Anfangen und durchhalten! - Orison Swett Marden - E-Book

Anfangen und durchhalten! E-Book

Orison Swett Marden

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Beschreibung

"Anfangen und durchhalten!" enthält wertvolle Ratschläge, um Lebenserfolg zu erreichen. Passives Abwarten oder Hoffen auf Glücksfälle sind keine brauchbaren Strategien. Man muss selbst aktiv werden. Doch hier gibt es richtige und falsche Wege. Diese praktischen Empfehlungen sind für alle Lebensbereiche hilfreich, vor allem aber für Personen, die im Vertrieb oder Verkauf tätig sind.

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Anfangen und durchhalten!

Mutmachergeschichten,geschrieben vom Leben,zusammengestellt von Orison Swett Marden

Verfasser:Orison Swett Marden(1850 - 1924)

Übertragung aus dem Amerikanischen und Bearbeitung:Benno Schmid-Wilhelm

ISBN:Paperback: 978-3-7469-7836-9Hardcover: 978-3-7469-7837-6E-Book: 978-3-7469-7838-3

Verlag: tredition GmbHHalenreie 40 - 44D-22359 Hamburg

Originaltitel: Pushing to the FrontSuccess under Difficulties

Erstveröffentlichung des amerikanischen Originals: 1894

Herausgeber:

http://www.i-bux.comWissen, das Ihr Leben [email protected]

Index:

Dieses Buch nimmt vielfach Bezug auf Persönlichkeiten und Sachverhalte, die dem modernen Leser, zumal in Europa, nicht immer bekannt sein dürften.

Es enthält deshalb ab Seite 477 einen alphabetischen Index mit den wichtigsten Eckdaten zu diesen historischen Fakten oder Personen.

Inhalt

Autor und Werk

Kapitel 1Der Mensch und seine Chancen

Kapitel 2Jugend ohne Aussichten?

Kapitel 3Ein eiserner Wille

Kapitel 4Nutzungsmöglichkeiten in Zeiten des Müßiggangs

Kapitel 5Runde Mädchen und Burschen in viereckigen Löchern

Kapitel 6Der richtige Beruf

Kapitel 7Konzentrierter Energieeinsatz

Kapitel 8Zeit und Pünktlichkeit

Kapitel 9Heiterkeit und ein langes Leben

Kapitel 10Gute Manieren sind ein Vermögen wert!

Kapitel 11Begeisterung

Kapitel 12Takt und gesunder Menschenverstand

Kapitel 13Selbstachtung und Selbstvertrauen

Kapitel 14Wichtiger als Reichtümer

Kapitel 15Der Preis des Erfolgs

Kapitel 16Charakterstärke ist Macht

Kapitel 17Liebe zum Detail

Kapitel 18Das Leben ist das, was wir daraus machen

Kapitel 19Niederlagen in Siege verwandeln

Kapitel 20Werden Sie zum Stehaufmännchen!

Kapitel 21Der Lohn der Beharrlichkeit

Kapitel 22Voraussetzungen für ein langes Leben

Kapitel 23Kurz und bündig

Kapitel 24Strebsamkeit

Kapitel 25Stille Reserven

Index

ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVW

Autor und Werk:

Die Geburtsstätte von Orison Swett Marden befand sich in Thornton Gore, im ländlichen US-Bundesstaat New Hamphire.

Als Jugendlicher fand er auf dem Dachboden eines Bauernhauses ein Buch des schottischen Reformators, Arztes und Zeitungspublizisten Samuel Smiles mit dem Titel „Self Help“.

Dieses 1859 in England veröffentlichte Buch enthielt Geschichten von jungen Menschen, die sich aus eigener Kraft aus widrigen Umständen befreit hatten, indem sie ausdauernd und mit einer positiven Lebenseinstellung konsequent an ihren Zielen festhielten.

Dieses Buch gab ihm den Anstoß, an sich zu arbeiten, und seine Lebensumstände zu verbessern.

Marden promovierte 1871 zunächst an der Universität Boston, und ging 1881 als promovierter Arzt von der amerikanischen Universität Harvard ab.

Sein Studium verdiente er sich als Aushilfskellner in einem Hotel; später wurde er selbst Besitzer mehrerer Hotels und einer Ferienanlage.

1893 traten im Zuge eines Pockenausbruchs in einem seiner Hotels sowie einer Dürreperiode im Westen der USA finanzielle Probleme auf, die ihn zwangen, wieder als Hoteldirektor im Angestelltenverhältnis zu arbeiten.

In dieser Zeit begann er mit der Niederschrift seiner Lebensphilosophie. Im Laufe von zehn Jahren wuchs sein Manuskript auf 5000 Seiten an - welche durch einen Brand vernichtet wurden!

Neben Samuel Smiles, übten auch Oliver Wendel Holmes und Ralph Waldo Emerson einen großen Einfluss auf Marden aus.

Das hier in deutscher Übersetzung vorliegende Buch ist das erste Buch Mardens.

In diesem Buch werden die Geschichten herausragender Menschen erzählt, die oft in Armut aufwuchsen, und sich trotz mehrfacher Rückschläge nicht entmutigen ließen und letztendlich den ersehnten Erfolg erreichten. Auch wenn viele Namen dem modernen Leser nichts mehr sagen werden, richtet sich diese Übersetzung möglichst nahe nach dem Original, da diese konkreten Beispiele Sie ebenso inspirieren, ermutigen und anregen werden.

Die meisten Personen- und Ortsnamen werden im Index ab Seite 334 mit einer Kurzbeschreibung (meist Beruf oder Tätigkeit) und maximal drei Seitenzahlen aufgeführt. Bis zum Jahre 1922 hatte Marden noch achtzehn weitere Bücher verfasst.

Obwohl diese überwiegend von finanziellem Erfolg handeln, hatte Marden immer betont, dass auch dieser Erfolg die Folge der eigenen Persönlichkeitsentfaltung ist.

Marden wollte der verunsicherten Jugend aufzeigen, welche Möglichkeiten in ihr schlummerten.

Er wollte sie anregen, nicht über die Vergangenheit nachzugrübeln oder sich in Träumereien zu ergehen, sondern im jetzigen Augenblick jede Gelegenheit als einzigartige Chance zu nutzen.

Marden schreibt, dass ein dickes Bankkonto einen Menschen noch nicht groß mache, dass sich die Millionen eines Krösus neben dem Charakter eines Washington mickrig ausnähmen, dass Charakterstärke der wahre Erfolg sei.

 

„Die Chancen, die Sie suchen, liegen in Ihnen selbst!

Ihre Umwelt,Ihr Glückoder Pechoder auch die Unterstützungdurch andere sind nicht das Ausschlaggebende;

Sie selbst erschaffen sich die Welt, in der Sie leben!“

Kapitel 1:Der Mensch und seine Chancen

„In dieser Welt tut sich erst etwas,

wenn jemand etwas tut.“

Garfield

„Wachsamkeit für neue Gelegenheiten,

Taktgefühl und Kühnheit

bei der Wahrnehmung von Chancen,

Beharrlichkeit und Ausdauer

bei ihrer Umsetzung,

das sind die Tugenden,

die das Gelingen bedingen.“

Austin Phelps

„Noch nie gab es einen Tag,

der nicht auch eine Gelegenheit gebracht hätte,

um etwas Gutes zu tun,

was bislang ungetan geblieben war

und so nicht mehr getan werden kann.“

W. H. Burgleih

„Was man wohl sagen wird,

falls uns dies gelingt?“

frug Captain Berry aufgeregt,

als ihm Nelson

den Plan für die Schlacht am Nil eröffnete.

„Von einem „Falls“ kann nicht die Rede sein“,

antwortete Nelson.

„Dass uns das Vorhaben gelingen wird,

ist absolut gewiss“.

Und als sich seine Kapitäne erhoben,

um zu ihren Schiffen zu eilen, fügte er hinzu:

„Morgen um diese Zeit habe ich

entweder die Adelswürde oder Westminster Abbey“.

Er sah eine Chance auf den Sieg,

wo andere nur die wahrscheinliche Niederlage sahen.

„Ist dieser Weg passierbar“,

frug Napoleon seine Späher am Sankt-Bernard-Pass.

„Vielleicht“, kam es zögernd zurück.

„Es könnte schon sein“.

„Dann voran“, sagte der kleine Korse.

England und Österreich lachten über die Vorstellung, dass man die Alpen überqueren könne. Wie sollte ein Heer von sechzigtausend Mann, noch dazu mit schwerem Geschütz und Tonnen von Munition und Gepäck, einen Bergpass überschreiten können? Das war geradezu lachhaft.

Doch der belagerte Masséna hungerte in Genua, und die siegreichen Österreicher standen vor den Toren von Nizza. Napoleon war nicht der Mann, der seine früheren Mitstreiter in der Not alleine ließ.

Die Soldaten und ihre Ausrüstung wurden aufs Genaueste inspiziert. Ein abgelaufener Schuh, ein zerschlissener Mantel oder eine schadhafte Muskete wurde sofort repariert oder ausgetauscht, und die Kolonnen marschierten voran.

Alles war so sorgfältig arrangiert und der Einfluss Napoleons war so allgegenwärtig, dass kein einziger Soldat die Reihen verließ.

Hindernisse wurden aus dem Weg geräumt, damit die beinahe zwanzig Meilen lange Kolonne nicht abgelenkt wurde. Es dauerte nur vier Tage, bis sie Italien erreichten.

Als diese „unmögliche“ Tat vollbracht war, erkannten auch andere, dass sie bereits seit Langem möglich gewesen wäre. Die notwendige Ausrüstung, die Geräte und Männer hatten gar manchem Kommandeur zur Verfügung gestanden, aber diesen Befehlshabern fehlte das Stehvermögen und die Entschlusskraft eines Bonaparte.

Andere redeten sich damit heraus, dass das Hindernis zu groß gewesen sei. Doch Napoleon wich Schwierigkeiten nicht aus, sondern verwandelte sie in eine Gelegenheit.

