24 weihnachtliche Geschichten. Ein Adventskalenderbuch -  - E-Book

24 weihnachtliche Geschichten. Ein Adventskalenderbuch E-Book

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Beschreibung

Ganz ohne Schokolade verkürzt dieser Adventskalender die Wartezeit bis Weihnachten. 24 Autoren erzählen 24 Adventsgeschichten - mal lustig, mal nachdenklich, mal besinnlich, mal humorvoll.
Mit verschlossenen Doppelseiten, die ab dem 1. Dezember bis zum Heiligen Abend täglich an der Perforation aufgetrennt werden. So macht das Warten auf Weihnachten Spaß!


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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Titel

Impressum

1. Dezember – Die Fundsache

2. Dezember – Eine einzigartige Weihnachtskrippe

3. Dezember – Der Weihnachtsmarkt

4. Dezember – Überraschung im Schnee

5. Dezember – Vernödelte Weihnachten

6. Dezember – Nikolaustag – Früher war’s besser

7. Dezember – Weihnachtsbaum Klaus

8. Dezember – Karim und die arabische Weihnacht

9. Dezember – Weihnachten mit den Tanten

10. Dezember – Papas bestes Argument

11. Dezember – Pizza im Schnee

12. Dezember – Piratenadvent

13. Dezember – Wie wir Weihnachten gerettet haben

14. Dezember – Der Besuch der alten Dame

15. Dezember – Eine Weihnachts-Schweinefee für Himpelchen

16. Dezember – Amelie hilft dem Weihnachtsmann

17. Dezember – Aushilfsbäcker dringend gesucht

18. Dezember – Das elfte Weihnachten

19. Dezember – Der perfekte Weihnachtsbaum

20. Dezember – Die Treppe zum Paradies

21. Dezember – Düstere Aussichten

22. Dezember – Karussell auf Suaheli

23. Dezember – Na super!

24. Dezember – Blauer Schneemann

Biografien

Dieser Adventskalender verkürzt mit 24 Geschichten die Wartezeit bis Weihnachten. Jeden Tag vom 1. bis 24. Dezember kannst du eine neue Geschichte öffnen. Mit einem Brieföffner oder einem Lineal geht das besonders gut. Viel Spaß mit diesem Buch!

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Originalausgabe

Copyright © 2013 by Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlaggestaltung: Florian von Wissel, hoop-de-la, Köln

Umschlagmotiv: Barbara Korthues

E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-8387-4606-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

1. Dezember

Sabine Neuffer

Die Fundsache

Der Morgen, an dem Benni den Bart vom Weihnachtsmann fand, war ein Wintermorgen wie jeder andere – dunkel, kalt und ungemütlich. Benni war auf dem Weg zur Schule, als er den Bart entdeckte. Wie eine kleine Wolke hing er in den Zweigen eines Busches am Straßenrand.

Als Benni ihn vorsichtig hervorgezogen hatte, wusste er sofort, dass es der Bart vom Weihnachtsmann war. So fein, so weich, so geheimnisvoll glitzernd konnte nichts anderes sein. Mann, das war ja was! Wie konnte der Weihnachtsmann denn seinen Bart verlieren? Und dann noch gerade hier, mitten auf Bennis Schulweg? Was hatte er hier gemacht? Es war doch noch gar nicht Weihnachten, sondern erst der 1. Dezember! Hatte der Weihnachtsmann da nicht etwas anderes zu tun, als spazieren zu gehen? Sollte er sich nicht viel lieber darum kümmern, dass er alle Geschenke für die Kinder zusammenbekam? Die elektrische Eisenbahn für Benni zum Beispiel und das Snowboard und den neuen MP3-Player.

Oder – auwei! – hatte der Weihnachtsmann seinen Bart etwa verloren, als er vorbeigekommen war, um Bennis Wunschzettel einzusammeln? Das wäre ja ganz schrecklich, dann wäre es ja sozusagen Bennis Schuld, dass das passiert war! Dann musste er das aber ganz schnell wieder in Ordnung bringen, denn ein Weihnachtsmann ohne Bart konnte sich nun wirklich nicht auf der Erde blicken lassen.

