Alzheimer - Auf der Suche nach der Wahrheit - Thomas Meier - E-Book

Alzheimer - Auf der Suche nach der Wahrheit E-Book

Thomas Meier

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Beschreibung

Alzheimer ist eine bedrückende Krankheit, die Betroffenen und Angehörigen zahlreiche Ängste und Schwierigkeiten bereitet. Gleichzeitig stellt sie die Medizin vor ein großes Rätsel und wirft Fragen auf, die bis heute nicht eindeutig beantwortet werden konnten. Obwohl Alzheimer in unserer Bevölkerung eher als eine Krankheit der älteren Generation gilt, war Thomas Meier bereits in jungen Jahren von den Symptomen betroffen. Er kämpft mit gesundheitlichen Problemen, die unter anderem Gedächtnisschwierigkeiten verursachen. Nach einer Vielzahl von erfolglosen Besuchen bei verschiedensten Ärzten, beginnt er selbst in einem langwierigen Prozess nach Lösungen gegen den geistigen Verfall zu suchen. Seine Erfahrungen und die Ergebnisse seiner Recherchen stellt er ausführlich in diesem Buch dar.

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Seitenzahl: 253

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 3

Einleitung 4

Das Gehirn 10

Magnesium 13

Eisen 14

Zink 15

LipiDiDiet 16

Eiweiß 18

Glutamin 19

Phenylalanin 20

Threonin 21

Prolin - Lysin 22

Histidin 23

Glycin 24

Carnitin 25

Arginin 26

BCAAs 27

Myelin 29

Vitamin B12 32

Homocystein 34

Folsäure 35

Oxidativer Stress 38

Alpha-Liponsäure 43

Die vaskuläre Demenz 44

Omega-3-Fettsäuren 48

Vitamin D 53

Vitalstoffe 58

Fleisch 62

Langlebigkeit auf Okinawa 65

Alzheimer: Falsche Theorien - Falsche Medikamente 68

Nonnenstudie 70

Arzneimittel 75

Neuroleptika 77

Statine 78

Schlaftabletten 84

Säureblocker 86

Hormone im Darm 91

Autophagie 93

Dale Bredesen 95

Hippocampus 97

Myokine 101

Die Hypophyse 106

Das Wachstumshormon (STH oder HGH) 108

Diabetes Typ II 112

Zucker 118

Testosteron 122

Cortisol 126

Eigene Erfahrungen 129

Die Depression 156

Der Siegesszug der Antidepressiva 161

So wirken Anti-Depressiva 168

ADHS 176

Drogen 186

Alkohol 188

Parkinson und Alzheimer-Medikamente 193

Eigene Erfahrungen 2011 - 2018 202

Mary Newport 215

NADH 217

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2023 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99131-005-1

ISBN e-book: 978-3-99131-006-8

Lektorat: Lucas Drebenstedt

Umschlagfotos: Skypixel, Burgstedt | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Gustavo Vicente Nieto Perez

www.novumverlag.com

Einleitung

In insgesamt 99,9 Prozent der Zeit, die die Menschheit diesen Planeten bewohnt, lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei nur 30 Jahren. Auch wenn dies in der heutigen Zeit für uns alle kaum denkbar ist, war dies lange Zeit Realität und alt zu werden die absolute Ausnahme. Wurden unsere Vorfahren nicht von Löwen zum Frühstück verspeist, so starben sie oftmals schon in jungen Jahren an der Folge einer bakteriellen Infektion oder einer Viruserkrankung. Heutzutage ist es schwer vorstellbar, dass noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine einfache Wundinfektion den Tod bedeuten konnte. Doch tatsächlich haben damals nur diejenigen überlebt, die das stärkste Immunsystem hatten. Heute hingegen können auch Menschen mit einem schwachen Immunsystem ein ansehnliches Alter erreichen. Medizin, Technik, Hygiene und all das was sich der Mensch im Laufe der Zeit gegen Pest, Cholera und andere Krankheiten einfallen ließ, haben der Menschheit zusätzliche Jahrzehnte geschenkt. Wir werden immer älter. In den vergangenen einhundert Jahren hat sich unsere Lebenserwartung statistisch gesehen nahezu verdoppelt. Aber wir zahlen einen hohen Preis dafür. Unsere Leistungsfähigkeit lässt mit jedem gewonnenen Lebensjahr nach und alles wird schwerer für uns. Alltägliche Dinge, die in jungen Jahren selbstverständlich von der Hand gingen, sind irgendwann nicht mehr oder nur noch sehr schwerfällig zu bewältigen. Auch der Verstand schwindet mit zunehmendem Alter mehr und mehr und auf einmal geht es nicht mehr. Der Mensch - Pflegefall. Diese Erscheinung ist zweifellos eine der größten Schreckensvorstellungen für jeden von uns und daher ist es nicht verwunderlich, dass wir diese gerne weit von uns weg schieben.

Meine Mutter ist zunächst an Parkinson erkrankt, später dann an Alzheimer. Wer in seinem Leben jemals einen dementen Verwandten begleitet hat, der weiß, was diese Diagnose bedeutet. Die Sprache der Erkrankten beschränkt sich üblicherweise nur noch auf wenige Wörter oder versiegt ganz. Demenzkranke sind bei den meisten Verrichtungen des täglichen Lebens auf Hilfe von anderen Menschen angewiesen. Essen zubereiten, Haare kämmen oder ein Bad nehmen sind oftmals selbstständig nicht mehr möglich. Hinzukommen können weitere Einschränkungen wie Schwierigkeiten beim Kauen, Schlucken und Atmen sowie Versteifungen der Gliedmaßen. All das sind typische Alzheimer-Symptome, die im Spätstadium auftreten.

