, allmählich über den gesamten Globus ausbreitete. Vor etwa 200000 bis 300000 Jahren betraten dann unsere direkten Vorfahren, der Homo sapiens, die Bühne der Evolutionsgeschichte, und mit ihm begann eine nicht absehbare Erfolgsgeschichte bis in unsere Tage. Der Homo sapiens heute, weltweit ca. 8 Milliarden Individuen, übernahm die Herrschaft über den gesamten Planeten und dessen weitere Entwicklung. Ob diese Geschichte auch weiterhin als »Erfolg« zu bezeichnen ist, wird gerade in unseren Tagen, in denen die Kosten dieser beeindruckenden Entwicklung zunehmend sichtbarer werden, immer zweifelhafter.

Mit der landwirtschaftlichen, der sogenannten »neolithischen« Revolution, der zweiten großen technischen Revolution nach der Zähmung des Feuers, hatten einige dieser frühen Jäger und Sammler an wenigen Orten der Welt unter regional besonders günstigen Umweltbedingungen die Domestikation von Pflanzen und Tieren gelernt, sie wurden sesshaft und begannen mit der Landwirtschaft.

Daraus entstanden die ersten Städte, Zivilisationen und Hochkulturen, mit Schrift und Zahlen, dem Rad und metallurgischen Fähigkeiten, die zu Werkzeugen und Waffen führten, die denen der Zeit der Steinbearbeitung weit überlegen waren. Und es entstanden immer komplexere, differenziertere menschliche Gesellschaften mit immer komplexeren symbolischen Zeichensystemen. Auch wenn sich der Homo sapiens anschickte, seine Umwelt Schritt für Schritt zu verändern und zu kontrollieren, blieb seine Entwicklung doch lange eingebunden in das langsame Zeitmaß der Evolution, die Anzahl an Individuen blieb beschränkt durch die Begrenztheit seiner Mittel und seines Wissens.

Dieser langsame Fluss der Entwicklung mit Auswirkungen auf die gesamte Weltgeschichte sollte sich in Europa erst mit der Renaissance, also etwa seit dem 15. Jahrhundert, und dann mit der Aufklärung ändern, in jenem zerklüfteten kleinen Kontinent am westlichen Rand des riesigen Asien, mit diesem geologisch und später auch historisch und kulturell eng verbunden. Die wissenschaftliche Erforschung der Welt und ihre technische Reproduzierbarkeit gewannen seitdem, ausgehend von Europa, eine alles andere überragende Bedeutung für unsere weitere Entwicklung. Mit der industriellen Revolution, beruhend auf der scheinbar unerschöpflichen Verfügbarkeit von Energie aus fossilen Energieträgern (zuerst Kohle, später Erdöl und Erdgas), die in immer größeren Mengen gefördert und verbrannt wurden, und der maschinellen Umsetzung dieser Energie in Produkte, Prozesse und in eine bis dahin nicht gekannte Mobilität begann die definitive Entkoppelung der Spezies Homo sapiens von dem langsamen Bewegungsrhythmus der Evolution. Fortan setzte der industrialisierte Mensch seine eigene Geschwindigkeit und ließ den Raum schrumpfen. Seit dem frühen 19. Jahrhundert, dem Beginn der industriellen Revolution in Westeuropa, vervielfachte sich auch die Anzahl der menschlichen Individuen weltweit aufgrund besserer Hygiene und Ernährungsbedingungen und des medizinischen Fortschritts und explodierte regelrecht mit der letzten Jahrtausendwende bis hin zur gigantischen Zahl von ca. 8 Milliarden Individuen.

Diese atemberaubende Erfolgsgeschichte hatte ihren Preis. Die moderne technisch-wissenschaftliche Zivilisation griff durch den Fortschritt der Industrialisierung mehr und mehr in die großen komplexen Kreisläufe der Natur ein, von denen auch die menschlichen Existenzgrundlagen abhängen, ohne deren Auswirkung zu überschauen. Der Planet schien in seiner Größe und in der Verfügbarkeit der zu entdeckenden Ressourcen unerschöpflich zu sein, hinzu kam die Ingeniosität menschlicher Wissenschaft und Ingenieurskunst. Aber dieser Eindruck sollte sich angesichts der galoppierenden Industrialisierung immer weiterer Gebiete des Planeten und fast hypertroph wachsender menschlicher Gesellschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als große Illusion erweisen. Denn die sich immer weiter industrialisierende und wachsende Menschheit überforderte zunehmend die Stabilität der entscheidenden natürlichen Regelsysteme unserer Erde, vorneweg des Weltklimas.[2]

