511 - Vertraue Niemandem - Jochen Drexel - E-Book
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511 - Vertraue Niemandem E-Book

Jochen Drexel

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Beschreibung

511 - Vertraue Niemandem Ein Cyberkrimi Hannes verbringt als junger Informatikstudent den größten Teil seiner Zeit vor dem Computer. Er hackt gerne fremde Systeme und bastelt an einer KI-Software. Als sein Programm anfängt, ein Eigenleben zu entwickeln, benötigt Hannes Hilfe. Da er weder Telefon noch Internet vertraut, will er mit dem Zug zu einem Computerverlag fahren, um sein Programm dort überprüfen zu lassen. Doch am Bahnhof wird er von Agenten entführt und zu einer geheimen Organisation gebracht. Dort lernt er die junge Hackerin Eva kennen und gemeinsam sollen sie ein gut gesichertes Netzwerk knacken. Plötzlich überschlagen sich jedoch die Ereignisse und die beiden müssen fliehen. Dabei können sie niemandem vertrauen, außer sich selbst.

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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511 - Ein Cyberkrimi

Hannes verbringt als junger Informatikstudent den größten Teil seiner Zeit vor dem Computer.

Er hackt gerne fremde Systeme und bastelt an einer KI-Software.Als sein Programm anfängt, ein Eigenleben zu entwickeln, benötigt Hannes Hilfe.Da er weder Telefon noch Internet vertraut, will er mit dem Zug zu einem Computerverlag fahren, um sein Programm dort überprüfen zu lassen.Doch am Bahnhof wird er von Agenten entführt und zu einer geheimen Organisation gebracht. Dort lernt er die junge Hackerin Eva kennen und gemeinsam sollen sie ein gut gesichertes Netzwerk knacken. Plötzlich überschlagen sich jedoch die Ereignisse und die beiden müssen fliehen.Dabei können sie niemandem vertrauen, außer sich selbst.

Impressum

Die in diesem Buch erzählte Geschichte ist frei erfunden.Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder existierenden Organisationen sind rein zufällig.

Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt

Copyright (C) 2019 by Jochen Drexel

Jochen DrexelLudwig-Jahn-Str. 874379 Ingersheimwww.bastel-bastel.de

Titelfoto: Jochen Drexel

ISBN:   9783739474489

Alles meins!Alle Rechte liegen bei Jochen Drexel.Alles selbst erfunden.

Danke!

Mein Dank gebührt meiner Frau Nicole und meinem Sohn Lian, die mir erlaubt haben, dieses Buch zu schreiben.Vielen Dank auch an Andrea Wibbe, die dieses Buch als Erstleserin begleitet und mich bei der Titelgestaltung unterstützt hat.

Kapitel 1 – Am Bahnhof

Die große alte Uhr des Stuttgarter Bahnhofs stand auf 5 Uhr 11, als Hannes Meier den Bahnsteig betrat.Er zuckte kurz zusammen, dann schaute er auf seine Armbanduhr und entspannte sich wieder.

3:30 zeigte seine Funkuhr. Darauf konnte er sich verlassen. Hannes war zwar Informatiker, aber von modernen Smartwatches hielt er nicht viel.Er wollte nicht, dass alle seine Bewegungen getrackt und ins Internet übertragen werden. Außerdem war die Laufzeit dieser modernen Spielzeuge lächerlich gering. Deswegen war er stolz auf seine alte Uhr, die mit einem kleinen Akku und einer Solarzelle im Ziffernblatt seit Jahren ohne externes Nachladen und ohne Batteriewechsel funktionierte.

Dazu kam eine absolut zuverlässige Anzeige der Zeit, die per Funk von der Atomuhr in Braunschweig ausgestrahlt wurde.

