Amorpheus - Jens Michael Ottow - E-Book

Amorpheus E-Book

Jens Michael Ottow

0,0

Beschreibung

Die Meteoriten-Expertin Dr. Jaqueline Carnaugh vom JSC der NASA in Houston will an der jährlichen Antarktis-Expedition teilnehmen, um im ewigen Eis selbst nach Meteoriten zu suchen. Dem Journalisten Derek Russell, der einen Artikel über die Expedition schreiben möchte, wird die Teilnahme verwehrt. Er besucht Carnaugh im JSC und lässt sich von ihr die Labore der Meteoriten-Abteilung ARES zeigen. Er lernt dabei Carnaughs kauzigen aber hochqualifizierten Kollegen Dr. Edward Giordano, "Ed" genannt, kennen. In der Antarktis entdeckt Carnaugh einen ungewöhnlichen Meteoriten, der anders als alles bisher Bekannte zu sein scheint. Ed Giordano untersucht auf ihre Empfehlung hin diesen Meteoriten in nächtelangen, einsamen Laborstunden. Wenig später ist er tot. Was Giordano entdeckt hat, enthüllt erst ein in seinem Haus gefundenes Labor-Journal: Der aus den Weiten des Weltalls stammende Meteorit hat offenbar besorgniserregende Eigenschaften. Carnaugh und Russell geraten bei ihren gemeinsamen Aktivitäten zur Aufklärung des Falls in eine machtpolitische Auseinandersetzung.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 336

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jens M. Ottow

Amorpheus

Jens Michael Ottow

Impressum

Texte:   © 2022 Copyright by Jens M. Ottow

Umschlag: © 2022 Copyright by Jens M. Ottow

unter Verwendung der Fotos ‚Meteor über Chia’ von Michael Eberth und

‚Ongal Peak’ von Lyubomir Ivanov

Verantwortlich

 Prolog

Wenn man die Geschehnisse nachverfolgt, begann alles an einem der übertrieben schwülen Houstoner Sommertage, die durch die Nähe des Golfes von Mexiko eher verursacht als abgemildert werden.

Der leichte Südostwind vom Vortag war in der Nacht eingeschlafen.

Vor dem Kroger-Kaufhaus am Westpark Drive hielt ein roter Toyota Corolla. Eine sportliche, sonnengebräunte Frau Anfang vierzig stieg aus.

Sie war in ihrer Umgebung als Liza Bradley bekannt.

Ob das ihr richtiger Name war, blieb unklar.

Offiziell arbeitete sie bei der NASA, im Johnson Space Center JSC, in einer Unterabteilung für Budgetkontrolle. Ein kleinkrämerischer Job, der einem Menschen mit Phantasie und Ambitionen keine Befriedigung verschaffen konnte. Dass sie außerhalb des Büros anderen, aufregenden Tätigkeiten nachging, blieb selbst denen, die sie näher kannten, verborgen.

Es gab im Büro zwar Gerüchte, dass sie bisweilen Telefonanrufe auf einem abhörsicheren Handy erhielt. Wenn andere sie darauf ansprachen, erklärte sie, sie sei Mitglied in einem Club von Computerfreaks, die sich mit Verschlüsselungstechniken befassten und die Aktivitäten der NSA beobachteten.

Man sah zuerst ihre langen Beine, die bis zu den Knöcheln in einer eng anliegenden weißen Jeans steckten. Der rechte Spaghettiträger ihres gelben Tops rutschte ihr beim Verlassen des Autos über die Schulter. An den Füßen trug sie luftige Sandalen aus durchbrochenem Leder mit erhöhtem Absatz. Die Durchbrüche erlaubten einen Blick auf ihre zurückhaltend aber sorgfältig lackierten Fußnägel. Beobachtern, die sich mit Mode auskannten, wäre aufgefallen, dass die Lederstreifen der Schuhe das ‚Chaine d’ancre‘-Motiv von Hermes wiederholten.

Liza Bradleys braune Haare waren kurz und fransig geschnitten. Ein paar hellblonde Strähnen brachten eine jugendliche Unruhe in ihre Frisur.

Ihr Schmuck war dezent. Sie trug am linken Ringfinger einen goldenen 2-fachen Ring aus der Melody-Serie von Paloma Picasso. Die dazu passenden goldenen Creolen baumelten von ihren frei liegenden Ohrläppchen. Niemand wusste, ob dieser Schmuck die Spur zu einem Verehrer war, oder ob sie ihn selbst bei einem Juwelier in der Westheimer Road eingekauft hatte.

Ihr selbstbewusster Gang erweckte bei Außenstehenden den Eindruck, dass sie mit sich im Reinen war. Sie bemühte sich gegenüber anderen um ein liebenswürdiges, verbindliches Auftreten. Der kühle Ausdruck ihrer Augen passte nicht dazu. Das fiel jedoch nur Menschen auf, die sie länger und näher kannten.

Liza Bradley ging zielstrebig durch den Haupteingang in den Kroger, zog aus einem Zeitungsständer in der Nähe des Eingangs eine Sonntagsausgabe des ‚Houston Chronicle‘, bezahlte an einer freien Kasse in bar und ging zu ihrem Auto. Sie warf beim Einsteigen die Zeitung achtlos auf den Beifahrersitz.

Der Wagen verließ das Kaufhausareal.

Im benachbarten Stadtviertel parkte das Auto in einer Seitenstraße. Liza stieg aus, streckte sich, nahm ihre Sonnenbrille ab und betrat durch eine Glastür, die mit einem goldenen Schriftzug verziert war, eines der besseren Cafés, die es in dieser Gegend gab.

Sie kam gern hierher. Sie liebte die Geschäfte und Boutiquen des Viertels.

Im Inneren des Cafés war es erfrischend kühl. Es waren nur wenige Plätze besetzt. Ein junges Pärchen saß schweigend an einem Fenstertisch. Beide starrten selbstvergessen auf ihre Handys. Ein älterer Herr mit angegrauten Schläfen belegte weiter hinten einen anderen Tisch. Er schaute von seiner Kaffeetasse auf, als sie hereinkam und ließ seinen musternden Blick an ihrem Körper herunter- und wieder hinaufgleiten. Frisur, Brüste, Hüften, Beine, und retour. Liza Bradley kannte diesen männlichen Scannerblick. Sie ignorierte das. Sie setzte sich wenige Meter von dem Mann entfernt an ein freies, am Rand stehendes Tischchen.

Die Bedienung kam.

Sie bestellte sich einen Café au Lait und eine gefüllte Crêpe. Diesen Crêpes verdankte das Lokal seinen ausgezeichneten Ruf und die zahlreiche Stammkundschaft. Als die Bedienung fragte, war die schnelle und kurze Antwort: „Kirschen mit Sahne bitte.“

Liza Bradley schlug ihre Beine neben dem Tisch übereinander. Sie lehnte sich zurück und breitete die Zeitung über ihrem Schoß aus. Sie sah im Augenwinkel, dass sich das Pärchen lachend gegenseitig etwas auf dem Handy zeigte.

