Alaeddin und die Wunderlampe aus Tausend und eine Nacht - Moreck, Curt - kostenlos E-Book

Alaeddin und die Wunderlampe aus Tausend und eine Nacht E-Book

Moreck, Curt

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The Project Gutenberg EBook of Alaeddin und die Wunderlampe, by Kurt MoreckThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.orgTitle: Alaeddin und die Wunderlampe       aus Tausend und eine NachtAuthor: Kurt MoreckIllustrator: Ferdinand StaegerRelease Date: August 26, 2007 [EBook #22413]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK ALAEDDIN UND DIE WUNDERLAMPE ***Produced by Markus Brenner, Irma pehar and the OnlineDistributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

1001 Nacht Alaeddin und die Wunderlampe

Von diesem Werk erschien eine numerierte Vorzugsausgabe in 250 numerierten Exemplaren auf imitiert Japanpapier mit einer Original-Radierung, die auf echt Japan hergestellt ist

Alaeddinund die Wunderlampe

AusTausend und eine Nacht

mit 11 Vollbildern u. der Buchausstattung von F. Staeger. Hugo Schmidt Verlag München

Textrevision besorgte Kurt Moreck

Copyright 1919 by Hugo Schmidt Verlag, München Alle Rechte, insbesondere das an den Abbildungen, vorbehaltenHUGO SCHMIDT VERLAG

Alaeddin und die Wunderlampe

Mustafa war der Name eines Schneiders, der in einer sehr reichen und großen Hauptstadt Chinas lebte. Dieser Mustafa war sehr arm, und seine Arbeit warf kaum so viel ab, daß er, seine Frau und ein Sohn davon leben konnten.

Die Erziehung dieses Sohnes, welcher Alaeddin hieß, war sehr vernachlässigt worden, so daß er allerhand lasterhafte Neigungen angenommen hatte. Er war boshaft, halsstarrig und ungehorsam gegen Vater und Mutter. Kaum war er ein wenig herangewachsen, so konnten ihn seine Eltern nicht mehr im Hause zurückhalten. Er ging schon am frühen Morgen aus und tat den ganzen Tag nichts, als auf den Straßen und öffentlichen Plätzen mit kleinen Tagdieben spielen.

Als er ein Handwerk erlernen sollte, nahm ihn sein Vater in seine Bude und fing an, ihn in der Handhabung der Nadel zu unterrichten. Allein weder gute Worte noch Drohungen vermochten den flatterhaften Sinn des Sohnes zu fesseln. Kaum hatte Mustafa ihm den Rücken gekehrt, so entwischte Alaeddin und ließ sich den ganzen Tag nicht wieder sehen. Der Vater züchtigte ihn, aber Alaeddin war unverbesserlich, und Mustafa mußte ihn mit großem Bedauern zuletzt seinem liederlichen Leben überlassen. Dies verursachte ihm großes Herzeleid, und der Kummer zog ihm eine hartnäckige Krankheit zu, an der er nach einigen Monaten starb.

Alaeddins Mutter machte darauf alles zu Geld, um davon, und von dem Wenigen, was sie mit Baumwollespinnen erwarb, mit ihrem Sohne leben zu können.

Alaeddin, der jetzt nicht mehr durch die Furcht vor seinem Vater in Schranken gehalten wurde, bekümmerte sich nicht um seine Mutter. Er suchte noch mehr als zuvor junge Leute von seinem Alter auf und spielte mit ihnen unaufhörlich noch leidenschaftlicher als bisher. Diesen Lebenswandel setzte er bis in sein fünfzehntes Jahr fort.

Eines Tags, als er nach seiner Gewohnheit mit einem Haufen Gassenjungen auf einem freien Platze spielte, ging ein Fremder vorüber, der stehen blieb und ihn ansah. Dieser Fremde war ein berühmter Zauberer, und die Geschichtschreiber, welche uns diese Erzählung aufbewahrt haben, nennen ihn den afrikanischen Zauberer. Wir wollen ihn gleichfalls mit diesem Namen bezeichnen, um so mehr, da er wirklich aus Afrika stammte und erst seit zwei Tagen angekommen war.

