10 Minuten Leselust - Band 1: 10 packende Krimis -  - E-Book

10 Minuten Leselust - Band 1: 10 packende Krimis E-Book

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Beschreibung

Jetzt wird es spannend! "10 Minuten Leselust" jetzt als eBook bei dotbooks. Das ist LESELUST: Ob in der entspannten Kaffeepause, in der Warteschleife Ihres Telefonanbieters oder bis das Nudelwasser kocht – jeder dieser zehn bewegenden Schicksalsromane lässt Ihr Herz in weniger als 10 Minuten schneller klopfen! In diesem Band bekommen Sie es mit diebischen Latin Lovern, einer mehr als coolen Ermittlerin und einer mordgefährdeten Ehefrau zu tun … Lassen Sie sich fesseln! Jetzt als eBook kaufen und genießen: "10 Minuten Leselust" von Autor. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Über dieses Buch:

Das ist LESELUST: Ob in der entspannten Kaffeepause, in der Warteschleife Ihres Telefonanbieters oder bis das Nudelwasser kocht – jeder dieser zehn bewegenden Schicksalsromane lässt Ihr Herz in weniger als 10 Minuten schneller klopfen!

In diesem Band bekommen Sie es mit diebischen Latin Lovern, einer mehr als coolen Ermittlerin und einer mordgefährdeten Ehefrau zu tun … Lassen Sie sich fesseln!

Über die Herausgeberin:

Barbara Gothe, Jahrgang 1960, lebt in Reinbek vor den Toren Hamburgs und arbeitet seit vielen Jahren als Redakteurin und Herausgeberin.

Bei dotbooks brachte sie bereits die Geschichtensammlung Sternenstaub und Weihnachtswunder. Zauberhafte Adventsgeschichtenheraus.

***

Originalausgabe März 2016

Copyright © der Originalausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Copyright © der einzelnen Texte Dörnersche Verlagsgesellschaft mbH, Reinbek

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: © Tanja Winkler, Weichs

Titelbildabbildung: Photographee.eu - Fotolia.com

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-662-8

***

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Inhalt

Der goldene Skorpion

Diabolo

Diamantenjagd

Die Nacht auf dem Meer

Eine Frau spielt falsch

Gefährlicher Nebel

Mensch Maria!

Rad weiß Rat

Der Tod eines Talkmasters

Lesetipps

Ronja Becker

Der goldene Skorpion

Kurzroman

dotbooks.

Aufeinander Rücksicht zu nehmen ist das oberste Gebot einer Ehe. Wenn man aber zu viel Rücksicht nimmt, kann das leicht zu einer Krise führen …

***

»Spreche ich mit Herrn Eckstein?« Die Stimme am Telefon klang hohl, quengelig und war offensichtlich verstellt.

Randolph Eckstein hielt den Hörer etwas vom Ohr ab. »Ja bitte?« sagte er.

»Sind Sie allein?«

Der seltsame, herausfordernde Unterton machte Randolph misstrauisch. «Ja. Wer sind Sie?«

»Oh«, quäkte der Mann, »um mich geht es gar nicht. Herr Eckstein. Es geht um Ihre Frau. Eine charmante Dame. Ich schätze sie sehr.«

»Was geht Sie meine Frau an?«

Der Mann fuhr er sanft fort: »Wir wollen doch beide nur das Beste für Ihre Frau. Es liegt in unseren Händen, dass ihr kein Unheil widerfährt.«

»Worauf, zum Teufel wollen Sie hinaus?«

»Ein kleiner Fehltritt. Frauen sind anfechtbar für allerlei Versuchungen. Wir müssen dafür Verständnis haben.« Die miese, hohe Fistelstimme troff förmlich vor verlogener Freundlichkeit. »Funkelndes Geschmeide ist so eine Versuchung. Oder präziser: Ein goldener Skorpion in Form eines Anhängers, ein sehr wertvolles Schmuckstück. 75oer Gold, mit Smaragden verziert. Es verschwand vor einem Jahr aus einem Juweliergeschäft, ihre Frau hat es erworben. Aber sie vergaß zu zahlen. Ladendiebstahl, glaube ich, nennt man das.«

Randolph wurde heiß und kalt. Er kannte diesen goldenen Skorpion sehr gut. Er selbst trug ihn an einem Goldkettchen unter seinem Hemd. Ein Geburtstagsgeschenk von seiner Frau.

