9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen - Attila Albert - E-Book

9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen E-Book

Attila Albert

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Beschreibung

Auch in schwierigen Zeiten ist es möglich, glücklich und erfüllt zu leben. "9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen" zeigt, wie Sie Herausforderungen mit der Kraft des Glaubens meistern können. Eine ermutigende Anregung, Ihre persönlichen Werte zu reflektieren und bewusster zu leben. - Die großen Herausforderungen des Lebens in neun Wahrheiten kondensiert. Mit ihnen finden Sie Sinn, Glück und Zufriedenheit auch in schwierigen Zeiten. - Besser mit Krisen und persönlichen Umbrüchen umgehen, bei denen es oft keine schnelle Lösung gibt. Realistische Erwartungen verhelfen zu mehr Halt und innerer Stärke. - Das persönliche Lebensziel, Sinn und Werte aus christlicher Sicht. Dabei berichtet Autor Attila Albert – atheistisch aufgewachsen, mit 37 getauft – auch über seinen persönlichen Weg. - Intellektuell anregend, emotional berührend und mit vielen praktischen Tipps für Ihren Alltag. Erkunden Sie, was Ihnen wichtig ist und Sie durchs Leben trägt.  »Ein Leben mit Gott ist leichter, interessanter, trägt in guten wie in schlechten Zeiten«, davon ist der Journalist, heutige Coach und Autor Attila Albert überzeugt. Als Atheist in der DDR aufgewachsen und selbst erst mit 37 Jahren getauft, empfiehlt er, den Reichtum des traditionellen und modernen Christentums neu für sich zu entdecken. Aus christlicher Sicht entfaltet er 9 Wahrheiten, die uns durchs Leben tragen – mit Fallbeispielen und eigenen Erfahrungen aus allen Lebensbereichen (Beruf und Karriere, Gesundheit und Alter, Familie und Beziehung), Problemanalyse, praktischen Tipps und Übungen.

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Seitenzahl: 211

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Attila Albert

9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen

Christ werden und bleiben in einer Welt, in der auch alles andere geht

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Was tröstet uns in Krisenzeiten? Was hält und ermutigt uns? Diese Fragen stellen sich gerade jetzt, in einer längeren Phase von Unsicherheit und Ängsten.

 

»Ein Leben mit Gott ist leichter und interessanter, trägt in guten wie in schlechten Zeiten«, davon ist der Journalist, Coach und Autor Attila Albert überzeugt. Als Atheist in Ungarn sowie der DDR aufgewachsen und selbst erst mit 37 Jahren getauft, empfiehlt er, den Reichtum des traditionellen und modernen Christentums neu für sich zu entdecken.

 

Aus christlicher Sicht entfaltet er 9 Wahrheiten, die uns durchs Leben tragen – mit Fallbeispielen und eigenen Erfahrungen aus allen Lebensbereichen (Beruf und Karriere, Gesundheit und Alter, Familie und Beziehung).

 

Mit praktischen Tipps und Übungen.