Sei es nun, daß der afrikanische Zauberer, der sich auf Physiognomien verstand, in Alaeddins Gesicht alles bemerkte, was zur Ausführung des Planes, der ihn hierhergeführt, notwendig war, oder mochte er einen andern Grund haben, genug, er erkundigte sich, ohne daß es jemandem auffiel, nach seiner Familie, seinem Stande und seinen Neigungen. Als er von allem, was er wünschte, gehörig unterrichtet war, ging er auf den jungen Menschen zu, nahm ihn einige Schritte von seinen Kameraden beiseite und fragte ihn: »Mein Sohn, ist dein Vater nicht der Schneider Mustafa?« – »Ja, lieber Herr,« antwortete Alaeddin, »aber er ist schon lange tot.«

Bei diesen Worten fiel der afrikanische Zauberer Alaeddin um den Hals, umarmte ihn und küßte ihn zu wiederholten Malen mit Tränen in den Augen und seufzend. Alaeddin bemerkte diese Tränen und fragte, warum er weine. »Ach, mein Sohn!« rief der afrikanische Zauberer, »wie könnte ich mich da enthalten! Ich bin dein Oheim und dein Vater war mein geliebter Bruder. Schon mehrere Jahre bin ich auf der Reise, und in dem Augenblick, da ich hier anlange, voll Hoffnung, ihn wiederzusehen und durch meine Rückkehr zu erfreuen, sagst du mir, daß er tot ist!«

Er fragte hierauf Alaeddin, indem er seinen Beutel herauszog, wo seine Mutter wohne. Alaeddin erteilte ihm sogleich Auskunft und der afrikanische Zauberer gab ihm eine Hand voll kleines Geld mit den Worten: »Mein Sohn, gehe schnell zu deiner Mutter, grüße sie von mir und sage ihr, daß ich, wofern es meine Zeit erlaubt, sie morgen besuchen werde, um mir zum Trost den Ort zu sehen, wo mein lieber Bruder so lange gelebt und seine Tage beschlossen hat.«

Sobald der afrikanische Zauberer den Neffen, den er sich soeben selbst geschaffen, verlassen hatte, lief Alaeddin voll Freude zu seiner Mutter. »Mütterchen,« sagte er, »ich bitte dich, sage mir, ob ich einen Oheim habe.« – »Nein, mein Sohn,« antwortete die Mutter, »du hast keinen Oheim, weder von seiten deines seligen Vaters noch von der meinigen.« – »Und doch,« fuhr Alaeddin fort, »habe ich soeben einen Mann gesehen, der sich für meinen Oheim von väterlicher Seite ausgab und versicherte, daß er der Bruder meines Vaters sei. Er hat sogar geweint und mich umarmt, als ich ihm sagte, daß mein Vater tot wäre. Zum Beweis, daß ich die Wahrheit sage, sieh, was er mir geschenkt hat. Er hat mir überdies aufgegeben, dich in seinem Namen zu grüßen und dir zu sagen, daß er dir morgen seine Aufwartung machen wird, um das Haus zu sehen, wo mein Vater gelebt hat und gestorben ist.«

»Mein Sohn,« antwortete die Mutter, »es ist wahr, dein Vater hatte einen Bruder; aber er ist schon lange tot und ich habe ihn nie sagen gehört, daß er noch einen andern hätte.«

Damit wurde das Gespräch über den afrikanischen Zauberer abgebrochen.

Den andern Tag näherte sich dieser zum zweitenmal Alaeddin, als er auf einem andern Platze in der Stadt mit anderen Kindern spielte. Er umarmte ihn, wie tags zuvor und drückte ihm zwei Goldstücke in die Hand mit den Worten: »Mein Sohn, bring dies deiner Mutter, sage ihr, ich werde sie auf den Abend besuchen, und sie möge dafür etwas zum Nachtessen kaufen, damit wir zusammen speisen können. Zuvor aber sage mir, wie ich das Haus finden kann.« Alaeddin bezeichnete es ihm und der afrikanische Zauberer ließ ihn gehen.

