2 Freunde für 4 Pfoten (Band 1) -  Das Katerkuddelmuddel - Sonja Maren Kientsch - E-Book

2 Freunde für 4 Pfoten (Band 1) - Das Katerkuddelmuddel E-Book

Sonja Maren Kientsch

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Beschreibung

+ Beliebtes Thema: Tiere + Ausgewogenes Text-Bild-Verhältnis + Kurze Sätze und Kapitel + Mit vielen atmosphärischen Illustrationen + Perfekt für Erstleser+ Kennt ihr das, wenn man einen riesengroßen Traum hat, so mit Bauchkribbeln und allem Drum und Dran? So war das bei mir und meiner besten Freundin Jette, als wir beschlossen, eine Tierretter-Zentrale zu gründen. Alles hat damit angefangen, dass mir Frau Stritzelberger erzählte, der Muskelkater – so heißt ihr Katzenbaby – habe ganz schreckliche Staubsaugerangst. Da hatte ich sofort einen 1-a-Spitzenplan bereit, wie ich dem Kleinen helfen könnte. Was daraufhin alles Unglaubliches passiert ist, lest ihr am besten selbst. Freundschaft, Träume und ganz viele Tiere. Die neue Kinderbuchreihe um die Freundinnen Matilda und Jette bietet Lesespaß und Wohlfühlatmosphäre für Mädchen ab 8 Jahren. Viele lustige Illustrationen begleiten die liebenswerten Tierretterinnen bei ihren Abenteuern.

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Für Maik.

Weil du es schon immer gewusst hast.

Für Silas, Sina und Franka.

Weil ihr meine Besten seid.

Zuckerwatte auf dem Kopf und ein Strudel im Bauch

Die ganze Geschichte begann mit Frau Stritzelbergers Muskelkater. Den hatte sie mir mitgegeben, weil er ein Problem mit ihrem Staubsauger hatte und sie sich überhaupt nicht mehr zu helfen wusste!

Muskelkater ist Frau Stritzelbergers Katzenkind und er hatte wirklich große Schwierigkeiten, bis meine Freundin Jette und ich alles in Ordnung gebracht haben. Na ja, erst mal fast alles, um genau zu sein. Denn es ist ja so: Manchmal funktioniert ein Plan und dann wieder nicht! Und selbst wenn alles perfekt aussieht, kann doch noch sehr viel schiefgehen. Wie eine Seifenblase, die kurz vorm Losfliegen zerplatzt. Oder wie die Sache mit Muskelkater eben.

Sowieso war an diesem Tag zunächst gar nichts nach Plan gelaufen. In Mathe hatte ich gar nichts kapiert, auf dem Pausenflohmarkt hatte ich gar nichts gefunden, und als ich mir zum Trost im Tante-Anna-Laden ein Eis kaufen wollte, wurde ich kurz vorm Ziel – der Eistruhe – aufgehalten.

Gerade als ich den Truhendeckel öffnen wollte, sprach mich Frau Stritzelberger an und erzählte mir von ihrem neuen Haustier, dem Muskelkater eben. Dabei hätte ich echt dringend nach Hause gemusst, weil ich am nächsten Tag eine Mathearbeit schreiben sollte und wie gesagt noch nicht sooo viel Ahnung hatte. Ich wollte lernen, ehrlich wahr! Das nutzte mir aber nichts, denn natürlich musste ich nun erst einmal Frau Stritzelberger zuhören. Ich weiß ja, dass sich das gehört. Vor allem, weil sie sonst nicht so viele Zuhörer hat.