Grant war in New Orleans gerade vom Pferd gestürzt und hatte sich eine schlimme Verwundung zugezogen, als er den Befehl erhielt, in Chattanooga, Tennessee, das Kommando zu übernehmen, wo die Konföderierten von den umliegenden Hügeln aus ohne Unterlass feuerten und die Versorgungslinien abgeschnitten hatten, sodass es nur eine Frage weniger Tage zu sein schien, bis sie den Sieg erringen würden.

Obwohl General Grant starke Schmerzen hatte, veranlasste er sofort seine Verlegung an den neuen Einsatzort.

Und so wurde er auf einer von Pferden gezogenen Trage den Mississippi hinauf, den Ohio entlang und an einem dessen Nebenarme durch die Wildnis transportiert, bis er letztendlich von vier Männern in die Stadt Chattanooga getragen wurde.

Sofort veränderte sich die Lage! Jetzt war ein Meister angekommen, der Herr der Lage war. Man konnte seine Macht förmlich spüren. Bevor er sein Pferd besteigen konnte, befahl er einen Vorstoß. Bald waren die umliegenden Hügel in der Gewalt der Unionskräfte.

Waren solche Ereignisse Zufälle oder waren sie der unbeirrbaren Entschlossenheit des Generals zu verdanken?

Hatten sich die Dinge von selbst gefügt, als Publius Horatius Cocles mit nur zwei Genossen die Pfahlbrücke über den Tiber gegen das neunzigtausend Mann starke Etruskerheer verteidigte?

Oder als Leonidas bei den Thermopylen den Marsch von König Xerxes aufhielt?

Oder Themistokles an der griechischen Küste die persische Armada zerschmetterte?

Als Caesar, der seine Armee in Bedrängnis sah, Speer und Faustschild ergriff, während er seine Männer neu gruppierte, und die Niederlage in Sieg verwandelte?

Als Winkelried ein Bündel Lanzen der österreichischen Ritter packte und, sich selbst aufspießend, seinen Schweizer Eidgenossen eine Bresche öffnete?

Als Benedict Arnold im Saragota-Feldzug die Schlacht gewann, welche General Horatio Gates in seinem ferngelegenen Zelt so zweifelhaft erschien?

War es Zufall,

• dass Napoleon jahrelang nicht eine einzige Schlacht verlor, an der er persönlich beteiligt war?

• Dass Wellington an den unterschiedlichsten Orten kämpfte, ohne jemals besiegt zu werden?

• Dass es Michel Ney immer wieder gelang, ein offensichtliches Disaster in Triumph zu verwandeln?

• Dass Perry das außer Gefechte gesetzte Flaggschiff Lawrence verließ, zu einem anderen Schiff, der Niagara, ruderte und die britischen Gewehre erstummen ließ?

• Dass Sheridan, als er den Gefechtslärm vernahm, von Winchester aus zum Schlachtfeld zurückritt und die Yankees, die bereits panikartig die Flucht ergriffen hatten, dazu bewegen konnte, ihm zu folgen?

Die Geschichte liefert uns Tausende von Beispielen dafür, dass Männer und Frauen Gelegenheiten beim Schopfe packten, um Kämpfe zu bestehen, die weniger beherzten Zeitgenossen aussichtslos erschienen wären.

Sofortige Entscheidungen und ein Handeln ohne Wenn und Aber wendeten das Blatt zu ihren Gunsten.

Man mag nun einwenden, dass es eben nur einen einzigen Napoleon gegeben habe. Doch die Alpen, die der durchschnittliche Jugendliche von heute zu überwinden hat, sind beileibe nicht so hoch und gefährlich wie die Gipfel, die der Korser bewältigte.

Warten Sie nichtauf außergewöhnliche Gelegenheiten!

Ergreifen Sie alltägliche Gelegenheiten,und gestalten Sie sie außergewöhnlich!

Am Morgen des 6. September 1838 wurde eine junge Frau in Longstone Lighthouse, zwischen England und Schottland, durch Angstschreie aus dem Schlaf gerissen, die sie durch Wind und Wellen vernahm.

Es wütete ein furchtbarer Sturm, und ihre Eltern konnten die Schreie nicht hören, aber ein Blick durchs Teleskop zeigte, dass etwa eine halbe Meile draußen an den Felsen am Winsch eines schiffbrüchigen Seglers neun Menschen hingen.

„Uns sind die Hände gebunden“, sagte William Darling, der Leuchthauswärter. Doch seine Tochter widersprach: „Aber wir müssen doch etwas unternehmen!“

Die Tränen standen ihr im Gesicht und sie drängelte, bis der Vater schließlich einlenkte: „In Ordnung, Grace. Ich gebe nach, auch wenn ich es für unklug halte“.

Wie eine Vogelfeder im Wirbelsturm wurde das kleine Boot auf der unruhigen See herumgetrieben, und Grace dröhnte der Kopf. Doch die Schreie der schiffbrüchigen Seeleute schienen ihre schwachen Sehnen in Stahlseile zu verwandeln.

Von irgendwo her kam eine Stärke, die sie bisher noch nicht kannte, und die junge Frau ruderte zusammen mit ihrem Vater weiter.

Alle neun wurden sicher an Bord gebracht. „Gott segne dich, du bist ein tapferes Mädchen“, murmelte einer der Geretteten.

In der Nähe von Lime Rock Lighthouse, Newport, kenterte 1854 ein Catboot. Vier junge Männer trieben auf dem kalten Wasser herum.

Der Leuchtturmwächter, Mr. Lewis, war nicht aufzufinden und seine kranke Frau konnte nichts unternehmen. Doch ihre zwölfjährige Tochter Ida ruderte in einem kleinen Boot hinaus und rettete die Männer.

Innerhalb der nächsten dreißig Jahre rettete sie insgesamt neun weitere. Dabei war sie völlig auf sich alleine gestellt.

„Wenn Ihr es mich probieren lasst, denke ich, dass ich es hinkriegen kann“, sagte ein Küchenjunge, der bei Signor Faliero in den Diensten stand. So wird es von George Cary Eggleston erzählt.

Eine große Gruppe von Menschen war zu einem Bankett geladen worden und sollte in einer Stunde eintreffen. Der Konditor, der eine Verzierung für die Tafel anfertigen sollte, hatte das Werk verdorben.

„Du?“, rief der Oberdiener aus, „wer bist du denn schon?“

„Ich bin Antonio Canova, der Enkel von Pisano, dem Steinmetz“, antwortete der blasse Jüngling.

„Und was glaubst du, dass du tun kannst?“, fragte der Hofmeister nach.

„Ich kann etwas machen, das wir in die Mitte des Tisches stellen können. Lasst es mich versuchen“.

Da es für den Hofmeister ohnedies nicht schlimmer kommen konnte, gab er nach. Er ließ etwas Butter bringen und der Küchenjunge formte daraus einen liegenden Löwen, der dann mitten auf die Tafel gestellt wurde.

Es wurde zum Abendessen gerufen und viele betuchte Kaufleute, Prinzen und Edelleute aus Venedig strömten in den Speisesaal. Darunter auch Künstler. Als sie den Butterlöwen erblickten, vergaßen sie, warum sie gekommen waren und waren voll des Lobes für dieses Werk, das nur ein Genie geschaffen haben konnte. Sie sahen sich den Löwen lange und aufmerksam an und fragten Signor Faliero, welcher große Bildhauer sein Talent auf ein so kurzlebiges Werk verschwendet habe.

Faliero wusste es nicht. Er ließ den Hofmeister rufen, der seinerseits Antonio herbeirufen ließ.

Als die erlesene Tischgesellschaft erfuhr, dass der Löwe in kürzester Zeit von einem Küchenjungen geschaffen worden war, verwandelte sich das Mahl in ein Fest zu seinen Ehren. Der wohlhabende Gastgeber erklärte, dass er die Kosten für die Ausbildung des Jungen übernehmen werde und er hielt Wort.

Das unverhoffte Glück war Antonio nicht zu Kopf gestiegen. Er blieb der einfache Junge, der in Pisanos Werkstatt ein guter Steinmetz werden wollte.

Wie Antonio seine erste Gelegenheit wahrnahm, ist vielleicht nur wenigen bekannt, aber Canova, einer der größten Bildhauer aller Zeiten, bleibt unvergessen!

Der Schwächling wartet auf Gelegenheiten.Der Starke schafft sie sich!

„Die besten Männer“, sagt E. H. Chapin „sind nicht diejenigen, die auf Chancen und Gelegenheiten gewartet haben, sondern jene, die sie ergriffen und zu ihrem Diener machten“.

„Wenn ich nur reich wäre“, rief ein Kutscher aus Philadelphia aus, der viele Mäuler zu stopfen hatte. „Warum werden Sie denn nicht reich?“, fragte ihn Stephen Girard, der diesen Ausruf gehört hatte.

„Wie soll das denn gehen? So ohne Geld!“, klagte der Kutscher.

„Zum Reichwerden brauchen Sie kein Geld“, antwortete Girard. „Nun, wenn Sie mir verraten können, wie ich ohne Geld reich werden soll, höre ich gerne zu“.

„Morgen wird an der Werft eine Schiffsladung beschlagnahmten Tees verkauft“, sagte der Millionär. „Gehen Sie hin und kaufen Sie ihn. Dann kommen Sie wieder zu mir“.

„Aber ich habe doch kein Geld, um eine ganze Schiffsladung aufzukaufen“, protestierte der Kutscher.

„Sie brauchen auch kein Geld“, erwiderte Girard. „Fahren Sie hin und bieten Sie für die gesamte Fracht. Dann kommen Sie wieder“.

Am nächsten Tag verkündete der Auktionär, dass die Käufer entweder nur eine Kiste oder die gesamte Schiffsladung erwerben könnten. Ein Gemüsehändler begann das Gebot und der Kutscher nannte prompt einen höheren Betrag, was alle übrigen Bieter in Erstaunen versetzte.