Besonders in der letzten Phase der Krankheit sind die Betroffenen stark pflegebedürftig. Sie fallen auf den Stand eines Babys zurück und müssen beispielsweise wieder Windeln tragen. Für diejenigen Personen, die den Betroffenen in dieser Zeit beistehen ist es nur schwer zu akzeptieren, was mit den Angehörigen passiert.

Statistisch gesehen verdoppelt sich ab dem 60. Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken alle fünf Jahre. 90 Prozent der Demenz-Patienten sind älter als 75 Jahre. Daraus lässt sich schließen, dass das Alter der größte Risikofaktor für Demenz ist. Doch auch wenn die Zahl der Demenzerkrankungen mit dem Alter stetig steigt, gibt es durchaus Menschen, die bereits in jungen Jahren an einer Demenz erkranken. Bereits im Alter von 45 bis 65 Jahren sind in Deutschland zwischen 20.000 und 24.000 Menschen von dieser Krankheit betroffen. Der jüngste Alzheimer-Patient erkrankte laut Wikipedia mit 27 Jahren und starb wenige Jahre später im Alter von 33 Jahren. Tatsächlich sind aber schon Kinder davon betroffen. In Deutschland sollen ca. 700 Jungen und Mädchen an Kinderdemenz leiden.

Dr. Richard Taylor war Psychologieprofessor und 58 Jahre alt, als er 2001 die Diagnose „Alzheimer“ bekam. 2011, vier Jahre vor seinem Tod, sagte er über seine Erkrankung: „Die vergangenen zehn Jahre habe ich mit der Diagnose Demenz, wahrscheinlich vom Typ Alzheimer, gelebt. So jedenfalls hat mir das ein Arzt vor zehn Jahren gesagt. Und obwohl weder meine Frau, noch mein Bruder oder ich selbst uns bis heute daran erinnern können, was er außer diesen lebensverändernden Worten noch gesagt hat, bin ich doch ziemlich sicher, dass er nicht erzählt hat, dass seine Worte für mich den Beginn des langen Lebewohls markieren würden. Ich bin auch ziemlich sicher, dass er nicht gesagt hat, dass die Alzheimerkrankheit mir die Seele rauben wird. Ich bin ziemlich sicher, er hat nicht gesagt, dass ich zwei Mal sterben werde. Ich bin ziemlich sicher, er hat nicht gesagt, dass ich zur Hülle meines früheren Selbst werde, wenn ich mich dem Ende meines Lebens nähere. Ich bin mir ziemlich sicher, er hat nicht gesagt, ich würde mich in eine Schildkröte verwandeln, die verbrannt und deren Panzer zum Trocknen zurückgelassen wurde, in einem Rollstuhl sicher verwahrt und auf die Winde der Zeit wartend, die meine Hülle in einen Staubhaufen verwandeln, damit sie begraben werden kann.“1

Alzheimer ist eine Krankheit, die zum Tode führt. Die Zeitspanne zwischen Diagnose und Tod kann dabei von drei bis zu zwanzig Jahren betragen. Im Allgemeinen gilt: Je später im Leben die Erkrankung auftritt, desto kürzer ist der Alzheimer-Verlauf.

Auguste Deter war die erste Alzheimer-Patientin. Sie war erst 51 Jahre alt. Ihr Mann brachte sie im Jahr 1901 wegen mysteriöser Symptome in die Irrenanstalt. Im Jahr 1906 starb sie jämmerlich an Auszehrung. Als nach ihrem Tod ihr Gehirn untersucht wurde, entdeckte man dort Eiweißablagerungen. Diese Eiweißablagerungen sind bis heute charakteristisch für die „Krankheit des Vergessens“.

Ich beschäftige mich mit dem Thema Gedächtnisschwund seit über 20 Jahren, zunächst gelegentlich und nunmehr seit bereits 10 Jahren intensiv. Da ich selbst schon als Kind Probleme mit meinem Erinnerungsvermögen hatte und mit Anfang 30 meine Gedächtnisleistung rapide nachließ, begann ich dieser Thematik nachzugehen. Wie wahrscheinlich jeder, bin ich als erstes den Weg über die Schulmedizin gegangen. Da mir diese nicht helfen konnte (wollte), bin ich selbst aktiv geworden. Ich habe mich unter anderem mit hirnrelevanter Ernährung befasst und allerlei Nahrungsergänzungsmittel zu mir genommen. Erfahrungen habe ich dabei insbesondere mit Hormonen gemacht, deren Wirkung erstaunlich war. Hormone gehen dem Menschen bekanntermaßen im zunehmenden Alter aus. Daher sind es auch diese kleinen Helferlein, die uns letzten Endes „welken“ lassen, wenn sie uns fehlen. Das wurde schon im Jahr 1990 von Dr. Rudman bewiesen. Durch die Gabe des Wachstumshormons an ältere Männer konnte er zeigen, dass dieses Hormon eine absolut verjüngende Wirkung hat.

Was sind Hormone? Sie sind die Generäle im Stoffwechsel und der Schlüssel zu allem, was in unserem Körper geschieht. Es sind chemische Botenstoffe, die Befehle geben. Sie gehen zu einer Zelle, loggen sich in ihren Rezeptor ein und sagen der Zelle, was sie machen soll. Der Begriff Hormon stammt aus dem Griechischen und bedeutet antreiben oder erregen.

Hormone wirken leistungssteigernd. Befragen Sie dazu Radprofis, Skilangläufer oder Profischwimmer, die wissen es genau. Und was denken Sie, warum fällt es gerade älteren Menschen immer schwerer, die Treppen hochzugehen? Gerade die ältere Generation spricht gerne davon, dass die alten Knochen nicht mehr so wollen wie früher.