Der ältere Mann hielt den Eingang im Blick und trommelte mit den Fingern der rechten Hand kaum hörbar und in wechselndem Rhythmus auf die Tischplatte. Er spitzte dabei den Mund und pfiff unhörbar eine männertypische Verlegenheitsmelodie.

Sie öffnete die Seiten des ‚Chronicle‘ und begann zu lesen.

Beim Lesen hielt sie eine feste Reihenfolge ein: Zuerst die Todesanzeigen, dann die Sportnachrichten, später die lokalen Ereignisse, soweit sie ihr, nach einer flüchtigen Einschätzung anhand der Überschrift, lesenswert erschienen.

Ein Beitrag fiel ihr sofort auf. Er befasste sich mit der wachsenden Rolle von San Antonio als Zentrum für die Cyber Security.

Sie schlug mit dem rechten Handrücken abfällig auf den Artikel.

Immer wieder San Antonio.

Der dortige Planungsstab der Air Force hatte offenbar ganze Arbeit geleistet.

Zugegeben, San Antonio war voller Militär mit engen Verbindungen zur Rüstungsindustrie. Sie hatten die Lackland Air Force Base, den größten Militärstützpunkt des Landes, auf dem jeder Rekrut der Air Force seine Grundausbildung absolvierte. Dort residierte die ‚24th Air Force‘, ein echtes Cyberkommando. Dann gab es eine Reihe von Bundesbehörden, die Heimatschutzabteilung der Armee, die Cybersicherheitseinheit des FBI und die Heimatschutzbehörde.

Ein Offizieller aus dem Rathaus der Stadt hatte betont, San Antonio habe die perfekte Kombination aus Regierung, Industrie und Wissenschaft, die sich alle auf verschiedene Aspekte der Cyber Security und des Cyber Space konzentrierten. Fast 1000 Unternehmen in San Antonio seien in der Informationstechnologie tätig. Das spiegele sich in den Colleges und Universitäten wider, die in der Stadt Abschlüsse in Cyber Security und Cyber Security Management anböten.

Da war er wieder.

Der von Präsident Eisenhower beklagte militärisch-industrielle Komplex.

Diesmal auf dem Gebiet der Cyber Security. Da wuchs etwas rasant und wurde immer wichtiger. Eine herumwuselnde Krake mit tausend Armen, ein undurchdringliches Gestrüpp aus Macht, Angst, Geld, Interessen, dachte sie.

Und immer wieder San Antonio.

„Gibt es was Interessantes im ‚Chronicle‘?“

Der Mann mit dem Scannerblick vom Nebentisch hatte sich mit einer Körperdrehung zu ihr hingewandt und schaute erwartungsvoll zu ihr herüber. Ihre Aufmerksamkeit glitt an dem Artikel ab.

„Kommt drauf an, was Sie interessant finden.“ Sie sah kurz auf und in seine Richtung, ohne ihm ins Gesicht zu sehen.

„Ich lasse die Zeitung liegen, wenn ich gehe. Dann können Sie selbst sehen.“

Im Inneren des Sonntags-‘Chronicle‘ gab es ausführlichere Artikel, die man beim flüchtigen Lesen der Zeitung überblätterte.

Liza Bradleys Augen blieben an einem solchen Artikel hängen. Er trug die Titelzeile „Die Tiefsee - weniger bekannt als der Weltraum“.

Sie las: ‚Die tiefsten Teile des Ozeans, 6.000 bis 11.000 Meter unter der Wasseroberfläche, umfassen ein Gebiet, das als ‚Hadopelagial‘ oder Hadal-Zone bekannt ist. Diese Hadal-Zone besteht aus einer Reihe von Gräben, Trögen und Vertiefungen, die man auf der ganzen Welt gefunden hat. Am berühmtesten ist der Marianengraben. Obwohl das Hadopelagial die tiefsten 45 Prozent des globalen Ozeans ausmacht, bleibt diese Zone einer der am wenigsten untersuchten Lebensräume der Erde.

Dazu gehört der Kermadec-Trench nördlich von Neuseeland.

Im Sommer 2014 haben Tiefseeforscher diesen Kermadec-Trench und die benachbarte Tiefebene im Südwestpazifik mit einem ferngesteuerten Fahrzeug zum ersten Mal systematisch erkundet. Das Fahrzeug hat seinen Namen ‚Nereus‘ von einem Meeresgott der griechischen Mythologie.

Bei verschiedenen Tauchgängen mit dem ‚Nereus‘ hat man eine Fülle und Vielfalt von lebenden Organismen in Tiefen zwischen 6.000 und 7.000 Metern gefunden.

An einem Samstag gab es jedoch einen gravierenden Rückschlag bei den Forschungsarbeiten. Es stellte sich heraus, dass der ‚Nereus‘ in einer Tiefe von 9.990 Metern (6,2 Meilen) im Kermadec-Graben verloren gegangen war. Teilnehmer der Expedition vermuten, dass ein Teil davon unter dem gewaltigen Druck von bis zu 16.000 Pfund pro Quadratzoll implodiert ist. Zum Zeitpunkt des Verlustes von ‚Nereus‘ waren bereits 30 Tage der 40-tägigen Expedition verstrichen.

‚Nereus‘ war 2008 vom ‚DeepSubmergence Lab‘ der ‚Woods Hole Oceanographic Institution‘ (WHOI) gebaut worden, um in die tiefsten Gebiete der Ozeane abzutauchen. Seine Aufgabe war es, risikoreiche und lohnende Forschungen in diesen Gebieten durchzuführen. Dort konnte ‚Nereus‘ entweder autonom oder ferngesteuert über ein Glasfaserkabel von der Meeresoberfläche arbeiten.

Die Forscher auf dem Mutterschiff verloren an diesem verhängnisvollen Samstag sieben Stunden nach einem geplanten neunstündigen Tauchgang in der tiefsten Ausdehnung des Grabens den Kontakt zum Fahrzeug. Als die Standardprotokolle für die Wiederherstellung des Kontaktes nicht erfolgreich waren, leitete das Team eine Suche in der Umgebung des Tauchplatzes ein. Es entdeckte auf der Meeresoberfläche treibende Trümmerteile, die man später als von ‚Nereus‘ stammend identifiziert hat. Dies war ein Hinweis auf eine katastrophale Implosion des Fahrzeugs. Die Schiffsbesatzung barg die Trümmer, um ihre Identität zu bestätigen. Sie hatte die Hoffnung, mehr Informationen über die Art des Versagens zu erfahren.

Vor dem Kermadec-Graben war ‚Nereus‘ bereits erfolgreich zum Challenger Deep im Marianengraben – dem tiefsten Punkt im Ozean – gereist. Er hatte dort die tiefsten bekannten hydrothermalen Quellen der Welt entlang des CaymanRise im Karibischen Meer erkundet. Im November sollte er im Rahmen einer zweiten Expedition dorthin zurückkehren.

Nereus war eines von nur vier Tauchbooten in der Geschichte, die den tiefsten Teil des Ozeans im Marianengraben erreichten.

