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In der packenden Buchreihe "AIRA" wird der Leser auf eine atemberaubende Reise durch die dunklen Abgründe der menschlichen Seele und die unergründlichen Mysterien des Übernatürlichen mitgenommen. Wilhelm Steiner, ein Mann ohne Vergangenheit, findet sich in einem Krankenhaus wieder, unfähig sich zu bewegen und kaum bei Bewusstsein. Doch was ist geschehen? Wer hat ihm das angetan? Und warum kann er sich an nichts erinnern? Mit jedem Atemzug kämpft Wilhelm um sein Leben und entdeckt dabei mystische Fähigkeiten, die tief in ihm schlummern. Doch seine Vergangenheit lässt ihn nicht los. Sein halblegales Leben, das er hinter sich lassen möchte, holt ihn immer wieder ein. Bekannte von damals versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass er einen neuen Weg einschlägt. Wird es Wilhelm gelingen, sich von den Schatten seiner Vergangenheit zu befreien und seine neu entdeckten Kräfte zu beherrschen? Die Buchreihe "AIRA" ist ein fesselnder Mix aus Thriller, Mystery und Drama. Sie nimmt den Leser mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle und bietet Spannung bis zur letzten Seite. Tauchen Sie ein in die Welt von Wilhelm Steiner und erleben Sie ein Abenteuer, das Sie so schnell nicht vergessen werden!
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Gewidmet meiner Frau und meiner Tochter.
Besonderer Dank außerdem an die Testleser dieses Buches.
Wilhelm Steiner erwacht ohne Erinnerung in einem Krankenhaus. Er ist kaum fähig, sich zu bewegen, und ihm fehlt die Kraft, um bei Bewusstsein zu bleiben. Was ist passiert?
Bei seinem Kampf zurück ins Leben setzt Wilhelm neu entdeckte mystische Fähigkeiten ein und erfährt, wer ihm das angetan hat.
Diesen Teil seines halblegalen Lebens möchte er hinter sich lassen, doch das versuchen Bekannte von damals zu verhindern.
Umschlagmotiv:
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Jonathan J. Gugenberger ist leidenschaftlicher Philosoph und Geschichtenerzähler und schreibt seine Gedanken in spannenden Fantasy und Science-Fiction Romanen nieder.
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Was bisher geschah: Eine interessante Spezies
Was bisher geschah: Einen menschlichen Körper finden
Kapitel 1: Ein neues Leben
Kapitel 2: Geisteskräfte
Kapitel 3: Entlassung
Menschen! Eine interessante Spezies!
Damals kannte ich die Menschen kaum. Weil sie mir aufgefallen waren, beschloss ich irgendwann, sie etwas genauer zu beobachten.
Ich erkannte, dass sie in einer Art Terrarium lebten, welches sie selbst Erde nannten, und dessen Boden aus flüssigem und festem Gestein bestand, überzogen mit fruchtbarer Erde und Wasser.
Je länger ich die Menschen beobachtete, desto interessanter wurden sie für mich. Ich lernte viel über ihre Sprachen, ihre Kulturen und ihr Verhalten.
Allerdings lernte ich aus der Ferne, wie ein Schüler, der die Theorie eines Unterrichtsgegenstandes durch einen Lehrer vermittelt bekommt, und merkte bald, dass mir das nicht ausreichte. Ich wollte nicht nur wissen, wie sich die Menschen verhielten, sondern auch, warum sie sich so verhielten. Was brachte Menschen dazu, das zu tun, was sie tun?
Ich überlegte, welche Möglichkeiten mir zur Verfügung standen, um dieses Ziel zu erreichen, und begab mich schließlich in direkte Nähe zu den Menschen, um sie zu studieren.
Ich begleitete sie in ihrem täglichen Leben und beobachtete sie in deren Familien, Berufen und intimen Momenten. Manches an dem, was ich sah, konnte ich nicht begreifen oder nachvollziehen, und so erkannte ich bald, dass es mir nicht ausreichte, sie nur zu beobachten. Aber was konnte ich noch tun, um tatsächlich zu verstehen, was die Menschen antreibt?
Ich stellte weitere Überlegungen an und kam zu dem Schluss, dass ich selbst zu einem Menschen werden und selbst spüren musste, wie sich Kälte und Wärme anfühlen. Selbst erfahren musste, wie es ist, zu hungern, Freude zu haben, zu lieben, zu hassen.
Dazu gab es zwei Möglichkeiten.
Die erste bestand darin, mir selbst einen Körper zu erschaffen, um darin als Mensch zu leben. Um dies tun zu können, musste ich allerdings vorher einen solchen analysieren und lernen, wie er technisch funktioniert.
