5 Cottages - Das Dornenhäuschen - C.K. Jennar - E-Book

5 Cottages - Das Dornenhäuschen E-Book

C.K. Jennar

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Beschreibung

Eine Chance auf einen Neuanfang. Ein Geschenk mit Hindernissen. Ein Cottage voller Offenbarungen. Katie McSheeran hat sich nie getraut, allein zu leben. Jahrelang hielten Panikattacken die 38-Jährige gefangen. Nur das vertraute Zuhause bei ihrer Schwester Carol war ihr einziger sicherer Hafen. Doch als Katie eines der fünf Cottages an der stürmischen Südwestküste Irlands angeboten wird, kann sie der Verlockung nicht widerstehen. Widerwillig nimmt sie die mysteriöse Aufgabe an, die das Geschenk begleitet – ohne zu ahnen, wie sehr sie ihr Leben verändern wird. In Susan Collins findet Katie ihre erste echte Freundin außerhalb von Carols Schatten. Doch schon bald vermischen sich ihre neuen Hoffnungen mit tief verwurzelten Ängsten. Hinter den Mauern des Cottages lauern dunkle Geheimnisse. Ihre Schatten reichen bis in die alten irischen Mythen und verwandeln Katies neues Leben in einen unerbittlichen Albtraum. Was verbirgt Carol vor ihr? Kann Katie Susan wirklich trauen – oder ist auch sie Teil eines dunklen Traumas, das Katie zu zerreißen droht?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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C.K. Jennar

5 Cottages

-

Das Dornenhäuschen

Band 1

Irland-Thriller

Über das Buch

Eine Chance auf einen Neuanfang.Ein Geschenk mit Hindernissen.Ein Cottage voller Offenbarungen.

Katie McSheeran hat sich nie getraut, allein zu leben. Jahrelang hielten Panikattacken die 38-Jährige gefangen. Nur das vertraute Zuhause bei ihrer Schwester Carol war ihr einziger sicherer Hafen. Doch als Katie eines der fünf Cottages an der stürmischen Südwestküste Irlands angeboten wird, kann sie der Verlockung nicht widerstehen. Widerwillig nimmt sie die mysteriöse Aufgabe an, die das Geschenk begleitet – ohne zu ahnen, wie sehr sie ihr Leben verändern wird.

In Susan Collins findet Katie ihre erste echte Freundin außerhalb von Carols Schatten. Doch schon bald vermischen sich ihre neuen Hoffnungen mit tief verwurzelten Ängsten. Hinter den Mauern des Cottages lauern dunkle Geheimnisse. Ihre Schatten reichen bis in die alten irischen Mythen und verwandeln Katies neues Leben in einen unerbittlichen Albtraum.

Was verbirgt Carol vor ihr? Kann Katie Susan wirklich trauen – oder ist auch sie Teil eines dunklen Traumas, das Katie zu zerreißen droht?

Dein Leseglück ist mein Ziel!

Lieber Leser, liebe Leserin,

ich freue mich, dass Du dieses Buch erworben hast. Vielen herzlichen Dank. Kunst ist ein brotloses Unterfangen, heißt es. Ich kann bestätigen, dass es gar nicht so einfach ist, vom Schreiben leben zu können. Aber da es meine Leidenschaft ist, freue ich mich über jeden Verkauf!

Dennoch möchte ich, dass mein Buch für Dich zu einem einzigartigen und wundervollen Leseerlebniswird. Deswegen liegt mir Deine Meinung ganz besonders am Herzen!

Ich würde mich über Dein Feedback zu meinem Buch freuen! Hast du Anmerkungen? Gibt es Kritik? Bitte lass es mich wissen. Deine Rückmeldung ist wertvoll für mich, damit ich in Zukunft noch bessere Bücher für Dich schreiben kann.

Schreibe mir gerne: [email protected]

Nun wünsche Dir viel Freude mit diesem Buch!

C.K. Jennar

Ein Ende ist ein anderer Anfang!

So fühlt es sich an, wenn das Leben stoppt!

Die Stille ist so ungewohnt, dass ich sie kaum ertragen kann. Dort, wo sonst Musik aus dem Radio tönte, erklingt kein Laut. Die Nachttischlampe, die jeden Abend den Raum erhellte, steht dunkel auf ihrem Platz. Das Glas ist leer, das bisher immer Cola in sich trug.

Ich muss schlucken.

Wenig Tageslicht schimmert schwach durch die kleinen Fenster des Hauses. Die Luft riecht muffig und erschwert mir das Atmen. Doch es ist das Entsetzen, was mir am meisten zu schaffen macht. Es kriecht in jede Faser meines Körpers.

Ich bin in Listowel. In dem kleinen Häuschen, in dem wir immer zusammen waren.

Ich schließe für einen Augenblick die Augen in der Hoffnung, dass sich die Realität dadurch ändert. Doch sie tut mir den Gefallen nicht. Denn auch diesen einen Augenblick später ist sie immer noch die gleiche.

Ich bin allein in diesem Zimmer.

Die Erkenntnis setzt sich wie ein nasser Schweißfilm auf meine Haut, bleibt daran kleben und dringt langsam ins Innere vor. Außen bleibt nur eine Gänsehaut übrig. Innen klammert sich der Schrecken hartnäckig an meiner Seele fest.

Ich war noch nie allein hier.

Das Zimmer, in dem ich stehe, wirkt einsam. Alles scheint, als würde sie jeden Moment zurückkommen, sich wie gewohnt auf die Couch setzen und mich mit ihren tief liegenden Augen fragend anschauen. Alles liegt bereit: Die Kissen, die es uns im Rücken bequemer machten. Die Decke, die wir auf unseren Beinen ausbreiteten. Die Karten, mit denen wir so oft spielten.

Augenblicklich fallen mir die vielen Momente ein, in denen wir mit ihnen in der Hand gelacht haben. Darüber, dass ich schon wieder gewann oder sie einen neuen Weg gefunden hatte, heimlich die beste Karte des Spiels zu verstecken. Manchmal vergaßen wir, wer gerade dran war. Dann hatten wir uns so in unsere Erzählungen verstrickt, die das Kartenspiel unwichtig machten. Wie zwei dicke Freundinnen plapperten wir drauf los, begierig all die Neuigkeiten zu erfahren. Es gab nur uns. In diesen Momenten glaubte ich, es würde den Rest unseres Lebens so bleiben. Wir würden immer zusammen sein und uns die Geschichten des Lebens erzählen. Wir horchten. Wir kicherten. Wir besannen uns zurück auf das Spiel. Ich kann unmöglich zählen, wie viele Stunden wir in den letzten Jahren so verbracht haben.

Es werden keine weiteren hinzukommen.

Tränen treten in meine Augen und lassen die Couch vor mir verschwimmen. Ich gebe mir keine Mühe, sie aufzuhalten. Ich habe keine Kraft mehr dazu. Ohne Widerstand rollen sie meine Wangen hinab. Ich stehe immer noch wie angewurzelt in ihrem Zimmer. Als würde ich darauf warten, dass sie jeden Moment hineinkommt und diesen Albtraum beendet.