„Extreme Explorationen dieser Art sind nie ohne Risiko, und der unglückliche Verlust von Nereus unterstreicht nur die Schwierigkeit, in solch immensen Tiefen und Belastungen zu arbeiten“, sagte Larry Madin, Forschungsdirektor des WHOI. „Glücklicherweise gab es als Folge dieses Verlustes keine menschlichen Verletzungen. Wissenschaftler und Ingenieure der WHOI werden weiterhin noch fortschrittlichere Fahrzeuge entwickeln, konstruieren und betreiben, um die entlegensten und extremsten Tiefen unseres globalen Ozeans zu erforschen und zu verstehen.“

Die Ereignisse bei dieser Expedition verdeutlichen, warum die Tiefseegebiete in den Weltmeeren immer noch so viele Geheimnisse bergen. Sie sind beinahe schwerer zugänglich als der Weltraum, der uns hier in Houston so nahe ist.‘

Der Artikel war von D. Russell verfasst worden, einem Wissenschaftsredakteur des ‚Chronicle‘.

Liza Bradley kannte den Autor nicht.

Aber sie war von dem Thema beeindruckt.

Sie versuchte, sich vorzustellen, welche ungeheuren Kräfte in der Tiefsee wirksam waren. Dass es da unten in der lichtlosen Kälte überhaupt Lebensformen gab, war erstaunlich.

Sie trank schluckweise ihren lauwarmen Milchkaffee.

Sie aß, ohne aufzusehen, ihre frisch duftende, mit Kirschen und Sahne gefüllte Crêpe, während sie weiter durch den ‚Chronicle‘ blätterte. Dass beim Essen mehrmals Reste der Crêpefüllung in ihren Mundwinkeln hängen blieb, störte sie nicht. Erst nachdem der Teller leer war, wischte sie sich den Mund mit der beigelegten Papierserviette ab.

Nach dem Bezahlen stand sie auf, nickte kurz zu ihrem erfolglos aufdringlichen Tischnachbarn hinüber und schlängelte sich im Slalom, die Hüften elegant schwingend, zwischen den teilweise besetzten Tischen hindurch. Sie öffnete die Glastür, setzte ihre Sonnenbrille auf und trat aus der Kühle des Cafés hinaus in die Schwüle des Nachmittags.

Der ‚Chronicle‘ blieb an ihrem Sitzplatz liegen. Der Mann am Nachbartisch schaute ihr mit einer Mischung aus Bewunderung und Frustration hinterher. Er langte zu dem verlassenen Tisch hinüber und schnappte sich die Zeitung.

‚Die Ereignisse bei dieser Expedition verdeutlichen, warum die Tiefseegebiete in den Weltmeeren immer noch so viele Geheimnisse bergen. Sie sind beinahe schwerer zugänglich als der Weltraum, der uns hier in Houston so nahe ist.‘

An diesen Satz und den Artikel von D. Russell sollte sich Liza Bradley später wieder erinnern.

1. Kapitel

Ihr Telefon klingelte. Die angezeigte Nummer war ihr nicht bekannt. Jaqueline unterbrach unwillig ihren Bericht an das ARES Mission Concept Team. Sie speicherte das zuletzt Geschriebene mit ein paar entschlossenen Tastendrücken ab und ergriff den Hörer.

„Jaqueline Carnaugh hier“, meldete sie sich knapp.

„Dr. Jaqueline Carnaugh vom Johnson Space Center?“

Eine sanfte männliche Stimme. Der Mann sprach ihren Vornamen französisch aus, und ihren Nachnamen wie den des bekannten französischen Ingenieurs Sadi Carnot.

„Am Apparat.“

„Ich hoffe, ich habe Ihren Namen korrekt ausgesprochen“.

„Ja. Das ist okay.“

„Ich bin Derek Russel vom ‚Houston Chronicle‘.“

Sie schaute leise seufzend an die Decke.

Zeitungsleute konnten nützlich sein, um ein neues Projekt in der Öffentlichkeit zu präsentieren und bekannt zu machen, damit das nötige Geld floss. Bisweilen verschafften sie einer wissenschaftlichen Arbeit das gewünschte Medienecho. Ansonsten waren sie aufdringlich und lästig wie Bettflöhe.

Soviel sie wusste, war der ‚Chronicle‘ der bemannten Raumfahrt und dem Johnson Space Center JSC wohlgesonnen. Das war Lokalpatriotismus. Das Raumfahrtgeschäft brachte der Stadt internationale Reputation ein. Vor allem hingen tausende von Arbeitsplätzen in Houston an diesem Business.

‚Mal sehen, was er von mir will‘, dachte sie.

Russell stellte sich als Wissenschaftsjournalist beim ‚Chronicle‘ vor. Er habe gehört, dass die NASA im Rahmen des Meteoritensuchprogramms ANSMET über den Jahreswechsel eine neue Antarktis-Expedition plane.

Jaqueline bestätigte.

Russell fuhr fort, dass er gerne als Reporter dabei sein und darüber berichten würde.

Jaqueline Carnaugh erinnerte sich, dass sie in der Zeitung Artikel über die Arbeit des JSC und der NASA gelesen hatte, die offenbar von ihm verfasst waren. Er schrieb gut lesbar und mit positivem Spin für die bemannte Raumfahrt. In letzter Zeit war zunehmend auch die private Konkurrenz SpaceX und Blue Origin das Thema.

Sie machte ihm keine Hoffnung: „Sorry, das wird nicht gehen. Die Plätze im Expeditionsteam sind begrenzt und sehr begehrt. Es kommen nur ausgewählte Forscher und einige andere Personen mit, die für den notwendigen Support in der Antarktis benötigt werden….und wie Sie sich ausmalen können, sind die Bedingungen vor Ort ausgesprochen feindselig.“

„Oh, das ist okay. Ich.... ich habe einige Outdoor-Erfahrung.“

„Robert Falcon Scott hatte sich das damals auch einfacher vorgestellt“, erwiderte sie kurz.

Der Anrufer kannte den berühmten Wettlauf zwischen Scott und Amundsen zum Südpol und das tragische Ende der Scott-Expedition. Er ging auf ihren Spott nicht ein.

„Und? Waren Sie schon mal dabei?“

„Nein. Aber wir sind bereits in verschiedenen Kursen intensiv darauf vorbereitet worden. Wir haben die einzelnen Phasen im Ablauf der geplanten Expedition durchexerziert.“

Sie machte eine kurze Pause.

„Dazu kamen spezielle Gesundheit-Checks für alle Teilnehmer.“

Er ging darauf nicht ein.

„Keine Ausnahme?“

„No, Sir. Keine Ausnahme.“

Man konnte ihn am Telefon nachdenken hören.

„Und wenn ich bei der Leitung der Expedition frage?“

Jaqueline Carnaughs Reaktion kam schnell.

„Danke für Ihre Geringschätzung“, entgegnete sie spitz. „Machen Sie, was Ihnen richtig und sinnvoll erscheint.“

Es entstand eine Pause. Seine Stimme war jetzt leiser.

