Animal Heroes, Band 2: Rochenstachel - THiLO - E-Book

Animal Heroes, Band 2: Rochenstachel E-Book

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Beschreibung

Pepe kann fliegen, wenn er mit seinem Falken Horus zusammen ist. Aber wird es ihm gelingen, Mojo und seinen Geparden Dante aus der Gewalt der fiesen Beast Boys zu befreien? Hoch in den Anden kommt es zu einem gefährlichen Showdown … Fliegen wie ein Falke, schwimmen wie ein Rochen, rennen wie ein Gepard, klettern wie ein Gecko – die Animal Heroes sind Superhelden mit magischen Tieren. ​ Alle Abenteuer der Animal Heroes:​ Band 1: Falkenflügel​ Band 2: Rochenstachel​ Band 3: Geckoblick​ Band 4: Gepardenpranke​ Band 5: Leguanbiss​ Band 6: Tentakelgriff Alle Abenteuer mit den Animal Heroes: Band 1: Falkenflügel Band 2: Rochenstachel Band 3: Geckoblick Band 4: Gepardenpranke Band 5: Leguanbiss Band 6: Tentakelgriff

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2017 Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH Postfach 2460, D-88194 Ravensburg © 2017 Ravensburger Verlag GmbH Text © THiLO Originalausgabe

Inhalt

1. Gefährliche Klettertour

2. Ein Flug mit Rochenflossen

3. Beast Boys-Alarm

4. Das Gift des Skorpions

5. Rettung in letzter Sekunde

6. Verfolgungsjagd unter der Erde

7. Kampf der Superhelden

8. Die gigantische Grotte

9. Im Bann des Riesenskeletts

10. Duell unter Wasser

11. Haijunge in Ketten

12. HeroPhones

1.

Gefährliche Klettertour

John hing mit freiem Oberkörper fast zweihundert Meter über dem Erdboden und schwitzte Blut. Sein Gesicht war fest an die nackte Felswand gedrückt. Sie roch nach Eisen. Die Muskeln von Johns Armen und Beinen waren bis zum Zerreißen angespannt. Seine Finger krallten sich in winzige Löcher im Gestein. Johns Atem ging stoßweise. Über ihm war ein mörderischer Felsvorsprung, unter ihm lange, lange nichts. Sein Herz hämmerte wie ein Presslufthammer, beinahe fürchtete John, es würde ihm ein Loch in die Brust schlagen. Unbarmherzig brannte die australische Sonne vom Himmel.

„Nicht nach unten sehen …“, beschwor John sich selbst. Dann tat er es doch. Mit voller Absicht. Das Bild verschwamm vor seinen Augen. Alles begann sich zu drehen: Eukalyptusbäume, Felsen, der Fluss, Wanderer, klein wie Ameisen.

John hing an einer senkrecht aufsteigenden Wand. Allein. Nur gesichert von ein paar Karabinerhaken und Seilen. Sein Trainer hätte sich die Haare gerauft. Bei ihm durften sie immer nur zu zweit klettern und mussten sich gegenseitig sichern. Doch durch das hier musste John alleine durch.

John sah ein weiteres Mal nach unten. Im freien Fall brauchte ein menschlicher Körper kaum mehr als sechs Sekunden für die Strecke. Der Weg hier rauf hatte weitaus länger gedauert und war anstrengender gewesen. John kletterte seit über drei Stunden.

Für die meisten Kletterer waren die Berge im Grampian Nationalpark in Australien ein Paradies. Nicht so für John. Denn John litt unter extremer Höhenangst. Schon das Laufen über eine normale Brücke sorgte bei ihm für Schweißausbrüche. In einem Hochhaus konnte er sich nicht ans Fenster stellen, ohne feuchte Hände zu bekommen. Und Türme, Kirchen oder Pyramiden in aller Welt hatte er sich sein ganzes elfjähriges Leben lang lieber von unten angesehen.

Aber seit Kurzem hatte John ein neues Lebensmotto: Lass dich nicht von deinen Ängsten beherrschen! Seit er einer der Animal Heroes war, hatte sich sein Denken verändert. Immer, wenn er vor einer Sache besonders Schiss hatte, biss John jetzt die Zähne zusammen und sah der Gefahr ins Auge. So gewann er mehr und mehr Kontrolle über seine negativen Gefühle. Doch diesmal, das spürte John, war er zu weit gegangen. Er hatte es einfach übertrieben. Hundertachtundneunzig Meter zu weit.