Doch ich weiß es besser. Sie wird nicht kommen.

Sie ist weg. Und niemand kann mir sagen, warum. Nur eins ist sicher: Die Wahrheit wird nicht ans Licht kommen, wenn sich niemand auf die Suche nach ihr macht.

Das Angebot

Katie würde nie vergessen, was sie dachte, als sie das verlockendste Angebot ihres Lebens bekam: Das muss ich unbedingt Norah erzählen!

Der Gedanke erschreckte sie sofort, zum unzähligsten Mal. Auch nach all den Jahren hatte die Erkenntnis nichts an ihrem Schrecken eingebüßt, dass Katie das nicht mehr konnte. Denn Norah war fort. Katie vergaß es immer noch für Augenblicke. Dabei hätte sie ihre beste Freundin jetzt dringend nötig. Das Angebot klang zu verlockend. Was würde Carol sagen, wenn sie erklärte, dass sie es annehmen wollte?

Katie wusste nicht, wie sie es hierher geschafft hatte. Sie war nicht nur in den Bus gestiegen und die anderthalb Stunden von Listowel in Nordkerry nach Kenmare in den Süden gefahren. Sie war auch ausgestiegen und hatte sich der Menschengruppe langsam mit klopfendem Herzen genähert. Es waren zu viele Menschen für ihren Geschmack. Und doch hatte sie mit aller Kraft ihren Fluchtinstinkt niedergekämpft und das Gefühl ignoriert, nicht hierher zu gehören. Katie hatte es allen Mut gekostet, um sich abseits dazu zu stellen und zu hören, wie ein Mann erklärte, dass die Gruppe nun vollständig war.

Dieser späte Dezembertag war wolkenverhangen. Jeden Augenblick schienen die grauen Ungetüme über den Köpfen der Gruppe ihre Schleusen öffnen und einen Regenschauer hinabschicken zu wollen. Doch noch war es trocken. Eine kräftige Windbö blies jetzt die Straße hinauf bis in die Teerschleife der Sackgasse. Sie ließ die anderen frieren, ein Hauch von Moschus umkreiste alle. Katie rieb sich unbewusst die Arme und schaute in die Runde. Fünf weitere Augenpaare waren auf den schlanken jungen Mann im dunkelblauen Anzug gerichtet. Ihre Besitzer lauschten begierig seinen Worten.

»Sie haben sieben Tage Zeit, um sich zu entscheiden, ob Sie das Angebot annehmen wollen. Wenn Sie es tun, können Sie aus der Vereinbarung nicht ohne eine hohe Vertragsstrafe aussteigen.«

Überraschung trat auf die Gesichter um Katie herum. Sie waren ihr fremd, aber nicht völlig unbekannt.

»Wo ist der Haken?«, fragte der Mann der Runde, der als einziger jemanden mitgebracht hatte. Seine Frau klammerte sich regelrecht an seinen Arm. Der dunkelhaarige, kräftige Mann trug eine Sonnenbrille, obwohl die Sonne gar nicht schien.

»Es gibt keinen Haken«, erklärte der Anzugträger, an dessen Lippen die Anwesenden klebten. Er hatte sich als Anwalt Robert Harrington vorgestellt. Eben dieser Name hatte unter der Einladung gestanden, die sie alle in dieser kleinen Sackgasse in Kenmare hatte zusammenkommen lassen.

»Hinter mir stehen fünf Cottages«, sprach er weiter und ließ den Arm durch die Luft entlang des Halbkreises der Sackgasse gleiten. Alle Blicke folgten seiner Bewegung.

»Mein Mandant vermacht Ihnen jeweils eines der Häuser.«

Katie schüttelte sich unbewusst. Das klang zu schön, um wahr zu sein. Schon geschrieben in der Einladung war diese Behauptung schwer zu glauben. Die gleichen Worte jetzt mit eigenen Ohren zu hören, ließ das Angebot immer noch nicht real wirken.

Sie befanden sich etwas außerhalb von Kenmare, der kleinen bunten Stadt im Süden von Kerry direkt an der Kenmare Bay. Katie hatte das letzte Stück vom Stadtzentrum, wo der Bus gehalten hatte, laufen müssen. Es hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt, bis sie die kleine Abzweigung von der Hauptstraße entdeckt hatte, die in der Einladung beschrieben war. Hinter Büschen und Sträuchern offenbarte sich eine völlig neue Welt. Als sei diese Straße abseits jeder Zivilisation, hatten sich rechts und links Wiesen und Felder aufgetan. Bis die Straße endete. Hier waren in Sternenform am Rand des Teers fünf Häuser angeordnet, die vom Grundriss her gleich schienen, jedoch alle eine unterschiedliche Fassadenfarbe hatten. Vor ihnen war ein kleiner Vorgarten erkennbar, die meiste Fläche um die Cottages herum war von grünem, saftigem Gras bedeckt.

Katie blieb mit ihren Augen am ersten Haus links von ihnen hängen. Die rosafarbene Fassade war von Ranken überzogen, die es unheimlich und heimelig zugleich machten.

»Das ist zu schön, um wahr zu sein«, echauffierte sich der zweite Mann der Gruppe. »Niemand verschenkt ohne Hintergedanken fünf Häuser an fremde Menschen.«

Zweifelnd wischte er sich mit der Hand über seinen weißen Vollbart. Seine Arbeitskluft verriet Katie, dass er diesen Termin zwischen zwei Baustellen eingeschoben haben musste. Sein Name war Anthony, fiel ihr wieder ein.

»Das ist es nicht, Mister Doyle«, antwortete der Anwalt gelassen. »Es ist ein reales Angebot, für dessen Gültigkeit ich verantwortlich bin.« Er hob den Aktenkoffer vom Boden auf, der bisher neben ihm gestanden hatte. Mit geübten Handgriffen öffnete er ihn und zog Papiere daraus hervor.

»Was ist das?«, fragte die andere junge Frau der Runde, die gleichzeitig mit wilder Handbewegung versuchte, ihre roten langen Haare aus dem Gesicht zu halten. Der Wind machte jeden Versuch zunichte.

»Das, Mrs Murphy, sind die Regeln des Angebots und der zugehörige Vertrag, den mein Mandant mit Ihnen abschließen will. Dahinter finden Sie die Verschwiegenheitserklärung, die zum Angebot gehört.«

Gemurmel erhob sich. Ratlos schauten sich die Anwesenden gegenseitig an. Katie konnte sehen, dass keiner von ihnen wusste, wie ihnen gerade geschah. Sie teilte diese Skepsis.

»Also noch mal von vorn, damit wir das richtig verstehen«, sprach die Frau laut und fordernd. »Sie sind Anwalt und vertreten einen Mandanten. Sie haben uns alle hier zusammengetrommelt, weil Sie uns eines dieser Häuser schenken wollen? Einfach so?«

Der junge Anwalt schüttelte den Kopf.

