15,99 €
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,5, Universität zu Köln (Institut für deutsche Sprache und Literatur ), Veranstaltung: Kafkas Romane als Beispiele der klassischen Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: Amerika, das gelobte Land. So sahen viele Einwanderer im 19. Jahrhundert Nordamerika, das allgemein gültig mit dem Namen Amerika überschrieben wurde. Amerika wurde als die ‚Neue Welt’ gepriesen und als das Land der Hoffnung dargestellt. Die Wurzeln des allgemeinen Interesses für Nordamerika liegen im Europa des 19. Jahrhunderts im erfolgreichen amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der die Amerikaner frei von der englischen Kolonialherrschaft machte. Auch in den darauf folgenden Jahrhunderten waren die Begriffe des ‚American Dream’ und der ‚Chance für jeden’ geläufig. Jedoch wurde das Amerikabild zunehmend kontrovers diskutiert und es herrschte nicht mehr primär das Bild des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten vor. Die Begriffe Ausbeutung und Elend rückten immer mehr in das Blickfeld der Einwanderer und Amerika erschien nicht mehr als das gepriesene Land, in dem jeder Arbeit finden und erfolgreich sein konnte, wenn er nur wollte. Anonymität, Ersetzbarkeit und Entpersönlichung bestimmten immer mehr den Alltag und die Arbeitsverhältnisse. Diese Arbeit orientiert sich vorrangig am literarischen Beispiel des Romans Der Verschollene von Franz Kafka, der auch als ‚Amerikaroman’ bekannt wurde.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2006
Page 1
Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität zu Köln
Page 2
Amerika, das gelobte Land. So sahen viele Einwanderer im 19. Jahrhundert Nordamerika, das allgemein gültig mit dem Namen Amerika überschrieben wurde. Amerika wurde als die ‚Neue Welt’ gepriesen und als das Land der Hoffnung dargestellt. Die Wurzeln des allgemeinen Interesses für Nordamerika liegen im Europa des 19. Jahrhunderts im erfolgreichen amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der die Amerikaner frei von der englischen Kolonialherrschaft machte. Auch in den darauf folgenden Jahrhunderten waren die Begriffe des ‚American Dream’ und der ‚Chance für jeden’ geläufig. Jedoch wurde das Amerikabild zunehmend kontrovers diskutiert und es herrschte nicht mehr primär das Bild des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten vor. Die Begriffe Ausbeutung und Elend rückten immer mehr in das Blickfeld der Einwanderer und Amerika erschien nicht mehr als das gepriesene Land, in dem jeder Arbeit finden und erfolgreich sein konnte, wenn er nur wollte. Anonymität, Ersetzbarkeit und Entpersönlichung bestimmten immer mehr den Alltag und die Arbeitsverhältnisse. Diese Verschiebung in der Sichtweise kann, wie in Kapitel vier klar wird, anhand der Literatur der jeweiligen Zeit deutlich gemacht werden. Trotz dieser Veränderung scheint das Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch immer im Hintergrund zu lauern, wie beispielsweise in KafkasDer Verschollene.Das große Theater von Oklahoma verspricht jedem Arbeit und weist auf die Erfüllung des amerikanischen Traums hin. Auch wenn der Roman an sich eher das Gegenteil des amerikanischen Traums zu proklamieren scheint, war Kafka doch davon überzeugt, dass Amerika das „Zauberland der unbeschränkten Möglichkeiten“ ist im Gegensatz zu Europa, das „immer mehr und mehr zum Land der unmöglichen Beschränktheit wird“.1Diese Arbeit orientiert sich vorrangig am literarischen Beispiel des RomansDer Verschollenevon Franz Kafka, der auch als ‚Amerikaroman’ bekannt wurde. Unter all den Darstellungen des modernen Amerika in der Literatur ist auf den ersten Blick kaum eine befremdlicher als diejenige von Franz Kafka. Viele Autoren vor Kafka hatten sich auf Amerika als das Land unzähliger Möglichkeiten und Chancen, als ein Asyl für unterdrückte und verfolgte
1Janouch, Gustav: Gespräche mit Kafka. Erinnerungen und Aufzeichnungen. Frankfurt: S.
Fischer 1951. S. 89.