Alaeddin brachte die zwei Goldstücke seiner Mutter. Sie ging, das Geld zu verwenden, kam mit gutem Mundvorrate zurück, und da es ihr an den nötigen Tischgeräten fehlte, entlehnte sie dieselben von ihren Nachbarinnen. Sie brachte den ganzen Tag mit Vorbereitungen zu und als alles fertig war, sagte sie zu Alaeddin: »Mein Sohn, dein Oheim weiß vielleicht unser Haus nicht, gehe ihm entgegen und führe ihn hierher, wenn du ihn siehst,« als man an die Türe klopfte. Alaeddin öffnete und erkannte den Afrikaner, der mit mehreren Weinflaschen und Früchten von allerlei Gattungen hereintrat.

Nachdem der afrikanische Zauberer seinen Beitrag Alaeddin eingehändigt hatte, begrüßte er die Mutter und bat sie, ihm die Stelle auf dem Sofa zu zeigen, wo sein Bruder Mustafa gewöhnlich gesessen sei. Sie zeigte ihm dieselbe. Nun warf er sich sogleich zur Erde, küßte die Stelle und rief mit Tränen in den Augen: »Armer Bruder, wie unglücklich bin ich, daß ich nicht zeitig genug gekommen bin, um dich vor deinem Tode noch einmal zu umarmen!« So sehr ihn nun auch Alaeddins Mutter bat, so wollte er sich doch nicht auf diesen Platz setzen. »Nein,« sagte er, »ich werde mich wohl hüten, aber erlaube, daß ich mich gegenüber setze, damit ich, wenn mir auch das Vergnügen versagt ist, ihn persönlich als Vater einer mir so teuren Familie zu sehen, mir wenigstens einbilden kann, er sitze noch dort.« Alaeddins Mutter drang nun nicht weiter in ihn und ließ ihn Platz nehmen, wo er Lust hatte.

Als der afrikanische Zauberer sich da gesetzt hatte, wo es ihm am besten behagte, fing er ein Gespräch mit Alaeddins Mutter an: »Meine liebe Schwester,« sagte er, »wundere dich nicht, daß du während der ganzen Zeit, da du mit meinem Bruder Mustafa verheiratet warst, mich nie gesehen hast. Es sind schon vierzig Jahre, daß ich dieses Land verlassen habe. Seitdem habe ich Reisen nach Indien, Persien, Arabien, Syrien und Ägypten gemacht, mich in den schönsten Städten dieser Länder aufgehalten und bin dann nach Afrika gegangen, wo ich einen längeren Aufenthalt nahm. Da es indes dem Menschen angeboren ist, sein Heimatland, so wie seine Eltern und Jugendgespielen, auch in der weitesten Ferne nie aus dem Gedächtnis zu verlieren, so hat auch mich ein so gewaltiges Verlangen ergriffen, mein Vaterland wieder zu sehen und meinen geliebten Bruder zu umarmen, jetzt, da ich noch Kraft und Mut zu einer so langen Reise in mir fühle, daß ich ohne weiteren Aufschub meine Vorbereitungen traf und mich auf den Weg machte. Ich sage dir nichts von der Länge der Zeit, die ich dazu brauchte, noch von den Hindernissen, die mir aufstießen, noch von all den Beschwerden und Mühsalen, die ich überstehen mußte, um hierherzukommen. Ich sage dir bloß, daß mich auf allen meinen Reisen nichts so tief gekränkt und geschmerzt hat, als die Nachricht von dem Tode eines Bruders, den ich immer mit echt brüderlicher Freundschaft geliebt hatte. Ich bemerkte einige Züge von ihm auf dem Gesicht meines Neffen, deines Sohnes, und dies machte, daß ich ihn aus all den übrigen Kindern, bei denen er war, herausfand. Er hat dir vielleicht erzählt, wie sehr die traurige Nachricht vom Tode meines Bruders mich ergriff. Indes, was Gott tut, das ist wohlgetan; ich tröste mich, ihn in seinem Sohne wiederzufinden, der so auffallende Ähnlichkeit mit ihm hat.«

