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Himmel und Hölle, beide brauchen Informationen über den jeweils anderen. So schickt Superspezialapostel Petrus das Engelchen Aloisia zwecks Spionage in die Hölle. Gleichzeitig wird Unterteufel Zefix von seinem Boss Beelzebub in den Himmel beordert. Natürlich müssen die beiden erst vorbereitet werden, denn Pferdefuß und Lieblichkeit sind zu auffällige Merkmale für Spione. Zum Eingewöhnen geht es für Aloisia und Zefix ins Fegefeuer, wo sie sich kennenlernen und Gefallen aneinander finden, zumal beide auf der Suche nach ihren Eltern sind. Doch die Arbeit hält einige unverhoffte Schwierigkeiten für sie bereit …
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2024
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2024 novum publishing
ISBN Printausgabe:978-3-99146-482-2
ISBN e-book: 978-3-99146-483-9
Lektorat:D. O.
Umschlagfoto:Heinz Albert Brühl
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
Immer noch bin ich fasziniert von der Idee des Münchners im Himmel, von der Figur des (Engels) Aloisius, der den Menschen, besonders den bayrischen Urgesteinen, endlich die himmlischen Ratschläge nahebringen soll. Die Geschichte in diesem Buch ist nur ein Abklatsch der originalen Geschichte, sie erzählt das Wirken und Werken von Aloisius’Tochter Aloisia, die außerdem ihre Eltern sucht.
Aloisia wird vom Kirchensockel, Petrus dem Großen, als Spionin ausersehen, als Spionin des Himmels im Fegefeuer und sogar in der Hölle. Dort soll sie die Geheimnisse der Hölle herausfinden und an Eminenz Petrus weitergeben, zum Beispiel, wieso in die Hölle immer mehr Menschen kommen und in den Himmel immer weniger. Sie verbündet sich dabei mit einem Teufel, der den gleichen Auftrag erhalten hat, jedoch im Himmel spionieren soll. Den Auftrag hat er von Luzifer, ach nein, von Beelzebub, wie Luzifer ja neutestamentarisch heißt, erhalten. Die beiden, Aloisia und Zefix, haben ihre Probleme bei der Spionage, denn ihre Chefs wollen Ergebnisse sehen, bewahren aber ihre größten Geheimnisse in ihren sichersten Tresoren, in ihren Köpfen auf.
Woher ich das weiß? Nein, ich war, ganz gewiss, noch nie in der Hölle, auch wenn mich nach der Lektüre vielleicht manch einer oder manch eine dorthin wünscht. Genauso wenig kenne ich mich im Himmel aus und wie das Manna schmeckt, weiß ich auch nicht! Und ich kenne auch keinen, der da wirklich Bescheid weiß (außer einer Person, die ich in der Bahnhofskneipe in München kennengelernt habe. Aber ich glaube, der tat nur so, der hieß auch nicht wirklich Aloisius und eine Tochter Aloisia hatte er auch nicht!). Deshalb darf ich getrost behaupten, das hab ich alles erfunden und wenn sich jemand mit einer Figur dieser Geschichte identifizieren will, so ist das seine Sache (selbst wenn er amerikanischer Präsident war) und nicht meine!
Der Verfasser
Heinz Albert Brühl
Ja, wie fing alles an?
Eigentlich, ja doch, eigentlich fing alles mit der Frage eines jungen Mädchens an, das wie ein Engel aussah. „Wo komme ich denn nun her? Wer ist mein Vater und wer meine Mutter?“
Also so eine Frage!? Sie war jetzt hier im Himmel, da sollte sie ihre Vergangenheit nicht mehr interessieren, da interessiert es doch jetzt nicht mehr, wo sie herkam, wer ihre Eltern waren. Jetzt sollte sie doch Gott loben und preisen und nicht mehr solche Fragen stellen, nein, nein!
Im Übrigen gab es ja hier oben herum auch noch Menschen, nicht nur Engel, sondern echte Menschen, die ein Menschenleben hinter sich hatten, die wussten, was Sünde war und was nicht, die sich in ihrem Leben tatsächlich an die Gebote des Himmels gehalten hatten oder die, die ihre lässlichen Sünden im Fegefeuer abgebüßt hatten. Auch die Heiligen und Seligen hier oben, die wurden zwar wie Engel oder sogar Erzengel behandelt, aber das waren immer noch Menschen, zwar unsterblich, aber menschlich. Und diese Menschen, die hatten doch menschliche Gedanken, die dachten möglicherweise tatsächlich über solche Fragen nach, dachten über Geburt und Zeugung nach. Und Zeugung hatte bei Menschen doch immer mit Sex zu tun und Sex, oh aufhören, Stopp, nicht mehr weiter, wir sind doch im Himmel!!!