Die zweite Möglichkeit war, einen bereits im Leben stehenden Körper zu übernehmen und ihn zu meinem eigenen zu machen.
Ich wog die beiden Möglichkeiten gegeneinander ab. Jede davon bot viele Vorteile, aber auch Nachteile.
Einen neuen Körper zu erschaffen, bedeutete, dass dieser, ohne Eltern, ohne Geschwister und ohne Freunde keine sozialen Interaktionsmöglichkeiten hatte. Mir bliebe in so einem Körper also ein großer Teil des menschlichen Lebens verborgen, sodass ich nicht erfahren würde, wie wichtig diese Lebensbereiche für Menschen tatsächlich sind.
Einen im Leben stehenden Körper zu übernehmen, funktionierte wiederum nur, solange dieser nicht bereits von einem Geist – oder von einer Seele, wie es die Menschen nennen – bewohnt war. Solch ein Körper hätte aber Möglichkeiten zu bieten, um das soziale Leben als Mensch zu erfahren.
Ohne Geist kann ein Körper nicht leben. Dem Geist gehört der Körper so lange, bis er ihn freiwillig aufgibt oder aber durch den Tod dazu gezwungen wird, ihn aufzugeben.
Als Geistwesen war es mir also nicht ohne Weiteres möglich, einen Körper mit darin wohnendem Geist zu übernehmen – ich musste erst den Geist verjagen. Dies wollte ich aber nicht! Mir war es wichtig, einen Körper zu übernehmen, in dem kein Geist mehr wohnte. Solche Körper sind aber üblicherweise bereits tot oder kurz davor, zu sterben.
Weil ich es als einzige Möglichkeit ansah, die Menschen wirklich verstehen zu können, entschied ich mich dafür, einen im Leben stehenden Körper zu übernehmen. Aber wo konnte ich auf der Erde einen menschlichen Körper finden, der nicht tot war und gleichzeitig nicht mehr von einem Geist bewohnt wurde? Noch dazu sollte es ein Körper sein, der gut genug funktionierte, um mit ihm Erfahrungen sammeln zu können.
Mir fiel nur ein Ort ein, an dem es eine Möglichkeit gab, einen solchen Körper zu finden: in einem Krankenhaus.
Es durfte aber nicht irgendein beliebiges Krankenhaus sein. Es musste eines sein, das über die nötigen Mittel verfügte, Körper, die von keinem Geist mehr bewohnt wurden, noch am Leben zu erhalten, das aber nicht die Fähigkeit hatte, den Geist, der ursprünglich in dem Körper gelebt hatte, zurückzuholen.
Ich entschied, dass nur die Krankenhäuser der reichen Länder des 21. Jahrhunderts dafür in Frage kamen. Diese waren medizinisch weit genug entwickelt, um geistlose Körper mit Maschinen am Leben zu erhalten; sie konnten die Geister aber noch nicht in den wiederhergestellten Körper zurückholen, wozu die Krankenhäuser in zukünftigen Jahrhunderten in der Lage sein würden.
Auf der Erde des 21. Jahrhunderts aber gab es Tausende solcher Krankenhäuser und weil ich keine weiteren Ansatzpunkte hatte, beschloss ich, den Zufall zu Hilfe zu nehmen …
Als Geistwesen brauche ich mich nur gedanklich an einen Ort zu begeben, um dorthin zu reisen.
Ich stellte mir also vor, mich in einem Krankenhaus in einem reichen Land des 21. Jahrhunderts zu befinden. Weil ich offenließ, welches Krankenhaus es genau sein sollte, griff hier der Zufall ein.
In meiner Vorstellung befand ich mich auf der Komastation eines dieser Krankenhäuser. Bei komatösen Patienten ist der Geist oftmals nicht mehr im Besitz des Körpers, also hatte ich hier gute Chancen, einen Körper für mich zu finden.
Einen Augenblick später begann, wie üblich beim Reisen zu einem mir unbekannten Ziel, etwas an mir zu ziehen. Immer stärker und stärker, als ob ich an einem Seil hinge, an dem jemand mit großer Kraft zog. Ich setzte mich aufgrund der Zugkraft in Bewegung und wurde mit immer größer werdender Geschwindigkeit in Richtung meines Ziels befördert.
Es ging über Wälder und Flüsse, über Städte und Brachland, über Wohnhäuser und Wolkenkratzer, bis ich mein Ziel erreichte. Die Reisegeschwindigkeit nahm in Zielnähe ab, wurde langsamer und langsamer, bis ich schließlich im ersten Stock eines Krankenhauses durch die Wände glitt und in einem Krankenzimmer zum Stillstand kam.