Inhaltsübersicht

Momente der Wahrheit

Der eigene Blick auf die Welt

Antworten auf die Fragen des Lebens

Wahrheit, die nicht nur selbst gemacht ist

Wahrheit 1: Das Leben ist oft nicht gerecht, aber es gibt Hoffnung

Wenn das Leben nicht so ist, wie es sein sollte

Nicht jeder bekommt sofort, was er verdient

Gerechtigkeit und Realismus

Erst stabilisieren, dann reflektieren

Wahrheit 2: Sie können nicht alles erreichen, aber das braucht es gar nicht

Abschied nehmen von manchem Lebenstraum

Lebensträume und wie sie sich (nicht) erfüllen

Prüfen, ob die eigenen Prioritäten stimmen

Trotzdem dankbar und zufrieden

Wahrheit 3: Liebe ist am wichtigsten, aber sie ist nicht immer nur angenehm

Zum Klischee geworden, doch mit wahrem Kern

Menschen lieben lernen, die nicht nur einfach sind

Weniger Gefühl, mehr gelebte Entscheidung

Drücken Sie Ihre Liebe aus, zeigen Sie sie

Wahrheit 4: Leiden ist unvermeidbar, kann aber einen Sinn erhalten

Vieles lässt sich nicht mal schnell lösen

Gewohnt, für alles eine Lösung zu erwarten

Vertrauen, dass das Leiden eine Bedeutung hat

Gründe für besondere Dankbarkeit

Wahrheit 5: Wer die schöne Lüge nicht erkennt, ist schon verloren

Antworten, die richtig und ehrlich sind

Anders entscheiden

Lieber das Angenehme als das Hilfreiche

Viele können sich irren, nur Einzelne recht haben

Menschen vertrauen, die ehrlich zu Ihnen sind

Wahrheit 6: Gesundheit ist nicht das Wichtigste, auch wenn es alle sagen

Wahrheit 7: Schlechtsein ist eine Versuchung, die jeden lockt

Wahrheit 8: Seinen Nächsten lieben ist oft mühsam, aber lohnenswert

Nächstenliebe kostet etwas, weil sie konkret ist

Die Bedürftigkeit des anderen passt nie

Bereit sein, selbst einen Preis zu zahlen

Nicht die Welt retten, ein wenig die Not lindern

Wahrheit 9: Glauben Sie an sich, mehr aber noch an Gott

Schon in guten Zeiten nicht einfach

Die Fehleinschätzung, alles allein schaffen zu können

Vorbereitet sein, falls Sie einmal nicht mehr können

Christ sein in einer Welt, in der auch alles andere geht

1. Von Gott gerufen, bevor ich es wusste

2. Intellektuell angeregt, mehr zu verstehen

3. Geheilt und gerettet für die Ewigkeit

4. Freude an der Schönheit in seinem Namen

5. Ein Gott mit menschlichem Gesicht

6. Zu Hause in unserer Kultur und Tradition

7. Menschen treffen, die Jesus ähneln

Mein Weg: Von Gott geführt, bevor ich ihn erkannt habe

Eine Welt, die nur an Wissenschaft und Technik glaubt

Begegnungen mit dem Christentum

Sieben Wege, spirituell zu wachsen

1. Geistig: Gott verstehen lernen

2. Seelisch: Gottes Nähe fühlen

3. Körperlich: Auf Gott zubewegen

4. Allein: In der Stille Gott besser hören

5. Gemeinsam: Teil von Gottes Volk sein

6. In der Heimat: Gott im Nächsten finden

7. In der Ferne: Gottes große Familie erleben

Lernen und praktizieren

Wie fängt man es an, wenn man nicht glauben kann?

Regelmäßig in der Bibel lesen

Für sich und andere beten

Christliche Webseiten und Apps nutzen

Sich in einer Gemeinde engagieren

Nach dem christlichen Kalender leben

Ein sinnvolles Leben, das ganzheitlich und gelungen ist

1. »Liebe den Herrn, deinen Gott …« – etwas für die Welt tun

2. »Liebe deinen Mitmenschen …« – etwas für andere tun

3. »… wie dich selbst!« – etwas für sich selbst tun

Zum Abschied

Literaturempfehlungen

Momente der Wahrheit

In jedem Leben gibt es diese Momente der plötzlichen Einsicht. Wahrheiten, die einem ständig vor Augen standen, die man aber bisher nicht gesehen oder verstanden hat, werden plötzlich offensichtlich. Auf einmal klärt sich das Bild. Der Blick auf einen selbst, auf andere und die Welt wird klarer, realistischer und ehrlicher. Aus diesen Momenten der Wahrheit wachsen – über die Jahre – Lebenserfahrung und -weisheit.

Einen solchen Moment erlebte ich vor vielen Jahren auf einer Rundfahrt durch die Wüsten des amerikanischen Westens. Ich war Anfang 20 und hatte schon am ersten Tag die Entfernungen völlig unterschätzt. Als ich nach vierstündiger Fahrt meinen Mietwagen über eine kurvige Bergstraße in Richtung des ersten Hotels lenkte, stand die Sonne bereits tief hinter den Berggipfeln. Der Wald links und rechts war dicht. Nur wenig Licht drang hier nach unten. Ich hielt auf einem Parkplatz, um mir den Hain der gewaltigen Mammutbäume anzusehen, für den dieser Ort in der kalifornischen Sierra Nevada berühmt ist.