Ich habe Kraftlosigkeit so oft in meinem Leben erlebt, dass ich ganz klar sagen kann, es ist nicht nur das Alter selbst, welches unsere Leistungsfähigkeit herabsetzt.

Unser Leben beginnt mit einer einzigen Zelle, der befruchteten Eizelle. Durch ständig wiederholte Zellteilung entstehen schließlich knapp 100 Billionen Körperzellen. Zellen organisieren sich zu bestimmten Geweben, Organen und Körpersystemen. Unabhängig davon, wie lange wir bereits leben, sind unsere Körperzellen im Durchschnitt nicht älter als zehn Jahre. Schon nach drei bis vier Jahren hat sich fast der gesamte Zellvorrat eines Menschen einmal erneuert. Es entsteht folglich ein - zumindest molekular - erneuerter Mensch. Wie kann man in diesem Zusammenhang von alt sein sprechen?

Pro Sekunde bastelt der Organismus aus Baustoffen der Nahrung 10 Millionen neue Zellen. Alle fünf Tage wird durch diesen Prozess zum Beispiel die Magenschleimhaut komplett erneuert. Das Fettgewebe wird alle drei Wochen ausgetauscht. Rote Blutkörperchen halten drei Monate und eine Hautzelle lebt höchstens 14 Tage. Knochenzellen brauchen dagegen etwas länger. Sie benötigen für ihre Erneuerung ganze 25 - 30 Jahre. Unsere Muskelzellen werden nie älter als 15 Jahre.2

Eine Muskelzelle tut ihr Leben lang das, was sie kann, sie zieht sich zusammen. Dabei ist es vollkommen egal, wie alt sie ist. Um zu funktionieren benötigen Zellen Energie aus der Nahrung, Sauerstoff und einen Befehl (Reiz). Damit unsere Zellen ihre Arbeit erledigen können benötigen sie Botenstoffe, diese nennen sich Neurotransmitter oder Hormone. Ohne sie geht gar nichts.

Botenstoffe sind an der Entstehung unserer Gefühle beteiligt.

Ob wir Freude empfinden, glücklich oder unglücklich sind, ist nach heutigem Wissensstand maßgeblich von vier Botenstoffen abhängig: Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin.

Ich habe durch meine Recherchen und Erfahrungen, die ich im Laufe der Jahre gemacht habe, sicherlich nicht den „Heiligen Gral der Jugend“ gefunden, aber ich habe erlebt, dass wir dem körperlichen und geistigen Verfall keineswegs hoffnungslos ausgeliefert sind.

1 Demenz Support Stuttgart: Zentrum für Informationstransfer. Abgerufen am 3. Dezember 2021 unter https://www.demenz-support.de/ueber-uns/veranstaltungsarchiv/2011/wir-wollen-mitreden/?search_highlighter=richard+taylor.

2 Vgl. Meine Moleküle - Deine Moleküle. Abgerufen 2017 unter http://meine-molekuele.de.

Das Gehirn

Unser Gehirn enthält ungefähr 100 Milliarden Gehirnzellen. Diese Gehirnzellen sind über etwa 100 Billionen Kontaktstellen – die sogenannten Synapsen – miteinander verknüpft.

Das Grundprinzip: Eine Nervenzelle (Neuron) besteht aus drei Grundelementen. Das erste ist der Zellkörper. Er bildet die „Schaltzentrale“ des Neurons. An dem Zellkörper befinden sich zwei Arten von Fortsätzen, die Dendriten und das Axon. Eine Nervenzelle besitzt viele Dendriten, aber nur ein einziges Axon. Die Dendriten nehmen elektrische Impulse von anderen Nervenzellen auf und übertragen diese auf den Zellkörper. Die Impulse enthalten Informationen, welche in der Zelle verarbeitet werden. Der Zellkörper erzeugt daraufhin Ausgangssignale, welche über das oft weitverzweigte „Ausgangskabel“, das Axon, weitergeleitet werden. Auf seiner gesamten Länge funktioniert das Axon hauptsächlich als eine Art elektrisches Kabel mit der Funktion, das Signal weiterzuleiten. Sobald das elektrische Signal das Ende des Axons, die Synapse, erreicht, werden Neurotransmitter freigesetzt. Neurotransmitter sind die Botenstoffe des Nervensystems. Sie docken an Rezeptoren anderer Neuronen an und wirken dort entweder erregend oder hemmend. Durch diesen Vorgang stimulieren sie weitere Neuronen. Umgangssprachlich wird auch davon gesprochen, dass eine Nervenzelle feuert. Dies kann sie in einer Sekunde bis zu 500mal.

Über 100 verschiedene Botenstoffe sind inzwischen bekannt. Jeder Rezeptor ist auf einen bestimmten Neurotransmitter spezialisiert, wie ein Schlüssel und ein passendes Schloss. An einem Neuron können hunderte bis tausende Synapsen anderer Nervenzellen angedockt sein. Die Synapsen sind somit die zentralen Schaltstellen der Informationsübertragung im Gehirn. Insgesamt knapp 100 Milliarden Neuronen müssen ununterbrochen miteinander kommunizieren, damit wir fühlen, handeln und denken können. In Millisekunden finden an tausenden Zellen komplexe chemische und elektrische Prozesse statt – für eine einzige (sinnvolle) Handlung. Bei Lernprozessen nimmt die Zahl der Rezeptoren zwischen den beteiligten Nervenzellen noch weiter zu. Die Informationsübertragung wird so zunehmend verstärkt und es werden neue Verknüpfungen im Gehirn ausgebildet. Kurz gesagt: All das, was mit Lernen oder Gehirnentwicklung zu tun hat, beruht auf einer Zunahme von Rezeptoren und einem Wachstum bzw. einer Veränderung der Verbindungen zwischen den Nervenzellen.