Hastig stopfte Benni den Bart zu seinen Schulsachen in den Rucksack. Über alles Weitere würde er sich später Gedanken machen, jetzt musste er erst einmal sehen, dass er schleunigst in die Schule kam, es war schon spät!

Erst nach der ersten Stunde kam Benni dazu, seinem besten Freund Bob den Fund zu zeigen. Verstohlen öffnete er die Lasche seines Rucksacks und flüsterte: „Guck mal!“

Bob kicherte. „Was soll das denn sein? Hast du deiner kleinen Schwester eine Puppenperücke geklaut?“

„Quatsch!“ Benni war empört. „Das ist der Bart vom Weihnachtsmann!“

„Haha, vom Weihnachtsmann!“, lachte Bob. „Du meinst, von irgend so einem Studenten, der jetzt auf dem Weihnachtsmarkt jobbt. Der ist doch selber schuld, wenn er seinen Bart verbusselt, muss er sich halt einen neuen besorgen.“

„Nein!“, sagte Benni. „Das ist der Bart von dem richtigen Weihnachtsmann, ganz sicher! Fühl mal, wie weich er ist! Und guck ihn dir mal ganz genau an, er glitzert sogar ein bisschen, der ist garantiert echt, da bin ich ganz sicher!“

Bob guckte genau hin und befühlte den Bart. „Hm“, machte er dann, „das glaube ich nicht. Der echte Weihnachtsmann verliert doch nicht seinen Bart, du spinnst doch!“

„Ich spinne nicht!“, rief Benni, aber da kam die Lehrerin wieder herein, und der Unterricht ging weiter.

Am Nachmittag wollte Benni unbedingt zum Fundbüro gehen und den Bart dort abgeben. Bob kam mit.

Das Fundbüro war im Rathaus. Im Keller. Und es wurde bewacht von einem alten Mann, der so aussah, als hätte er sein ganzes Leben in diesem Keller verbracht. Ganz blass und angestaubt sah er aus.

„Was?“, rief er aufgebracht, als Benni ihm den Bart hinhielt. „Was soll ich denn damit?“

Benni sah ihn verwundert an. „Na, aufbewahren. Bis sein Besitzer ihn wieder abholt.“

Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Das olle Ding? Weihnachtsmannbärte gibt’s für ein paar Euro in jedem Warenhaus zu kaufen, glaubst du, da kommt jemand auf die Idee, dass so ein verlorener Bart hier abgegeben wird? Nie im Leben!“

„Aber …“, begann Benni, doch der Mann unterbrach ihn sofort.

„Wenn ich jeden wertlosen Plunder aufbewahren würde, den die Leute so verlieren, dann könnte ich mich hier gar nicht mehr rühren! Nee, nee, wirf das Ding mal in die Tonne, danach fragt kein Mensch mehr.“

Benni drückte den Weihnachtsmannbart fest an seine Brust und sah den alten Mann böse an. „Sie sind ja ein schöner Fundbürodirektor!“ Dann packte er Bob am Ärmel und machte kehrt. „Komm, wir gehen!“

„Und was willst du nun machen?“, fragte Bob, als sie wieder auf der Straße standen.

„Ein Schild!“, sagte Benni. „Ich male ein Schild, und das hänge ich an die Straßenlaterne, da wo ich den Bart gefunden habe. Das sieht der Weihnachtsmann bestimmt, wenn er heute Nacht zurückkommt.“

„Na ja, wenn du meinst …“, sagte Bob. Er klang alles andere als überzeugt.

Langsam hatte Benni die Nase voll. „Ja, meine ich!“, erwiderte er aufgebracht. „Du brauchst mir ja nicht zu glauben! Von mir aus kannst du der nächste Fundbürodirektor werden, du … du …“

„Ist ja schon gut“, sagte Bob beschwichtigend. „Wenn du willst, helfe ich dir, das Schild zu schreiben.“

Sie nahmen Filzmaler und schrieben in großen, bunten Buchstaben:

Liber Weinachzmann

Ich habe deinen Baat gefunden,

er war in den büschen.

