7 Fantastische Abenteuer im Sonderband Juni 2025 - Ned Gerber - E-Book

7 Fantastische Abenteuer im Sonderband Juni 2025 E-Book

Ned Gerber

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: Ned Gerber: Jack Richardson und die Frau mit dem Amulett Jo Zybell: Arkanum - Das siebte Tor: Gestrandet Jo Zybell: Lennox und die Macht des Sehers Jo Zybell: Lennox und das Zeitfeld William Waldorf Astor: Vainis große Liebe William Waldorf Astor: Ein Kuss von Delilah Fenton Ash: Mit dem Luftschiff nach Ophir Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen. In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf … Die Suche nach nach dem Tachyonenstrahl scheint von Erfolg gekrönt, auch wenn die Hindernisse nur schwer zu überwinden sind. Doch noch bevor Tim Lennox das Zeitfeld erreichen kann, meldet sich eine Gestalt aus der Vergangenheit: Malengish, mit dem er über hundert Jahre einen Körper geteilt hatte. Aber Malengish scheint dem Wahnsinn verfallen und wird zur Gefahr.

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Seitenzahl: 1073

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

7 Fantastische Abenteuer im Sonderband Juni 2025

Copyright

Jack Richardson und die Frau mit dem Amulett

Arkanum – Das siebte Tor

Copyright

Erstes Buch

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Intermezzo I

Zweites Buch

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Intermezzo II

Drittes Buch

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Epilog

Lennox und die Macht des Sehers

Lennox und das Zeitfeld

Vainis große Liebe

Ein Kuss von Delilah

Mit dem Luftschiff nach Ophir

7 Fantastische Abenteuer im Sonderband Juni 2025

Ned Gerber, Jo Zybell, Fenton Ash, William Waldorf Astor

Dieser Band enthält folgende Romane:

Ned Gerber: Jack Richardson und die Frau mit dem Amulett

Jo Zybell: Arkanum - Das siebte Tor: Gestrandet

Jo Zybell: Lennox und die Macht des Sehers

Jo Zybell: Lennox und das Zeitfeld

William Waldorf Astor: Vainis große Liebe

William Waldorf Astor: Ein Kuss von Delilah

Fenton Ash: Mit dem Luftschiff nach Ophir

Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen.

In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf …

Die Suche nach nach dem Tachyonenstrahl scheint von Erfolg gekrönt, auch wenn die Hindernisse nur schwer zu überwinden sind. Doch noch bevor Tim Lennox das Zeitfeld erreichen kann, meldet sich eine Gestalt aus der Vergangenheit: Malengish, mit dem er über hundert Jahre einen Körper geteilt hatte. Aber Malengish scheint dem Wahnsinn verfallen und wird zur Gefahr.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Jack Richardson und die Frau mit dem Amulett

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Jack Richardson und die Frau mit dem Amulett: Action & Abenteuer

von NED GERBER

Das Rätsel jenseits der Berge

Ich konnte die Kälte der frühen Morgenstunden an meinem Nacken spüren, als ich die letzten Stufen des frostigen Gebirges hinunterstieg. Seit Wochen war ich allein in dieser abgelegenen Weltgegend, fernab der Zivilisation, getrieben von der Suche nach dem Unbekannten. Mein Name ist Jack Richardson, und ich bin Abenteurer – oder besser gesagt, derjenige, der ständig nach dem großen Abenteuer sucht. Ich hatte die Geschichten über das geheimnisvolle Gebäude gehört, das hinter dem Nebel der Berge verborgen lag, und jetzt war ich endlich hier.

Das Gelände war rau, die Luft dick mit dem Duft von nassem Moos und verrottendem Holz. Mein Herz schlug heftig, als ich am Rand des Waldes stand und auf das riesige Rechteck von Stein und Lianen blickte, das vor mir auftauchte. Die Wände waren mit geheimnisvollen Symbolen bedeckt, die im schwachen Licht der aufgehenden Sonne glitzerten, als ob sie lebendig wären. Ich nahm einen tiefen Atemzug und trat näher heran. Meine Hände zitterten leicht vor Aufregung und einer unbestimmten Angst.

Gerade als ich die Hand ausstreckte, um die raue Oberfläche zu berühren, hörte ich ein Geräusch hinter mir. Mein Instinkt war sofort alarmiert. Ich wandte mich um und sah sie – eine atemberaubende Frau, die mit überirdischer Schönheit gesegnet war. Ihr langes, dunkles Haar fiel in sanften Wellen über ihre kaum bekleidete Gestalt, die mit einem gleißenden Licht umhüllt war, als ob sie aus einer anderen Welt gekommen wäre.

„Wer bist du?“ fragte ich, während mein Herz schneller schlug. Sie trug ein Amulett um den Hals, das in verschiedenen Farben schimmerte und eine Präsenz hatte, die mich nahezu hypnotisierte.

„Ich bin Alyara,“ antwortete sie mit einer Stimme, die wie das Murmeln eines sanften Baches klang. „Hüterin des Portals und Beschützerin dieses Ortes.“ Ihre Augen blitzten geheimnisvoll, und es war, als ob sie tief in meine Seele schauen konnte. „Du bist nicht wie die anderen. Du bist hier aus einen Grund.“

Eine unbehagliche Vorahnung überkam mich. „Warum? Was verbirgt sich hier?“

Sie deutete auf das Gebäude hinter mir. „Das ist nicht nur ein Gebäude, Jack. Es ist ein Tor zu einer anderen Zeit, zu einer anderen Welt. Vor Jahrhunderten wurde es erschaffen, um das Gleichgewicht zwischen den Dimensionen zu bewahren. Aber es ist in Gefahr.“

Gerade als sie die Worte sprach, ertönte ein tiefes, dröhnendes Geräusch, das durch die Luft schnitt. Ich zuckte zusammen – wie das Gebrüll eines Ungeheuers. Aus den Schatten des Waldes traten Kreaturen hervor, grotesk und widerwärtig. Ihre Haut war unregelmäßig, Schuppen und Stacheln bedeckten ihre Körper, und ihre Augen glühten rot wie glühende Kohlen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich realisierte, dass sie uns hatten bemerkt.

„Du musst das Amulett tragen, Jack,“ rief Alyara, während sie vor mich trat und das glitzernde Artefakt in meiner Richtung hielt. „Es schützt dich vor den Kreaturen. Nur so kannst du das Portal erreichen und das Geheimnis entschlüsseln!“

Ich spürte, wie sie das Amulett um meinen Hals legte. Ein warmes Gefühl durchfuhr mich, und ich fühlte mich gestärkt, selbst als die Bestien näher kamen. Sie brüllten und scharrten mit ihren klauenartigen Gliedmaßen, entschlossen, uns zu stoppen.

„Gehe jetzt! Das Portal ist unsere einzige Chance!“ rief Alyara, während sie sich schützend vor mich stellte.

In diesem Moment wusste ich, dass ich mich dem Unbekannten stellen musste. Ich war gekommen, um Abenteuer zu erleben, doch ich hatte keine Ahnung, dass ich mich in der Mitte eines jahrhundertealten Konflikts wiederfinden würde. Mit Alyara an meiner Seite und dem Amulett sowie dem Rätsel des Portals, war ich bereit, ins Unbekannte zu treten – koste es, was es wolle.

Das Geheimnis, das Alyara erwähnt hatte, war tief in der Geschichte dieser verborgenen Welt verwurzelt, einer Welt, die parallel zu unserer eigenen existierte, aber von Zeit und Raum wie vom Schicksal abgekapselt war. Es war ein Geheimnis, das Generationen von Hütern und Abenteurern beschäftigt hatte, und dessen Offenbarung die Grenzen von Wissen und Macht überschreiten könnte.

Die Ursprungsgeschichte

Vor Jahrtausenden, als die Erde und diese geheimnisvolle Dimension noch miteinander verbunden waren, lebten zwei Völker Seite an Seite: die Hüter, eine weise und spirituelle Rasse, die die Geheimnisse der Magie und der Natur beherrschte; und die Dunklen Kreaturen, die aus dem Schatten geboren wurden und den Drang nach Macht über das Licht hegten. Um das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften zu bewahren, wurde das Portal erschaffen—ein magisches Tor, das den Übergang zwischen den Welten ermöglichte, jedoch nur für die, die des Wissens und der Reinheit würdig waren.

Doch mit der Zeit verschob sich das Gleichgewicht. Die Dunklen Kreaturen, einst gebannt in ihren Schattenreichen, fanden einen Weg, ihre Macht zu erweitern, indem sie das Portal missbrauchten, um aus ihrer Gefangenschaft zu entfliehen. Dabei trieben sie die Hüter in die Defensive und verwandelten einen Teil der Welt in einen Ort des Schreckens und Chaos. Die Hüter wurden gezwungen, ihre Kräfte zu bündeln und ihre Geheimnisse in die tiefsten Geheimnisse der Dimension zu verbergen.

Das Amulett, das Alyara trug und nun um meinen Hals baumelte, war ein Artefakt von unermesslicher Macht. Es war ein Fragment des ursprünglichen Portals und enthielt das Wissen aller möglichen Dimensionen. Seine symbolische Bedeutung war enorm, denn es war nicht nur ein Schutzzauber, sondern auch ein Schlüssel zu den tiefsten Geheimnissen des Gleichgewichts. Der Träger des Amuletts konnte das Portal öffnen und erstmals die uralten Wahrheiten erkennen, die zwischen den Welten verborgen waren.

In der alten Schrift der Hüter gab es eine Prophezeiung, die besagte, dass einst ein Wanderer—ein Abenteurer mit dem Herzen eines Hüters—das Amulett finden würde, um die Dunklen Kreaturen erneut zu bändigen. Es wurde erzählt, dass dieser Wanderer in der Lage sei, die verloren geglaubte Macht der Hüter zu entfesseln und das Portal zu resetten, um den Gleichgewicht zwischen den Dimensionen wiederherzustellen. Doch um dies zu erreichen, musste er das Herz und die Essenz der Dunkelheit konfrontieren und verstehen, was ursprünglich geschehen war.

Das eigentliche Geheimnis, das Alyara erwähnte, war das Verstehen dieser Dualität—das Zusammenspiel von Licht und Schatten, von Gut und Böse. Nur wenn ich die Vergangenheit der Dunklen Kreaturen und das ursprüngliche Bündnis mit den Hütern erfahren würde, könnte ich die Wahrheit über das Portal und meine eigene Rolle darin begreifen. Die Dunkelheit war kein bloßer Feind; sie war Teil des Gleichgewichts und musste verstanden und in einem neuen Licht betrachtet werden.