In diesem Zimmer war nur ein einziger Patient untergebracht, was mich verblüffte. Durch meine Beobachtungen wusste ich, dass Menschen in dieser Epoche normalerweise in Mehrbettkrankenzimmern lagen. Nur wenige hatten die Mittel, sich ein Privatzimmer in einem Krankenhaus zu leisten.
Der Patient lag im Krankenbett und war, mit Ausnahme seiner Arme und seines Kopfes, von einer Bettdecke zugedeckt. Seine Arme, eingewickelt in zum Teil blutigen Verbänden, lagen locker auf der Decke. Sein Kopf war, bis auf Nase und Mund, fast vollständig in ebenfalls blutige Verbände eingebunden. Aus der Nase führten zwei dünne Schläuche, jeder aus einem Nasenloch, zu einem medizinischen Gerät. Seine Brust hob und senkte sich. An beiden Armen waren ebenfalls Schläuche angebracht, und Drähte führten unter der Decke hervor zu anderen medizinischen Geräten. Eines davon gab in regelmäßigen Abständen einen Piepton von sich.
Es stellten sich jetzt zwei Fragen: Wie groß waren seine Verletzungen? Und wurde der Körper des Patienten noch von einem Geist bewohnt?
Waren die Verletzungen zu groß, bräuchte ich zu viel Zeit für deren Heilung. Grundsätzlich war das zwar kein großes Problem, aber je weiter die Heilung des Körpers fortschreiten würde, desto größer war das Risiko, dass ein anderes Geistwesen meinen Heilungserfolg ausnutzte und den Körper vor mir beanspruchte. Das wollte ich verhindern. Die Heilung sollte also möglichst zügig abgeschlossen werden.
Die wichtigere der beiden Frage, ob der Körper noch von einem Geistwesen bewohnt wurde, ließ sich durch mein folgendes Vorgehen beantworten:
Ich legte mich wie eine Decke über den Körper und versuchte, ihn zu fühlen, wie ein Blinder, der die Oberfläche eines Gegenstandes zu ertasten versucht.
Dies war der erste Schritt, um einen Körper zu übernehmen. Wenn er noch von einem Geistwesen bewohnt wurde, würde ich das bei diesem Vorgang wahrnehmen können.
Der zweite Schritt bestand darin, das Fühlen so weit zu steigern, dass eine Verschmelzung des Körpers mit mir selbst stattfand. Dies passiert normalerweise allerdings nur dann, wenn der Körper keine zu schweren Verletzungen hat.
Ich versuchte also, den Körper zu fühlen und so die Frage zu klären, ob noch ein Geistwesen mit dem Körper verbunden war …
Als mir klar wurde, dass in diesem Körper kein Geistwesen mehr war, analysierte ich nun die Verletzungen.
Weil ich keine Ahnung hatte, wie der menschliche Körper aufgebaut ist – das war ja meine erste Reise in einen solchen Körper –, war meine Herangehensweise die, dass ich jede einzelne Zelle mit allen anderen Zellen verglich. Den Zustand, den die meisten Zellen hatten, nahm ich als gewünscht und vermutete, dass alle Zellen, die davon abwichen, zumindest defekt oder gar zerstört waren. Auf diese Weise kam ich zu folgender Diagnose:
Der Körper hatte zahlreiche Knochenbrüche, vor allem die Rippen waren betroffen. Die inneren Organe des Oberkörpers waren teils stark, teils etwas gequetscht. Die Haut wies Abschürfungen und Blutergüsse auf, außerdem erkannte ich eine Quetschung des Gehirns.
Waren das zu viele Verletzungen? Das würde sich bei der Heilung herausstellen, mit der ich nun begann.
Wieder nahm ich den Zustand der Zellen, die ich als unbeschädigt identifiziert hatte, als Basis und veränderte die restlichen in der Art, sodass sie so funktionierten wie die Basiszellen. Ich machte das, indem ich die Teile der Zellen, die ich als defekt identifiziert hatte, mit neuem Zellmaterial reparierte. Vorhandenes, aber beschädigtes Material konnte ich nicht wiederverwenden oder in seine Atome aufspalten, um es loszuwerden, weshalb ich um diese Teile herum baute, damit sie in weiterer Folge, vom hoffentlich noch funktionierenden, körpereigenen Reparatursystem abgebaut werden konnten. Das verlangsamte den Heilungsprozess jedoch sehr.