Nach wenigen Schritten stand ich inmitten der mehr als 100 Meter hohen Baumriesen, höher als viele Kirchtürme bei uns zu Hause. Selbst wenn ich den Kopf in den Nacken legte, konnte ich ihre Wipfel nur erahnen. Es war still, in der Luft lag noch der Geruch eines Waldbrandes einige Tage zuvor. Verkohlte Äste und Holzstückchen bedeckten den Boden. Feine Aschepartikel schwebten silbergrau hier und da in der Luft und leuchteten auf, wenn das Sonnenlicht sie traf.

Bis zu 3500 Jahre waren diese Bäume alt. Nun berührte ich ihre Borke und sah, wie sich ihre Äste und Blätter sacht im Abendwind bewegten. Mir kam in den Sinn, dass sie schon 1500 Jahre lang hier standen, als Jesus geboren wurde. Unsere gesamte moderne Zeit – wollte man die 250 Jahre des Industriezeitalters dafür ansetzen – war für sie nicht mehr als ein flüchtiger Hauch.

Die Wahrheit, die ich dabei verstand, war: wie groß und doch wie klein mein Leben war, wie unwichtig fast alles, was mir im Alltag so bedeutsam schien. Dies zu erkennen war mehr als ein Berührtsein. Es veränderte meinen Blick: Wenn das wirklich wahr war – und der Beweis stand vor mir –, müsste sich das eigentlich in meinen persönlichen Prioritäten zeigen, meinen beruflichen und privaten Alltag also neu ausrichten.

 

Diesen geheimnisvollen Hauch der Ewigkeit spürt man ebenso beim Anblick des Sternenhimmels, des weiten Meeres oder mächtiger Berge. Aber auch in Kirchen, in denen Menschen über die Jahrhunderte gebetet haben und deren Wände vom Ruß der Kerzen geschwärzt sind, die sie hier einmal voller Hoffnung angezündet haben. Was uns dabei berührt, ist: All das war schon lange vor uns da und wird noch da sein, wenn wir wieder vergangen sind. Bei den Baumriesen empfand ich das besonders eindrücklich, weil sie – anders als Gestein, Wasser oder Mauerwerk – lebten wie ich, atmeten und noch immer weiter zur Sonne wuchsen.

»Ich bestaune den Himmel, das Werk deiner Hände, den Mond und alle die Sterne, die du geschaffen hast«, heißt es an Gott gerichtet in Psalm 81. »Wie klein ist da der Mensch, wie gering und unbedeutend! Und doch gibst du dich mit ihm ab und kümmerst dich um ihn!« Diese Worte, geschrieben etwa zu der Zeit, als die Bäume vor mir ihre ersten Sprossen aus dem Erdreich streckten, entsprechen dem, was ich in diesem Moment empfand: Bewunderung, Staunen und Dankbarkeit. Ich war damals noch kein bewusst gläubiger Mensch und kannte diesen biblischen Text mit seinen poetischen Worten nicht, fühlte aber intuitiv bereits, was er ausdrückte.

 

Unendlichkeit ist für uns ebenso wenig zu begreifen wie Ewigkeit. Unsere Erde ist 4,6 Milliarden Jahre alt, schätzen Wissenschaftler, das Universum 13,8 Milliarden Jahre und trotz modernster Teleskope und Sonden bisher ohne erkennbare Grenzen. Dort, wo ich während meiner Reise den Mietwagen geparkt hatte, wogte einmal ein Ozean und war wieder ausgetrocknet. Nur versteinerte Meerestiere, Muscheln und Korallen im Gestein erinnerten noch an ihn. Gletscher waren ihm gefolgt und wieder geschmolzen. Berge hatten sich an ihrer Stelle erhoben und waren erneut zu Sand zerfallen, der nun die Wüstengebiete bildete, die ich bei meiner Anreise durchfahren hatte.

»Du, Gott, warst schon, bevor die Berge geboren wurden und die Erde unter Wehen entstand, und du bleibst in alle Ewigkeit«, heißt es in Psalm 90. »Für dich sind tausend Jahre wie ein Tag (…)« Über uns Menschen sagt dieser Text: »Sie sind vergänglich wie das Gras: Morgens noch grünt und blüht es, am Abend schon ist es verwelkt.« Das mag zunächst bedrückend klingen. Doch es relativiert vieles auf gute Weise: Die meisten Dinge sind überhaupt nicht so wichtig, wie sie uns häufig erst erscheinen.

