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Jolanda Schmidt

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Beschreibung

Laila, eine junge Journalistin macht sich auf die Suche nach ihrem Vater. Sie weiß nur, sie stammt aus einer heißen Liebesnacht in Tel Aviv. Laila freut sich auf die Reise nach Israel. Sie will dieses Land kennenlernen, die Ausgangsmetropole in Tel Aviv erleben, die Vergangenheit erforschen und endlich ihren Vater kennenlernen. Aber es kommt alles ganz anders als erwartet. Die Geschichte bekommt eine unerwartete Wendung. Plötzlich steht Berlin im Mittelpunkt und die Drogen-Drehscheibe Amsterdam. Lailas Instinkt für den Journalismus wird wiederum auf eine harte Probe gestellt. Zusammen mit Dino, einem Investigativ-Journalisten, deckt sie ein fast unübersichtliches Netzwerk auf.

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Seitenzahl: 172

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ähnliche


Jolanda Schmidt

AMAR

Kriminalroman

© 2021 Jolanda Schmidt

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

978-3-347-37519-2 (Paperback)

978-3-347-37520-8 (Hardcover)

978-3-347-37521-5 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jeder Verwertung ohne Zustimmung des Verlags und des Autors ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Amar

„Der Mond - Der Unsterbliche - Die Liebe“

DAS BUCH

Laila, eine junge Journalistin macht sich auf die Suche nach ihrem Vater. Sie weiß nur, sie stammt aus einer heißen Liebesnacht in Tel Aviv. Laila freut sich auf die Reise nach Israel. Sie will dieses Land kennenlernen, die Ausgangsmetropole in Tel Aviv erleben, die Vergangenheit erforschen und endlich ihren Vater kennenlernen. Aber es kommt alles ganz anders als erwartet. Die Geschichte bekommt eine unerwartete Wendung. Plötzlich steht Berlin im Mittelpunkt und die Drogen-Drehscheibe Amsterdam. Lailas Instinkt für den Journalismus wird wiederum auf eine harte Probe gestellt. Zusammen mit Dino, einem Investigativ-Journalisten, deckt sie ein fast unübersichtliches Netzwerk auf.

DIE AUTORIN

Jolanda Schmidt, geboren 1973 in Luzern, gründete im Jahr 2000 eine eigenständige Werbeagentur. Sie absolvierte das Studium im Bereich Journalismus, PR-Marketing und Kommunikation.

Der Kriminalroman Amar ist ihr zweites Buch. Das erste Buch Reussengel erschien 2020.

EINLEITENDE BEMERKUNG

Viele in diesem Buch beschriebenen Orte gibt es tatsächlich. Alle Personen, die in diesem Buch agieren, ihre Namen, die Firmen, sind fiktiv. Sollten sich Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen ergeben, sowie Handlungen in der Gegenwart oder Vergangenheit, so sind diese rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.

Kapitel 1

Was bisher geschah

Laila Siegenthaler, Laila entstammt aus einer heißen Liebesnacht in Tel Aviv mit einem sportlichen, feurigen Mann und ihrer Mutter. Ihren Vater kennt sie nicht, nur ein paar Einzelheiten über ihn, die ihre Mutter nie vergessen konnte.

Lailas Traum, sie will Investigativ-Journalistin werden. Eine Volontär-Stelle hatte sie bei der Regionalzeitung „Info-Express“. Da aber diese aus finanziellen Gründen schließen musste, verlor sie diese. Erste Erfahrungen als Journalistin sammelte sie zusammen mit ihrem ehemaligen Schulkollegen Oli, mit dem sie die Machenschaften von Korruption und Bestechung der Gemeindeverwaltung mit einem der großen Baugeschäfte ans Tageslicht gebracht hat. Sie begab sich dabei sogar in Lebensgefahr. Der Frauenmörder Luigi mischte das Umfeld zusätzlich auf. Ihr Freund und Polizist Stefan rettete sie damals aus seinen Fängen. Laila erhielt durch Benno, ihrem ehemaligen Vorgesetzten der Regionalzeitung, ein lukratives Angebot, in einer großen Tageszeitung die Stelle als News-Journalistin anzutreten. Vorher aber will sie unbedingt recherchieren, wer ihr Vater ist. Sie will ihn endlich kennenlernen und macht sich auf den Weg nach Tel Aviv. Sie geht den ersten Spuren nach, die zu ihrem Vater führen.