„Ich übernehme die gesamte Ladung“, gab er bekannt. Der Auktionär war ebenfalls überrascht, aber als er erfuhr, dass der Kutscher für Mr. Girard arbeitete, meinte er, dass es dann wohl schon seine Richtigkeit haben werde.

Sofort verbreitete sich die Nachricht, dass Girard Tee in großen Mengen aufkaufen würde und der Preis stieg um mehrere Cent pro Pfund. „Verkaufe unseren Tee“, sagte der bekannte Kaufmann am nächsten Tag. Der junge Mann konnte ihn rasch absetzen, indem er ein klein wenig unter dem Marktpreis verlangte, und in wenigen Stunden hatte er fünfzigtausend Dollar umgesetzt.

Der Verfasser dieses Buches heißt diese Geschäftsmethode keineswegs gut; sie wird lediglich als Beispiel für das Ergreifen einer Gelegenheit angeführt. Dass Ihnen eine ähnliche Gelegenheit geboten wird, dürfte sehr unwahrscheinlich sein, aber auch jede andere Gelegenheit wird nur dann zu Ihrem Vorteil sein, wenn Sie aktiv werden!

„Sie sind viel zu jung“, sagte der Personalleiter, der für eine Fabrik in Manchester, England, einen Geschäftsführer suchte.

„Vor vier oder fünf Jahren wurde ich mit diesem Argument mehrfach abgespeist“, sagte Robert Owen, „aber dass man mir es jetzt vorhielt, hatte ich nicht erwartet.“ „Wie oft betrinken Sie sich in einer Woche?“

„Ich war in meinem ganzen Leben noch nie betrunken“, antwortete Owen.

„Welche Gehaltsvorstellung haben Sie?“

„Dreihundert Pfund pro Jahr.“

„Dreihundert Pfund! Ich hatte heute Vormittag schon eine Reihe von Bewerbern hier, und alle zusammen haben keine dreihundert Pfund verlangt!“

„Was andere verlangen, ist deren Sache. Für weniger kann ich nicht arbeiten. Ich verdiene in meinem eigenen Geschäft dreihundert pro Jahr“.

Dem jungen Mann, der nie zuvor in einer großen Baumwollmühle gearbeitet hatte, wurden fünfhundert Arbeiter unterstellt. Er beschäftigte sich nach Feierabend mit den Maschinen, dem Stoff und dem Verfahren, und konnte sich das Fachwissen innerhalb kürzester Zeit aneignen. Es dauerte nicht lange und er hatte in Manchester keinen Vorgesetzten mehr.

Ein Mangel an Gelegenheit ist die Ausrede von Schwächlingen und Wankelmütigen.

Gelegenheiten!

Die Welt ist voll davon.

Jede Unterrichtsstunde in der Schule ist eine Gelegenheit.

Jede Prüfung ist eine Gelegenheit.

Jeder Patient ist eine Gelegenheit.

Jeder Zeitungsartikel ist eine Gelegenheit.

Jeder Kunde ist eine Gelegenheit.

Jeder Vortrag ist eine Gelegenheit.

Jedes Geschäft ist eine Gelegenheit.

Eine Gelegenheit, um höflich zu sein.

Eine Gelegenheit, um souverän zu sein.

Eine Gelegenheit, um hilfsbereit zu sein.

Eine Gelegenheit, um rechtschaffen zu sein.

Eine Gelegenheit, um Bekanntschaften zu schließen.

Jedes in Sie gesetzte Vertrauen ist eine Gelegenheit.

Jede Aufgabe ist eine Gelegenheit.

Wenn ein ehemaliger Sklave wie Fred Douglass hauptberuflicher Redner, Herausgeber und Staatsmann werden kann, kann dann ein frei geborener Junge, der im Vergleich zu Douglass reich ist, nicht mindestens ebenso viel erreichen?

Der Müßiggänger ist es - nicht der Fleißige - der sich ständig über zu wenig Zeit oder zu wenige Gelegenheiten beklagt. Manch junger Mensch macht mehr aus den kleinen Chancen, die von anderen achtlos abgetan werden, als andere in einem ganzen Leben. Wie Bienen saugen sie aus jeder Blume Honig. Jeder Mensch, den sie im Laufe eines Tages treffen, trägt etwas zu ihrem Wissen oder ihrer Befähigung bei.

„Es gibt niemanden, der nicht einmal im Leben vom Glück aufgesucht würde“, sagte ein Kardinal, „aber wenn das Glück sieht, dass ihm der Besuchte keinen Einlass gewährt, klopft es an eine andere Tür“.

„Wie nennen Sie diese Figur“, fragte ein Besucher im Studio eines Bildhauers und deutete auf eine Skulptur, dessen Gesicht vom Haar verdeckt war und dessen Füße Flügel hatten.

„Gelegenheit“, sagte der Bildhauer.

„Und warum kann man ihr Gesicht nicht sehen?“

„Weil die Leute sie nur selten erkennen, wenn sie sich präsentiert.“

„Und die Füße. Was ist damit?“, wollte der Besucher wissen.

„Das soll symbolisieren, dass die Gelegenheit wieder schnell verschwindet, und nicht eingeholt werden kann.“

Cornelius Vanderbilt sah seine Gelegenheit im Dampfboot. und war entschlossen, mit einer eigenen Dampfschiffgesellschaft erfolgreich zu werden.

Zum Entsetzen seiner Freunde gab er sein gut gehendes Geschäft auf, und übernahm für tausend Dollar pro Jahr eines der ersten Dampfschiffe, die in Betrieb genommen wurden.

Livingston und Fulton besaßen das Exklusivrecht, um in den Gewässern von New York Schifffahrt zu betreiben, doch Vanderbilt hielt dieses Recht für verfassungswidrig und ging so lange dagegen an, bis es revidiert wurde. Bald wurde er Eigentümer eines Dampfschiffes.

Als der Staat große finanzielle Subventionen zahlte, um die europäische Post zu befördern, erbot er sich, diese Beförderung gratis und besser zu übernehmen. Er sah die Zukunft der Eisenbahn in einem so riesigen Land wie den Vereinigten Staaten voraus und legte damit den Grundstock für das heutige Vanderbilt-System.

Der junge Philip Armour war einer der zahllosen Abenteuerer, die in einem Maultier-Planwagen quer durch Amerika zogen. Harte Arbeit und regelmäßiges Sparen des in den Minen verdienten Geldes versetzten ihn in die Lage, sechs Jahre darauf im Getreide- und Lagerhausgeschäft in Milwaukee Fuß zu fassen.

Innerhalb von neun Jahren konnte er fünfhundert tausend Dollar erwirtschaften. Doch seine große Chance sah er in Grants Losung „Auf nach Richmond“.

Eines Tages im Jahre 1864 klopfte er an die Tür von Plankinton, seinem Partner im Fleischgeschäft. „Ich nehme den nächsten Zug nach New York“, sagte er. „Ich werde Schweinefleisch unter Wert verkaufen. Grant und Sherman haben die Rebellion im Würgegriff; Schweinefleisch wird auf zwölf Dollar das Fass sinken!“ Das war seine Chance.

Er fuhr nach New York, und bot große Mengen Schweinefleisch für vierzig Dollar das Fass an. Es fand rege Abnehmer.

Die gerissenen Spekulanten aus der Wall Street lachten den jungen Mann aus. Sie sagten ihm, dass Schweinefleisch auf sechzig Dollar steigen würde, da der Krieg noch lange dauern würde.

Mr. Armour blieb weiter bei seiner Preisstrategie. Grant rückte vor. Richmond fiel und damit fiel auch der Preis von Schweinefleisch auf zwölf Dollar das Fass.

Mr. Armour strich zwei Millionen ein.

John D. Rockefeller sah seine Chance im Erdöl. Er sah eine große Bevölkerung mit wenig Lichtern. Erdöl war reichlich vorhanden, aber der Raffinierungsprozess war so grob, dass das Ergebnis ein minderwertiges Produkt war. Der Prozess war auch nicht sicher.

Das war seine Chance.

Zusammen mit dem Techniker Samuel Andrews verbesserten sie die Weiterverarbeitung des Rohöls derart, dass es fast restlos verwertet wurde. Bald kam ein dritter Teilhaber, Mr. Flagler, hinzu.

Aber Andrews wurde immer unzufriedener.

„Was wollen Sie für Ihren Anteil haben?“, fragte ihn Rockefeller. Andrews kritzelte gedankenverloren eine Zahl auf ein Papier: „Eine Million Dollar“.

Innerhalb von vierundzwanzig Stunden zahlte ihm Mr. Rockefeller diesen Betrag mit der Bemerkung aus: „Lieber eine als zehn Millionen“.

Innerhalb von zwanzig Jahren wurde aus der kleinen Raffinerie, die mit all ihren Gebäuden und Gerätschaften keine tausend Dollar wert war, die Standard Oil Trust mit einem Kapital von neunzig Millionen Dollar.

Dies waren einige Beispiele für das Ergreifen von Gelegenheiten zum Zwecke des Geldverdienens.

Es gibt jedoch eine neue Generation von Elektrotechnikern, Ingenieuren, Lehrern, Künstlern, Autoren und Dichtern, die Chancen und Gelegenheiten in Hülle und Fülle aus edleren Gründen als nur des materiellen Reichtums wegen ergreifen können.

Wohlstand ist kein Selbstzweck, sondern eine Gelegenheit. Reichtum und Wohlstand sind nicht der Höhepunkt, sondern der Ausgangspunkt einer Laufbahn.

Mrs. Elizabeth Fry, eine Quäkerin, sah ihre Gelegenheit in den englischen Haftanstalten.

Noch im Jahre 1813 kam es vor, dass im Londoner Gefängnis beim Stadttor Newgate drei- bis vierhundert halbnackte Frauen in einem zellenlosen Trakt zusammengepfercht waren, und auf ihre Gerichtsverhandlung warteten.