Als der afrikanische Zauberer sah, daß Alaeddins Mutter bei der Erinnerung an ihren Mann gerührt wurde und aufs neue in Schmerz versank, brach er das Gespräch ab, wandte sich zu Alaeddin und fragte ihn um seinen Namen. – »Ich heiße Alaeddin,« antwortete dieser. – »Nun gut, Alaeddin,« fuhr der Zauberer fort, »womit beschäftigst du dich? Verstehst du ein Gewerbe?«

Bei dieser Frage schlug Alaeddin die Augen nieder und geriet in Verlegenheit. Seine Mutter aber nahm das Wort und sagte: »Alaeddin ist ein Taugenichts. Sein Vater hat, so lang er lebte, alles mögliche getan, um ihn sein Gewerbe zu lehren; allein er konnte seinen Zweck nicht erreichen, und seit er tot ist, streicht er, trotz meinen täglichen Ermahnungen, die ganze Zeit auf den Straßen herum und spielt mit Kindern, wie du gesehen hast, ohne zu bedenken, daß er kein Kind mehr ist; wenn du ihn deshalb nicht beschämst und er sich diese Ermahnung nicht zunutzen macht, so gebe ich alle Hoffnung auf, daß jemals etwas aus ihm wird. Er weiß, daß sein Vater kein Vermögen hinterlassen hat, und sieht selbst, daß ich mit meinem Baumwollespinnen den ganzen Tag über kaum das Brot für uns beide verdienen kann. Ich bin entschlossen, ihm nächster Tage einmal die Türe zu verschließen und ihn fortzuschicken, daß er sich seine Unterkunft anderswo suchen kann.«

Als Alaeddins Mutter unter vielen Tränen so gesprochen hatte, sagte der afrikanische Zauberer zu dem Jungen: »Das ist nicht gut, mein Neffe, du mußt darauf denken, dir selbst fortzuhelfen und einen Lebensunterhalt zu verschaffen. Es gibt ja so viele Gewerbe in der Welt; besinne dich einmal, ob nicht eines darunter ist, zu dem du mehr Neigung hast, als zu den andern. Vielleicht gefällt dir bloß das deines Vaters nicht und du würdest dich besser zu einem andern anschicken; verhehle mir deine Gesinnung hierüber nicht, ich will ja bloß dein Bestes.« Als er sah, daß Alaeddin nichts antwortete, fuhr er fort: »Ist es dir überhaupt zuwider, ein Handwerk zu erlernen und willst du ein angesehener Mann werden, so will ich für dich eine Bude mit kostbaren Stoffen und feinen Linnenzeugen einrichten; du kannst dann diese Sachen verkaufen, mit dem Gelde, das du daraus lösest, den Einkauf neuer Waren bestreiten und auf diese Art ein anständiges Unterkommen finden. Frage dich selbst und sage mir offen, was du denkst. Du wirst mich stets bereit finden, mein Versprechen zu halten.«

Dieses Anerbieten schmeichelte Alaeddin sehr; ein jedes Handwerk war ihm zuwider, um so mehr, da er bemerkt hatte, daß solche Kaufläden, wovon sein Oheim gesprochen hatte, immer hübsch und stark besucht und die Kaufleute gut gekleidet und sehr geachtet waren. Er erklärte daher dem afrikanischen Zauberer, daß seine Neigung mehr nach dieser Seite gerichtet sei, als nach jeder andern, und daß er ihm zeitlebens für die Wohltat danken würde, die er ihm erweisen wolle. »Da dieses Gewerbe dir angenehm ist,« erwiderte der afrikanische Zauberer, »so werde ich dich morgen mitnehmen und dich so hübsch und reich kleiden lassen, wie es sich für einen der ersten Kaufleute in dieser Stadt geziemt; übermorgen wollen wir dann darauf denken, einen solchen Laden zu errichten, wie ich im Sinn habe.«

Alaeddins Mutter, die bis jetzt nicht geglaubt hatte, daß der afrikanische Zauberer der Bruder ihres Mannes sei, zweifelte nach solch glänzenden Versprechungen nicht mehr daran. Sie dankte ihm für seine guten Gesinnungen, und nachdem sie Alaeddin ermahnt hatte, sich der Wohltaten, die sein Oheim ihn hoffen ließ, würdig zu zeigen, trug sie das Abendessen auf. Die Unterhaltung während des ganzen Mahles drehte sich immer um denselben Gegenstand, bis endlich der Zauberer bemerkte, daß die Nacht schon weit vorgerückt war. Er verabschiedete sich von Mutter und Sohn und ging nach Hause.

