Albträume - Creepy König - E-Book

Albträume E-Book

Creepy König

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Beschreibung

Was war der schlimmste Albtraum, den du je geträumt hast? War es ein außerirdisches Monster, das dich so lange verstümmelt hat, bis nur noch Kopf und Torso von dir übrig blieben? Träumtest du von einem grausamen Dämon, der dir Tag und Nacht die furchtbarsten Dinge ins Ohr flüstert und ich dich in den Wahnsinn treibt? Hast du geträumt, dass du bis zur Unkenntlichkeit entstellt bist und alle Leute auf der Straße dich anstarren? Oder ging es um ein Raubtier, das deine Eltern getötet hat und nicht aufhört, dich zu verfolgen? Wenn nichts von alledem zutrifft, dann weißt du nicht, was wirkliche Albträume sind. Aber du erfährst es, wenn du dieses Buch liest.

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Creepy König

Albträume

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Die Qualen einer Ratte

Die Straßen Hamburgs waren, wie immer zu dieser Jahreszeit, vom Regenwasser geradezu durchtränkt. Das stürmische Wetter machte die Gesamtsituation nicht gerade angenehmer. Zumindest nicht für Menschen. Für Rocky allerdings war dieses Hundewetter die reinste Wohltat. Die verschlagene Ratte genoss es, wie das prasselnde Nass sein schwarzes Fell durchtränkte, während er auf allen Vieren durch die enge Gasse tapste, die zur Rothenbaumchaussee führte. Der kleine Nager war wie immer auf der Suche nach zwei Dingen: Streit und etwas zu fressen. Letzteres war leicht zu finden. Auf dem nassen Boden lag ein angebissener Hot Dog, den irgendwer dorthin geworfen hatte. Gierig stürzte sich das Säugetier auf das Essen. Er fraß wie ein hungriger Wolf, während er mit seinen roten, punktförmigen Augen die Gegend nach einem geeigneten Gegner absuchte.

 

Rocky hatte seine Eltern bereits im zarten Alter von nur drei Wochen durch eine Straßenkatze verloren, die sie vor seinen Augen gefressen hatte. Die Ratte erinnerte sich noch genau, wie der Kater ihn angrinste und zu ihm sagte: »Hm. Ein vorzügliches Mahl! Du wärst sicher ein leckerer Nachtisch, Waisenkind. Aber von dir würde ich sicherlich nicht satt werden. Ich warte, bis du groß bist.« Mit diesen Worten war das pechschwarze Monster dann in die Nacht verschwunden. Seitdem musste Rocky sich alleine durchschlagen. Seinen Hass, der ihn seit damals erfüllte und ihn von innen zerfraß, ließ er jedem einigermaßen gleich großen Tier aus, das seinen Weg kreuzte. Wie vielen Mäusen, Ratten und sogar Waschbären hatte das unglückliche Geschöpf schon Bisswunden am ganzen Körper verpasst und sie damit in die Flucht geschlagen, obwohl die meisten nichts weiter wollten, als nach Nahrung zu suchen. Zu seinem Leidwesen hatten nur die wenigsten seiner Opfer den Mumm sich zur Wehr zu setzen und zurück zu beißen. Sein furchteinflößender Ruf eilte dem Aggressivling eben voraus.

 