Wussten Sie, dass bei der Alzheimer-Krankheit als erstes die Synapsen zerstört werden? Die Nervenzellen selbst gehen erst viel später zugrunde. Zu Beginn der Krankheit sind die Synapsen nicht sofort komplett zerstört, sondern zunächst nur angeschlagen. Sie sind leer und schlaff, weil keine Informationen mehr bei ihnen ankommen. Im Laufe der Erkrankung gehen folglich zunächst die Verbindungen zwischen den Neuronen verloren, später sterben dann ganze Nervenzellen ab. Ohne Informationen können Zellen nicht überleben. In schweren Fällen von Alzheimer kann das Gehirn auf ein Drittel seines ursprünglichen Volumens schrumpfen.

Gibt es heutzutage Mittel, die es möglich machen, einen geistigen Verfall aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen? Sollte dies der Fall sein, würde die Alzheimer-Forschung dies doch gewiss bereits entdeckt oder gar erforscht haben.

Im Jahr 2020 hat die Botschafterin der Alzheimer Forschung Initiative e.V., in einem Vortrag erläutert, dass es keine Erfolgsgeschichten bei Alzheimer gibt. Es gibt keinen einzigen Überlebenden. Bei Alzheimer gibt es niemanden, der sagt, schaut her, mir ging es schlecht, ich habe eine harte Therapie hinter mir, aber heute geht es mir wieder gut und ich kann noch ein paar Jahre meines Lebens genießen.3Aus Sicht der Schulmedizin mag dies auch stimmen. Es ist mit Medikamenten bisher nicht gelungen, dem Gedächtnisschwund entgegenzuwirken. Doch ich sage klar, es geht. Mit dem heutigen Wissen ist es möglich einen geistigen Verfall zu stoppen und bis zu einem gewissen Grad wieder rückgängig machen. Grundvoraussetzung hierfür ist, dass unser Gehirn mit allen hirnrelevanten Stoffen versorgt wird. Da ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass bestimmte Moleküle bei einem Arztbesuch nicht untersucht werden, möchte ich im Folgenden darauf eingehen.

3 Vgl. Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Abgerufen am 25. Juli 2020 unter https://www.alzheimer-forschung.de/aktuelles/meldung/laut-werden-fuer-diejenigen-die-es-nicht-mehr-koennen-vortrag-von-unserer-botschafterin-okka-gundel/.

Magnesium

Magnesium spielt eine Schlüsselrolle in der Regulation von Botenstoffen, die unsere Stimmung beeinflussen. Es wirkt auf Nervenzellen beruhigend und beugt unter anderem Nervosität vor. Magnesium ist zudem wichtig für die Energiegewinnung und -bereitstellung im Gehirn. Es regt bei hoher Dosierung den Aufbau neuer Gehirnverbindungen an und aktiviert Signalmoleküle, die entscheidend am Lernprozess beteiligt sind. Auch auf die Blutgefäße wirkt sich Magnesium positiv aus. Es sorgt dafür, dass sie elastisch und dehnbar bleiben. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang von Magnesium-Mangel und Demenz.4

4 Vgl. Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V. Abgerufen 2021 unter https://www.magnesium-ges.de/index.php/de/vortragsabstracts/20-36-symposium-der-gesellschaft-fuer-magnesium-forschung-e-v/121-demenzentwicklung-bei-chronischem-magnesiummangel-und-pathologischer-gefaesssteifigkeit-eine-praktikable-prognostische-und-therapeuti.

Eisen

Eisen gehört zu den wichtigsten Stoffen einer guten Energieversorgung. Ohne dieses Spurenelement funktioniert der Sauerstofftransport in das Gehirn nicht reibungslos. Zudem ist Eisen an der Bildung von Nervenbotenstoffen beteiligt. Steht Eisen bei diesem Prozess nicht zur Verfügung, zeigen sich unmittelbare Auswirkungen auf unser Denkvermögen und Verhalten.

Zink

Zink spielt eine wichtige Rolle im Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel, bei dem Aufbau der Erbsubstanz und bei dem Zellwachstum. Es ist unverzichtbar für die Funktion des Immunsystems sowie verschiedener Hormone. Da dieses Spurenelement im Körper nicht gespeichert werden kann, ist eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr sehr wichtig. Depressionen, Aggressivität sowie Angstzustände können gravierende Folgen sein, wenn Zink im Gehirn nicht in ausreichender Menge vorhanden ist. Diese Tatsache ist bereits seit 50 Jahren bekannt. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt haben herausgefunden, was genau Zink im Gehirn bewirkt. Zink-Ionen tragen dazu bei, Nervensignale an den Synapsen zu regulieren. Sie sorgen dafür, dass der Körper Befehle oder Reflexe des Gehirns fehlerfrei verarbeiten kann.5

5 Vgl. Portal für organische Chemie. Abgerufen am 12. September 2021 unter https://www.organische-chemie.ch/chemie/2006dez/zink.shtm.

LipiDiDiet

Laut einer EU-Studie könnten Nahrungsergänzungsmittel vor allem eine wichtige Rolle für eine gute Gesundheit der alternden Bevölkerung spielen. Das LIPIDIDIET-Projekt, das im März 2015 abgeschlossen wurde, untersuchte, ob sich der Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung in einem frühen Stadium mit der Einnahme eines speziellen Nährstoffgemischs verzögern lassen kann.