Die Bahnhofsuhr musste irgendwann stehen geblieben sein. Vielleicht war auch einfach bei der Renovierung vergessen worden sie abzureißen. Seit Hannes sich erinnern konnte wurde an diesem Bahnhof gebaut und ein Ende war nicht in Sicht. Er hatte mit seinen Freunden Wetten am Laufen, ob der Stuttgarter Bahnhof oder der Berliner Flughafen früher fertiggestellt sein würden.

Unter seinen Freunden stand S21 für „21 Jahre später als geplant“.

Hannes Meier war ein schlaksiger junger Mann von 24 Jahren. Mit seinen sonst immer freundlich leuchtenden blauen Augen blickte er so früh am Morgen müde in der Bahnhofshalle umher.

3 Uhr 30 war sonst eher die Zeit, zu der er zu Bett ging, das war nicht seine Zeit um aufzustehen. Und um zu verreisen, passte es schon gar nicht.

Aber bald würde er hoffentlich im Zug etwas schlafen können.

Um 3:50 sollte der ICE abfahren, mit dem er seine Reise antreten wollte.

Allerdings war bisher weit und breit nichts von diesem Zug zu sehen. Es war überhaupt kein Zug am Bahnhof.Der Bahnsteig lag verlassen vor ihm. Hoffentlich war er am richtigen Gleis.

Die Pläne und Anzeigen der Bahn stimmten nicht immer mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein. Oft wurden per Lautsprecher kurzfristige Änderungen durchgesagt.

Aber heute umgab ihn Totenstille. Als ob die Baustelle vor Vollendung des Bahnhofs aufgegeben worden wäre.

Leider war auch niemand unterwegs den er hätte fragen konnte. Er kam sich sehr verlassen vor zwischen all den Gleisen, Bauzäunen und Maschinen auf dieser riesigen Fläche.

Auch wenn er sonst eher der Einzelgänger war, hier am Bahnhof wünschte er sich doch etwas mehr, als die leere halbfertige Halle über den Schienen. Nur ein paar verirrte Tauben flogen ab und zu leise gurrend durch das große unterirdische Gebäude.

Ein seltsames Gefühl durchflutete seinen Körper.War es Angst? Müdigkeit? Oder eine Mischung aus Beidem?Egal. Er hatte es angefangen, jetzt musste er durch.Zurück konnte er sowieso nicht mehr.

Er war in einer dringenden Angelegenheit unterwegs nach Hannover.

Dort gab es einen Fachverlag für Computertechnik, den er unbedingt persönlich aufsuchen wollte.

Als Informatikstudent hatte er an einer Semesterarbeit über Künstliche Intelligenz (KI) gearbeitet.

Die Arbeit war zwar beendet, aber das Thema hatte Hannes derart fasziniert, dass er in seiner Freizeit daran weiter forschte und das System weiterentwickelte und verbesserte.

Nach seinem Online-Zähler gerechnet war er die letzten 4 Semester mittlerweile länger online am Computer als im realen Leben unterwegs. Das Thema KI hatte ihn vollständig in seinen Bann gezogen.

Von den Vorlesungen besuchte er nur noch die Allernötigsten. Ansonsten bestand sein Leben fast nur noch aus Nahrungsaufnahme, Schlafen und seinem Projekt.

Dabei machte er erstaunlich rasche Fortschritte.

Natürlich wusste er von der Existenz kommerzieller KI-Projekte und deren erstaunlichen Fähigkeiten. Aber wenn man die Systeme näher analysierte, kam man doch immer sehr schnell an den Punkt, an dem man erkennen konnte, dass es sich keineswegs um Intelligenz handelte.

Alle Programme arbeiteten immer nur stumpf Regeln und Prozeduren ab. Egal wie schlau sie einem Anwender vorkamen, sie waren im Grunde genommen doch ziemlich dumm.

Eine Steigerung der gefühlten Intelligenz basierte immer nur auf noch mehr Rechenleistung oder einer größeren Datenmenge die zur Verfügung stand.

Selbstlernende Software war der Heilige Gral der Informatik. Aber alle bisherige Programme blieben doch sehr speziell auf einzelne Probleme zugeschnitten. Von wirklicher Intelligenz war man noch sehr weit entfernt.

