Als ob du mich siehst - Michelle Schrenk - E-Book

Als ob du mich siehst E-Book

Michelle Schrenk

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Beschreibung

Entdecke diese herzergreifende Liebesgeschichte über Mut & Selbstliebe (Als ob Reihe) Anders, prickelnd, aus dem Leben! Herzklopfgarantie. Niemand kann dich lieben, wenn du dich selbst nicht siehst. „Tu nicht so, Als ob du mich siehst, Joan. Niemand sieht mich, am wenigsten ich mich selbst.“ Sein Blick ist tief und haftet auf mir. „Weißt du, Elisa, genau das ist der Fehler.“ Sich nie wieder verlieren. Genau das will Elisa Lohmann. Aber sie will nicht nur das, sie möchte auch neu anfangen. Das Leben hat es nicht immer gut mit ihr gemeint. Doch diesmal hat sie eine Regel: Niemand soll jemals mehr ihr Herz brechen. Und sie hat einen Plan: Jeder schlechte Moment, den sie erlebt hat, soll in einen guten umgewandelt werden. Einfacher gesagt als getan. Denn schon bei ihrem Umzug trifft sie auf Joan, der mit seinen grünblauen Augen, seiner lockeren Art und seinem Lächeln alles auf den Kopf stellt. In seiner Gegenwart spürt Elisa sofort dieses Kribbeln in der Brust. Aber sie weiß, Gefühle wie diese können Herzen nicht nur brechen, sondern sie komplett zerstören. Doch Joan lässt sich nicht abschrecken und blickt immer weiter hinter ihre Fassade. Auch Elisa spürt irgendwann, dass hinter seiner lockeren Art mehr steckt, als sie vermutet hat. Mit jedem Moment, den die beiden teilen, wachsen Elisas Gefühle, und als sie herausfindet, dass auch Joan ein bewegendes Geheimnis verbirgt, wird ihr eines klar: Nichts im Leben ist so, wie es auf den ersten Blick scheint, und jeder Moment zählt, ist er auch noch so dunkel. Eine Liebesgeschichte, die unter die Haut geht und tief im Herzen berührt. Emotional und voller Liebe. Michelle Schrenk schreibt wieder von echten Gefühlen. Als ob du mich siehst, ist der zweite Band der "Als ob Reihe", alle Bände sind unabhängig voneinander lesbar.

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Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin

Playlist

Verschwinden

Ein Neuanfang

Sterne und Scherben

Manches geht eben zu Bruch

So einfach ist es doch nicht

Immer lächeln

Er weiß nichts über mich

Das Herz befreien

Waffenstillstand

Verbirgt er auch etwas?

Freunde sein

Keine Angst haben

Es ist schön

Wie im Film

Ein Risiko wert

Das ist die Frage

Wir sind wie Sterne

Was der Spiegel zeigt

Schreib deine Geschichte neu

Einfach vergessen

Er ist da

Ich will nur eines

Für alle Zeiten festhalten

Man schließt im Kopf ab

Diese Zweifel

Jetzt bin ich frei

Genau hier will ich sein

Kein Moment könnte schöner sein

Fast wie in einem Buch

Nie mehr verschwinden

Ein persönliches Nachwort

Das Pärchen auf dem Buchcover

Die Fotografin des Coverfotos

Als ob du mich liebst

Als ob du mich vermisst

Weitere Lesetipps

Michelle Schrenk

Als ob du mich siehst

Impressum

2. Auflage, 2022

Erstauflage April 2020

© Canim Verlag, Nürnberg, canim-verlag.de

Michelle Schrenk

Vogelbeerweg 16,

90584 Allersberg

Alle Rechte einschließlich aller Inhalte sind urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte vorbehalten.

Danke an alle Partner, ohne deren Unterstützung dieses Buch nicht möglich gewesen wäre:

Idee und Text:

Michelle Schrenk, michelleschrenk.de

Lektorat und Redaktion:

Susanne Jauss, jauss-lektorat.de

Cover-/Umschlaggestaltung:

Buchgewand Coverdesign | Torsten Sohrmann | buch-gewand.de

Verwendete Grafiken/Fotos:

CARACOLLA – shutterstock.com

FL Wong – shutterstock.com

Ludmila Ivashchenko – shutterstock.com

Bokeh Blur Background – shutterstock.com

agsandrew – depositphotos.com

ryanking999 – depositphotos.com

Cover-Shooting:

Nathalie Majewski, namama-fotografie.com

Cover-Models:

Elizabeth Sagan, James Trevino

Die Handlungen und Figuren in diesem Roman sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Über die Autorin

Hinter der Autorin Michelle Schrenk steckt eine 1983 geborene Wassermannfrau, die es liebt zu träumen und es hasst, Zwiebeln zu schneiden. Schon immer widmete sie sich dem Erfinden von Geschichten und begann bereits im Grundschulalter damit, sie aufzuschreiben. Mit ihren gefühlvollen Liebesromanen, dem Mutmachbuch »Die Suche nach dem verlorenen Stern« sowie drei Kinderbüchern hat sie sich nun ihren Traum vom Schreiben erfüllt.

Sie ist überzeugt, dass es viele Wege zum Glück gibt, und hofft, ihren Lesern mit ihren Büchern ein wenig davon zu schenken.

Mehr über Michelle und ihre Bücher im Internet auf: www.michelleschrenk.de

Mehr aus Michelles Leben gibt’s auf Facebook und Instagram:

www.facebook.com/MichelleSchrenkAutorin

www.instagram.com/michelle_schrenk

Für meine wundervollen Leserinnen und Leser,

für jeden, der innerlich zweifelt.

Du bist gut, so wie du bist.

Und dafür musst du nicht perfekt sein!

Es gibt diese Menschen,

die dich selbst in der tiefsten Dunkelheit sehen.

Playlist

Diese Songs habe ich beim Schreiben des Buches gehört. Wenn ihr also abtauchen wollt, Musik einfach auf laut – und los geht’s.

Madonna – Frozen

Selena Gomez – Lose You To Love Me

HAEVN – Where The Heart Is

Christina Aguilera – Beautiful

Tim Bendzko – Trag dich

Alec Benjamin – The Book Of You & I

Hardcastle – What If I’m Happy

Madeline Juno – Grund genug

Madeline Juno - Gib doch nach

Metrickz – Vergissmeinnicht

Metrickz – Kämpferherz

Kygo, Zara Larsson, Tyga – Like It Is

Kodaline – Talk

Maria Mena – Homeless

Juju – Ich müsste lügen

JuJu & Loredana – Kein Wort

One Direction – Little Things

Johannes Oerding – Alles okay

Vona – Gib mir dein Lächeln

Benne – Lass mich los

Verschwinden

Verschwinden. Das ist alles, was ich mir wünsche. Einfach durch den Spiegel treten, der vor mir steht, und in eine andere Zeit flüchten, in ein anderes Leben.

Aber der Spiegel vor mir ist keine Tür in eine andere und bessere Welt. Er zeigt die Wahrheit, die mich wie Nebel umgibt: mein Gesicht, meine Tränen und den Schmerz in meinen Augen. Er reflektiert das, was ich sehe, und zeigt mir vor allem, wie ich mich sehe und was ich die ganze Zeit mit mir herumtrage. Wie ich dieses Bild, das mir zu bekannt ist, hasse.

Ja, ich fühle mich hässlich, klein, wertlos, und genau so sehe ich mich auch. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin, habe mich verloren, irgendwo hinter all den Wünschen und den Erwartungen, die ich nicht erfüllen kann – vor allem nicht die Erwartungen an mich selbst.

Was ich suche?

Die Liebe. Aber wie kann mich jemals jemand lieben, wenn ich es selbst nicht tue?

Du wirst es nie schaffen, es wird immer wieder so sein, flüstert mir die Stimme im Spiegel entgegen. Wer bist du schon? Was kannst du schon?

Jede einzelne Sekunde eines Tages lebe ich mit diesen quälenden Gedanken und Gefühlen, schlecht zu sein und es auch nicht besser verdient zu haben. Denn die Stimme flüstert mir immer wieder genau diese Worte zu. Sie zieht mich in die Dunkelheit, in die Tiefe und klebt an mir wie nasse Wäsche. Ich kann sie hören, ganz deutlich, und ich hasse sie, so wie ich alles um mich herum hasse. Sie soll jetzt endlich still sein und mich nicht immerzu und überallhin begleiten. Sonst wird sie mich noch in den Wahnsinn treiben.

Diese Stimme, ich will wissen, woher sie kommt und warum sie es immer wieder schafft, mich zu treffen. Sie weiß genau, was sie sagen muss. Und sie hat viele Gesichter. Das von meiner Mutter zum Beispiel oder das von Colin.

Wer hält es schon mit dir aus?

Warum begreifst du das nicht?

Schau, wie du dich schon wieder benimmst.

Was kannst du denn schon?

Die Stimmen verbinden sich und wabern durch meinen Kopf.

»Seid still!«, rufe ich ihnen entgegen, aber sie lachen mich nur aus. Wieder höre ich sie, sie sind stark. Doch sie sollen endlich leise sein.

Wie erbärmlich du bist. Was als Flüstern begann, wird nun lauter und lauter und mündet schließlich in ein gnadenloses Hämmern.

»Seid einfach still!«, schreie ich noch einmal.

Warum kann ich die Angst nicht verlieren, einfach frei sein, einfach mal wachsen? Ich will das nicht. Ich möchte das, was mich immer wieder belastet, loslassen und neu anfangen. Das alles macht doch keinen Sinn.