Tief im Herzen wollte ich herausfinden, was es bedeutete, sowohl die Dunkelheit als auch das Licht zu akzeptieren, um das Geheimnis des Portals zu lüften und vielleicht—nur vielleicht—beide Welten zu retten. Doch ich wusste auch, dass jede Entscheidung, die ich traf, Konsequenzen haben würde, und dass echte Helden oft den weitesten Weg gehen müssen, um die tiefsten Wahrheiten zu enthüllen.

Auf dieser Reise mit Alyara wusste ich, dass ich nicht nur kämpfen musste, um die Dunklen Kreaturen zu besiegen, sondern auch, um das Geheimnis eines Gleichgewichts zu entschlüsseln, das über die Zeit und die Realität hinausging. Es war ein Abenteuer, das weit über die physische Welt hinausging, tief in die psychologischen und ethischen Abgründe der Existenz selbst. Und so setzte ich meinen Weg fort, entschlossen, das Geheimnis zu entschlüsseln und das Schicksal beider Welten zu verändern.

Die Dunklen Kreaturen

Die Dunklen Kreaturen sind das Produkt einer uralten und komplexen Geschichte, die eng mit der Entstehung der Welt, dem Gleichgewicht der Mächte und dem Streben nach Dominanz verknüpft ist. Sie sind nicht einfach böse Wesen, sondern tragen die Last ihrer eigenen Geschichte, die bis in die Anfänge der Zeit zurückreicht. Um ihr Wesen und ihre Motivationen zu verstehen, müssen wir einige der Schlüsselmomente ihrer Evolution betrachten.

Ursprünglich waren die Dunklen Kreaturen Teil des gleichen Schöpfergeistes, der auch die Hüter hervorbrachte. In der Frühzeit der Welt lebten beide Völker in Harmonie, mit einem gegenseitigen Respekt für die Kräfte der Natur und der Magie. Doch als Macht und Neid in die Herzen einiger Mitglied des Volkes eindrangen, entstanden die Dunklen Kreaturen — geboren aus den Schatten der negativen Emotionen, die in der Welt um sie herum wuchsen. Diese ersten Kreaturen waren nichts weiter als Manifestationen des Zorns, der Trauer und des Missmuts.

Mit der Zeit kamen die Dunklen Kreaturen in Konflikt mit den Hütern. Der Wunsch nach Macht und Kontrolle über das Licht und die Natur führte zu einem verhängnisvollen Krieg zwischen den beiden Völkern. Die Dunklen Kreaturen, angeführt von einer mächtigen und machthungrigen Kreatur namens Umbra, strebten danach, die Kontrolle über das Portal zu erlangen, um die Dimensionen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Sie sahen die Hüter als Schwächlinge, die die „Wahre Macht“ der Dunkelheit nicht anerkennen konnten.

Der Krieg wütete über Jahrhunderte und führte zu verheerenden Verlusten auf beiden Seiten. Die Dunklen Kreaturen wurden gezwungen, sich in das Schattenreich zurückzuziehen, als die Hüter das Portal mit einem mächtigen Zauber versiegelten, um die Dunkelheit zu bannen und das Gleichgewicht zu bewahren.

Während der Jahrhunderten der Isolation entwickelten sich die Dunklen Kreaturen weiter. Indem sie sich an die Dunkelheit und das Chaos anpassten, nahmen sie groteske Formen an—ihre Körper wurden von Schuppen, Stacheln und schrecklichen Klauen geprägt. Ihre Fähigkeiten wuchsen, und mit der Zeit erlangten einige von ihnen magische Kräfte, die es ihnen ermöglichten, die Schattenwelt zu manipulieren und sich durch die Dunkelheit zu tarnen.

In dieser Zeit entstand auch eine Untergruppe dieser Kreaturen, die nicht nur wild und aggressiv waren, sondern auch einen ausgeklügelten Intellekt und ein Verständnis für die Manipulation von Gefühlen und Ängsten entwickelten. Diese Kreaturen wurden zunehmend clever im Umgang mit Menschen und anderen Wesen, und viele begannen, ihre eigenen Intrigen zu spinnen.

Jahrtausende vergingen, und das Wissen über die Dunklen Kreaturen wurde von den Hütern als eine Warnung in der Geschichte festgehalten, während der Mythos um ihre Existenz immer mehr in Vergessenheit geriet. Doch während sich die Welt veränderte, begannen die Dunklen Kreaturen, einen Weg zu finden, um das Portal zu destabilisieren und damit wieder in die Welt der Hüter einzudringen.

Sie schickten Botschafter in die menschlichen Reiche – verkleidet als harmlose Geister oder Verführer, die die Menschen dazu ermutigten, Gier und Macht zu streben. Durch die Schwächung der menschlichen Seelen erlangten die Dunklen Kreaturen ein Stück ihrer benötigten Energie und bereiteten so den Weg für ihre Rückkehr.

Das Amulett, das Alyara trug, war nicht nur ein Schlüssel, sondern auch eine Waffe, die sie im Finale der Auseinandersetzung gegen die Dunklen Kreaturen einsetzen wollte. Ihre Macht war von der Angst der Menschen, und als ich das Amulett trug, spürte ich, wie es versuchte, die Dunkelheit um uns herum abzuwehren.

Was die Dunklen Kreaturen jedoch wirklich motivierte, war der tiefere Glaube, dass sie das Licht und die Hüter zurückdrängen und eine neue Ordnung schaffen könnten, in der es keine getrennten Welten gab. Sie waren der Überzeugung, dass Licht und Dunkelheit miteinander verschmelzen sollten; eine Welt, in der keine Grenzen zwischen gut und böse existierten. Dieses Konzept ihrer Realität war paradox, denn die Hässlichkeit, die sie nach außen zeigten, war das Ergebnis des Kampfes um die Akzeptanz ihres eigenen Schattens.

Diese Komplexität machte sie zu einem faszinierenden und erschreckenden Teil der Geschichte, und nicht nur als bloße Antagonisten. Sie waren das Spiegelbild der unterdrückten Ängste, der unerkannten Sehnsüchte und der unzulänglichen Wünsche der Hüter und der Menschen.

Als Alyara und ich in die Tiefen der geheimnisvollen Dimension eindrangen, war klar, dass die Dunklen Kreaturen mehr waren als nur Feinde. Sie waren Teil eines größeren Puzzles. Der Schlüssel zur Rettung sowohl ihrer Welt als auch meiner eigenen lag darin, das wahrhaftige Wesen der Dunkelheit zu verstehen und zu erkennen, dass manchmal die bemerkenswertesten Lektionen aus den unerwartetsten Quellen kommen.

In diesem strömenden Chaos der Licht- und Dunkelheitskriege behielt ich die Hoffnung, dass, wenn wir das verbindende Element, die tiefere Wahrheit fanden, die Dunklen Kreaturen vielleicht nicht für immer Feinde sein müssten. Es war eine Reise, die weit über einfache Kämpfe hinausging, eine Suche nach Verständnis, Akzeptanz und vielleicht—wir waren auf dem Weg, die Dualität von Licht und Dunkelheit in uns selbst zu erkennen.

Im Schatten der Wahrheit

Die atemberaubende Landschaft um uns herum schien mit jeder Sekunde lebendiger zu werden, während Alyara und ich durch die fremde Welt wanderten. Die Luft war erfüllt von einem unheimlichen Murmeln, das sich wie ein sanftes Flüstern an meine Ohren schmiegte. Es war, als würde die gesamte Umgebung auf uns reagieren, als würden Pflanzen und Kreaturen uns bewerten und auf unsere Präsenz reagieren.

„Wo müssen wir hin? Gibt es einen Ort, der das Geheimnis der Dunkeln Kreaturen birgt?“ fragte ich und hoffte, dass Alyara einen konkreten Plan hatte.

„Ja, es gibt einen Ort, den wir erreichen müssen“, antwortete sie, während wir durch ein Dickicht aus leuchtenden Pflanzen und schimmerndem Nebel gingen. „Es nennt sich die Schattenebene. Es ist der Bereich, wo Licht und Dunkelheit aufeinandertreffen und wo die Geschichte der Dunklen Kreaturen in ihren reinsten Formen gespeichert ist. Wenn wir dort sind, können wir das ursprüngliche Gleichgewicht finden und vielleicht die Wahrheit über die Dunkelheit selbst erkennen.“

Langsam begann ich zu begreifen, dass wir hier nicht nur die Dunkeln Kreaturen bekämpfen wollten, sondern auch ihre Geschichte verstehen mussten—die Ereignisse und Emotionen, die diese Wesen in das gemacht hatten, was sie heute waren.

Nach einer langen Reise durch diese magische Welt gelangten wir endlich zur Schattenebene. Der Übergang war schockierend. Plötzlich waren die Farben blass und gedämpft, und die Luft war schwer von einer melancholischen Stille. Es war, als wären wir in einen Traum eingetreten, und ich spürte das Gewicht der Geschichte auf meinen Schultern.

Vor uns erstreckte sich ein riesiges, gewundenes Tal, umgeben von schroffen Felsen, die wie dunkle Riesen in den Himmel aufragten. In der Mitte des Tals erhob sich ein alter, verwitterter Tempel, dessen Mauern mit den gleichen kryptischen Symbolen bedeckt waren, die ich bereits im ersten Gebäude gesehen hatte. Das Herz des Tempels pulsierte mit einem sanften Licht, das in den Schatten verborgen war.

„Das ist der Ort“, flüsterte Alyara, und ich spürte ihre Nervosität. „Hier liegt das Herz der Dunkelheit. Wenn wir die Wahrheit finden wollen, müssen wir in den Tempel eindringen.“

Wir traten in den Tempel ein, der von einem magischen Licht erfüllt war, das aus einer riesigen, rotierenden Kugel im Zentrum des Raumes strömte. Diese Kugel war wie ein riesiges, durchsichtige Amulett—ein einzelner, leuchtender Kern, der die komplexen Strömungen von Licht und Dunkelheit verkörperte. Ich begriff, dass wir hier nicht nur in den Tempel der Dunkelheit eindrangen, sondern auch in das Eingeweide eines uralten Mysteriums.