Die Leute in unserer Stadt halten Frau Stritzelberger für seltsam, weil sie erstens eine Frisur hat, die wie lila Zuckerwatte aussieht, und zweitens direkt darunter im Nacken eine Tätowierung trägt. Einen eingravierten Strichcode, um genau zu sein. Gerade so, als ob sie eine Ware in einem Supermarktregal wäre. Damit fällt sie bei uns auf wie eine Giraffe im Hühnerstall, echt und ehrlich! Dazu kommt, dass sie drittens auch noch den ganzen Tag Bilder malt und sich überhaupt nirgends einbringt. Singt nicht im Chor, taucht nicht im Sportverein auf und selbst im Häkeltreff lässt sie sich nicht blicken! Mir ist das alles schnurzpiepegal. Ich denke, sie braucht einfach keine gehäkelten Klorollenhüte, und Topflappen kauft sie vielleicht lieber bei IKEA. Mit ihrem Mann hat sie ebenfalls ein großes Pech, sagen die Leute, denn er hockt fast den ganzen Tag am Computer. Und wenn er doch mal rausgeht, in seiner schwarzen, fransigen Lederjacke, ist er zu bequem, um zu grüßen! Die Leute in unserer Stadt, die wissen alles. Ach, was sage ich, die wissen mehr als alles. Allesalles, ungelogen!

Ich hörte also zu und spürte, dass sich Frau Stritzelberger ernsthaft Sorgen um ihren Kater machte. Weil der nämlich jedes Mal, wenn sie ihren Staubsauger anschleppte, maunzte und ganz jämmerlich litt. „Er hasst Lärm, Matilda. Staubsaugerlärm besonders. Wenn wir staubsaugen, verdreht er wie verrückt die Augen und einmal hat er sich sogar vor lauter Aufregung übergeben“, erzählte Frau Stritzelberger niedergeschlagen und dann fragte sie: „Ach Mensch, was soll ich nur tun?“

Ich guckte sie an und zupfte an meiner Unterlippe.

An dieser Stelle müsst ihr wissen, dass ich ein spezielles Gen mit mir herumtrage, ein sogenanntes Tierretter-Gen. Ob es wirklich so heißt, weiß ich nicht, aber in meinem Kopf nenne ich es so. Die Gene des Menschen sind in jeder Körperzelle und enthalten alle Informationen, die unser Körper braucht. Das hat mir Papa erklärt und ich stelle mir vor, dass sie in meinem Inneren herumwirbeln und meinem Körper sagen, was er zu tun hat. Sie rufen „Stopp!“, wenn er aufhören soll zu wachsen, und bestimmen, ob ich Sommersprossen haben darf oder nicht.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Gene jeder Mensch hat, aber es sind einige. Vielleicht sogar hunderttausend! Doch egal, wie viele es auch sind: Ich habe auf jeden Fall eines mehr! Und dieses Tierretter-Gen ist schuld daran, dass ich niemals an einer verletzten Schnecke oder einem Käfer, der auf dem Rücken liegt, vorbeigehen kann, während die ganze Welt so tut, als seien diese Tiere völlig unwichtig. Und eine kater-verzweifelte Frau Stritzelberger konnte ich auf keinen Fall stehen lassen, das Gen ließ es einfach nicht zu!

„Dann lassen Sie doch das Staubsaugen“, sagte ich darum, schob endlich den Deckel von Tante Annas Tiefkühltruhe auf und angelte mir ein Kaktus-Eis.

„Nicht saugen geht nicht. Saugen muss der Mensch und wir sowieso.“ Frau Stritzelberger verbarg ihr Gesicht in ihren Händen und schüttelte den Kopf. So heftig, dass ihre Zuckerwattenfrisur gefährlich hin- und herwackelte und ihr großer Ohrring mit einem „Plopp“ vom Ohr auf den Boden purzelte.

„Hoppla“, sagte sie und bückte sich nach ihrem Klunker. Leider sah sie dabei ein bisschen aus wie eine Ente. So, wie es in Alle meine Entchen heißt: Köpfchen in das Wasser,Schwänzchen in die Höh’. Bloß dass Frau Stritzelberger kein Schwänzchen, sondern ihren Po in die Höh’ streckte, was in einem engen Tante-Anna-Laden-Gang recht ungewohnt aussieht. Und unvorhersehbare Probleme bereiten kann, wie ich kurz darauf feststellen musste. Denn als sich Frau Stritzelberger beim Bücken ein Stück zur Seite drehte, blieb ihr Po am Regalbrett mit den Dosentomaten hängen und riss mehrere Dosen auf den Boden. Und weil sie sich gleich wieder drehte – wahrscheinlich um zu gucken, woher der Lärm kam–, steckte ihr Po plötzlich mitten im Regal. Oben ein Brett, unten eins und dazwischen der Allerwerteste.