Bei seiner eigenen KI-Software, er nannte sie EVE (seine Abkürzung für Erste Virtuelle Existenz), hatte er jedoch irgendwann das seltsame Gefühl, dass sich das System selbständig entwickelte.

Er war immer mehr davon überzeugt, dass die Software ein Eigenleben hatte. Sie reagierte auf Eingaben dermaßen intelligent, dass er sie kaum noch von realen Menschen unterscheiden konnte.

Es gab Aktivitäten, die weder programmiert waren, noch sich durch die verwendete Datenbasis erklären ließen. Als würde EVE selbständige Überlegungen anstellen und eigene Schlussfolgerungen daraus ziehen.

Hannes war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass seine KI kurz davor war ein Bewusstsein zu erlangen oder einfach, weil er kaum noch mit realen Menschen kommunizierte.

Und wenn er das tat, dann nur noch über Webseiten und Messenger-Dienste. Direkte menschliche Kommunikation wurde ihm immer fremder. So war es schwierig für ihn, die Entwicklung seiner Software einzuschätzen.

Er war an einem Punkt angekommen an dem er Hilfe benötigt.

Er musste sich an irgend jemanden wenden, der EVE objektiv überprüfen konnte. Jemand der einen Turing-Test mit ihr durchführte und ihr Aufgaben stellte, die ihre Fähigkeiten auf die Probe stellen würden.

Sollte die von ihm entwickelte KI wirklich ein Bewusstsein entwickelt haben, dann wäre das eine Sensation.

Damit wäre die technische Singularität in Reichweite. Ein Punkt, an dem die technische Intelligenz die des Menschen erreicht hätte und – viel bedeutender noch – ab diesem Zeitpunkt vermutlich in rasanter Geschwindigkeit über die Menschheit hinauswachsen würde.

So etwas konnte er nicht mit irgendwelchen Internet-Freunden besprechen, das Thema war zu heiß.

Seine Professoren würden das Projekt vermutlich einkassieren und als Leistung der Universität darstellen. Schließlich hatte er das Uni-Netzwerk gehackt und nicht unerhebliche Rechenkapazitäten aus dem Rechenzentrum heimlich für seine Zwecke umgeleitet. Mittlerweile gab es bereits Untersuchungen der Universität, warum mehrere Supercomputer weit hinter ihrer theoretischen Leistung zurückblieben.

Bisher konnte er sein Projekt noch verstecken, aber er war sich nicht sicher wie lange das noch gut ging.

Sollte er sich an einen Professor wenden, würde sein Spiel sofort auffliegen. Das war leider keine Option. Wer weiß, was das für Folgen haben würde. Der Verweis von der Uni wäre da noch das geringste Problem. Die rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Forderungen für die abgezweigte Rechenleistung dürften weit schlimmer sein, vielleicht würden sie ihn dafür auch einsperren.

Computersabotage war seit ein paar Jahren immerhin ein Straftatbestand.

Das schlimmste wäre natürlich die Aberkennung aller Rechte an seinem Projekt. Sollte seine KI-Software wirklich ein Bewusstsein entwickelt haben, dann wäre das bestimmt mindestens einen Nobelpreis wert. Den konnte er sich unter keinen Umständen entgehen lassen.

Hannes träumte gerne von Ruhm und Anerkennung. Aber vorerst hatte er andere Probleme zu meistern.

Vor der Veröffentlichung durften andere Personen von seinem Projekt nichts erfahren. Sollte es sich wirklich um ein künstliches Bewusstsein handeln, dann hätten sicher viele Parteien daran Interesse.

Er wollte sich gar nicht vorstellen, welche fiesen Organisationen sich dann an ihn heften würden. Dafür hatte er schon zu viele Thriller gelesen. Mafia, internationale Konzerne oder staatliche Organisationen. Ein Gedanke erschreckender als der andere.