„Schau!“ rief Alyara und deutete auf die Wand, die mit Szenen aus der Geschichte der Dunklen Kreaturen versehen war. Sie zeigte Kriege zwischen Hütern und Dunkelheit, Momente voller Gier und Verrat. „Dies sind die Geschichten von einem Volk, das aus Angst geboren wurde. Ihre Dunkelheit ist nicht nur ihr Fluch, sondern auch ihr Erbe.“

Ich trat näher an die Wand heran, mein Herz raste. Die Szenen schienen fast lebendig zu werden, so sehr waren sie mit Emotionen durchtränkt. Ich sah, wie ursprüngliche Hüter versuchten, die Dunkelheit zurückzuhalten, und wie die Dunklen Kreaturen in verzweifelten Versuchen ihre Freiheit erkämpften. Es war der Kampf um Identität, ein Streben nach Anerkennung und Verständnis, das Jahre in der Zeit festgehalten wurde.

„Sie sind nicht nur Monster“, murmelte ich. „Sie sind auch Opfer ihrer Umstände.“

Alyara nickte. „Genauso wie wir es sind. Es gibt ein Werkzeug, das uns helfen kann, sie zu verstehen und vielleicht einen Weg zu finden, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Wenn wir die Essenz dieser Dunkelheit erfassen, die in diesem Tempel gespeichert ist, könnten wir die Dunklen Kreaturen davon überzeugen, dass es einen anderen Weg gibt.“

Die Essenz der Dunkelheit

Wir näherten uns der pulsierenden Kugel, die mit der Kraft der Geschichte umgeben war. Ein Gefühl von Dringlichkeit ergriff uns, als wir die Energie spüren konnten, die von der Kugel ausging. Eine seltsame Verbindung lag in der Luft, und ich spürte, dass das Amulett um meinen Hals zu leuchten begann, als wir uns dem unvermeidlichen Moment näherten.

„Du musst deine Angst ablegen“, sagte Alyara, „denn wir können nicht nur mit Kraft begegnen, sondern müssen auch mit Mitgefühl und Verständnis handeln. Wenn du in die Essenz der Dunkelheit eintauchst, nimm sie nicht nur als Bedrohung wahr. Betrachte sie als einen Teil des Ganzen.“

Ich atmete tief durch. In diesem entscheidenden Moment wusste ich, dass ich bereit war, die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit zu überschreiten. Ich trat vor die leuchtende Kugel, und mit Alyara an meiner Seite schloss ich die Augen, bereit, in die dunklen Tiefen der Wahrheit einzutauchen.

Plötzlich schien die Zeit stillzustehen, und ich fand mich in einem strömenden Fluss von Erinnerungen wieder. Ich sah die Dunklen Kreaturen in ihren ursprünglichen Formen, als sie noch von Licht umhüllt waren. Ich spürte die tiefen Emotionen: Trauer über den Verlust, Verzweiflung über die Missinterpretation ihrer Wesen, und schließlich den schockierenden Moment, in dem sich die Dunkelheit manifestierte und die Kreaturen zurück in die Schatten drängte.

In diesem Moment des Mitgefühls begriff ich, dass es nicht nur um den Kampf zwischen Gut und Böse ging. Es handelte sich um ein ständiges Ringen um Verständnis, Anerkennung und Akzeptanz. Ich war nicht mehr nur ein einfacher Abenteurer, sondern ein Bindeglied zwischen zwei Welten, und es lag in meiner Hand, eine neue Geschichte zu schreiben.

Mit jeder Erinnerung, die in mir wirkte, geriet mein innerer Kampf in den Fokus. Die Dunkelheit war nicht nur die Bedrohung, die ich in ihr gesehen hatte, sondern auch ein Teil meines eigenen Menschseins—meiner Unsicherheiten, Ängste und…

...meiner Schwächen. Während ich tiefer in die Erinnerungen eintauchte, spürte ich eine tiefe Verbindung zu den Dunklen Kreaturen. Ihre Streben nach Identität und Akzeptanz war nicht anders als das, was auch ich häufig fühlte. Der Drang, geliebt und verstanden zu werden, war universell.

Nun erhob sich vor meinem inneren Auge ein visionärer Raum—ausschließlich aus Schatten und Licht bestehen—in dem die Dunkeln Kreaturen in Harmonie mit den Hütern lebten. Ich sah Visionen von friedlichen Koexistenz und gemeinsamen Ritualen, die die Essenzen beider Völker feierten. Dann blendete ich all die Krieger und Kämpfe aus, die in meinen Gedanken als erste Bilder erschienen waren.

„Jack! Jack!“ rief eine Stimme, durchdrungen von Dringlichkeit. Es war Alyara, die an meiner Seite war und mich sanft berührte. „Komm zurück!“

Ich öffnete die Augen und fand mich wieder vor der leuchtenden Kugel in der Schattenebene. Meine Hände zitterten, und ich spürte noch die Reste der Emotionen, die in mir aufwallten. „Es... es war so viel mehr, als ich dachte“, stammelte ich. „Die Dunklen Kreaturen... sie wurden aus unserer Ignoranz geboren und sind doch ein Teil von uns.“

Alyara nickte ernst. „Genau das wollte ich erreichen, bevor wir uns in den Tempel begaben. Du musstest die Wahrheit erkennen, um die Dunkelheit nicht nur zu bekämpfen, sondern auch zu verstehen. Jetzt können wir gemeinsam handeln."

Doch die Dunklen Kreaturen waren nicht die einzigen, die vor uns standen. Als ich mit Alyara den Raum verließ, bemerkte ich, dass sich die Schatten in der Luft verdichteten und verzerrten. Plötzlich fühlte ich eine mächtige Präsenz—Umbra, ihr machthungriger Anführer, trat aus der Dunkelheit hervor. Sein Gesicht war ein verzerrtes Spiegelbild der Angst, und seine Augen glühten wie glühende Kohlen.

„Ihr glaubt, die Dunkelheit zu verstehen?“, schnaubte Umbra, seine Stimme wie ein Rasenmäher, der durch die Stille schnitt. „Ihr seid nichts weiter als Illusionen, die sich einen wahrhaftigen Frieden erträumen!“

Die Luft um uns herum vibrierte vor Energie. Ich spürte, wie meine Knie etwas weich wurden. „Umbra“, sagte ich mit festerer Stimme, „die Dunkelheit ist nicht nur ein Feind. Sie ist auch ein Teil der Geschichte. Wir können die Vergangenheit nicht einfach ignorieren, sondern müssen sie akzeptieren, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.“

Umbra schüttelte den Kopf, und aus seinen Schattenkräften erhoben sich groteske Gestalten—die Dunklen Kreaturen, die mich so lange verfolgt hatten. Der Raum füllte sich mit einem Gefühl der Beklemmung, als sie sich um uns versammelten, ihre krallenbewehrten Hände bereit, zuzuschlagen. Ich spürte die Angst in meinem Nacken, aber gleichzeitig drängte ein anderes Gefühl in mir nach vorn—das Bedürfnis, eine Verbindung zu suchen.

„Haltet ein!“, rief ich mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte. „Bevor ihr uns angreift, lasst uns reden! Lasst uns die Geschichte verstehen, die uns sublim hierhergeführt hat!“

Umbra sah mich zornig an, doch ich war überrascht zu sehen, dass ein Funke von Verwirrung in seinen Augen aufblitzte. „Sprich!“ rief er herausfordernd. „Was kann ein einfacher Mensch über die Dunkelheit wissen?“

„Mehr, als du vielleicht denkst“, antwortete ich. „Die Dunkelheit, die in euch und in uns lebt, ist oft das Resultat von Trauer und Verlust. Sie ist der Schatten, der uns in den Momenten des Zweifels umgibt, aber auch der Funke, der uns antreibt zu wachsen und zu lernen. Ihr seid nicht verloren, sondern gefangen zwischen zwei Welten, genau wie wir!“

Eine gespannte Stille trat ein. Die Dunklen Kreaturen zogen sich zurück, als ich sprach, und ich bemerkte die Veränderung in Umbra. Seine Haltung war noch immer kriegerisch, aber seine Fassungslosigkeit über meinen Mut schien ihn zu verwirren.

„Und was wollt ihr tun?“, fragte er schließlich, seine Stimme klang nun weniger bedrohlich. „Wollt ihr uns heilen?“

„Ja“, antwortete ich, als Mut und Hoffnung in mir aufstiegen. „Wir können das Gleichgewicht wiederherstellen—nicht durch Kämpfe und Kriege, sondern indem wir eine echte Verbindung eingehen. Nur gemeinsam können wir eine neue Geschichte schreiben, eine Geschichte, die uns nicht trennt, sondern vereint.“

Alyara trat an meine Seite und legte ihre Hand auf meinen Arm. „Wir sind hier, um zu lernen und nicht zu zerstören. Wenn wir die Dunkelheit akzeptieren, können wir die Hybridität von Licht und Schatten verstehen und vielleicht—verzeihen.“

Umbra schaute wachsam zwischen uns hin und her. „Ihr müsst euch den Schatten stellen“, sagte er schließlich, als würde er prüfen, ob ich Schritt für Schritt die nötige Stärke zeige. „Nehmt ihr das Amulett mit seiner Macht an und versucht, uns zu helfen, oder werdet ihr einfach die erste Welle der Dunkelheit zerschlagen?“

In diesem entscheidenden Moment spürte ich den Druck der Geschichte—der Dunkeln und der Hüter. Ich wusste, dass mein Herz bereit war, und ich blickte Alyara an, deren Blick mir einen Anstoß zur Courage gab.

„Ja, wir nehmen die Herausforderung an“, rief ich, voller Überzeugung. „Sowohl Licht als auch Dunkelheit sind Teile unserer Existenz. Nur wenn wir die Dunkelheit annehmen, können wir unser wahres Selbst entfalten!“

Die Dunklen Kreaturen schienen nachzudenken, ihre Gesichter offenbarten einen Moment des Zweifels. Die blendenden Symbole des Amuletts begannen zu pulsieren, als ich meinen Willen bündelte.

„Lasst uns die Dinge neu definieren“, sagte ich, „und die Geschichte aller Lebewesen neu schreiben. Hier und jetzt!“

Die Schatten um Umbra begannen sich zu verflüssigen, und ich spürte, dass der Weg für Veränderung und Verständnis geschaffen wurde. Vielleicht könnten wir mit dieser Begegnung eine Welle der Transformation auslösen, die nicht nur zwischen den Welten, sondern auch tief in unseren Herzen Platz fand.