Voller Verzweiflung greife ich nach dem Stuhl neben mir und werfe ihn mit voller Wucht gegen den Spiegel. Das Glas knackt, splittert und zerbricht in tausend Scherben. Ich selbst zerbreche in tausend Scherben.

Nun zeigt der Spiegel vor mir endlich die Wahrheit. So sehe ich mich. Dass ich nichts kann, dass mich niemand lieben kann und dass ich kämpfen kann, so viel ich will, doch es wird nie genug sein. Mein Bild wird immer ein Mädchen zeigen, das innerlich zerbrochen ist und um Liebe bettelt.

Aber diese Liebe wird es niemals bekommen, weil nie etwas genug sein wird. Nicht meine Liebe zu Colin, nicht meine Zeichnungen, nicht mein Aussehen, nichts.

Was Colin wohl dazu sagen wird, wenn ich nicht mehr da bin? Ich schätze, es wird ihm egal sein. So wie ich jedem egal bin. Meiner Mama und sowieso jedem. Dabei würde ich ihm gern noch so vieles sagen. Dass ich es bereue, mein Herz an ihn verloren zu haben. Dass er mich verletzt hat und dass ich wünschte, ihn nie geliebt zu haben. Mit ihm bin ich mehr und mehr verschwunden. Noch mehr, als ich ohnehin schon verschwunden und verloren gewesen war.

Ich greife nach einer Glasscherbe, die besonders schön im Licht funkelt. Bald werde ich ganz weg sein, und mit mir werden auch die schlimmen Momente verschwinden, die ich erlebt habe. Nie wieder werde ich an sie denken müssen, mich nicht mehr sehen, nicht mehr kämpfen müssen.

Auch die Stimme wird verstummen, und niemand wird mich jemals mehr ansehen.

Als ob mich überhaupt jemals irgendwer gesehen hat.

Ein Neuanfang

Vier Monate später

Nachdenklich hole ich den kleinen Stern, den ich heute Morgen aus dem Glas genommen habe, aus meiner Hosentasche und sehe ihn an. Auf der schwarzen Seite steht in goldener Schrift lediglich ein Wort: Neuanfang. Auch wenn es nur ein einziges Wort ist, wiegt es dennoch schwer. Ich spüre den Druck in meinem Herzen, und doch scheint es gleichzeitig auch im Takt von etwas Großem zu schlagen, von etwas, das mich erwartet und nach dem ich mich sehne.

Denn die Sterne in diesem Glas haben eine Bedeutung. Einen schlechten Moment gegen einen guten tauschen, einen dunklen durch einen hellen ausgleichen. Das war mein Gedanke, als ich die Sterne vor einigen Wochen gebastelt und in das Glas mit dem goldfarbenen Rand gelegt habe. Sie sind auf der einen Seite schwarz bemalt, auf der anderen golden.

Natürlich weiß ich, dass man schlimme Dinge, die man erlebt hat, nicht einfach aus dem Kopf streichen kann, so als wären sie niemals geschehen. Aber ich dachte, einen Versuch ist es doch wert. Denn ich möchte nie wieder das Mädchen im Spiegel sein, das sich so schrecklich gefühlt hat. Und die Lösung sind diese Sterne.

Ja, in meinem Leben wollte ich schon oft neu anfangen, viele Male, viele Nächte, zuletzt in Berlin. Mit viel Hoffnung im Gepäck zog ich vor knapp zwei Jahren in die große Stadt. Es sollte ein Neuanfang werden – doch alles kam ganz anders.

Ich seufze, ehe ich den Stern in meiner Hand auf die goldene Seite drehe. Hier steht in dunkler Schrift auch nur das eine Wort: Neuanfang. Ja, ein Neuanfang. Aber diesmal will ich es richtig machen, den Moment vergolden – allein dieser Gedanke zählt.

Kurz betrachte ich den Stern noch, ehe ich ihn zurück in meine Hosentasche stecke. Die Vorstellung, endlich einen Neuanfang zu schaffen, hat mich in den letzten Monaten aufrechterhalten. Ich wollte wieder hierher nach Nürnberg zurückkehren, was dann schließlich auch geklappt hat – vier Tage nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag, mit vier Umzugskisten sowie ein paar Tüten im Gepäck und einem neuen Job als Verkäuferin in einem Supermarkt.

Und so stehe ich nun also vor dem Haus, in dem ich hoffentlich bald leben werde. Ich blicke an der Fassade nach oben und atme tief durch. Das Haus wirkt einladend mit den rotbraun gestrichenen Sprossenfenstern und den kleinen Erkern. Hier könnte ich mich wohlfühlen.

Wenn es mit dem ausgeschriebenen Zimmer klappen würde, hätte ich nach dieser langen Zeit endlich mal Glück. Im Moment sieht es ja mit den Wohnungen nicht gerade rosig aus, auf ein Zimmer bewerben sich oftmals über zwanzig Leute. Zudem ist die Miete mehr als fair, denn mein Gehalt im neuen Job ist auch nicht das allerbeste – und das ist noch sehr wohlwollend ausgedrückt.

Es war schon ein Glücksfall, dass ich im Internet die Zimmerausschreibung entdeckt und auch gleich einen Besichtigungstermin bekommen habe. Louisa, das Mädchen, welches das Zimmer vermietet, war am Telefon total nett, und ich kann es kaum erwarten, sie jetzt persönlich kennenzulernen. Sie erzählte mir, dass ihre bisherige Mitbewohnerin ausgezogen sei, und schickte mir auch gleich Fotos über WhatsApp. Schon entstanden in meinem Kopf Bilder, wie ich den Raum für mich einrichten könnte.

Ja, dieses Zimmer zu bekommen, wäre ein Traum. Ein neues Leben, neu anfangen.

Aber werde ich es diesmal wirklich schaffen?

Augenblicklich klopft mein Herz ein bisschen schneller.

Beruhige dich, Elisa, das wird schon. Louisa scheint ein angenehmer Mensch zu sein, du hast ein gutes Gefühl, den Job schon in der Tasche, und du hast deine Regeln. Also hab keine Angst, diesmal wird alles gut, denn du hast alles geplant.Du behältst die Kontrolle, und damit wird es keine Überraschungen geben. Denn Überraschungen verursachen nur Probleme.

Ich mag diese innere Stimme, die ich mir mit der Zeit antrainiert habe. Sie ist warmherzig – ganz anders als die dunkle Stimme, die mir immer einreden wollte, wie klein ich doch sei. Und diesmal habe ich mir selbst Ziele gesetzt und Regeln auferlegt, an die ich mich halten werde.

Mein Handy beginnt zu klingeln, und ich blicke aufs Display. Es ist Silvie, meine Freundin. Mit einem Lächeln nehme ich das Gespräch an.

»Hey. Schön, dass du an mich denkst«, sage ich.

Ihre helle Stimme empfängt mich wie der warme Wind, den ich kurz auf meiner Haut spüre. »Immer, mein Herz, das weißt du doch. Na, hast du dir das Zimmer schon angesehen?«

Ich bin froh, Silvie zu haben. Keine Ahnung, wie ich das, was in der Vergangenheit passiert ist, ohne sie überstanden hätte. Wie es ausgegangen wäre, wenn sie mich nicht für eine gewisse Zeit bei sich in Berlin aufgenommen hätte. Wäre sie nicht gewesen, wäre ich jetzt sicher nicht so mutig. Und auch Silvie selbst fängt gerade neu an; sie ist erst vor ein paar Tagen nach Hamburg zu Hendrik, ihrer großen Liebe, gezogen.

»Noch nicht, aber ich stehe schon vor dem Haus«, antworte ich. »Glaub mir, meine Knie zittern ganz schön. Ach, ich hoffe so sehr, dass es klappt.«

»Na, ganz bestimmt. Am Telefon wart ihr euch doch gleich sympathisch, das ist jetzt sicher nur noch Formsache.«

Sie hat recht. Es ist bestimmt nur Formsache. Trotzdem bin ich aufgeregt.

»Alles in Ordnung bei dir?«, fragt Silvie. Sie hat ein unglaublich gutes Gespür, wenn irgendwas mit mir los ist. »Hey, du brauchst überhaupt nicht nervös zu sein. Denk mal nach, was du alles gemeistert hast. Ich glaube an dich. Du weißt doch: Alles wird gut, je nachdem, wie das Licht fällt.«

Diesen letzten Satz hat sie immer zu mir gesagt, als ich noch bei ihr wohnte. Er war auch meine Inspiration für die kleinen Holzsterne. Aber nicht nur dieser Satz hat mich motiviert. Auch, dass sie mir gesagt hat, dass irgendwo hinter den Sternen noch der eine Mensch, der zu mir passt, auf mich wartet. Wobei ich daran gerade nicht denken will.

Ja, ich habe einiges erlebt in letzter Zeit, in den letzten Jahren. Ohne dass ich es beeinflussen kann, lässt mein Kopf nun noch mal alles Revue passieren. Was geschehen ist, die vielen Momente, die mir Schmerzen bereitet haben und in denen ich mich nicht gut genug gefühlt habe. Ich denke an so vieles. Auch an den Namen, der mit diesem Schmerz verbunden ist. Colin. Der Junge, dem ich mein Herz geschenkt hatte, der es aber mehr als einmal gebrochen hat.

Schnell schiebe ich die Gedanken beiseite. Es wird alles gut werden. Ich muss einfach daran glauben.