Trotzdem, Sex, der hat doch meistens mit Sünde zu tun und Sünde, die führt doch ins Fegefeuer oder sogar in die Hölle, und, ach ja, und um die Hölle kümmert sich die Hölle selbst, ja, der Höllenfürst, der Satan!
Ok, stimmt, aber hier oben im Himmel, da gibt es auch noch jemanden, der sich um die Hölle kümmert, nämlich den obersten Chef, den Herrgott und zwar ganz allein! Deshalb, hier im Himmel ist jedenfalls alles clean, da werden solche Fragen nicht gestellt!
Das bekam das junge Menschlein mit dem engelsgleichen Gesicht zu hören und sein Vorgesetzter, der heilige Petrus, der sagte das mit einer so furchterregend strengen Stimme und zog dabei so ein Gesicht, dass dem jungen Quasi-Engel, sein, nein, ihr Name war Aloisia, ein Mädchen, dem sofort klar war, hier bekommst du keine Antwort. Die sind alle so auf Gott und nichts anderes fixiert, nein, sei ruhig, frag nicht weiter, frag woanders nach! Also schwieg sie, begann damit, Hosianna zu singen und ließ den Herrn Petrus beunruhigt stehen.
Aloisia sang, sang ganz laut, denn aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass Seine Eminenz ihr noch lange nachsah. Sang, als wäre diese Frage, die sie da gestellt hatte, vollkommen nebensächlich, eine verrückte, törichte Frage, die ihr einfach so durch den Sinn gerauscht war. Wenn der gewusst hätte!
Aber Dero hochnäsigste Heiligkeit war doch selber dran schuld, dass sie jetzt den logischerweise nächsten Schritt unternahm.
Ja, sie würde, irgendwie stockte ihr dabei noch immer der Atem, sie würde im Fegefeuer nachfragen, jawoll, im Fegefeuer!
Seit ihr der Knirps aus der Hosianna-Singgruppe, der normalerweise neben ihr stand, seitdem dieser ihr nach dem Lied „Vater im Himmel“ eine Frage gestellt hatte, natürlich nur ganz leise, wer denn ihr Vater sei, und im Brustton der Überzeugung selbst gleich darauf hingewiesen hatte, dass sein Vater der heilige Hieronymus wäre, seitdem war alles irgendwie aus dem Lot. Bisher hatte sie sich noch keine tieferen Gedanken über ihren Vater gemacht. Warum auch? Sie war doch im Himmel!
Aber vor Kurzem hatte sie bei der Tanzgruppe „Die himmlischen Heerscharen“ angefangen und deren Chefin, die heilige Antoinette, hatte, als sie ihr vorgestellt wurde, Aloisia angelächelt und gesagt: „Tanzen willst du? Na, kein Wunder, bei dem Vater!“
Und seitdem versuchte Aloisia herauszubekommen, wer ihr Vater war.
Gott, also der heilige Vater, nein, das konnte nicht sein, der käme ja, bei aller Heiligkeit, doch kaum dazu, etwas anderes zu machen, als Heilige zu erzeugen, bei allem Respekt! Wer kam also danach in Frage?
Ihr waren einige Heilige, Päpste und Erzengel eingefallen, nein, also diejenigen, nein, die wollte sie nicht, nicht als Vater, nicht als praktische, angenehme Person, die mit ihren Problemen vertraut war, mit der man reden, der man alles anvertrauen konnte, alles! Dem man Vertrauen und Respekt entgegenbringen konnte, und Liebe! Und der einen selbst liebt! Nein, die, die ihr da durch den Sinn schossen, nein, die waren ihr, nun ja, zu heilig, zu entrückt, zu sehr auf Gott fixiert! Mit denen konnte man keine Späßchen machen so wie letztens, als sie den einen Pantoffel von seiner Heiligkeit, Superspezialapostel Petrus dem Großen, an einer Ecke seiner Ihro Hochwürden tragenden Superspezialwolke festgebunden hatte, natürlich nur, weil ihr der Pantoffel beim Saubermachen und Sauberbürsten sonst fortgeflogen wäre. Für das Saubermachen war nämlich sie zuständig und wenn sie an den Staub dachte, den Eminenz Petrus auf seinen Pantoffeln anhäufte, ts ts ts!
Und dann war der hochheilige Monsieur Petrus um die nächste Wolke geschlittert, hatte ihr einfach die Pantoffel weggenommen, kein Danke, kein Bitte, hatte ihr keine Zeit für eine Warnung gelassen, hatte sich die Pantoffel einfach geschnappt, hatte seine Füße hineingesetzt und wollte los.