Am andern Morgen ermangelte der afrikanische Zauberer nicht, sich versprochenermaßen bei der Witwe des Schneiders Mustafa wieder einzufinden. Er nahm Alaeddin mit sich und führte ihn zu einem bedeutenden Kaufmann, der bloß ganz fertige Kleider von allen möglichen Stoffen und für Leute jeden Alters und Standes verkaufte. Von diesem ließ er sich mehrere zeigen, die für Alaeddin paßten, und nachdem er die, die ihm am besten gefielen, ausgesucht und die andern, die nicht so schön waren, als er wünschte, zurückgelegt hatte, sagte er zu Alaeddin: »Lieber Neffe, wähle dir unter all diesen Kleidern dasjenige aus, das dir am besten gefällt.« Alaeddin, über die Freigebigkeit seines neuen Oheims ganz entzückt, wählte eines, und der Zauberer kaufte es ohne zu handeln.

Als Alaeddin sich von Kopf bis zu Fuß so prachtvoll gekleidet sah, dankte er seinem Oheim, und der Zauberer versprach ihm, ihn auch ferner nicht zu verlassen, sondern stets bei sich zu behalten. Wirklich führte er ihn in die besuchtesten Gegenden der Stadt, wo die Läden der reichsten Kaufleute standen, und in der Straße, wo die Läden mit den schönsten Stoffen und der feinsten Leinwand sich befanden, sagte er zu Alaeddin: »Da du bald auch ein solcher Kaufmann sein wirst, wie diese hier, so ist es gut, wenn du sie besuchst, damit sie dich kennen lernen.« Er zeigte ihm auch die schönsten und größten Moscheen, und führte ihn in den Chan, wo die fremden Kaufleute wohnten, und an alle diejenigen Orte im Palaste des Sultans, zu denen man freien Zutritt hatte. Endlich, nachdem sie die schönsten Gegenden der Stadt miteinander durchstreift hatten, kamen sie in den Chan, wo der Zauberer wohnte. Es waren dort einige Kaufleute, deren Bekanntschaft er seit seiner Ankunft gemacht, und die er ausdrücklich eingeladen hatte, um sie gut zu bewirten und ihnen seinen angeblichen Neffen vorzustellen.

Das Gastmahl endigte erst am späten Abend. Alaeddin wollte sich von seinem Oheim verabschieden, um nach Hause zurückzukehren; aber der afrikanische Zauberer wollte ihn nicht allein gehen lassen und geleitete ihn selbst zu seiner Mutter zurück. Als diese ihren Sohn in so schönen Kleidern erblickte, war sie außer sich vor Freude und wollte nicht aufhören, Segnungen über das Haupt des Zauberers herabzurufen, der für ihren Sohn so viel Geld ausgegeben. »Großmütiger Schwager,« sagte sie zu ihm, »ich weiß nicht, wie ich dir für deine Freigebigkeit danken soll; aber das weiß ich, daß mein Sohn die Wohltaten, die du ihm erweisest, nicht verdient. Ich für meine Person,« fügte sie hinzu, »danke dir von ganzem Herzen und wünsche dir ein recht langes Leben, um Zeuge von der Dankbarkeit meines Sohnes zu sein, der sie nicht besser an den Tag legen kann, als wenn er sich von deinen guten Ratschlägen leiten läßt.«