Plötzlich erblickte das Nagetier das, wonach es schon den ganzen Abend Ausschau gehalten hatte. Eine dicke Ratte mit grauem Fell schritt mit gemächlichem Gang den schmalen Bürgersteig entlang. Augenblicklich hörte Rocky auf zu fressen und machte sich bereit, seinen beleibten Artgenossen anzugreifen. Er rannte ihm entgegen. Zu seiner großen Verwunderung wich das dicke Tier nicht vor ihm zurück, sondern kam sogar noch ein weiteres Stück auf ihn zu. Rocky fletschte die Zähne, um ihm zu signalisieren, dass er nicht willkommen war. Doch der Graue schien davon relativ unbeeindruckt zu sein. Er blieb einfach nur stehen und erwiderte den scharfen Blick des anderen. Gerade wollte die aggressive Ratte ihn attackieren, da sprach er mit ruhiger Stimme: »Warte, Rocky! Ich bin nicht hier, um mit dir zu kämpfen. Ich bin hier, um dir zu helfen. Martin ist mein Name. Ich bin so etwas wie der gute Geist unter den Ratten Hamburgs.« Rocky schaute den Dicken verwundert an. »Woher zur Mausefalle kennst du meinen Namen, Fettsack?«, zischte er ihn an.

 

»Tja, mein unhöflicher Freund, dein Ruf eilt dir eben voraus. Und ich bin nicht fett, ich habe nur schwere Knochen, verstanden?«, antwortete der leidenschaftliche Käseliebhaber in einem immer noch ruhigen aber gleichzeitig auch sehr ernsten Ton. »Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung, euer alles verschlingende Hoheit«, war die zynische Antwort des verbitterten Straßenkämpfers. »Also was willst du? Ich habe besseres zu tun als Small Talk mit einer dicken... ähm ich meine mit einer Ratte, die schwere Knochen hat, zu halten«. »Ich weiß, was du besseres vor hast. Nacht für Nacht streifst du durch die Straßen und greifst alles und jeden an, dem du begegnest. Und immer stellst du dir vor, es wäre die Katze, die damals deine Eltern getötet hat, die vor dir steht. Doch eigentlich suchst du doch nach etwas ganz anderem. Habe ich recht?«. Rocky war plötzlich ganz still. Woher zum Henker wusste der Vielfraß vom Tod seiner Eltern? »In Wahrheit bist du auf der Suche nach dem, was du damals verloren hast, als du sahst, wie diese grausame Bestie deine Familie vertilgte«, fuhr Martin fort, »Du versuchst, deinen Frieden wiederzufinden. Und ich kann dir Frieden geben, sofern du bereit bist, mir zu vertrauen.«

 

Der übergewichtige Nager sah seinen Gegenüber neugierig, aber gleichzeitig auch auf gewisse Art und Weise abschätzend an. Dann drehte er sich schließlich um und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen, weg. Der Zurückgelassene überlegte einen Moment lang, bevor er dem anderen folgte. Nachdem die zwei ungleichen Gefährten halb Eimsbüttel durchquert hatten, kamen sie schließlich bei einem großen Müllcontainer an, der hinter einem beliebten Fischrestaurant stand. Rocky schaute sich um, doch ihm fiel auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches auf. Dann wendete er sich an seinen Begleiter, der ihn hergeführt hatte, zu. »Super. Fischmüll im Übermaß! Und so soll ich meinen Frieden bekommen? Indem ich mich maßlos überfresse? Wenn man so Frieden erlangt, dann musst du selbst ja schon längst dein Nirwana gefunden haben, so wie du aussiehst«, scherzte das schlanke Nagetier, um sich selbst von seiner Wut abzulenken und nicht auf seinen Artgenossen loszugehen, der ihm mittlerweile sympathisch geworden war.

 

Martin wollte Rocky gerade eine passende Antwort geben, da hörten beide auf einmal ein Geräusch. Es kam aus der Richtung des Containers. Dessen Geruch hätte bei einem Menschen schon von Weitem einen Brechreiz ausgelöst, einer Ratte allerdings bereitete er großen Appetit. Der Laut, den sie gerade vernommen hatten, klang wie ein Kichern, aber nicht nur von einem Lebewesen erzeugt, sondern von mehreren gleichzeitig. »Was zum...?«, fing die dünne Ratte, der etwas mulmig zumute war, ihren Satz an. »Ja, das findet ihr lustig, ihr kleinen Laufrad-Sprinter, was?«, unterbrach der andere seinen Nebenmann. »Komm!«, forderte das voluminöse Tier ihn auf, »Ich stelle dir ein paar Freunde vor.« Langsam bewegten die beiden sich auf den großen Kunststoffbehälter zu, in den die Überreste der teuren Mahlzeiten geworfen wurden, die man in dem Lokal vor ihm servierte.