Es gab weder Betten noch Bettzeug und die Frauen und Mädchen schliefen auf dem verdreckten Fußboden. Niemand schien sich darum etwas zu scheren, und vom Staat kam lediglich die nötige Nahrung, um sie am Leben zu halten.

Mrs. Fry besuchte Newgate, beruhigte die aufgebrachte Menschenmenge und erklärte, dass sie für die jungen Frauen und Mädchen eine Schule einrichten wolle. Die Lehrerinnen sollten aus ihren eigenen Reihen kommen. Natürlich stieß diese Ankündigung auf Erstaunen, aber man wählte dann eine junge Frau, die hinter Gitter gekommen war, weil sie eine Uhr gestohlen hatte.

In drei Monaten waren die „wilden Bestien“, wie sie manchmal genannt wurden, zahm, harmlos und freundlich.

Diese Reform breitete sich aus, bis die Regierung das System schließlich legalisierte. Es wurden immer mehr gutherzige Frauen in Großbritannien auf diese Arbeit aufmerksam und es mussten dann noch achtzig Jahre vergehen, bis sich ihr Plan in der zivilisierten Welt durchgesetzt hatte.

In England war ein Bub von einem Auto überfahren worden. Er war blutbespritzt und niemand schien zu wissen, was man nun zu tun habe.

Dann kam ein weiterer Junge, Astley Cooper, hinzu, nahm sein Taschentuch und stoppte die Blutung oberhalb der Wunde.

Das Lob, der ihm daraufhin zuteilwurde, spornte ihn an, einer der bekanntesten Wundärzte zu werden. Cooper war Leibarzt mehrerer englischer Könige.

„Früher oder später“, sagt Arnold „kommt der Tag, an dem der junge Chirurg nach langem Warten und geduldigem Studieren und Experimentieren mit seiner ersten kritischen Operation konfrontiert wird. Der Chefchirurg ist nicht erreichbar. Die Zeit drängt. Es geht um Leben oder Tod.

Wird er der Situation gewachsen sein?

Kann er den Platz des Chefchirurgen einnehmen?

Jetzt steht er seiner Chance gegenüber. Die Gelegenheit blickt ihm ins Gesicht.

Soll er seine Unwissenheit und unausgereiften Fertigkei ten zugeben oder soll er sich der Herausforderung stellen?“

Sind Sie auf eine große Gelegenheit vorbereit?

„Eines Tages verabredete sich Hawthorne mit Longfellow zum Abendessen“, schreibt James T. Fields „und er brachte einen Freund aus Salem mit. Nach dem Essen sagte der Freund:

„Ich habe versucht, Hawthorne davon zu überzeugen, eine Geschichte zu schreiben, die auf einer Legende von Akadien beruht.

Die Legende macht immer noch die Runde. Es geht um ein Mädchen, das in den Weiten Akadiens von ihrem Geliebten getrennt wurde und ihre Zeit damit verbrachte, auf ihn zu warten und ihn zu suchen, bis sie ihn eines Tages, als beide bereits alt waren, sterbend in einem Hospital fand.“

Longfellow wunderte sich, dass diese Geschichte bei Hawthorne auf kein Interesse stieß und er sagte zu ihm: „Falls Sie diese Legende nicht für eine Geschichte verwenden wollten, könnten Sie sie ja mir für ein Gedicht überlassen?“ Hawthorne war damit einverstanden und versprach, das Thema nicht als Prosa zu verwenden, bevor Longfellow gesehen hatte, was er in Versform daraus machen konnte.

Longfellow ergriff die Gelegenheit und gab der Welt „Evangeline oder das Exil der Akadianer“.

Welchen Wert hatte denn schon die alte Geschichte vom reichen Wucherer Shylock, bevor sie von Shakespeare aufgegriffen und in ein realistisches Drama verwandelt wurde?

Offene Augenwerden überall Dutzende von Gelegenheiten erkennen.

Offene Ohrenwerden immer die Hilfeschreie derer hören,die Unterstützung brauchen.

Offene Herzenwerden immer Möglichkeiten finden, um ihre Talente einzubringen.

Offene Händewerden immer lohnenswerte Aufgaben finden.

Jeder weiß, dass ein mit Wasser gefülltes Gefäß überläuft, wenn man einen Gegenstand eintaucht, aber es war niemanden in den Sinn gekommen, daraus einen praktischen Nutzen zu ziehen.

Aber als Archimedes diese Tatsache beobachtete, entdeckte er eine einfache Methode, um den Kubikinhalt von Gegenständen zu ermitteln, auch wenn deren Form völlig unregelmäßig war.

Jeder wusste, wie gleichmäßig ein aufgehängtes Gewicht nach vorne und hinten schwingt, wenn es in Bewegung gebracht wird und dass dies so lange der Fall ist, bis das Gewicht durch Reibung oder Widerstand der Luft zum Stillstand gebracht wird.

Aber niemand maß diesem Umstand weitere Bedeutung zu.

Ein Junge namens Galileo beobachtete in der Kathedrale von Pisa eine Lampe, die man versehentlich hatte hängen lassen, und ihm fiel die Regelmäßigkeit der Schwingungen auf. Damit war das Prinzip des Pendels entdeckt worden.

Nicht einmal die Haft konnte ihn von seinen Forschungen abbringen, denn im Gefängnis experimentierte er mit Strohhalmen weiter, und lernte wertvolle Lektionen über die relative Stärke von Röhren und Stangen gleich starker Durchmesser.

Seit Jahrhunderten waren den Astronomen die Saturnringe bekannt, und wurden einfach nur als kuriose Ausnahmeerscheinungen zum angenommenen Gesetz der Planetenformation betrachtet.

Aber Laplace erkannte, dass diese Ringe keinesfalls eine Ausnahme, sondern die einzigen noch sichtbaren Belege für bestimmte Stadien des unwandelbaren Ablaufs der Entstehung von Sternen waren und konnte so der wissenschaftlichen Entstehungsgeschichte eine wertvolle Lektion hinzufügen.

In ganz Europa gab es wohl nicht einen einzigen Seefah rer, der sich nicht gefragt hatte, wie es hinter dem westlichen Ozean weiterging.

Aber es musste erst ein Kolumbus kommen, um kühn in die unbekannte See zu stoßen und eine neue Welt zu entdecken.

Zahllose Äpfel waren von den Bäumen zu Boden gefallen, und sicherlich fiel manch einer auch einem Mann auf den Kopf, als würde er ihn ermahnen, seinen Denkapparat zu benutzen. Aber erst Newton bemerkte, dass Äpfel nach demselben Gesetz auf die Erde fallen, nach dem die Planeten in ihrer Laufbahn gehalten werden und welches vermeidet, dass die Atome im Universum wild durcheinanderwirbeln.

Seit Anbeginn der Menschheit hatten Blitze die Augen der Menschen geblendet, und wurden ihre Ohren vom Donner betört, und doch hatte dieses Aufgebot an Gewalten nicht ausgereicht, um die Menschen auf die elektrische Energie hinzuweisen.

Erst ein einfaches Experiment durch Franklin bewies, dass Blitze lediglich eine von vielen Manifestationen der widerstandslosen und doch steuerbaren Kraft sind, die in der Luft ebenso wie im Wasser vorhanden ist. Wie viele andere, bezeichnen wir diese Männer als große Persönlichkeiten, weil sie alltägliche Gelegenheiten erkannten und wahrnahmen.

Man lese die Lebensgeschichte eines beliebigen erfolgreichen Menschen, und achte auf den roten Faden. Bereits vor Tausenden von Jahren erklärte Salomon in einem seiner Hunderte von Sprüchen:

„Siehst du einen Mann behend in seinem Geschäft?

Der wird vor den Königen stehen und nicht vor den Unedlen“.

Dieser Spruch trifft gerade auf Franklin besonders zu; immerhin stand er vor fünf Königen und aß mit zweien zu Abend.

Wer eine Gelegenheit verbessert, sät eine Saat, die ihm selbst ebenso wie anderen zugutekommt. Jeder, der in der Vergangenheit sein Scherflein beitragen hat, hat die Zahl derer, die daraus Nutzen ziehen können, erhöht.

„Die Gelegenheit hat vorne einen Schopf,“ sagte ein lateinischer Schreiber, „hinten ist sie kahl.

Packt man sie von vorne, so erwischt man sie, aber sobald sie einmal entwischt ist, kann man ihr von hinten nicht mehr habhaft werden.“

Aber was nützt die beste Gelegenheit, wenn sie nicht erkannt oder genutzt wird?„Es war mein Schicksal“, sagte der Schiffskapitän. „mit dem Dampfer Central America zusammenzutreffen. Es war schon finster und die Wellen schlugen hoch. Ich habe dem Dampfer noch zugerufen und gefragt, ob sie Hilfe brauchten.

„Wir sinken“, schrie Kapitän Herdon. „Vielleicht sollten Sie dann Ihre Passagiere zu mir an Bord senden?“, meinte ich. „Ich werd‘s versuchen“. „Aber gleich!“, rief ich zurück. „Warten wir mal bis morgen ab“, brüllte Kapitän Herdon zurück.

Ich versuchte, neben ihn zu kommen, aber die See war zu unruhig; ich konnte meine Position nicht halten. Ich habe den Dampfer nie mehr gesehen. Eineinhalb Stunden, nachdem der Kapitän sagte, ‚Warten wir mal bis morgen ab‘, ging er mit seiner Lebendfracht unter. Der Kapitän, die Besatzung und fast alle Passagiere liegen am Boden des Meeres begraben.“

Kapitän Herdon schätzte den Wert der von ihm ausgeschlagenen Gelegenheit, als sie außerhalb seiner Reichweite lag, aber was nützte ihm alle Bitterkeit der Selbstvorwürfe, als seine letzten Augenblicke gekommen waren?

Wie viele Leben wurden seiner unklugen Hoffnung und Unentschlossenheit bereits geopfert!