Kapitel 2

Reise in die Vergangenheit

Laila versuchte ihre Augen zu öffnen. Es fiel ihr schwer. Sie blinzelte. Grelles Licht blendete ihre Sehkraft. Ihr Schädel brummte. Sie probierte mit der rechten Hand an ihren Kopf zu fassen, wurde aber abrupt abgebremst. Eine Nadel, verbunden mit einem schmalen weißen Schlauch, steckte in ihrem Handrücken fest. Sie lag auf einem sterilen Bett. Die weiche Decke wärmte ihren erschöpften, frierenden Körper. Jetzt realisierte sie langsam. Sie lag in einem Spitalbett.

„Spital? War Tag? War Nacht? Uhrzeit? Datum?“ Laila probierte sich zu orientieren. Es fiel ihr schwer. Sie drehte ihren Kopf auf die Seite und versuchte blinzelnd ein Fenster zu finden. Das einzige Fenster im Raum war abgedunkelt, die Jalousien waren unten. Sie schloss nochmals ihre Augen. Wie ein Film zog der gestrige Abend in ihrem Geiste vorüber. Sie waren in einer der Party-Location in der Stadt. Stadt? Ja, Tel Aviv.

Laila öffnete nochmals ihre Lider und zuckte erschrocken zusammen. Auf der linken Seite ihres Bettes stand

ein Stuhl und auf diesem saß ein junger Mann. Sie sah ihn jetzt mit großen verwunderten Augen an.

„Guten Morgen. Ich glaube, du verstehst Deutsch? Ich habe deinen Pass gefunden. Einen Schweizer-Pass.“

Laila sah ihn nochmals ungläubiger an.

„Wieso sitzt dieser Mann da? Wieso hat er meine Sachen durchwühlt?“

„Du fragst dich jetzt sicher, wieso ich so frech war und deine Sachen durchwühlt habe?“ Als könnte er Gedanken lesen, hat er ihre Frage schon gestellt.

„Tja, also. Die hier im Spital wollten deinen Ausweis sehen. Deine Identität. Du konntest ja nicht sprechen, du warst völlig benommen. Ich wusste ja nicht mal, welche Sprache du sprichst. Ja, ich habe dich auf der Straße vor dem Lokal aufgefunden und den Rettungsdienst gerufen. Die vom MDA sind dann sofort gekommen und wollten auch wissen wer du bist.“

„Danke“, krächzte Laila. Sie versuchte zu sprechen, aber ihre Kehle war trocken und rau.

Als ob der junge Beschützer wiederum Gedanken lesen könnte, stand er schon auf und brachte ihr ein Glas, gefüllt mit stillem Mineralwasser.

„Hallo, ich bin Dino und du bist Laila, habe ich gelesen. Laila Siegenthaler, lustiger Name. Ich meine, die Kombination mit Vor- und Nachnamen. Passt irgendwie nicht so zusammen“, kicherte Dino.

„Dieser Dino ist aber redselig“, dachte sich Laila und nahm dankbar einen Schluck des erfrischenden Nass, um ihre Kehle zu befeuchten. Aber er hat Humor und scheint wenigstens nett zu sein.

„Dino klingt aber auch lustig, wie eine Abkürzung von Dinosaurier“, versuchte Laila zurück zu witzeln. Dino versuchte Lailas Sarkasmus zu überhören, indem er ihr nicht antwortete, legte aber seine Stirn in Runzeln.

Dino sah überhaupt nicht aus wie ein Dinosaurier. Er war groß gewachsen und etwas schlaksig. Sein Haar dunkelblond und sein Typ eher europäisch geprägt. Sicher kein Araber, aber er hatte etwas Südländisches an sich.

