0,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,99 €
Teil 1 von 5 : Serial
Eine Gesamtausgabe erschien unter dem Titel "Alte Leichen: Ein Jesse Trevellian Thriller".
Der New Yorker Ermittler Jesse Trevellian hat es diesmal mit besonders perfiden Morden zu tun...
"Wagen zwölf an Einsatzzentrale, kommen."
"Einsatzzentrale hört, kommen..."
Die Stimmen aus dem Funkgerät klangen verzerrt. Rauschen und Pfeifen überlagerte sie. Der Mann drehte an einem Knopf der vielen Knöpfe des Empfängers herum. Bis er die Frequenz des Polizeifunks exakt eingestellt hatte.
"...eine Tote im Zoo-Restaurant, Captain, wir brauchen die Männer vom Morddezernat, kommen."
"Verstanden, Wagen zwölf, wir informieren den Deputy Inspektor, Ende."
Klar und deutlich klangen die Stimmen jetzt. Der Mann lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. Aus einem ledernen Etui zog er eine filterlose Zigarette und steckte sie sich zwischen die Lippen. '17. Juni', zeigte der Ringkalender auf dem Schreibtisch neben dem Monitor. Ein Weißkopf-Seeadler schwebte über die Mattscheibe - der Bildschirmschoner. Durch die Lamellen der Jalousien vor den Fenstern drang spärliches Licht. Es hatte aufgehört zu regnen.
Der Mann zündete sich die Zigarette an. Im Schein des aufflammenden Feuerzeugs schimmerten seine blauschwarzen Augenbrauen. Und deutlicher waren jetzt die tiefen Falten zu sehen, die sich von den Nasenflügeln zu seinen Mundwinkeln herabzogen. Und die verwachsene Narbe in seiner Kinngrube.
Durch das Chaos von Büchern und Papieren zog er einen schweren Aschenbecher heran. Einen Aschenbecher aus türkisfarbenem Glas und wie eine Muschel geformt. Einige Minuten lang rauchte er schweigend. Auch die Stimmen im Funkgerät auf seinem Schreibtisch schwiegen.
Der Mann zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und nahm ein Stilette heraus. Eine kurze Bewegung mit dem Daumen - klickend sprang die Klinge heraus. Er legte die Zigarette in den Aschenbecher und begann die schwarzen Ränder unter seinen Nägeln herauszukratzen.
Kurz darauf wieder Stimmen aus dem Funkgerät. "Zentrale an Wagen zwölf, kommen."
"Wagen zwölf hört, kommen."
"Der Deputy will Näheres wissen - Alter des Opfers, Verletzungsart, und so weiter, kommen."
"Eine ältere Lady, zwischen sechzig und siebzig. Sie liegt in der Toilette des Zoo-Restaurants. Das Schwein hat ihr die Kehle durchgeschnitten."
In der Serie „Jesse Trevellian“ erschienen bislang folgende Titel (ungeachtet ihrer jeweiligen Lieferbarkeit auf allen Portalen):
Alfred Bekker: Killer ohne Namen
Alfred Bekker: Killer ohne Skrupel
Alfred Bekker: Killer ohne Gnade
Alfred Bekker: Killer ohne Reue
Alfred Bekker: Killer in New York (Sammelband)
Thomas West: Rächer ohne Namen
Thomas West: Gangster Rapper
Thomas West: Richter und Rächer
Thomas West: Die zur Hölle fahren
Thomas West: Alte Leichen
Weitere Titel folgen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Thomas West
Alte Leichen
Ein Jesse Trevellian Roman
Teil 5 von 5
In der Serie „Jesse Trevellian“ erschienen bislang folgende Titel (ungeachtet ihrer jeweiligen Lieferbarkeit auf allen Portalen):
Alfred Bekker: Killer ohne Namen
Alfred Bekker: Killer ohne Skrupel
Alfred Bekker: Killer ohne Gnade
Alfred Bekker: Killer ohne Reue
Alfred Bekker: Killer in New York (Sammelband)
Thomas West: Rächer ohne Namen
Thomas West: Gangster Rapper
Thomas West: Richter und Rächer
Thomas West: Die zur Hölle fahren
Thomas West: Alte Leichen
Weitere Titel folgen
Ein CassiopeiaPress E-Book
© Serienrechte „Jesse Trevellian“ by Alfred Bekker
© 2000 des Romans by Author
© 2013 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
*
"Der Staatsanwalt hat sich gefreut, Canter." Die Hände in den Hosentaschen vergraben, stand Orry hinter dem Stuhl des Mannes. "Über all die schönen Sachen, die wir in Ihrem Apartment gefunden haben." Die Schultern des Mannes sanken nach unten, er seufzte laut.
