Aleira - Jan-Derk Hendler - E-Book

Aleira E-Book

Jan-Derk Hendler

0,0

Beschreibung

Ein nicht vorhersehbarer Zwischenfall sorgte dafür, dass ihre Forschungsstation auf die Erde stürzte. Nun war sie allein auf einem fremden Planeten gestrandet. Doch über den Planeten und ihre Bewohner war ihnen an der Akademie viel berichtet worden. Das größte Problem waren die drastischen Nebenwirkungen des Absturzes, der Station und die Tatsache, dass ihre wahre Natur lieber verborgen bleiben sollte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für Patricia, meine Familie, und natürlich für Lotte.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 01: Der todsichere Plan

Kapitel 02: Auserwählt

Kapitel 03: Der Unbekannte

Kapitel 04: Allein unter Fremden

Kapitel 05: Loslassen

Kapitel 06: Gestrandet, aber nicht Allein

Kapitel 07: Zurückgelassen

Kapitel 08: Nächstenliebe oder Eigennutz?

Kapitel 09: Das Wunder

Kapitel 10: Verlangen

Kapitel 11: Ein hoher Preis

Kapitel 12: Gerechtigkeit

Kapitel 13: Tradition

Kapitel 14: Ein treuer Begleiter

Kapitel 15: Das Ende

Kapitel 16: Der Tot ist nicht das Ende

Kapitel 17: Hoch Hinaus

Kapitel 18: Das Verlorene kehrt zurück

Kapitel 19: Helden sind auch nur Menschen?

Kapitel 20: Der Anfang einer Reise

Kapitel 21: Hoffnung

Kapitel 22: Überraschende Wendung

Kapitel 23: Vorbereitung ist Alles

Kapitel 24: Schicksal

Kapitel 25: Mögen die Spiele entrinnen

Kapitel 26: Ein Leben für ein Leben

Kapitel 27: Von einem Loch ins Nächste

Kapitel 28: Die Königin

Kapitel 29: Das Volk unter der Erde

Kapitel 30: Die Prophezeiung

01

Der todsichere Plan

„Müssen wir hier noch weiter rumliegen, mir ist kalt, ich hab Hunger und so langsam wird es unheimlich.“

„Jetzt reiß dich zusammen Mia, ich hab mir das auch nicht ausgesucht.“

Mürrisch starrte Mia wieder auf den schmalen Waldweg, den ihr, ach so genialer, Bruder als perfekten Ort für einen Überfall ausgesucht hat. Wer würde hier schon vorbeikommen? Der Baum, mit dem sie die Straße versperrten, wirkte jetzt auch nicht mehr so eindrucksvoll.

Sie dachte zurück an ihre kleine Farm. Heute war Dienstag und Dienstag gab es immer Mamas leckeren Pfannkuchen. Wie sehr wünschte sie sich jetzt in die warme Küche mit dem leckeren Duft nach frisch ge…

„Mia,... Mia hör auf zu träumen, da kommt jemand.“ Peter stieß ihr aufgeregt in die Seite. „Du kennst ja noch unseren Plan, oder?“

„Ja und aua“, maulte sie genervt. Ab heute würde er ihr jeden verfluchten Tag unter die Nase reiben, wie schlau er doch war. Sie nahm die Armbrust und setzte sie an ihre Schulter, Peter positionierte sich auf der anderen Seite des Weges hinter einen Baum.

Dann warteten sie. Das Klappern von Pferdehufen wurde langsam lauter, ein Reiter kam um die Biegung geritten, hinter der sie den Baum platziert hatten.

Der Reiter trug einen langen, schwarzen Umhang mit Kapuze und ein dunkelrotes Tuch vor dem Mund, sodass nur seine hellblauen Augen sichtbar waren. Auf dem Rücken trug er ein Zepter? Mia war verwirrt, warum sollte jemand alleine durch den Wald reiten und anstatt einer Waffe nur einen Stab dabei haben.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihr aus. Irgendwas stimmt hier nicht. Sie wollte ihrem Bruder ein Zeichen geben, doch der sprang bereits auf den Weg und stellte sich mit geschwollener Brust vor den Baum.

„Halt, dies ist ein Überfall, Sie sind umstellt, also machen Sie keine Dummheiten und steigen Sie vom Pferd!“, rief er dem Reiter energisch entgegen, der nun sein Pferd anhielt und erstaunt die Augenbrauen hob.