„Bist du von hier? Wohnst du in Tel Aviv? Wieso sprichst du so gut Deutsch?“ Laila fragte direkt und fordernd.

„Nein, ich bin sozusagen geschäftlich hier. Ursprünglich komme ich aus dem ehemaligen Jugoslawien. Genau genommen Kroatien. Gehört ja jetzt auch zur EU. Bin aber mehrheitlich in Deutschland aufgewachsen, bei meiner Tante. Wir waren auch ab und zu in der Schweiz, da sie grenznah wohnt.“ Dino versuchte sich zu erklären. Wie viele Male musste er Rechenschaft ablegen, woher er kommt und wieso er ausgerechnet hier ist.

„Und, was machst du hier geschäftlich?“ Laila ging es langsam besser, ihr Kopf wurde immer klarer, auch ihr journalistisches Blut erwachte langsam.

„Ich bin Journalist und recherchiere hier. Ich bin an einer sehr heißen Spur dran.“

„Was für eine heiße Spur?“ Laila war wissbegierig.

„Das kann und will ich dir nicht sagen. Das ist vertraulich, sorry.“

„Wie es der Zufall will, ich bin auch Journalistin. Also angehende Journalistin.“

„Du bist aber nicht geschäftlich hier?“ sicherte Dino sich ab.

„Nein, ich suche meinen Vater. Also genau genommen, ich habe nur Anhaltspunkte. Ich kenne ihn nicht. Meine Mutter war hier und ich bin in einer „heißen Tel Aviv Nacht“ entstanden.“ Laila musste selber etwas schmunzeln.

„Ich habe mir gedacht, dein Name und dein Aussehen, deine lockigen Haare, der etwas dunkle Teint, du bist keine „typisch echte“ Schweizerin.“

„Wie sehen denn deiner Meinung echte Schweizer aus? Und wo ist mein Handy“? Laila schaute Dino fragend an.

„Ich glaube, das wurde dir gestohlen, wie auch dein Bargeld. In deiner Tasche war nur noch so „Lady-Krimskrams“ und dein Pass.“

„Eizo bassa“, wiederfuhr es Laila.

„Du sprichst Hebräisch? Aber nicht gerade die schönsten Worte.“ Dino lachte. „Scheisse auf Hebräisch“.

„Das habe ich von meiner Mutter gelernt“, entschuldigte sich Laila.

„In welchem Hotel wohnst du?“

„Ich wohne nicht im Hotel. Ich wohne bei Ana, einer Freundin meiner Mutter. Sie betreibt einen Kibbuz hier in der Nähe von Tel Aviv.“

„Wie heißt dieser?“

„Ganz einfach, Beyit Ana. Fragst du mal die Ärzte, wann ich hier raus kann. Ich denke, mir geht es gut. Bist du so lieb?“ Laila nahm ihren ganzen Charme zu Hilfe.

Laila wollte so schnell wie möglich hier raus. Sie musste sich ein neues Handy besorgen, ihres wurde ja gestohlen. Ihr wurde urplötzlich klar: hier in Israel war sie völlig aufgeschmissen, sie konnte kein Hebräisch und ihr Englisch war momentan noch auf dem Schulniveau stehengeblieben. Es war für sie umständlich. Ein fremdes Land, eine fremde Sprache. Dann noch die Konflikte mit den verschiedenen Religionen und Ethnien. Auf was hatte sie sich nur eingelassen. Ana würde sich bestimmt schon Sorgen machen. Und wieso hatte die Tochter von Ana sie an diesem Abend alleine gelassen? War auch sie Opfer oder wurde sogar entführt? Sie musste so schnell wie möglich aus diesem Spitalbett und sich Klarheit verschaffen. Würde Dino ihr noch weiterhelfen oder wie ein Geist wieder aus ihrem Leben verschwinden, so wie er gekommen war? Und auch er war, wie sie, Journalist, was für ein Zufall.

„Ich helfe dir. Ich lass dich hier nicht liegen und überlasse dich dem Schicksal. Du bist hier in Israel völlig überfordert.“ Dino konnte wieder einmal Gedanken lesen. Er hatte vollkommen Recht und irgendwie mochte er sie.

