7 Ich-bin-Worte Jesu aus dem Johannesevangelium -  - E-Book

7 Ich-bin-Worte Jesu aus dem Johannesevangelium E-Book

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Beschreibung

Die Herzogenrather Predigten zur Passionszeit 2023: Gerade die sieben Ich-Bin-Worte Jesu eröffnen eine bildreiche Christologie, die für den suchenden und gläubigen Menschen sehr fruchtbar und hilfreich sein kann. Johannes ist ein Bilderfinder, ein mystischer Expressionist des Glaubens an Jesus. Johannes ist ein Poet!

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Seitenzahl: 59

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Jesus setzt auf Liebe.

Inhalt

Vorwort

Ich bin das Brot des Lebens

Ich bin das Licht

Ich bin die Tür

Ich bin der gute Hirte

Ich bin die Auferstehung

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben

Ich bin der wahre Weinstock

Literaturverzeichnis

Vorwort

Wenn jemand Interesse am christlichen Glauben hat, ist die Lektüre des Johannesevangeliums eine gute Wahl, um sich Jesus und der Welt des Glaubens zu nähern. Heute kann ich diesem Satz zustimmen, auch wenn ich zwischenzeitlich mit den steilen Aussagen des Evangelisten meine Schwierigkeiten hatte. Zu sehr las ich das Johannesevangelium dogmatisch und wehrte mich gegen seine zahlreichen Schwarz-Weiß-Aussagen. Mir steckte zu viel Gnosis1 im Evangelium. In den letzten Jahren jedoch wurden mir die Bilder, die der Evangelist von Jesus malt und die Geschichten, die Johannes erzählt immer lieber.

Ich entdeckte eine unglaubliche Weite und eine Liebe Jesu zu seinen Jüngerinnen und Jüngern, die sinnlich erzählt wird. Johannes ist in seiner Sprache und wie er von Jesus erzählt den Menschen der Gegenwart nah. Das ist eine besondere Qualität. Gerade die sieben Ich-Bin-Worte Jesu eröffnen eine bildreiche Christologie, die für den suchenden und gläubigen Menschen sehr fruchtbar und hilfreich sein kann. Das können die spröden Hoheitstitel der Synoptiker für Jesus, die die Theologie zwar gut herleiten und deuten kann, gar nicht leisten. Johannes ist ein Bilderfinder, ein mystischer Expressionist des Glaubens an Jesus. Johannes ist ein Poet!

Was wir heute nötiger denn je brauchen sind Glaubenserfahrungen und Bilder von Jesus, die unseren Glauben ausdrücken. Dazu kann uns der Evangelist Johannes im dritten Jahrtausend nach Christus anregen.

Die Vielfalt der Zugänge zu den Ich-Bin-Worten-Jesu finden sich in den Predigten wieder.

Frank Ungerathen umkreist das Geheimnis, dass Jesus von sich selbst sagt: Ich bin das Brot. Dabei erzählt er eine eindrückliche Brotgeschichte. Sie erzählt vom Teilen. Wie bitter hätten wir das Teilen nötig! Die täglich tausenden Hungertoten klagen uns an! In der Erzählung glückt das Teilen. Auch bei Jesus glückt das Teilen, daher ist Jesus das Brot des Lebens.

Das Licht scheint in der Finsternis. Dr. Dirk Puder nimmt das Wort wörtlich und macht die Entdeckung: Die Quelle des Lichts kommt hier nicht von außen. Das Licht scheint nicht in die Finsternis hinein. Das Licht entspringt aus der Finsternis. Wie, wenn wir das Licht Gottes nicht äußerlich erwarten, sondern in der Welt, in der Situation, in uns?

Die Tür verbindet Jochen Remy mit der Vorstellung der Himmelstür. Jochen Remy stellt eindringlich die Frage: Wie stellen wir uns ein Leben nach dem Tod vor. Wer geht und wer darf durch die Tür zu Gott gehen – alle oder nur die, die an Jesus geglaubt haben? Dabei zeichnet der Prediger die verschiedenen Antworten auf diese Frage in der Theologiegeschichte nach und regt damit ein Nachdenken an.