»Nein. Ich schenke Ihnen das Haus nicht. Mein Mandant vermacht es Ihnen.«

»Gut. Verzeihung für dieses falsche Detail. Also: Ihr Mandant will uns ein Haus vermachen. Fünf fremden Menschen, die bisher nichts miteinander zu tun hatten.«

»Das stimmt nicht so ganz«, murmelte Katie jetzt. Der Klang ihrer Stimme war selbst für sie fremd. Sie räusperte sich.

»Wie bitte?« Die Rothaarige starrte sie an und Katie spürte zudem die fragenden Blicke der anderen an sich haften. Sie hatte bisher kein Wort gesagt und nun mischte sie sich ein? Ein mulmiges Gefühl stieg in ihr auf. Katie mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Allgemein mochte sie es nicht, überhaupt in solch einer Menschengruppe zu verweilen. Fast war ihre Stimme nicht zu hören gewesen, so leise sprach sie weiter.

»Dass wir noch nichts miteinander zu tun hatten, ist nicht ganz richtig«, flüsterte sie. »Sie habe ich schon mal getroffen.« Katie zeigte mit ihrem Finger auf die kleine Frau mit den kurzen rotbraunen Haaren, die bisher ebenfalls ruhig geblieben war.

Erstaunen trat auf die Gesichter der anderen. Katie verschränkte die Hände vor sich und zappelte von einem Bein auf das andere. Die Frau runzelte die Stirn.

»Der Flug vor fünf Jahren von Frankfurt Hahn nach Kerry«, redete sie leise weiter. »Wissen Sie es denn nicht mehr? Wir saßen stundenlang am Gate fest. Die Maschine war kaputt und die Airline musste ein neues Flugzeug bringen, um uns nach Hause fliegen zu können.«

»Ach verdammt«, stöhnte die Frau nun auf und schlug sich die Hand vor die Stirn. »Ich wusste doch, dass ich Sie schon einmal gesehen habe. Sie sind Katie, richtig?«

Katie nickte.

»Katie McSheeran. Ich war damals mit meiner Schwester Carol unterwegs. Sie sind Brida. Tut mir leid, Ihren Nachnamen habe ich vergessen.« Katie schaute ihr jetzt ohne Umschweife in die grünen Augen inmitten des runden, leicht geröteten Gesichts. »Aber ich weiß noch, dass Sie mit ihren Enkeln von einem Besuch bei Ihrer Familie in Deutschland zurückgeflogen sind.«

»Stimmt. So war es. Ich bin Brida Müller-Galvin.« Sie streckte Katie ihre Hand hin und lächelte sie freundlich an. Katie nahm sie flüchtig an und zog ihre Hand schnell zurück. Solche Berührungen behagten ihr nicht.

»Erstaunlich«, murmelte Brida. Aber ihr Lächeln verriet, dass ihr die Szene ebenfalls eingefallen war. »Dass Sie das noch so exakt wissen.«

Das wiederum verwunderte Katie kein bisschen. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie wusste, wann sie diese Menschen schon einmal getroffen hatte. Es gab nicht viele Gelegenheiten in ihrem Leben, bei denen sie überhaupt auf Menschen traf. Wann immer es ging, vermied sie es.

Dieser Flug vor fünf Jahren hatte sich deswegen umso mehr in ihr Gedächtnis eingebrannt. Er hatte fünf Stunden Verspätung gehabt, die die Passagiere zusammengepfercht am Gate verbringen mussten. Für die meisten war das keine große Herausforderung. Für Katie war es die Hölle gewesen, auch wenn sie sich bemühte, sich dies nicht anmerken zu lassen. Stunde um Stunde hatte sie Carol verflucht, sie zu dieser Reise überredet zu haben. Die Gespräche hatten lediglich zum Zeitvertreib gedient. Richtiges Interesse an den anderen Passagieren hatte Katie nicht gehabt.

Doch das würde sie ihnen jetzt nicht auf die Nase binden.

»Sie haben auf meinen Koffer aufgepasst, damit ich ihn nicht noch mal durch den Security-Check schleifen musste«, riss Anthony sie aus ihren Gedanken. »Sie trugen damals einen Pferdeschwanz, aber das offene Haar steht ihnen auch sehr gut.«

Katie lächelte und schob verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr. Es war lange her, dass ihr jemand solch ein Kompliment gemacht hatte. Sie selbst fand sich mit ihrer blassen Hautfarbe, der länglichen Nase und dem ebenso länglichen Gesicht keineswegs attraktiv. Nicht dass Katie das gewollt hätte. Unscheinbar zu sein, kam ihr gerade recht. Deswegen trug sie ihre halblangen braunen Haare meist offen, ohne sich die Mühe zu machen, eine richtige Frisur hineinzubringen. Auch ihre Kleidung bestand stets aus gedeckten Farben. Heute hatte sie sich für einen dunkelgrauen Rollkragenpullover, eine schwarze Jeans und den khakifarbenen Parka entschieden.

»Richtig«, sprach Katie weiter, ohne auf das Kompliment einzugehen. Auch diese Hand schüttelte sie nur kurz.

»Anthony Doyle. Ich bin …«

»… selbständiger Handwerker. Eine One-Man-Show, ja. Sie haben mir erklärt, wie eine Haussanierung abläuft, nachdem sie zurückgekehrt waren.«

Röte stieg in Anthonys Wangen.

»Ich plappere viel von meinem Beruf. Tut mir leid, wenn ich Sie damals gelangweilt habe.«

»Das haben Sie nicht, keine Sorge.«

Das warme Lächeln war Katie Dank genug für diese kleine Notlüge.

»Ich war auch auf dem Flug. Das ist ja nicht zu fassen«, rief die Frau mit den roten langen Haaren nun aus, die etwa in Katies Alter war. »Aber ich kann mich beim besten Willen nicht an Sie alle erinnern.«

Katie überlegte. Aber auch ihr fiel kein Erlebnis mit ihr ein. Was sie wiederum nicht verwunderte. Der Small Talk mit den anderen hatte ihr schon alle Kraft abverlangt, dass sie sich, so oft sie konnte, in eine Ecke verkroch, um sich nicht mit weiteren Passagieren unterhalten zu müssen. Doch sie erinnerte sich noch an eine junge Deutsche, die zum ersten Mal nach Irland in den Urlaub flog und todunglücklich über die Verspätung war. Genauso wie ein älterer Herr, der permanent telefonierte und seine besorgte Frau beruhigte. Es war nicht zu überhören, dass sie die Verspätung als schlechtes Omen betrachtete und nun befürchtete, dass Flugzeug würde abstürzen und ihr Mann sterben. Das war keine erbauliche Unterhaltung, die man an einem Flughafen mitbekommen wollte.

»Ich bin Helen Murphy«, riss die Frau Katie aus ihrer Erinnerung. »Ich habe mich damals an den Kaffeestand nach draußen verkrümelt. Vielleicht deswegen.«

Katie nickte und lächelte ihr freundlich zu.