»Danke«, sage ich. »Weißt du, wie froh ich bin, dich zu haben?«

»Gern, ich bin immer für dich da. Das weißt du doch.«

Sofort fühle ich mich durch ihre Worte gestärkt. »Ich melde mich nach der Besichtigung bei dir, ja?«

»Klar. Ich bin gespannt und drücke die Daumen. Na ja, zumindest einen«, ergänzt sie lachend. Natürlich, sie hat sich ja beim Umzug nach Hamburg den Daumen in einer Tür eingeklemmt und gebrochen.

»Der reicht hoffentlich aus«, entgegne ich ebenfalls mit einem Lachen auf den Lippen.

Nachdem wir das Telefonat beendet haben, starre ich auf das Klingelschild vor mir. Blum und Körner. Louisas Nachname ist Körner, und ich vermute, dass Blum der Name ihrer ehemaligen Mitbewohnerin ist.

Kaum habe ich den Klingelknopf gedrückt, summt es auch schon. Ich drücke die Tür, die ziemlich schwer ist, mit dem Oberkörper auf und steige die Treppe hoch in den ersten Stock.

Oben angekommen entdecke ich, dass die Wohnungstür nur angelehnt ist, und zögere kurz. Soll ich jetzt einfach reingehen? Doch das traue ich mich nicht so richtig, also schiebe ich sie nur ganz leicht auf.

»Hallo Louisa?«, frage ich, bekomme aber keine Antwort.

Na schön, dann warte ich eben einen Moment. Ich nutze die Gelegenheit, um in meiner Tasche nach der Puderbox zu kramen und mich in dem kleinen Spiegel, der im Deckel integriert ist, zu betrachten. Okay, sieht noch ganz gut aus. Zumindest für meine Verhältnisse. Blaue Augen, normale Figur, eine ziemlich blasse Haut. Ich weiß, ich bin keine Schönheit, sondern eher Durchschnitt – ein Mädchen, das man nicht wirklich sieht. Nur meine roten Haare sind auffällig.

Als ich Schritte höre, die sich der Tür nähern, klappe ich die Box schnell zusammen und verstaue sie wieder in meiner Tasche. Das muss Louisa sein.

Während ich noch den Reißverschluss der Tasche zuziehe, ertönt allerdings eine männliche Stimme. »Hey, du bist Elisa, oder? Du bist auch wegen des Zimmers hier?«

Ich hebe den Kopf und sehe zuallererst eine breite, muskulöse Brust, die in einem engen, kurzen weißen Shirt steckt. Die Arme meines Gegenübers sind trainiert, und ich betrachte sie ein wenig zu lange, bevor meine Augen weiter nach oben über sein kantiges Gesicht wandern. Er hat schmale, aber sinnlich geformte Lippen, leichte dunkle Bartstoppeln auf den Wangen und auffallend grünblaue Augen, die durch die dunklen Haare noch mehr betont werden.

Okay, eines ist klar: Er ist nicht Louisa.

Und er hat mich gefragt, ob ich auch wegen des Zimmers hier sei.

»Also ja? Bist du Elisa?«, hakt er etwas ungeduldig nach.

Ich räuspere mich. »Ähm, ich … ich weiß nicht, ich …«

»Heißt das, du weißt nicht, ob du Elisa bist?«

Mist, ist das peinlich. Ich schüttele eilig den Kopf und strecke ihm meine Hand entgegen. »Doch, klar, ich bin Elisa.«

»Joan.«

»Johann?« Fragend sehe ich ihn an.

Er schmunzelt. »Nein, Joan. Ist ’ne Kurzform von Johannes.«

Joan? Ist das nicht eigentlich ein Mädchenname? Da gibt es doch diese berühmte Schauspielerin, die so heißt, oder? Und auch eine Sängerin. Vielleicht ist er ja Louisas Bruder? Er wirkt zumindest nett.

Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, fragt er: »Du bist also wegen der Besichtigung hier?«

»Ja, ich wollte zu Louisa. Ist sie nicht da?«

»Sie ist nur schnell zum Bäcker«, erklärt er und lehnt sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. »Deswegen hat sie mich beauftragt, aufzupassen.«

»Okay«, antworte ich gedehnt. Aufpassen? Worauf denn?

Er mustert mich einen Moment lang, ehe er weiterspricht, und sein Blick wird ernst. »Ich will ehrlich sein und sag’s dir gleich. Das mit dem Zimmer wird für dich nichts werden. Du kannst eigentlich gleich wieder umdrehen und gehen.«

Habe ich echt gerade noch gedacht, dass er nett wirkt?

Ich beschließe, mich nicht einschüchtern zu lassen. »Ach ja? Und warum, wenn ich fragen darf? Bist du etwa Louisa und kannst das bestimmen?«

»Nein, aber ich habe das Zimmer praktisch schon in der Tasche, denn Louisa ist ziemlich gut mit meinem Kumpel Kale befreundet. Heißt also für dich, du bist klar im Nachteil, sorry.«

Nein, er ist nicht nett, ganz und gar nicht.

Wieder so ein typischer Möchtegern-Macho, davon habe ich die Schnauze gewaltig voll. Aber eines habe ich in den letzten Monaten gelernt: Ich lasse mich nicht mehr einschüchtern. Ich möchte neu anfangen, und das lasse ich mir sicher nicht von einem Typ mit einem Mädchen-Vornamen verderben.

»Nun, ich würde mich an deiner Stelle mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, Johanna«, entgegne ich mutig.

Er kneift die Augen zusammen. »Joan, ohne h. Und schon gar nicht Johanna.«

»Mir doch egal. Und mal ehrlich, Louisa ist ein Mädchen. Schon allein deswegen bin ich im Vorteil.«

»Warum sollte das ein Vorteil sein? Das ist jetzt aber ganz schön sexistisch.«

»Na ja, weil ihr Jungs weder wisst, was Ordnung ist, noch euch an irgendwelche Regeln haltet«, sage ich provozierend, denn ich bin nun zu allem entschlossen.

Er lässt seinen Blick über mein Gesicht wandern, sagt aber nichts. Nur seine Mundwinkel zucken.

Ich beschließe, noch eins draufzusetzen. »Na, fühlst du dich jetzt angegriffen, Johanna?«

Er beginnt zu grinsen. »Regeln? Glaubst du ernsthaft, Louisa ist scharf darauf, Fräulein Rottenmeier bei sich einziehen zu lassen? So nach dem Motto: nicht mitten in der Nacht duschen und keine laute Musik.«

Für wie verklemmt hält er mich eigentlich?

»Nein, ich habe nur für mich gewisse Regeln. Die gehen dich zwar nichts an, aber wie gesagt, dazu gehören Ordnung und Respekt. Und da sind Mädchen eindeutig im Vorteil.«

Erneut grinst er. »Ja, so lange, bis plötzlich irgendwas kaputtgeht oder getragen werden muss, dann braucht ihr Mädels uns Jungs doch.«

»Das ist aber jetzt sexistisch von dir. Ich brauche keine Jungs, für nichts. Nicht zum Reparieren oder zum Tragen oder … ach, keine Ahnung.« Dieser Joan bringt mich so auf die Palme mit seinem ewigen Gegrinse.

»Keine Jungs? Für nichts? Wie alt bist du eigentlich?«

»Alt genug, um zu wissen, dass ihr männlichen Wesen nur Ärger macht. Und deswegen schaffe ich das alles durchaus allein. Das ist meine Regel.«

Er kneift die Augen zusammen und grinst dabei schon wieder. »Da ist aber jemand verbittert. Wurde dir etwa das Herz gebrochen?«

Als er die Worte ausspricht, spüre ich den Schmerz. Doch ich will ihn mir nicht anmerken lassen, also funkle ich ihn an: »Das geht dich gar nichts an, ich …«

Ich komme nicht dazu, noch mehr zu sagen, denn nun hallen hastige Schritte durchs Treppenhaus. Wenig später steht ein dunkelhaariges Mädchen vor mir und lächelt mich an. Das muss Louisa sein.

»Hey, bist du Elisa? Schön, dass du da bist. Sorry, ich war noch eben beim Bäcker.«

Ich winke ab. »Kein Problem. Ich freu mich auch, dich zu sehen. Und überhaupt danke, dass ich mir das Zimmer anschauen darf.«

»Na klar.« Ihr Blick schweift zu Joan. »Ich hoffe, du warst nett zu ihr.«

Ohne lange nachzudenken, schüttele ich den Kopf.

Louisa sieht mich irritiert an. »Nicht?«

»Er hat gesagt, dass ich mir das Zimmer gar nicht anzuschauen brauche, weil er eindeutig im Vorteil ist.«

»Was hast du gemacht?« Louisa stemmt die Hände in die Hüften.

»Bin ich doch auch«, verteidigt er sich. »Kale meinte doch, dass …«

»Ich dachte, du kommst bei Josh unter?«

»Na ja, er wollte mir noch Bescheid geben, aber allzu sicher ist es nicht.« Er setzt ein bittendes Lächeln auf. »Jetzt komm schon, Louisa, nur für ein paar Nächte. Soll ich auf der Straße wohnen?«

»Du sollst mein Bett aufbauen und nicht meine Bewerberinnen vergraulen.« Louisa rollt mit den Augen, während Joan sich mit einem resignierten Schulterzucken abwendet und in die Wohnung verschwindet.