Das romantisierende Bild des Hirten erfährt bei Renate Fischer-Bausch einen Realitätsabgleich. Überraschend stellt die Predigerin die Asymmetrie auf den Kopf. Sie erzählt von dem Brauch des Hirtenstabs, der weitergegeben wird, nicht nur dem Bischof, sondern jedem Getauften. Nachfolge heißt auch, Verantwortung zu übernehmen.

Um das ewige Leben dreht sich bei Johannes alles. Doch wann beginnt es? Wie können wir endlichen Menschen uns ewiges Leben vorstellen? Gibt es ein zeitliches Nacheinander von Lebenszeit und Ewigkeit? Diesen Fragen geht Erhard Lay in seiner Predigt nach, konkret in der Frage nach der Auferstehung.

Wie gelingt ein Leben im Glauben? Jesus widmet sich in dieser Frage in seinen Abschiedsreden an seine Jüngerinnen und Jünger. Wie wird es ohne Jesus weiter gehen? Welche Wege werden wir gehen? Wenn ihr auf meinen Wegen geht, werde ich mit euch und ihr werdet mit mir gehen, führt Dr. Britta Schwering aus.

Was aber hält die Jüngerinnen und Jünger beieinander und bei Jesus? Allein die Liebe. Für den Evangelisten Johannes ist das Gebot der Liebe zentral. Das Bildwort des Weinstocks und der Reben, die organisch miteinander verbunden sind, entfaltet Joachim Leberecht.

Manche Ausleger2 haben darauf hingewiesen, dass die Reihenfolge der Ich-Bin-Worte eine bewusst komponierte Steigerung des Evangelisten enthält.

Wie dem auch sei, wichtig empfinde ich, dass die Bilder in konkrete Lebenssituationen zu uns sprechen können. Das eine Mal ist es die Tür, das andere Mal das Brot.

Viel Freude beim Lesen!

Joachim Leberecht

1 Gnosis ist eine religiöse Bewegung im 2.und 3. Jahrhundert nach Christus, deren Hauptmerkmal die Erkenntnis Gottes und die Erlösung aus der bösen Materie (Welt) durch Bewusstmachung der eigenen Göttlichkeit (göttlicher Funke) beinhaltet. Siehe: https://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Gnosis_-_Gnostizis-mus.html

2 Vgl. das Kapitel: Die Durchführung der johanneischen Stufenhermeneutik, in: Gerd Theißen, Die Religion der ersten Christen. Eine Theorie des Urchristentums, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2003, S.261 f

1 Ich bin das Brot des Lebens

6 28Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken?

29Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

30Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du?

31Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Ps 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.«

32Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.

33Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.

34Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot.

35Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Johannes 6,28-35 (Luther-Revision von 1984)

Gott, gib uns ein offenes Herz für dein Wort und nun ein Wort für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde!

Ich liebe Brot. In meiner Erinnerung sehe ich meine ostpreußische Großmutter vor mir, wie sie einen Laib Graubrot vor ihrer Brust hält, mit dem großen Brotmesser für uns alle Scheiben abschneidet, austeilt und sich zuletzt ihre Scheibe mit Butter bestreicht und genüsslich isst. Das war für sie, die Flucht und Hunger erfahren hatte, immer wieder ein Festessen: Brot mit dick Butter darauf. Nie warf sie älteres Brot weg, nie warf sie überhaupt Lebensmittel weg.

Als ich vor vielen Jahren ein Sabbatjahr in einer Amsterdamer Ökumenischen Kommunität absolvierte, mochte ich mein „richtiges“ Brot nicht vermissen, nahm meinen Thermomix mit, um damit Getreide zu schroten und Teig für Vollkornbrot zu kneten für die ganze Gemeinschaft. Brot: Das ist Genuss, das ist Gemeinschaft, das ist Leben und das ist alles, was wir zum Leben brauchen.