»Also, ich glaube, wir gehören hier nicht her«, unterbrach die große Blondine, die sich jetzt aus der Umarmung ihres Ehemanns befreite. »Ich kann mich nicht an solch einen Flug erinnern.«

»Du warst auch nicht dabei«, sprach ihr Mann und griff nach ihrer Hand. Doch sie schlug sie aus.

»Ach nein?«

»Ich war allein. Auf Geschäftsreise. Weiß du noch damals, das Projekt in der Vulkaneifel? Dafür musste ich mehrfach hin und herfliegen.«

»Ach herrje.« Die Stirn der Blondine legte sich in Falten. »Dieser Katastrophenauftrag. Stimmt, daran erinnere ich mich.«

Sie erntete einen bösen Blick, bevor ihr Ehemann sich der Gruppe zuwandte.

»Ich bin Ben O'Shea. Freut mich, Sie alle kennenzulernen. Oder sollte ich besser sagen, ‚wiederzusehen‘? Ich kann mich zwar an den Flug erinnern, aber mir sind irgendwie andere Passagiere im Gedächtnis geblieben.« Katie konnte sehen, dass er für einen kurzen Augenblick versucht war, ihnen allen ebenfalls die Hand zu reichen. Doch in diesem Moment ergriff seine Frau sie und hinderte ihn daran. Katie war nicht traurig drüber.

»Und ich bin seine Ehefrau Mary.« Ihre Augen strahlten keinerlei Freundlichkeit bei diesen Worten aus.

»Waren Sie dann auch auf dem Flug?«, sprach Helen und bewirkte, dass sich alle wieder dem Anwalt zuwandten. Katie atmete erleichtert aus. Nur langsam wich die Anspannung von ihr, weil sie nicht länger die Aufmerksamkeit auf sich zog.

»Ich kann mich an Sie nicht erinnern. Oder war Ihr Mandant am Flughafen?«, fragte Helen.

»Das kann und werde ich nicht beantworten.« Der Anwalt hatte die Vorstellungsrunde geduldig abgewartet.

»Warum nicht?«, mischte sich Anthony ein.

»Mir ist es nicht erlaubt, über meinen Mandanten zu sprechen.«

»Wie bitte?« Helen prustete vor Lachen los. »Sie wollen uns also sagen, dass uns Menschen, die einmal zusammen auf einem Flug gebucht waren, ein Haus vermacht werden soll? Und diese Schenkung stammt von einem Menschen, von dem wir nicht erfahren sollen, wer er ist?«

»So könnte man es sehen.« Robert Harrington wedelte ungeduldig mit den Papieren in seiner Hand. Helens Lachen erstarb und Stille legte sich über die Gruppe. Ein jeder nahm ein Exemplar entgegen und begann zu lesen. Doch Katie konnte sich kaum auf die Worte auf dem Papier konzentrieren. In Gedanken war sie längst zum Flug vor fünf Jahren zurückgekehrt. Konnte es sein, dass dieser alte Mann im Rollstuhl, dem sie ihre Powerbank geborgt …

»Das ist lächerlich«, riss Mary O'Sheas Stimme sie aus ihren Gedanken. »Wir bekommen das Haus ja gar nicht. Sondern erst nach einem Jahr.«

»Das ist richtig.« Robert Harrington nickte. »Damit es alle richtig verstehen, fasse ich das Angebot vielleicht noch mal zusammen.« Er schaute in die Runde und vergewisserte sich, dass ihm alle wieder aufmerksam lauschten.

»Erstens: Mein Mandant vermacht Ihnen eines dieser Häuser. Zweitens: Es wird Ihnen jedoch erst überschrieben, nachdem Sie ein Jahr darin gewohnt haben, mietfrei natürlich. Drittens: Zudem müssen Sie für den Erhalt auch eine Challenge bestehen. Und viertens: Wenn Sie das Angebot annehmen, können Sie nicht mehr aussteigen.«

»Eine Challenge? Was für eine Challenge?« Helen Murphy war unverkennbar wütend. Die Röte auf ihren Wangen verriet sie.

»Das erfahren Sie nach dem Einzug, sollten Sie sich dafür entscheiden!«

»Das ist ja noch lächerlicher«, brüllte Mary O'Shea los. »Komm Schatz, wir gehen. Ich habe genug gehört.« Doch Ben ließ sich nicht darauf ein.

»Die Häuser sehen nicht unbedingt gemütlich aus«, sagte er stattdessen. »Sie sind in die Jahre gekommen.«

»Zu der Vereinbarung gehört auch die Renovierung nach Ihren Vorlieben«, erklärte der Anwalt.

»Wer soll das bezahlen?«

»Dafür gibt es auch ein Budget für jeden.«

»Ich könnte jedem helfen«, mischte sich Anthony ein. »Ich bin Handwerker. Renovierungen sind mein Metier.« Katie konnte ein Leuchten in seinen Augen sehen. Der weißbärtige Mann sah in diesem Angebot die Chance seines Lebens.

»Das können Sie. Aber anderweitig ist Ihnen eine Zusammenarbeit nicht erlaubt.«

»Anderweitig?«

Der junge Anwalt deutete mit dem Finger wieder auf die Papiere in den Händen der anderen.

»Das steht ebenfalls in der Verschwiegenheitserklärung. Ihre persönliche Aufgabe müssen Sie allein lösen. Sie dürfen sich nicht gegenseitig dabei helfen.«

»Was soll das denn für eine Aufgabe sein?« Helen runzelte erneut die Stirn. »In den Häusern spukt es doch nicht etwa?«

Da schlich sich zu Katies Überraschung ein Lächeln auf das Gesicht des jungen Anwalts.

»Nein. Das sicher nicht. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Aufgabe dennoch kein Kinderspiel sein wird. Wie ich meinen Mandanten kenne, geht es um etwas sehr Persönliches und auch Gefährliches. Wenn Sie das Angebot annehmen, sollte es Ihnen ernst damit sein.«

Katies Nackenhaare stellten sich unmittelbar auf. Diese Warnung ging ihr durch Mark und Bein.

»Woher weiß Ihr Mandant denn so viel über uns, dass er uns auf Abenteuerjagd schickt?«, fragte Helen misstrauisch.

»Diese Frage kann ich nicht beantworten.« Robert Harrington lächelte weiter freundlich.

»Aber …«

»Ich denke, das war alles deutlich genug«, unterbrach der Anwalt sie. »Sie finden alles auch noch mal in den Unterlagen. Lesen Sie es sich durch. Sie haben sieben Tage Zeit, um sich zu entscheiden. Dann verfällt das Angebot.« Er blickte einen nach dem anderen noch einmal prüfend an. »Rufen Sie mich an. Meine Nummer steht auf der Rückseite.«

Mit diesen Worten schloss Robert Harrington seinen Aktenkoffer, klemmte ihn unter den Arm und drehte der Gruppe den Rücken zu. Schnurstracks schritt er auf sein Auto zu, stieg ein und ließ die Versammelten zurück.

»Also, ich finde das immer noch lächerlich«, durchbrach Mary O'Shea die Stille. »Wir gehen jetzt auch.« Diesmal war die Blondine erfolgreich und zog Ben ebenfalls zum Auto.

»Ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll«, murmelte Helen leise und schüttelte den Kopf. Neben ihr drehte sich Brida ohne ein Wort um und ging, während Anthony unschlüssig stehen blieb.

Katie schwirrte der Kopf. Doch dann lenkte sie ihren Blick zurück auf die Häuser vor sich. Sie mochten zwar älter sein, aber sie wirkten solide. Das rosafarbene Cottage zu ihrer Linken gefiel ihr am besten.

»Wie ein kleines Dornenhäuschen«, murmelte sie vor sich hin. »Es könnte ein Neuanfang sein.«

»Wie bitte?«

Anthony schaute sie fragend an.

»Ach nichts.« Katie winkte ab. Sie zwang sich, ihre Worte nur in Gedanken auszuformulieren, statt sie wie üblich laut auszusprechen. Selbstgespräche waren einfacher, wenn sie allein war.

Ein Neuanfang war noch nie so greifbar gewesen wie heute. Es stand außer Frage, dass Katie das wollte. Ihr Problem war es eher, ob sie das bewältigen konnte. Aber ihr könnte ein Haus für sich ganz allein gehören, dachte sie frohlockend. Eine größere Einsamkeit könnte es nicht geben. Das war das Detail, das Katie an dem Angebot am meisten faszinierte.

Gefesselt in Angst

»Du denkst doch nicht daran, das Angebot anzunehmen?« Carol runzelte die hohe Stirn und zwirbelte aufgeregt ihre schulterlangen blonden Haare um den Zeigefinger. Ihre graublauen Augen waren aufmerksam auf Katie gerichtet. Lag in ihnen Zweifel oder Sorge? Wahrscheinlich beides, dachte Katie.

Sie zuckte mit den Schultern und ging vom Tisch zurück an den Herd. Der Duft von gekochtem Brokkoli hing in der Luft, die braunen Hängeschränke über dem Gasofen wiesen dank der Feuchtigkeit einen Wasserfilm auf. Die schmale Küchenzeile war nur von spärlichem Licht erhellt. Doch das war beiden Schwestern in ihrem Häuschen meist am liebsten. Grelles Licht strengte ihre Augen an.

»Wer macht denn so ein Angebot? Ein Jahr mietfreies Wohnen?«, fragte Carol laut weiter. »Ich weiß nicht, Liebes. Das kann doch nur ein schlechter Scherz oder ein Angebot mit Hintergedanken sein. Vielleicht ist es sogar ein Betrug.«

Katie murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, weil sie nicht antworten wollte. Sie hatte erzählt, was sie erzählen wollte und dabei jeden Satz mit Bedacht formuliert. Jetzt wandte sie sich den Töpfen zu, die vom Herd mussten.

»Es muss einen Haken haben«, überlegte Carol weiter laut und setzte sich an den fast fertig gedeckten Tisch.

»Vielleicht«, murmelte Katie, stellte den letzten Topf vor ihre Schwester und eilte zurück zur Küchenzeile. Herr Gott, beinah hätte sie die Teebeutel in den Tassen vergessen, schoss es ihr durch den Kopf. Hastig schaute Katie auf die Uhr. Erleichtert stellte sie fest, dass sie noch Zeit hatte, bis die fünf Minuten um waren. Der Tee durfte keine Sekunde länger ziehen. Keine Sekunde weniger.

»Doch, du denkst darüber nach«, stellte ihre Schwester überrascht fest. Katie spürte ihren Blick auf sich, auch wenn sie Carol den Rücken zudrehte. Röte stieg in ihre Wangen. Sie fühlte sich ertappt. Ja, sie dachte darüber nach.

»Traust du dir das wirklich zu?«

»Die Therapie hat mir sehr geholfen.«

»Ich weiß«, antwortete Carol sofort. »Aber reicht das denn auch aus?«

Katie wusste es selbst nicht. Irgendwie traute sie es sich schon zu. Sie war nicht mehr derselbe Mensch, dem ihre Schwester ein Dach über den Kopf geboten hatte. Sie hatte Fortschritte gemacht. Inzwischen waren Dinge möglich, die vor Jahren undenkbar gewesen waren. Längst konnte sie das Haus wieder ohne Panikattacke verlassen. Menschen jagten ihr nicht mehr bedingungslos Angst ein. Sogar ein kleines, aber lukratives eigenes Business hatte sie von ihrem Computer aus aufgebaut. Auch wenn die Welt des Internets ihr immer noch eine gewisse Anonymität bot, so schreckte sie nicht mehr vor den Gesichtern anderer Menschen zurück. Zudem igelte sich Katie nicht mehr so ein, wie es vor Jahren noch der Fall war. Doch auf der anderen Seite führte sie auch längst noch nicht das selbstständige Leben, das andere 38-Jährige führten. Katie war immer noch weit von der Normalität entfernt. Und dennoch traute sie sich den nächsten Schritt zu. Aber vielleicht war das auch nur Wunschdenken.

Sie starrte auf den Timer an ihrem Handy. Quälend langsam vergingen die letzten Sekunden, doch sie wartete geduldig. Zehn, neun, acht, zählte Katie in Gedanken mit. Es kam nicht infrage, die Teebeutel auch nur eine Sekunde zu früh aus den Tassen zu ziehen. Drei, zwei, eins. Endlich. Der Countdown war abgelaufen. Katie zog sofort die Teebeutel heraus und warf sie in den Müll.

»Vielleicht sollte ich mitkommen?«, sprach Carol unbeirrt weiter. Jetzt drehte sich Katie um und schaute in ihr perfekt geschminktes Gesicht.

»Ich darf nur allein einziehen«, log sie. »Sonst ist der Deal geplatzt.«

Sofort senkte sie ihren Blick wieder. Katie war sich nicht sicher, ob das eine Lüge oder doch die Wahrheit war. Denn Carol war nirgends erwähnt: weder in der Einladung zum Treffen mit dem Anwalt noch in den Unterlagen mit all den Regeln und der Verschwiegenheitserklärung.

»Wer behauptet das?«, fragte Carol misstrauisch. Katie zuckte innerlich zusammen. Sie hatte es mit Bedacht vermieden, von den Unterlagen zu erzählen, die bereits in ihrer Tasche ruhten. Instinktiv wollte sie nicht, dass Carol sie las. Nicht, weil sie ihrer Schwester nicht vertraute. Es war eher die Angst, dass Carol darin irgendetwas finden könnte, das Katie den Funken Mut stahl, den sie derzeit in sich spürte.

»Das hat mir der Anwalt gesagt«, beharrte Katie daher, ohne weiter darauf einzugehen.

»Aber ich war doch auch am Flughafen. Da gibt es sicher einen Weg.«

Katie zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste keine Antwort darauf. Sie wusste nur eins: Sie hatte eine Chance bekommen, die nie wiederkehren würde. Es war vielleicht die größte Chance ihres Lebens. Oder ihr Verderben?