„Sorry, war nicht so gemeint.“

„Ist aber so angekommen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen behilflich sein.“

Sie schaute erneut an die Decke ihres Büros und beendete, den Kopf schüttelnd, diesen kleinen Schlagabtausch. Sie speicherte vorsichtshalber seine Telefonnummer ab, um bei einem nächsten Anruf von ihm entscheiden zu können, ob sie das Gespräch annahm, oder nicht.

Dann wandte sie sich wieder ihrem Bericht zu und suchte gedanklich Anschluss an das, was sie geschrieben hatte.

Dr. Jaqueline Carnaugh war als Wissenschaftlerin beim JSC tätig.

Sie stammte aus Champaign (Indiana).

Sie war die Tochter zweier Wissenschaftler. Ihre Mutter arbeitete als Lebensmittelchemikerin bei Abbott. Ihr Vater war Physiker. Er entwickelte in einer ortsansässigen Firma Neutronenquellen. Beide Eltern waren begeisterte Hobbyastronomen. Sie waren in der ‚Champaign Urbana Astronomical Society‘ engagiert, die hinter dem Flughafen auf freiem Feld ein winziges, von den Mitgliedern in Wochenendarbeit errichtetes Observatorium betrieb.

Jaqueline sammelte bereits im Kindesalter alle Steine, die ihr gefielen.

Steine übten eine magische Anziehung auf sie aus. Ein großer, blau-violetter Amethyst, der den Teil eines mit einzelnen Kristallen angefüllten Hohlraumes gebildet hatte, war das Herzstück ihrer Sammlung aus Versteinerungen und Mineralien. Den Amethyst hatte ihr ein Bekannter der Familie, der sie bei ihrem liebevollen Umgang mit ihren Steinen beobachtet hatte, geschenkt.

Später, nach der Schulzeit, studierte Jaqueline an der ‚Purdue University‘ Geologie und Geophysik. Es folgte ein Auslandsaufenthalt in Kanada. Danach war sie am MIT im Rahmen eines Planetary-Science-Programms promoviert worden. Schließlich landete sie beim ‚Johnson Space Center JSC‘ in Houston.

Neben dem problemlosen beruflichen Aufstieg gab es aber auch herbe Schicksalsschläge. Vor 6 Jahren waren ihre Eltern bei einer winterlichen Massenkarambolage auf der Interstate-57 ums Leben gekommen. Sie befanden sich auf dem Weg nach Chicago. Sie wollten zu einem Fachkongress über Neutronenphysik, wo ihr Vater einen Vortrag halten sollte und neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen hoffte.

Jaqueline brauchte Jahre, um mit dem Schmerz ihres frühen Todes umzugehen. Es fiel ihr schwer, später das Elternhaus zu verkaufen und damit den Mittelpunkt ihrer Kindheit zu verlieren. Es blieben ihr Alben voller Fotos und Bilder im Kopf aus einer glücklichen Zeit.

In Houston zog sie sich zunehmend zurück. Umso energischer stürzte sie sich in ihren Job.

Das JSC ist ein ausgedehnter Komplex der NASA im Süden der Stadt. Es liegt unmittelbar am Clear Lake. Es bildet das Zentrum für die bemannte Raumfahrt der USA. Im JSC werden die amerikanischen Astronauten trainiert. Das JSC betreut die Internationale Raumstation ISS sowie die geplanten zukünftigen Mondmissionen.

Teil des JSC ist die ‚Astromaterials Research and Exploration Science‘ Division. Sie ist unter der Abkürzung ARES bekannt. Die Mitarbeiter von ARES sind vor allem weltweit führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Gesteinsproben. Sie betreuen die umfangreichste Sammlung außerirdischer Materialien auf der Welt. Dazu gehört das von den Apolloflügen mitgebrachte Mondgestein. Dazu gehört auch eine unüberschaubare Anzahl von auf der Erde gefundenen Meteoriten.

Jaqueline Carnaugh war eine dieser Wissenschaftlerinnen des ARES, die an dem Weltraummaterial forschten.

Sie hatte vor, zum ersten Mal an einer ‚Antarctic Search for Meteorites Expedition, kurz: ANSMET-Expedition, in die Antarktis teilzunehmen.

Warum ausgerechnet in der menschenfeindlichen Antarktis?

Die Antarktis bietet für die Suche und Sammlung von extraterrestrischem Material eine Umgebung mit einzigartigen Vorteilen. Mit ihrem trockenen Klima konserviert sie die im ewigen Eis eingeschlossenen Meteorite über lange Zeiträume. Die Bewegung der Eisplatten in den Gletschern konzentriert die Meteoriten nach Art einer Endmoräne in bestimmten Gebieten. Dort werden sie mit der Zeit durch den antarktischen Wind an der Eisoberfläche freigelegt und brauchen nur noch entdeckt und eingesammelt zu werden.

2. Kapitel

Einige Wochen vor der geplanten Abreise zum Zwischenstopp nach Neuseeland rief Derek Russell erneut an. Jaqueline Carnaugh erkannte die unter ‚Chronicle‘ abgespeicherte Nummer wieder. Sie erinnerte sich mit gemischten Gefühlen an ihren ersten telefonischen Kontakt. Obwohl sie wenig Lust auf einen weiteren Schlagabtausch hatte, nahm sie das Gespräch an.

Russell entschuldigte sich zunächst ungewöhnlich umständlich für seinen früheren Anruf. Es täte ihm leid, so reportermäßig forsch aufgetreten zu sein. Er wolle eigentlich einen fundierten Bericht über den Verlauf und Erfolg der geplanten ANSMET-Expedition verfassen. Er sei ja nicht bloß Journalist, sondern habe vor Jahren einige Semester lang Physik an der UCLA studiert.

Das entsprach der Wahrheit.

Derek Russell kam in Kalifornien genau an dem Tag zur Welt, der den meisten US-Amerikanern in schrecklicher Erinnerung ist. An diesem Tag standen die Eltern von Christa McAuliffe auf einer Tribüne in Cape Canaveral und sahen ungläubig in den Himmel starrend mit an, wie ihre Tochter über ihren Köpfen aus einem Feuerball heraus mit ihren Teamgefährten im explodierenden Shuttle Challenger in den Tod stürzte.

Vielleicht war das der Grund für sein späteres Interesse an allen Weltraumdingen.

Er wuchs in Los Angeles auf. Seine Eltern waren gutsituiert. Sein Vater William Russell arbeitete als erfolgreicher Rechtsanwalt in einer bekannten, bestens eingeführten Kanzlei, die ihre Adresse in einem modernen Gebäudekomplex am Olympic Boulevard hatte. Zu seinen Klienten gehörten einige Berühmtheiten aus dem nahen Hollywood. Es ging meist um Verträge in der Filmbranche. William Russell genoss in diesen Dingen einen guten Ruf.

Seine Mutter Catherine war nicht berufstätig, aber kirchlich engagiert.

Derek Russell war ein Einzelkind. Er liebte als Junge technisches Spielzeug, ferngesteuerte Autos, Segelflugzeuge, Computerspiele. Seine unstillbare Neugier zerstörte manches Gerät, das ihm in die Hände fiel.

Er hatte aber auch musische Seiten.