„Wenn du willst, helfe ich dir deinen Vater zu finden. Ich finde deine Geschichte spannend und herausfordernd.“

„Hast du überhaupt Zeit? Du bist doch selber an einer heißen Spur dran.“ Laila war sichtlich erleichtert.

„Ich nehme mir die Zeit. Hier in Israel ticken die Uhren anders. Seit wann bist du eigentlich schon hier?“

Laila überlegte: „Seit letztem Sonntag. Heute ist Samstag?“

„Sonntagmorgen, genau genommen“, konkretisierte Dino.

Vor sieben Tagen:

„Laila, hast du alles? Pass? Geld?“ Lailas Mutter war nervöser als sie selbst.

„Ja, ja, ich habe alles. Alles gut, Mama, wirklich. Jetzt muss ich aber durch die Zoll-Kontrolle.“

Laila stand zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Freund Stefan am Flughafen Zürich. Trotz des frühen Sonntagmorgens herrschte emsiges Treiben. Die Menschen verabschiedeten sich voneinander, Tränen flossen. Auch ihr Abschied schmerzte, aber sie freute sich auch auf das Abenteuer, das sie erwartete. Sie hatte lange über die bevorstehende Reise recherchiert.

Wie gerne wäre ihre Mutter auf die Reise nach Tel Aviv mitgekommen. Aber sie musste arbeiten und bekam keine Ferientage, um ihre Tochter zu begleiten. Gut hatte sie noch mit Ana Kontakt. Ana war damals ihre beste Freundin, die Besitzerin des Kibbuz, in der sie damals ihre Zeit in Israel verbrachte. Zusammen mit anderen jungen Enthusiasten. Damals wollten sie die Freiheit der Jugend genießen und haben natürlich die Wochenenden in den Party -Locations in Tel Aviv verbracht. Ana würde Laila am Flughafen Ben Gurion, 19 Kilometer südöstlich von Tel Aviv, in Empfang nehmen. Laila konnte auch die Gastfreundschaft, wie ihre Mutter damals in Anspruch nehmen und im Kibbuz übernachten. Sie war somit bei Ana gut aufgehoben. Lailas Mutter war beruhigt, aber trotzdem nervös. Was, wenn Laila wirklich ihren Vater finden würde? Wie würde er reagieren? Konnte er sich überhaupt noch an die Nacht mit ihr erinnern? Was machte er wohl jetzt? Wie sah er aus?

Stefan, der Freund von Laila war auch zum Abschied mitgekommen, mit gemischten Gefühlen. Er ließ Laila nicht gerne allein. Sie hatte immer noch zwischendurch mit dem Trauma zu kämpfen. Ihr Erlebnis, damals, als sie völlig erschöpft und dehydriert aus dem Gefängnis von diesem Frauenmörder Luigi befreit wurde. Aber, er, Stefan, musste lernen, sie loszulassen. Laila war eine erwachsene Frau und sie musste ihr Leben leben.

Laila umarmte ihre Mutter. Diese presste Laila fest an sich und ließ sie fast nicht mehr los. Danach umarmte sie Stefan. Er drückte ihr einen liebevollen Kuss auf ihren Mund, danach hielt er ihre Hand, die er nur ungern los lies.

Laila begab sich zur Kontrolle und schaute nochmals kurz zu ihren Liebsten zurück. Die Gepäckkontrolle verlief reibungslos. Sie hatte ihre Nikon D5 und den MacBook mitgenommen. Ohne diese zwei Utensilien ging sie nie weg. Sie wollte Fotos von Tel Aviv und von Israels wundderschönen Natur schießen. Nach der Gepäckkontrolle begab sie sich zum Abfluggate. Dieses füllte sich langsam mit Reisenden. Laila setzte sich auf einen der nicht gerade einladenden, harten Stühle. Gut, hatte sie sich für die Reise bequem angezogen, sie würde lange dauern. Der Flug allein von Zürich nach Tel Aviv würde schon über vier Stunden dauern. Dann noch die Anreise zum Flughafen Zürich, das Warten im Gate, Lailas Geduld war gefragt.