Ihr wurde kalt. Es war ihr schon vorher kalt, aber jetzt wurde ihr richtig kalt. Mia begann zu zittern.

Die selbe Kälte hatte sie gespürt als sie , zusammen mit Peter, vor einem Monat, von der Stadt zur Farm zurückkehrten und nichts als Stille vorfanden.

Die selbe Kälte, welche über der Stadt hing als sie am nächsten Tag, voller Hoffnung, dort ankamen.

Die selbe Kälte, welche nun hier im Wald zu spüren war und welche der Reiter nicht zu spüren schien.

Oder war er es, der sie ausstrahlte? Ängstlich sah sie ihn an. Da sah sie es, eine kleine, metallische Spitze ragte unter dem Umhang hervor.

Er war also doch bewaffnet! Sie sprang auf und schrie: „Peter, renn!“ Der Reiter schaute sie überrascht an und zog sein Schwert.

Mia war unfähig sich zu bewegen. Der Reiter sah ihr direkt in die Augen. Seine hellblauen Augen schienen schon fast zu leuchten.

Verwirrung stieg in ihr auf. Anstatt Kälte, sah sie nur Entschlossenheit und sogar Wärme?

Der Reiter sprang vom Pferd und warf sein Schwert, ohne zu zögern, oder überhaupt in die Richtung zu schauen, auf Peter. Immer noch erstarrt sah Mia, wie das Schwert, scheinbar in Zeitlupe, auf ihren Bruder zuflog. Es war vorbei, sie hatte versagt. Warum hat sie sich von ihrem Hunger überwältigen lassen, als er mit der dummen Idee eines Hinterhalts zu ihr kam.

Sie sah wie das Schwert sein Ziel traf. Doch es war nicht Peter. Es flog um Haaresbreite an seiner Schläfe vorbei und traf einen Untoten, der über dem Baum gekrabbelt kam. Wie hatte sie den nur übersehen?

Im nächsten Moment stand der Reiter neben ihr, warf sie zu Boden und stach den nächsten Untoten mit einem Messer genau ins linke Auge. Dann zog er Mia wieder auf die Beine und deutete auf das Pferd, er versuchte etwas zu sagen, doch der nächste Tote griff ihn bereits von hinten an. Mit einer schnellen Drehung zur Seite wich er aus. Der Kopf des Untoten fiel dumpf zu Boden. Mia verstand, jedenfalls glaubte sie zu verstehen und rannte zu Peter und dem Pferd.

Als sie ankam saß Peter schon oben auf dem Pferd und reichte ihr die Hand. „Lass uns abhauen“, rief er.

Immer mehr Untote kamen, von allen Richtungen, aus dem Wald gelaufen. Mia drehte sich zu ihrem Retter um. Der Reiter stand immer noch im Wald und erstach einen Toten nach den anderen, während er spielerisch den Angriffen auswich, wie ein endloser Tanz von Leben und Tod. „Der kommt klar, komm jetzt!“, drängte Peter jetzt energischer. „Wir können ihn doch nicht zurücklassen,“ entgegnete Mia, „Er hat uns gerade gerettet!“ Sie drehte sich um und schoss mit der Armbrust einen der Untoten genau zwischen die Augen.

Der Reiter nutzte die Gelegenheit und hechtete durch die entstandene Lücke, rollte sich elegant ab und rannt zu ihnen. Mia schoss auf den nächsten Toten, traf aber nur die Schulter, er schwankte kurz, lief dann aber weiter.

Plötzlich schrie Peter auf, einer der Untoten hatte sich unbemerkt von der anderen Seite genähert und biss ihm nun in die Wade. Peter schlug mit seiner Axt zu und konnte sich befreien. Das Pferd auf dem er saß schien keine Angst zu haben, denn es bewegte sich keinen Zentimeter. Erst jetzt bemerkte Mia, dass es sich kein einziges Mal bewegt hatte. Über den Augen trug es Klappen aus Leder, die ihm die Sicht versperrten, waren sie der Grund? Mia hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, der Reiter war am Pferd angekommen und setzte sich gerade vor Peter. Sie ließ sich schnell von ihm hoch helfen, schon rannte das Pferd, im vollem Galopp, auf den Baum zu, machte einen Satz über den, nun noch kleiner wirkenden Stamm und ließ die Untoten schnell hinter sich.