Ich wusste, dass dies erst der Anfang sein würde, aber gemeinsam mit Alyara und den Dunklen Kreaturen hatten wir die Chance, das Schicksal beider Welten zu verändern—nicht durch Kampf, sondern durch Mitgefühl und Einsicht. Und während die Dunkelheit allmählich in das Licht des Neuen überging, fühlte ich die Hoffnung in mir aufkeimen—ein Zeichen für einen Neuanfang, gleichzeitig stark und zerbrechlich.

Der Weg vor uns war ungewiss, aber wir würden ihn gemeinsam beschreiten, als Hüter des Gleichgewichts, als Licht und Schatten in Harmonie.

Der Pakt der Dunkelheit

Als die Dämmerung über die Schattenebene hereinbrach und die leuchtenden Farben des Tempels verblassten, stand ich mit Alyara und Umbra im Zentrum des Wandels. Ein unerwartetes Gefühl der Hoffnung erfüllte den Raum, und die Dunklen Kreaturen begannen, von ihrer Bedrohlichkeit abzusehen. Stattdessen schienen sie nachdenklich zu werden, als ob sie zum ersten Mal über die Bedeutung ihres Erbes nachdachten.

„Was wollt ihr tatsächlich von uns, Menschen und Hüter?“, fragte Umbra, seine Stimme war nicht mehr die dröhnende des kriegerischen Anführers, sondern klang jetzt fast verletzlich. „Was kann ein Pakt zwischen Licht und Dunkelheit bewirken?“

„Ein Pakt ist ein neues Versprechen“, antwortete Alyara sanft. „Ein Gelübde, das Licht und Dunkelheit in Harmonie leben lässt. Wir könnten eine Gemeinschaft bilden, die nicht nur aus Ablehnung, sondern aus Verständnis und Akzeptanz besteht.“

Umbra kratzte sich nachdenklich am Kopf, und ich sah seine Augen funkeln, als er die Möglichkeit in Erwägung zog. „Aber die Geschichte lehrt uns, dass unsere Dunkelheit oft als das Böse betrachtet wurde. Können eure Leute das akzeptieren?“

„Wenn wir ehrlich sind, sind wir alle sowohl Licht als auch Dunkelheit“, erwiderte ich. „Die Dunkelheit ist nicht als Feind zu sehen, sondern als ein Teil der menschlichen Emotionen. Nur durch das Verständnis beider Seiten können wir die Welt heilen.“

Langsam erweichte der eiserne Griff der Vorurteile, und die Dunklen Kreaturen zogen sich zurück, ihre schüchternen Blicke verrieten Interesse und Erstaunen. Umbra trat einen Schritt näher an uns heran, eine kühne Geste, die den Respekt für den neuen Ansatz anzeigte.

„Feilscht ihr um einen Pakt der Dunkelheit? Seid ihr bereit, uns zu akzeptieren, so wie wir sind?“ fragte Umbra, seine Stimme war nun fast ein Flüstern, als ob er fürchtete, die Möglichkeit zu ruinieren.

„Ja, wir sind bereit“, sagte ich mit fester Überzeugung. „Aber dieser Pakt erfordert nicht nur Worte. Wir müssen auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen und gemeinsam für Frieden und Verständnis zu kämpfen. Wir müssen lernen, voneinander zu wachsen.“

Die Dunklen Kreaturen schauten sich an, ein Funke von Verständnis blitzte in ihren Augen. Ich ahnte, dass auch sie von denselben Wünschen nach Frieden getrieben wurden, die aus ihrer eigenen Geschichte stammten.

Umbra (der an diesem Punkt natürlich eher ein Vertreter seiner Kreaturen war), nickte: „Um es offiziell zu machen, müssen wir ein Ritual abhalten, das unsere Bindung geschworen wird. Es wird das Herz der Dunkelheit mit dem Licht vereinen und die ernsthafte Absicht hinter unserem Pakt demonstrieren.“

„Was müssen wir tun?“ fragte ich und sah zwischen Alyara und Umbra hin und her, bereit, alles dafür zu geben, dass wir diesen Schritt wagen konnten.

Umbra trat vor die leuchtende Kugel im Zentrum des Tempels. „Wir müssen die Essenz des Amuletts mit dem Licht der Dunkelheit verbinden. Es wird uns die Kraft geben, unsere Absicht zu verankern und sie in die Welt zu tragen. Und jeder von uns muss unser Herz und unseren Glauben in die Verbindung stecken.“

Mit einer Geste forderte er die anderen Dunklen Kreaturen auf, sich ihm anzuschließen. Ich spürte, wie sich der Raum auflud, während wir uns in einen Kreis versammelten, um die Energie zu bündeln.

Die Dunkeln Kreaturen schlossen die Augen, und ich tat es ihnen gleich. Der Tempel begann zu vibrieren, als ich mich auf meine innere Kraft konzentrierte. Mit jedem Atemzug konnte ich die Nachmittagssonne spüren und mit ihr das strahlende Licht meines Amuletts. Es schien direkt aus meinem Herzen zu kommen, und ich begann, die Dunkelheit um mich herum in einem anderen Licht zu sehen.

In diesem Moment spürte ich, wie meine Verbindung zu Alyara und Umbra stärker wurde—wir waren kein Trio von Katalysatoren mehr, sondern ein integraler Bestandteil eines größeren Ganzen. Es war ein Zusammenspiel von Emotionen und Energien, das den Raum erfüllte.

Umbra erhob seine Stimme und sprach alte Worte des Bündnisses, die durch die Wände des Tempels hallten. „Wir vereinen Licht und Dunkelheit!“

Und wie auf ein geheimes Zeichen hin leuchteten das Amulett und die Kugel vor uns gleichzeitig auf, strahlend und mächtig. Eine Energie, die in Wellen kam, durchzog die Luft, und ich fühlte, wie Hindernisse zwischen uns udn den Dunklen Kreaturen zerschmolzen. Wir traten nicht nur in einen Pakt ein, sondern verankerten einen neuen Weg des Zusammenlebens.

Als die Energie das Ritual vollendete, blühte die Dunkelheit um uns herum auf; die Schatten entglitten ihrer furchterregenden Natur. Anstelle von Angst erlebte ich Schönheit—die Dunkeln Kreaturen, die einst schrecklich schienen, verwandelten sich in Wesen voller Anmut und Kraft. Ihre wahren Formen, herausgearbeitet aus dem Licht der Seele, waren nichts, wovor ich mich fürchten musste, sondern etwas, das es wert war, erinnert und gewürdigt zu werden.

„Der Pakt ist besiegelt“, verkündete Umbra, als die Dunkelheit zu einem harmonischen Teil unseres Kreises wurde. „Wir werden nicht mehr gegeneinander stehen. In unserer Verschmelzung liegt eine Kraft—die Fähigkeit, die Welt sowohl im Licht als auch in der Dunkelheit zu sehen.“

Alle um uns herum nickten.

„Aber dieser Pakt ist nur der Anfang“, bemerkte Alyara und sah in die Runde. „Um sicherzustellen, dass unser Verständnis nicht nur in diesem Tempel bleibt, müssen wir gemeinsam in unsere Welten zurückkehren und die Botschaft der Akzeptanz verbreiten. Es wird Herausforderungen geben, und nicht jeder wird begeistert sein, aber gemeinsam können wir einen Unterschied machen.“

„Es wird ein Weg voller Herausforderungen und Kämpfe sein“, stimmte Umbra zu. „Aber wenn wir zusammenarbeiten, können wir das vorgefasste Bild des Bösen, das uns umgibt, brechen und zeigen, dass Dunkelheit und Licht koexistieren können.“

Die Rückkehr zur Oberfläche

Wir verließen den Tempel, das Licht der Morgensonne strahlte warm und einladend auf uns herab. Der Nebel um uns herum begann sich zu lichten, und ich fühlte einen tiefen Sinn von Erfüllung und Hoffnung. Doch ich wusste, dass die Gedanken der Dunkelheit und des Lichts, die nun harmonisch verbanden, nicht als selbstverständlich angesehen werden sollten. Wir hatten nicht nur einen Pakt geschlossen; wir waren gleichzeitig Hüter einer neuen Ära in der Geschichte beider Völker—der Menschen und der Dunklen Kreaturen.

„Wo sollen wir zuerst hin?“ fragte ich, während wir den Pfad aus dem Tal zurück verließen. Die Landschaft um uns herum war wunderschön, mit bunten Pflanzen und pulsierenden Farben, die mich daran erinnerten, dass es auch andere wunderbare Aspekte dieser Welt gab—Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zur gemeinsamen Erkundung.

Alyara sah mich an und lächelte. „Lasst uns zurück zu den Hütern reisen. Wir müssen ihnen von unserem Pakt erzählen und die Geschichte, die wir gemeinsam entdeckt haben. Nur so können wir ihnen helfen, die Dunkelheit nicht mehr als Bedrohung, sondern als Teil ihrer eigenen Geschichte zu sehen.“

Der Gedanke, dass wir diese Botschaft überbringen mussten, war überwältigend, aber ich spürte eine neue Bestimmtheit in mir. „Ja, das müssen wir tun. Doch die Zeit, die seit dem letzten Kontakt vergangen ist, wird einige erfordern, um bereit für unsere Botschaft zu sein.“

Umbra, der die Einfachheit unseres Weges aus der Dunkelheit kannte, nickte verständnisvoll. „Es gibt immer auch Skepsis. Manchmal ist die Dunkelheit in den Herzen der Menschen sogar gefährlicher als die Dunkelheit der Kreaturen. Das ist etwas, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen.“

Wir machten uns auf den Weg zurück zur obersten Ebene, indem wir durch dichte Wälder und zerklüftete Landschaften marschierten. Während wir weitergingen, spürte ich die Magie der Umgebung, die die Reise um uns herum füllte. Die Farben lebten, und ich bemerkte die sanften Klänge der Natur, die ein einzigartiges Lied spielten, das den neuen Pakt feierte.

Auf unserem Weg begegneten wir einigen Geschöpfen, die neugierig aus dem Unterholz hervorspähnten—einige kleine Pflanzenwesen und schüchterne Tiere, die den Mut fanden, uns zu beobachten. Alyara strahlte, als sie diese Kreaturen sah. „Diese Welt ist voller Möglichkeiten. Jedes Geschöpf hat seine eigenen Träume und Ängste, genauso wie wir.“

„Ja, wir könnten mit jedem Schritt, den wir gehen, neue Freunde gewinnen“, erwiderte ich. Der Gedanke, dass wir auf dieser Reise nicht nur Gefahren begegnen könnten, sondern auch Verbündete finden würden, gab mir weiteren Mut.