»Alaeddin ist ein guter Junge,« erwiderte der afrikanische Zauberer; »er hört auf mich und ich glaube, wir können etwas Tüchtiges aus ihm machen. Es tut mir nur leid, daß ich mein Versprechen nicht schon morgen halten kann. Es ist nämlich Freitag, wo alle Läden verschlossen sind, und man gar nicht daran denken kann, einen zu mieten und mit Waren zu versehen; denn die Kaufleute sinnen an diesem Tage nur auf Vergnügungen aller Art. Somit werden wir die Sache auf Samstag verschieben müssen. Übrigens werde ich ihn morgen wieder mitnehmen und in die Gärten spazieren führen, wo sich die schöne Welt gewöhnlich einfindet. Er hat vielleicht noch keinen Begriff von den Vergnügungen, die man dort genießt; bisher war er immer nur mit Kindern beisammen, jetzt muß er auch erwachsene Menschen sehen.« Der afrikanische Zauberer verabschiedete sich endlich von Mutter und Sohn und ging. Alaeddin freute sich im voraus sehr auf den Spaziergang. In der Tat war er noch nie vor die Tore gekommen und hatte noch nie die Umgebung gesehen, die schön und anmutig war.

Am andern Morgen stand Alaeddin in aller Frühe auf. Der afrikanische Zauberer bewillkommte ihn aufs freundlichste. »Wohlan, mein lieber Junge,« sagte er mit lächelnder Miene zu ihm, »heute werde ich dir schöne Sachen zeigen.« Er führte ihn zu einem Tore hinaus, an großen und schönen Häusern, an prächtigen Palästen vorüber, von denen jeder einen sehr schönen Garten hatte. Bei jedem Palaste, an dem sie vorbeikamen, fragte er Alaeddin, ob er ihm gefiele, und Alaeddin, der ihm gewöhnlich zuvorkam, sagte, sobald er wieder einen andern sah: »Ach! lieber Oheim, dieser ist noch viel schöner als alle bisherigen.« Indes gingen sie immer weiter, und der listige Zauberer, der dies nur tat, um den Plan, den er im Kopfe hatte, ausführen zu können, nahm Gelegenheit, in einen dieser Gärten zu treten. Er setzte sich neben ein großes Becken, in das durch einen bronzenen Löwenrachen kristallhelles Wasser sprudelte, und er stellte sich ermüdet, damit Alaeddin ebenfalls ausruhen sollte. »Lieber Neffe,« sagte er zu ihm, »du wirst ebenso müde sein, wie ich; laß uns hier ein wenig ausruhen, um neue Kräfte zu sammeln.«

Als sie sich gesetzt hatten, zog der afrikanische Zauberer Kuchen und Früchte hervor, die er als Mundvorrat mitgenommen hatte, und breitete sie auf dem Rande des Beckens aus. Er teilte einen Kuchen mit Alaeddin und ließ ihn Früchte wählen. Während dieses kleinen Mahles ermahnte er seinen angeblichen Neffen, sich von dem Umgange mit Kindern loszumachen, dagegen sich an kluge und verständige Männer anzuschließen, dieselben anzuhören und von ihren Unterhaltungen Nutzen zu ziehen. »Bald,« sagte er, »wirst du ein Mann sein, wie sie, und du kannst dich nicht früh genug daran gewöhnen, nach ihrem Beispiele verständige Reden zu führen.« Als sie die kleine Mahlzeit vollendet hatten, setzten sie ihren Spaziergang durch die Gärten fort, die bloß durch schmale Gräben getrennt waren. Unvermerkt führte der afrikanische Zauberer Alaeddin ziemlich weit über die Gärten hinaus und durchwandelte mit ihm die Ebene, die ihn allmählich in die Nähe der Berge leitete.

Alaeddin, der in seinem Leben nie einen so weiten Weg gemacht hatte, fühlte sich durch diesen Marsch sehr ermüdet und sagte: »Wohin gehen wir denn, lieber Oheim? Wir haben die Gärten schon weit hinter uns und ich sehe nichts mehr als Berge. Wenn wir noch länger so fortgehen, so weiß ich nicht, ob ich noch Kräfte genug haben werde, um in die Stadt zurückzukehren.« – »Nur den Mut nicht verloren,« antwortete der falsche Oheim; »ich will dir noch einen andern Garten zeigen, der alle, die du bis jetzt gesehen hast, weit übertrifft; er ist nur ein paar Schritte von da, und wenn wir einmal dort sind, so wirst du selbst sagen, daß es dir sehr leid gewesen wäre, wenn du ihn nicht gesehen hättest.« Alaeddin ließ sich überreden, und der Zauberer führte ihn noch sehr weit, indem er ihn mit verschiedenen anmutigen Geschichten unterhielt, um ihm den Weg weniger langweilig und die Ermüdung erträglicher zu machen.