Wissenschaftler rekrutierten für diesen Zweck Alzheimer-Patienten, die sich im Anfangsstadium der Krankheit befanden, um die Wirksamkeit einer Flüssignahrung mit dem Namen „Souvenaid“ zu prüfen. Dieses Nährstoffgemisch soll im Gehirn die Bildung neuer Synapsen fördern. Die Nährstoffkombination besteht aus langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Phospholipiden, Cholin, B-Vitaminen (B6, B12 und Folsäure), Vitamin C und E, Selen und Uridinmonophosphat. Nach drei Jahren Behandlungszeit zeigten sich weitgehende Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern und der Kontrollgruppe. Bei den Patienten, die das Nährstoffgemisch einnahmen, schrumpften die Gehirne der von Alzheimer betroffenen Probanden um 20 Prozent weniger als bei der Vergleichsgruppe. Der Veränderungsprozess im Gehirn konnte also eindeutig verlangsamt werden. Eine noch wichtigere Erkenntnis war, dass die Hirnleistung während der drei Jahre zwischen 40 bis 70 Prozent weniger nachließ als bei den nicht behandelten Teilnehmern. Die positive Wirkung der Behandlung zeigte sich besonders deutlich bei denjenigen Patienten, die in einem sehr frühen Alzheimer-Stadium mit der Behandlung beginnen konnten.

Nährstoffe scheinen also eine zentrale Rolle bei der Reduzierung des neurodegenerativen Prozesses bei Alzheimer zu spielen. Dies deutet auf einen besonderen Ernährungsbedarf bei Personen, die an Alzheimer erkrankt sind, hin.6

Wozu werden Studien dieser Art gemacht? Und vor allem, was davon kommt in den Arztpraxen an? In der S3-Leitlinie „Demenzen“ steht über diese Nahrungsergänzung: „Souvenaid wird nicht von den Krankenkassen erstattet. Die sichere Bewertung der Wirksamkeit von Souvenaid auf die Gedächtnisfunktionen bei der leichten Alzheimer-Demenz kann basierend auf den aktuellen Studien noch nicht vorgenommen werden. Hinweise für Wirksamkeit auf Alltagsfunktionen oder Wirksamkeit bei der mittelschweren Demenz finden sich nicht.“7

6 Vgl. idw. Abgerufen am 4. Februar 2021 unter https://idw-online.de/de/news756831.

7 S3-Leitlinie „Demenzen“ (Langversion – Januar 2016). (2016). https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/ade50e44afc7eb8024e7f65ed3f44e995583c3a0/S3-LL-Demenzen-240116.pdf.

Eiweiß

Ein wichtiger, wenn nicht gar der Wichtigste Bestandteil aus der Nahrung, ist Eiweiß. Zwar kann unser Körper aus Eiweiß keine Energie gewinnen, aber dieser Stoff ist der Anfang allen Lebens. Um zu leben, müssen in unserem Körper ständig neue Zellen produziert werden, die die alten und verbrauchten ersetzen. Eiweiß bildet dabei das Baumaterial. Für den Prozess der Zellbildung erhält der genetische Apparat den Befehl neue Zellen zu produzieren. Hormone dringen in die Zellen ein, legen sich an die DNA und befehlen ihr, sich zu teilen. Für diesen Vorgang muss die Erbsubstanz exakt verdoppelt werden. Ohne Eiweiß, d.h. ohne Baumaterial ist die Bildung einer neuen Zelle nicht möglich. Eiweiß hält unser Immunsystem instand. Zudem werden aus diesem Stoff die meisten Hormone gebildet.

Eiweiß selbst setzt sich auch verschiedenen Bausteinen zusammen, den Aminosäuren. Sie sind die zentralen Bausteine unseres Körpers und Stoffwechsels. Aminosäuren sind besonders wertvoll für das Gehirn, weil sie eine wichtige Funktion bei der Kommunikation der Nervenzellen einnehmen und neue Verbindungen zwischen diesen entstehen lassen. Ohne Aminosäuren funktioniert unser Gehirn nicht.

Im menschlichen Körper sind 21 Aminosäuren nachgewiesen. Von diesen kann der Körper 13 selbst bilden. Acht wiederum gelten als essentiell. Deren Bildung ist unserem Organismus nicht möglich, das heißt, wir müssen sie mit der Nahrung aufnehmen.

Glutamin

Glutamin ist eine für den Menschen nicht essentielle Aminosäure. Der Körper kann diese Aminosäure selbst bilden. Bei einem bestehendem Mangel kann Glutamin zusätzlich durch die Nahrung aufgenommen werden. Glutamin stimuliert die Ausschüttung des Wachstumshormons. Damit unterstützt es die Regeneration des Körpers – vor allem im Schlaf. Zudem wird Glutamin für den Aufbau von Botenstoffen im Gehirn benötigt.

Phenylalanin

Die essenzielle Aminosäure Phenylalanin wirkt mit bei der Bildung von Neurotransmittern. Phenylalanin wird zunächst zu Tyrosin, anschließend zu Dopamin und später zu Noradrenalin, bevor es letztlich zu Adrenalin umgewandelt wird. Noradrenalin gilt als „Dünger für das Gehirn“, da unter Einfluss dieses Hormones schneller Dendriten und Synapsen wachsen können. Forscher konnten aufzeigen, dass Menschen mit hohem Adrenalinspiegel im Blut schneller Informationen aufnehmen und abspeichern können.8

8 Vgl. Braineffect. Abgerufen am 12. September 2021 unter https://www.brain-effect.com/magazin/phenylalanin-stresstoleranz.

Threonin

Diese Aminosäure wirkt auf die Blutgefäße ein und hält die Gefäße offen. Somit hat Threonin einen entscheidenden Anteil daran, dass die Gefäße bis ins hohe Alter nicht „verkalken“ und der Blutfluss nicht eingeschränkt wird.