Er schrieb in der Pubertät schwärmerische Gedichte und Kurzgeschichten und spielte leidlich Klavier. Seine Eltern schickten ihn auf die ‚Crossroads School for Arts & Sciences‘, die nicht sehr weit von ihrem Haus in Brentwood Park entfernt war.

Nach Abschluss der Crossroads High School schrieb sich Derek Russell gegen den Rat seines Vaters für ein Studium der Physik an der UCLA ein. Er belegte begeistert die ersten Physikkurse. Nebenbei schnupperte er in die Astronomie und Astrophysik hinein.

William Russell hätte ihn lieber als Juristen und späteren Mitstreiter in der Kanzlei gesehen.

Während seines Studiums kam Derek Russell mit dem ‚Jet Propulsion Laboratory‘ JPL (Wahlspruch: „Creating robots to go, where humans can’t“) in Kontakt und lernte dort Forscher und Ingenieure kennen, die an automatischen Sonden und Robotern für die Weltraumerkundung arbeiteten.

Seine Eltern wunderten sich über seinen unerwarteten Lerneifer.

Dereks ungewöhnliches Engagement an der Uni hing, wie sie erst später erfuhren, mit einer Kommilitonin zusammen. Sie hieß Vera Velasquez. Er nannte sie, wenn er von ihr sprach, zärtlich V-V oder DoubleU. Vera und er waren unzertrennlich. Sie schmiedeten zusammen phantastische Pläne und stachelten sich im Studium gegenseitig an. Zusammen träumten sie früh von Reisen zum Mars und anderen fernen Welten.

Diese Begeisterung hielt eine Weile an.

Nach dem dritten Semester gab es einen Bruch in Dereks Entwicklung. Sein Verhalten änderte sich. Er schlief nachts nur noch mit Unterbrechungen. Er redete im Schlaf wirres, unzusammenhängendes Zeug. Er schleppte sich morgens nur noch mühsam in die an der Uni belegten Kurse.

Seine Eltern beobachteten die Veränderung und waren ratlos. Erst vermuteten sie eine Krankheit, dann psychische Probleme.

Die Mutter argwöhnte, dass es sich um Liebeskummer handele. Sie beruhigte sich damit, dass daran jeder leiden könne, dass dieser Zustand aber nicht von Dauer sein müsse. Derek sprach nicht darüber. Er verweigerte sich jeglicher Erklärung.

Sein Vater beklagte mehrmals sein unstetes Verhalten. Die Kommunikation zwischen den beiden gestaltete sich zunehmend schwieriger, bis sie ganz abbrach. Seine Mutter brachte Verständnis auf, obwohl sie keinen überzeugenden Grund fand, warum ihr Sohn derart aus der Spur geraten war.

Als die depressive Stimmung nach Monaten nachließ, nahm sein Verhalten eine andere Richtung.

Er liebte seit jeher den Pazifik. Er joggte jetzt gern und oft an den Stränden von Santa Monica und Malibu. Er traf sich mit anderen zu gemeinsamen Segeltörns. Seinem Studium half das nicht. Das kalifornische Lebensgefühl der Leichtigkeit und positiven Grundhaltung gewann langsam die Oberhand. Er nannte es gegenüber Kommilitonen scherzhaft das ‚Venice-Beach-Syndrom‘.

Nebenher begann er zu schreiben.

Er brachte mehr und mehr Zeit mit dem Verfassen von populärwissenschaftlichen Artikeln über die Raumfahrt zu. Dabei kamen ihm die Erfahrungen zugute, die er im Kontakt mit dem JPL gewonnen hatte.

Es gab am Anfang Schwierigkeiten und manche Enttäuschung. Dann erschienen einige seiner Artikel in der Zeitung. Sogar die renommierte ‚L.A. Times‘ entschied sich für zwei seiner Arbeiten und veröffentlichte sie.

Derek Russell war stolz, seinen Namen unter diesen Artikeln zu lesen.

All dies trug dazu bei, dass er mit zunehmender Studiendauer an der Richtigkeit seines gewählten Ziels zweifelte.

Als dann die ‚Washington Post‘ eines Tages ein Volontariat für die Wissenschaftsredaktion auslobte, bewarb er sich mit Erfolg. So landete er in der Hauptstadt der USA.

Washington mit dem sprichwörtlichen politischen Sumpf war Neuland. Es eröffnete sich ihm eine Welt der politischen Intrigen und Hinterzimmerdeals. Unter den Lobbyisten, die er kennenlernte, war ein ausgeprägtes Netzwerken unabdingbar. Er sprach mit Politikern und Beamten aus der zweiten und dritten Reihe. Er baute sich ein Spinnennetz von Informanten auf. Er sammelte Hintergrundinformationen für seine Artikel. Er nahm als Zuhörer an verschiedenen Beratungen und Anhörungen im Kongress teil. Dabei entwickelte er ein Gespür für kommende Sensationen und anrüchige Deals. Sein Spezialgebiet, die Raumfahrt, war eng verknüpft mit militärischen Belangen, die im Pentagon konzentriert waren. Mit der Zeit  stand er diesen Dingen aber zunehmend kritisch gegenüber.

Das Volontariat endete zu der vorgesehenen Zeit.

Derek Russell musste die Redaktion verlassen. Er wechselte von Washington nach Texas zum ‚Houston Chronicle‘, der zu dieser Zeit gerade die Wissenschaftsredaktion umbaute. Die viertgrößte Stadt der USA bedeutete weniger Politik, dafür wegen des dortigen JSC mehr konkrete Weltraumfahrt und -wissenschaft.

Russell fragte Jaqueline Carnaugh, ob er nicht den geplanten Bericht schreiben könne, ohne an der Expedition teilzunehmen.

„Hhhmmm...ich weiß nicht“, äußerte sich Jaqueline unbestimmt.

„Ich stelle mir das so vor:“, fuhr er fort. „Ich komme vor Ihrer Expedition persönlich bei Ihnen vorbei. Sie erklären mir alles. Vielleicht zeigen Sie mir auch das JSC und die heißesten Stücke Ihrer Meteoriten-Sammlung. Wenn Sie dann in der Antarktis sind, machen wir per Satellitentelefon ein Interview. Und wenn Sie für mich dort ein paar Fotos knipsen - umso besser.“

Jaqueline zögerte.

Das bedeutete zusätzlichen Aufwand und eine Störung im Expeditionsalltag. Für die Öffentlichkeitsarbeit konnte es allerdings von Vorteil sein, wenn die Zeitung aus der Texas-Metropole einstieg.

„Das hört sich ganz brauchbar an“, sagte sie ohne echte Begeisterung. „Ich kläre das intern ab und melde mich bei Ihnen in spätestens zwei Tagen.“

„Klasse! Bin gespannt. Das wird ein Knüller. Bis dann.“

Er legte auf.

Zwei Tage später vereinbarten sie in einem weiteren, kurzen Telefongespräch seinen Besuch im JSC Anfang November. Das war in einem Monat.

Derek Russell meldete telefonisch sein Kommen an. Jaqueline avisierte ihn Gary, dem Pförtner an einem der Haupteingänge. Sie holte ihn auf dem Parkplatz vor dem Gebäude ab, in dem die ARES-Abteilung mit ihren Labors und Büros untergebracht war.