 

Wahrheiten zeigen sich auch, wenn man die Wendepunkte des menschlichen Lebens aufmerksam beobachtet, auf sich wirken lässt und in sich aufnimmt. Wir erkennen sie beispielsweise in den Augen von jemandem, der uns voller Liebe oder Dankbarkeit ansieht, im Blick eines neugeborenen Kindes oder eines Bedürftigen. Umgekehrt sehen wir uns gespiegelt in ihnen, verstehen dadurch unsere eigenen Ängste und Hoffnungen besser, erkennen unsere eigenen Stärken und Schwächen. Wer sich diesen nicht ganz einfachen Erfahrungen stellt, die wichtig, aber nicht immer nur angenehm sind, wächst über sich und sein bisheriges Leben hinaus – wird ehrlicher zu sich und anderen.

In meinen inzwischen mehr als 30 Berufsjahren als Journalist, Coach und Autor durfte ich an unzähligen solcher Momente teilhaben und konnte erleben, wie Menschen sich durch sie verändert haben. Welche Lektionen das Leben sie gelehrt hat und welche Wahrheiten sie darin für sich erkannt haben. Manche waren niederschmetternd: der Tod eines Partners oder Kindes, eine unheilbare Erkrankung, berufliches Scheitern, Konkurs oder die späte Einsicht, etwas grundlegend falsch gemacht zu haben. Andere Ereignisse waren erhebend: die Hochzeit mit einem geliebten Menschen, die Geburt eines Kindes, beruflicher und finanzieller Erfolg, die Freude, etwas gut entschieden zu haben – sie haben mit dem versöhnt, was nicht gelungen ist, es oft sogar vergessen lassen.

 

In diesem Buch schreibe ich über neun Wahrheiten, die ich in alldem für mich entdeckt habe. Ich teile sie mit Ihnen als Angebot, sie für sich zu prüfen und für die Herausforderungen Ihres eigenen Lebens zu nutzen. Eine der Wahrheiten ist beispielsweise, dass jeder mit Ungerechtigkeiten und Schicksalsschlägen umgehen lernen muss – auch, wenn er immer ein guter Mensch war und meint, all das deshalb nicht verdient zu haben. Eine andere Wahrheit ist, dass es gar nicht so leicht ist, jemanden vorbehaltlos zu lieben, auch wenn man es sich fest vorgenommen hat, und selbst immer das Richtige zu tun.

 

Die neun Wahrheiten ermutigen uns gleichzeitig, dass all das möglich ist und sie uns durch die Höhen und Tiefen des Lebens tragen können. Sinn, Zufriedenheit und Glück lassen sich auch mit dem finden, was man sich selbst nicht ausgesucht hätte.

Der eigene Blick auf die Welt

Wer über diese Fragen nachdenkt, kommt bald bei den eigenen Grundüberzeugungen an: wie man persönlich die Welt sieht und die Ereignisse darin bewertet.

»Ich glaube an das Gute im Menschen«, sagte mir kürzlich eine Freundin, als wir im Café über die aktuelle Nachrichtenlage sprachen, die wie immer aus einer Aufzählung von unterschiedlichsten Krisen und bedrohlichen Ereignissen bestand, die viele Menschen beängstigen. Sie war davon überzeugt, dass wir durch Fortschritte in Wissenschaft, Technik und Gesellschaft in der Lage sein würden, die Herausforderungen immer besser zu meistern. Die Probleme, die sich immer neu auftürmten, also eines Tages endgültig zu lösen. Mehr noch: vielleicht als aufgeklärte, informierte Menschheit sogar insgesamt besser zu werden.