Er musste sein Projekt im Geheimen von zuverlässigen Stellen überprüfen lassen und durfte erst an die Öffentlichkeit, wenn er hundertprozentig sicher war, dass er mit seiner Vermutung recht hatte.

Die Veröffentlichung musste dann mit einem Paukenschlag erfolgen, damit alle Welt gleichzeitig davon erfahren könnte.So sollte sichergestellt sein, dass niemand die alleinige Kontrolle über das System erlangen konnte.

Ein solches Programm würde ungeheure Macht in die Hand derjenigen legen, die es kontrollierten.

Verhindern konnte er die Veröffentlichung nicht. Wenn er sein Projekt nicht der Welt vorstellte, irgendjemand würde sicher bald eine ähnliche Arbeit fertigstellen. Oder vielleicht gab es ja bereits etwas Vergleichbares?

Aus diesem Grund musste er nach Hannover zu diesem Computerverlag.

Dort erhoffte er sich kompetente Ansprechpartner zu finden, denen er sein Projekt vorstellen konnte. Immerhin gab es dort auch eine anonyme Ansprechstelle für Whistleblower. Er hatte zwar keine Staatsgeheimnisse zu verraten, aber war seine Entdeckung nicht etwas ähnlich Bedeutungsvolles? Hoffentlich nahm man ihn dort ausreichend ernst und machte sich nicht über ihn lustig. Er hatte keine Idee, an wen er sich sonst wenden könnte.

Es blieb ihm keine andere Wahl.Wenn er falsch lag, machte er sich höchstens lächerlich und hatte immerhin etwas für sein Leben gelernt. Falls er aber recht hatte, dann war das eine Sensation. Über die normalen Kommunikationskanäle konnte er sein Projekt nicht offenlegen.

Jeder wusste seit Wikileaks und Edward Snowden, dass es keine sichere Kommunikation über das Internet gab. Zumindest keine mit der er irgendjemanden erreichen konnte dem er vertraute.

Er musste EVE aus dem Rechnernetz der Universität irgendwo anders hin verlagern. Die Untersuchungen der Universität kamen ihm zu schnell zu nahe. Das wurde ihm zu heiß. Die Software musste von außen erreichbar sein, durfte aber trotzdem von niemandem außer ihm selbst gefunden werden. Das war eine ziemlich heikle Sache. Da durfte er keine Fehler machen.

Aber für einen einzelnen PC war die Software bei weitem zu groß. Entwickelt auf dem Supercomputer-Netz der Uni, waren es mittlerweile mehr Daten, als ein einzelner Computer speichern konnte. Als Ausweg blieb nur eine Cloud.Eigentlich war ihm nicht ganz wohl dabei, sein System im Internet zu verstecken. Jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden war, musste quasi bereits als kompromittiert angesehen werden. Das heißt, alles, was am Internet hängt, lässt sich hacken und muss auch so betrachtet werden, als wäre es bereits gehackt worden. Absolute Sicherheit gibt es nicht.Konnte er sein System in so einem unsicheren Umfeld verstecken? Leider hatte er keine Wahl.Die Alternative war nur, EVE zu löschen. Und das kam nicht infrage. Kommerzielle Clouds konnte er sich in der benötigten Größe nicht leisten. Glücklicherweise war er früher schon oft auf fremden Systemen unterwegs und wusste wie man unauffällig Rechner knacken konnte. Er musste einen Weg finden, seine Daten zumindest für die nähere Zukunft so im Netz zu verstecken, dass niemand außer ihm Zugriff darauf hatte.

Die Lösung waren Script-Kiddies. Das sind Leute, die mit im Darknet erhältlichen, anwenderfertigen Schadprogrammen fremde Rechner angreifen, ohne wirklich Ahnung zu haben.