Nach einigen Tagen des Reisens, durch dunkle Schluchten und über sanfte Hügel, gelangten wir endlich zu der Lichtung, wo die Hüter lebten. Die Lichtung war üppig und belebt, voller Farben und lebendiger Energie, die im harmonischen Gleichgewicht miteinander lebten.

Als wir die Lichtung betraten, wurden wir von den Hütern bemerkt. Ich konnte die gemischten Reaktionen in ihren Gesichtern sehen—Überraschung, Skepsis und Neugier. Die Geschichte, die wir zu erzählen hatten, würde auf einige eingefahrene Denkmuster treffen, und ich fühlte sich mit jeder gefallenen Sekunde entschlossener, ihnen die Wahrheit zu vermitteln.

„Stehen wir vereint, und lasst uns den Hütern und der Dunkelheit begegnen, die sie fürchten“, sagte Alyara mit fester Stimme, während sie voran ging und Umbra an ihrer Seite. Jeder von uns war bereit für den bevorstehenden Dialog.

Wir traten in den zentralen Versammlungsplatz der Hüter ein, eine wunderschöne Umgebung, die von harmonischen Klängen und magischen Lichtern durchzogen war. Die Hüter versammelten sich um uns—ihre Gesichter waren von Angst und Unsicherheit geprägt.

„Was ist hier los? Was wollt ihr von uns?“ fragte eine der älteren Hüterinnen mit einer autoritären Stimme, die den Raum mit einer gewissen Schwere erfüllte.

Ich trat vor und hob meine Hände, um um Frieden zu bitten. „Ich komme, um euren Herzen zu erzählen—um euch von einer neuen Zeit zu berichten. Ich bin Jack Richardson, ein einfacher Mensch. Aber ich bin nicht allein. Hier steht Alyara, die Hüterin des Lichtes, und Umbra, der Anführer der Dunklen Kreaturen.“

Ein Murmeln ging durch die Menge, und ich spürte die Anspannung in der Luft. „Wir haben einen Pakt geschlossen“, fuhr ich fort. „Dunkelheit und Licht sind nicht länger Feinde, sondern können als Einheit zusammenarbeiten, um gegenseitigen Respekt und Verständnis zu schaffen.“

Einer der jüngeren Hüter, der für seine impulsive Art bekannt war, trat vor. „Was?! Ihr habt mit den Dunklen Kreaturen einen Pakt geschlossen? Das ist Wahnsinn! Ihr setzt uns der Gefahr aus!“

„Aber ich habe das Wesen der Dunkelheit gesehen“, entgegnete Alyara, die mit solcher Autorität sprach, dass das murmeln abebbte. „Es gibt Platz für Dankbarkeit, für Hoffnung und für Transformation. Wir können nicht in Angst leben und uns gleichzeitig als Hüter des Lichtes bezeichnen, wenn wir die Dunkelheit nicht akzeptieren.“

Der junge Hüter zuckte zurück, und ich bemerkte das Zögern in den Gesichtern der anderen. Ich wusste, dass es nicht einfach werden würde, diese Vorurteile zu überwinden, und dass wir unsere Geschichte überzeugend und mit der nötigen Geduld erzählen mussten.

„Ich fordere euch auf, uns zuzuhören“, bat ich. „Lasst uns eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte der Dunkelheit und des Lichts. Eine Geschichte des Wandels und der Hoffnung. Wir möchten diese Welt vereint machen, nicht getrennt. Aber dazu braucht es euren Willen.“

Ein paar Hüter traten vor, und die Skepsis begann allmählich zu schwinden. Sie sahen die Verbundenheit zwischen mir, Alyara und Umbra und erkannten, dass wir nicht als Feinde kamen, sondern als Eingeweiht, bereit, zu helfen die Sanktionierung aufzulösen.

Und wie ihre Weisheit uns schließlich bewogen hatte und sie die Hoffnung erkannten, dass wir alle im gleichen Boot sitzen, wurde ein erstes Zeichen der Akzeptanz sichtbar. Einige von ihnen begannen zu nicken, andere umarmten sich und erkannten, dass die Dunkelheit nicht länger als Feind betrachtet werden musste.

Alyara und Umbra sahen sich an, und ich wusste, dass wir den ersten wunderschönen Schritt gemacht hatten. Die Reise zur Zusammenarbeit hatte an Geschwindigkeit gewonnen. Gemeinsam würden wir die Botschaft des Wandels tragen, die sich schnell in die Herzen der Hüter und Dunklen Kreaturen ausbreiten würde.

Wir hatten nicht nur einen Pakt unterzeichnet; wir hatten die Grundlagen für eine neue Ära gelegt, in der Licht und Dunkelheit gemeinsam in Harmonie lebten. Und als die Sonne über dieser magischen Landschaft aufging, spürte ich, dass es heute ein neuer Tag für uns alle war—ein Tag der Hoffnung, der Verbindung und des gemeinsamen Schicksals.

Abschied von der anderen Welt

Der Tag brach mit einem sanften, goldenen Licht an, und als ich auf die Lichtung der Hüter blickte, fühlte ich ein zwiespältiges Gefühl der Erfüllung und Traurigkeit. Die Gespräche um mich herum waren halb heiter, halb nachdenklich, und ich wusste, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. Der Pakt zwischen den Dunklen Kreaturen und den Hütern war geschlossen. Doch ein Teil von mir sehnte sich nach einem anderen Abenteuer, während ein anderer Teil wusste, dass ich allem und jedem, was ich erlebt hatte, ein vorläufiges Lebewohl sagen musste.

Alyara und Umbra waren verständnisvoll, als ich ihnen erklärte, dass ich in die Zivilisation zurückkehren wollte. „Es gibt Menschen, die auf die Geschichte unserer Verbindung vorbereitet sind“, sagte ich. „Wir müssen diese Nachricht verbreiten, aber meine Rückkehr kann auch hilfreich sein, um den Menschen zu zeigen, dass wir letztendlich alle auf derselben Seite stehen.“

Alyara legte sanft ihre Hand auf meinen Arm. „Du wirst immer ein Teil von uns sein, Jack. Deine Reise ist noch nicht zu Ende—der echte Kampf beginnt erst. Du musst unsere Erfahrungen weitertragen.“

„Es wird nicht einfach sein, das zu glauben, was ich erlebt habe“, entgegnete ich, während ich mich umdrehte, um einen letzten Blick auf die atemberaubende Landschaft zu werfen, die mir so viel bedeutet hatte. „Die Menschen werden misstrauisch sein. Sie werden mich als einen Geschichtenerzähler abtun oder als einen, der seine Fantasie für die erschreckende Realität hält.“

Der Weg zurück

Ich verabschiedete mich von Alyara und Umbra, und als ich den Pfad entlangging, fühlte ich mich im Inneren zerrissen. Ich wusste, dass ich die Erinnerungen und Lektionen mit mir trug, die ich immer bewahren würde und die die Reise geprägt hatten. Doch ich befürchtete auch, dass alles, was ich erlebt hatte, in den Tiefen meiner Seele einsinken würde und es so aussehen könnte, als hätte ich niemals diese Welt betreten.

Als ich schließlich die gewohnte Natur hinter mir ließ und den Weg zur Zivilisation zurückschlug, bewegte ich mich in einem Zwiespalt zwischen der Aufregung, meinen Freunden von meinen Erlebnissen zu erzählen, und der Angst, dass niemand mir glauben würde. Ich war ein Abenteurer, ja; aber würde ich auf das Unverständnis der Menschen stoßen?

Rückkehr zur Zivilisation

Nach mehreren Tagen des Reisens, die von müden Gelenken und schmerzenden Füßen geprägt waren, kam ich an der Grenze meiner Stadt an. Die vertrauten Geräusche des Lebens und der Zivilisation waren überwältigend. Das geschäftige Treiben war für mich angenehm und gleichzeitig befremdlich.

An diesem Punkt, durchflutete mich ein Gefühl der Deja Vu, als ob alles noch immer an dem Platz bliebe, an dem ich es verlassen hatte. Ich bemerkte, dass die Leute, die mich begrüßten, meine Abwesenheit bemerkt hatten — sie schienen hochgezogene Augenbrauen und abwartende Blicke übrig zu haben.

„Jack! Wo warst du so lange?“, fragte mein alter Freund Chris mit einem schalkhaften Grinsen, als er mich entdeckte. „Du hast uns ganz schön auf die Folter gespannt!“

Ich versuchte, ein Lächeln zurückzugeben, doch mein Verstand schwirrte und zuckte unter dem Druck, die Abenteuer zu erklären, die ich hinter mir hatte. „Es gibt viel zu erzählen“, begann ich, „ungewöhnliche Dinge…“

Und als ich meine Geschichte von Alyara und Umbra teilte, vom Pakt mit den Dunklen Kreaturen und der positiven Veränderung, die ich miterlebt hatte, sah ich bald, wie die Augen meiner Freunde sich fest zusammenzogen. Während ich sprach, hielt ich die Intensität des Erlebten fest, aber ihre Skepsis war scharf und klar.

„Komm schon, Jack“, sagte Chris schließlich, unterbrochen von schallendem Lachen. „Das klingt ja fast wie aus einem Buch! Magische Wesen, dunkle Kreaturen? Glaubst du etwa, wir fallen auf diese Geschichten herein?“

Ein Knoten zog sich in meiner Magengegend zusammen. „Aber es ist wahr! Ihr müsst mir glauben! Es war real, und ich möchte, dass ihr die Wahrheit erkennt!“ Rhetorisch wanderte mein Blick über den Platz, auf dem Gesichter skeptisch und ungläubig zurückblickten.

„Es tut mir leid, Jack“, unterbrach ein anderer Freund. „Wir sind einfach nicht sicher, was wir denken sollen. Es klingt… nun ja, verrückt.“

Ich verbrachte die nächsten Wochen mit dem Versuch, meine Erfahrungen zu verarbeiten. Der ständige Wunsch, die Geschichte zu teilen—und der gleichzeitige Entzug des Verstehens—ließ mich mit einer Leere zurück, als würde ein Schatten über meine Seele fallen.

Doch ich stellte auch fest, dass meine Erfahrungen mich verändert hatten. Auch wenn ich nicht in der Lage war, meine Botschaft an meine Freunde zu vermitteln, trugen die Lektionen, die ich gelernt hatte, eine tiefere Bedeutung in mir.