Ich dachte über ihre Worte nach und musste entgegnen, dass ich das anders sah: »Ich glaube nicht so stark an das Gute im Menschen, wir sind doch nie nur gut. Wir lösen ein Problem und schaffen sofort das nächste.« Wollte ich genauer ausdrücken, was mir dennoch Hoffnung gibt, müsste ich sagen: Ich glaube an Gott, das stimmt mich zuversichtlich, und hoffe auf uns Menschen, ohne aber Neues zu erwarten. Wir sind charakterlich nicht besser als unsere Vorfahren, wie der Blick in die Geschichte und erhaltene Aufzeichnungen zeigen, die beschreiben, wie frühere Generationen dachten und handelten. Sie waren, wie wir sind, auch wenn wir uns heute oft für überlegen halten. Ich denke auch nicht, dass wir uns grundsätzlich selbst helfen können, halte das allerdings auch nicht für nötig. Doch mehr dazu später.

Eine andere Freundin hofft, durch Studien und Umfragen Hilfreiches für ihr Leben zu erfahren, vor allem von der Neurobiologie, Psychologie und Soziologie. Als Journalist habe ich über unzählige dieser Forschungsergebnisse berichtet und denke, dass sie wichtig, aber für diesen Zweck wenig hilfreich sind. Sie sind relevant innerhalb ihrer Disziplin, aber nicht sinnstiftend für das Leben an sich. Oft reichen ihre Erkenntnisse kaum über altbekannte Erfahrungen hinaus oder wollen den Menschen allein mit körperlichen Phänomenen (z.B. Hirnwellen, Hormone) erklären, als gäbe es da nicht noch mehr.

Zuletzt sind da noch diejenigen im Freundes- und Bekanntenkreis, die vor allem »an sich selbst glauben«, was meist bedeutet: Sie sind aufgrund ihrer derzeitigen Jugend und Stärke davon überzeugt, alles allein zu schaffen. Hier ist meine Erfahrung, dass es im Moment sicher so erscheinen mag. Aber es ist unvermeidlich, dass solche Gewissheiten im Laufe der Jahre beiseitegefegt werden. Jeder findet sich einmal in Situationen wieder, in denen die eigene Kraft, der eigene Verstand doch nicht mehr genügen. Diese Erfahrung – und oft genügt dafür schon der Verlust einer Arbeitsstelle – ist meist eine schmerzhafte Lektion in Demut, korrigiert aber ein unrealistisches Selbstbild.

Ich schlage Ihnen in diesem Buch eine andere Weisheits- und Kraftquelle für Ihr Leben vor, nämlich die des christlichen Glaubens, bewährt seit bald 2000 Jahren und von den meisten gläubigen Menschen der Welt geteilt. Ich selbst bin atheistisch aufgewachsen und habe mich erst mit 37 Jahren taufen lassen. Wenn Sie spirituellen oder gar religiösen Themen bisher eher skeptisch gegenüberstehen oder sich eigentlich nur für die ganz praktischen Seiten des Alltags interessieren, kann ich das also nachvollziehen. Doch die bewusste Entscheidung, worauf man seine eigene Weltsicht gründen will, lohnt sich. Aus ihr ergibt sich, wie man wichtige berufliche und persönliche Fragen des Alltags entscheidet, wie man lebt und zu was für einem Menschen man schlussendlich wird.

Die Begriffe Spiritualität und Religion meinen dabei zwei unterschiedliche Dinge, die aufeinander aufbauen. Spiritualität bedeutet: die Suche und das Erleben einer Wirklichkeit, die nicht rational erklärbar ist, sondern parallel zur materiellen Welt existiert und sie sogar erst geschaffen hat. Religion ist die Konkretisierung davon: ein bestimmter Glaube und das Bekenntnis dazu, festgelegt durch Lehre und Praxis.

Christ zu werden in unserer heutigen Welt, in der auch alles andere geht, war eine der bedeutsamsten und – rückblickend gesehen – auch eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Gleichzeitig immer eine Möglichkeit von vielen: Die meisten Menschen in meinem Umfeld sind kaum konkret darin festgelegt, was der Grund und Sinn ihres Lebens sein sollen, woran sie also wirklich glauben. Viele wollen auch gar nicht weiter darüber nachdenken, was jedermanns Recht ist, und sind nicht zwingend unglücklich. Manche sind auf ihrer Suche auch enttäuscht worden und haben sie deswegen aufgegeben.