»Lass dich von ihm nicht ärgern«, raunt Louisa mir zu. »Eigentlich will er das Zimmer gar nicht, er braucht nur für eine Woche ’ne Bleibe. Er kann seine neue Bude noch nicht beziehen, da hat sich mit dem Vormieter einiges verzögert. Also komm rein. Ich stelle das Gebäck mal in die Küche.« Sie hebt die Papiertüte in ihrer Hand hoch. »Ich hoffe, du magst es süß und klebrig?«

Ich nicke. »Absolut, danke.«

Schließlich betrete ich hinter ihr den Flur und lasse meinen Blick interessiert umherwandern. Alles wirkt ziemlich geräumig und hell. An der Wand hängen einige Fotos, unter anderem ein Bilderrahmen mit einem hübsch gestalteten Spruch.

Das Leben ist keine scheiß Postkarte, lese ich. Ja, das stimmt wohl, denke ich mir. Das Leben ist wirklich keine scheiß Postkarte.

»Hey Louisa, ist Joan noch da?«, höre ich auf einmal eine männliche Stimme hinter mir. »Oh, wer bist du denn?«

Ich hebe den Kopf und sehe in … ja, in äußerst ungewöhnliche Augen. Eines ist blau, das andere braun. Noch nie habe ich solche Augen gesehen. Sind das vielleicht Kontaktlinsen?

Er scheint solche Blicke wie meinen gewohnt zu sein, denn er lacht. »Nur falls du darüber nachdenkst: Nein, das sind keine Kontaktlinsen.«

Ich lächle verschämt. »Darüber habe ich in der Tat kurz nachgedacht«, gebe ich leise zu.

»Das tun die meisten. Ich bin Kale.« Aha, der Kumpel, von dem dieser Joan vorhin gesprochen hat. Er deutet auf das Bild mit dem Postkartenspruch und zwinkert mir zu. »Ist von mir.«

»Ehrlich? Von dir?«

»Jap, in der Tat.« Er wirkt sichtlich stolz.

»Erzählt er wieder, dass der Spruch von ihm ist?«, mischt sich nun ein Mädchen in unser Gespräch ein. Sie steht im Türrahmen, und ich habe sie gar nicht kommen hören. Lange braune Haare umspielen ihr Gesicht, ihre türkisblauen Augen wirken unheimlich herzlich.

Sie stellt sich neben Kale und sieht ihn zärtlich an. Man kann sofort spüren, dass zwischen den beiden eine besonders innige Beziehung herrscht.

»Es ist ja auch so, dann kann ich das ruhig sagen«, verteidigt sich Kale.

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen pikst sie ihn in die Seite, woraufhin er heftig zusammenzuckt.

»Jass, lass das!«, murmelt er. »Du weißt, ich kann das nicht leiden.«

Ich muss lachen. Dieser große, unübersehbar sportliche Kerl, dessen Brustmuskeln sich deutlich unter dem grauen Shirt abzeichnen, kann tatsächlich mit so einer kleinen Berührung ganz leicht zum Einknicken gebracht werden.

»Ich höre ja schon auf«, sagt Jass und wendet sich dann mir zu. »Du bist Elisa, oder? Du schaust dir heute das Zimmer an?«

Bevor ich etwas antworten kann, kommt Louisa aus der Küche. »Hey. Schön, dass ihr da seid.« Sie drückt Jass und sieht dann zu Kale. »Joan ist schon in meinem Zimmer. Er hat mir fast Elisa vergrault mit seinem Gejammer.«

»Warum denn das?«

»Nun, er meinte, ich hätte keine Chance auf das Zimmer, weil er es bekommt«, erkläre ich.

Kale lacht. »Sorry, er ist verzweifelt. Eigentlich will er das Zimmer überhaupt nicht, aber er wartet gerade darauf, in seine neue Wohnung einziehen zu können. Da gab es mit dem Vormieter Probleme, und jetzt braucht Joan vorübergehend eine Bleibe.«

»Und was ist mit euch?«, will Louisa wissen. »Kann er nicht bei euch unterkommen?«

Jass lächelt und wirft Kale einen schmachtenden Blick zu.

Louisa rollt mit den Augen. »Ich werdet ja mal für ein paar Tage auf eure traute Zweisamkeit verzichten können.«

»Schwer.« Kale beugt sich zu Jass und gibt ihr ein Küsschen auf die Wange. »Ich gehe dann mal zu Joan, damit Louisas Bett heute noch fertig wird.«

Wie aufs Stichwort ertönt aus einem Zimmer am Ende des Flurs das Geräusch einer Bohrmaschine.

»Das mit dem Bett war eine spontane Aktion. Beziehungsweise, ich habe Joan damit geködert«, erzählt Louisa mir und grinst. »Aber Spaß beiseite, Joan ist eigentlich echt in Ordnung. Tut mir jedenfalls leid, dass ausgerechnet jetzt so ein Chaos hier herrscht.«

Ich winke ab. »Ach, Unsinn. Ich habe zwei Schwestern, ich weiß, was Trubel bedeutet.«

Und das weiß ich wirklich.

»Na, dann bist du hier auf alle Fälle bestens aufgehoben. Ich würde sagen, ich zeige dir das Zimmer, aber vorher trinken wir drei Hübschen noch zusammen einen Kaffee.«

Ich folge Jass und Louisa in die Küche, die zwar nicht allzu groß ist, doch ganz heimelig wirkt mit den hellen Fronten und der etwas dunkleren Arbeitsplatte. Von der Kaffeemaschine bis zum Toaster ist alles da. Jass legt ein Pad in die Maschine und stellt zwei Tassen darunter.

»Sieh dich ruhig um«, sagt Louisa. »Die Küche ist recht klein, jedoch gut ausgestattet. Jass und ich haben manchmal zusammen gefrühstückt, aber nicht immer – je nachdem, wie wir Lust und Zeit hatten.«

Jass nimmt die vollen Tassen aus der Maschine und reicht mir eine. »Louisa ist hin und wieder schon chaotisch, aber total lieb«, erklärt sie, während sie eine weitere Tasse unter die Maschine stellt.

Entrüstet verzieht Louisa das Gesicht. »Wie bitte? Chaotisch? Ich?«

Jass lacht, und man merkt, wie liebevoll sie es meint. »Nur ab und an.« Sie zwinkert mir zu.

»Und du bist also von hier ausgezogen?«, frage ich.

»Ja, Kale und ich waren uns einig, dass wir es einfach mal wagen wollen.« Als sie den Satz ausspricht, beginnen ihre Augen zu leuchten.

»Das finde ich total schön«, antworte ich und meine es auch so. Dieser Gedanke hat mir immer gefallen. Mit dem Menschen leben, den man liebt, jeden Tag gemeinsam aufwachen, zusammen einschlafen, sich halten. Ja, ein Wunsch. Bei mir war es aber eher ein Wunschtraum, der dann zu einem Albtraum wurde. »Ihr beiden wirkt sehr verliebt«, füge ich hinzu.

»Wir hatten auch unsere Probleme, es war nicht immer leicht, aber das hat uns stark gemacht.«

»Das ist wohl so.« Ich kann gut verstehen, was sie meint. Es ist nicht immer einfach, doch man wächst gerade an den schweren Situationen im Leben.

»Und du kommst ursprünglich aus Nürnberg?«, will Louisa wissen.

»Ja, ich war eine Weile weg, in Berlin, doch jetzt bin ich wieder hier und kann es kaum erwarten, das zu tun, was ich immer machen wollte: allein zu wohnen, mich Herausforderungen zu stellen. Und ich habe auch schon wieder einen Job.«

»Studierst du nicht?«

»Nein, ich … das ist eine lange Geschichte. Momentan arbeite ich in einem Supermarkt. Er gehört zu einer großen Kette, deshalb konnte ich mich von Berlin hierherversetzen lassen. Also falls du Bedenken haben solltest wegen der Miete, das krieg ich schon hin.«

Louisa schüttelt den Kopf. »Quatsch, keine Bedenken, alles gut.« Sie nimmt einen Teller aus dem Hängeschrank, greift dann nach der Papiertüte, die sie vorhin mitgebracht hat, und legt einige Gebäckstücke daraus auf den Teller.

Dann sitzen wir da, trinken Kaffee und essen.

Nach einer Weile meint Louisa: »Also, das Zimmer könntest du sofort beziehen, vorausgesetzt, es gefällt dir. Nachdem meine liebe Jass mich – wie du ja schon mitbekommen hast – wegen eines Mannes verlassen hat …«

Jass stupst sie in die Seite.

»Stimmt doch«, verteidigt sich Louisa. Dann erzählt sie weiter: »Jass nimmt das meiste mit. Es ist also nicht viel drin, das habe ich dir ja schon am Telefon gesagt. Ein Bett, ein Schrank, ein Regal. Wenn das okay für dich ist?«

»Klar, das reicht absolut, wirklich. Den Rest richte ich mir dann schon ein. Ich bin da nicht wählerisch. Weißt du, ich möchte einfach liebe Menschen um mich haben. Das ist alles, was ich brauche.«

Louisa nickt wissend und nimmt einen Schluck aus ihrer Tasse. »Na, dann würde ich sagen, wir zeigen dir mal das Zimmer.«

Als wir kurze Zeit später durch den Flur gehen, bin ich schon gespannt, was mich gleich erwartet. Doch erst öffnet Louisa eine Tür, die ich vorhin beim Hereinkommen gar nicht so wahrgenommen habe.