Schwimmen konnte John unmenschlich gut, seit er in der magischen Maya-Zeremonie mit seinem Rochen Wesley verbunden worden war.

Das hatte ihn zu einem Superhelden gemacht, zu einem der vier Animal Heroes. Sein Heldenname war Rochenstachel, und wenn er seinen Spezialanzug trug, fühlte John sich beinahe unbesiegbar. Durch eisernes Training schaffte er es mittlerweile, einen Kilometer zu tauchen, ohne Luft holen zu müssen. Klar, von den Fähigkeiten seines Rochens war er noch weit entfernt. Doch schwimmen konnte er bereits beinahe in der gleichen atemberaubenden Geschwindigkeit wie Wesley.

Anders sah es mit Klettern aus. Aiko, der der erste der Animal Heroes gewesen war, der sich mit einem Tier verbunden hatte, kam selbst die glattesten Wände hinauf. Klar, sein Nelson war ein Gecko.

Trotzdem hatten diese Fähigkeiten seines Freundes Johns Sportgeist geweckt. Also war er wochenlang gegen seine Angst angeklettert. Zuerst auf kleinen Felsen, in der Fachsprache Bouldern genannt. Als er sich damit einigermaßen sicher fühlte, hatte John sich höhere Bergwände vorgenommen. Mit Sicherung, Kletterausrüstung und Partner. Nun also war er zum ersten Mal allein in einer richtig hohen, steilen Wand. Tausende von Kletterern hatten hier schon Trails angelegt. Doch die mussten nur gegen die Schwerkraft ankämpfen und nicht, wie John, gegen die Angst.

John holte tief Luft. Jetzt kam die Königsdisziplin, das Klettern über einen der Felsvorsprünge, die die Kletterer hier Balkone nannten. John würde mit dem Rücken zum Erdboden in den Seilen hängen. Das sorgte für seine Schweißausbrüche.

„Kill das Biest!“, befahl John sich selbst. Die Angst saugte ihm beinahe jede Kraft aus dem Körper. Wenn er sich auch nur einen Fehlgriff erlaubte, wenn er fiel, war er platt wie eine Briefmarke. Dann konnten die Wanderer seine Reste von den Felsen kratzen. Oder die Krähen. Wie das fette schwarze Biest, das schon eine geraume Weile unangenehm nah um ihn herumflatterte.

Was hatte John sich da nur vorgenommen?

Er lockerte den Griff seiner rechten Hand und schob sie einen halben Meter weiter nach oben. Die Krähe streifte ihn nun sogar mit einem ihrer Flügel, verschwand dann aber zum Glück, bevor John sie verscheuchen musste.

Als Johns Finger eine Kante ertastet hatten, packte er zu. Der letzte Haken, mit dem er sich gesichert hatte, war schon gute zwanzig Meter unter ihm. Unprofessionell und lebensgefährlich hätte sein Trainer das genannt. Gleich würde er sich weiter oben einhaken, doch er wollte nichts überstürzen. Schließlich hatte John nicht vor, zu fallen.

John puderte seine linke Hand mit Magnesia ein und hangelte sich höher. Jetzt war er direkt unter dem Vorsprung. Jede Störung konnte seinen sicheren Tod bedeuten. John versuchte, nicht daran zu denken.

„Weiter, Rochenstachel!“, feuerte er sich an. „Du schaffst es!“

Er dachte an Aiko. Für seinen japanischen Freund waren solche Felsvorsprünge niedliche, kleine Hindernisse, die er nachts um drei direkt nach dem Aufstehen meistern konnte. Aiko hatte Saugnäpfe an Händen und Füßen, wenn er seinen Geckoanzug trug. Er hätte an Johns Stelle sicher gegähnt.

„Pöh, dafür kannst du nicht tauchen“, motzte John, als wäre Aiko jetzt gerade bei ihm und würde sein undurchsichtiges Lächeln aufsetzen. Aiko war immer so eingebildet! Nur weil er als erster Junge ein Animal Hero geworden war.

John nahm das als Ansporn. Er pustete sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht und hob das linke Bein an. Kurz hing es in der Luft, dann fand John einen Widerstand. Er verlagerte sein Gewicht und zog das rechte Bein nach. Jetzt war er schon halb unter dem Vorsprung. Sein Hinterkopf zeigte zur Erde.