Russell erwies sich als ein schlanker, sportlicher Typ von Mitte 30. Seine Kleidung war leger und ohne modisches Statement. Er trug ein locker sitzendes, hell-beiges Leinensakko zu einer engen blauen Jeans. Die Temperatur an diesen Novembertag lag in Houston um die 20°C. Ihm genügte unter dem Sakko ein schlichtes schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt ohne jeglichen Aufdruck.

Jaqueline musterte ihn unauffällig.

Er hatte schlanke und gepflegte Streichelhände. Sein Haar war hellblond und kurz geschnitten. Er hatte sich nicht rasiert. Der blonde 3-Tage-Bart passte zu seinem unbekümmerten, jugendlichen Aussehen. Die wasserblauen Augen erinnerten Jaqueline an Steve McQueen. Etwas störte ihren wohlwollenden Eindruck: Am Handgelenk trug Russell einen auffälligen, titanfarbenen Klotz von Uhr mit Metallarmband und diversen Knöpfen und Rädchen. Er hätte ohne Weiteres als Zeitnehmer bei einer Sportveranstaltung einspringen können.

Romantik war wohl nicht so sein Ding.

Erstaunlicherweise hatte er kein Handy in der Hand. Dafür hing eine lederne, speckig abgewetzte Umhängetasche an einem langen, breiten Riemen über seiner linken Schulter.

Russell sah ihr ohne die bei Zeitungsleuten übliche Hektik entgegen.

„Hallo, Jaqueline“ begann er freundlich lächelnd. „Freut mich, Sie persönlich kennenzulernen. Danke für das Entgegenkommen.“

„Hallo, Derek. Das ist okay. Aber freuen Sie sich nicht zu früh. Vielleicht harmonieren wir beide nicht und das Ganze geht schief.“

„Das wird gut. Am Anfang gibt es vielleicht ein paar blaue Flecken.“ Er lächelte gewinnend.

„Wir werden sehen.“

Sie betraten das Gebäude. Jaqueline Carnaugh ging voran und führte ihn in einen für Konferenzen und Meetings vorgesehenen, nüchtern möblierten Raum. Sie bot ihm einen Platz an dem schmucklosen, länglichen Konferenztisch an. Dann fragte sie ihn, ob er gerne einen Kaffee, ein Wasser oder einen Fruchtsaft zu trinken hätte.

„Schwarzen Kaffee ohne alles bitte.“

Sie verließ den Konferenzraum und kam nach einigen Minuten zurück mit einem Pappbecher und einer handtellergroßen, bunt bemalten Schale mit einer kleinen Auswahl von Keksen, die sie für solche Gelegenheiten von zuhause mitgebracht hatte.

„Waren Sie schon mal im JSC?“

„Ja. Das Übliche. Vor einigen Jahren. Die Touristenrunde. Space Center Houston, Tram Tour, Saturn V, Apollo-Kapsel, Raumanzüge. In der Zwischenzeit habe ich mich ein bisschen über das JSC im Allgemeinen schlau gemacht.“

„Sie sehen an den großen Parkplatzflächen um die Gebäude herum: Hier ist eine ganze Menge los.“

„Ich dachte, nach Voyager, Apollo, ISS, Space Shuttle und Mars-Rover wäre hier Ruhe.“

Sie erklärte, dass es nach Beendigung des Shuttle-Programms tatsächlich eine ruhigere Phase mit weniger Geld und Druck von der Politik gegeben habe. Aber die Zeiten änderten sich gerade. Bemannte Mondmissionen seien wieder im Gespräch, auch über den Mars werde intensiv nachgedacht. Und es komme neuer Wettbewerbsdruck aus Russland, China und Indien. Beim Transport ins All seien jetzt erfolgreich private Anbieter wie SpaceX und Blue Origin dabei und scharrten mit den Füssen. Sie seien hier beim Flug zur ISS zum Glück nicht mehr auf Baikonur angewiesen.

Sie ergänzte: „Das Ganze ist nicht nur ein Wettlauf um die Technologieführerschaft. Es bedient auch handfeste militärische und Sicherheitsinteressen.“

Russell trank leicht schlürfend einen Schluck Kaffee.

„Denke ich mir. Wie spielt da jetzt Ihr Job hinein? Was macht ARES in diesem Spiel?“

„Unsere Mitarbeiter sind die weltweit führenden Wissenschaftler für Gesteinsproben. Wir bei ARES haben die weltweit umfangreichste Sammlung von Material aus dem Weltraum.“

Auf die Frage, was für Material das sei, antwortete sie: „Immer noch nicht untersuchtes Mondgestein aus dem Apollo-Programm. Und die im Rahmen von ANSMET gesammelten antarktischen Meteoriten. Da wartet auf die ARES-Labore viel Arbeit.“

„Was für Labore habt Ihr denn hier?“

„Vor allem Labore für verschiedene physikalische und chemische Materialanalyse-Verfahren. Sie können sich bei einem Rundgang ein paar von diesen Laboren ansehen. Dann bekommen Sie einen Eindruck.“

„Und Sie sind auf der ANSMET-Schiene?“

Jaqueline bestätigte. Bislang habe sie zusammen mit einigen Kollegen die gesammelten Antarktis-Meteoriten nur untersucht und betreut. Jetzt würde sie über den Jahreswechsel draußen selbst mal nach dem Rechten sehen. Sie deutete ein Lächeln an.

„Das ist sicher ein ziemlicher Challenge“, meinte Russell bewundernd. Er schaute ostentativ an ihr herunter.

„Ich kann Sie mir eher beim Sonnenbaden an einem Strand vorstellen.“

Er grinste vorsichtig tastend.

„Das täuscht, Mr. Russell. Ich bin tough.“ Und nach einer Kunstpause schob sie hinterher: „Mein Freund hat jedenfalls keine Bedenken.“

Tatsächlich hatte Jaqueline Carnaugh seit Längerem eine Beziehung mit ihrem Freund Jeffrey Phillips. Jeffrey bildete einen kreativen Gegenpol zu ihr. Er war ein vielseitiger Designer und Künstler. Er arbeitete in seinem Atelier in La Porte, das er sich in einer alten Lagerhalle auf dem Hafenareal eingerichtet hatte.

Houston galt nicht gerade als Hot Spot der Kunst. Man war in Texas. Wenn von Öl die Rede war, meinte man nicht die Malfarben.

An den großformatigen, abstrakten Acryl- und Ölbildern, die Jeffrey in seinem Atelier schuf, hing sein Herz. Leben konnte er davon nicht. Er verdiente daher seinen Lebensunterhalt als Inneneinrichter.

Er betreute eine Klientel von reichen Unternehmern. Die hatten zwar Erfolg bei ihren einträglichen Geschäften. Wenn es ums Einrichten ihrer neu gebauten oder erworbenen Luxushäuser und Apartments ging, versagten sie kläglich. Es gestaltete sich schwierig, die großflächigen, repräsentativen aber leeren Räume mit Stil bewohnbar zu machen.