»Das ist das Bad«, erklärt sie. »Wir haben eine Dusche und eine Badewanne, allerdings leider nur ein Waschbecken. Aber ich denke, wir kommen damit schon klar.«

Ich sehe mich um. Helle Fliesen, ein großer Schrank, einiges an Schminkzeug auf der Ablage.

»Ja, mit Sicherheit kommen wir damit klar«, bekräftige ich.

Jass beugt sich zu mir und flüstert mir ins Ohr, aber doch so laut, dass Louisa es hören muss. »Und wenn sie mal wieder die Handtücher liegen lässt, dann haust du sie ihr einfach um die Ohren.«

Louisa wirft ihr einen gespielt bösen Blick zu. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht.«

Jass lacht und schüttelt den Kopf. »War nur Spaß.«

Dann geht es weiter den Flur entlang. Schließlich öffnet Louisa erneut eine Tür, und wir betreten ein gar nicht so kleines Zimmer. Das Bett, das in einer Ecke des Raumes steht, ist aus hellem Holz gefertigt, ebenso der Schrank sowie ein Regal. Alles sieht aus wie auf den Fotos, die Louisa mir geschickt hat – nein, noch viel besser.

Wieder stelle ich mir vor, wie ich alles einräumen und hier Farbe hereinbringen könnte. Meinen eigenen Stil. In meinen Gedanken entstehen Bilder. Positive Bilder. Ich lasse sie wachsen und kann es nun kaum mehr erwarten, hier einzuziehen.

Als ich mich weiter umsehe, entdecke ich ein paar Postkarten, die im Regal liegen. Ich greife nach einer von ihnen und lese:

Liebe ist alles – it’s all about love.

Ja, die Liebe kann einen durch schwere Zeiten tragen, sie kann einen aber auch brechen. Wie alles im Leben hat auch sie zwei Seiten. Rasch lege ich die Karte wieder zurück.

»Das war bisher mein Bücherregal«, erklärt Jass. »Ich hatte die Bücher nach der Farbe des Umschlags geordnet und auch Kerzen dazugestellt. Es war einfach gemütlich. Und ich hoffe, dass du es dir auch so schön machen kannst, wie du es gern möchtest.«

»Und wie schon gesagt«, fügt Louisa hinzu, »ab und an herrscht hier auch Chaos. Vor allem, wenn Kale da ist und dazu noch ein paar Freunde, die du aber bestimmt mögen wirst. Wir treffen uns regelmäßig, immer bei einem anderen, der dann für das Essen sorgen muss.«

Ich sehe mich noch mal kurz im Zimmer um, ehe ich antworte. »Das ist schön. Und wie gesagt, mit Chaos komme ich schon klar. Ich würde das Zimmer sehr gern nehmen. Dass ich sofort einziehen kann, ist einfach perfekt, und meine Sachen sind auch schnell hier. Ja, ich freue mich wirklich.«

Mein Herz fängt heftig an zu klopfen. Keine Ahnung, was mich hier erwartet, aber ich weiß, es wird gut werden.

Mit einem Mal erscheint Kale in der Tür. »Ich will euch ja ungern stören, aber das Bett ist fertig.«

»Na, dann lass uns mal sehen, was ihr da aufgebaut habt«, erwidert Louisa, und wir folgen Kale über den Flur in ein anderes Zimmer, das wohl Louisas sein muss.

»Hey Joan, die Mädels wollen unser Werk begutachten«, sagt Kale.

Joan dreht sich herum und streicht sich durch die Haare, ehe sein Blick für kurze Zeit an mir hängen bleibt.

Louisa beginnt zu strahlen. »Danke euch, das ist wirklich sehr schön geworden. Eines muss man dir lassen, Joan, das hast du echt drauf.«

»Und falls du noch mehr brauchst, ich würde das schon übernehmen, wenn ich das Zimmer …«

Louisa wendet sich mir zu. »Elisa?«

Okay, gibt sie mir das Zimmer jetzt doch nicht?

»Du möchtest ja gleich einziehen«, fährt sie fort, »deswegen die Frage: Wenn Joan ein paar Tage im Wohnzimmer schläft, könntest du damit leben? Das Wohnzimmer ist groß, und Joan geht uns sicher nicht auf die Nerven. Genauer gesagt ist das meine Bedingung, ansonsten muss er zusehen, wo er unterkommt.«

Na toll, was soll ich jetzt sagen?

Joan grinst. »Ich gehe euch absolut nicht auf die Nerven. Aber«, er sieht mich an, »falls du nicht damit zurechtkommst, dass ich ein Kerl bin … na ja, das ist ja schließlich gegen deine Regeln.«

»Welche Regeln?«, will Louisa wissen.

»Elisa braucht keine Jungs, für nichts«, erklärt Joan jetzt tatsächlich, noch ehe ich etwas antworten kann. Inzwischen bin ich wirklich so weit, dass ich ihn am liebsten erdolchen würde.

»Ich habe das gesagt, weil …«

Louisa lacht. »Also, ich finde, das ist eine gute Regel.«

»Soll das heißen, es geht doch nicht?«, hakt Joan nach. Seine Stimme klingt nun schon ein wenig kleinlaut.

»Was meinst du, Elisa, ist es okay?«, fragt Louisa. »Nur für ein paar Tage, dann schmeißen wir ihn raus.«

Ich bedenke Joan mit einem giftigen Blick. »Ein paar Tage halte ich das schon aus.«

»Na dann.« Louisa ist jetzt hörbar erleichtert, die Sache geregelt zu haben. »Das wird sicher lustig werden.«

Joan mustert mich. »Ja, das denke ich auch.«

Im Geiste mache ich drei Kreuze. Das auch noch.

Aber egal, denke ich mir, es ist ja nur für ein paar Tage, die werde ich schon rumbekommen. Ich habe einen Plan, möchte neu anfangen, und das lasse ich mir sicher nicht von diesem Möchtegern-Macho vermiesen.

Sterne und Scherben

»Also, das müsste dann der letzte Karton sein.«

Meine Mama schlägt die Kofferraumtür zu und betrachtet mich wie immer skeptisch, ehe sie ihren Blick über die Fassade des Wohnhauses gleiten lässt. Ich warte auf Vorwürfe, darauf, was ich diesmal wieder nicht richtig mache. Aber es kommt nichts, und ich bin froh darüber. Auch darüber, dass sie mir zumindest die Kisten, die ich bei ihr abgestellt hatte, zu meiner neuen Wohnung gefahren hat. Sicher war das aber nicht so selbstlos, wie es sich anhört, sie wollte die Kisten wohl einfach nur so schnell wie möglich wieder loswerden.

»Danke fürs Fahren«, sage ich.

Ihr Blick schweift zu Kale, der gerade einen der Kartons hochwuchtet und zum Hauseingang hineinträgt. Jass schnappt sich eine der Tüten, in der sich ein paar leichtere Dinge befinden, und folgt ihm.

Währenddessen kommt Louisa auf uns zu. »Jetzt müssen wir nur noch drei Kartons und zwei Tüten hochbringen. Wie wäre es, wenn wir uns dann was zu essen bestellen?«, will sie wissen.

»Klar, können wir gern machen.«

Mama mustert nun auch sie. In ihren Augen sehe ich viele Fragen, hoffe allerdings, dass sie keine davon tatsächlich stellt.

»Perfekt. Also, ich wäre für italienisch. Was meinst du?«, fragt Louisa mich, wendet sich dann aber Mama zu. »Entschuldigung. Ich bin übrigens Louisa, seit gestern die neue Mitbewohnerin Ihrer Tochter.« Sie streckt Mama ihre Hand hin, die diese glücklicherweise auch ergreift.

»Freut mich«, erwidert sie in dem für sie typischen neutralen Tonfall, mit dem sie niemanden hinter ihre Fassade blicken lässt.

Falls Louisa es bemerkt hat, lässt sie es sich jedenfalls nicht anmerken, sondern lächelt mir zu. »Gut, dann Pizza? Welche hättest du gern?«

Ich überlege einen Moment. Eine Pizza wäre schon lecker. Aber ich antworte: »Ach, ich weiß nicht, ich habe eigentlich gar keinen Hunger.« Dabei versuche ich, Mamas Seitenblick möglichst zu ignorieren.

»Keinen Hunger?«, fragt Louisa skeptisch. »Komm schon, dein Magen muss doch krachen. Nur das bisschen Gebäck heute Morgen war ja wirklich nicht viel.«

Mamas Augen wandern nun von oben bis unten über meinen Körper. Ich weiß, was sie denkt, zumindest vermute ich es. Wie immer wird sie etwas an mir auszusetzen haben. Doch ich sehe rasch weg.

»Weißt du was?«, sagt Louisa. »Ich bestelle dir einfach mal eine Schinkenpizza mit. Du wirst sehen, wenn die erst mal vor dir steht und dir dieser unglaubliche Duft in die Nase wandert, kommt auch der Appetit, garantiert.« Sie verdreht genießerisch die Augen. »Ich frage mal eben bei den anderen nach, bin gleich wieder da.«

Sie verschwindet im Inneren des Hauses, während ich mit Mama dastehe und nicht weiß, was ich sagen soll. Aber eines weiß ich: dass jetzt gleich eine ihrer Bemerkungen kommt, die ich nur zu gut kenne.

Und tatsächlich.