Arkanum – Das siebte Tor

Band 1: Gestrandet

von Jo Zybell

Der Umfang dieses Buchs entspricht 314 Taschenbuchseiten.

Im London verschiedener Zeitepochen geraten eine junge Frau und ein Straßenjunge zwischen die Fronten zweier Magierfraktionen, die aus einer Parallelwelt heraus agieren. Die Mehrheit der Magier will die Erde durch magische Brandrodung und globale Umgestaltung in eine Art Kolosseum und ihre Bewohner durch Magie und Manipulation in Gladiatoren verwandeln, um ihrem obsessiven Spieltrieb zu frönen. Weil eine kleine Rebellenfraktion genau das zu verhindern sucht, kommt es zu Kämpfen, in deren Verlauf die junge Frau und der Straßenjunge eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Können die beiden das Blatt noch wenden?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

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Nichts ist wirklich so, wie es scheint auf der Welt.

Platon, 427 – 347 v. Chr.

Prolog

Irgendwo, irgendwann

Gegen Abend erreichten sie den Pass. Tief unter ihnen im Tal erhob sich das neue Hypertor aus einem Meer von Mammutbirken und Felsnadeln: eine mächtige, kobaltblaue Kuppel. Elias ließ absitzen, befahl, die Elche abzuzäumen und in den Bergwald zu treiben. Jedem Befreiten teilte er einen Magier von Doxa zu. Alles geschah lautlos, niemand redete. Doch die bleichen und angespannten Gesichter sprachen Bände; die Angst war mit Händen zu greifen.

Auf dem Plateau am Ausgang des Passes kauerten sie zwischen Felsbrocken und mannshohem Brombeergestrüpp. Unten im Tal leuchteten die Birkenwipfel und die Felsspitzen im düsteren Blau der Torkuppel. Elias nickte dem hünenhaften Trouban und dem einäugigen Tenjas zu, neben ihm die erfahrensten Magier unter seinen Gefährten. Beide erhoben sich. Zusammen mit vier Doxanern ihrer magischen Kohorte huschten sie hangabwärts ins Dickicht.

Ihre Aufgabe: So viele Wächter des neuen Tores überwältigen wie irgend möglich, und dann das Kuppelportal für die Flüchtlinge öffnen.

Elias deutete hinüber zum Kamm auf der anderen Talseite und wandte sich nach den Doxanern und Niedermenschlichen um. „Achtet auf den Himmel über der Bergkuppe. Wenn ihr dort das Feuerzeichen sehen werdet, könnten wir es schaffen.“

In den stolzen Zügen der Doxaner las er Anspannung und Entschlossenheit, in den Mienen der befreiten Niederwesen weiter nichts als nackte Angst. Manche kauten an ihren Fingernägeln, andere hatten die Augen geschlossen und bewegten stumm die Lippen. Ein zerlumpter Greis mit langem weißem Bart zitterte und stützte sich auf einen ebenso zerlumpten Halbwüchsigen; dem bebte der Unterkiefer. Eine rothaarige Frau in edlem blauem Kleid verhüllte ihr Gesicht mit einem dunkelroten Schleier und öffnete die Arme einem wimmernden Mädchen.

„Erschreckt nicht, wenn ihr gleich den Himmel brennen seht!“, rief Elias. „Nehmt es als gutes Zeichen. Grund zum Schrecken habt ihr nur, falls dieses Zeichen ausbleibt. Dann flieht in die Wälder und rettet euch, wenn ihr könnt. Denn dann ist alles verloren.“

Halb verkrochen in den Armen und am Busen der Frau wandte das Mädchen sich nach ihm um. Aus großen furchtsamen Augen schaute es ihn an. Eigenartiges Kind. Der jüngste Niedermenschliche unter den befreiten Gefangenen. War die Frau seine Mutter? Beide steckten in ähnlich schönen Kleidern. Die Frau trug eine weiße Blume aus sichtbar edlem Stoff über ihrem Herzen. Dass dieser Schmuck all die Strapazen der vergangenen Wochen überstanden hatte ...

Elias riss sich los vom Anblick der beiden. In seinen Träumen hatte das Mädchen ihm das Leben gerettet. Dreimal schon. Lächerlich im Grunde. Warum aber vergaß er dann diese Träume nicht einfach?

Gleichgültig. Jetzt gab es Dringenderes als nächtliche Illusionen. Erst einmal jedoch hieß es: warten. Der nächste Schritt – der vorletzte in einer langen Reihe unumkehrbarer Schritte – der nächste Schritt hing ganz von Zarah und Batseba ab: Gelang es den Magisterinnen und ihren magischen Kohorten, den zweiten Schlüssel zum neuen Hypertor zu zerstören, würde er den Befehl geben, ins Tal hinab zu steigen und die Kuppel zu stürmen. Schafften sie es nicht, war es ganz und gar sinnlos, durch das neue Tor gehen zu wollen. Die Kohorten des Erzmagisters würden ihnen einfach folgen; und sie dann auf Arkanum Sieben vernichten, statt schon hier, auf Doxa.

Elias spähte hinüber zum Bergkamm auf der anderen Talseite. In einer Höhle irgendwo dort oben bereiteten Zarah und Batseba und ihre magische Kohorte in diesen Minuten die Attacke auf den Zweitschlüssel vor. Falls man sie nicht aufgespürt hatte.

Das fahle Blau des Abendhimmels erschreckte ihn. Wie ein alter Bluterguss, dachte er. Und die zerklüftete Silhouette der Bergkuppe erinnerte ihn an das Gebiss jener gefräßigen Fische, deren Schwärme jedes Lebewesen in Sekundenschnelle in ein Skelett verwandeln konnten. Wie fremdartig und bedrohlich ihm der Himmel seiner Heimat heute Abend erschien! Jetzt, wo er sie für immer verlassen wollte. Ob es den anderen auch so ging?

Elias blickte sich um: An die fünfzig Magier hatten beschlossen, das Gesetz von Doxa zu brechen und ihm durch das neue Tor zu folgen. Zwei Dutzend von ihnen knieten oder hockten hinter ihm zwischen Felsen und Brombeerhecken. Lauter Rebellen, lauter Todgeweihte. Ihre kantigen Gesichter schienen aus weißem Marmor gemeißelt zu sein. Manchen bebten die Wangenmuskeln, manche hatten feuchte Augen, einige wirkten ungeduldig; sie wollten es endlich hinter sich bringen. Keinem Magister und keiner Magisterin war nach Scherzen zumute. Oder gar nach Wetten. Die Zeit des Spielens war vorüber. Schon lange. Ob einer von ihnen seine Entscheidung bereute? Er jedenfalls bereute sie nicht. Gar nichts bereute Elias.

Zwischen den Gefährten kauerten etwa zwanzig Niedermenschliche beiderlei Geschlechts, jeden Lebensalters und jeder Schicht aus der Ankerraumzeit auf Arkanum Sieben. Wenige nur waren ähnlich edel angezogen und frisiert wie die Rothaarige in dem meerblauen Kleid oder wie das Kind.

Manche Frauen trugen unansehnliche Kleider, grau und lang, die Männer einfache Gehröcke über farbigen Westen oder taillierte bunte Mäntel, halblang und mit flügelartigen Schößen. Einer steckte in einer Art Uniform; allerdings hing ihm nur eine leere Klingenscheide am Brustgurt. Und zwei hatten sich seltsame Hüte auf den Kopf gestülpt: schwarz, steif, konusförmig und mit schmaler Krempe.

Der weißbärtige Greis und sein Enkel sahen schmutziger aus als alle anderen. Als einzige liefen sie barfuß. Fleckige Jacken, fadenscheinige Hemden und löchrige Hosen hingen ihnen in Fetzen von den dürren Leibern. Aus leeren Augen stierten sie vor sich hin.

Der Erzmagister hatte all diese Menschlichen verschleppen lassen, um sie zu studieren. Nichts Außergewöhnliches: Vor jedem neuen Großsprung wurden Ureinwohner herübergeholt, um ihre Eigenarten kennenzulernen; das gehörte nun einmal zur Routinevorbereitung eines neuen Arkanum-Projektes. Doch diesmal entwickelte sich alles anders als sonst. Ganz anders. Elias ballte die Fäuste. Diesmal lehnten fast fünfzig Magister das neue Arkanum-Projekt ab. Fünfzig Magister hatten beschlossen, das neue Hypertor zu zerstören! In den Annalen von Doxa las man von keinem vergleichbaren Vorgang.

Elias spähte wieder über das Tal hinweg zum nächsten Bergkamm. Hatte Zarahs und Batsebas Kohorte es unentdeckt bis hinauf zur Höhle geschafft? Von dort aus konnte man ins nächste Tal sehen – und bis zu der Festung, wo der Erzmagister den zweiten Schlüssel bewachen ließ. Der Abendhimmel war dunkler inzwischen. Grau und von violetten Schlieren durchzogen. Im Südosten schimmerte ein rötlicher Lichtfleck über den Gipfeln – der Mond ging auf.

Elias schloss die Augen, atmete tief. Noch spürte er seine Kraft. Noch fühlte er sich stark genug, auch die letzten beiden Schritte zu tun. Unter seinem weißblonden Langhaar tastete er nach der warmen weichen Wölbung in der Kuhle hinter dem rechten Ohr. Dort schlief sein Symbiont – sein engster Verbündeter, seine magische Rüstung.

Mehr als die Hälfte der Magier mussten die Flucht durchs neue Tor mit fremdem Symbionten wagen. Einige mussten ganz ohne ihr zweites Gehirn leben seit dem Streit mit dem Erzmagier. Der Uralte hatte allen, die er der Rebellion verdächtigte, den Symbionten rauben lassen. Manche darbten in Erdlöchern und unterirdischen Höhlen seitdem. Sie waren verloren.

Elias aber gehörte zu jenen mächtigen Magistern, die dem Uralten über jeden Verdacht erhaben zu sein schienen. Er war der Sohn des Erzmagisters. Bis zum Aufstand war er auch sein designierter Nachfolger gewesen.

Die Erde bebte, ein Raunen ging hinter ihm durch die Reihen der Gefährten. Er öffnete die Augen – und schloss sie sofort wieder, weil gleißendes, blaues Licht jenseits der Bergkuppe ihn blendete.