Du kanst ihn abhohlen bei

Benni Melzer

Rosenstraße 11

Da ligt er auf der Vensterbank.

Gerade als sie hinausgehen wollten, um das Schild aufzuhängen, kam Bennis Mutter vom Einkaufen nach Hause. „Was habt ihr denn vor?“, fragte sie und warf einen Blick auf das Pappschild, das Benni unterm Arm trug.

Benni war das gar nicht recht. Seine Mutter brauchte das alles überhaupt nicht zu wissen, diese Sache ging nur den Weihnachtsmann und ihn etwas an. Außerdem würde seine Mutter wahrscheinlich auch nicht glauben, dass das der Bart vom echten Weihnachtsmann war. Nicht mal Bob glaubte es ja richtig.

Doch die Mutter schmunzelte: „Sieben Rechtschreibfehler in sieben Zeilen, das ist ja eine reife Leistung! Aber lauft mal und hängt das Schild auf, der Weihnachtsmann wird schon verstehen, was gemeint ist. Und wenn ihr wiederkommt, gibt’s ein paar Weihnachtsplätzchen.“

Bevor Benni abends ins Bett ging, breitete er den Weihnachtsmannbart auf der Fensterbank aus und strich ihn glatt. Wie samtig er sich anfühlte!

Später kamen Bennis Eltern, um Gute Nacht zu sagen. Auch sie streichelten den Bart, und als Bennis Vater das Licht ausgeknipst hatte, sah man die weichen weißen Haare im Mondlicht funkeln und glitzern.

Am nächsten Morgen war der Bart weg. Stattdessen stand ein kleines rotes Spielzeugauto da, so eins, wie Benni es sich schon lange gewünscht hatte. Daneben lag ein Zettel: „Danke, Benni! Bis bald!“ Und unter den Text war ein großes, verschlungenes W gemalt!

2. Dezember

Ulrike Rylance

Eine einzigartige Weihnachtskrippe

Vor dem Einkaufszentrum herrscht ein unglaubliches Gedränge, obwohl gerade erst Anfang Dezember ist. Menschen hasten nach rechts und nach links, schleppen Pakete und Tüten oder futtern gebrannte Mandeln und trinken Glühwein. Ich muss aufpassen, dass niemand in mich hineinläuft und meinen kostbaren Schatz zerdrückt. Nico läuft vor mir und bahnt uns den Weg.

„Achtung, heiß und fettig!“, brüllt er und manchmal auch „Achtung, hochexplosiv!“ Das wirkt. Wie aufgeschreckte Schafe rennen die Leute dann auseinander. Dabei ist das, was ich trage, nicht gefährlich, sondern wunderschön: eine Pop-up-Weihnachtskrippe, eigenhändig aus Papier geschnitten und geklebt, mit einem winzig zarten Jesusbaby in der Wiege und einem Papierstern von Bethlehem, den man an einem Stab hin und her schieben kann, damit er über den Himmel wandert.

„Wie süß!“ Florentine aus unserem Block steht auf einmal vor uns. Sie reißt die Augen auf. „Hast du das selbst gemacht, Roxy? Wo wollt ihr damit hin?“

„In die zweite Etage“, informiere ich sie stolz. „Alle aus der fünften Klasse haben Weihnachtskrippen gebastelt, und ab heute werden sie im Einkaufszentrum ausgestellt.“

„Wie süß“, sagt sie wieder. „Guck mal, Julchen.“ Sie nimmt mir meine Weihnachtskrippe aus der Hand und hält sie ihrer kleinen Schwester hin, die im Kinderwagen sitzt. „Da ist ein Baby, genau wie du!“

„Gagi“, macht Julchen und greift plötzlich nach dem Stern von Bethlehem. Erschrocken ziehe ich mein Kunstwerk weg. Das fehlte noch, dass kleine verschmierte Babyhändchen mir alles kaputt machen!