02

Auserwählt

Endlich war es so weit. Es war ihr vorgekommen als wäre die Zeit in einer Schleife hängen geblieben. Sie wachte auf, ging zum Kampftraining, dann zum Sprachkurs, und dann schlief sie wieder ein. Das wiederholte sie jeden Tag. Es gab zwar immer wieder Pausen, über den Tag verteilt, aber schon nach vier Tagen hätte sie die Station schon im Schlaf ablaufen können. Der größte Teil war für sie nämlich nicht zugänglich. Doch heute sollte es soweit sein. Es war eine lange und nicht gerade spannende Zeit gewesen, doch wie die anderen auch, verstand sie gut, dass der Rat nicht zulassen konnte, dass einer von ihnen entdeckt werden würde.

Voller Vorfreude machte sie sich auf den Weg zum Versammlungsraum. Mit ihr zusammen betraten noch zwei weitere Erwählte den Raum. Aus 50 anfänglichen Kandidaten waren nur noch drei übrig und sie war eine von ihnen. Sie stellten sich nebeneinander in die Mitte des Raumes. Eine kurze Zeit später betraten der Stationsleiter und sechs weitere Forscher den Raum. Sie stellten sich in einem Halbkreis vor den Dreien auf. Der Leiter in der Mitte begann zu sprechen. „Erwählter 236, 254 und 242, wir freuen uns euch bekanntzugeben, dass ihr alle die vorherige Prüfungen mit Bravour bestanden habt. Als letzte Prüfung werdet ihr mit auf die heutige Mission geschickt, um dort euer Können zu Beweisen. Möge der Rat euch Kraft geben!“

Jeder der Drei wurde einem Team zugeteilt, welches er unterstützen sollte. Dann liefen sie einen Gang hinunter, den sie noch nie zuvor gesehen hatten und kamen in einen Umkleideraum. „Für jeden von euch haben wir passende Ausrüstung in einen Spind bereitgestellt, in 10 Minuten geht es los.“ Der Wissenschaftler drehte sich um und öffnete eine weiter Tür. „Vergesst nicht euch anzupassen!“, fuhr er sie, über seine Schulter guckend, an und verließ den Raum. Der hat ja gute Laune, dachte sie, drehte sich um und ging zu dem Spind mit der Aufschrift „242“.

Namen waren hier nicht erlaubt, also bekam jeder Neue eine Nummer zugewiesen und ihre war 242. Die erste Zahl stand für die Welle, mit der sie ankamen und die weiteren für den Platz. Sie öffnete den Spind und nahm das Paket heraus. Dunkle Lederklamotten, einen schwarzen Umhang mit Kapuze und ein dunkelrotes Halstuch. Dazu noch ein Schwert zur Selbstverteidigung.

So komisch die Zusammenstellung auch aussah, saß die Kleidung doch erstaunlich bequem. Sie konzentrierte sich und passte ihr Aussehen an eines der Bilder, die ihnen im Unterricht gezeigt wurden, an.

Schmerzvoll begann sich Ihre Haut zu verändern, von smaragdfarbend zu dem sonnengebräunten Hautton, den die Spezies dieses Planeten besaß, ihre weißen Haare färbte sich zu einem dunklen Braunton.

Das sieht sogar ganz gut aus, dachte sie erfreut, als in den Spiegel an der Spindtür blickte. Sie drehte sich um und ging durch die Tür, durch die der Wissenschaftler vorher verschwunden war.

Zusammen mit den anderen beiden betrat sie den Teleportationsraum, von dem aus die drei Teams auf die Planetenoberfläche gesendet werden. Als die drei Teams mit jeweils drei Mitgliedern bereit waren, betrat der Leiter der Station den Raum.

„Sobald ihr unten seit, habt ihr genau zehn Stunden um das jeweilige Probeexemplar zu besorgen und wieder an den Ort zurückzukommen, damit wir euch zurückholen können.“, erklärt er.

„Falls ihr es nicht rechtzeitig schafft, bekommt ihr genau einen Tag später eine weitere Chance. Solltet ihr diese nicht wahrnehmen, seid ihr auf euch allein gestellt. Und was auch passiert, keiner darf eure Ware Identität kennen, ansonsten gefährdet das die ganze Mission.“

Eindringlich musterte er die drei neuen, dann hob er die Hand.

„Möge der Rat euch Kraft geben.“ Er senkte den Arm und der Raum wurde schwarz. Dann standen sie auf einer kleinen Lichtung im Wald.