So wie er sehen unzählige schwache, träge und ziellose Menschen keinen Sinn in den besten Gelegenheiten, bis sie allzu spät die alte Lektion begreifen, dass die Mühle mit dem bereits durchgeflossenen Wasser nicht mehr mahlen kann.

Solche Leute kommen immer ein bisschen zu spät oder ein bisschen zu früh. „Das sind dreihändige Leute“, meinte John B. Gough: „Menschen mit einer linken, einer rechten und einer Hinterhand“.

Als Schüler kamen sie zu spät zum Unterricht, und wurden mit ihren Hausaufgaben nicht fertig. So eigneten sie sich eine Gewohnheit an. Und jetzt, als Erwachsene, meinen sie, sie hätten etwas gestern tun sollen oder dass morgen der richtige Zeitpunkt sei.

Diese Leute können viele Chancen aufzählen, wie sie mehr Geld hätten verdienen können; sie wissen, wann der beste Zeitpunkt für etwas ist - wenn es nur nicht jetzt ist!

Dieser Menschenschlag ist unfähig, eine Chance oder Gelegenheit dann zu ergreifen, wenn sie sich bietet.

Joe Stoker, ein Bremser in einem Personenzug, war bei seinen Kollegen bei der Eisenbahn äußerst beliebt. Die Fahrgäste mochten ihn, und schätzten seine höfliche und auskunftsbereite Art.

Aber er erkannte die volle Verantwortung seiner Stellung nicht. Er nahm alles auf die leichte Schulter und manchmal trödelte er auch. Falls mal jemand protestierte, lächelte er unschuldig zurück und beschwichtigte den beunruhigten Passagier.

Eines Abends gab es einen schweren Schneesturm, und sein Zug hatte Verspätung. Joe beschwerte sich über die dadurch verursachten Überstunden und vertrieb sich die Zeit, indem er ab und zu einen Schluck zu viel aus einem Flachmann nahm. Bald geriet er in eine beschwingte Stimmung, Schaffner und Ingenieur blieben jedoch wachsam und umsichtig. Zwischen zwei Stationen kam der Zug abrupt zum Stehen. Der Motor hatte einen Zylinderkopfschaden, und in fünf Minuten würde auf demselben Gleis ein Expresszug einlaufen.

Der Schaffner eilte zum hinteren Wagen, und gab Joe den Auftrag, ein Rotlicht aufzustellen. Der Bremser lallte nur: „Sachte! Sachte! Ich hol mir nur noch meinen Mantel.“ Der Schaffner wurde ärgerlich: „Nimm deine Beine unter den Arm, Joe. Der Expresszug kommt jeden Augenblick!“

„Ist schon gut“, brummte Joe. Der Schaffner ging wieder zum Motor zurück.

Doch der Bremser ließ sich Zeit. Erst holte er sich seinen Mantel, dann nahm er noch einen kräftigen Schluck zu sich, es war ja schließlich kalt. Dann griff er langsam nach der Laterne und zockelte pfeifend am Gleis entlang.

Keine zehn Schritte weiter hörte er den Expresszug pfeifen. Dann lief er auf die Kurve zu. Zu spät! In einer Minute hatte sich der Expresszug in den stehenden Passagierzug gerammt, und die Schreie der zerschundenen Passagiere vermischten sich mit dem Zischen des ausströmenden Dampfes.

Als man Joe später befragen wollte, war er verschwunden. Am nächsten Tag fand man ihn betrunken in einer Scheune. Er schwenkte eine leere Lampe vor einem imaginären Zug und lallte immer wieder vor sich hin: „Hätte ich bloß!“

Er wurde nach Hause gebracht und kam später in ein Heim.

Das ist eine wahre Geschichte und es gibt keinen traurigeren Ausruf als dieses „hätte ich bloß!“ Der Bremser hatte mit seiner Nachlässigkeit zahlreiche Leben auf sein Gewissen geladen.

„Hätte ich bloß“ ist auch der Jammerruf derer, die eine Gelegenheit verpasst haben und jetzt nicht mehr zurückgehen können, um einen vergangenen Fehler gutzumachen.

„Es gibt Augenblicke“, sagt Dekan Alford, „die mehr wert sind als ganze Jahre. Flüchtige Gedanken, die keine fünf Minuten anhalten, können allesentscheidend sein. Wann diese herausragenden Momente kommen, wissen wir nicht.“

„Was wir Wendepunkt nennen“, sagt Arnold, „ist nichts anderes als eine Gelegenheit, die unsere bisherige Schulung zusammenfasst und in ihr gipfelt. Zufällige Umstände sind nur für denjenigen von Nutzen, der geschult wurde, die darin verborgene Chance zu erkennen.“

Eine Gelegenheit wird Sie nur lächerlich machen, wenn Sie nicht darauf vorbereitet sind.

Leider schielen wir immer auf außergewöhnliche Möglichkeiten, um reicher, berühmter oder wohlhabender zu werden. Wir lassen uns von der schalen Oberflächlichkeit blenden. Wir erwarten Meisterschaft ohne Lehrjahre, Wissen ohne Studium, Reichtum ohne Verdienst.

Da der Politiker Macht erwirbt, indem er den Wahlausschuss besticht, sich beim Gastwirt beliebt macht, weil er mit ihm ein Schnäpschen trinkt, sich Immunität verschafft und materiellen Reichtum betrügerisch erschwindelt, werden wir irregeführt: Wir sehen das Leben durch eine verzerrte Linse.

Solche Gelegenheiten sind zu meiden wie die Pest. Sie scheinen auf einem soliden Fundament zu ruhen und doch führen sie nur zu Ehrlosigkeit, Verbrechen und richten Schaden an.

Glückssträhnen gibt es nur für Spielernaturen. Sich auf das Glück zu verlassen, ist die Einstellung eines Narren.

Junge Männer und Frauen vertrödeln den Tag.

Warum machen sie nichts daraus?

Waren alle Aufgaben bereits erledigt, bevor sie geboren wurden?

Hat die Erde aufgehört, fruchtbar zu sein?

Sind alle Plätze bereits besetzt?

Sind alle Chancen bereits vergeben?

Ist alles bereits unverbesserlich entwickelt?

Sind die Geheimnisse der Natur bereits alle entdeckt?

Gibt es wirklich nichts, was man in solchen Augenblicken tun könnte, um sich und anderen Nutzen zu bringen?

Ist der moderne Wettbewerb so hart, dass man sich dem Nötigsten begnügen müsse?

Haben Sie das Geschenk des Lebens in diesem fortschrittlichen Zeitalter erhalten, in dem Ihnen die gesamte Erfahrung der Vergangenheit zur Verfügung steht, nur um dahinzuvegetieren?

Überall verdrängt das Neue das Alte. Zehn Jahre alte Maschinen müssen als Alteisen verkauft werden, um effizienteren maschinellen Anlagen Platz zu machen.

Die Methoden unserer Väter werden durch bessere Systeme abgelöst.

Menschen, die ihr Leben dem Fortschritt gewidmet haben, werden reihenweise überholt und in dem Maße, in dem der Wettlauf intensiver wird, werden Männer und Frauen mit noch stärkeren Armen und schärferen Gehirnen gebraucht.

Wie kann man in einer Zeit, in der es noch nie so viel Wissen und Chancen gegeben hat, untätig herumsitzen und seine Fähigkeiten und Stärken brachliegen lassen?

In einer Welt, in der es noch so viel zu tun gibt, in der manchmal bereits ein freundliches Wort oder eine kleine Unterstützung ausreicht, um einem Zeitgenossen Linderung zu verschaffen oder ihm den Weg zum Erfolg zu erleichtern, ist alles so angelegt, dass wir mit unseren eigenen Fähigkeiten und durch unsere eigenen unermüdlichen, ernsthaften und rechtschaffenen Anstrengungen unser höchstes Gut finden können. Zahllose Beispiele geben uns Ansporn und ermutigen uns und jeder neue Augenblick bringt uns neue Gelegenheiten.

Warten Sie nicht auf Gelegenheiten!Erschaffen Sie sie sich!

Tun Sie es dem Schäferjungen Ferguson nach, als er die Entfernung der Sterne mit einer Handvoll aufgereihter Murmeln maß.

Machen Sie es so wie George Stephenson, als er in den Minen die Regeln der Mathematik mit etwas Kalk auf die schmierigen Seiten von Kohlewaggons kritzelte.

Nehmen Sie sich ein Beispiel an Napoleon, der hundertfach „ausweglosen“ Situationen gegenüberstand.

Handeln Sie so, wie es jeder tun muss, der etwas Lohnenswertes vollbracht hat.

Für den Faulenzer sind goldene Gelegenheiten bedeutungslos, aber durch Fleiß und Einsatz werden auch die alltäglichsten Gelegenheiten goldene Chancen.

Kapitel 2:Jugend ohne Aussichten?

„In der schwärzesten Erde

wachsen die schönsten Blumen

und die stärksten Bäume

recken sich zwischen den Felsen himmelwärts.“

G. Holland

„Armut ist furchtbar

und kann die innerste Seele ertöten,

aber sie ist auch der Nordwind,

der Männer zu Wikingern macht,

während der weiche,

sanfte Südwind sie in Lotosträume einhüllt.“

Ouida

„Irrtümer schwimmen

wie Stroh auf der Oberfläche.

Wer nach Perlen sucht,

muss tief tauchen.“

Dryden

„Armut ist der sechste Sinn.“

Deutsches Sprichwort

„Nicht jedes Unglück ist ein Fluch

und frühe Widrigkeiten sind oftmals ein Segen.

Überwundende Schwierigkeiten

sind uns nicht nur eine Lehre,

sondern ermutigen uns

bei unseren künftigen Bemühungen.“

Sharpe

„Immerhin begannen unsere heutigen Industriekapitäne

ihre Laufbahn als arme Jungs.“

Seth Low

„Die Demut

ist der jungen Ehrsucht Leiter.“

Shakespeare

„Ich bin ein Kind des Hofes“,

sagte das hübsche kleine Mädchen

auf der Kinderparty in Dänemark,

„mein Vater ist Kammerherr;

das ist ein hohes Amt.