„Wir müssen weiter.“ Ich trippele ungeduldig auf der Stelle. Wo ist Nico, mein Bruder und Bodyguard? Da kommt er, eine Bratwurst in der einen, eine Cola in der anderen Hand.

„Bei Bratwurst werde ich schwach“, sagt er kauend, und dann ziehen wir weiter in die zweite Etage. Auf dem Weg dahin ernte ich noch mehr bewundernde Blicke.

Die meisten aus meiner Klasse sind schon da und auch ein paar aus der 5b. Lisa hat ihre Weihnachtskrippe aus Tonfiguren gebaut, Raffael hat einfach nur Legomännchen genommen, die rumstehen wie auf der Baustelle, Claire hat ganz stilecht Stroh in ihrer Krippe angehäuft und jammert leise, weil es bei jedem Windzug durch die Luft wirbelt. Es gibt eine Weihnachtskrippe aus Lebkuchenfiguren, eine aus Filz, eine aus Holz – angeblich von Sebastian selbst gesägt, na ja – und sogar eine mit Barbie und Ken als Maria und Josef. Aber es gibt keine andere Pop-up-Krippe, und das macht mich glücklich.

„Hierhin?“, fragte Nico. Er hält immer noch seine Bratwurst in der Hand und deutet damit auf einen freien Platz neben Barbie und Ken.

Ich nicke und stelle mein Papierkunstwerk vorsichtig ab.

„Wart mal, das steht schief“, sagt Nico und beugt sich vor, um es zurechtzurücken. Und da geschieht das Unfassbare: Der Deckel schnappt von seinem Colabecher, Nico schnappt nach Luft, und wir beide müssen schockiert zusehen, wie sich die Cola in einem großen Schwall über meine wunderschöne Weihnachtskrippe ergießt. Wie in Zeitlupe kippt erst der schaumgetränkte Esel um, dann Josef, dann Maria, und zum Schluss liegt auch noch das Jesusbaby durchweicht und colabraun auf seinem Papierstroh. Mit einem Aufschrei erwacht Nico aus seiner Starre und streckt panisch die Hand aus, um zu retten, was noch zu retten ist. Aber dabei rutscht ihm auch noch die Bratwurst vom Pappschälchen und erschlägt die Heiligen Drei Könige. Sie liegen platt gequetscht und fettig auf dem Boden der Krippe.

„Es … es tut mir so leid“, stammelt Nico immer wieder, als wir wenig später fassungslos in einer Ecke kauern und die aufgeweichte Weihnachtskrippe anstarren. Ich kann gar nichts sagen, weil ich so wütend und so unendlich traurig bin. Nach und nach bauen immer mehr Kinder ihre Krippen auf, die ersten Leute bleiben stehen und fangen schon an zu fotografieren, und in zwanzig Minuten soll die Ausstellung eröffnet werden. Ohne meine Krippe …

Gerade kommen ein paar Kumpel von Nico angeschlendert, und dann biegt auch noch Florentine mit dem Kinderwagen um die Ecke, um mit Baby Julchen die Weihnachtskrippen anzusehen. Ein Baby, genau wie du. Plötzlich habe ich eine Idee. Eine völlig irre, aber einzigartige Idee.

„Wenn es dir wirklich so leidtut“, unterbreche ich Nicos Gejammer, „dann wirst du mir jetzt augenblicklich helfen.“

Er schluckt und guckt mich neugierig an.