Es stimmte, Carol war damals mit auf dem Flug gewesen. Sie hatten gemeinsam Urlaub gemacht, weil Carol es sich so sehr wünschte. Solange sie noch konnte, wollte sie etwas von der Welt sehen. Katie hatte nachgegeben. Nach all dem, was Carol für sie getan hatte, was sie geopfert hatte, wie könnte sie ihr diesen einen Wunsch abschlagen? Auch wenn es für Katie der Hölle gleich kam, ihre sichere Umgebung für eine gesamte Woche zu verlassen. Doch wer wusste schon, wie lange Carol sich noch selbstständig bewegen konnte? Multiple Sklerose war nicht umsonst die Krankheit der tausend Gesichter. Bisher hatte Carol Glück gehabt. Die ersten Beschwerden waren inzwischen wieder abgeklungen: Das Kribbeln in den Händen war wieder gegangen, die Sehstörungen hatten komplett aufgehört. Carol war auch wieder kräftiger als damals, als Doktor Nolan die Diagnose gestellt hatte. Aber auch er konnte ihnen nicht sagen, wann der nächste Schub kommen würde. Es konnte nur Wochen dauern oder aber auch Jahre.

»Jetzt iss bitte«, forderte Katie Carol auf. »Du brauchst Kraft. Hast du deine Tabletten genommen?«

»Natürlich. Senil bin ich schließlich nicht«, witzelte ihre Schwester zurück.

Zufrieden sah Katie, wie sie sich endlich über die Kartoffeln und das Gemüse hermachte. Sekundenlang herrschte Schweigen in der Küche. In Katie keimte bereits die Hoffnung auf, dass der Abend ohne weitere Diskussionen verlaufen würde. Es war schon schlimm genug, dass Katie sich verspätet hatte. Doch auf dem Weg von Kenmare zurück nach Listowel hatten Bauarbeiten sie aufgehalten. Katie hasste es, unpünktlich zu sein. Sie stellte jeden Abend Punkt sieben Uhr das Essen auf den Tisch. Feste Regeln und Tageszeiten waren Katies Anker ebenso wie ihre Schwester.

»Glaubst du denn, dass du so plötzlich allein in einem Haus zurechtkommst?« Carol sprach jetzt mit vollem Mund. Ihr Blick strahlte Sorge, aber auch Wärme aus. »Du müsstest plötzlich alles allein tun. Das hast du noch nie.«

Ja, dachte Katie schaudernd. Einkaufen zum Beispiel. Handwerker koordinieren. Den Postmann treffen. Angst kroch in ihr herauf, die sie eisern versuchte, abzuschütteln.

»Ich werde es nie herausfinden, wenn ich es nicht versuche«, antwortete Katie mit fester Stimme.

»Da hast du recht.« Carol nickte leicht. »Aber meinst du nicht, dass das vielleicht ein zu radikaler Schritt für den Anfang ist?« Carol atmete tief ein. »Probier es doch erst mal mit einer Wohnung in der Nachbarschaft. Ich könnte mich mal umhören, da findet sich sicher etwas. Da wäre ich in der Nähe.«

»Aber dieses Haus wäre mietfrei, ein ganzes Jahr lang. Kenmare ist nicht weit. Du kannst mich besuchen. Oder ich besuche dich«, versuchte Katie eher sich selbst weiter Mut zuzureden, als ihre Schwester zu überzeugen.

»Nicht weit?« Carol zog eine Augenbraue hoch. »Das sind anderthalb Stunden Autofahrt. Liebes, ich weiß nicht. Ich mein es doch nur gut. Ist das nicht ein bisschen viel Veränderung auf einmal?«

Katie hatte keine Antwort darauf. Es war wahr: Sie hatte noch nie allein gelebt. Und sie war dankbar dafür, dass Carol ihr nie von der Seite gewichen war. Sie hätte nicht gewusst, was ohne ihre vier Jahre ältere Schwester aus ihr geworden wäre.

Dabei hatten sie sich als Kinder zunächst gar nicht verstanden. Ständig stritten die Mädchen um alle möglichen Nichtigkeiten. Ihre Mutter hatte alle Hände voll zu tun, dass sie sich nicht die Augen auskratzten. Bis sie nicht mehr da war, um die Schwestern zu trennen. Denn ihre Eltern starben bei einem Autounfall, als Katie zehn Jahre alt war. Die Streitigkeiten waren vergessen, stattdessen zog Trauer bei ihnen ein. Die beiden Mädchen mussten ihr Heim verlassen und kamen zu Onkel Mike. Katie kann noch den großen, breitschultrigen Mann mit den grünen Augen vor sich sehen, als er damals die Tür für sie öffnete. Er stand in sich zusammengesunken da, die blonden kurzen Haare lagen wirr durcheinander, ein Dreitagebart bedeckte sein Kinn. Die Augen waren rot geweint und verquollen, der Mund schmallippig. Und dennoch hatte sich Onkel Mike ein Lächeln abgerungen, als er die Mädchen bei sich aufnahm.

Katie konnte seine Trauer damals noch nicht verstehen. Dem kleinen Mädchen war die innige Beziehung zwischen Bruder und Schwester verborgen geblieben. Für Katie zählte nur der schmerzliche Verlust ihrer Mutter. Dass Onkel Mike ebenfalls trauerte, bemerkte sie kaum. Denn er gab sein Bestes, seinen Nichten ein neues, warmes Zuhause zu geben. Er richtete in seinem großen Haus zwei kleine Zimmer für sie her, damit jede ihr eigenes bekam. Er veränderte sogar seine Arbeitszeiten in seiner Baufirma. Die praktischen Dinge gingen ihm leicht von der Hand, doch mit Emotionen konnte er nicht umgehen. Ihr Onkel weinte nie vor den Mädchen, tröstete sie nur unbeholfen. Es war Carol, die Katie in diesen Tagen immer wieder in ihre Arme schloss.

Doch die Schwesterliebe konnte Katies Elend nicht aufhalten. Zwei Wochen, nachdem ihre Eltern gestorben waren, begannen Katies Albträume. Nacht für Nacht schreckte sie schweißgebadet auf, sah die toten Gesichter ihrer Eltern. Die Särge waren geschlossen gewesen und Katie hatte sich Minute um Minute gefragt, ob ihre Mutter und ihr Vater tatsächlich darin lagen.

Es war ihre Schwester Carol, die sie nach dem Aufschrecken tröstete. Sie sang ihr ein Lied vor, bis sie wieder eingeschlafen war.

Tagsüber schlich sich die Angst zunächst wie ein heimlicher Besucher an. Erst fühlte Katie sich unwohl dabei, zum Einkaufen durch die belebte Fußgängerpassage zu gehen. Dann kam die Atemnot bereits, wenn sie eine befahrene Straße überqueren musste. Jede Chorprobe war eine Qual, die Schulstunden ein Martyrium. Irgendwann konnte Katie ihre Furcht vor der Straße direkt vorm Haus kaum noch überwinden. Und so vermied sie es irgendwann, das Haus überhaupt noch zu verlassen, wenn es nicht unbedingt notwendig war.