»Das ist eine niederträchtige Unterstellung!«, sagte er aufgebracht. »Meine Frau würde so etwas nie tun!«

»Oh, sagen Sie das nicht! Es gibt Zeugen. Ihre verehrte Frau wurde beobachtet, ihre Autonummer notiert. Und die Sache ist noch nicht verjährt.«

»Was erwarten Sie?«, fragte Randolph missmutig. »Soll ich meine Frau zur Rede stellen? Soll ich etwa ...«

»Aber nein«, unterbrach der Mann, »ich denke, wir brauchen sie nicht zu beunruhigen. Wir können das unter uns regeln. Eine Hand wäscht die andere.«

»Wie meinen Sie das?«

»Na, überlegen Sie mal, was Ihnen der gute Ruf Ihrer Ehefrau wert ist. Ich rufe Sie morgen wieder an. Gute Nacht, Herr Eckstein!« Der Hörer wurde aufgelegt.

Randolph lehnte sich in seinem Sessel zurück. Angelika eine Ladendiebin?

Unvorstellbar!

Gewiss, hin und wieder kam sie nach Hause und sagte mit fröhlicher Zufriedenheit, sie habe ›Beute‹ gemacht. Dann holte sie etwas aus der Einkaufstüte, das sie ganz besonders billig erworben hatte.

Ganz besonders billig …?

Das war ein verdammt dehnbarer Begriff.

Randolph atmete tief durch. Himmel, darauf brauchte er wirklich einen Schnaps! Er ging in die Küche, holte eine Flasche Obstler aus dem Kühlschrank. Er bemühte sich dabei, so leise wie möglich zu sein. Es fehlte noch, dass Angelika wach wurde. Es war halb zwölf Uhr nachts. Sie war schon vor zwei Stunden zu Bett gegangen. Also ging er auf Zehenspitzen zurück in sein Arbeitszimmer, in der einen Hand die Flasche, in der anderen ein Glas. Er setzte sich. Goss sich ein. Trank. Dachte nach.

Nein, er würde vorerst nicht mit Angelika darüber sprechen. Sie war empfindlich wie ein Schmetterling, zartfühlend und impulsiv zugleich. Ob es nun stimmte, was der Mann gesagt hatte, oder nicht, es würde sie entsetzlich aufregen, und sie würde die ganze Nacht kein Auge zutun.

Randolph liebte seine Frau. Er liebte sie wie am ersten Tag, und dieser erste Tag war schon gute 19 Jahre her. 17 Jahre davon waren sie verheiratet und es war immer eine gute Ehe gewesen. Egal, was geschehen war, er musste für sie einstehen, musste sie behüten vor Aufregung, vor Blamage und Demütigungen.

Du große Güte, jetzt ertappte er sich schon dabei, dass er für bare Münze nahm, was der widerliche Kerl am Telefon gesagt hatte!

War Angelika eine Ladendiebin?

Er erinnerte sich an seinen letzten Geburtstag. Mit großer Geheimnistuerei und vor Freude leuchtenden Augen hatte sie ihm das kleine, in hübsches Geschenkpapier gewickelte Päckchen auf den Frühstückstisch gelegt. Sie hatte es kaum erwarten können, bis er sein Geschenk ausgepackt hatte: Ein goldener Skorpion.

»Dein Sternbild, Randy, es soll dir Glück bringen!«

Ihm war fast die Sprache weggeblieben. Du lieber Himmel, das musste ein Schweinegeld gekostet haben! Und sie hatte, seine Gedanken erratend, mit spitzbübischem Strahlen gesagt, dass es gar nicht so teuer gewesen sei, ein Gelegenheitsangebot, das sie bei einem ihrer Spaziergänge durch die Altstadt entdeckt habe.

Er seufzte, stand auf, brachte die Flasche und das Glas in die Küche, ging leise und behutsam nach oben.

Angelika drehte sich wohlig im Bett herum, als er das Schlafzimmer betrat, und gähnte herzhaft. Er liebte Ihr Gähnen, es klang so jung, so katzenniedlich, und es war so vertraut, es gehörte zu seiner Ehe, zu seinem Leben, es gehörte ihm, dieses zauberhafte, kindlich verhuschte Gähnen seiner Angelika. Er beugte sich über sie und hauchte Ihr einen Kuss auf die Wange.

Sie gähnte noch einmal. Und dann fragte sie unvermittelt: »Wer war denn das am Telefon?«

Er stutzte. »Wie bitte?«

»Na, du hast doch vorhin telefoniert.«

»Ach so, das meinst du. Das war ein Kunde.«

Sie riss die Augen auf. »So spät?«, zweifelte sie.