03

Der Unbekannte

Nachdem sie eine lange Zeit schweigend durch den Wald geritten waren, hielten sie an einem verlassenen kleinen Haus an und stiegen vom Pferd. Mia half Peter, der kaum noch stehen konnte, zum Gebäude zu laufen. Es schien mal eine Taverne gewesen zu sein.

Über dem Eingang hing ein schiefes Schild auf dem ein Fasan abgebildet war, darunter stand mit geschwungenen Buchstaben:

“Zum fröhlichen Fasan“.

Was für eine Ironie, dachte Mia und schleppte sich mit Peter ins Gebäude. Sie half ihm sich auf einen der alten Holzstühle zu setzen und fing an seine Wunde zu säubern. Er zuckte zusammen. „Stell dich nicht so an, ich will nicht das du mich die ganze Woche noch voll jammerst, nur weil sich die Wunde entzündet hat.“

Nachdem sie Peters linke Wade verbunden hatte, setzte sie sich neben ihn auf einen der Stühle und sackte zusammen. Erst jetzt merkte sie wie müde sie war.

Als sie wieder aufwachte, brannte ein Feuer im Kamin und es hing ein Topf über den Flammen. Ein süßlicher Geruch zog ihr in die Nase.

Schnell weckte sie Peter und goss etwas von der Suppe in zwei Schüsseln, die sie im Raum hinter der Theke gefunden hatte. Gierig fingen beide an zu essen.

Es war nicht grade das beste was Mia je gegessen hatte, aber im Angesicht der Tatsache, das ihre letzte warme Mahlzeit schon Monate her ist, fühlte es sich einfach himmlisch an.

Mit einem lauten Quietschen sprang die Tür auf und der Reiter stand in der Öffnung. Mia und Peter zuckten zusammen. Vor lauter Freude hatten sie ihn ganz vergessen und nun sitzen sie hier und essen einfach die Suppe, die er gekocht hatte. Ich bin so doof, dachte Mia, wer sonst sollte denn die Suppe gekocht haben. Sie lief rot an und fing an zu stammeln. „T....Tut u...ns leid wi...r hatten so...“ , der Reiter hob die Hand. „Ist schon gut, esst nur. Ich hab schon was gegessen, wollte euch bloß nicht wecken.“ Sagte er mit einer erstaunlich sanften Stimme.

„D...Danke, das Sie uns gerettet haben, obwohl wir Sie überfallen haben.“, sagte Mia verlegen.

„So weit ich mich erinnern kann, hast du mich auch gerettet. Und nichts für ungut, aber dein Bruder sah nicht gerade bedrohlich aus, wie er da vor dem Ast stand.“ Der Reiter zog das Tuch vom Gesicht und ein breites Grinsen wurde sichtbar. Mia starrte wie hypnotisiert auf die geschwungenen, zu einem Grinsen verzogenen Lippen.

„Sie...“, sie schluckte, „Sie sind gar kei..., kar kein...“ „Mann?“, fragte die Frau während sie ihre Kapuze nach hinten schob und langes, an den Seiten geflochtenes, dunkelbraunes, ja sogar fast schwarzes Haar, zum Vorschein kam.

Sie schien kurz zu überlegen. „Nennt mich Aleira.“ Ihr Grinsen wurde noch breiter.

Peter, der ebenso überrascht war wie Mia, sah zu seiner Schwester und verdrehte die Augen. Mia‘s Wangen wurden immer röter während sie die Frau weiterhin anstarrte. Na toll, dachte er, jetzt blamiert sie uns schon wieder.

Mia war wie versteinert, ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, als würde es gleich raus springen. Und die Zeit schien sich zu verlangsamen. Gebannt schaute sie zu wie die Frau langsam ihre Kapuze nach hinten schob und sich Haar für Haar von dem Stoff löste. Träumte sie?

Allmählich bemerkte sie, dass sie jeder ansah und sie wendetet ihren Blick verlegen zu Boden.

04

Allein unter Fremden

Der Auftrag lief wie geplant.

Sie markierten immer wieder einen der Bäume um später wieder rechtzeitig auf der Lichtung anzukommen. Nach gut einer halben Stunde Fußmarsch kamen sie an ein Wirtshaus. „Zum fröhlichen Fasan“ stand auf dem schiefen Schild über dem Eingang. An der Tür hing ein Schild auf dem geschrieben stand: „Heute geschlossen“. Sie zog ihre Kapuze über den Kopf und da Halstuch vor den Mund.