Prolin - Lysin

Die Aminosäure Prolinkann von dem menschlichen Organismus aus Glutaminsäure hergestellt werden. Sie gilt daher als nicht-essenziell. Prolin schützt unsere Zellen vor Stress, UV-Strahlung, Kälte und toxischen Schwermetallen. Die Aminosäuren Lysin und Prolin sind gemeinsam Regulatoren und Stabilisatoren des genomischen Profils, sprich der Erbinformation in der Zelle. Darüber hinaus sind diese beiden Eiweißbausteine Treibstoffe für die Zellen des Bindegewebes. Prolin verbindet die Neuronen des Gehirns mit den sogenannten Glia-Zellen des Gehirns. Zusammen bilden sie das Glia-Neuronen-Gehirn.

Gerade bei langwierigen Erkrankungen und im Alter reicht die körpereigene Prolinsynthese aber nicht immer aus. Bei einem Prolinmangel ist die Kommunikation zwischen diesen Arealen gestört. Das hat wiederum Auswirkungen auf das Dopamin- und Serotonin-System des Gehirns.

Histidin

Histidin ist wichtig für den Aufbau des roten Blutfarbstoffs, der Sauerstoff transportiert. Je mehr Histidin vorhanden ist, desto leistungsfähiger sind Körper und Geist.

Glycin

Im Zentralnervensystem dient Glycin als Neurotransmitter. Glycin ist folglich an der Regulierung der Bewegungsabläufe beteiligt. Im Gehirn wirkt Glycin als Co-Agonist an Glutamatrezeptoren und hat deshalb einen positiven Einfluss auf Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen. Glycin ist an zahlreichen Entgiftungsreaktionen beteiligt und wirkt antioxidativ. Es hat eine positive Wirkung auf die Hypophyse, indem es die Bildung von Wachstumshormonen fördert.

Carnitin

Carnitin übernimmt im Körper zahlreiche Funktionen. Es dient als Stimmungsaufheller, unterstützt viele Gehirnfunktionen und sorgt für eine erhöhte Stressresistenz. Carnitin trägt wesentlich zur Energiegewinnung bei, indem es Fettsäuren in die „Kraftwerke“ der Zellen (Mitochondrien) transportiert. Somit kann Carnitin die Energieversorgung der Gehirnzellen verbessern.

Arginin

Die Aminosäure Arginin ist Ausgangssubstanz für die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO). Im zentralen Nervensystem ist NO an der Ausbildung der Synapsen und am Langzeitgedächtnis beteiligt.

BCAAs

BCAAs sind drei essentielle Aminosäuren: Leucin, Isoleucin und Valin. Sie sind die Bausubstanz der Muskulatur und somit wichtig, um neue Muskulatur aufzubauen oder die vorhandene vor dem Abbau zu schützen. Sie weisen insulinstimulierende Wirkungen auf, wodurch nicht nur der Blutzuckerspiegel sinkt, sondern auch die Aufnahme von Aminosäuren in die Muskelzellen beschleunigt wird. Dies hat positive Auswirkungen auf den Muskelaufbau und senkt zusätzlich die Freisetzung des Stresshormons Cortisol.

Aminosäuren passieren die Blut-Hirn-Schranke und gelangen auf diesem Weg in das Gehirn. Hier sorgen sie für die Energiezufuhr. Auch wirken sich einige von ihnen positiv auf die Wachstumshormon-Ausschüttung aus. An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass es durchaus möglich ist mit Proteinen, also mit Eiweiß, gut versorgt zu sein und trotzdem einen Mangel an einzelnen Aminosäuren aufzuweisen. Es kommt immer auf die Nahrungsquelle an.

Obwohl es Fakt ist, dass es einen Mangel an Aminosäuren im menschlichen Körper geben kann, zeigt sich in der Arztpraxis ein ganz anderes Bild. Sollten Sie an Gedächtnisproblemen leiden, sprechen Sie ihren Arzt doch einmal auf Aminosäuren an. Sie werden sehr schnell feststellen, dass es diesen Mangel in der Schulmedizin nicht gibt. Ich habe es selbst erlebt. Dennoch ist es auf eigene Kosten möglich, die lebensnotwendigen Aminosäuren von einem Labor bestimmen zu lassen und die Werte mit einem Arzt zu besprechen. Es bringt bloß vielfach nichts, denn so unglaublich es klingen mag, ihr Arzt wird im Regelfall gar keine Ahnung von Aminosäuren haben. In der Auswertung richten sich Ärzte nach den gemessenen Laborwerten und bewerten anhand der Referenzwerte. Und wie sehen die Referenzwerte aus? Hier sind drei Beispiele:

Arginin: <22Methionin: <6Phenylalanin: <27

Die Aminosäuren sollen demnach also so gering wie möglich sein. Das Optimum wäre hier dann Null und das bedeutet: Sie sind tot.9 Nur so lässt es sich dann auch erklären, dass eine echte Unterversorgung mit L-Arginin nicht bekannt ist.

9 Vgl. Privatpraxis Dr. Strunz. Abgerufen am 15. Januar 2018 unter https://www.drstrunz.de/aktuelles/2018/01/20180115_Das_Aminogramm.php.