Dafür hatte Jeffrey ein Händchen.

Er war dauernd auf Achse, um geeignete Einrichtungsgegenstände bei Versteigerungen, Haushaltsauflösungen und Flohmärkten aufzustöbern. Die lagerte er dann in der Halle neben seinem Atelier ein. Vor dem Atelier stand für diese Zwecke ein alter, verschrammter und angerosteter Lieferwagen. Der trug bruchstückweise noch die großbuchstabige Werbeaufschrift des Vorbesitzers, der offenbar im Obsthandel tätig gewesen war. Das Fahrzeug hatte schon bessere Zeiten gesehen.

Jaqueline und Jeffrey lernten sich vor zwei Jahren auf einer Ausstellung lokaler Kunstschaffender kennen. Jaqueline hatte dort an einem Wochenende aus einer Mischung von Langeweile und Neugier vorbeigeschaut. Sie stand damals sinnend vor einem großformatigen Gemälde, das sie mit umherirrendem Blick und ein wenig ratlos als freie Farbkomposition einstufte.

„Wie gefällt es Ihnen?“, hörte sie eine Stimme hinter ihrem Rücken.

Sie drehte sich um und sah zum ersten Mal Jeffrey, der schräg hinter ihr stand.

„Die Farben gefallen mir.“ Sie suchte nach Worten. „Und die Aufteilung.“

„Ich habe es ‚Animation 2‘ genannt.“

„‘Animation 2‘. Da wäre ich nicht drauf gekommen.“ Sie meinte es ohne Spott.

„Es lebt. Wenn man es länger anschaut, kommt Bewegung in die Farben“, sagte er ernst und aus voller Überzeugung.

„Aha.“

Damit war der gemeinsame Interpretationsversuch abgeschlossen.

„Kann man das Bild kaufen?“ Jaqueline bemühte sich, das Gespräch nicht abreißen zu lassen.

Er schüttelte den Kopf.

„Nein. Das Bild liegt mir sehr am Herzen. Ich gebe es nicht her.“

„Eines Tages vielleicht“, fügte er einschränkend hinzu.

„Für mein Apartment wäre es ohnehin zu groß“, sagte Jaqueline beschwichtigend.

Er schlenderte weiter, während sie bei dem Gemälde stehen blieb.

Später trafen sie sich beim Cocktail an der provisorischen Bar. Sie sprachen über ihre unterschiedlichen Lebensumstände. Es folgten Verabredungen an verschiedenen Orten. Dann blieb sie die erste Nacht bei ihm.

Jaqueline hatte ein ehrliches Interesse an seinen Arbeiten. Ihr gefiel der Hauch von Boheme, der Jeffrey umgab, wenn er mit wild zerzaustem Haar im farbverschmierten Overall in seinem Atelier herumstapfte oder mit Künstlerkollegen auf spontanen Feten lauthals und emotional über Kunstrichtungen und Farben stritt.

Liebe war nie ein Thema. Es schien, als nähme jeder der beiden beim Anderen eine Auszeit von seiner eigenen begrenzten Lebenswirklichkeit.

Russell wirkte wegen ihrer Bemerkung nicht ernsthaft irritiert.

„Botschaft angekommen. Aber ich darf Sie trotzdem attraktiv finden, oder?“

„Gerne.“

Eine kurze Pause entstand. Er nahm den Faden wieder auf.

„Wie ist das mit der ANSMET-Expedition. Was geschieht da?“ Er holte aus seiner abgewetzten Umhängetasche ein Tablet mit Tastatur und legte es für ein paar Notizen vor sich auf dem Tisch.

Jaqueline schilderte ihm in groben Zügen den Ablauf. Die Teilnehmer der Expedition träfen sich in Neuseeland, genauer: am Flughafen von Christchurch. In Christchurch bekämen sie, wie alle Antarktis-Besucher, in einem speziellen Lager, dem ‚Clothing Distribution Center‘ (CDC), die notwendigen Ausrüstungsteile für das extrem kalte Wetter. Es gebe dort eine große Auswahl an Ausrüstung mit fast hundert verschiedenen Posten. Die wichtigsten davon seien: dicke, gefütterte Lederhandschuhe, die berühmten großen weißen ‚Bunny Boots‘, und die legendären roten Parkas, die von den Expeditionsteilnehmern ‚Big Red‘ genannt würden. Von dort flögen sie - wenn das Wetter mitspielt - in einem großen Militärtransporter zur US-Antarktis-Station McMurdo. Von McMurdo aus gehe es mit einem anderen, kleineren Flieger Richtung Südpol zu einem ausgewählten Platz im ewigen Eis, an dem ein Basislager errichtet werde. Vom Basislager aus starteten dann die eigentlichen Suchexpeditionen mit speziellen Schneemobilen zu den Gletschergebieten. Gesucht werde zu Fuß, auf allen vieren kriechend, oder vom langsam fahrenden Schneemobil aus.

Russell war kritisch: „Soweit ich weiß, ist die Antarktis mehr als 13 Millionen Quadratkilometer groß. Da passt ganz Europa hinein. Wie finden Sie da die Meteoriten?“

Jaqueline ging darauf ein. Das sei eine gute Frage. Es gebe einen bewährten Trick. Obwohl Meteoriten über die ganze Erde verteilt herunter kämen, konzentrierten sie sich in der Antarktis auf bestimmte Orte. Sie seien daher leichter zu finden, wenn man diese Orte erst einmal kenne.

Russell war noch nicht zufrieden: „Wie das?“

Jaqueline erklärte ihm den Gletschermechanismus.

Russell nickte zögernd.

Jaqueline schränkte ein, dass mit den Meteoriten allerdings auch jede Menge normales Geröll transportiert werde, wie man es üblicherweise in einer Moräne finde. Man müsse also einen trainierten Blick haben, um die ‚Nuggets‘ zu identifizieren.

Russell tippte Notizen in sein Tablet.

„Und die Meteoriten sind im Eis über Jahrtausende perfekt konserviert und unberührt?“, sagte er von der Tastatur aufschauend.

„Das ist ein wichtiger Vorteil.“

„Wenn die Expeditionsteilnehmer solche Dinger finden, wie geht es dann weiter?“

„Die gefundenen Meteoriten werden mit roten Fähnchen markiert. Das sieht dann aus wie ein abgesteckter Parcours. Die Funde werden fortlaufend nummeriert. Dazu werden sie zusammen mit einem mechanischen Zähler fotografiert.“

„Einfach, aber wirkungsvoll“, kommentierte Russell ein wenig ungläubig.

Jaqueline fuhr fort: „Gleichzeitig wird per GPS ihr Fundort genau bestimmt. Die Fundstücke werden vorsichtig in sterile Beutel verpackt, um jede verfälschende Kontamination zu vermeiden. Am Ende der Expedition werden die Meteoriten im gefrorenen Zustand zum ‚Antarctic Meteorite Laboratory‘ im JSC transportiert. Wenn sie dort eintreffen, werden sie nach und nach aufgetaut, getrocknet und in den Laboren gründlich untersucht. So wird festgestellt, um welchen Typ es sich handelt und woher sie stammen könnten.“

„Woher stammen die Dinger denn? Von anderen Sternen?“

„Nein. Sie stammen aus unserem Sonnensystem. Aus dem Asteroidengürtel, aber auch vom Mond oder Mars, wenn dort etwas durch einen großen Einschlag herausgeschlagen worden ist.“

Russell tippte weitere Notizen ein.