Und dann hatte esPlautzgemacht und seine Hochwürden war so fest auf die Nase gefallen, dass es nur so gestaubt hatte, nein, nicht gestaubt, aber so fest, wie Ihro Heiligkeit auf die heilige Nase gefallen war, da hatte es bestimmt stellenweise eine zweite Sintflut auf der Erde gegeben, so fest hatte sich seine Nase durch die Wolke durchgedrückt und auf der andern Seite der Wolke die Regentropfen rausgepresst!
Sie hatte zwar nichts dafür gekonnt, sie hatte ihn sogar noch warnen wollen, aber war das eine Sünde, wenn man sich, heimlich, versteht sich, über so einen Tollpatsch lustig machte? Wenn ja, dann war das doch höchstens eine lässliche Sünde! Der hätte doch einfach nur auf seine himmlische Warn-App schauen brauchen, die hätte ihm schon angezeigt, wo Fallstricke auf seine heilige Person warteten oder er hätte mal auf seine Putze, ja ja, sie war ja nur ein kleines Menschlein, stand in der Hierarchie weit, weit unter ihm, trotzdem, er hätte mal auf sie hören sollen. Selbst dran schuld! Aber sie hatte den Verdacht, dass der Herr Petrus das nicht ganz so gelassen aufgenommen hatte, irgendwie schaute er sie jetzt ziemlich kritisch an und seine Pantoffeln durfte sie auch nicht mehr putzen.
Stattdessen jetzt: die Tanzgruppe! Eigentlich ganz lustig! Wenn es doch bloß nur dieses blöde Manna nicht bei jeder Pause gegeben hätte! Das hing ihr ja schon so zum Hals heraus, immer dieses Manna und nichts als Manna! Konnten die ihnen nicht mal ein paar Bratwürstl reichen und dazu a Bier? Nein, immer nur Manna! Was hatte sie sich anfangs auf dieses Manna gefreut. Sie hatte dabei an einen Energieriegel gedacht, reine Energie in Form einer kleinen Rolle, die man abbeißen konnte, so wie bei einem Würstl. Und dann bekam sie dieses Pappzeug! Sollten sie doch diese Pampe an die andern Engel verteilen, ihr wurde schon schlecht, wenn sie die von Weitem sah. Begriffen ihre Chefs denn nicht, dass so ein Mensch halt auch mal was Deftiges braucht?
Und dann auch noch dieser anzügliche Blick von der Leiterin. Wie hatte die heilige Antoinette gesagt? Da schlägt dein Vater durch, hatte die gemeint, als Aloisia mal wegen den Würstln und dem Bier nachgefragt hatte. Schon wieder ihr Vater! Wer war das denn? War das so einer von der heiligsten Truppe?
Sie hoffte nicht! Ihretwegen hätte es auch einer sein können, der noch im Fegefeuer seine Sünden absaß. Oder, ja, sie wünschte sich, ihr Vater wäre so einer, der für den Himmel Spezialaufträge ausführte, ein Spezialagent, einer, der zum Beispiel den Kontakt mit den Menschen, mit den bei den Menschen zuständigen Stellen hielt.
Genauso war das auch mit ihrer Mutter. Über die war überhaupt nichts zu erfahren. Keine Andeutung, kein Getuschel, rein gar nichts! Sie hatte die heilige Antoinette gefragt, erst so um die Ecke und dann direkt, aber plötzlich war die Antoinette gar nicht mehr so nette gewesen, hatte das Gesicht verzogen und dann dicht gemacht. Kein Wörtchen hatte Aloisia aus der herausgekriegt. Wer blieb sonst noch übrig? Die heilige Maria, nein, das konnte nicht sein, die war dunkelhaarig, und sie, Aloisia, war blond, mit einem Stich ins Rötliche und sie hatte den Verdacht, dass Engel mit solchen Haaren im Himmel als suspekt galten, schön anzuschauen, aber das Temperament, oh oh oh!
Und jetzt auch noch diese Sache mit ihrem Vater! Und mit dem Pantoffel vom heiligen Petrus! Größe 50! Kein Wunder, dass man den als Grundstock für die Kirche auserwählt hatte. Aber wie dieser Grundstock auf die Nase gefallen war! Sie musste kichern, als sie daran dachte, und stieß vor lauter Gaudi einen lauten Pfiff aus.