»Eine dringende Sache«, schwindelte Randolph. »Der arme Mann hatte heute Abend einen Unfall, hat aber übersehen, die Versicherungsprämie zu zahlen. Und nun brauchte er meinen Rat.«

»Mein armer Randy! Musst dich noch mitten in der Nacht mit deinem Scheißberuf plagen. Ich hab‹ Durst.«

Randolph gab ihr einen Kuss. Dann ging er in die Küche und holte ein großes Glas mit eiskaltem Grapefruitsaft, Angelikas Lieblingsgetränk.

***

Beim Frühstück war Randolph ausgesprochen wortkarg. Er trank seinen Kaffee, verstreute wie üblich die Brötchenkrümel auf dem Teppich, las seine Zeitung und dachte an den Mann mit der quengeligen Stimme, an den goldenen Skorpion, vor allem aber dachte er an sich.

Er war ein angesehener Versicherungskaufmann, er war Mitglied des Gemeinderates, war im Kirchenvorstand, er galt etwas, er war ein ehrenwerter Bürger und nun ...?

Ein Skandal kam auf ihn zu, die Leute würden sich die Mäuler zerfetzen ... wegen eines läppischen Ladendiebstahls, den Angelika begangen hatte.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte Angelika in seine Gedanken hinein.

»Wieso?«

»Du machst ein geistesabwesendes Gesicht. Woran denkst du?«

Er schüttelte den Kopf. »An nichts Besonderes«, antwortete er kurz und verfiel wieder in Schweigen.

Sie schwieg auch. Aber sie wunderte sich. Sie kannte Ihren Randolph. Er war alles andere als ein Morgenmuffel. Normalerweise redete er wie ein Wasserfall, las ihr aus der Zeitung vor, sagte seine Meinung dazu, erzählte, was er vorhatte, und erkundigte sich nach ihren Plänen. Aber was war heute mit ihm los? Schweigsam wie ein Hamster beim Winterschlaf. Er hatte die Zeitung aufgeschlagen, aber er las nicht. Irgendetwas spukte in seinem Kopf herum, aber er mochte nicht darüber sprechen, und das machte sie unruhig. Er hatte sonst nie Geheimnisse vor ihr, war nie so verschlossen, so muffig, so verstockt.

Das heißt – halt ... vor sieben Jahren, als er so heftig für die Sekretärin von Herrn Atzinger entflammt war, hatte er sich ähnlich verhalten, mürrisch, wortkarg und grüblerisch. Worüber grübelte er heute?

»Hast du Sorgen?«, fragte sie. »Bedrückt dich was?«

»Aber nein«, sagte er leichthin. »Alles okay.«

Er stand auf, gab Ihr einen Kuss und mühte sich, frisch und unbeschwert zu wirken. Ehe er aus dem Zimmer ging, fragte er noch wie beiläufig:

»Sag mal, wo hast du eigentlich damals meinen goldenen Skorpion gekauft?«

»In einem klitzekleinen Juwelierladen in der Michaelistraße. Warum fragst du?«

»Och, es interessiert mich halt. Tschüs, mein Schatz!«

Er ließ eine sehr nachdenkliche Angelika zurück. Sie entsann sich, dass sie ihm damals gesagt hatte, dass es eine besonders günstige Einkaufsquelle für allerlei Schmuckstücke war. Wieso interessierte es ihn jetzt? Wollte er ein Schmuckstück kaufen? Für wen?

***

Am Nachmittag rief sie in seinem Büro an, weil sie ihn fragen wollte, wann er zum Abendbrot kommt.

»Es tut mir leid«, sagte seine Sekretärin, »Ihr Mann ist noch zu Tisch.«

»Wieso das?«, wunderte sich Angelika, »es ist schon fast drei.«

»Gewöhnlich Ist er immer um zwei zurück. Es muss etwas dazwischen gekommen sein. Kann ich etwas ausrichten, oder wollen Sie versuchen, ihn auf seinem privaten Handy zu erreichen?«

«Danke, nein, es ist nicht so wichtig.«

Angelika legte den Hörer auf. Knabberte auf der Unterlippe. Das tat sie immer, wenn sie heftig nachdachte. Es waren keine angenehmen Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen. Wo war Randolph? Mit wem vertrieb er sich die Zeit?