Myelin

Das Gehirn besteht zu ca. 50 Prozent aus Millionen langer Verbindungskabel, den Axonen. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass das Gehirn funktioniert und alle Lern-, Denk- und Erinnerungsprozesse im Gehirn ablaufen können. Axone leiten die Signale der Nervenzellen wie durch ein Kabel weiter. Damit die elektrische Kommunikation der Nervenzellen reibungslos funktioniert, sind sie mit einer Isolierschicht (Myelin) überzogen. Wie schnell Nervenzellen miteinander interagieren, hängt von der Gesundheit des Myelins im zentralen Nervensystem ab. Myelin besteht zu 70 Prozent aus Fetten (davon ist ein Viertel Cholesterin) und zu 30 Prozent aus Proteinen. Hier wird auch von der „weißen Substanz“ gesprochen.10

Was benötigt der Körper, damit die elektrische Kommunikation der Nervenzellen reibungslos funktionieren kann? Die elektrische Kommunikation der Nervenzellen ist nicht durch Medikamente beeinflussbar.11 Daher kann eine Einnahme von z.B. Tabletten nicht zielführend sein. Einer der wichtigsten Faktoren, um die Myelinschicht aufzubauen und somit eine funktionierende elektrische Kommunikation der Nervenzellen zu gewährleisten, ist erholsamer Schlaf. Myelin wird von den sogenannten Oligodendrozyten gebildet. Zellen, die sich zu Oligodendrozyten entwickeln, werden besonders stark während der REM-Schlafphase gebildet.

Omega-3 (präzise DHA) fördert das Wachstum der Axone und kontrolliert die elektrischen Ströme. Dieser Stoff findet sich massiv im neuronalen Netz. Im Umkehrschluss bedeutet ein Mangel an DHA, dass die Signalweitergabe in die Zelle verringert und schließlich die Lebensdauer der Neuronen verkürzt wird.

Vitamin D und Vitamin K2 haben ebenfalls eine positive Wirkung auf Myelin. So haben Studien gezeigt, dass der Vitamin-D-Rezeptor die Erzeugung von Oligodendrozyten steigern kann und Vitamin K an der Erhöhung von sogenannten „Sulfatiden“ beteiligt ist. Dies ist ein Bestandteil der Myelinmembranschicht.12

Verschiedene wissenschaftliche Studien haben einen engen Zusammenhang zwischen Ernährung und Gehirnleistung festgestellt. Demnach sind mehr als 40 Substanzen an den kognitiven Fähigkeiten, dem Gedächtnis und der Lernkapazität beteiligt. Das Gehirn ist abhängig von essentiellen Stoffen und funktioniert nur dann richtig, wenn es ausreichend Nährstoffe zugeführt bekommt.13 An dieser Stelle zeigt sich ein Problem, denn insbesondere ältere Menschen sind für einen Vitalstoffmangel enorm anfällig, da der Körper Nahrungsbestandteile in einem höheren Altern nicht mehr so gut verwerten kann. Bei älteren Menschen kann sich eine Mangelerscheinung so schwerwiegend auswirken, dass dadurch das Gehirn stark in seiner Funktion beeinträchtigt wird.

Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben Untersuchungen gezeigt, dass Angstzustände, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Psychosen, Halluzinationen, Paranoia oder schwere Depression ein schlichter Vitamin B3-Mangel sein können. Auch ein Thiaminmangel (Vitamin B1) ist mit neurologischen Problemen verbunden. Thiaminmangel ist seit Jahrzehnten mit einer Beeinträchtigung der Wahrnehmung verbunden. Ein Vitamin-B1-Mangel wird inzwischen sogar für die Entwicklung der Alzheimer’schen Erkrankung verantwortlich gemacht, denn das Gehirn braucht Thiamin, um Glukose für Energie zu nutzen. Außerdem benötigt das Gehirn Thiamin, um Acetylcholin herzustellen, den wichtigsten Neurotransmitter, der bei Patienten mit Alzheimer-Krankheit defizient ist.

Acetylcholin ist an Lernvorgängen und der Gedächtnisbildung entscheidend beteiligt. In Gehirnen von Patienten mit Alzheimer-Demenz wurde eine erniedrigte Konzentration von Thiamin nachgewiesen. Thiamin ist im Plasma von Alzheimer-Demenz -Patienten um etwa ein Drittel reduziert.

Mehr als eine Million Menschen in Deutschland scheinen an Alzheimer erkrankt zu sein. Doch in Wirklichkeit könnte diese Zahl deutlich geringer ausfallen, denn es kommt erschreckend häufig vor, dass Ärzte die falsche Diagnose feststellen. Über 40 Prozent sind Fehldiagnosen. Zu diesem besorgniserregenden Ergebnis kommt die IDEAS-Studie (Imaging Dementia-Evidence for Amyloid Scanning) der University of San Francisco. An der Studie beteiligten sich mehrere tausend Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen, aber auch Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Alle Teilnehmer wurden mittels einer Positronen-Emissions-Tomographie (PET) untersucht. Dabei handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, das sogenannte Amyloid-Plaques im Gehirn sichtbar macht. Sind diese Ablagerungen erkennbar, bedeutet das nicht zwingend, dass der Betroffene an Demenz leidet. Die Person kann sogar geistig fit sein und dies auch weiterhin bleiben.

Sind bei einer Person dahingegen keine Plaques zu erkennen, kann eindeutig angenommen werden, dass diese nicht an Alzheimer erkrankt ist. Die Studie hat gezeigt, dass rund 40 Prozent der vermeintlichen Demenzpatienten eine falsche Diagnose bekamen und nicht an Alzheimer erkrankt waren.14

10 Vgl. Myelin - die Membran, die deine Nerven schützt. Abgerufen am 7. Februar 2019 unter https://www.brain-effect.com/magazin/myelin-die-membran-die-deine-zellen-schuetzt.

11 Vgl. Ansari, P., Ansari, M. & Müller-Oerlinghausen, B. (2019). Unglück auf Rezept: Die Anti-Depressiva-Lüge und ihre Folgen (4. Druckaufl. 2019 Aufl.). Klett-Cotta.. S. 63.