„Sie haben es geschafft!“ Jemand klopfte ihm auf die Schulter. „Zarah und Batseba haben es geschafft!“

Elias hielt die Hände schützend vor die Augen, blinzelte durch die Finger ins grellblaue Flammenmeer über dem Bergkamm – dort schien der Abendhimmel zu brennen. Weiße Blitze zuckten durch loderndes Licht, ein Feuerball in ständig wechselnden Blautönen blähte sich auf. Von fern grollte Donner, die Erde bebte heftiger.

„Ja“, murmelte er, „sie haben es geschafft.“ Kaum konnte er fassen, dass es tatsächlich geschehen war; das Herz schlug ihm in der Kehle, das Blut rauschte ihm in den Schläfen. Jetzt erst gestand er sich ein, dass er insgeheim gezweifelt hatte am Erfolg der beiden Magierinnen. Er blinzelte nach rechts, von wo der junge Hioban ihm noch immer auf die Schulter klopfte. „Sie haben es tatsächlich geschafft.“

Elias’ Rechte fuhr zu seinem Gurt hinab, wo in einer Schatulle der Originalschlüssel steckte, der erste Stringformer. Er selbst hatte ihn seinem Vater geraubt. Nun zog er ihn heraus und sprang auf. „Jetzt gibt es keinen Weg zurück mehr!“ Er deutete zur Torkuppel hinunter. „Jetzt geht es nur noch in dieses Tal hinab und dann durch das Tor. Ihr erreicht die Kuppel oder ihr sterbt! Der Erzmagister kennt keine Gnade.“ Elias reckte den Stringformer in die Höhe und wandte sich an die Niedermenschlichen. „Damit führe ich euch in die Freiheit und zurück in eure Heimat.“

Wie eine halbringförmig angeordnete Multiflöte sah der Stringformer aus. Er bestand aus acht blau schimmernden Hypergoldröhren unterschiedlicher Länge und Dicke, die größte zwei Finger lang und daumendick. Alle mündeten in ein breites, schnabelartiges Mundstück. Wer die Funktion des magischen Instrumentes nicht kannte, vermochte seinen Wert nicht einmal zu erahnen.

Elias wandte sich an die Doxaner. „Und uns, meine Gefährten, ist dies hier der Schlüssel zu einem ganz neuen Leben!“ Obwohl er genau wusste, dass niemals alle überleben konnten, blieb seine Stimme kraftvoll und fest. „Vergesst, was hinter euch liegt! Folgt mir ins Tal hinunter! Folgt mir durchs siebte Tor!“

Er lief los, erreichte bald den Steilhang. Am Beginn des Serpentinenpfads blieb er stehen, sah zurück, winkte. In einer langen Kolonne folgten Doxaner und Niedermenschliche. Sie stiegen in den Pfad ein, tasteten sich Schritt für Schritt durchs Geröll, ließen Kehre um Kehre hinter sich. Eine Stunde würden sie brauchen bis zur neuen Torkuppel, mindestens; Zarahs und Batsebas Kohorte hatten einen kürzeren Weg ins Tal hinunter. Und Trouban und der einäugige Tenjas öffneten hoffentlich bald das Portal zum neuen Hypertor, zum siebten.

Ungeduld befiel Elias, denn sie kamen langsamer voran als erhofft. Der Greis stolperte, vertrat sich den Fuß. Der junge Hioban musste ihn Huckepack nehmen. Das Mädchen weinte, fürchtete sich vor dem blauen Leuchten der Torkuppel; der einsetzenden Dämmerung wegen sah man das flirrende Licht immer deutlicher. Elias setzte sich das Kind auf die Schulter. Es weinte lauter, sträubte sich, doch er kümmerte sich nicht darum.

Das Gelände wurde flacher, sie drangen in den Birkenwald ein, endlich ging es schneller der Kuppel entgegen. Das Weiß der Birkenstämme schimmerte gespenstisch, denn je näher sie dem neuen Tor kamen, desto dunkler wurde die Nacht und desto intensiver reflektierten Bäume und Felsen das bläuliche Licht. Das Kind jammerte und wand sich auf Elias’ Schultern. Er herrschte es an und gebot ihm, Ruhe zu geben. Keine tausend Schritte trennten sie mehr von der Kuppel.

Plötzlich rauschte es über ihnen in den Mammutbirken. Das Mädchen hörte auf zu weinen. Elias blieb stehen, spähte ins Laubdach; alle blieben stehen und sahen hinauf. Vogelschwärme erhoben sich aus den Baumkronen, flatterten in den dunklen Himmel. Zu allen Seiten sprangen auf einmal wilde Tiere aus dem Unterholz. Schreckensrufe wurden laut. Elias sah eine große Birkenkatze die Flucht ergreifen, sah eine Schweineherde durchs Vorjahrslaub pflügen, sah Bären, Elche, Hasen, sogar Waldechsen. Das Wild stieb nach allen Seiten davon. Der ganze Birkenwald schien in Aufruhr. Und dann schwebte ein mächtiger Schatten über die Mammutkronen heran. Zweige splitterten, Äste brachen, Laub segelte herab und etwas landete zwischen den Mammutbirken auf einer Felssäule.

„Ein Greif!“, schrie hinter ihm eine Magierin, „Die Kohorte des Erzmagisters!“, eine andere, und plötzlich riefen alle durcheinander: „Isabelle! Flieht! Isabelles Echsengreif!“

Einen Atemzug lang stand Elias wie betäubt, hörte kaum das gellende Geschrei des Mädchens über sich, starrte nur zum Felsturm hinauf – tatsächlich: Isabelle! Seine Halbschwester. Er weckte seinen Symbionten.

„Ruhe!“, donnerte er. „Keiner flieht auf eigene Faust!“ Er atmete tief, schüttelte die Betäubung ab. „Alle bleiben bei mir! Keiner geht allein!“ Herrisch klang seine tiefe Stimme, hart war sein Gesicht. Nach allen Seiten blitzte sein strenger Blick. „Keiner, sag ich!“

Er war der Erste, er war ein Primarmagister – zeigte er Angst, würden alle scheitern; strahlte er Ruhe und Entschlossenheit aus, würde einigen die Flucht gelingen. Wenigstens einigen.

„Hioban! Salome!“ Bewusst sprach er die Magier mit Namen an. „Ihr sorgt für Ruhe! Keiner geht allein!“ Er nahm das schreiende Mädchen von seiner Schulter, drückte es irgendjemandem gegen die Brust, zog seinen Umhang über das weißblonde Haar. Darunter breitete sein Symbiont sich über seinem Scheitel aus. Bereit zum Kampf ging Elias ein paar Schritte auf den Felsturm zu. Sein Mund war trocken, er achtete nicht darauf. Ein Kloß schwoll in seiner Kehle, er wollte nichts davon wissen. Seine Miene sah aus wie aus Eisen geschmiedet, Kälte strömte ihm durch Brust und Hirn.

Er blieb stehen, sah hinauf zu seiner Halbschwester. Sie stand im Sattel ihrer schwarzen Greifenechse und spähte auf ihn herab. Ihr schwarzes Gewand und ihr weißblondes Langhaar wehten im einsetzenden Nachtwind. Ein roter Helm bedeckte Kopf und Symbionten. Elias glaubte, den Hass in ihren Augen funkeln zu sehen.

„Was willst du?“, rief er. Dunkel und hart hallte seine Stimme aus dem Birkenwald zurück.

„Gib auf, Elias!“ Auch ihre Stimme klang feindselig und rau. „Der Erzmagister schickt mich, das Gesetz der Welten! Höre seine Botschaft: ‚Auch du mein Sohn?’“ Sie rief lauter. „‚Auch du unter den Verrätern des Gesetzes von Doxa? Hat denn dieses Niederweib dich derart bezaubert, dass du die Überlieferung mit Füßen treten musst?’“ Ihre Stimme gellte über die Birkenwipfel. „‚Hat diese Wilde dir denn den Liebeswahnsinn so tief ins Hirn gefickt, dass du sogar das Reich und meine Nachfolge aufs Spiel setzt?’“ Elias zuckte zusammen, und oben auf dem Felsturm streckte Isabelle die Rechte aus. „Vater wartet auf deine Antwort, Elias! Und auf den geraubten Stringformer – her damit!“

Heiß schoss ihm der Zorn durch Glieder und Schädel. „Lundis!“ Elias brüllte den Namen heraus, den der Erzmagister zu nennen verboten hatte. Nur einen Atemzug lang drohte er die Fassung zu verlieren, dann beherrschte er sich wieder. „Lundis hat mir die Augen geöffnet, jawohl! Allen hier hat sie die Augen geöffnet! Für uns ist das Spiel zuende, wir steigen aus. Arkanum Sieben wird es nicht geben, das siebte Tor wird erlöschen!“

„Das ist deine Antwort?!“ Isabelles kreischende Stimme hallte über die Wipfel und überschlug sich schier. „Das soll ich dem Erzmagister sagen, dem Gesetz der Welten? Das glaube ich nicht, Elias, mein Bruder!“

„Das ist meine Antwort!“ Elias fasste Isabelles Greifenechse ins Auge, jagte einen mentalen Schock hinauf in ihr Nervensystem. „Glaube es oder lasse es bleiben!“ Das riesige Tier riss den Rachen auf, blökte gellend, schlug mit den mächtigen Schwingen. Seine Halbschwester ließ sich in den Sattel fallen, um nicht abzustürzen.

Im gleichen Moment schrien einige Befreite auf, und alle drängten sich plötzlich um Elias und die anderen Magier zusammen. Flammen züngelten aus dem Unterholz, ein magischer Brand loderte auf. Der Feuerring erfasste Birkenstämme und Gestrüpp und kesselte Elias, seine Gefährten und die Befreiten ein. Einige gingen zu Boden, weil Pythons sich um ihre Beine wanden und sie umrissen. Selbst Magier stürzten unter dem Angriff der großen Schlangen. Die noch aufrecht standen, schlugen zurück und griffen die Pythons an, ließen ihre Köpfe platzen oder ihre Augen und ihr Blut sieden.

Im nächsten Moment erfüllte Tschilpen und Zwitschern den Abendhimmel. Ein riesiger Vogelschwarm hüllte Isabelle und ihre blökende und kreischende Greifenechse ein.