Deren Server waren meistens selbst nicht besonders gut gesichert, boten aber Zugriff auf extrem viele Systeme die bereits von Trojanern befallen waren. Er musste also nichts weiter tun als sich mit dranzuhängen. Allerdings hütete er sich davor, diese Server zu übernehmen, er wollte niemanden misstrauisch machen. Nur ein Bisschen von jedem System zweigte er für sich ab.

Dadurch konnte er recht schnell ausreichend fremde Rechenkapazität für EVE zusammenstellen. Ob die übernommenen Rechner virtuelles Geld schürften, automatisiert weitere Rechner angriffen oder einfach nur für sein Projekt rechneten, das merkten die betroffenen Anwender nicht.Dafür hatte er seine EVE so im Netz verteilt und versteckt, dass er jederzeit darauf zugreifen konnte.

Einfache Anwender waren in seinen Augen sowieso nur Internetausdrucker, Menschen ohne irgendeine Ahnung von moderner Technik.

So standen ihm nach nur einem Abend bereits hunderte Rechner zur Verfügung. Das sollte ausreichen, für eine Demo-Installation und für die sichere Zwischenlagerung von EVE.

Es war Zeit, sein Projekt aus dem Uni-Rechnernetz zu entfernen. Allerdings musste auch der Ausstieg langsam und behutsam erfolgen. Sonst würde auffallen, wenn auf einen Schlag die gesamte Rechenkapazität wieder vorhanden wäre.

Er installierte verschiedene Spiele und Testprogramme auf den gehackten Accounts. Anwendungen, die einfach nur Rechenzeit fraßen, teilweise ließ er die Großrechner Bitcoins und andere Cyber-Währungen berechnen. Je weniger Kapazität EVE im Uni-Netzwerk benötigte, desto mehr Müllprogramme liefen. Niemand bemerkte den Austausch.

Erst im letzten Augenblick hatte er für seine Zwecke zusätzliche Benutzer eingerichtet, die es an der Fakultät nicht gab. Ansonsten hätte es für die gehackten User sicher mächtig Ärger gegeben, wenn sie hätten erklären sollen, warum unter ihrem Namen Bitcoins auf einem Supercomputer geschürft werden. Er wollte ja eigentlich niemandem schaden. Es ging ihm nur um sein Projekt.

Nachdem er die Daten und die Rechenlast seiner EVE durch viele sinnlosen Programme ersetzt hatte, löschte er alle Spuren. Dann startete er mehrere Timer welche die Programme nach und nach beendete und immer mehr Rechenzeit zurückgeben sollten, bis nichts mehr von seiner Existenz auf den Großrechnern zu finden war.

Ganz zum Schluss koppelte er sich ab und schaltete seinen Rechner aus. Keiner konnte seine Spuren finden, da war er sich sicher.

EVE war jetzt im Internet. Verteilt auf viele Rechner, unauffindbar für Menschen, die davon nichts ahnten. Und nur er wusste, wie er Verbindung aufnehmen konnte.

So stand er nun also 3 Tage nachdem er offline gegangen war verlassen auf dem Stuttgarter Bahnhof. Hatte er alles richtig übertragen? Alle Spuren verwischt?

Kann irgendwer außer ihm EVE im Internet finden? Sein Projekt lag verteilt auf hunderten Computern, niemand würde von seiner Existenz erfahren, wenn er nicht bereits davon wusste. Und nur er hatte die Information, wie er Zugriff darauf erlangen könnte.

Aber er war sich auch im Klaren darüber, dass selbst die besten Computerfreaks Fehler machten. Und er wusste, dass er nicht der Beste war, eher nur Mittelmaß. Diese Unsicherheit nagte an ihm.

Während er in seiner Müdigkeit alleine auf dem Bahnhof stand, die Schwellen unter den Schienen zählte und überlegte, ob er alle Spuren vollständig beseitigt hatte, bemerkte er, dass er doch nicht so alleine war, wie er gedacht hatte.

Zwei Männer in langen Mänteln liefen durch den Bahnhof.