Der zweiten Ehemann meiner Mutter war Muslim. Einige meiner besten Freunde sind Juden, wenn auch wenig religiös aktiv. Unser Pflegesohn kommt aus einer hinduistischen Familie. Viele, die ich kenne und schätze, sind spirituell nach modernem Verständnis – Meditation, Yogakurs, Bestellungen beim Universum und The Secret. Einige haben Achtsamkeitskurse besucht, teilweise vom Arbeitgeber organisiert, die fernöstliche Weisheiten und Neurowissenschaften miteinander zu kombinieren versprechen. Andere vertrauen auf die Nachbarin, die Tarotkarten legt, auf Kräutertinkturen oder angeblich wundertätige Kristalle aus dem Esoterikladen, auf Horoskope, moderne Schamanen und Geistheiler.

 

Während meiner eigenen spirituellen Suche habe ich unzählige Bücher gelesen, mehrmals auch die komplette Bibel. Von Los Angeles bis Moskau habe ich an Gottesdiensten teilgenommen, mit katholischen Mönchen in Deutschland und Österreich zusammengelebt, christliche Workshops und Seminare besucht. Vor allem aber habe ich mit Menschen gesprochen, die auf ganz unterschiedliche Weise glauben – oder eben gerade nicht.

Was mich dabei antrieb, war die Frage: Was passt zu mir, wer oder was hilft mir in meinem Leben weiter? Meine Taufe – das Anvertrauen konkret an Jesus Christus – war die Antwort und Entscheidung, gleichzeitig Teil einer persönlichen Veränderung, über die ich Ihnen in einem Kapitel dieses Buches erzählen möchte.

Ermutigen möchte ich Sie dazu, Ihren eigenen Weg zu erkunden und bewusst zu gestalten, um die Herausforderungen Ihres Lebens gut zu bewältigen und es trotz mancher Enttäuschungen und Rückschläge, wie wir sie alle erleben, als sinnvoll, ganzheitlich und gelungen zu empfinden.

Antworten auf die Fragen des Lebens

Als professioneller, zertifizierter Coach habe ich vor mehr als zehn Jahren damit begonnen, Menschen zu begleiten, die ihr berufliches oder privates Leben verbessern wollen. Auch wenn wir hauptsächlich über ganz praktische Anliegen sprechen, etwa die Suche nach einer neuen Stelle, Karriere oder Beziehung, werden dabei immer auch ihre spirituellen Überzeugungen erkennbar. Oft sind sie wenig geformt und selbst gar nicht als solche erkannt, manchmal aber auch klar ausgeprägt und durchdacht.

Etwa 80 Prozent meiner Klienten sind mit dem Christentum aufgewachsen, vielfach jedoch schon aus der Kirche ausgetreten. Die persönliche Verortung ist offen und meist so beschrieben: »Ich glaube schon irgendwie an eine höhere Macht. Aber eigentlich spielt das in meinem Leben keine Rolle.« Das faktische Wissen über das Christentum ist minimal, selbst die Bedeutung der christlichen Feiertage wie Ostern und Pfingsten oft unklar. Die Kirche wird eventuell noch für die Vermittlung von humanitären Werten und ihre sozialen Aktivitäten geschätzt, insgesamt aber höchst kritisch gesehen.

Etwa zehn Prozent meiner Klienten bewegen sich im Bereich von Esoterik und New Age, dabei häufig wechselnd in ihren Ansichten und Praktiken. Die verbleibenden zehn Prozent sind aktive Christen in unterschiedlichen Gemeinden, die regelmäßig zum Gottesdienst gehen und sich auch darüber hinaus ehrenamtlich engagieren. Sie kennen die christliche Lehre und Praxis oft sehr detailliert und versuchen, sie in ihren Alltag zu integrieren.

Jeder dieser Ansätze hat für die betreffende Person eine Vorgeschichte und Erklärung, erscheint offenkundig als der beste. Als Coach erkunde ich das mit einem Klienten nur, wenn er Glaubens- und Wertefragen thematisieren möchte. Gleichzeitig habe ich den Eindruck gewonnen: Wer seine spirituelle Seite vernachlässigt, bezahlt dafür langfristig ebenso einen Preis wie jemand, der seine körperliche Seite ignoriert, beispielsweise schlecht isst und sich Sport verweigert. Lange geht das gut, aber in einer Krise, bei besonderen Belastungen fehlt plötzlich die Substanz.