12 Vgl. Myelin - die Membran, die deine Nerven schützt. Abgerufen am 7. Februar 2019 unter https://www.brain-effect.com/magazin/myelin-die-membran-die-deine-zellen-schuetzt.

13 Vgl. Verein zur Förderung der gesunden Lebensführung und der Ernährungsmedizin e.V. Abgerufen am 13. August 2020 unter http://www.gesunde-lebensfuehrung.com/index.php?id=27.

14 Vgl. FOCUS Online. Abgerufen am 21. Juli 2018 unter https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/demenz/krasse-fehldiagnosen-verdacht-auf-alzheimer-in-vielen-faellen-steckt-in-wahrheit-etwas-anderes-dahinter_id_7405407.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=newsletter_GESUNDHEIT.

Vitamin B12

Ohne dieses Vitamin können Myelinscheiden nicht gebildet werden. Es ist daher essentiell für den Schutz der neuronalen Verbindungen des Gehirns und spielt eine fundamentale Rolle in der Synthese der Botenstoffe. Es beeinflusst unter anderem das Acetylcholin. Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu Schizophrenie, Paranoia, Psychosen oder Depression führen. Ein schwerer Mangel von Vitamin B12 kann sogar einen dauerhaften Verlust von Nerven, Gehirnmasse und neuronalen Verbindungen zur Folge haben.

Aus Studien und Analysen ist bekannt, dass 24 Prozent der über 65-Jährigen mit kognitiven Defiziten einen Vitamin-B12-Mangel aufweisen. Die Demenz mit Vitamin-B12-Mangel ist also keinesfalls eine seltene Erscheinung.15 Erstaunlicherweise wird sogar in der S3-Leitlinie „Demenzen“ empfohlen, bei Patienten mit Verdacht auf eine Demenzerkrankung den Vitamin-B12-Spiegel zu bestimmen. Erstaunlich deswegen, da in Deutschland nach herrschender Meinung kein Vitaminmangel existiert. Voraussetzung bei dieser Untersuchung ist, dass ein Vitamin-B12-Mangel möglichst frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Das therapeutische Potenzial für Vitamin B12 ist offenbar eingeschränkt, da nur ein kleiner Zeitraum zu existieren scheint, in dem die Zufuhr von Vitamin B12 den kognitiven Verfall noch aufhalten kann. Diverse Studien konnten aufzeigen, dass es sich bei diesem Zeitfenster um etwa 6–12 Monate nach dem Auftreten der ersten Symptome handelt. Nach Verstreichen dieses Zeitraumes scheinen sich die Schäden zumindest durch Vitamin B12 nicht mehr beheben zu lassen.16

15 Vgl. Ernährung und Demenz. (2005). NeuroGeriatrie, 131. https://www.hippocampus.de/media/316/cms_4a94eb0b6e769.pdf.

16 Vgl. Vitamin B12 & Gesundheit. Abgerufen am 27. August 2021 unter https://www.vitaminb12.de/psyche-gehirn/.

Homocystein

Seit über 20 Jahren ist bekannt, dass das körpereigene Stoffwechselprodukt Homocystein ein Risikofaktor für Demenz ist. Homocystein ist ein giftiges Abfallprodukt, das im Eiweißstoffwechsel entsteht. Da es für den Körper schädlich ist, wird es schnell durch B-Vitamine abgebaut.

Sind diese Vitamine nicht in einer ausreichenden Menge vorhanden, kann Homocystein nicht abgebaut werden. Ein erhöhter Homocystein-Spiegel im Serum ist im Alter keine Seltenheit. Für Menschen mit einer Konzentration von über 14 Mikromol pro Liter Homocystein im Blutserum besteht ein bis zu doppelt so hohes Risiko an einer Demenz zu erkranken im Vergleich zu Menschen mit einer geringen Konzentration Homocystein im Blutserum. Sind sowohl die Vitamin-B12-Werte auffällig (< 400 pg/ml) als auch die Homocysteinwerte erhöht (≥ 15 µmol/l), ist das Alzheimer-Risiko laut einer Studie sogar rund 30-fach höher. Ebenfalls in der S3 Demenz-Leitlinie ist zu lesen, dass bei Verdachtsdiagnosen neben Vitamin B12 noch die Werte von Homocystein, Vitamin B6 und Folsäure bestimmt werden sollen. Durch einen rechtzeitigen Ausgleich des Mangels könnten einige Demenzerkrankungen verhindert werden.17,18

17 Vgl. Deutsches Grünes Kreuz für Gesundheit e.V. Abgerufen am 15. Juni 2021 unter https://dgk.de/gesundheit/mikronaehrstoffe/lexikon/vitamine/folsaeure-vitamin-b9/therapie.html.

18 Vgl. doctors I today Praxis-Impulse für Hausärzt:innen. Abgerufen am 15. Juni 2021 unter https://www.doctors.today/a/fruehzeitig-gegensteuern-langzeitschaeden-verhindern-1763723.

Folsäure

Der menschliche Organismus kann nur eine geringe Menge (ca. 5 bis 10 mg) Folsäure (Vitamin B9) speichern. Da diese Menge nur für wenige Wochen ausreicht und der Körper Folsäure nicht selbst produzieren kann, ist eine konstante Zufuhr über die Nahrung unabdingbar. Folsäure ist hitzeempfindlich. Sie wird bei einem Kochvorgang fast vollständig zerstört. Sinkt der Folsäure im Gehirn, kann schnell ein Unlustgefühl entstehen. Ein starker Folsäuremangel kann zu Depressionen führen. Ein Viertel aller Depressionen sind hiervon betroffen.19