Belustigt dachte er daran, dass nur noch Schlapphüte fehlten, damit es typische Agenten, wie aus einem billigen Film, wären. Aber dann bemerkte er, dass die Männer auf ihn zukamen.

Auf einmal war er hellwach.Panik brach in ihm aus. Hatte er einen Fehler begangen?

Wollten sie zu ihm, wegen EVE? Sonst war niemand auf dem Bahnsteig.Was konnte er tun? Davonlaufen?

Wenn die Männer nur zufällig an ihm vorbeiwollten, wäre das sicher lächerlich.

Wenn sie es wirklich auf ihn abgesehen hätten, dann hätte er wahrscheinlich sowieso keine Chance, er war zu oft vor dem Computer gesessen, Sport war nie seine Stärke. Beim Weglaufen wäre er schnell außer Puste gewesen.Und zu allem Übel sah er nun, dass aus der anderen Richtung zwei weitere Männer auf ihn zukamen. Über das Gleis flüchten? Keine Chance.

Dann war es auch schon zu spät. Die beiden Männer, die er zuerst entdeckt hatte, standen nun direkt vor ihm. Einer der beiden räusperte sich und fragte ihn dann: „Sind Sie Hans Meier?“

Kapitel 2 – Entführung

Hannes erschrak. Niemand nannte ihn Hans. Das war zwar sein richtiger Name und stand auch so in seinem Ausweis, aber alle nannten ihn Hannes. Das klang einfach moderner, cooler und so hatte es sich im Laufe der Zeit einfach ergeben.

Hans. Das war zuviel für ihn. 3 Uhr 40 in der Früh. Er saß in der Falle.

Mit einem Klos im Hals erwiderte er: „Wer will das wissen?“

Der Mann im dunklen Mantel wiederholte seine Frage. Oder vielleicht war es auch der andere? Eigentlich war das auch egal.

Die beiden sahen sich ähnlich wie Zwillinge. In der Dunkelheit des Bahnsteigs waren ihre Gesichter nur schemenhaft zu erkennen.Beide waren mindestens einen Kopf größer als er und ganz offensichtlich ziemlich durchtrainiert. Beide mit einem Überraschungsangriff umhauen und dann davonlaufen war keine Option, das würde sicher schiefgehen.

Vermutlich würde er sich beim Zuschlagen eher die Finger brechen, als dass einer der beiden überhaupt eine Reaktion darauf zeigen würde. Und dann waren da noch die anderen beiden Agenten, die mittlerweile ebenfalls neben ihm standen.Vier durchtrainierte Muskelberge gegen Hannes. Das war unfair.

Ja, das mussten Agenten sein. Wer sonst kam in solcher Aufmachung nachts durch den Bahnhof, nur um ihn zu fragen, ob er Hans Meier sei.

CIA? FBI? Oder doch nur der BND? Er war in einer aussichtslosen Lage.

„Wer sind Sie?“, fragte Hannes. Erneut kam als Antwort nur die dritte Wiederholung der Frage: „Sind Sie Hans Meier?“

Mit zittriger Stimme antworte er: „Ja, das bin ich. Was wollen Sie von mir? Wer sind Sie?“

Einer der Agenten sagte darauf: „Wir sollen Sie abholen, es ist wichtig!“

Hannes überlegte fieberhaft was die Typen wohl von ihm wollten. Wenn es um EVE ging, war er vermutlich erledigt. Von der Uni waren die 4 nicht, das war klar. Wäre sein Treiben dort entdeckt worden hätte man sicher nur die Polizei auf ihn angesetzt, was schlimm genug wäre.

Aber diese Muskelprotze in Agentenoutfit lagen jenseits dessen, was er sich in seinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt hatte.

Wie waren sie ihm auf die Schliche gekommen? Welche Fehler hatte er gemacht? Es wollte ihm einfach nicht in den Sinn kommen, wie er sich verraten hatte.

Um so schlimmer waren die Gedanken, die ihm jetzt durch den Kopf schossen was diese Männer mit ihm vorhatten.