 

Was das bedeutet, konnte man auf bedrückende Weise zu Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 beobachten. Es dauerte nur wenige Wochen, bis sich bei den ersten nicht nur fehlende Reserven im finanziellen Bereich zeigten, sondern bald noch deutlicher im spirituellen. Eine längere Phase von Anstrengungen, Unsicherheit und Ängsten – und nichts war da, um sich zu trösten, zu beruhigen und zu ermutigen. Bestürzend die Zahl an Verwandten, Freunden und Kollegen, die in Verschwörungstheorien oder totalitären Ideologien, links wie rechts, nach Erklärungen, Halt und Richtung suchten. Diese Suche soll nicht abgewertet werden. Sie zeigt elementare Bedürfnisse, die nicht (mehr) gestillt sind.

Ebenso groß war die Verunsicherung nach dem Beginn des Ukrainekrieges mitsamt all den vielen damit verbundenen Ängsten und Sorgen – die mögliche Ausdehnung der Kämpfe in weitere Länder, eine neue atomare Bedrohung, wieder eine Flüchtlingskrise, Inflation.

Aber auch im persönlichen Bereich geraten wir in Krisen, die eigentlich normale und erwartbare Herausforderungen des Lebens sind: berufliche und private Misserfolge, Einsamkeit, Trennungen, Verluste, Krankheit und Tod.

Will man den Statistiken glauben, ist heute jeder überlastet: Mitarbeiter und Chefs, Schüler und Lehrer, Kinder und Eltern, Frauen und Männer. Die Fehlzeiten aufgrund von Depressionen sowie Angst- und Belastungsstörungen steigen seit vielen Jahren. Längst sind sie die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen, führen auch zu den längsten Ausfällen. Wenn uns schon der Alltag so zu überfordern scheint, wo sollen dann noch Reserven für Krisen sein?

Eine geklärte Spiritualität löst nicht sämtliche Probleme, bietet aber in sich stimmige, lange bewährte Konzepte, Methoden und Praktiken dagegen an – und aus christlicher Sicht auch Gottes Hilfe. Man muss damit weder alles allein schaffen noch wissen.

»Ich habe oft gesehen, dass Menschen neurotisch werden, wenn sie sich mit ungenügenden oder falschen Antworten auf die Fragen des Lebens begnügen. Sie suchen Stellung, Ehe, Reputation und äußeren Erfolg und Geld und bleiben unglücklich und neurotisch, auch wenn sie erlangt haben, was sie suchten«, schrieb der große Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung (1875 bis 1961), als er die Bilanz seiner Forschungen zusammenfasste. »Solche Menschen stecken meist in einer zu großen geistigen Enge. Ihr Leben hat keinen genügenden Inhalt, keinen Sinn. Wenn sie sich zu einer umfassenderen Persönlichkeit entwickeln können, hört meist auch die Neurose auf.«2

Jungs ehemaliges Wohnhaus, heute ein Museum, steht in Küsnacht am Zürichsee, nur wenige Kilometer von meinem Büro entfernt. Manchmal spaziere ich zu seinem Garten, der öffentlich zugänglich ist. »Gerufen und nicht gerufen wird Gott da sein« steht dort auf Latein über dem Hausportal. Noch zu Lebzeiten erklärte Jung die Gravur, die er selbst beauftragt hatte: »Es ist ein delphisches Orakel und besagt: Ja, Gott wird zur Stelle sein, aber in welcher Gestalt und in welcher Absicht? Ich setzte die Inschrift, um meine Patienten und mich daran zu erinnern: ›Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.‹«

Der prominente Psychiater, Theologe und Autor Manfred Lütz äußerte sich zu einem anderen Aspekt der spirituellen Suche. Ich besuchte ihn einmal in Köln, als er dort noch das Alexianer-Krankenhaus leitete. Er sagte mir: »Es gibt Hirnforscher, die den naiven Eindruck vermitteln, dass unsere seelischen Zustände in Wirklichkeit bloß Neurotransmitterreaktionen im Gehirn seien. Das ist wissenschaftlicher Unsinn. Die biologische Perspektive ist wichtig, aber nur eine von vielen anderen Perspektiven. Wenn ich einen Menschen liebe, wenn ich existenzielle und spirituelle Erlebnisse habe, dann ist das nicht nur Biologie. Natürlich hat jede psychische Funktion ihre biologischen Entsprechungen. Wenn beispielsweise jemand trauert, wird eine bestimmte Hirnregion aktiv. Wenn er Sex hat, betet oder fröhlich ist, sind es jeweils andere. Aber das bedeutet selbstverständlich nicht, dass Sex, Beten oder Freude bloß Hirnaktivitäten sind. Die Seele hat also keinen Ort, sie ist das Lebensprinzip.«3 Mir gefiel dieser Blick.