Auf diese Weise stellte ich nach und nach den – wie ich annahm – gesunden Zustand des Körpers wieder her. Allerdings konnte ich nur die Zellen selbst reparieren. Sollten sie vor ihrer Beschädigung irgendeine Art von Information beinhaltet haben, wäre diese nun verloren. Das traf vor allem auf die Zellen im Gehirn zu. Diese hätten Gedanken, Gefühle, Erlebnisse und Informationen darüber gespeichert haben können, wie der Körper funktioniert und wie er zu bewegen ist.
Ich heilte die für mich offensichtlichen Verletzungen, wie Knochenbrüche und Hautabschürfungen, zuerst, danach diejenigen, die weniger klar als Verletzungen erkennbar waren. Bei einigen Zellen brauchte ich mehrere Versuche, bis sie wieder arbeiteten. Es gab aber auch Zellen, bei denen meine Heilung keinen Erfolg hatte. Dadurch zog sich die Heilung nochmals in die Länge.
Pfleger kamen immer mal wieder ins Zimmer und versorgten den Körper. Ärzte rollten ihn samt Bett hinaus und brachten ihn später zurück ins Zimmer, oder sie kontrollierten die Funktionen des Körpers gleich im Zimmer. Je weiter die Heilung fortschritt, desto mehr flüsterten sie im Beisein des Körpers miteinander und sahen verwundert auf die Testergebnisse. Beim täglichen Verbandswechsel merkten sie, dass die Schürfwunden und Blutergüsse entweder bereits verheilt waren, oder die Heilung davon weit fortgeschritten war. Die Verbände wurden irgendwann entfernt und die verbleibenden Verletzungen durch große Pflaster abgedeckt. Immer wieder kamen auch Besucher ins Zimmer. Mal waren es Männer in Zweier- oder Dreiergruppen, mal kamen sie einzeln. Auch Frauen kamen vorbei, in Gruppen oder einzeln. Die Besucher schnappten sich einen Sessel und setzten sich zum Körper ans Bett. Einige lasen laut aus einem Buch vor, andere redeten mit dem Körper oder hörten gemeinsam mit ihm Musik.
Irgendwann entschied ich, dass der Körper ausreichend geheilt war, um ihn zu übernehmen. Die Heilung würde ohnehin mit körpereigenen Mitteln weitergehen. Also begann ich mit der Übernahme.
Ich versuchte, den Körper noch mehr zu spüren, als es bereits der Fall war, nacheinander die Hände, die Arme, die Füße, die Beine, den Hals, den Oberkörper, den Kopf und das Gesicht, als wären es meine eigenen Körperteile.
Bilder, Wissen, Gefühle und Geräusche tauchten plötzlich wie aus dem Nichts auf. Diese kamen aus dem Gehirn. Es gab also definitiv noch Gehirnzellen, die Informationen gespeichert hatten, die ich abrufen konnte. Sie kamen ohne Reihenfolge und waren vollkommen durcheinandergewürfelt, ohne einen Zusammenhang zu bilden. Leider war dieser Gedankensturm zu schnell wieder vorüber, als dass ich irgendetwas davon hätte verstehen können.
Langsam begann ich, die einzelnen Körperteile als meine eigenen wahrzunehmen. Ich dockte mehr und mehr an den Körper an, bis die Übernahme abgeschlossen und der Körper in meinen Besitz übergegangen war.
Ich öffne die Augen. Es ist hell. Sehr hell! Meine Augen tun weh. Der Schmerz zwingt mich, sie wieder zu schließen. Ich versuche nochmals, sie zu öffnen. Wieder ist es sehr hell und wieder zwingt mich der Schmerz, sie zu schließen. Doch diesmal gelingt es mir, sie etwas länger offen zu halten. Die Schmerzen lassen bei diesem zweiten Mal schon etwas nach. Ich versuche es also noch einmal und noch weitere Male. Irgendwann gelingt es mir, die Augen offen zu halten. Ein leichter Schmerz aber verbleibt.
Ich sehe mich um. Das Bild ist unscharf. Wo bin ich? In einem Zimmer. Ich kneife die Augen fest zusammen und öffne sie wieder. Immer noch ist alles verschwommen. Ich fühle mich seltsam. Als hätte ich jahrelang geschlafen. Ich versuche, meine Arme zu bewegen. Auch das tut weh. Meine Arme fühlen sich schwer an. Also lasse ich es. Was ist hier los? Ich habe das Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Irgendetwas ist völlig anders, als es sein sollte!
Ich bin müde, sehr müde. Ich schließe meine Augen. Nur für ein paar Minuten … „Herr Steiner? Hören Sie mich?“
Was ist das? Wer ruft da? Wer ist Herr Steiner?
„Öffnen Sie bitte die Augen, wenn Sie mich hören, Herr Steiner.“