War es die Mafia? Dann würden sie ihm wohl nach und nach jeden Finger einzeln abschneiden, bis er den Zugang zu EVE freigab.

CIA? Die würden ihn ausfliegen, vielleicht nach Guantanamo. Vermutlich würden Sie Waterboarding anwenden. Eine Technik, bei der ihm, mit einem Sack über dem Kopf, Wasser ins Gesicht geschüttet würde, bis er das Gefühl hätte, ertrinken zu müssen. Auch keine schöne Vorstellung.

„Habe ich eine Alternative?“, fragte Hannes.

Der Agent, der auch bisher gesprochen hatte, antwortete: „Es wäre für alle von Vorteil, wenn Sie uns unauffällig begleiten würden.“

Hannes ließ einen kurzen Blick über den Bahnsteig schweifen. Kein Mensch war weit und breit zu sehen, ein Auffallen war kaum möglich. Aber das war vermutlich ein antrainierter Standardsatz.

Mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern ergab er sich seinem Schicksal.

Die Gruppe setzte sich in Bewegung. 2 Agenten vor Hannes, 2 hinter ihm.

Sie legten ihm weder Handschellen noch Fesseln an, aber ein Entkommen schien sowieso unmöglich.

Nach einem kurzen Marsch verließen Sie den Bahnhof.

Vor dem historischen Portal, das nicht dem Neubauprojekt zum Opfer gefallen war, standen nur 3 einsame Taxen. Dahinter ein schwarzer VW-Bus. „Genau so habe ich mir eine Entführung durch Geheimdienste immer vorgestellt“ dachte Hannes verzweifelt.

Seit die grüne Regierung Autos in der Innenstadt verboten hatte, gab es hier nur noch Fußgängerzonen.Fremde Autofahrer, zu denen er flüchten konnte waren keine vorhanden. An der Bushaltestelle war gähnende Leere, die ersten Fahrten des Tages starteten erst gegen 6 Uhr.

Das mussten welche von der Regierung sein. Alles andere wäre viel zu auffällig. Das Fahrverbot in der Innenstadt wurde streng überwacht. Einfahrt gab es nur für Behördenfahrzeuge.

Polizisten wären uniformiert oder würden sich zu erkennen geben, die Mafia würde nicht mit so einem auffälligen Fahrzeug kommen. Seine Entführer können nur von einem Geheimdienst sein dachte Hannes, aber welcher?

„Ach eine Sache noch – diese hier müssen Sie aus Sicherheitsgründen leider aufsetzen“, sagte der Wortführer der Agenten während er sich zu Hannes umdrehte und ihm eine hässliche schwarze Bommelmütze reichte. „Bitte komplett über die Augen ziehen, es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit.“

Verwirrt und auch etwas angeekelt kam Hannes dem Befehl nach und zog die Mütze über den Kopf. Die Männer überprüften, dass er auch nichts sehen konnte, dann musste er in den Bus einsteigen.

Hannes wurde sorgfältig angegurtet, die Türen wurden geschlossen und die Fahrt ging los.

Hannes spürte wie der Motor gestartet wurde. Das Fahrzeug hatte einen Verbrennungsmotor. Antike Technik, aber immer noch weit verbreitet. Wenn das wirklich Agenten einer Behörde waren, dann musste das eine mit schlechter finanzieller Ausstattung sein oder sie wollten einfach nicht auffallen. Amerikaner waren das eher nicht. Die 4 Sätze, die gesprochen wurden, waren in reinem Hochdeutsch, kein Akzent. Das Fahrzeug war zu wenig protzig. Und überhaupt, die Behandlung war für eine Entführung überaus zuvorkommend.

Gut die Mütze roch ziemlich muffig und erschwerte das Atmen. Aber man hatte ihn bisher weder geschlagen noch ihm sonst irgendwie Gewalt angetan. Gefesselt und geknebelt war er auch nicht.

---ENDE DER LESEPROBE---