Sie hätte sich auch nicht gewundert, wenn sie erfahren hätte, warum Randolph seine Mittagspause verlängert hatte. Er war zur Michaelistraße gefahren.

Aber nicht, wie sie vermutet hätte, um dort für irgendeine geheimnisvolle Geliebte ein Schmuckstück zu kaufen, sondern um sich mit dem Juwelier zu unterhalten. Er hatte sich sorgfältig zurechtgelegt, was er sagen wollte. Es sei ein Versehen passiert, seine Frau habe ihn vor längerer Zeit gebeten, einen goldenen Anhänger zu bezahlen, den sie zur Ansicht mitgenommen hatte ...

Aber er fand kein Juweliergeschäft, so sehr er auch suchte. Schließlich erkundigte er sich in einer Metzgerei. Was er hier erfuhr, war höchst merkwürdig.

»Ein Juweliergeschäft? So was hat es hier nie gegeben.«

***

Das erste, was Randolph bemerkte, als er nach Hause kam, war der Blumenstrauß, der auf dem Tisch stand.

»Hübsch!«, lobte er. »Wo hast du die Blumen her?«

Sie lachte. »Vom Supermarkt. Und ich habe keinen Cent dafür bezahlt.«

»Waaas?«

«Ja, die Blumen standen draußen, vorm Eingang. Ich habe sie mit reingenommen. Aber die Kassiererin hat sie übersehen.«

»Du hast sie nicht darauf aufmerksam gemacht?«

Sie zuckte die Schultern. »Warum sollte ich?« Sie lachte vergnügt. »Ich betrachte es einfach als Werbegeschenk von Herrn Supermarkt.«

Er lachte nicht. Im Gegenteil. Er machte ein sehr ernstes Gesicht.

»Weißt du, wie man das nennt, Angelika?  Ladendiebstahl!«

Das Abendessen verlief ähnlich schweigsam wie das Frühstück. Beide hingen ihren Gedanken nach. Beide dachten angestrengt darüber nach, worüber wohl der andere gerade nachdachte.

Nach dem Abendbrot setzten sie sich vor den Fernseher. Keiner interessierte sich sonderlich für das Programm, aber es war bequem, man brauchte nicht miteinander zu reden.

Gegen zehn läutete das Telefon.

Randolph ließ es klingeln.

»Willst du nicht rangehen?« fragte sie.

Er schüttelte nervös den Kopf. Nachdem aber das Klingeln nicht aufhören wollte, nahm er doch den Hörer ab. »Ja bitte?«

Wie Randolph befürchtet hatte, meldete sich wieder die quengelige Stimme von gestern Abend. »Ich hoffe, Sie hatten heute fruchtbare Gedanken, Herr Eckstein. Sind Sie zu einem Entschluss gekommen?«

Randolph schaute konsterniert zu Angelika, die so tat, als konzentriere sie sich auf die Quiz-Sendung im Fernsehen.

»Es passt jetzt nicht«, sagte er leise,

»Verstehe. Ihre Frau ist in der Nähe.  Dann rufe ich Sie wohl besser im Büro an, oder?«

»Ja.«

»Aber bereiten Sie sich schon mal darauf vor. Unter zehntausend Euro läuft nichts. Also bis morgen!«

Für Angelika war nun endgültig klar, was sie vorher nur vermutet hatte. Sie ging bald ins Bett. Aber sie schlief nicht.

Auch er konnte nicht schlafen. Lag im Bett. Starrte ins Dunkel, horchte auf ihren Atem. Er klang schwer, und es kam es ihm vor, als höre er sie stöhnen.

Oder war es sein eigenes Stöhnen?

Zehntausend Euro ...

Es war gegen drei Uhr, als sie sich plötzlich steil im Bett aufrichtete.

»Was ist los?«, fragte er erschrocken,

»Ich kann nicht schlafen, ich will nicht schlafen! Ich habe es satt! Endgültig!« Sie knipste Licht an, griff nach ihrem Handy, bestellte ein Taxi.