 

Dann tapsten sie an dem Container, der vier Meter vom Restaurant entfernt stand, vorbei und gingen schließlich hinter ihn. Auf dem schmutzigen Boden erblickte Rocky fünf seiner Artgenossen, die in einer ungewöhnlich gleichmäßigen Kreisformation zueinander saßen und alle wohl genährt waren, ähnlich wie Martin, der die anderen begrüßte. »Na, ihr Faulenzer! Hättet ja mal putzen können, während ich nicht da war.« »Haha. Wie sollen wir das bitte machen, wenn wir uns nicht von der Stelle rühren können, du Scherzbold?«, antwortete ein Mitglied des Quintetts. Rocky trat ein wenig näher und erkannte schließlich bei genauerem Hinsehen, was die dunkelbraune Ratte meinte. Die Schwänze der Tiere waren auf groteske Art und Weise miteinander verknotet. Sie schienen an mehreren Stellen gebrochen, dann miteinander verflochten und zusätzlich noch mit irgendeinem Gemisch, das nach Blut, Kot und Dreck roch, versiegelt worden zu sein, sodass sie sie sich tatsächlich nicht einen Zentimeter voneinander entfernen konnten.

 

Die erschrockene Ratte trat augenblicklich ein paar Schritte zurück und fragte entsetzt: »Alter, was läuft bei euch denn falsch?«. »Wieso falsch? Bei uns läuft alles richtig, Bruder«, antwortete eine hellbraune Ratte, der ein Auge sowie ein Ohr fehlte und die gerade dabei war, ein vergammeltes Heringsfilet zu verspeisen, von denen Martin Stunden zuvor einige aus dem Müllcontainer gefischt hatte, um sie den aneinander Geknoteten zu fressen zu geben. »Was ist das hier für eine kranke Freakshow?«, wollte Rocky wissen. Martin lächelte freundlich und ging langsam auf den immer noch verstörten Nager zu.

 

Dann sagte er: »Das ist keine Freakshow. Das ist ein sogenanntes Rattenrefugium.« Sein Gegenüber sah ihn verwirrt an und stotterte: »Ein, ein was?«. »Ein Rattenrefugium. Eine Methode, um Ratten vor sich selbst zu schützen. Jeder von den fünf, die du hier siehst, hat sich freiwillig mit den anderen verbinden lassen, damit sie keinem mehr etwas zu leide tun können. Chris, Joe und Tommy waren früher Laborratten.« Damit zeigte er auf seinen hellbraunen Artgenossen und die beiden links und rechts neben ihm. »Du willst nicht wissen, was die Menschen in dem Labor mit ihnen gemacht haben. Nachdem die Wissenschaftler, wie die Monster in den weißen Kitteln sich nennen, mit ihren grausamen Versuchen an ihnen fertig waren, haben sie sie einfach auf den Müll geschmissen. Monatelang hatten die drei nichts als Hass auf die Menschen in sich und ließen diesen auch an ihnen aus.

 