Sie schaute sich um und scannte interessiert die Fluggäste. Sie sah zwei von aneinander unabhängigen orthodoxen jüdischen Familien mit ihren Kindern. Eine Reisegruppe älteren Semesters, die den Anschein nahmen, einer katholischen Glaubensgemeinschaft zugehörig zu sein, die sicher die Grabeskirche Jesus und weitere heilige Stätten in Jerusalem besuchen wollten. Diese Reisegruppe schnatterte so laut, dass sie jedes Wort mitverstehen konnte. Ein paar Geschäftsleute, die sich eifrig mit ihrem Laptop beschäftigten und ein paar Jugendliche, die sich schon freuten, in das berüchtigte Nachtleben in Tel Aviv hineinzustürzen.

Lailas Handy piepste kurz, eine WhatsApp-Nachricht erschien auf dem Display. Oli wünschte ihr auch eine gute Reise. Sie hatten sich nach vielen Jahren wiedergetroffen und wahrlich ein ziemlich unvergessliches Abenteuer erlebt. Seitdem waren sie sehr gute Freunde geworden und auch geblieben. Dieses Erlebnis hatte sie zusammengeschweißt. Laila bedankte sich kurz angebunden zurück und steckte ihr Handy wieder in ihre rote Umhängetasche. Sie mochte jetzt nicht noch mehr zurückschreiben. Zu sehr war sie aufgekratzt, wie immer vor einem Flug, da wurde sie schrecklich nervös. Sie las mal eine Statistik und gemäß dieser Studie passieren mehr Unfälle mit dem Auto, als das ein Flugunfall passieren würde. Jedoch diese Statistik beruhigte weder ihr Unterbewusstsein noch ihre Nerven. Als sie dann noch mithören musste, wie zwei Gläubige in der Reisegruppe zusammen diskutieren, dass die Fluggesellschaft El-Al ihre Passagierflugzeuge mit einem Raketenabwehrsystem aufgerüstet haben, um mögliche Angriffe abzuwehren und die Flugzeuge der Swiss sozusagen „nackt“ flogen, spürte sie, wie ihr Herz wie wild zu pochen anfing und die Blutdruckmaschinerie zu arbeiten begann. Sie rutschte vom Sitz und lief schnurstracks zur nächst gelegenen Toilette. Dort angekommen, hielt sie ihre Hände unter den kalten Wasserstrahl und benetze ihr Gesicht wie auch ihren Nacken. Ihr Magen zog sich zusammen und sie würgte. Sie musste sich krampfhaft konzentrieren, sich nicht übergeben zu müssen. Sie versuchte, sich selber Mut zuzusprechen und ihren Atem zu kontrollieren.

Diese Situation war ihr äußerst peinlich, denn sie war nicht allein auf der Toilette. Die WC-Tür hinter ihrem Rücken wurde plötzlich aufgestoßen. Laila zuckte zusammen. Eine ältere Dame erschien aus der engen Kabine. Sie sah Laila und ihre aufsteigende Panikattacke, die sich wie eine schwarze fette Spinne in ihr hochkrabbelte. Spontan streichelte sie Lailas Rücken und sprach ihr ebenfalls Mut zu. Laila stand jetzt völlig perplex da, drehte sich um und schenkte der Dame ein scheues, dankbares Lächeln. Schnell hatte sie ihre Panikattacke wieder in den Griff. So schnell diese gekommen war, ging sie wieder weg. Ihr Puls raste jetzt nicht mehr auf der Rennbahn und beruhigte sich allmählich, ihr Körper ging wieder in den Normalzustand über. Der Adrenalinspiegel senkte sich langsam ab.

Beschwingten Schrittes begab sich Laila wieder zurück zum Abfluggate. Die Reisenden standen schon ungeduldig Schlange, um zu ihrem Flugzeug zu kommen. Noch die letzte Personenkontrolle und die Reise konnte beginnen. Endlich war es soweit. Die Reise, auf die Laila schon so lange hin gefiebert hatte. Schicksalsergeben setzten sich alle Passagiere im Flugzeug auf ihre zugewiesenen Sitzplätze. Jetzt noch anschnallen und pünktlich, wie gewohnt, hob der Flieger Richtung Tel Aviv ab.