Tante Anna, die von allen in unserer Stadt so genannt wird, obwohl sie hier gar keine Verwandten hat, bediente gerade eine Frau an der Wursttheke. Die beiden sahen mit einem Blick zu uns hinüber, als wollten sie Frau Stritzelberger gleich ins Gefängnis stecken. Ich schob schnell ein paar Dosen zur Seite und drückte den Po aus dem Regal. Dann beeilte ich mich, für Frau Stritzelberger den Ohrring aufzuklauben und die heruntergefallenen Dosen einzusortieren – damit sie sich nicht noch mal bücken musste.

„Weißt du, mein Mann hat eine Stauballergie“, sagte sie schließlich, als alle Dosen in einer Reihe standen und der Ohrring wieder an Ort und Stelle hing. „Wenn wir einen Tag lang nicht saugen – au Backe! Da niest mein Mann die Vorhänge aus den Schienen.“

„Hm“, machte ich und nickte. „Vielleicht grüßt Herr Stritzelberger deshalb so selten!“, dachte ich. Weil er die ganze Zeit Mund und Nasenlöcher zusammenkneifen muss, um nicht zu niesen. Man weiß ja manchmal nicht, warum Menschen so sind, wie sie sind, und hier hätten wir mal eine logische Erklärung. Die wollte ich auch für Muskelkaters Verhalten finden, denn eine schnelle Lösung war nicht in Sicht. Auch der nächste Vorschlag, den ich machte, war nicht umsetzbar.

„Saugen Sie nur noch, wenn Ihr Muskelkater nicht da ist“, schlug ich vor. Aber das ging nicht, weil der Tagesablauf von Frau Stritzelberger so eng getaktet ist, dass sie das Saugen AUF KEINEN FALL nach den Gewohnheiten ihrer Katze richten kann. Gerade wollte ich anmerken, dass ein niesender Herr Stritzelberger vielleicht weniger schlimm war als ein verzweifelter Kater, da passierte schon wieder etwas. Aber dieses Mal war es etwas Wundervolles, denn Frau Stritzelberger sagte diesen einen Satz. Den Satz, der einen Riesenstrudel in meinem Bauch auslöste – und mit dem alles begann.

„Ich bräuchte einen Tierflüsterer, Matilda. Einen, der meinem Muskelkater die Angst wegflüstert. Das wär’s!“

Sie sagte es so geheimnisvoll, dass sich Tante Anna und die Frau an der Wursttheke umdrehten, ihre Köpfe schüttelten und – PLÄNG! – über der Theke zusammenstießen, als sie ihre Unterhaltung fortsetzen wollten. Frau Stritzelberger kicherte, während sich Tante Anna und die Frau die Stirn rieben. Vielleicht hätte ich das auch ein bisschen lustig gefunden, aber das konnte ich vor lauter Aufregung gar nicht feststellen. Denn seit Frau Stritzelberger diesen Tierflüsterer-Satz ausgesprochen hatte, war da ein furchtbar heißes Gefühl in meinem Herzen. Meine Ohrläppchen glühten und in meinem Kopf war nur ein Gedanke: Was, wenn das hier gar kein Zufall war? Wenn das alles möglicherweise richtig war, obwohl ich es nicht geplant hatte? Ein Plan des Himmels sozusagen – könnte doch sein! Denn: Ein Tierflüsterer, der stand ja genau hier! Im Tante-Anna-Laden unserer Stadt. Und er steckte in meinem Körper! Also, genau genommen war es eben ICH, Matilda Mandelbaum!

Ich hatte erst vor Kurzem eine Sendung über einen Pferdeflüsterer gesehen. Der hieß wirklich so, im Ernst! Dieser Mann beobachtete jedes Pferd genau und flüsterte mit den Tieren, bis sie keine Angst mehr hatten. Oder aufhörten, sich komisch zu verhalten, je nachdem was ihr Problem gewesen war. Und ich würde Muskelkaters Vertrauen gewinnen und ihm jede Staubsaugerangst wegflüstern. „Geben Sie mir den Kleinen. Ich mach das!“, sagte ich entschlossen.