Leben wir modernen Menschen in der Gegenwart also in einem neuen, zum ersten Mal von uns Menschen gemachten erdgeschichtlichen Zeitalter, im Zeitalter des sogenannten Anthropozäns? Sieht man auf die Auswirkungen der globalen technisch-wissenschaftlichen Zivilisation auf die Biosphäre, auf das globale Ökosystem und dessen Subsysteme, vor allem des Weltklimas, könnte man in der Tat zu dieser Auffassung gelangen. Allerdings steht dem der Faktor Zeit entgegen: Trotz all der massiven Auswirkungen der modernen technisch-wissenschaftlichen Zivilisation auf die globale Umwelt verlaufen erdgeschichtliche Epochen in Zeiträumen von zig Millionen Jahren und mehr.[3]

Tatsächlich, so scheint es mir, geht es bei dem Begriff Anthropozän nicht so sehr um einen Begriff für ein vom Menschen gemachtes neues Erdzeitalter, sondern eher um die von Menschen gemachte Zerstörung seiner Biosphäre, um die in der Gegenwart immer drängender werdende Frage nach der weiteren Bewohnbarkeit oder Unbewohnbarkeit der Erde für unsere Spezies, die es wahrscheinlich erst seit 2- oder 300000 Jahren auf dieser Erde gibt.

Richtig ist: Die menschliche Spezies ist in diesem erdgeschichtlich kurzen Zeitraum auf gegenwärtig 8 Mrd. Individuen angewachsen und greift mittels ihrer technisch-wissenschaftlichen Zivilisation global in Räume und Systeme des Planeten ein, die sich in der Vergangenheit dem menschlichen Zugriff entzogen hatten: in das Weltklima, den globalen Wasserhaushalt, den Zustand der Ozeane, Radioaktivität, Biodiversität u.v.m.

Es geht bei der Frage nach dem Sinn des Begriffs Anthropozän nicht darum, was die Erde aushält, sondern darum, was unsere menschliche, technisch-wissenschaftliche Zivilisation aushält. Oder genauer: was wir Menschen uns an Ignoranz gegenüber unseren natürlichen Lebensgrundlagen, von denen wir als biologische Spezies untrennbar abhängen, eigentlich noch erlauben dürfen, ohne uns als Spezies durch die Zerstörung unserer Umwelt selbst zu schädigen und sogar selbst zu zerstören. Es stellt sich also nicht die Frage nach der Zukunft der Erde an sich, sondern der Zukunft der Erde für uns.

So weist der Begriff des Anthropozäns immerhin auf das Drama hin, dass es uns als Spezies gelungen ist, uns von der Abhängigkeit unserer evolutionär entstandenen natürlichen Bedingungen und Begrenzungen mittels Wissenschaft und Technik zu lösen, ohne vollständig die Konsequenzen dieses Prozesses zu überschauen und so von diesen auf einer höheren Stufe wieder eingeholt zu werden. Es scheint der Menschheit mit der Industrialisierung so zu gehen wie Goethes berühmt-berüchtigtem Zauberlehrling, der zwar in Abwesenheit seines Meisters die Zauberformel wusste, um einen magischen Besen zu ungeahnten Aktivitäten zu bringen, aber leider die Formel nicht kannte, um dem Besen wieder Einhalt zu gebieten.

Wie dem Goethe’schen Zauberlehrling könnte es auch der Menschheit mit den Geistern der industriellen Revolution in Zeiten der Klimakrise ergehen: »Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.« Nur dass es im Falle des Homo sapiens keinen alten Meister gibt, der die entfesselten Geister – »… in die Ecke Besen! Besen! Seid’s gewesen …« – zu bannen vermag. Diese Aufgabe werden wir wohl selbst in Angriff nehmen müssen.

Inhaltsverzeichnis

Die Klimakrise und die Neuausrichtung der Staatenwelt

Unsere technisch-wissenschaftliche Zivilisation wiegt uns in der Illusion nahezu vollständiger Kontrolle, ja Beherrschbarkeit der uns umgebenden Natur und ihrer Prozesse. Und wo dies erkennbar noch nicht der Fall ist, arbeiten wir daran, dass diese Beherrschbarkeit Wirklichkeit wird. Allerdings sollten uns nicht zuletzt der plötzliche Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 und die rapide globale Ausbreitung des Virus, die zu einer nicht für möglich gehaltenen Schnellbremsung der gesamten Weltwirtschaft führte, eines Besseren belehren.

Unsere kontrollvernarrte Zivilisation wurde von einem mikroskopisch kleinen Virus überrascht, das unsere Abhängigkeit von der Welt der Mikroben und Viren, einem nicht unwichtigen Teil der Biosphäre, mit einem Big Bang nur zu deutlich machte. Man kann diese globale Pandemieerfahrung auch als die berühmte »Schrift an der Wand« deuten, die zeigt, welches Schicksal der Gattung Homo sapiens drohen wird, würde sie die Zerstörung der komplexen Regelsysteme unseres Planeten im bisherigen Tempo weiterbetreiben. Das Virus bedroht bisher »nur« das einzelne Individuum und auch Lebensstile, nicht aber die Lebensgrundlagen der gesamten Spezies. Darin besteht der entscheidende Unterschied zur globalen Klimakrise.