Oh, Mist, gerade jetzt kam dieser Jerome, dieser Speichellecker, halt, nein, solche Gedanken im Himmel, was bist du nur für ein schreckliches, sündhaftes Mädchen?! Aber ausgerechnet dieser Engel Jerome musste jetzt kommen und sie beim Pfeifen und Grinsen erwischen! Wenn sie den schon von Weitem sah, dann juckte es ihr in den Fingern. Der mit seinem Ich-bin-heiliger-als-du-Getue! Der würde doch bestimmt gleich zu seinem Lieblingschef, zu seinem Oberhaupt Petrus laufen und ihm melden, dass sie gepfiffen und auch noch gegrinst hatte, nicht ehrfurchtsvoll und mit dem nötigen Ernst ihren Hosianna-Song heruntergespult hatte. Mist, aber das war jetzt nicht mehr zu ändern. Nun musste sie sich eine gute Ausrede ausdenken. Worüber hätte sie sich denn so amüsieren können? Tja, mal nachdenken!
Einige Zeiteinheiten später kam der erwartete Aufruf, die Anweisung, sie möge sich möglichst bald vor dem Kirchensockel, äh, nein, vor dem heiligen Petrus einfinden. Immerhin, diese Einladung war in Form einer Bitte gehalten, ein Umstand, der Aloisia sehr beruhigte. Sie hatte nämlich nur Ausreden für ihr Grinsen gefunden, die teilweise noch schlimmer waren als der echte Grund. Und so stand vor dem Felsen Gottes ein Mädchen, das ihn mit einem so liebreizenden, engelsgleichen Lächeln anschaute, dass Petrus beinahe vergessen hätte, weshalb er dieses Mädchen zu sich beordert hatte. Aber nur beinahe. Denn im richtigen Moment machte sich sein Schatten, Engel Jerome, bemerkbar und da fiel es ihm wieder ein. So verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht und die Sorgenfalten auf seiner Stirn erschienen. Er ignorierte das süße Lächeln und versuchte, auch den sorgfältig eingeübten Kniefall vor seinen Füßen zu übersehen.
Oh ja, Schuhgröße 50, dachte Aloisia, und außerdem war da Wolkenstaub von Wolke 3685 zu sehen, also vielleicht braucht er mich doch wieder, aber ich muss vorsichtig sein mit meinen Worten. Sie setzte eine zögerlich fragende Miene auf und schaute vorsichtig, ganz vorsichtig herauf zum Antlitz seiner Herrlichkeit.
„Aloisia, ich habe dich rufen lassen, weil“, ein kleines Zögern schlich sich in die eingeübte Rede, „weil es sich für einen Engel deiner Passion nicht schickt, andere Engel anzupfeifen und dabei auch noch das Gesicht zu verziehen. Das gehört sich nicht und führt möglicherweise nur dazu, dass hier im Himmel bald Kassenschlager gepfiffen werden. Und das möchte ich absolut nicht, das klingt zu sehr nach den alten Blasebälgen des Fegefeuers. Daher ergeht meine Mahnung an dich, bitte benimm dich wie ein Engel. Du kannst zu Ehren Gottes singen und tanzen, aber bitte nicht pfeifen, nein, das nicht! Hast du verstanden? Kein Pfeifen, ja?“ „Ja, Eure Heiligkeit“, erwiderte Aloisia und machte ein so verdutztes, schuldbewusstes Gesicht, wie es ihr möglich war.
Dann fiel ihr noch etwas ein und sie hob ihren Kopf ein wenig. „Eure Heiligkeit, dann muss ich Euch aber auch bitten, mich vom Dienst an der Orgel des heiligen Frescobaldi zu befreien. Für den habe ich in den letzten Tagen immer das hohe ‚f‘ gepfiffen, weil seine zuständige Orgelpfeife nicht so zu hören war, wie sie sollte.“
Aloisia wurde dabei ein klein wenig rot, aber grundsätzlich hatte sie ja auch die Wahrheit gesagt, nur dabei verschwiegen, dass es ihre Schuld war, dass diese f-Pfeife nicht mehr so richtig wollte. Wer hätte denn auch ahnen können, dass dieses blöde Taktstöckchen, mit dem sie in der Nähe der altehrwürdigen Orgel gespielt hatte, genau in das Pfeifenloch fallen würde, Mist aber auch. Jetzt kam sie nicht mehr an dieses Stöckchen in der Pfeife heran, die Öffnung war zu klein für ihre Finger! Jetzt brauchte sie Werkzeug, um die Pfeife abzumontieren und das Taktstöckchen rauszuschütteln.