„Du machst das was?“, fragte Frau Stritzelberger und sie guckte mich an, als ob sie schon wieder an etwas völlig anderes dachte. Nebenbei suchte sie etwas in ihrer Tasche. Wahrscheinlich den Geldbeutel, weil wir inzwischen an der Kasse angekommen waren.

„Die Angst. Ich flüstere sie über alle Berge“, sagte ich und dann erzählte ich von meinem Tierretter-Gen. Als ich damit fertig war, legte ich mein Eis, das sich schon ziemlich weich anfühlte, auf den Tresen.

„Und du meinst, das klappt wirklich?“, fragte Frau Stritzelberger und legte ihre Sachen zu meinem Eis.

„Klar“, sagte ich und versuchte, möglichst überzeugend zu klingen. Ich hatte es ja noch nie ausprobiert und wusste nicht, ob Katzen so gut auf das Flüstern reagierten wie Pferde. Aber war das nicht meine Chance? Wenn ich gut war, konnte ich die erste Katzenflüsterin des Universums werden, das war sooo wundervoll! Ich hatte nämlich auch keine Lust, irgendwann im Häkeltreff zu landen, bloß weil mir nichts Besseres einfiel.

„Also gut“, sagte Frau Stritzelberger und ihre Augen sahen aus, als ob sie lächelten. „Dann mach das. Flüstere meinem Muskelkater die Angst weg! Ich glaube, der würde sich freuen!“

Eine außerirdische Riesenameise und ein fast perfekter Plan

Wie gut, dass ich immer einen Tierretter-Fahrradkorb dabeihabe! So hatte ich den kleinen Muskelkater sofort mitnehmen können, nachdem mich Frau Stritzelberger zu ihm gebracht hatte. Ich hatte den Korb auf meinen Gepäckträger geklemmt, dann war ich mit dem Kater davongesaust. Auf den Hof am Hühnerberg, wo ich wohne und wo ich nun dem Plan des Himmels gehorchte – weshalb ich meine Mathesachen in den Schrank gestopft hatte.

„Bist du bereit?“, fragte Jette.

„Oberbereit!“, antwortete ich fest entschlossen und rollte mich unter meinem Bett noch ein bisschen besser zusammen.

Mir war sofort klar gewesen, dass ich meine beste Freundin in dieser wichtigen Sache zu mir bestellen musste.

Eigentlich sollte sie an diesem Nachmittag auf ihre Schwester Rike aufpassen, aber mein Glück war, dass gerade eine neue Nachbarin bei ihr eingezogen war. Die konnte noch nicht wissen, auf was sie sich einließ, wenn sie als Babysitter einsprang! Schwupps war Rike bei der Nachbarin und Jette und ich hatten freie Bahn.

Das hört sich jetzt bestimmt so an, als würde Jette ihre Schwester einfach herumreichen, wie es ihr passt. Aber das stimmt nicht! Denn obwohl Rike wirklich anstrengend ist, spielt Jette immer wieder den Kinder-Dompteur und springt ein, wenn das Au-pair-Mädchen a) mal wieder das Weite gesucht hat oder b) auf das Amt gehen oder c) sonst etwas Wichtiges erledigen muss. Heute war es b). Ich hoffte nur, die Nachbarin kam lebendig aus der Sache raus und ohne eingesaugte Haare (wie die letzte Nachbarin) oder eine abgeschnittene Bluse (wie das letzte Au-pair)! Allerdings hatte ich nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn Jette wollte natürlich jedes Detail meiner Stritzelberger-Begegnung hören. Sie lauschte aufmerksam. Nicht nur mit den Ohren, auch mit dem Gehirn. Denn das Gute an Jette ist: Sie ist überintelligent. Ihre Klugheit liegt bei drei Millionen oder so, echt wahr! Kein Wunder also, dass wir ratzifatzi einen Drei-Phasen-Flüsterplan ausgeklügelt hatten:

Phase 1: Vertrauen schaffen und flüstern.