Gegen deren Folgen wird deshalb auch kein Impfstoff verfügbar sein. Ob der Homo sapiens in seinen vielfältigen Ausprägungen will oder nicht, er ist zum ersten Mal in seiner Geschichte gezwungen, als »Menschheit« zu handeln, die Verantwortung für sein Tun zu übernehmen und deren Folgen zu begrenzen.

Das Projekt der Aufklärung blieb bis heute unvollendet, weil die Menschheit zwar tief in die komplizierten, hochvernetzten Abläufe des Planeten und damit in die eigenen Lebensbedingungen eingegriffen, nicht aber die Letztverantwortung für das eigene Tun und seine Konsequenzen für den Erhalt des Planeten übernommen hat.

Genau darum wird es im 21. Jahrhundert in der internationalen Politik gehen müssen, nicht mehr vorrangig um die Gestaltung einzelner Gesellschaften oder Zivilisationen und der Rivalitäten zwischen ihnen, wie dies in der bisherigen Geschichte der Menschheit der Fall war. Es tut sich damit aber eine völlig neue Dimension in der Geschichte unserer Gattung auf: Es wird zukünftig nicht mehr um die Eroberung unserer Erde (der einzigen, die wir haben!) gehen, sondern um deren Bewahrung.

Der Übergang von einer machtbasierten Eroberungslogik, die unser politisches Handeln bisher bestimmt hat, hin zu einer Logik der Selbsterhaltung als Gattung wird tief in das Bewusstsein, in die Werte, in die Strukturen und Mechanismen, auch in die Institutionen, die unseren Alltag strukturieren und formen, eingreifen. Ja, dieser Übergang wird nicht nur ein neues Kapitel in einem vor langer Zeit begonnenen Buch der Geschichte der Menschheit darstellen, sondern den Beginn eines völlig neuen Buches, in dem nicht zuletzt die Frage nach der Reichweite staatlicher Souveränität angesichts der höchst realistischen Bedrohung der gemeinsamen Lebensgrundlagen aufgeworfen werden muss. Die einzelstaatliche Verpflichtung auf die gemeinsamen klimapolitischen Ziele und Zeitpläne und auf deren Umsetzung wird dabei noch lange von zentraler Bedeutung bleiben, da eine Weltregierung selbst angesichts einer drohenden globalen Katstrophe völlig unrealistisch ist. Dazu ist die Menschheit viel zu divers, zu gegensätzlich in ihren unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Werten und Interessen.

Die Covid-19-Krise zeigt gerade, dass auch bei transnationalen Herausforderungen wie der Pandemie vorerst die Nationalstaaten als die entscheidenden Umsetzungsinstrumente auch einer international abgestimmten Vorgehensweise unverzichtbar bleiben. Sie bleiben bis auf Weiteres die entscheidende Quelle von Legitimität für die notwendigen, staatlich angeordneten Maßnahmen. Dies läuft aber keineswegs auf eine Stärkung der Nationalstaaten hinaus, denn die Bedrohungsdimension ist eben global, also weit jenseits der Reichweite nationalstaatlichen Handelns, selbst der größten und mächtigsten Staaten unserer Zeit. Mit der zunehmenden Bedeutung der globalen Bedrohungen werden sich letztlich doch die politischen Gewichte in der internationalen Politik nach und nach in Richtung gemeinsamen Handelns und damit multilateraler Institutionen verschieben müssen.

Nationalstaaten bilden aber eben immer noch für die meisten Menschen, gerade in Zeiten existenzieller Bedrohung einen sicheren Halt. Der Nationalstaat reicht jedoch zur Bewältigung einer solchen Bedrohung nicht mehr aus, da kein Staat in unserer Zeit seine Grenzen mehr total abriegeln und sich isolieren kann. Das Risiko von Mutationen und weiterer Ansteckung etwa bleibt bestehen, wenn es zu keiner koordinierten internationalen Anstrengung kommt.

Eine globale Regierungsführung kann also in der überschaubaren Gegenwart, wenn überhaupt, nur durch die freiwillige Kooperation aller gelingen, durch die Zusammenarbeit auf politischer und wissenschaftlicher Grundlage unter dem Dach der Vereinten Nationen im Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung für den Planeten. Dies wird ein mühseliger und zugleich alternativloser Prozess bleiben, da die verschiedenen Interessen und politischen Kulturen der Einzelstaaten dem Gesamtinteresse der Spezies Mensch oft entgegenstehen werden. Aber nur auf diese Weise wird es eine abgestimmte und weltweit wirksame Klimapolitik geben können und in der Konsequenz eine planetarische Verantwortungsübernahme durch den Homo sapiens.

Wir stehen also in der Gegenwart vor einer großen Transformation[4]