Wahrheit, die nicht nur selbst gemacht ist

Eine Welt, die ganz auf Wissenschaft und Technologie gebaut ist und durchaus an unser heutiges Leben erinnert, sah der englische Romancier Edward Morgan Forster bereits 1909 voraus. In seiner futuristischen Kurzgeschichte Die Maschine steht still beschreibt er eine Gesellschaft, in der jeder nur noch für sich daheim vor einem Bildschirm sitzt, mit anderen diskutiert und sich selbst darstellt. Alles Praktische erledigen Roboter und automatisierte Lieferdienste. Eigene Erfahrungen gelten als zweifelhaft, man spricht lieber nur noch über das, was andere sagen. Vergessen ist, dass Menschen einst diese Maschinerie gebaut haben. Im Gegenteil: Ihr wird sogar göttliche Macht zugesprochen. Mancher Nutzer betet zu ihr, den Blick ins Anwenderhandbuch gerichtet. Man müsse ihr schließlich dankbar sein, auch wenn sie nicht mehr ganz perfekt laufe. Die Geschichte geht nicht gut aus: Erst bricht die Maschine zusammen, dann die ganze Gesellschaft, die sich auf sie verlassen hat. Doch der Einzelne wird damit wieder frei.

 

Der christliche Glaube bietet ein grundsätzlich anderes Lebensmodell an, nämlich auf Jesus – statt auf uns und unsere eigenen Leistungen – zu bauen. Er unterscheidet dabei zwischen denen, die ihr Leben auf dem unverrückbaren Fels der Wahrheit errichten, und denen, die es auf dem fließenden Sand der wechselnden Meinungen tun.

Jesus vergleicht diese beiden Lebensformen mit folgenden berühmten Worten: »Wer diese meine Worte hört und sich nach ihnen richtet, wird am Ende dastehen wie ein kluger Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baute. Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten und der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, stürzte es nicht ein, weil es auf Fels gebaut war. Wer dagegen diese meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, wird am Ende wie ein Dummkopf dastehen, der sein Haus auf Sand baute« (Matthäus 7, 24–26)4.

Sie stehen für einen Anspruch auf echte Wahrheit und sind damit das Gegenteil des modern unverbindlichen: »Tu, was dich glücklich macht«, oder: »Jeder hat doch seine eigene Wahrheit!« Man kann seinen Weg frei wählen, wählt mit ihm aber auch seine Konsequenzen. Wer sich für Jesus entscheidet, der entscheidet sich zusätzlich dafür, nicht mehr alles aus eigener Kraft schaffen zu wollen, sondern auch auf Gottes Hilfe zu vertrauen.

 

Als ich damals vor vielen Jahren die steile Bergstraße zu den Mammutbäumen im kalifornischen Sequoia-Nationalpark hinauffuhr, hatte ich eine Autokarte bei mir, denn ich war nie zuvor in diesem Teil der Welt gewesen. Heute würde mich das Navi oder mein Smartphone führen. Mithilfe der Karte wusste ich, wie ich am schnellsten mein Ziel erreichen würde, wo lohnende Aussichtspunkte und Rastplätze waren. Aber auch, wo ich vorsichtig sein musste, weil die Straße an Abgründen vorbeiführte oder es in einem einspurigen Tunnel eng werden könnte. Der christliche Glaube ist ein wenig wie eine bewährte, ewig aktuelle Karte für das Leben. Mit ihm ist es in alltäglichen wie unruhigen Zeiten leicht zu wissen, wohin man sich bewegen und wie man sich verhalten sollte, um Abenteuer, Mut und Freiheit zu erleben und sich gleichzeitig vor unnötigen Gefahren zu schützen.