»Bist du verrückt geworden?«

»Lass mich!« Sie sprang aus dem Bett. »Ich muss mich anziehen, das Taxi kommt.«

»Wo willst du denn hin?«

»Erst mal in ein Hotel.«

»Aber warum, um Himmels Willen?«

»Da fragst du noch?« Sie war schon dabei, sich anzuziehen. »Für wie dumm hältst du mich eigentlich?« Ihre Augen funkelten. »Erst das heimliche Telefongespräch gestern Abend – und erzähle mir nicht, dass es ein Kunde war! – dann dein idiotisches Verhalten beim Frühstück, völlig geistesabwesend, weil du an sie gedacht hast, an sie, mit der du dich heute Mittag getroffen hast. Wahrscheinlich ist sie knackig und auf jeden Fall dumm, sonst würde sie nicht jeden Abend hier anrufen!« Sie riss sich wütend den Reißverschluss ihrer Jacke zu. »Und das mache ich nicht noch mal durch! Wenn sie morgen wieder anruft, sag ihr, alles okay, du bist frei.« Und sie rauschte hinaus.

Wie der Blitz war Randolph aus dem Bett, sauste hinter ihr her. Jetzt war Schluss mit falscher Rücksichtnahme! Während sie sich den Mantel anzog, erzählte er ihr die ganze Geschichte von dem Erpresser, den zehntausend Euro und seiner entsetzlichen Entdeckung, mit einer Ladendiebin verheiratet zu sein.

Das nahm ihr fast die Luft. Aber nur für wenige Sekunden. Dann sprudelte es aus ihr heraus: Empörung über die Verdächtigung, Enttäuschung über seine Leichtgläubigkeit und ein Stein vom Herzen, dass keine andere Frau im Spiel war.

Sie überhörten das Hupen des Taxis, sie achteten nicht auf das Klingeln des Fahrers, sie redeten hin und her. Sie erfuhr dabei, dass er ernsthaft erwogen hatte, seine geliebte Münzsammlung zu verkaufen, um das Geld aufzubringen, und er erfuhr, dass sie den goldenen Skorpion, wenn auch zu einem lächerlichen Preis, aber ehrlich erworben hatte, von einem schwarzbärtigen, schielenden Juwelier in der Michaelistraße.

***

Am nächsten Vormittag erhielt Randolph in seinen Büro den Anruf des Erpressers. Er sagte, er wolle sich mit ihm arrangieren und ihn um elf Uhr abends bei der Endhaltestelle der Buslinie 14 treffen.

Nach dem Mittagessen fuhren Randolph und Angelika in die Michaelistraße. Dort, wo Angelika vor einem Jahr den goldenen Skorpion gekauft hatte, fanden sie kein Juweliergeschäft sondern eine Änderungsschneiderei.

Der Schuhmacher war freundlich und mitteilsam. Ja, ja, die gnädige Frau möge den schwarzbärtigen Mann mit dem Silberblick für einen Juwelier gehalten haben. In Wahrheit sei er ein kleiner Trödler. Er sei in Schwierigkeiten geraten, habe das Geschäft aufgeben müssen, weil die Staatsanwaltschaft ihn verdächtige, Hehlerware verhökert zu haben.

»Ach, du meine Güte!«, rief Angelika. »Deswegen war es so billig! Randy, du trägst einen gestohlenen Skorpion am Hals!«

***

Elf Uhr abends. Endstation der Buslinie 14.

Randolphs Wagen hielt in einiger Entfernung. Die letzten fünfzig Meter legte er zu Fuß zurück. Von dem kleinen Mann, der in dem Wartehäuschen stand, waren nur die Umrisse zu sehen, so dunkel war es. Aber an der Stimme erkannte Randolph sofort seinen Erpresser.

»Sie haben mir am Telefon einen gehörigen Schreck eingejagt!«, sagte er.

In diesem Moment strahlte eine Taschenlampe auf. Der Mann stutzte. Er hatte nicht bemerkt, dass außer Randolph noch zwei Personen aus dem Auto gestiegen waren. Im Licht der Taschenlampe konnte man sehen, dass er ein wenig schielte und einen dunklen Bart trug.

»Das ist er«, meldete sich Angelikas Stimme. »Er hat mir den goldenen Skorpion verkauft. Für 120 Euro.«

»Tja«, sagte der breitschultrige Mann, der die Taschenlampe hielt, »dann verhafte ich Sie wegen Verdachts der Hehlerei und Erpressung.« Der das sagte, war Kriminalobermeister Schilling.

***

Als Randolph und Angelika nach Hause kamen, umarmten sie sich erst mal. Glücklich und erlöst.

»Ich wundere mich bloß«, sagte sie lächelnd, »dass du so einem dummen, primitiven Schwindel aufgesessen bist!«

»Ja, das lag vor allem daran, dass ich die Sache von dir fernhalten wollte.«