Orrys und Steves Stimmen Stimme drangen aus den Lautsprechern über der Sichtglasfront vor dem Verhörzimmer. Und manchmal auch die Stimme Virgil Canters - des Mannes, den wir auf dem Bahnsteig an der Spring Street verhaftet hatten. Er sagte nicht viel, und wenn er etwas sagte, war es, als würde man eine Schallplatte auflegen, die einem zum Hals heraushing, weil man sie schon viel zu oft gehört hatte.
"Ein Funkgerät, das auf FBI-Frequenz eingestellt ist, zum Beispiel." Jetzt ergriff Clive das Wort. Er saß Canter gegenüber am kleinen Tisch im Verhörzimmer. "Videoaufnahmen von den Tatorten und mitgeschnittene Nachrichten über die Morde..."
Zusammen mit dem Chef, Jennifer Johnson und Fred LaRocca beobachteten wir das Verhör. Jonathan D. McKee hatte seine Tarnung als Lockvogel für diesen Tag abgelegt. Das Verhör Canters schien ihm wichtiger zu sein.
"Natürlich reiner Zufall, was, Canter?" Orry beugte sich über die Schulter des Mannes. "Man zappt sich so durch die vierundachtzig Programme, nimmt hier was auf, nimmt dort was auf - und plötzlich hat man Nachrichten über sieben Morde auf dem Band, Morde die von ein und dem selben Mann begangen wurden..."
"Wie oft soll ich Ihnen noch sagen...!" Canter platzte mal wieder Kragen. "Ich wollte...!"
"Man spaziert so vor sich hin im Städtchen", unterbrach Orry ihn. "Filmt hier ein wenig, filmt dort ein wenig, und plötzlich hat man halt den einen oder anderen Ort auf dem Video, an dem zufällig ein Mensch ermordet wurde..."
"Ja!!", brüllte Canter los. "Ja! Ich hab aus den Nachrichten von den Morden gehört...!"
"...und es gibt ja so viele Polizisten in Manhattan", fuhr Orry ungerührt fort. "Da kann es schon mal vorkommen, dass sie einem vor die Kamera laufen."
Er ging um den Gefangenen herum, baute sich vor ihm auf und hob die Stimme. "Reiner Zufall, dass sie dabei genau in den Mordfällen ermitteln, von denen die Nachrichtenmitschnitte auf Ihren Videos berichten, Canter, nicht wahr...?!"
"...ich geb zu, ich hab euch im Funkgerät belauscht!" Virgil Canter hob wie flehend beide Arme. "Deswegen bin ich vor der Kirche aufgetaucht und auf der Brücke, nur deswegen...!" Der Mann war am Ende seiner Nervenkraft. "Ich bring doch niemanden um, verdammt noch mal!" Zwei Tage mit etwa achtzehn Vernehmungsstunden lagen hinter ihm.
"...und reiner Zufall auch, dass Sie die Tatorte gefilmt haben." Orry stützte sich auf den Tisch und die Canters Stuhllehne. "Ich meine - so ein Parkhaus ist schon eine geiles Motiv. Da geht man schon mal aufs oberste Parkdeck, um dort alles ganz genau zu filmen...!" Seine und Canters Stirn berührten sich fast. "Geben Sie's doch zu, Canter - Sie wollten den Ort filmen, an dem Sie Kathleen Hershel ermordet haben...!"
"Nein...!!"
"Geben Sie's doch zu, Kanter!" Jetzt schrie auch Orry. "Sie fanden es stark uns zuzusehen, wie wir neben Marc McKenzies Leiche standen und uns den Kopf zerbrachen...!"
"Nein! Nein...!"
"Die Menschenansammlung vor den Gräbern - Ihr Werk, Canter! Sie haben die Leute auf die Beine gebracht! Sie standen dabei, keine wusste es, und Sie habens genossen!"
"Nein!" Canter warf sich mit dem Oberkörper auf den Tisch. "Nein! Nein!" Er hämmerte mit der Stirn gegen seine Arme.
"Geben Sie's doch endlich zu, Mann!" Clive war wieder an der Reihe. "Der Staatsanwalt glaubt, dass es keinen allzu langen Prozess geben wird: Die vielen Bücher über Serienmörder in ihren Regalen, die Dokumentation der Morde in den Dateien ihrer Festplatte, die Messer, die Pistole, die Videos, die Zeitungsausschnitte..."