»Du weißt, was Kohlenhydrate anrichten«, sagt sie, ohne eine Miene zu verziehen. »Aber warum sage ich dir das überhaupt? Du machst ja eh, was du willst.«

Ich schlucke. Sie hat immer noch nicht verstanden, wie weh sie mir mit solchen Bemerkungen tut. Doch ich bin stärker geworden, bin nicht mehr das Mädchen, das vor Monaten vor dem Spiegel stand. Ich habe jetzt meine Regeln, mit deren Hilfe ich zurechtkommen werde. Diskussionen wie diese haben wir zur Genüge geführt. Nicht nur über das Essen. Auch über meine Haare, meine Einstellung zu gewissen Dingen und über die Entscheidungen, die ich getroffen habe. In ihren Augen ist nichts gut genug. Auch in Bezug auf Colin hat sie nichts verstanden. Sie glaubt wie immer, dass ich es war, die alles in den Sand gesetzt hat.

Nun streicht sie sich über die Haare, die wie immer perfekt sitzen. Überhaupt ist alles an ihr perfekt – ganz im Gegensatz zu mir.

Sie zieht ihr Handy aus der Tasche und blickt aufs Display. »Ich muss dann mal«, sagt sie. »Wir schreiben uns.«

»Ja, das machen wir.« Ich würde sie gern in den Arm nehmen, aber ich tue es nicht.

»Ich hoffe ja, du hast diesmal die richtige Entscheidung getroffen.« Sie geht auf das Auto zu und öffnet die Fahrertür.

»Bestimmt. Also danke.«

Während ich die wenigen Worte ausspreche, steigt sie schon ein, und ich sehe ihr zu, wie sie davonfährt.

Es ist viel passiert in den letzten Jahren. Dennoch wünschte ich, sie hätte mir doch mehr gesagt. Ich hab dich lieb vielleicht. Aber ich wusste natürlich schon vorher, dass ich darauf nicht zu hoffen brauchte. Dass ich meine Kisten bei ihr unterstellen durfte, war schon das Höchste der Gefühle. Wohnen konnte ich natürlich nicht bei ihr, sondern musste in ein günstiges Hostel ziehen. Schließlich sei es ja meine Entscheidung gewesen, zurückzukommen.

Auf einmal höre ich eine Stimme hinter mir und zucke zusammen. »Soll ich dir beim Tragen helfen?«

Hastig drehe ich mich um. Joan steht vor mir.

»Nein, alles gut, ich schaffe das schon.«

»Sei nicht beleidigt wegen gestern und lass mich tragen. Sieht ja schon schwer aus, was du da eingepackt hast.«

In diesem Augenblick kommt Louisa wieder die Treppe nach unten. »Willst du auch ’ne Pizza oder sonst irgendwas?«, fragt sie Joan. »Wir haben nur noch die eine Kiste und die Tüte, dann sind wir fertig. Ich schwinge mich inzwischen mal auf meine Vespa und hole das Essen.«

Während Joan sich auch noch eine Pizza bestellt, mache ich mich daran, die Kiste ins Haus zu tragen.

»Was soll das denn, Elisa?«, ruft Louisa. »Die Kiste ist doch viel zu schwer. Lass das ruhig Joan machen.«

»Quatsch, ich schaffe das schon.«

Joan rollt mit den Augen. »Elisa ist noch beleidigt«, erklärt er, und ich werfe ihm einen bösen Blick zu.

»Warum beleidigt?«, hakt Louisa nach.

»Ich habe sie wegen ihrer Regeln aufgezogen – du weißt schon, dass sie keine Jungs braucht und so«, sagt er doch jetzt tatsächlich.

»Ich bin nicht beleidigt«, fahre ich ihn an, ehe Louisa etwas erwidern kann. »Und ich schaffe das schon allein.«

Mit einem energischen Ruck wuchte ich die Kiste hoch und gehe – oder vielmehr taumle – damit auf die Eingangstür zu.

»Okay, macht ihr das mal unter euch aus. Wehe, die Wohnung steht nicht mehr, wenn ich zurückkomme«, höre ich Louisa noch rufen, ehe sie die Vespa startet und davonfährt.

Verdammt, die Kiste ist echt schwer. Ich hatte mir das schon einfacher vorgestellt. Aber vor diesem Idioten gebe ich mir jetzt sicher keine Blöße. Also gehe ich tapfer weiter und versuche, die Kiste nicht fallen zu lassen. Du schaffst das, Elisa, rede ich mir beinahe pausenlos ein. Trotzdem gerate ich ins Wanken und kann die Kiste gerade noch abstellen.

Glück gehabt. Meine Arme tun weh, aber die letzten paar Stufen kriege ich gleich auch noch hin.

Nun taucht Joan hinter mir auf, und in seinen Augen erkenne ich ein amüsiertes Funkeln. »Soll ich dir nicht doch helfen?«

»Wie gesagt, nein danke.«

Als ich mich kurz an die Wand lehne und meine Arme strecke, lächelt er. Als ob das so lustig ist.

Er kommt auf mich zu und steht mit einem Mal gefühlt viel zu dicht vor mir. »Komm schon, lass dir doch helfen. Ich hab dich nur aufgezogen, also kein Grund, jetzt die Dauerbeleidigte zu spielen.«

»Ich spiele nicht die Dauerbeleidigte«, entgegne ich und will wieder zu meiner Kiste, aber Joan versperrt mir den Weg. Mir fällt auf, wie gut er riecht. Herb und nach Waschpulver.

»Ich denke schon, sonst würdest du mich ja jetzt einfach diese Kiste tragen lassen. Oder kommst du damit nicht zurecht, weil du dann deine«, er hebt die Hände und malt mit Zeige- und Mittelfinger Gänsefüßchen in die Luft, »Regeln brichst?«

Sein Blick liegt intensiv auf mir, und mein Herz beginnt, heftig zu klopfen. »So ist es, und ich werde diese Regel gewiss nicht brechen.«

Er rollt mit den Augen. »Dann lässt du also lieber diese Kiste fallen, als dass ich dir helfe?« Als ich nichts antworte, fügt er hinzu: »Hilfe anzunehmen, ist nicht schlimm.«

Das ist es sicher nicht. Aber ich schaffe das ganz allein. Jetzt erst recht.

Sein Blick schweift kurz ab und bleibt auf meinem Unterarm hängen, wo sich die Narben befinden. Eilig ziehe ich die Ärmel meines Pullovers darüber und hoffe, dass er sie nicht gesehen hat.

»Bist du jetzt fertig?«, frage ich gewollt biestig und weiche einen Schritt zurück.

Warum schaut er mich denn so an?

Er beginnt zu grinsen. »Du siehst echt niedlich aus, wenn du wütend bist.«

Niedlich?

»Jetzt mal ehrlich. Denkst du vielleicht, dass ich auf diese Masche reinfalle?«

»Welche Masche denn?«

»Na, dieses Gesäusel. Ach, wie niedlich du bist. Komm schon, war alles nicht so gemeint. Frag mich um Hilfe, ich bin der starke Mann und rette dich. Ich weiß, darauf fahren viele Mädchen ab. Aber ich sage dir eines.« Ich kneife die Augen zusammen. »Ich bin keines dieser Mädchen, die man retten muss, ich rette mich verdammt noch mal selber.« Ich spreche die Worte ganz klar aus. Weil ich sie so meine. Ja, ich war vielleicht auch mal so, aber ich will und werde es nie wieder sein.

»Wer sagt denn, dass es eine Masche ist?«, entgegnet er ruhig. »Ich wollte dir nur helfen und habe dir gesagt, dass du niedlich aussiehst, wenn du dich aufregst, das ist alles. Warum bist du eigentlich so verkrampft? Bleib doch mal locker. Alles ganz entspannt.«

Locker?

»Du hältst dich wohl für ganz cool und umwerfend, oder? Mit deinem Lächeln und deinen weißen Zähnen. Klar, du bist nicht unattraktiv, das weißt du auch und nutzt es vermutlich ziemlich oft aus. Doch ich stehe nicht auf diese Masche. Die kannst du dir bei mir echt sparen. Denn meinen Bedarf an Jungs wie dir habe ich schon lange gestillt.«

Er tritt erneut zu mir heran. »Du findest mich also attraktiv?«

Ich atme tief durch. Hat er keine anderen Probleme? Dennoch habe ich nicht damit gerechnet, dass er mir noch mal so nah kommt, und nun kribbelt es doch in meinem Bauch.

»Irgendwann wirst du mich um Hilfe fragen, ganz sicher«, raunt er mir zu.

»Vergiss es!« Ich gehe in die Hocke und hebe die Kiste erneut an, dabei mobilisiere ich all meine Kräfte, um mich jetzt bloß nicht zu blamieren. Zum Glück gelingt es mir auch.

Mit all meiner Kraft schleppe ich die Kiste über die letzten paar Treppenstufen, bugsiere sie durch die geöffnete Wohnungstür und geradewegs auf mein neues Zimmer zu. Unheimlich erleichtert stoße ich die Tür mit meinem Körper auf – und erstarre, denn auf meinem Bett sitzen Jass und Kale und knutschen wild herum.

Als sie mich kommen hören, fahren sie auseinander.

»Sorry«, sagt Jass noch, doch da ist es schon zu spät. Die Kiste rutscht mir aus der Hand, sie poltert zu Boden, es rumpelt und klirrt.

In meiner Brust beginnt es zu ziehen. Hoffentlich hat es nicht das Glas mit den Sternen erwischt. Ich will gar nicht hinsehen, aber dann tue ich es doch.

Und es ist genau so, wie ich es vermutet habe. Das Glas ist zu Bruch gegangen. Wie versteinert stehe ich da.

