Ala und die Kunst des Lernens - J. E. Fickenscher - E-Book

Ala und die Kunst des Lernens E-Book

J. E. Fickenscher

0,0
5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wie kann ich das alles lernen? Diese Frage stellt sich die junge Ala. So gerne möchte sie an der ATS - einer ganz besonderen Schule - aufgenommen werden. Hat sie diese besondere Begabung, die für eine Aufnahme gefordert wird? Wer ist der alte Herr, der in den Gemäuern der Schule umherflaniert? Welches Geheimnis bewahrt er? Nicht wirklich - aber wirklich märchenhaft - eine Erzählung ab 10 Jahren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die Autorin

J. E. Fickenscher lebt mit ihrer Familie in der Oberpfalz. Sie ist Ärztin und veröffentlicht mit „Ala und die Kunst des Lernens“ ihre erste Erzählung. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Lernschwierigkeiten im Rahmen ihrer medizinischen Tätigkeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien hat sie zu diesem Buch inspiriert.

Im Anhang befindet sich ein Glossar (Wörterverzeichnis).

Wörter, die im Text kursiv gedruckt sind, werden dort erklärt.

Inhaltsverzeichnis

PROLOG

Kapitel Eins: ALA

Kapitel Zwei: PAUSENVERKAUF

Kapitel Drei: EINE ENTSCHEIDUNG

Kapitel Vier: VORBEREITUNGEN

Kapitel Fünf: DIE AUFNAHMEPRÜFUNG

Kapitel Sechs: DER AUSHANG

Kapitel Sieben: DER FÜNFZEHNTE PLATZ

Kapitel Acht: DER GELEHRTE

Kapitel Neun: EINE BITTE

Kapitel Zehn: DIE EINLADUNG

Kapitel Elf: EIN ANGEBOT

Kapitel Zwölf: ZEIT

Kapitel Dreizehn: DAS STUDIERZIMMER

Kapitel Vierzehn: MEDITATION

Kapitel Fünfzehn: MATHEMATIK

Kapitel Sechzehn: DER KUNSTWANDLER

Kapitel Siebzehn: ÄGID

Kapitel Achtzehn: ZUVERSICHT

Kapitel Neunzehn: FRAGEN

Kapitel Zwanzig: BESORGNIS

Kapitel Einundzwanzig: DIE NACHPRÜFUNG

Kapitel Zweiundzwanzig: LINIE DUREE

EPILOG

GLOSSAR

PROLOG

Das Städtchen Ratisonne lag am Fuße eines Hügels, auf dessen Anhöhe vor ungefähr 1200 Jahren – so die Überlieferung – eine Schule der Gelehrten erbaut worden war. Sie machte es sich zur Aufgabe, Wissen aus aller Welt zu sammeln und weiterzugeben. Nur Heranwachsenden ab dem zweihundertsten Neumond war der Zutritt zu den Gemäuern und dem damit verbundenen Wissen gestattet. Etwa 600 Jahre lang wurde in der Schule Wissen angehäuft. Die Bibliothek nahm ein unglaubliches Ausmaß an und ihr außerordentlicher Ruf eilte ihr voraus, sodass viele Gelehrte aus fernen Ländern kamen, um ihr eigenes Wissen zu mehren.

Doch dann brach ein langjähriger Krieg aus. Die Gelehrten hatten das Unheil kommen sehen, aber selbst sie, mit all ihrem Wissen, konnten es nicht abwenden. Die Schule blieb zwar größtenteils von den Auswirkungen des Krieges verschont, allerdings klopfte auch kein Wissbegieriger mehr an die Tür, um Einlass zu begehren. Das Wissen geriet außerhalb der Mauern mehr und mehr in Vergessenheit, nur ein paar wenige Gelehrte innerhalb der Gemäuer versuchten beharrlich, es zu bewahren.

Ungefähr 100 Jahre später zog ein Wandersmann namens Anselm Thürer an jenem Hügel vorbei. Er war ein großer, kräftiger junger Mann, der neben einem Beutel mit seinen notwendigsten Habseligkeiten noch eine weitere Tasche auf dem Rücken trug. Diese war aus feinstem Hirschleder und beinhaltete seine größten Kostbarkeiten ‒ prächtige Farben in Pulverform, die er in den letzten Jahren in den unterschiedlichsten Provinzen ertauscht hatte. Für ihn waren sie unvorstellbar wertvoll. Außerdem befanden sich ein Dutzend Pinsel, die er selbst gefertigt hatte, sowie das Gemälde seiner Mutter darin. Es war nur ein Stück Stoff, kaum größer als ein Buch. Aber wenn er die Leinwand ausrollte und seine Mutter betrachtete, so war ihm, als könne sie ihn sehen, so real blickte sie ihm entgegen. Anselm Thürer selbst hatte es fünf Jahre zuvor gemalt, bevor er sein Elternhaus und seine Heimat verließ, um andere Interessierte an der Lehre der Künste zu finden.

Nun suchte er nach einer Bleibe für die Nacht, da es bereits dämmerte. Sein Weg führte ihn hinauf zu der alten Schule der Gelehrten. Die umgebenden Mauern waren mit Efeu überwuchert und er glaubte kaum, hier eine Menschenseele anzutreffen, so verloren erschien ihm alles. Da öffnete sich mit einem lauten Knarren langsam die schwere Pforte.