„Besorge mir ein paar Tiere. Esel, Schaf, irgend so was. Und ein paar lange Mäntel oder Decken. Und deine drei Kumpel da hinten. Ich besorge das Baby.“

„Esel. Schaf. Drei Kumpel.“ Nico guckt mich mit leerem Blick an. Dann dämmert es. „Du willst …“

Ich nicke. „Ganz genau.“

Ich weiß nicht, wie Nico es geschafft hat, aber eine Viertelstunde später haben wir: Drei Heilige Könige aus der siebten Klasse mit Papierkronen aus dem Schreibwarenladen auf dem Kopf, mit Kaugummi im Mund und in Brandschutzdecken gehüllt. Ein großes Plüschschaf aus dem Spielzeugladen, welches wir hinterher umgehend zurückbringen sollen. Den schwarz-weiß gefleckten Hund von unserer Nachbarin Frau Zeisel, der fast wie eine Kuh aussieht, wenn er liegt und nicht bellt. Nico als Josef mit Spazierstock, Laterne und fettigen Bratwurstfingern, einen Pappkarton vom Möbelhaus Bayer als Bettchen mit etwas geborgtem Stroh und schließlich mich, Roxy, als Maria mit dem Kopftuch unserer Lehrerin und Julchen als Jesusbaby im Arm. Wir stehen alle ganz still und andächtig da und gucken auf unser Baby, denn wir sind eine lebendige Weihnachtskrippe.

Eine Frau vom Einkaufszentrum tritt jetzt vor. „Meine Damen und Herren, liebe Kinder, hiermit eröffne ich unsere wunderbare Ausstellung. Dieses Jahr haben wir wirklich ein paar ganz … einzigartige Stücke dabei.“ Ihr Blick streift uns leicht verwirrt, ein paar Leute klatschen, eine Kamera blitzt auf, und Baby Julchen lacht krähend.

„Wie niedlich!“, ruft jemand, und unser Jesusbaby ruft begeistert „Gagi!“ zurück, und dann müssen wir alle so sehr lachen, dass Josef Schluckauf bekommt und unsere Kuh anfängt zu bellen. Und eigentlich ist das jetzt fast noch besser als die Pop-up-Krippe.

3. Dezember

Heiko Wolz

Der Weihnachtsmarkt

„Komm schon, Mariechen! Wir wollen auf den Weihnachtsmarkt. Das Karussell wartet, und danach gibt es Zuckerwatte und Magenbrot!“

Marie vergräbt das Gesicht im karierten Sofakissen. Ganz dünn macht sie sich, damit Mama sie aus der Küche auch nicht sehen kann.

Bestimmt soll Marie die gefütterte grüne Jacke anziehen, in der sie sich kaum bewegen kann. Mama kapiert einfach nicht, dass Marie mit dem alten Teil keinen Schritt mehr vor die Tür geht! Und was noch schlimmer ist: Mama wird Omas selbst gehäkelte Pudelmütze rauslegen. Weil die so gut zur Jacke passt. Sagt Mama.

Klar, wenn man farbenblind ist, passt alles.

Oder weshalb setzt Mama sich sonst freiwillig die zweite Mütze von Oma auf?

Und dann? Marie wird sich stundenlang die Füße platt stehen, weil Mama und Papa auf dem Markt Freunden begegnen und nur gaaanz kurz mit ihnen quatschen wollen. Und auf das Karussell springt vielleicht Maries kleiner Bruder Felix an, aber sie sicher nicht mehr.

Marie seufzt in ihr Kissen. Wieso kann Weihnachten nicht im Sommer sein? Das wäre viel lustiger. Dann ginge sie gern mit auf den Markt. So aber würde sie am liebsten liegen bleiben, Plätzchen essen und fernsehen.

Sie gähnt laut.

„Ah, da bist du, Mariechen“, sagt Mama.

Mist.

„Wenn wir uns nicht beeilen, verpassen wir noch den Chor.“

Den hatte Marie total vergessen. Oder verdrängt. Jedes Jahr beginnt er mit „Lasst uns froh und munter sein“. Und Mama und Papa grölen aus voller Kehle mit. Alle Blicke richten sich dann auf sie, und Marie kann so unbeteiligt tun, wie sie will, es wissen doch immer alle, dass sie dazugehört. Stichwort: Pudelmützen.

Marie stellt sich schlafend, aber Mama nimmt ihr die Decke weg. Es hilft nichts, Marie muss mit.