Du kannst dir doch ein neues Glas besorgen, wendet meine innere Stimme ein. Doch das ist es nicht. Es ist seine Bedeutung, der Wert, den ich diesem Glas beimesse. Ob das ein schlechtes Zeichen ist?

Ich merke, wie mir die Tränen kommen, aber ich schlucke sie schnell hinunter. Konzentriere dich, Elisa, nicht weinen, es gibt keinen Grund.

Bemüht, die Fassung zu wahren, gehe ich in die Knie und fange an, alles aufzusammeln. Denn nicht nur das Glas ist aus der Kiste gepurzelt, auch allerlei andere Kleinigkeiten. Fotos, mein Notizbuch und ein Teil meiner Bilder.

Jass hockt sich neben mich, um mir zu helfen. »Sorry, Elisa. Wir wollten nicht, dass du dich erschreckst, ehrlich nicht. Es ist nur so plötzlich über uns gekommen«, meint sie verschämt.

Ich lächle sie an, obwohl mir gerade nicht danach ist. »Nichts passiert, ich … Ach, lass nur, das mache ich später«, sage ich schnell und tue so, als würde ich aufstehen, denn ich habe gesehen, dass Jass nach meinem Notizbuch gegriffen hat. Ich möchte nicht, dass jetzt alle in meinen Sachen herumwühlen.

Sie reicht mir das Buch, und ich lege es auf den Schreibtisch. »Ist es wirklich okay?«, hakt sie nach.

»Klar, ich wollte die Sachen eh noch sortieren, dann kann ich das auch gleich machen. Also lassen wir es erst mal für den Moment.«

»Ist denn noch was unten?«, fragt Kale.

»Eine Tüte noch, soviel ich weiß.«

Jass steht auf. »Die bringe ich dir hoch. Und Kale, du könntest doch die Kommode holen.« Sie wendet sich mir zu. »Natürlich nur, falls du sie überhaupt möchtest. Ich hätte da nämlich noch eine Kommode, die ich in unserer Wohnung nun doch nicht unterbekomme. Warte.« Sie zückt ihr Handy und zeigt mir ein Foto mit einer hübschen Kommode aus weiß lackiertem Holz. »Willst du sie vielleicht haben?«

Erst bin ich ganz verwundert, doch dann freue ich mich. »Wirklich? Klar, gern. Das ist echt nett.«

Jass winkt ab. »Unsinn, mach ich doch total gern. Kale, fährst du dann kurz?«

»Zu Befehl, Madame.«

Arm in Arm verlassen die beiden den Raum.

Es dauert nicht lange, bis Jass und Kale zurück sind. Kale platziert die Kommode an der freien Wand, und Jass stellt die Tüte, die sie mit nach oben gebracht hat, daneben. »Soll ich dir echt nicht helfen?«, fragt sie, aber ich schüttele den Kopf.

»Wirklich nicht, ich mache das einfach später.«

Ihr Blick wandert über das Durcheinander am Boden. »Die Bilder sind ja schön. Sind die von dir?«

»Ja, ist aber schon ewig her.«

»Wie süß, sind das Sterne? Hast du die gebastelt?«

Ich nicke nur, denn ich will nicht weiter darauf eingehen. Wie sollte ich ihr auch erklären, was sich hinter den Bildern oder den Sternen verbirgt?

Und so bin ich erleichtert, als genau in diesem Augenblick Louisas Stimme durch die Wohnung hallt. »Hallo, Pizza ist da! Ah, da seid ihr ja.« Sie steckt den Kopf durch die Tür. »Mist, ist was runtergefallen?«, fragt sie, als sie das Chaos entdeckt.

»War unsere Schuld«, erklärt Jass. »Wir haben Elisa erschreckt.«

»Habt ihr wieder hier rumgemacht?« Louisa wackelt gespielt ernst mit dem Zeigefinger. »Das ist echt schlimm mit euch. Ihr habt doch jetzt ein eigenes Zuhause.«

»Schon, aber … ach, wir werden in diesem Zimmer einfach immer so emotional, weil hier so viel passiert ist und …«

Louisa hebt die Hand. »Bitte keine Details. Die arme Elisa kriegt das sonst nie wieder aus dem Kopf.«

Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu lächeln.

»Los, kommt, gehen wir essen«, fordert Louisa uns auf. »Sonst wird es kalt. Elisa, kommst du auch?«

»Ja, klar.« Ich lasse meinen Blick noch mal kurz durch den Raum schweifen, dann folge ich den anderen.

Manches geht eben zu Bruch

»Du warst also in Berlin?«, fragt Kale und beißt in ein Stück Salamipizza.

Wir sitzen alle im Wohnzimmer, essen unsere Pizza direkt aus der Schachtel, und nun habe ich auch tatsächlich Appetit. Weil die Stimmung so gelöst ist und die Menschen hier so entspannt und herzlich sind. Viel zu lang musste ich gefühlt perfekt sein. Oder anders sein, ja, das ist es. Nichts war gefühlt jemals genug. Am Ende war das Glas mit den Sternen eine gute Möglichkeit, mich davon zu befreien. Damit will ich das alles loslassen. Wenn ich daran denke, spüre ich die Schwere in meiner Brust.

»Ja, ich war ungefähr eineinhalb Jahre dort«, antworte ich.

»Wegen des Studiums? Oder der Arbeit?«, will Jass wissen.

»Ich studiere nicht. Es … es war aus einem anderen Grund.«

Jass grinst. »Der Liebe wegen, kann das sein?«

Sofort ziehen Bilder durch meinen Kopf. Bilder, die ich nicht haben, nicht sehen will. In meiner Brust wird es eng. Ich schlucke und versuche, Zeit zu schinden, indem ich einen Schluck von meiner Cola nehme. Ich mag es nicht, dass es mich immer noch und immer wieder so sehr belastet.

»So ähnlich.«

Jass nickt. Ich erkenne in ihrem Blick, dass sie gern noch mehr wissen würde, aber wahrscheinlich hat sie verstanden, dass mir das Thema nicht behagt. Zumindest nicht im Moment.

Ich will nach dem letzten Stück Schinkenpizza greifen, doch Joan kommt mir zuvor. »Sorry, goldene Regel«, sagt er. »Das letzte Stück bekommt der Schnellste. Du hast schließlich das Zimmer bekommen. Regeln, du verstehst? Und daran hat man sich zu halten.«

Was zieht er mich denn jetzt dauernd mit meinen Regeln auf? Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu, sage aber nichts und bin froh, dass Jass nun ein anderes Thema anschneidet.

»Apropos Berlin, ich würde unglaublich gern mal dorthin. Im Sommer ist da immer so ein Musikfestival. Warum machen wir das nicht mal alle zusammen? Das wäre doch schön, oder?«, fragt sie in die Runde.

»Hm, die Tickets sind nicht ganz billig«, überlegt Louisa, »aber die Idee finde ich gut. Im Radio werden doch oft mal Karten verlost, vielleicht hätten wir ja Glück. Oder wartet mal«, sie schnippt mit den Fingern, »ich glaube, diese Tina aus meinem Studiengang arbeitet nebenbei beim Radio. Ich frage sie mal, vielleicht geht da was.«

Jass strahlt. »Super Idee. Das wäre so cool, mit euch allen nach Berlin zu fahren. Wir könnten dort so vieles anschauen, Teile der Mauer, den Fernsehturm … Und es soll auch so viele tolle Plätze auf den Dächern geben, wo man einfach nur chillen kann.« Sie sieht zu mir. »Du kennst dich ja dort schon aus. Ein Vorteil für uns. Gibt es denn diese Dächer wirklich?«

Mein Magen verkrampft sich. Berlin. Gerade habe ich es nicht so eilig, wieder dort hinzufahren. Viel zu viele schlechte Momente und Erinnerungen verbinde ich mit dieser Stadt. Gut, ich habe mir zwar vorgenommen, die schlechten Momente gegen gute zu tauschen, aber diesen einen dunklen Stern vergolden zu können, scheint mir noch unerreichbar. Und ja, es gibt diese Dächer. Ich hatte mir so oft gewünscht, dort auch mal mit Colin zu sitzen und eine Sternschnuppe zu sehen.

Jass schaut mich erwartungsvoll an, also nicke ich schließlich. »Ja, die gibt es. Und klar, ich kann euch sicher paar Tipps geben«, antworte ich und versuche, meine Stimme möglichst fest klingen zu lassen.

»Und vor allem kannst du uns alles zeigen«, ergänzt Jass. »Wenn du dich schon auskennst.«

Geht sie davon aus, dass ich mitkomme? Auf der einen Seite ist es nett, auf der anderen weiß ich auch nicht.

»Mal sehen«, sage ich nur und hoffe, dass die anderen mich jetzt nicht total doof finden.

Kurz habe ich das Gefühl, als würde Jass Louisa einen merkwürdigen Blick zuwerfen. Ob es wirklich so ist?

Ich darf nicht immer so reagieren.

»Du und Kale, ihr beiden kennt euch also schon länger?«, frage ich Joan, in der Hoffnung, damit das Thema wechseln zu können.

»Ja, wir kennen uns von früher. Hat gleich gepasst.«

»Gleich und gleich«, bemerkt Jass. »Erkennt man schon an den komischen Vornamen, oder?«

Louisa lacht, und Kale wirft seine Serviette nach ihr, die glücklicherweise noch unbenutzt ist. »Wir haben nun mal ausgefallene Namen«, meint er.