Herr Oberheiliger Sankt Petrus zog die Augenbrauen hoch, schaute sie skeptisch an, dann wandte er sich an den protokollführenden Engel. „Notiere bitte, dass die Orgel von Musikus Frescobaldi baldmöglichst in Ordnung gebracht werden soll, damit dieses Gepfeife von“, er schielte zu Aloisia hinunter, „nein, damit niemand mehr meint, selbst pfeifen zu müssen!“
Er warf nochmals einen Blick auf das vor ihm kniende Mädchen, einen ziemlich kritischen Blick. „Und du, du hältst dich ein wenig zurück, jaaa? Mir scheint, in deiner Nähe geschehen zu viele seltsame Dinge. Sollte ich von weiteren Störungen hier im Himmel erfahren, die mit dir in Verbindung stehen, könnte es sein, dass“ und seine Miene verfinsterte sich wieder, „ich zu weitergehenden Maßnahmen verpflichtet bin! Und nun hebe dich hinweg. Dein Halleluja kannst du auch draußen von dir geben!“
Aloisia erhob sich, machte ein sichtbar leicht gekränktes Gesicht wegen dem Halleluja, aber innerlich war sie froh, dass alles so glimpflich abgelaufen war. Dementsprechend laut und herzlich fiel dann auch ihr Halleluja aus, ging gleich in ein Hosianna über, während Petrus mit gerunzelter Stirn die mehr oder weniger kunstvoll hervorgebrachten Töne verklingen hörte.
„Das Kind wird uns nochmals ganz schön Ärger machen!“, schoss es ihm durch den Sinn. Aber er wusste noch nicht, wie viel.
Die Hölle! Die Hölle ist … einfach die Hölle! Nichts als Missgunst und Streit und Zank und Hader! Und Wehklagen! Aber die, die jetzt hier unten gelandet waren, die hatten aber auch die Hölle verdient. Hier waren die Mörder und Verbrecher, jene Personen, die Todsünden begangen hatten und nicht bereuen wollten, die Leute, die gegen die Zehn Gebote oder zwölf oder noch ein paar mehr Gebote verstoßen hatten, gern dagegen verstoßen hatten, die sogar noch damit prahlten, all diese waren hier unten versammelt und es waren nicht wenige Politiker und Rechtsanwälte dabei. Die konnte man nämlich daran erkennen, dass sie jetzt andere zu überzeugen versuchten, dass sie doch nur das Beste im Sinn gehabt hätten und nur nach Recht und Ordnung gehandelt hätten. Nein, sie seien vollkommen schuldlos und völlig zu Unrecht hier unten, eigentlich müssten sie ja … bla bla bla.
Aber je mehr sie die Teufel und Unterteufel von ihrer Unschuld zu überzeugen versuchten, umso mehr wurden sie von den kleinen schwarzen Gestalten gepiesackt. Die wussten nämlich um die Gründe, weshalb sich diese Gauner hier in der Hölle drängten. So war die Hölle angefüllt vom Geschrei derjenigen, die sich rechtfertigen wollten, und das mischte sich mit dem Geschrei derjenigen, die angstvoll die nächste Marter erwarteten oder sogar schon spürten.
Ansonsten aber war es so ähnlich wie im Himmel. Streng hierarchisch ausgerichtet, vielleicht noch ein bisschen strenger. Da gab es den Chef von dat Ganze, Luzifer mit Namen, eigentlich eine interessante Gestalt, wäre da nur nicht diese maßlose Selbstüberschätzung. Weshalb hatten sie ihn aus dem Himmel geworfen? Ach ja, der war ein Engel, sogar ein Erzengel gewesen. Aber das hatte ihm nicht gereicht, er wollte wie Gott sein, ja, er hatte gegen das erste Gebot verstoßen, keiner ist so groß wie Gott!
Deshalb war dieses alte Großmaul hier runter versetzt worden, war jetzt Chef der Hölle, musste hier herunten alles in Ordnung halten, sich um alles kümmern. Selbst dran schuld! Und zur Strafe musste er auch noch seine Großmutter hier unten einquartieren! Ja ja, die einen trifft es und die andern noch härter! Tja, dann gab es noch die Oberteufel, also die, die zu ihm gehalten hatten bei dem kleinen Aufstand im Himmel. Pech gehabt, hat nicht funktioniert. Jetzt hatten die die Oberaufsicht über die Teufel und Unterteufel und dabei die Übersicht zu behalten, das war nicht leicht. Überhaupt die Unterteufel. Da waren ein paar Gestalten dabei, also wirklich. Zombies in der Hölle, wer hätte damit gerechnet? Nicht alle natürlich, aber trotzdem, die paar genügten, um hier die Hölle loszulassen. Was? Ach ja, wir sind ja in der Hölle!