„Leute, deren Namen auf ‚sen‘enden“,

fügte sie hinzu,

„werden es nie zu etwas bringen.

Von diesen „sen“-Leuten müssen wir uns fernhalten.“

„Aber mein Papa

kann einen Sack voll Bonbons kaufen

und sie an Kinder verschenken“

rief die Tochter eines reichen Kaufmanns aus.

„Kann dein Papa das auch?“

„Ja“, erwiderte das Töchterchen eines Verlegers,

„mein Papa kann deinen Papi

und alle anderen Papis in die Zeitung bringen.

Alle Leute haben Angst vor dem, was mein Papa sagt,

weil er mit der Zeitung machen kann, was er will.“

„Wenn ich da nur mitspielen dürfte“,

dachte der Küchenjunge,

der durch den Türspalt spähte.

Aber seine Eltern mussten jede Krone umdrehen

und sein Name endete auf „sen“.

Viele Jahre später,

als die Kinder bereits Männer und Frauen waren,

besuchten einige von ihnen

ein herrschaftliches Haus

voller schöner und wertvoller Dinge.

Sie trafen den Besitzer,

den Jungen, der einst durch den Türspalt zusah,

wie die anderen spielten.

Es war der große Bildhauer Thorvardsen.

Aus dem Märchen eines armen dänischen Schusterjungen,

dessen Name ebenfalls auf „sen“ endete: Hans Christian Andersen.

„Vor dem Hunger habe ich keine Angst, Vater,“

sagte der taube Junge, Kitto,

und bettelte, dass er ihn aus dem Armenhaus nehmen wolle,

damit er eine Ausbildung bekäme,

„es ist genug für alle da und ich weiß,

wie ich überleben kann.

Die Hottentotten können lange überdauern,

indem sie nur an einem kleinen Gummi kauen.

Ich weiß auch, dass sie sich eine Binde umschnüren,

wenn sie hungrig sind.

Das kann ich doch auch.

An den Hecken wachsen

Beeren und Nüsse auf den Feldern Rüben.

Und ein Heuschober ist ein ausgezeichnetes Bett.“

Dieser arme kleine Junge mit einem Trunkenbold als Vater wurde zu einem

der größten Bibelgelehrten auf der Welt.

Sein Buch entstand im Armenhaus.

Kreon war ein griechischer Sklave, wie uns Kate Field in ihrem Wochenjournal erzählt, aber er war auch den schönen Künsten verfallen. Diese waren seine Leidenschaft.

Nach dem Überfall durch die Perser war es Leibeigenen bei Todesstrafe verboten, sich mit Kunst zu beschäftigen; diese Domäne war den Freien vorbehalten.

Als das neue Gesetz in Kraft trat, hoffte er, eines Tages die Empfehlung von Philidas, dem größten lebenden Bildhauer, oder gar ein Lob von Perikles zu erhalten.

Was war zu tun?

In den Marmorblock, den er bearbeitete, hatte er seine Ideen, sein Herz, sein Leben gegeben. Tag für Tag auf seinen Knien bettete er um neue Inspirationen, um neues Geschick. Er glaubte fest daran, dass Apollo seine Gebete erhören würde, aber nun schien es, als wäre er von allen Göttern verlassen.

Kleone, die ergebene Schwester Kreons, ertrug das Schicksal tapfer an seiner Seite. „Oh Aphrodite“, betete sie, „erhabenes Kind des Zeus, meine Königin, meine Göttin, meine Patronin, vor deren Schrein ich täglich meine Gaben darbrachte, sei meine Freundin und die Freundin meines Bruders!“

Dann sagte sie zu ihrem Bruder: „Kreon, geh in den Keller unter unserem Haus. Er ist dunkel, aber ich werde dir Speis und Licht bringen. Arbeite dort weiter und die Götter werden uns wohlgesonnen sein.“

So ging Kreon in den Keller, beschützt von seiner Schwester, und führte sein gefährliches Werk unermüdlich fort.

Um diese Zeit erging überall in Griechenland ein Aufruf zum Besuch einer Kunstausstellung in Athen. Die Ausstellung fand unter der Schirmherrschaft von Perikles in der Agora statt.

An seiner Seite befanden sich seine Frau Aspasia, Phidias, Sokrates, Sophokles und andere bekannte Männer. Man konnte die Arbeiten der großen Meister bewundern.

Aber eine Gruppe, die viel schöner als alle übrigen war - eine Gruppe, die Apollo höchstpersönlich gemeißelt haben musste - erregte das allgemeine Interesse und auch den Neid manches Künstlers.

„Wer hat diese Gruppe gemacht?“

Niemand wusste es. Verkünder wiederholten die Frage, aber niemand antwortete.

„Ein Mysterium. Kann es die Arbeit eines Sklaven sein?“

Unter allgemeinem Gemurmel wurde ein schöne Magd mit zerschlissenen Kleidern, zerzaustem Haar, einem fest entschlossenen Gesichtsausdruck und geschlossenen Lippen, in die Agora gezerrt.

„Diese Frau“, schrien die Offiziere, „Dieses Weibsbild kennt den Bildhauer. Es gibt keinen Zweifel. Aber sie will ihn uns nicht verraten.“

Kleone wurde verhört, aber sie blieb stumm.

Man wies sie auf die Folgen ihres Verhaltens hin, aber ihre Lippen blieben verschlossen.

„Sodann“, sagte Perikles „möge das Gesetz walten. Schafft sie in den Kerker!“

Während er sprach, drängt sich ein junger Mann mit wallendem Haar nach vorne. Er warf sich vor Perikles und rief aus: „Oh Perikles, vergebt der Magd. Sie ist mein Schwesterchen, der Schuldige bin ich. Die Gruppe ist das Werk meiner Hände. Das Werk eines Sklaven.“

Die empörte Menge buhlte und johlte: „In den Kerker mit ihm! Bringt den Sklaven ins Verlies!“

„Bei meinem Leben, nein!“, rief Perikles aus.

„Betrachtet diese Gruppe. Apollo sei mein Zeuge; in Griechenland gibt es Höheres als ein unrechtes Gesetz. Der höchste Zweck des Gesetzes sollte die Förderung der Schönheit sein. Wenn Athen in der Erinnerung der Nachwelt lebendig bleibt, ist es unsere Pflicht, für diese Unsterblichkeit eintreten. Nicht in der Kerker soll er kommen, sondern an meine Seite!“

Und Aspasia setzte dem Sklaven die Olivenkrone auf, welche sie in der Hand gehalten hatte, und küsste Kreons treue Schwester zärtlich.

Die Athener errichteten Äsop, dem ehemaligen Sklaven, eine Statue, damit die Menschheit wisse, dass die Ehre allen offenwerden könne.

In Griechenland wurden dem Mann, der sich durch Kunst, Literatur oder Krieg auszeichnen konnte, Wohlstand und Ehre zuteil. Kein anderes Land hat je so viel getan, um Werke der Schönheit oder Kühnheit auszuzeichnen.

„Ich wuchs in Armut auf“, sagte Vizepräsident Henry Wilson. „Die Not wurde mir in die Wiege gelegt. Ich weiß sehr gut, was es heißt, die Mutter um Brot anzubetteln, wenn sie keines zu geben hat.

Mit zehn Jahren wurde ich wegen der Armut meines Vaters zur Adoption freigegeben, und verdingte mich elf Jahre lang als Lehrling. Jedes Jahr erhielt ich nur einen einzigen Monat lang Schulunterricht und nach Ablauf der elf harten Lehrjahre gab man mir ein Ochsengespann und sechs Schafe, die mir achtzehn Dollar einbrachten.

Ich habe nie auch nur einen einzigen Dollar für mein Vergnügen ausgegeben und jeden Penny umgedreht, bis ich einundzwanzig Jahre alt war.

Ich weiß, wie es ist, wenn man Meile um Meile zurücklegt und um Arbeit bettelt. Im ersten Monat, nachdem ich einundzwanzig Jahre alt war, ging ich in die Wälder, um Baumstämme zu fällen. Ich stand vor Tagesanbruch auf und arbeitete bis in die Dunkelheit hinein. Dafür bezahlte man mir sage und schreibe sechs Dollar pro Monat! Jeder einzelne Dollar war für mich so groß wie der Mond.“

Mr. Wilson fasste den Entschluss, nie eine Gelegenheit zur Selbstverbesserung und zur Arbeit an sich selbst auszulassen. Nur wenige Männer wissen den Wert freier Augenblicke so zu schätzen. Für ihn waren sie wie Gold, und er setzte alles daran, auch die kleinste Möglichkeit zu nutzen. Bevor er einundzwanzig Jahre alt wurde, hatte er bereits tausend gute Bücher gelesen. Was für eine Lektion für Jungs von der Farm!

Als er die Farm verließ, machte er sich zu Fuß nach Natick, Massassuchetts, auf, um das Schuhmacherhandwerk zu erlernen. Das sind über hundert Meilen! Er machte einen Umweg über Boston, weil er die Bunker Hill-Gedenkstätte, einen Granit-Obelisken, und andere historische Stätten sehen wollte. Die gesamte Reise kostete ihn nur einen Dollar und sechs Cent.

Es dauerte nur ein Jahr und er leitete einen Debattierklub in Natick. Acht Jahre später hielt er seine große Rede gegen die Sklaverei und zwölf Jahre darauf stand er Schulter an Schulter mit Sumner im Kongress. Für Wilson war jede Gelegenheit eine große Chance. Er münzte jede Chance in Erfolg um.