Sie haben sich sich in Mehrfamilienhäuser geschlichen, bei denen die Haustüren nachts offen standen, um ihre Keller und Treppenhäuser zu verdrecken und die Bewohner dort zu erschrecken. Teilweise sind sie sogar körperlich geworden und haben die Mieter gebissen. Jedoch hat sie das nie glücklich gemacht. Im Gegenteil. Ihr Schmerz wurde dadurch nur größer und ihre Seelen immer gequälter, je mehr von den Homo Sapiens sie schikanierten. Vor drei Monaten dann sind sie zum Glück mir begegnet. Andernfalls wären sie noch irgendwann durch eine Mausefalle, einen Besen oder einen Kammerjäger drauf gegangen. Ich sah ihnen sofort an, was ihnen angetan wurde und dass sie mehr als unzufrieden mit ihrem Dasein waren. So lud ich das Trio ein, mir zu folgen und sie einer Prozedur zu unterziehen, die wir Ratten weltweit als Vereinigung bezeichnen. Das bedeutet, dass man die Schwänze von mehreren Ratten bricht und sie miteinander verknotet, um sie dann mit einigen Gaben der Natur zu versiegeln, auf dass sie für immer miteinander verbunden sein mögen. Dieses Ritual wird von uns Nagern schon seit Jahrhunderten angewandt. Wir haben es von den Menschen, genauer gesagt von den Buddhisten abgekupfert. Diese haben früher auch eine derartige Einrichtung erfunden, um zu verhindern, dass sie auch nur einen Grashalm umknicken, damit sie ihrer Religion auf konsequenteste Art und Weise treu bleiben konnten. Die drei dankten mir herzlichst und ließen sich von mir füttern, da sie von da an unfähig waren, selbstständig jagen zu gehen. Zwei Monate später kamen Iggy und Meister Splinter dazu.«Rocky musste sich ein Lachen verkneifen, als er den Namen von dem letzten hörte. Martin guckte seinen Zuhörer genervt an. »Ja, ich bin auch großer Turtles-Fan. Und nein, er hat keine Kumpels namens Leonardo, Donnatello, Rafael oder Michelangelo. Auf jeden Fall sind die Eltern der beiden auch Opfer von hungrigen, behaarten Baumkletterern geworden«, fuhr die dicke Ratte fort. »Seitdem hatten auch sie ein trostloses Leben geführt, das nur von Gewalt und Verbitterung geprägt war, bis ich sie zum Teil meines Rattenkönigs gemacht habe.« »Rattenkönig?«, sagte Rocky verdutzt. »Ja«, entgegnete der andere, »So nennen die Menschen derartige Verbindungen unserer Art. Es wurden auf der Welt schon viele Rattenkönige gebildet, da es eben wie gesagt viele von unserer Spezies gibt, die sich selbst und andere vor sich schützen wollen, was durch die Bewegungsunfähigkeit der miteinander verknoteten Tiere ja gewährleistet wird. Viele Leute glauben, dass es ein böses Vorzeichen oder eine Folge von zu engen Bauen sei, wenn man ein solches Gebilde findet, weil die Menschen uns Nager für dumm und primitiv halten und nicht wissen, dass die betroffenen Tiere diese Prozedur aus freien Stücken mit sich machen lassen.«

 

Das andere Nagetier wurde nachdenklich und sagte schließlich: »Ich verstehe. Und du willst mich jetzt mit den anderen fünf verbinden, um mich zu einem Teil dieses Rattenkönigs zu machen, damit ich niemandem mehr etwas tun kann und so endlich zur Ruhe komme. Habe ich das richtig verstanden, ja?«. Martin entgegnete: »Ja, ganz genau. Ich weiß, dass es eine schwere Entscheidung ist. Du solltest das natürlich auch nicht überstürzen. Aber ich verspreche dir, dass du, wenn du es machst, deinen Frieden finden wirst, mein Freund. Und ich garantiere dir, dass ich dich genau wie die anderen immer mit genug Nahrung versorgen werde, sodass es dir an nichts fehlen wird.« Rocky schaute an seinem durch die vielen Kämpfe vernarbten Körper herunter und erinnerte sich an die vielen unnötigen Gewalttaten, die er begangen hatte. Konnte er seinem fetten, aber sympathischen Artgenossen vertrauen? Wenn er es nicht täte, wäre die einzige Alternative, sein rast- und friedloses Dasein fortzuführen. Und das war, wie der andere richtig bemerkt hatte, das letzte, was er wollte.