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Kalmückisches Volksmärchen

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Beschreibung

Die Geschichte handelt von einem Khan, der verkündete, seine Tochter und das halbe Königreich demjenigen zu geben, der ihm auf spannende und schöne Weise einundsiebzig Lügengeschichten erzählen würde. Als ein armer Mann davon erfuhr, beschloss er, seinen ältesten Sohn zum Khan zu schicken, um sein Glück zu versuchen.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Kalmückisches Märchen

Impressum

Kalmückisches Märchen

übersetzt von

Amulanga Zakharova

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser!

Heute präsentiere ich euch das bekannte kalmückische Märchen „Zweiundsiebzig Lügengeschichten“. Das ist ein einzigartiges Werk im Genre der kalmückischen Märchen – Lügengeschichte.

Die Erzählung basiert auf einer Verbindung von Humor und Fantastik, Erhabenem und Alltäglichem auf. Dieses Märchen spiegelt die charakteristischen Merkmale der kalmückischen Volksdichtung wider:

Lebensfreude, eine Fülle an Handlungssträngen, scharfsinniger und neugieriger Geist.

Kein Wunder, dass der berühmte Orientalist Boris Vladimirtsov schrieb, Kalmückien sei nach Indien die zweite Heimat der Märchen.

„Und wer sind die Kalmücken?“,

fragt ihr euch vielleicht.

Das ist ein Volk mit einer einzigartigen Geschichte. Heute sind die Kalmücken Europäer, die an dem Kaspischen Meer, dem großen Fluss Wolga und den Bergen des Nordkaukasus leben. Das ist das einzige Volk in Europa, das den Buddhismus praktiziert.

Noch vor kurzem jedoch waren die Kalmücken gefürchtete Nomaden, die weite Gebiete beherrschten. Im 13. Jahrhundert waren sie die Schlagkraft von Dschingis Khan, und im 17. Jahrhundert gründeten sie ihren eigenen Oiratischen Bund, der sich von den Ufern des Don in Europa bis zum Fluss Jenissei im fernen asiatischen Sibirien erstreckte, vom Uralgebirge bis an die Grenzen Indiens. Das Gebiet des Oiratischen Bundes gehört zu den zehn größten Staaten in der Geschichte der Menschheit.

In Sprache und Kultur sind die Kalmücken westliche Mongolen, und ihr ursprünglicher Name ist „Oiraten“.

Auch in die österreichische Kultur haben die Kalmücken ihren Beitrag geleistet. In Niederösterreich, im Tal der Wachau, tragen die Bewohner seit über zweihundert Jahren Jacken, die als „Kalmuk-Janker“ bekannt sind. Man nimmt an, dass kalmückische Krieger, die zur Zeit der Napoleonischen Kriege als Teil der russischen Armee in diese Gegend kamen und den Einheimischen die Technik zur Herstellung eines speziellen Stoffs aus Schafwolle brachten.

Eine reiche Geschichte, voller großer Siege und schwerer Tragödien, ein aktives Leben über mehrere Jahrhunderte hinweg gleichzeitig in Asien und Europa, tausend Kilometer lange Wanderungen – all das konnte nicht spurlos an der mündlichen Volkstradition vorübergehen. Deren Vielfalt ist wirklich beeindruckend, und heute habt ihr die Gelegenheit, euch dem faszinierenden Volk und seiner einzigartigen Schöpfungskraft zu nähern.

Zweiundsiebzig Lügengeschichten

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da hatte ein Khan eine wunderschöne Tochter. Viele Söhne von Khans, Noyons und Zaisangs1 wollten die Schöne zur Frau nehmen, doch der Khan gab keinem sein Einverständnis.

Eines Tages verkündete der Khan: Wer ihm auf spannende und schöne Weise einundsiebzig Lügengeschichten erzählt, dem würde er seine wunderschöne Tochter und das halbe Königreich geben.

Dies hörte ein armer Mann und beschloss, seinen ältesten Sohn zum Khan zu schicken. Doch bevor er ihn losschickte, wollte er ihn prüfen. So gingen der alte Mann und sein Sohn am Ufer eines Sees entlang, und der Alte sagte:

„Schau nur, siehst du, wie das Kalb am Mutterfisch saugt?“

„Ja, ja, ich sehe es! Sogar auf mein Gesicht spritzte die Milch!“, antwortete der Sohn.

Der Vater war zufrieden mit der Schnelligkeit und Schlagfertigkeit seines Sohnes und schickte ihn zum Khan.

Der Sohn kam zum Khan und meldete ihm, dass er gekommen sei, um ihm einundsiebzig Lügengeschichten zu erzählen.

Er setzte sich vor den Khan auf die Knie und begann mit seiner Erzählung.

„Ich wurde vor meinem Vater geboren und hütete die Herde meines Urgroßvaters. Ich setzte mich auf ein Kamel, das noch nicht geboren war, nahm eine Peitsche aus den Zweigen eines Baumes, der noch nicht wuchs, fertigte ein Lasso aus einem Seil, das noch nicht geflochten war, und machte mich auf den Weg in der heißen Sonne, im Regen, der nicht fiel, und bei einem Sturm, der nicht tobte. Während der Wanderung verspürte ich Hunger und Durst, und die Hitze war unerträglich.

Da plötzlich blitzte auf der Bergspitze eine Pfütze auf.

Ich näherte mich der Pfütze und sah: Am Rand hatten sich Würmer eingenistet, die Mitte hatte der Hitze nicht standgehalten und war von einer Eisschicht bedeckt, so dick wie ein Viertel und vier Finger breit. Ich ging um die Pfütze herum und dachte: „Was tun? Wie könnte ich trinken? Womit das Eis brechen?“

Also tat ich Folgendes: Ich nahm meinen Kopf ab, schlug mit ihm ein Loch ins Eis und tauchte meinen Kopf hinein, um zu trinken.

Nun musste ich weiterreisen. Ich setzte mich auf das Kamel, das nicht geboren war, und ritt los. Unterwegs holte ich meine Pfeife hervor, groß wie ein gutes Kamelhaupt, stopfte sie mit einigen Bündeln Tabak, wollte das Mundstück in den Mund nehmen, doch da war kein Mund. Ach ja, mein Kopf war ja noch unter dem Eis! Ich musste zurück.

Ich kam zur Pfütze, und siehe da, mein Kopf war bereits aus dem Loch herausgekrabbelt, lachte und sprach:

„Ho-ho-ho! Da kommt der Herr doch tatsächlich selbst, um mich abzuholen.“

Als ich zu ihm kam, sah ich entsetzt, dass er unten angefroren war, die Mitte war bereits verrottet, und oben hatten sich bereits Würmer eingenistet und eine Schar Fliegen summte um ihn herum. Schnell verscheuchte ich die Fliegen, schüttelte die Würmer ab, riss meinen armen Kopf aus dem Eis und setzte ihn wieder auf meine Schultern.

Ich nahm die Pfeife in den Mund. Womit sie anzünden? Ich fertigte einen Feuerstein aus Eissplittern, nahm Wasser statt Zunder. Ich schlug Funken aus dem Eis, das Wasser entflammte, und ich zündete meine Pfeife an und ritt weiter.

---ENDE DER LESEPROBE---