„Lauft nicht mehr mit dieser seltsamen Kleidung durch die Stadt. Gestattet mir, dass ich dem Laden einen Auftrag erteile. Zieht euch was Ordentliches an, Horace!“

Horace Greeley blickte an sich herab, als ob er die Schäbigkeit seiner Kleidung zum ersten Mal wahrnehmen würde. Dann antwortete er: „Wissen Sie, Mr. Sterret, mein Vater hat eine neue Stellung angenommen und ich will ihm helfen, so gut ich kann.“

Er hatte in sieben Monaten nur sechs Dollar für persönliche Ausgaben gebraucht, und sollte von Richter J. M. Sterret hundertfünfunddreißig Dollar für seine Aushilfsarbeiten bei der „Gazette“ in Erie erhalten. Davon behielt er nur fünfzehn Dollar, den Rest gab er seinem Vater, mit dem er von Vermont nach West-Pennsylvanien gezogen war und mit dem er viele Nächte draußen verbracht hatte, um die Schafe vor den Wölfen zu schützen.

Er war nun beinahe einundzwanzig Jahre alt, und obwohl er großgewachsen und linkisch war, mit flachsfarbenem Haar, einem bleichen Gesicht und einer quäckenden Stimme, gelang es ihm, in New York City sein Glück zu machen.

Er schulterte sein Kleidungsbündel, marschierte sechzig Meilen durch die Wälder bis nach Buffalo, fuhr auf einem Kanalboot weiter bis Albany, stieg dann auf einen Frachtkahn um, der ihn den Hudson hinunterbrachte und erreichte New York am 18. August 1831 bei Tagesanbruch.

In einem Saloon fand er für zweieinhalb Dollar Unterkunft für eine halbe Woche. Seine Reise über sechshundert Meilen hatte ihn nur fünf Dollar gekostet.

Tagelang wanderte Horace durch die Straßen, besuchte Dutzende von Geschäften und fragte, ob jemand Arbeit zu vergeben habe. Er handelte sich eine Absage nach der anderen ein. Aufgrund seiner seltsamen Erscheinung hielten ihn die meisten wohl für einen entlaufenen Lehrjungen. Eines Sonntags hörte er in seiner Absteige, dass man in „West‘s Printing Office“ einen Drucker suche.

Um fünf Uhr früh stand er an der Pforte und erklärte dem Vorarbeiter, dass er um sieben Uhr anfangen könne. Der Vorarbeiter hatte keine Ahnung, dass der Grünschnabel als Schriftsetzer für das Polyglot-Testament arbeiten wollte, aber sagte: „Gebt ihm einen Schriftsatz; mal sehen, ob er was taugt.“

Als der Inhaber eintraf, wollte er den Neuling wieder loshaben und wies den Vorarbeiter an, ihn am Abend wieder zu entlassen. Doch bis dahin konnte Horace bereits das größte und tadelloseste Pensum vorweisen, das in dieser Druckerei bislang vollbracht wurde.

Innerhalb von zehn Jahren brachte es Horace zum Teilhaber in einer kleinen Druckerei. Er verlegt den „New Yorker“, das beste Wochenblatt der Vereinigten Staaten. Allerdings war es nicht rentabel. Als Harrison im Jahre 1840 Präsident wurde, startete Greenly als Redakteur der „Log Cabin“, welche damals mit einer Auflage von neunzigtausend Exemplaren gedruckt wurde!

Doch diese Zeitung wurde nur zu einem Penny verkauft und trug sich finanziell nicht. Sein nächstes Vorhaben war „The New York Tribune“ zum Preis von einem Cent pro Exemplar. Das Startkapital von tausend Dollar borgte er sich und druckte damit fünf tausend Erstexemplare. Es war schwierig, dafür genügend Käufer zu finden.

Er begann mit sechshundert Abonnenten und konnte diese Zahl innerhalb von sechs Wochen auf elftausend steigern. Die Nachfrage nach „The Tribune“ war so groß, dass selbst die modernsten Druckmaschinen nicht nachkamen. Mit dieser Zeitung setzt er neue Maßstäbe der seriösen Berichterstattung im amerikanischen Journalismus.

James Gordon Bennett hatte 1825 mit dem „New York Courier“ Schiffbruch erlitten. Im Jahre 1832 scheiterte sein „Globe“ und etwas später musste er auch den „Pennsylvanian“ wieder einstellen. Als Artikelschreiber konnte er sich zwar einen guten Namen machen, doch darüber hinaus rechnete man ihm keine besonderen Verdienste zu. Da er vierzehn Jahre lang schwer gearbeitet und konsequent gespart hatte, hatte er ein paar hundert Dollar auf die Seite legen können.

Im Jahre 1835 bat er Horace Greeley um dessen Mithilfe beim Start einer Tageszeitung, dem „New York Herald“. Greeley lehnte ab, empfahl aber zwei junge Drucker, die als Bennetts Teilhaber am 6. Mai 1835 den „Herald“ gründeten. Das Anfangskapital reichte gerade mal für zehn Tage.

Bennett mietete in der Wall Street einen kleinen Keller an, stellte einen Stuhl und einen provisorischen Tisch hinein, der auf Bierfässern ruhte, und fing dort mit dem Drucken an. Dort wurde eine der großen amerikanischen Tageszeitungen ins Leben gerufen, da alle bisherigen Zeitungen lediglich Parteiorgane waren.

Konsequent arbeitete der junge Mann auf sein Ziel zu, verbreitete im frischen Ton immer mehr Neuigkeiten aus immer mehr Bereichen, bis seine Zeitung schließlich den Ruf erwarb, aktuell über das Weltgeschehen zu berichten und dies sogar noch gründlicher und schneller als die Konkurrenzblätter. Es wurde kein Aufwand gescheut, um über alle Themen, die von allgemeinem Interesse waren, zuverlässige Informationen zu liefern.

Es war eine Sisyphusarbeit, doch die Gründlichkeit zahlte sich letztendlich aus und an der Ecke am Broadway zur Ann Street entstand das bislang größte Zeitungsgebäude.

was einem als Erstes auffällt, wenn man das Privatbüro von George W. Childs in Philadelphia betritt, ist sein Motto, das sein Leitmotiv als „chancenloser“ Junge war:

„Nihil sine labore“(Nichts ohne Arbeit)

Er hatte den Ehrgeiz, den „Philadelphia Ledger“ und das Gebäude, in dem er verlegt wurde, zu besitzen, aber wie sollte ein armer Junge, der gerade mal 2,00 Dollar die Woche bekam, eine solche herausragende Zeitung sein eigen nennen können? Childs war jedoch von großer Entschlossenheit und unbezwingbarer Energie und nachdem er sich als Aushilfe in einer Druckerei ein paar hundert Dollar zusammengespart hatte, begann er als Verleger.

Einige der von ihm veröffentlichten Arbeiten, zum Beispiel „Kanes Artik-Expedition“ erregten große Aufmerksamkeit und er hatte ein Gespür dafür, was bei der Leserschaft ankam.

Obwohl der „Ledger“ Tag für Tag Geld verlor, konnten ihn seine Freunde nicht davon abbringen, ihn zu erwerben, und im Jahre 1864 ging sein Jugendtraum in Erfüllung. Er verdoppelte den Abonnementpreis, senkte die Inseratspreise und zum Erstaunen aller gelangte die Zeitung in die Gewinnzone und warf in manchen Jahren eine Jahresrendite von über vierhunderttausend Dollar ab. Er weigerte sich beharrlich, die Löhne seiner Angestellten zu senken, auch als dies von seinen Wettbewerbern in Philadelphia praktiziert wurde.

Auf einem Bankett in Lyon kam es zu einer Diskussion über ein Gemälde, das eine Szene aus der griechischen Mythologie zeigte.

Als der Gastgeber merkte, dass die Diskussion zu hitzig wurde, wandte er sich an einen der Kellner und bat ihn, das Gemälde zu erläutern.

Zum Erstaunen der Anwesenden gab der Diener eine klare und knappe Erläuterung des Themas zum Besten, welche den Streit schlichtete.

„In welcher Schule haben Sie studiert, Monsieur?“, wollte einer der Gäste wissen. „Ich habe in vielen Schulen studiert, mein Herr“, antwortete der junge Mann, „aber am meisten habe ich auf der Schulbank der Widrigkeiten gelernt“.

Und in der Tat hatte er seine Lektionen gut gelernt, denn obgleich er damals nur ein armer Kellner war, dauerte es nicht lange, bis ganz Europa durch seine Schriften von ihm hörte. Sein Name war Jean Jacques Rousseau.

Da dem barfüßigen Jungen P. R. Spencer kein anderes Material zur Verfügung stand, musste der weiche Sand am Strand des Erie-Sees als Schriftgrund für einen von ihm entwickelten kursiven Stil herhalten, der vor Erfindung der Schreibmaschine der Standard-Schreibstil für Geschäftskorrespondenz wurde.

Mit dreizehn Halfpence in der Tasche machte sich William Cobbett auf den Weg, um in den King‘s Gardens in Kew Arbeit zu finden. „Als mein bescheidenes Vermögens auf drei Pence zusammengeschrumpft war“, sagt er „stapfte ich in meinem blauen Bauernkittel und meinen roten Strumpfhaltern durch Richmond, als ich in der Auslage eines Buchhändlers plötzlich ein kleines Büchlein sah. „Ein Tonnenmärchen, Preis 3 d“, hieß es da. Der Titel war so seltsam, dass er meine Neugier weckte.

Drei Pence besaß ich ja, aber dann würde ich kein Geld mehr für Essen haben.

Ich ging hinein und erstand das kleine Buch.

Ich war so erpicht darauf, es zu lesen, dass ich mich schnurstracks zu einem Heuschober am oberen Ende der Kew Gardens aufmachte, um mich in die Lektüre zu vertiefen.

Dort las ich, bis ich ermüdet einschlief und im Morgengrauen vom Singen der Vögel wieder geweckt wurde.“

Er blieb acht Jahre lang als Wanderarbeiter in Kew, und ging danach nach London, wo er etwa neun Monate lang juristische Papiere abschrieb und sich schließlich bei der Infanterie wiederfand. In seinem ersten Jahr als Soldat abonniert er eine Wanderbibliothek in Chatham und laß jedes einzelne Buch. So begann er seine Studien.