Clive lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf.
"Die Sache ist gelaufen, Canter. Hören Sie endlich auf, Ihre Show hier abzuziehen! Sie können jetzt nur noch den Schaden begrenzen. Der Staatsanwalt meint, ein Geständnis könnte die Geschworenen milde stimmen..."
"Ich war's nicht, ich war's nicht", jammerte Canter ohne den Kopf zu heben. "Ich wollte über die Morde schreiben..., ich wollte berichten, weiter nichts..."
"...und tauchen genau zu dem Zeitpunkt auf dem City Hall Park auf, als im Woolworth Center William Allenby ermordet wird!", rief Orry.
"Zufall!", schrie Canter. "Reiner Zufall...!"
Kopfschüttelnd wandte Orry sich von ihm am. "Erzählen Sie uns von dem Zufall, der Ihnen Allenbys Wagenschlüssel in die Hände gespielt hat!", sagte Clive.
Der Chef stand auf und schaltete den Außenlautsprecher ab. "Er bleibt bei seiner Version", sagte er resigniert. "Auf sein Geständnis warten wir an Weihnachten noch."
"Er lügt gut", sagte Fred LaRocca.
"Er lügt ohne Sinn", sagte Jennifer Johnson. "Die Fakten sprechen gegen ihn."
"Vergiss die Fingerabdrücke nicht." Ich hockte noch immer auf meinem Stuhl und betrachtete meine Kollegen und Canter hinter der Glasscheibe. Ihre Stimmen waren kaum noch zu hören. "Canters Fingerabdrücke stimmen nicht mit denen auf der Coladose und in Mrs. Hershels Wagen überein."
"Wenn meine Theorie von zwei Killern stimmt, würde Canter das nicht entlasten." Die Arme vor der Brust verschränkt blieb der Chef vor der Glasfront stehen. Auch sein Blick ruhte nachdenklich auf Canter. "Dann müssen wir ihm die anderen Morde nachweisen."
"Das dürfte nach den vorliegenden Fakten nicht schwer sein", sagte ich. Ganz wohl war mir nicht. Die Geschichte, die uns Canter seit zwei Tagen in immer neuen Variationen auftischte, hatte etwas für sich.
Er war Journalist bei den Daily News und beschäftigte sich angeblich seit zwei Jahren mit Serienmördern. Und genauso lange - so behauptete er - läge er auf der Lauer, um endlich auf aktuelle Serienmorde zu stoßen. Angeblich plante er eine Reportagenreihe für ein großes Wochenmagazin und ein Buch über einen Serienmörder. Und angeblich war er scharf auf den Pulitzerpreis.
"Er hat kein Alibi - für keinen der sieben Morde", sagte Fred LaRocca.
"Was sagen wir der Presse, Sir?", wandte ich mich an Jonathan D. McKee. "Bleiben wir bei unserer Version?"
Wir hatten am Vortag eine Presseerklärung herausgegeben, nach der mit Canter der sogenannte Seniorenkiller gefasst worden war. Sogar, dass seine Fingerabdrücke mit denen auf der Coladosen und Mrs. Hershels Wagen übereinstimmten, stand darin zu lesen.
Natürlich ein Täuschungsmanöver. Wir wollten die Wogen glätten und vor allem einen möglichen zweiten Täter in Ruhe wiegen. Die Ermittlungen liefen nach wie vor auf Hochtouren.
"Angenommen, meine These stimmt -" Der Chef wandte sich von der Sichtscheibe ab. "- und es gibt tatsächlich zwei Täter, und weiter angenommen, wir hätten mit Canter den Haupttäter erwischt - wie verhält sich der Trittbrettfahrer jetzt?"
"Er hat in der Zeitung gelesen, dass wir den Killer geschnappt haben", sagte Jennifer Johnson. "Folglich läuft niemand mehr frei herum, dem er seine Morde in die Schuhe schieben könnte, folglich wird er aufhören, zu morden." Fred und ich nickten.
"Dann gäbe es also keinen Grund, unsere Presseerklärung zu widerrufen", sagte der Chef. "Aber angenommen, es ist genau umgekehrt, und wir hätten mit Canter den Trittbrettfahrer erwischt, und der Haupttäter würde noch frei herumlaufen - wie reagiert er auf die Zeitungsmeldung von heute?"