Heute weiß sie, dass sie schon damals dringend psychologische Hilfe gebraucht hätte. Doch Onkel Mike hatte nicht die Kraft oder den Nerv dafür. So blieb Carol nichts anderes übrig, als ihrer kleinen Schwester so gut es ging zur Seite zu stehen.

»Wir haben uns, wir lassen uns nie allein«, hatte sie immer leise in Katies Ohr geflüstert. Carol hatte ihr Versprechen bis heute gehalten. Jetzt war Katie achtunddreißig und Carol zweiundvierzig. Sie waren immer noch zusammen. Carol hatte nie geheiratet, Katie zuliebe.

»Die Kartoffeln hätten noch etwas gekonnt«, grummelte Carol jetzt ihr gegenüber. »Sie sind ein bisschen hart.«

»Entschuldigung. Ich wollte mich beeilen, weil es doch schon später war als sonst.«

»Ach, macht nichts. Hauptsache, wir sitzen hier und essen gemeinsam.«

Bei diesen Worten erschrak Katie. Das gäbe es auch nicht mehr, wenn sie das Angebot annähme. Sie würde es vermissen. Plötzlich müsste sie allein essen. Jeden Abend. Der Gedanke war verlockend und erschreckend zugleich.

»Es gibt das Internet«, murmelte sie vor sich hin. Katie sah sich schon mit ihrem Teller in ihrem Haus vor dem Computer hocken, um weiter mit Carol gemeinsam Abend essen zu können.

»Was sagst du?«

»Ach nichts. Ich hab nur laut gedacht.«

»Ach so, dann ist ja gut.« Carol grinste und sofort musste auch Katie lächeln. Das liebte Katie an ihrer Schwester. Carol hatte nie versucht, sie zu ändern. Sie akzeptierte Katie so, wie sie war. Sie ließ sie ihre Selbstgespräche führen, ohne sich darüber lustig zu machen. Sie forderte sie nicht auf, mehr rauszugehen, wenn Katie die Einsamkeit ihres Zimmers bevorzugte. Carol versuchte nicht mal Katie umzustimmen, als sie den Chor verließ und sich lieber in ihr Bett zum Lesen zurückzog. Ihre Schwester verstand es eben, dass Menschen und alles um sie herum Katie Angst machten. Seit damals.

Carol nahm es auch ohne Murren hin, dass Katie nach dem Schulabschluss nicht aufs College wollte wie ihre Freundin Norah. Sie half ihr bei der Suche nach dem Job in der Pizzeria. Auch wehrte sie Onkel Mikes Einspruch ab und mietete eine Wohnung für sich und ihre Schwester.

»Ich lasse dich niemals im Stich. Ich bin da, solange du mich brauchst«, hatte Carol ihr damals versprochen. Und Katie war dankbar gewesen. Denn irgendwann war ihre Schwester der einzige Mensch, den Katie noch hatte. Nachdem Norah sie verlassen hatte. Aber Carol war immer da gewesen.

»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, überlegte Carol weiter. »Irgendetwas stimmt an diesem Angebot nicht. Ich glaube immer noch, es wäre besser, mit kleineren Schritten anzufangen. Oder nicht?«, fragte Carol zwischen zwei Bissen.

»Das tue ich doch bereits. Aber ich denke nicht, dass das reicht. Kenmare ist nicht aus der Welt. Ich würde ja nicht nach Australien ziehen.«

Carol lachte laut auf. Doch dann gefror ihr Gesicht schockartig.

»Nein, nein«, sprach Katie hastig weiter. »Ich will nicht nach Australien. Nur nach Kenmare.«

Wenn nicht jetzt, wann dann, dachte Katie im nächsten Moment. Lange Zeit wäre sie ohne ihre Schwester im Leben nicht zurechtgekommen. Das hatte sich inzwischen geändert. Die Tabletten, die Katie seit gut vier Jahren nahm, hatten ihr Fortschritte geschenkt, von denen sie nie zu träumen gewagt hatte. Bereits zu Beginn der neuen Therapie hatte sie erste Einkäufe allein erledigen können, ohne in Panik auszubrechen. Sie ging spazieren. Sie wagte sich Woche um Woche an ein neues Abenteuer heran, um ihr Leben endlich auch zu ihrem zu machen. Sie wurde immer selbstständiger. Katie wollte es jetzt wagen, ein eigenständiges Leben zu führen. Sie musste es unbedingt probieren. Wenn sie es jetzt nicht tat, würde sie es nie mehr tun.

Es war nicht das erste Mal, dass Katie an diesem Punkt war. Der Wunsch, selbstständiger zu sein, brannte in ihr lichterloh. Doch bisher hatte immer etwas dagegen gesprochen, war etwas dazwischen gekommen. Zuletzt Carols Diagnose, nach der Katie sie unmöglich allein lassen konnte.

Vielleicht war dieses Angebot ihre letzte Chance? Eine weitere würde vielleicht nicht mehr kommen.

»Lass uns morgen noch mal darüber reden.« Carols Stimme riss Katie aus ihren Gedanken. Lautstark schob sie ihren leeren Teller über den Tisch und stand auf. »Ich bin müde. Ich möchte für heute Schluss machen.«

Katie beobachtete Carol, wie sie schwerfällig aufstand, inne hielt und sie aus ihren graublauen Augen musterte.

»Dann zeigst du mir auch die Unterlagen, die in deiner Tasche stecken.«

Katie riss die Augen auf.

»Was? Glaubst du, ich wüsste nicht, dass ein Anwalt nie einen Termin ohne irgendwelche Papiere beendet? Das hat deiner sicherlich auch nicht getan.« Carol rang sich ein müdes Lächeln ab. »Wir können sie gemeinsam morgen durchgehen, wenn du willst. Und dann finden wir den Haken. Oder auch nicht.«

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ die verdutzte Katie allein. Sie starrte ihrer Schwester noch hinterher, als sie längst gegangen war.

Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Carol schien es wieder schlechter zu gehen. Ihre Schwester hatte jedoch kein Wort darüber verloren, wohl Katie zuliebe. Und sie dachte daran, auszuziehen?

Katie schüttelte sich bei den Gedanken. Entschlossen nahm sie die Teller vom Tisch und räumte sie in den Geschirrspüler ein. Carol hatte recht. Morgen war auch noch ein Tag. Gerade diese Entscheidung sollte nicht unüberlegt getroffen werden. Irgendwie hatte sie das Gefühl, ihre Schwester im Stich zu lassen. Und das nach all den Jahren, in denen sich Carol um sie gekümmert hatte.

Doch gleichzeitig konnte sie das Brennen auf ihrer Seele nicht ignorieren. Der Wunsch, in dieses kleine Dornenhäuschen zu ziehen, das jetzt vor ihrem inneren Auge tanzte, entfachte das Feuer in ihr lichterloh.