„Als Gefreiter lernte ich Grammatik. Die Kante meiner Koje war mein Studierzimmer, mein Tornister war mein Bücherregal. Ein Brett auf meinem Schoß war mein Schreibtisch. So studierte ich etwa ein Jahr lang. Für Kerzen oder Öl hatte ich kein Geld. Im Winter konnte ich fast immer nur den Lichtschein des Feuers nutzen, und wenn ich einen Schreibstift oder ein Blatt Papier kaufen wollte, musste ich dafür auf etwas Essen verzichten, weshalb mich fast immer ein nagendes Hungergefühl plagte.

Ich hatte keinen Platz für mich alleine; immer war ich von Gesprächen, Geträllere, Lachen, Pfeifen und Gähnen durch ein halbes Dutzend gedankenloser Männer umgeben.

Der Viertelpenny, den ich ab und zu für Schreibmaterial brauchte, war keine Kleinigkeit für mich. Für mich war das viel Geld. Immerhin bekamen wir pro Woche nur zwei Pence pro Mann. Ich erinnere mich noch gut, wie ich an einem Freitag Schichtdienst schob, um einen halben Penny zu ergattern, den ich eigentlich für einen roten Hering ausgeben wollte. Aber als ich an diesem Abend meine Hose auszog, stellte ich fast, dass ich diesen halben Penny verloren hatte. Ich steckte meinen Kopf unter die Bettdecke und schluchzte wie ein kleines Kind.“

Aber Cobbett machte sich sogar seine ärmlichen Verhältnisse und seinen Wissensdurst zunutze. „Wenn ich“, sagt er weiter „unter solchen Umständen weitermachen konnte, was in der Welt sollte mir dann noch als Ausrede dienen, um keine Leistung zu erbringen?“

Humphry Davy hatte so gut wie keine Chance, eine wissenschaftliche Ausbildung zu erhalten. Aber innerlich brannte er.

Mit Hilfe alter Pfannen, Kessel und Flaschen arbeitete er autodidaktisch an seinem Traum und experimentierte im Dachgeschoss der Apotheke, in der er beschäftigt war.

„Gar mancher Bauerssohn“, sagt Thurlow Weed, „hat seine besten Gelegenheiten für Geistestraining in den Mußestunden zwischen den Zuckerbüschen gefunden. Zumindest ist das meine Erfahrung. Abends blieb nichts anderes zu tun, als Feuer unter den Kesseln zu machen und das Feuer am Brennen zu halten. Das Tagwerk war abgeschlossen. Und so ringelten wir uns wie eine Schlange neben dem Feuer zusammen und lasen.

Ich erinnere mich daran, dass ich auf diese Weise eine Geschichte über die Französische Revolution gelesen habe und daraus ein tieferes Wissen über die Ereignisse und die Beteiligten bezogen habe als aus allen späteren Dokumenten. Ich erinnere mich auch, dass ich mir nach einem zwei Meilen langen Marsch durch den Schnee, ohne Schuhe, die Bücher eines Mr. Keyes ausborgen konnte.“

„Kann ich morgen einen Tag freihaben, Vater?“, fragte Theodore Parker eines Nachmittags.

Der arme Mühlenbauer aus Lexington, Massachusetts, blickte seinen Jüngsten erstaunt an. Eigentlich konnte er ihn nicht entbehren, es gab viel zu tun - aber er sah das entschlossene Gesicht des Buben und wusste, dass es ihm ernst war. Also gewährte er ihm den Wunsch.

Am nächsten Morgen stand Theodore in aller Frühe auf, ging die staubige Landstraße zehn Meilen lang zu Fuß bis zur Universität Harvard und bewarb sich um die Aufnahme.

Seit seinem achten Lebensjahr war er nicht mehr regelmäßig zur Schule gegangen, aber jeden Winter konnte er drei Monate lang am Unterricht teilnehmen, und hat zwischen Pflügen und Feldarbeiten selbst dazugelernt, so ging es eben ging. Wann immer er konnte, büffelte er über nützlichen Büchern, die er ausgeliehen hatte. Ein bestimmtes Buch konnte er sich nicht beschaffen, aber er war der Meinung, dass er es haben müsse. Deshalb stand er an einem Sommertag lange vor Tagesanbruch auf und pflückte unermüdlich Beeren, die er nach Boston sandte. Auf diese Weise erhielt er das Geld, um sich ein Lateinwörterbuch zu kaufen.

„Gut gemacht, mein Sohn!“, sagte der Mühlenbauer, als sein Sohn abends von der erfolgreich bestandenen Prüfung berichtete, „aber Theodore, ich kann es mir nicht leisten, dich dort zu unterhalten.“

„Ich weiß schon, Vater, ich werde auch gar nicht hingehen. Ich studiere zu Hause, ohne dass es die übrige Arbeit beeinträchtigt, und bereite mich auf die Abschlussprüfung vor.“

So geschah es dann. Später verdiente er sich sein Geld als Lehrer, und brachte genug Geld zusammen, um zwei Jahre lang in Harvard studieren zu können.

Viele Jahre darauf, als er bereits ein enger Freund und Berater von Seward, Chase, Sumner, Garrison, Horace Mann und Wendell Philipps geworden war, war es eine Freude, ihn von seinen anfänglichen Kämpfen und Erfolgen zwischen den Felsen und Büschen von Lexington berichten zu hören.

„Der stolzeste Augenblick meines Lebens“, sagte Elihu Burritt, „war, als ich endlich die Bedeutung der ersten fünfzehn Zeilen von Homers Ilias verstanden hatte. Zur Feier dieser Entdeckung unternahm ich einen kurzen triumphalen Spaziergang.“ Sein Vater starb, als Elihu sechzehn Jahre alt war. Daraufhin kam er zu einem Hufschmied in die Lehre. Er musste zehn bis zwölf Stunden täglich an der Esse arbeiten, und während er den Blasebalg bediente, löste er geistig Probleme der Arithmetik.

In einem Tagebuch in Worcester, wohin er zehn Jahre später zog, um die Möglichkeiten zu nutzen, die dortige Bibliotheken boten, finden sich Einträge wie diese:

„Montag, 18. Januar. Kopfschmerzen. 40 Seiten ‘Theorie über die Erde‘ von Cuvier studiert.

Danach 64 Seiten französisch, 11 Stunden Schmiedearbeit.

Dienstag, 19. Januar. 60 Zeilen hebräisch, 30 dänisch, 10 Zeilen böhmisch, 9 Zeilen polnisch, 15 Sternennamen, 10 Stunden Schmieden.

Mittwoch, 20. Januar. 25 Zeilen hebräisch, 8 Zeilen syrisch, 11 Stunden Schmieden“.

Er beherrschte 18 Sprachen und 32 Mundarten. Man kannte ihn als den „gelehrten Hufschmied“ und seiner Dienste an der Menschheit wegen.

Edward Everett sagte über die Art und Weise, in der sich dieser chancenlose Bub Wissen aneignete: „Angesichts dessen, müsste jeder, dessen Startposition besser war, sein Haupt in Schande senken.“

Die barfüßige Schwedin Christine Nilsson hatte nur wenige Aussichten, aber sie erwarb sich die Bewunderung der Welt für ihr sängerisches Talent und ihren fraulichen Charme.

„Bezüglich Ihrer widrigen Lebensumstände darf ich Ihnen folgendes sagen“, pflegte Dr. Talmage jungen Menschen einzuschärfen: „Sie befinden sich jetzt auf gleicher Höhe mit denen, die letztlich an ihre Ziele gelangen werden. Denken Sie bitte an meine Worte. Nicht nur jetzt, sondern in dreißig Jahren! Sie werden feststellen, dass diejenigen, die in diesem Land in dreißig Jahren Millionäre, gefeierte Dichter oder herausragende Kaufleute sind, auch die größten Menschenfreunde sein werden. Diese Personen stehen jetzt mit Ihnen in einer Reihe; sie stehen keinen Zoll weiter vorne und haben auch keine besseren Voraussetzungen als Sie sie haben!“

„Sie haben kein Geld für ordentliche Kleidung? Sie haben kein Startkapital? Junger Mann, gehen Sie in die Bibliothek und besorgen Sie sich einige Bücher. Werden Sie sich darüber bewusst, welche wunderbaren Gaben Ihnen Gott mitgegeben hat. Sehen Sie sich Ihre Hände, Ihre Füße, Ihre Augen an und beschweren Sie sich nie mehr darüber, dass Sie kein Kapital besäßen! Denn der Ärmste bringt bereits alles mit, was er braucht!“

Für herausragende Leistungen im Leben ist ein Zeitungsjunge nicht gerade der aussichtsreichste Kandidat. Und doch hat der Mann, der mehr als jeder andere für die industrielle Entwicklung dieses Kontinents verantwortlich ist, als Zeitungsjunge bei der Grand Trunk-Eisenbahn begonnen. Die Rede ist von Thomas A. Edison als Fünfzehnjährigen.

Er hatte bereits begonnen, sich mit Chemie zu befassen und ein kleines Wanderlabor eingerichtet. Eines Tages, als er dabei war, ein seltsames Experiment durchzuführen, fuhr der Zug gerade in eine Kurve und eine Flasche mit Schwefelsäure zerbrach.

Dies führte zu unangenehmen Gerüchen und einigen schauerlichen Komplikationen.

Der Schaffner, der bereits lange und geduldig zugesehen hatte, verlor die Geduld und beförderten den jungen Mitfahrer ins Freie, wobei er nicht vergaß, ihn mit einer saftigen Ohrfeige zu verabschieden.

Edison durchlitt - und meisterte - eine dramatische Situation nach der anderen, bis er bereits in jungen Jahren den Wissenschaftsthron der Welt besteigen konnte. Kürzlich nach seinem Erfolgsgeheimnis gefragt, antwortete er, dass er sich von allen Ablenkungen ferngehalten und überall, außer bei der Arbeit, Maß gehalten habe.