Dann betraten sie zu zweit die Taverne.

Nummer 117 blieb draußen stehen und behielt die Umgebung im Auge.

Am Tresen stand eine etwas ältere Frau und putzte die Gläser.

Überrascht hob sie den Kopf und sagte: „Wir haben heute geschl...“, bevor sie zu Ende sprächen konnte, kippte sie nach vorne über. Mit einem dumpfen Schlag landete ihr Kopf auf dem Tresen.

Erschrocken sah sie 125 an. „Was guckst du so?“ sagte er mürrisch, „Wir sollen eine Blutprobe holen. Tja, so geht´s ja wohl am Schnellsten.“ Er versteckte seine Waffe wieder unter seinem Mantel.

„Sieh zu, dass du ihr Blut einsammelst, oder willst du, dass wir mit lehren Händen zurückkommen. Ach und lass die Alte verschwinden, wir wollen doch keine Spuren hinterlassen“

125 grinste sie dämlich an, drehte sich um und ging wieder nach draußen.

Sie hatte sich so gefreut in das Leben einer anderen Spezies blicken zu können. Hatte sich spannende Abenteuer ausgedacht, doch so hatte sie sich ihre erste Mission nie vorgestellt.

Auf dem Hinweg hatte sie die anderen beiden noch mit Fragen gelöchert, doch nun auf dem Rückweg brachte sie kein einziges Wort mehr zu Stande.

„Da siehst du einmal ein bisschen Blut, schon hört man keinen Mucks mehr von dir, hätte ich das nur früher gewusst.“ 125 und 117 verfielen in ein lautes Gelächter.

05

Loslassen

Selbst nachdem so vielen Wochen vergangen waren, hatte sie immer noch Hoffnung gehabt. Oder war es Verzweiflung?

Erst streunte sie ziellos durch die Gegend, dann hatte sie sich auf der Lichtung, unter dem kläglichen Versuch einen Unterschlupf zu Bauen, fast tot gefroren. Niemand kam um sie abzuholen.

Schlussendlich war sie zu der Überzeugung gekommen, dass man sie nicht retten könnte, wenn sie tot wäre. Also nahm sie ihre Sachen und war zum Gasthaus marschiert. Dort war es trocken, schön warm am Feuer und immer noch in der Nähe des damals vereinbarten Abholortes.

Tag für Tag hatte sie sich alleine durchgekämpft in der Hoffnung gerettet zu werden, bis sie dann eines Tages von der Jagd zurückkehrte und auf Peter und Mia traf. Nun saßen sie zu Dritt im Gasthaus und das erste Mal seit langem hatte sie nicht mehr nur den Drang zu überleben. Nein, es nistete sich noch ein anderes Gefühl in ihren Körper ein, welches jeden Tag, den sie mit Peter und Mia verbrachte, stärker wurde.

Die Angst, dass sich ihre Wege trennen würden und sie wieder alleine wäre.

Also tat sie alles, damit es den beiden nicht mal in den Sinn kam weiterzuziehen. Sie kochte für sie, spielte mit ihnen Karten und erzählte Geschichten. Sie verstanden sich prächtig.

Der Wunsch, gefunden und nach Hause gebracht zu werden, verschwand fast gänzlich. Sie ertappte sich sogar schon dabei, dieses Leben weiterführen zu wollen. Aber die Mission war wichtiger, sie musste sich an die Regeln halten. Ohne zu zweifeln!

Sie genoss es immer mehr in Mia’s Nähe zu sein. Mia schien einfach immer gute Laune zu haben.

Peter hingegen gab sein bestes, es Mia gleich zu tun, aber sein Bein schien ihm, auch nach Tagen, immer noch Probleme zu bereiten und er schlief, wenn überhaupt, dann nur wenig. Aber Aleira wollte sich da nicht einmischen, sie hatte schon oft gesehen, dass durch den Versuch zu helfen Freundschaften zerbrochen sind. Nichts fürchtete sie im Moment mehr als morgens aufzuwachen und wieder alleine zu sein.

Also stand sie jeden Morgen als erstes auf, vergewisserte sich, das die beiden noch da waren und ging los um etwas Essbares zu besorgen.

06

Gestrandet, aber nicht Allein