Laila steuerte zielgerichtet durch das hektische Gewusel am Flughafen Ben Gurion, um ihr Gepäck in Empfang zu nehmen. Die Freundin ihrer Mutter, Ana, wartete schon sehnsüchtig beim Ausgang auf sie. Sie kannte Laila nur aus den von ihrer Mutter zugeschickten Fotos. Umso überraschter war sie, jetzt so eine hübsche, attraktive junge Frau vor sich zu haben.

„Du bist ja noch hübscher als auf den Fotos. Eine wahrhaft richtige Schönheit.“ Ana kam nicht mehr aus dem Schwärmen heraus.

„Ach, danke“, erwiderte Laila und musste verlegen kichern.

Die Begrüßung war nett, aber doch nicht so herzlich wie erwartetet. Sie waren sich, trotz den Fotos und der Freundschaft ihrer Mutter, noch fremd.

„Ima, Ima!“ hallte es durch das Foyer. Eine junge Dame, gleichen Alters von Laila, lief eilig in ihre Richtung und stieß, völlig außer Atem, zu ihnen. Sie war nach Lailas Geschmack etwas zu billig angezogen. Nach näherem Hinschauen fielen ihr ihre langen perfekt gepflegten und mitkitschigem Rosa gestrichenen Fingernägel auf. Die Brauen waren getrimmt und nachgezogen und ihre Wimpern künstlich angesetzt.

„Was war an ihr noch natürlich?“ Laila musterte sie genau.

„Hallo, ich bin Ava.“ Ava streckte Laila ihre Hand entgegen und strich mit ihrer freien Hand eine Strähne aus ihrem Gesicht. Sogar ihr Haar war blond gefärbt. Das sah Laila sofort, da der Ansatz wesentlich dunkler durchleuchtete.

Ava schien völlig aufgewühlt. Sie kam gerade vom Factory 54, um für sich ein neues Styling für den bevorstehenden Ausgang am Samstag zu ergattern. Sie konnte unmöglich zweimal mit dem desselben Outfit in ihrer Stamm-Location auftauchen. Sie fand aber nichts Passendes. Sie hechtete von Kleiderstange zu Kleiderstange, entweder passte ihr die Farbe, der Stil oder die Größe nicht. Die Zeit lief ihr davon, sie hatte aber noch etwas Zeit. Heute war ja erst Sonntag und bis zum nächsten Wochenende war die Chance durchaus noch da, einen neuen passenden Look zu finden. Die Fotos auf Instagram mussten perfekt sein. Ihre Follower würden es ihr nicht verzeihen, zweimal dasselbe Outfit zu fotografieren und sie befürchtete medial zerrissen zu werden.

Währenddessen Ava ungeduldig für ihr neues Outfit umherhechtete, wartete ihre Mutter schon ungeduldig beim Ausgang auf Laila. Ava wusste von Laila nur anhand von Fotos wie sie aussah, und ihre Mutter schwärmte seit Tagen von ihr. Ava musste aufpassen, nicht eifersüchtig auf Laila zu werden. Es passte ihr nicht in den Kram, eine Konkurrentin zu erhalten.

„Wieso sprichst du so gut Deutsch?“ Laila wirkte überrascht.

Ava erklärte sich. „Wir haben sehr viele Gäste aus deutschsprachigen Ländern.“

„So, jetzt müssen wir aber gehen, bevor der Feierabendverkehr Überhand gewinnt“. Avas Mutter drängelte.

Es war ein schöner Spätsommerabend. Die Sonne war schon langsam am Untergehen.

„Ava, wollen wir über die Schnellstraße nach Akkon fahren oder gemütlich die Straße am Meer nehmen?“ Ana saß hinter dem Steuer, ihre Hände schon am Lenker griffbereit.