In der Tür stand ein weißhaariger alter Mann, dessen Gesicht ein gepflegter Bart umspielte. Er trug eine Kutte mit einem schmalen Ledergürtel um die Taille. Mit gütiger Stimme bat er den Fremden, einzutreten.

Laut der Überlieferung blieb Anselm Thürer in den Gemäuern und hauchte ihnen neues Leben ein. Zusammen mit den wenigen verbliebenen Gelehrten erneuerte er die Schule und legte den Schwerpunkt auf die Förderung der künstlerischen Begabung, die er mit der Lehre des überlieferten allgemeinen Wissens verknüpfte. Hier konnten nun Knaben, die ihren einhundertelften Neumond erlebt hatten, unterrichtet werden. Dies war der Ursprung der Anselm-Thürer-Schule.

Viele Knaben strömten seither Jahr um Jahr zur Pforte des Gemäuers, um aufgenommen zu werden. Doch es wurden jährlich nur fünfzehn Kinder ausgewählt, die würdig erschienen, unterrichtet zu werden. Diese mussten eine Begabung der Künste mitbringen, außerdem ein Geschick in der Kommunikation sowie Grundfertigkeiten der mathematischen Lehre. Denn sie sollten wie jeher das Wissen der alten Gelehrten bewahren.

Seit jener Zeit war einiges geschehen ‒ Gutes und auch weniger Gutes. Mädchen waren nun nicht länger vom Unterricht ausgeschlossen. Ihnen war es ebenso möglich, an den Aufnahmeprüfungen teilzunehmen. Die Schule entwickelte sich zu einer der angesehensten Einrichtungen für die Lehre der Künste, der Mathematik und der Sprache. Die alten Gelehrten und ihr Wissen aber traten immer weiter in den Hintergrund, sodass sich die Schule, bis auf ihre Geschichte, ihr außerordentliches Ansehen und eine Eigenheit der Aufnahmebedingungen kaum mehr von anderen Privatschulen unterschied. Eine Bedingung nämlich, um überhaupt an den Prüfungen teilnehmen zu können, war zu jeder Zeit, dass Schüler als solche vorgeschlagen wurden. Nicht etwa von den Eltern oder Freunden. Nein, ein Außenstehender musste die Begabung eines Kindes erkennen und es für die Aufnahme nominieren. So sollte sichergestellt werden, dass nur Kinder, die der intensiven Art der Wissensvermittlung gewachsen waren, an der ATS – der Anselm-Thürer-Schule – unterrichtet wurden. Diese Regelung führte in jüngster Zeit zu vielen Diskussionen, da mehrfach versucht worden war, sie aufzuweichen oder zu umgehen. Wohlhabende Eltern hatten Fremde bezahlt, um für ihre Kinder Fürsprache zu halten. Doch an dieser Bedingung wurde trotz mancher Gegenargumente festgehalten.

Dass heute für den Unterricht bezahlt werden musste, lag in der jüngsten Vergangenheit der ATS begründet. Als die Nachfahren und auch die letzten Schüler der alten Gelehrten allmählich verschwunden waren, wurden andere Lehrende gefunden, um den Fortbestand der Schule zu sichern. Allerdings verlangten diese ein entsprechendes Gehalt, was die Einführung des Schulgeldes nach sich zog. Dabei handelte es sich aufgrund der weiterhin begrenzten Schülerzahl pro Jahrgang um eine nicht unerhebliche Summe. Die Regelung, lediglich fünfzehn Schüler pro Jahr aufzunehmen, wurde trotzdem über die Jahrhunderte beibehalten.

Kapitel Eins

ALA

Es war ein kalter Tag im Frühjahr. Die Dunkelheit brach bereits herein und die kleine Stadt Ratisonne versank langsam in einem feuchten Nebel. Regen prasselte gegen die Fensterscheibe eines alten Häuschens am Stadtrand. Im Inneren saß ein zierliches Mädchen zusammengesunken an einem Holzschreibtisch und starrte mit tiefblauen Augen gedankenverloren in ein dickes Buch, das aufgeschlagen vor ihm lag. Sein langes kastanienfarbenes Haar, das am Morgen noch von seiner Mutter sorgfältig zu einem Zopf geflochten worden war, hing nun lose zusammen, sodass viele Strähnen in sein schmales Gesicht fielen.

„Ala, das Essen ist fertig!“, ertönte es durch die Zimmertür, die locker in den Angeln hing. Sie ließ sich seit geraumer Zeit nicht mehr richtig schließen.

Kurz darauf erhob sich das Mädchen von seinem viel zu kleinen Stuhl und schleuderte das Buch, über dem es nun fast drei Stunden zugebracht hatte, mit einer Mischung aus Wut und Traurigkeit auf den kühlen Steinboden. Bevor es sein Zimmer verließ, warf es noch einen kurzen verächtlichen Blick auf das Buch und die Notizen auf dem Tisch. In seinem Kopf spukte nur ein Gedanke: Das werde ich nie schaffen.