„Was können Sie aus den Dingern für Erkenntnisse gewinnen? Die sind doch, soweit ich mich erinnere, beim Eintritt in die Erdatmosphäre ziemlich heftig erhitzt und malträtiert worden.“

„Das ist wie bei einer zurückkehrenden Raumkapsel: Außen verkohlt und angeschmolzen; innen weitgehend intakt. Die antarktischen Meteorite erzählen uns etwas über die Entstehung und frühe Geschichte unseres Sonnensystems. Sie werfen aber auch Fragen auf, die dann zu neuen NASA-Missionen führen.“

Russell war zufrieden.

Er verstaute sein Tablet in seiner Tasche und bedankte sich bei Jaqueline Carnaugh. Sie verabredeten sich für den kommenden Tag zu einer Tour durch die ARES-Labore.

Dann verließ er das JSC.

Bei der Besichtigungstour am folgenden Tag zeigte sich Russell beeindruckt von der umfangreichen wissenschaftlichen Ausrüstung und Professionalität der verschiedenen ARES-Labore.

Eine Gruppe von Mitarbeitern hütete und verwaltete sorgsam die in die Zehntausende gehende Sammlung der gefundenen Meteorite. Die katalogisierten Fundstücke lagerten separat in Plastikbeuteln unter Schutzatmosphäre verpackt in tresorartig gesicherten Kühlräumen.

Die Wissenschaftler hantierten mit den Meteoriten ausschließlich in durchsichtigen ‚Glove Boxes‘, die an ihren umgestülpt heraushängenden, armlangen blauen Gummihandschuhen von weitem erkennbar waren. Sie waren mit einem Schutzgas gefüllt.

Es gab Boxen mit angebauten Mikroskopen. Mit deren Hilfe konnten die Forscher die Klumpen durch eine Glasscheibe hindurch im vergrößerten Detail betrachten. Es gab Kästen mit eingebauter Diamantsäge. Sie dienten zum Zersägen der Meteoriten. Es ließen sich mit ihnen dünne Schnitte anfertigen. Alles beim Sägen entstehende Feinmaterial wurde sorgfältig gesammelt, damit von den kostbaren Weltraumboten nichts verloren ging.

Dieser Aufwand war notwendig, um eine Kontamination der Funde zu vermeiden. Sollten Spuren oder Bausteine des Lebens entdeckt werden, wollte man sicher sein, dass diese mit dem Meteoriten aus dem All gekommen waren und nicht von einer ungewaschenen, verschwitzten Forscherhand.

Ein Labor blieb Russell in nachhaltiger Erinnerung.

Das lag am Leiter des Labors, Dr. Edward C. Giordano, von seinen Kollegen kurz ‚Ed‘ genannt und trotz seiner Kauzigkeit als Forscher und Mensch geschätzt.

Jaqueline Carnaugh und ihr Besucher gingen einen langen Gang entlang, an dessen Wänden gerahmte Aufnahmen von schwarzen Steinen und komplexen Schliffbildern ein Spalier bildeten. Russell vermutete, dass dies alles ausgewählte Exemplare von Meteoriten waren.

Sie blieben vor einer der vom Gang abgehenden Türen stehen, die halb offen stand. Neben dem Eingang war ein Schild angebracht, auf dem in zwei Reihen übereinander zu lesen war: ‚Dr. Edward C. Giordano, ARES XRD Laboratory‘.

„XRD?“ Russell schaute fragend zu Jaqueline Carnaugh hinüber.

„Wir arbeiten viel mit Abkürzungen. XRD wie X-Ray Diffraction - Untersuchung der Kristallstruktur der verschiedenen Materialien mittels Röntgenbeugung. Manchmal ist aber auch gar keine Kristallstruktur vorhanden. Dann bezeichnet man das Material als ‚amorph‘, ohne Gestalt.“

Russell nickte abwesend. Er hatte ihr Gesicht betrachtet und nicht zugehört.

Jaqueline Carnaugh zeigte mit dem Finger auf das Türschild.

„Er ist der Chef hier.“

Sie rief durch den Türspalt: „Ed? Bist Du da? Können wir Dich einen Augenblick stören. Ich habe einen Gast mitgebracht.“

Aus dem Zimmer war eine Stimme gedämpft zu hören, weil der Sprecher sich nicht zur Tür umgedreht hatte, sondern in seinem Bürostuhl sitzend in die entgegengesetzte Richtung sprach.

„Jackie? Bist Du das? Kommt herein.“

Sie traten nacheinander ein. Jaqueline ging voran.

Das Büro war winzig. Der Mann, den man ‚Ed‘ nannte, drehte sich mit seinem Schreibtischstuhl herum.

Russell schätzte ihn auf Anfang 60.

Er hatte ein ovales, leicht gerötetes Gesicht mit einem Ansatz zum Doppelkinn, obwohl er insgesamt nicht übergewichtig schien. Er war der Prototyp eines ‚egg head‘ mit einem glänzend kahlen Kopf, um den hinten herum von einem Ohr zum anderen ein schmales Band kurz geschnittener, ergrauter Haare lief.

Russell fiel auf, dass Giordano am linken Handgelenk eine weiße Apple Watch trug. Er bemerkte auch den unverwechselbaren Autoschlüssel eines Tesla S, der zwischen verschiedenen Schreibutensilien auf dem Schreibtisch lag.

Ed Giordano stand, sich an den Lehnen abstützend, ein wenig schwerfällig von seinem Stuhl auf, um die Gäste zu begrüßen. Russell schätzte, dass er über 1,85 m groß war. Giordano hatte, bevor sein Besuch kam, offenbar an einem schwierigen Problem getüftelt. Sein ernstes Gesicht hellte sich jetzt auf und der Mund zog sich zu einem Lächeln auseinander.

Jaquelines Gast sah sich weiter im Büro um. An den Seitenwänden standen schlichte Regale, die mit Büchern aller Art, Videokassetten und diversen am Rücken sorgfältig beschrifteten Ordnern vollgestellt waren. Oberhalb der Regale waren Fotos an der Wand befestigt, die ihm vertraut waren: Eines zeigte eine offizielle Porträtaufnahme des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, die früher einmal für die Amtsstuben erstellt worden war. Daneben hing die legendäre Aufnahme der über der grauen, toten Mondoberfläche aufgehenden, prachtvollen, blau-weißen Erde. Die hatte Apollo 8 vor Jahren von der Mondumlaufbahn mitgebracht. Ein drittes Foto zeigte auf einem feinkörnigen Hintergrund drei verwaschene, kaum erkennbare parallele Streifen, die sich schräg von unten nach oben durchs Bild erstreckten.

Jaqueline wies zurück auf den hinter ihr stehenden Besucher.