»Das kann man so sagen«, pflichte ich ihm bei. »Immerhin bedeutet dein Name Grünkohl. Wie sind deine Eltern denn darauf gekommen?«

Noch in der gleichen Sekunde, in der ich den Satz beendet habe, prustet Jass los, gefolgt von Louisa und Joan.

Kale wirkt verwundert. »Unsinn. Warum Grünkohl?«

»Wusstest du das nicht?«, entgegne ich. »Kale bedeutet auf Deutsch Grünkohl. Sorry, ich bin da mal zufällig drauf gestoßen.«

»Das ist zu gut.« Jass hält sich vor Lachen den Bauch. »Bitte sag jetzt nicht auch noch, dass Joan Brokkoli oder Karotte oder so was bedeutet.«

Joan sieht zu Kale. »Okay, wie wäre es, wenn du Jass nachher hierlässt und ich stattdessen mit zu dir gehe?«

»Du kannst gern auch woanders schlafen«, bemerke ich.

»Sorry, Bro.« Kale winkt grinsend ab. »Aber ich lasse Jass nicht hier. Ist eindeutig angenehmer, mit ihr zu kuscheln als mit dir. Auch wenn ich echt froh bin, dich wieder hier zu haben.«

Jass verdreht die Augen. »Oh, wie süß«, säuselt sie.

»Wo warst du denn?«, frage ich Joan.

»Nur ein bisschen reisen.«

»Das haben wir auch vor«, erzählt Jass. »Amerika, wir sind gerade dabei, das zu planen. Ich will unbedingt nach Florida.«

»Muss echt schön dort sein«, sage ich. »Disneyland würde mich schon reizen.«

»Ja, das ist auch der Plan.« Kale lächelt.

»Wie lange seid ihr beiden eigentlich schon zusammen?«

»Gute Frage«, Jass zwinkert Kale zu, »die kannst du sicher beantworten.«

Kale rollt mit den Augen. »So zwei Jahre.«

»Zwei Jahre und zwei Monate«, berichtigt Jass ihn.

»Ja, meinetwegen. Als ob das so wichtig ist.«

Jass stupst ihn in die Seite, woraufhin Kale wieder zusammenzuckt, so wie gestern schon.

»Jass, verdammt …«

Sie lacht.

»Und wie habt ihr euch kennengelernt?«, frage ich weiter.

»Das ist soooo eine unglaublich romantische Geschichte«, mischt sich Louisa ins Gespräch ein. »Jass hatte eine Liste und wollte …« Ein Klingeln an der Tür unterbricht sie, und sie klopft sich an die Stirn. »Ach, ich bin ja so blöd. Das wird Isa sein, ich habe total verschwitzt, dass sie ja heute noch vorbeikommen wollte.«

Jass verzieht das Gesicht. »Sie will dich doch wohl nicht immer noch überreden, dass du bei ihrem Projekt Verändere dich mitmachst, oder?«

»Doch, ich befürchte schon.« Louisa wendet sich mir zu. »Weißt du, Isa ist Friseurin und sucht für den Herbst noch Modelle, weil sie da was Großes aufziehen will.«

Sie geht hinaus in den Flur und drückt auf den Summer. Wenig später betritt sie zusammen mit einem anderen Mädchen wieder das Wohnzimmer. Das muss Isa sein. Sie sieht nett aus, wenn auch etwas ausgeflippt, mit blauen Strähnen in den hellen Haaren.

»Guten Appetit«, sagt sie und kaut dabei auf einem Kaugummi herum. Ihr Blick bleibt an mir hängen. »Hey, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Isa.«

»Das ist Elisa, seit gestern meine neue Mitbewohnerin«, erklärt Louisa, die sich gerade wieder auf ihren Platz gesetzt hat.

Isa setzt sich neben sie und lächelt. »Ach, wie schön. Hat es jetzt endlich geklappt? Es hatten sich ja echt einige schräge Leute beworben.«

»Oh ja. Am gruseligsten war diese Mia mit dem Puppenfimmel. Total abgefahren.« Louisa lacht und deutet auf Isas Haare. »Die Strähnen sind neu. Du und deine Haare, das ist echt ein Phänomen.«

»Ja, Haare und ich, das ist eine große Liebe.« Sie sieht mich an. »Falls du mal was brauchst, eine neue Frisur oder auch nur ein bisschen nachschneiden, ich mach das gern. Deine Farbe gefällt mir übrigens. Das Rot ist toll.«

»Danke«, antworte ich. »Ich werde darauf zurückkommen.«

»Klar und gern.«

»Das mit dem Blau ist aber schon ’ne große Veränderung«, meint Jass.

Isa nickt. »Jap, Veränderungen müssen sein. Deswegen bin ich ja da. Glaubt mir, danach geht es einem so gut.« Sie tippt Louisa an und deutet zur Tür. »Also, gehen wir? Dann zeig ich dir ein bisschen was. Was ich mit dir vorhabe und so.«

»Klar. Wenn ich weg bin, kannst du hier schon mal ein bisschen aufräumen, Joan.« Louisa blickt ihn streng an. »Und ärgere Elisa nicht, ja?«

»Ich ärgere sie schon nicht. Aber warum soll ich denn aufräumen?«, fragt er gespielt entrüstet. »Elisa liebt doch Ordnung so sehr. Da macht es ihr sicher nichts aus, hier auch für ein bisschen Ordnung zu sorgen.«

So ein Idiot. »Ja, das tue ich«, zicke ich ihn an. »Aber ich bin jetzt erst mal in meinem Zimmer beschäftigt. Du hast doch gehört, was Louisa gesagt hat.«

»Stimmt. Heute bist du mit Aufräumen dran, Joan.« Louisa zwinkert mir zu, dann steht sie auf.

Kale und Jass tun es ihr gleich. »Wir gehen dann auch mal«, sagt Kale.

Jass umarmt mich. »Also dann, sorry noch mal wegen dem vorhin und eine schöne erste Nacht hier. Denk dran, was man in der ersten Nacht im neuen Zuhause träumt, geht in Erfüllung.«

Okay, da bin ich ja mal gespannt.

Als alle weg sind, beginnt Joan tatsächlich, die Pizzakartons einzusammeln und Ordnung zu machen. Er schaltet auf seinem Handy Musik an und beachtet mich nicht weiter, was mir ehrlich gesagt ganz recht ist.

Ich beschließe, kurz an die frische Luft zu gehen und Silvie anzurufen. Sie hat mir bereits ein paar Nachrichten geschickt. Bis jetzt weiß sie ja nur, dass es mit dem Zimmer geklappt hat.

»Bin gleich wieder da«, sage ich in Richtung Küche, wo ich Joan herumhantieren höre, schnappe mir den Schlüssel vom Brett und gehe nach draußen.

Unten auf der Straße angekommen, wähle ich Silvies Nummer. Es tutet nur kurz, bis sie rangeht. »Na, wie geht es dir? Alles eingeräumt?« Ich freue mich immer, wenn ich sie höre.

»Ja, alles fertig. Jetzt stehe ich da und sehe die Sterne an. Das tut gut nach der Anstrengung.«

»Das ist schön. So ein Umzug ist schon nervenaufreibend. Ich hab’s ja glücklicherweise hinter mir, allerdings mit einem gebrochenen Daumen als Andenken. Sieht man bei euch denn die Sterne? Hier ist es gerade ziemlich bewölkt.«

»Bei uns ist der Himmel total klar. Ich hoffe mal, das ist ein gutes Zeichen«, antworte ich, während ich die Straße entlanggehe und mich umsehe.

»Das hoffe ich auch für dich. Und, wie fühlt es sich allgemein so an?«

»Sehr gut. Louisa ist richtig lieb, und ihre Freunde haben mir gleich geholfen. Sie sind wirklich alle gut drauf – bis auf diesen Joan.« Ich seufze.

»Joan?«

»Das ist ein Bekannter von Louisa. Er wohnt für ein paar Tage bei uns und schläft auf dem Sofa im Wohnzimmer. Seinetwegen habe ich sogar ganz kurz überlegt, das Zimmer doch nicht zu nehmen. Wegen der Regel, du weißt schon. Außerdem nervt er bereits jetzt.«

»Ehrlich? Was hat er gemacht?«

»Na ja, er ist ein Kerl. Das ist schon mal Punkt eins. Und er provoziert mich.« Silvie lacht, doch ich fahre unbeirrt fort: »Ehrlich. Schon bei der ersten Begegnung wusste ich, was das für einer ist. Er wollte mir erst das Zimmer wegschnappen. Und dann noch seine flachen Sprüche, damit ist er schon mal unten durch bei mir. Er ist so ein typischer Möchtegern, das kann ich nun wirklich nicht mehr gebrauchen.«

»Das weiß ich, mein Herz. Aber vielleicht ist er doch ganz nett. Bleib ihm gegenüber einfach offen. Und schau hinter die Fassade, du weißt, da verbirgt sich oft mehr, als man glaubt. Sieh doch mal dich selbst an. Und überhaupt, ich weiß, du hast diese Pläne und Regeln, aber nicht alle Kerle sind durch und durch schlecht, so wie Colin.«

Ich zucke mit den Schultern, auch wenn Silvie es nicht sehen kann. »Ja, vielleicht, doch im Moment hab ich auf das alles keine Lust.«

»Das verstehe ich. Hab Geduld und setz dich nicht so unter Druck. Mit der Zeit wird schon alles werden.«

»Meinst du?«