„Zarah!“ Die Erleichterung weitete Elias die Brust. Diese Art zu kämpfen trug eindeutig Zahras Handschrift. Er winkte den jungen Hioban zu sich. „Zarah und Batseba greifen ein!“, zischte er. „Noch können wir es schaffen!“ Er deutete auf die näherrückende Feuerwalze. „Schlagt dort eine Bresche in den Flammenring! Salome und du! Führt die Hälfte der Magister und Befreiten von Osten her zur Torkuppel! Ich breche nach Westen hin durch! Dann müssen auch Isabelles Magier sich teilen!“ Hioban wollte protestieren, Elias verbot es ihm mit strenger Geste und schickte ihn zur schönen Salome.

In den Kronen der brennenden Mammutbirken krachte und rauschte es. Äste stürzten zu Boden, schlugen im Unterholz und in der Feuerwalze ein. Die Greifenechse eines Magisters aus Isabelles magischer Kohorte stürzte samt ihrem Reiter mitten in den Brand. Batseba sprang über den Sterbenden und die Flammen hinweg in den Kessel herein, rollte sich ab, stand gleich wieder auf den Beinen. „Hierher!“

Die Befreiten schrien ihre Angst heraus. Elias fuhr sie an, sammelte die Hälfte von ihnen hinter sich und verdichtete die Luft über den Mammutbirken. Ein Orkan schüttelte die mächtigen Bäume, glühendes Geäst stürzte herab. Ein Luftwirbel fauchte hinter Batseba in den Feuerring, erstickte die Flammen über einem Korridor von mindestens zehn Schritten.

„Mir nach!“ Elias packte das schreiende Kind bei der Rechten und die rothaarige Frau bei der Linken. „Dort hindurch!“, befahl er und stürmte Batseba entgegen. Die stand schon in der Lücke des Feuerrings inmitten von rauchendem und verkohltem Gehölz und wehrte eine angreifende Herde wilder Schweine ab.

Isabelles Wutschreie gellten durch den finsteren Wald. Sie gingen Elias durch und durch. Sammelte sie ihre Kohorte zum nächsten Angriff? Über den brennenden und sich im magischen Orkan schüttelnden Birkenwipfeln stand blutrot der Mond. Hinter sich hörte Elias den Greis nach seiner Mutter rufen.

Erstes Buch

Der Wal

1

Island, Spätsommer 1838

Der Südwind jagte Regenwolken ins Innere der Insel. Immer, wenn sein Heulen und Brausen sich für kurze Zeit legte, hörte Ragnar das Schaf blöken. Er lauschte – ein Mutterschaf, irgendwo jenseits des Hügelkamms. Ragnar winkte seine Söhne heran, lenkte sein Pferd herum, trieb es hangaufwärts, pfiff den Hunden. Kläffend hetzten sie an ihm vorbei den Hügel hinauf.

Hinter dem Kamm, nach einem sanft abfallenden Hang, weitete sich das Meer. Und unten, wo kurz vor den Klippen das Grasland jäh abbrach, stand das Schaf – das Tier, das sie seit gestern vermissten. Es blökte jämmerlich.

Ragnar hätte jedes seiner Schafe unter tausend fremden erkannt. Das Mutterschaf da unten sogar unter zehntausend, denn das Lamm, das es beklagte, war unverwechselbar mit seiner schwarzen Fellfärbung auf der linken Schädelseite. Es lag unter seiner Mutter im Gras und rührte sich nicht.

Ragnar trieb sein Pferd den Hang hinunter. Ihm schwante Böses. Die Hunde liefen voraus, beschnüffelten den Kadaver und den Boden in seiner Umgebung. Als er zwischen ihnen im Gras niederkniete und das tote Lamm betrachtete, galoppierten auch schon seine Söhne über den Kamm.

„Die gleiche Eisbärenscheiße wie am Sonntag?“, rief Sigur von weitem. Ragnar fuhr mit dem Zeigefinger über die nackte Hautstelle am Hals des Lammes und nickte.

Hufschlag donnerte heran, die Jungens rissen an den Zügeln, sprangen aus den Sätteln. Sigur war größer als Ragnar und ähnlich stämmig und bärtig. Dagur, der jüngere, reichte seinem Vater kaum bis zur Nasenspitze, war auch erheblich hagerer; blonder Flaum wucherte ihm um das Kinn.

Sigur verscheuchte die Hunde, Dagur stieß das Mutterschaf zur Seite, dann knieten sie neben ihrem Vater und beugten sich über den Kadaver.

„Ausrasiert.“ Sigur deutete auf die nackte Hautstelle inmitten des Halsfells. „Genau über der Schlagader ausrasiert. Wie das Lamm vom Sonntag. Der gleiche Schnitt und um ihn herum der gleiche Bluterguss.“ Ekel verzerrte sein breites Gesicht. „Ausgesaugt!“ Er hob den struppigen Schädel und stierte nach links und rechts. „Gebissen und ausgesaugt. Widerliche Scheißkerle!“

„Das war der Deubel selbst!“ Dagur sprang auf und schluckte. „Oder ein Vampir!“ Aschfahl wurde er unter seinem blonden Bartflaum.

„Teufel gibt’s jede Menge auf unserer schönen Insel, seit die Dänen gelandet sind“, brummte Ragnar. „Vampire nur in Ammenmärchen.“ Fröstelnd zog er die Schultern hoch.

„Solche, die rasieren, bevor sie zubeißen, gibt’s nicht einmal in Ammenmärchen.“ Sigur lachte schallend. Ragnar kannte seinen Ältesten: Je mehr Angst er hatte, desto lauter lachte er. „Gottverdammte Dänen waren das!“, tönte Sigur. „Die Drecksäcke sind zu allem fähig!“

Zwei Schiffe mit Soldaten hatte der König von Dänemark geschickt. Angeblich, um beim Wiederaufbau der Siedlungen zu helfen, die der Vulkan und das anschließende Seebeben im letzten Jahr zerstört hatten. Die dänischen Truppen hatten sich drei Tagesritte weiter nördlich im Dorf Reykjavik einquartiert und machten die Gegend dort unsicher.

„Schon möglich“, sagte Ragnar mit heiserer Stimme. „Vielleicht ist es aber auch irgendein türkischer Bastard von den Westmännerinseln, der so etwas tut.“ Er sagte das nur, um vor sich selbst zu verbergen, wie erschrocken er war. Natürlich wusste er, dass kein Mensch auf Island Lämmern das Blut aussaugte, auch kein Nachfahre türkischer Piraten. Das war ja der Grund seines Schreckens.

Er stand auf und ging zu den Hunden. Die pflügten ein paar Schritte abseits mit den Schnauzen durchs Gras, hatten wohl eine Witterung aufgenommen. Der Boden war noch weich vom nächtlichen Regen, und Ragnars Hoffnung, nichts zu finden, wurde schnell enttäuscht: Die Fußspuren waren nicht zu übersehen.

„Ein einzelner Kerl“, sagte Dagur. Gemeinsam untersuchten sie die Abdrücke der Stiefelsohlen. „Weder besonders schwer noch besonders groß. Und seht nur dieses kreuzförmige Profil!“ Er schluckte schon wieder und wurde noch bleicher. „Ein Troll?“

Sigur feixte. „Ein gestiefelter Troll – ich scheiß mir gleich in die Hosen vor Angst.“ Er warf den Kopf in den Nacken und lachte wiehernd.

„Aber ja!“ Dagur war längst überzeugt von seinem Verdacht. „Bestimmt ist ein Troll vom Hofsjökull zurückgekehrt und hat unsere lieben Elfen vertrieben. Und jetzt macht er sich über unsere ...“

„Halt’s Maul!“ Ragnar blitzte seinen Jüngsten an. Er stand auf, ging zu seinem Pferd, zog seine Flinte aus dem Sattelhalfter und lud sie durch. „Lade lieber dein Gewehr. Du reitest mit mir.“ Und dann an die Adresse seines Ältesten: „Und du machst, dass du zurück zur Herde kommst!“

„Warum darf Dagur dich begleiten?“ Sofort brauste Sigur auf. „Ich will mit dir reiten!“

„Du tust, was ich sage. Du bist der Ältere, du wirst mich bei den Knechten, Hunden und Schafen vertreten.“ Er hütete sich, den wahren Grund seiner Wahl nennen: Dagur war der bessere Schütze. „Nimm das Mutterschaf und den Kadaver mit. Schick ihn mit einem Knecht zu den anderen Herden im Hinterland. Sieht so aus, als bräuchten wir Hilfe.“

Sigur murrte ein bisschen herum, gehorchte aber. Dagur blieb stumm und bleich und stieg in den Sattel. Ihm wäre es lieber gewesen, sein älterer Bruder hätte den Alten begleitet. Ragnar jedoch kümmerten die Vorlieben seiner Söhne nicht. Er trieb sein Pferd an und ritt seinen Hunden hinterher.

Zuverlässige Hütehunde waren das, beide mit langem Pelz, der größere mit grauem, der kleinere mit rotem. Sie scheuten auch vor Seeadlern und Polarfüchsen nicht zurück, und der graue war sogar schon einmal auf einen Eisbären losgegangen.

Die Hunde verloren die Witterung nicht und verfolgten die Fährte entlang des Klippenweges und eine Stunde später den Serpentinenpfad zur Robbenbucht hinab. Manche Seefahrer und die wenigen Fischer der Gegend hatten die kleine Bucht früher als natürlichen Hafen benutzt – bis zum Seebeben im vergangenen Sommer. Seitdem versperrten Geröll und das Wrack eines dänischen Kriegsschiffes die Zufahrt.

„Ein Wal!“, rief Dagur, als sie knapp die Hälfte des Steilhanges hinter sich hatten. „Ein pechschwarzer Finnwal!“ Aufgeregt deutete er nach unten.

Weil er schlechtere Augen hatte als sein Sohn, entdeckte Ragnar den Wal erst auf den zweiten Blick. Der Koloss lag etwa dreißig Schritte von der Küste entfernt vor dem Wrack im Wasser. Die Wellen der abziehenden Flut überrollten seinen wuchtigen Schädel bis zum Ansatz der Rückenflosse.

„Hast du je von einem Finnwal mit einem dermaßen großen Kopf gehört?“, rief Ragnar über die Schulter hinweg. „Kommt mir eher vor wie ein Grönlandwal. Doch so nahe an der Küste?“ Das Tier war mindestens sechzig Fuß lang. Seine untypisch große Rückenflosse ragte etwa fünf Fuß hoch aus dem Wasser.

„Viel zu groß“, sagte Dagur. „Und hast du jemals von einem Grönlandwal mit Rückenflosse gehört?“