„Wir nehmen die gemütliche Straße. Wir wollen doch Laila das Meer und einen Teil von Tel Aviv zeigen. Schließlich wurde sie ja in dieser Stadt gezeugt.“ Ava kicherte verstohlen.

Laila, die mit Ava auf dem Rücksitz saß, sah sie schräg an und bugsierte ihr einen kleinen feinen Faustschlag in ihre Schulter. Die Fahrt dauerte fast zwei Stunden. Sie fuhren quer durch die Stadt Tel Aviv, um an die Meeresstraße zu gelangen, die nach Haifa führte und schlussendlich in die alte Hafenstadt Akkon. Die Straßen waren nicht so voll wie an normalen Werktagen, auch wenn der Sonntag in Israel eigentlich kein wirklicher Feiertag war.

Die Skyline der Großstadt verfärbte sich in allen Farben von dottergelb bis zu blutrot. Das Schauspiel war eindrücklich. Laila konnte aus dem kleinen Fenster des Kleinbusses, weit hinten zwischen den Häusern, das Meer entdecken. Die Sonne wurde vom Meer langsam ertränkt.

Laila öffnete das Fenster des Wagens einen Spalt breit, schloß ihre Augen und ließ sich von der frischen Meeresluft streicheln. Der weiche Fahrtwind spielte in ihren dunklen Haarlocken und der salzige Geruch stieg ihr in die Nase. Sie musste zuerst in diesem Land ankommen. Innerhalb wenigen Stunden wurde sie in eine völlig andere Welt hinein katapultierte, und sie war von der langen Reise müde.

Laila dachte an Stefan und ihre Mutter. Was sie jetzt machen? Plötzlich kam ihr in den Sinn, sie hatte abgemacht ihnen zu schreiben, sobald sie am Flughafen Ben Gurion gelandet sei. Im Flughafen Areal hätte sie sicher WLAN- Empfang gehabt und ihnen ohne Roaming-Gebühren schreiben können. Sie hatte es im Trouble völlig vergessen.

„Fuck“, durchfuhr es Laila.

Sie nahm ihr Handy aus der Handtasche. Es war immer noch auf Flugmodus gestellt. Sie beließ es so. Sie kannte die Roaming-Gebühren nicht. Im Kibbuz gab es sicher WLAN, dann würde sie ihnen schreiben.

Laila sank in ihren Rücksitz und langsam glitt sie weg. Von der schönen Aussicht, dem Meer und die Fahrt durch die historische Altstadt von Akkon, bekam sie nichts mehr mit.

Kapitel 3

Bayit Ana

Das Bayit Ana war eine kleine Pension etwas außerhalb von Akkon gelegen. Ein kleines, aber schmuckes Häuschen in einem dafür großen Park, umschwungen mit einem eiserenen, geschmiedeten Geflecht und zwei Gittertoren. Das Haus stand etwas erhöht in der Mitte vom Park. Es war älteren Baujahres, aber sehr gepflegt und liebevoll mit verschiedenen Accessoires geschmückt. Der Park beinhaltete eine kleine Wiese, die hinter dem Haus Platz genug für kleine Treffen für den Austausch unter den Studenten bot. Hier wurde relaxt, Joga praktiziert, Sonne getankt und Smalltalk betrieben und gelernt. Auf der linken Seite ragte ein kleiner Pavillon in die Höhe. In diesem war mittig ein kleiner, schmucker Mosaiktisch umrunden mit sechs Eisenstühlen. Unterhalb des Eingangs des Häuschens erstreckte sich ein großer weitläufiger Gemüsegarten. Ein steinerner Brunnen schenkte frisches Wasser. Rechts daneben befand sich ein aus dunklem Holz gehaltenen Geräteschuppen. Die verschiedenen Flächen wurden mit einem kleinen Gehweg verbunden. Der Gehweg war mit Kieselsteinen bestückt, kleine Steinbänke luden zum Verweilen ein. Große, alte Bäume, Stauden und Farn säumten den Weg und schenkten Schatten. In Israel konnte es im Sommer unerträglich heiß werden und jeder Schattenplatz war ein Geschenk.

„Wir sind da. Ava, öffnest du bitte das Gittertor“.