Endlich gelangten sie zwischen zwei Berge von mittelmäßiger Höhe, die sich ziemlich gleich und nur durch ein schmales Tal getrennt waren. Dies war die merkwürdige Stelle, wohin der afrikanische Zauberer Alaeddin hatte bringen wollen, um einen großen Plan mit ihm auszuführen, weshalb er von dem äußersten Ende Afrikas bis nach China gereist war. »Wir sind jetzt an Ort und Stelle,« sagte er zu Alaeddin; »ich werde dir hier außerordentliche Dinge zeigen, die allen übrigen Sterblichen unbekannt sind. Während ich jetzt mit dem Stahl Feuer schlage, häufe du hier trockenes Reisig zusammen, damit wir ein Feuer anmachen.«

Als das Reisig aufloderte, warf der afrikanische Zauberer Räucherwerk hinein. Dicker Rauch stieg empor, den er bald auf diese, bald auf jene Seite wendete, indem er allerlei Zauberworte sprach, von denen Alaeddin nichts verstand.

In diesem Augenblick erbebte die Erde ein wenig, öffnete sich vor dem Zauberer und Alaeddin, und ließ einen Stein hervorscheinen, mit einem in der Mitte versiegelten bronzenen Ringe, um ihn daran heraufzuheben. Alaeddin erschrak und wollte die Flucht ergreifen. Allein er war zu dieser geheimnisvollen Handlung notwendig, darum hielt ihn der Zauberer zurück, zankte ihn tüchtig aus und gab ihm eine so derbe Ohrfeige, daß er zu Boden fiel. Zitternd rief er: »Mein Oheim, was habe ich denn getan, daß du mich so grausam schlägst?« »Ich bin dein Oheim, der jetzt Vaterstelle an dir vertritt, und du darfst mir in nichts widersprechen. Aber,« sagte der Zauberer, »fürchte dich nicht, mein Sohn; ich verlange nur, daß du mir gehorchst, wofern du dich der großen Vorteile, die ich dir zudenke, würdig machen und sie nutzen willst.« Diese schönen Versprechungen des Zauberers beruhigten den ängstlichen und erzürnten Alaeddin ein wenig. »Du hast gesehen,« fuhr der Zauberer fort, »was ich durch die Kraft meines Rauchwerks und die Worte, die ich sprach, bewirkt habe. Vernimm jetzt, daß unter diesem Steine ein Schatz verborgen liegt, der für dich bestimmt ist und dich dereinst reicher machen wird, als die größten Könige der Welt. Dies ist so gewiß wahr, daß keinem Menschen auf der ganzen Welt außer dir erlaubt ist, diesen Stein anzurühren oder wegzuheben, um hinein zu gelangen. Ja ich selbst darf ihn nicht berühren oder auch nur einen Fuß in dieses Schatzgewölbe setzen, wenn es geöffnet sein wird. Deshalb mußt du genau ausführen, was ich dir sage.«

Alaeddin, immer noch voll Verwunderung, vergaß alles, was vorgefallen war. »Nun gut, lieber Oheim,« sagte er, »was soll ich tun? Befiehl nur, ich bin bereit zu gehorchen.« – »Komm her,« sagte der afrikanische Zauberer, »fasse diesen Ring an und hebe den Stein in die Höhe.« – »Aber Oheim,« erwiderte Alaeddin, »ich bin zu schwach, um ihn zu heben: du mußt mir helfen.« – »Nein,« versetzte der afrikanische Zauberer, »du bedarfst meiner Hilfe nicht; du mußt ihn allein aufheben. Sprich nur den Namen deines Vaters und deines Großvaters, wenn du den Ring in die Hand nimmst.« Alaeddin tat, wie der Zauberer gesagt hatte, hob den Stein mit Leichtigkeit auf und legte ihn beiseite.