Zwanzig Minuten später stand Katie vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und starrte sich selbst in die Augen. Ein ums andere Mal wünschte sie sich, sie hätte Carols blonde Haarpracht. Stattdessen lagen ihre dünnen braunen Haare wie angeklebt auf ihrem Kopf. Katie hatte sie wachsen lassen, um ihrem länglichen Gesicht mehr Weiblichkeit zu schenken. Doch viel zu oft trug sie es seither zum Pferdeschwanz gebunden, was den Effekt zunichtemachte.

Jetzt schauten ihre dunkelbraunen Augen sie fragend aus dem Spiegel an.

»Du kannst das«, antwortete Katie sich selbst. »Du musst es nur tun.«

Doch die Sicherheit war verflogen, die sie noch beim Abendessen ausstrahlte. Vielleicht hatte Carol recht? Vielleicht war es doch zu viel des Guten? Zu viel für sie, zu viel für ihre Schwester. Sie wäre weit weg, wenn sie einen neuen Schub bekäme.

»Vielleicht sollte ich doch erst einmal eine Wohnung in der Nähe suchen?«, fragte Katie unsicher ihr Spiegelbild. Dann schüttelte sie den Kopf. Sofort war das Bild des Dornenhäuschens vor ihrem inneren Auge aufgetaucht. Es hatte irgendetwas, dass Katie anzog. Sie konnte nicht sagen, was es war, doch das Haus schien sie zu rufen. Eine Wohnung in der Nähe zu suchen, könnte Wochen, sogar Monate dauern. Katie hatte viel zu große Angst, bis dahin den Mut wieder verloren zu haben, den sie gerade in sich spürte. Zudem wollte sie nur in diesem Haus wohnen, in keinem anderen.

»Dornenhäuschen«, flüsterte sie ehrfürchtig vor sich hin. Katie versuchte sich an alle Details zu erinnern, die sie sich eingeprägt hatte: die rosafarbene Fassade, der steile Dachgiebel und nicht zuletzt die Pflanzen, die sich über das gesamte Gemäuer rankten. Sie könnte sie pflegen, sie beschneiden und dafür sorgen, dass die Blumen im Frühjahr prächtig blühten. Ihr eigenes kleines Paradies, dachte sie verträumt.

»Irgendwann musst du ins kalte Wasser springen«, sprach Katie weiter in den Spiegel. Dabei verstellte sie ihre Stimme und verzog das Gesicht. Wenn sie sich anstrengte, konnte sie ihre Lippen so aufeinanderpressen, dass sie so schmal wie einst Norahs Lippen waren.

Sie wollte wie sie klingen, wenn Norah diesen Satz ein ums andere Mal als Argument genutzt hatte. Wenn es darum ging, mit den anderen ins Kino zu gehen oder mit ihr aufs College nach Cork. Katie hatte immer wieder verneint, auch wenn sie wusste, dass ihre beste Freundin es nur gut mit ihr meinte. Kurz nachdem Katie mit Carol bei Onkel Mike eingezogen war, hatte es noch funktioniert. Norah lud Katie immer wieder in ihr Elternhaus ein, wo sich Katie lange wohlfühlte. Einige Zeit klebten die Mädchen aneinander wie eineiige Zwillinge. Doch als Norahs kleine Schwester immer größer wurde und vermehrt die Aufmerksamkeit der Mädchen forderte, war es Katie zu laut im Haus ihrer Freundin. Und zu voll. Nachdem sie eines Nachmittags eine Panikattacke in Norahs Zimmer durchlitten hatte, weigerte sie sich, sie noch einmal zu besuchen. Sie bevorzugte die Sicherheit ihres eigenen Zimmers. Das war kurz bevor sie auch den Chor verließ.

Während ihre Schwester Katies Entscheidung akzeptierte, probierte Norah es immer wieder aufs Neue. Gerissen versuchte sie, Katie zu Dingen zu bewegen, die diese nicht wollte. Nein, sie hatte keine Lust, mit den anderen Pizza essen zu gehen. Nein, sie wollte nicht aufs College. Katie konnte sich nicht vorstellen, weit weg von ihrem sicheren Heim mit Fremden zu wohnen.

»Ich brauchte gar kein College«, sprach Katie laut, wandte sich seufzend vom Spiegel ab und setzte sich auf ihr Bett. Irgendwann hatte sie den Mut gefunden, eine Online-Ausbildung zu machen. Heute war sie eine gefragte Yoga-Lehrerin. Im Internet. Dort, wo sie Videos hochladen konnte und Kurse aus ihrem sicheren Zuhause geben konnte. Dazu hatte es keines Studiums bedurft.

Norahs Erzählungen von der großen weiten Welt hatten Katie immer ausgereicht. Sie brauchte sie nicht sehen. Sie sah sie mit Norahs Augen. Bis die Geschichten eines Tages verstummten. Bis Norah nicht mehr kam.

»Du fehlst mir so«, flüsterte sie in den Raum und schloss die Augen. In diesem Moment wünschte sie sich ihre Freundin so sehr zurück, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb. Norah hätte sie unterstützt, hätte ihr geholfen und bei jedem Anflug von Zweifel Mut zu gesprochen. Wäre Norah noch da, würde Katie diesen Sprung ins kalte Wasser sofort wagen. Doch Norah war fort.

Blind ließ Katie ihre Hand unter ihr Bett gleiten und ertastete die Schachtel. Mit einem geübten Griff zog sie sie hervor. Darin war alles, was sie noch von Norah hatte. Katie nahm sich zuerst das Fotoalbum. Sie war nie zu müde, die alten Bilder anzuschauen. Sie gaben ihr das Gefühl, ihrer Freundin näher zu sein. Als wäre sie nur verreist. Liebevoll strich sie über Norahs junges Gesicht auf dem Papier. Es gab nicht viele Fotos. Doch sie reichten.

Und dann hatte Katie ja noch Norahs Worte.

»Ich habe eine Idee«, hatte ihre Freundin eines Tages aufgeregt verkündet, als sie gerade 15 waren und Katie es kaum noch in die Schule schaffte. »Wir schreiben uns jeden Abend einen Brief. Egal, wo wir sind.«

»Briefe?«, hatte Katie zweifelnd gefragt. »Wir können uns doch mailen?«

Doch Norah hatte eifrig den Kopf geschüttelt.

»Nein, das ist nicht dasselbe. Handschriftliche Briefe sind persönlicher als irgendeine E-Mail. Und weißt du, ich bin mir nicht sicher, wer da im Internet das alles lesen kann. Aber ein Stück Papier, das in einem zugeklebten Umschlag liegt, liest keiner außer uns.«

Das hatte Katie überzeugt. Fortan hatte sie jeden Morgen ihrer Schwester einen Brief an Norah mitgegeben, um abends einen von ihr zu erhalten. Irgendwann kamen die Nachrichten seltener, je mehr Norah unterwegs war. Doch selbst auf dem College schrieb sie mindestens einmal in der Woche.

Bis eines Tages kein Brief mehr kam.

Bis Norahs gebrochene Eltern eines Abends vor der Tür standen und Katie alle ihre Briefe brachten, die sie je geschrieben hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---