In diesem, dem allerungünstigsten Moment, passierte es: Johns Smartphone vibrierte. Das Handy, dessen Nummer nur vier Menschen auf der Welt kannten: die drei übrigen Animal Heroes Pepe, Aiko und Mojo, und ihr Mentor Cliff Hanger, der ihre Einsätze koordinierte. Und wenn dieses besondere Smartphone angerufen wurde, brannte es in irgendeiner Ecke der Welt lichterloh.

John versuchte, sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Nicht jetzt! Erst wollte er diesen Überhang schaffen.

Doch das Vibrieren hörte nicht auf. Mit einem markigen Fluch auf den Lippen beendete John sein Vorhaben.

Er biss die Zähne zusammen und versuchte, das Handy aus der Tasche seiner Kletterhose zu fummeln. Doch das verdammte Ding hatte sich in dem Stoff verhakt. John rammte seine Hand viel zu heftig in die Tasche. Das Smartphone drohte, ihm aus den Fingern zu gleiten. John packte im letzten Augenblick zu, doch die Bewegung war für seine Situation zu ruckartig. Sein Bein rutschte ab. Hektisch versuchte John, sich festzuhalten. Aber er bekam das Seil nicht zu packen.

John verlor das Gleichgewicht … und der nächste Sicherungshaken war viel zu weit entfernt.

2.

Ein Flug mit Rochenflossen

John fiel. Einen Meter, zwei Meter. Seltsamerweise spürte er keine Panik in sich aufsteigen. Im Gegenteil. Eine große Ruhe breitete sich in seinem Körper aus. So, als wären alle Ängste und Sorgen für immer von ihm abgefallen.

Bilder von Wesley, seinem Rochen, schossen ihm durch den Kopf. War das eine Botschaft seines Unterbewusstseins? John glaubte fest daran. Also sprach er die magische Formel. Nicht laut, aber mit voller Überzeugung. So, als wollte er die Götter der Maya auf sich aufmerksam machen.

Seht diesen Jungen hier, er ist nicht mehr John, er ist Rochenstachel.

Im selben Moment erschien sein Schwimmanzug. Die gewaltigen, kräftigen Rochenflossen reichten von seinen Handgelenken bis zu seinen Fersen. John breitete die Arme aus. Sofort fing sich die Luft unter den Flossen, fast wie in einem Fallschirm.

Johns Fall wurde augenblicklich deutlich abgebremst. Fast zeitgleich riss ihn das Seil zurück. John stöhnte vor Schmerzen auf. Ohne die Flügel wäre er mit voller Wucht gegen einen Felsvorsprung gependelt, so weit war er von dem Haken entfernt gewesen. Und er trug keinen Helm. Die Flossen hatten ihm höchstwahrscheinlich das Leben gerettet. Vorerst.

John baumelte an der Felswand wie eine eingesponnene Fliege unter einem Spinnennetz. Die Gefahr war nicht gebannt, aber noch lebte er!

„Verdammt, verdammt!“, presste John hervor. Er zwang sich, ruhig zu werden. Langsam und gleichmäßig zu atmen. Seine Kraft zu spüren, die Kraft des Rochens.

Nach endlosen Minuten gelang es ihm, mit den Füßen Halt zu finden. Sobald das Seil die Spannung verloren hatte, ging es John wesentlich besser. Er ruderte mit den Flossen, bis er die Felswand auch mit seinen Händen wieder erreichen konnte. Er packte einen winzigen Vorsprung im Stein und zog sich so dicht an die Wand wie möglich. Genau an dieser Stelle hatte John vor einer halben Stunde gehangen und den Haken eines Vorgängers im Fels genutzt. John hakte sich erneut mit dem Karabiner ein. Er war in Sicherheit. Verdammte Axt, er war einfach ein Teufelskerl!

John lachte und weinte gleichzeitig. Tränen der Erleichterung liefen an seinen Wangen herab. Er hatte schon einige Abenteuer mit den Animal Heroes erlebt. Doch so knapp wie eben war er dem Tod noch nie von der Schippe gesprungen.

John sah an sich herunter. Der Berg hatte ihn übel zugerichtet. Unter seinem Rippenbogen war eine lange Schramme, die leicht blutete. Seine Brust würde schon bald von blauen Flecken nur so übersät sein. Doch Schmerzen machten John nichts aus, sie vergingen, wenn man die Zähne zusammenbiss.

John wartete, bis sich sein Atem weiter beruhigt hatte und die Beine zu zittern aufhörten. Dann ließ er den Schwimmanzug verschwinden und seilte sich in sicherere Regionen ab. Auf halber Höhe schaute er auf sein Smartphone. Es war eine Nachricht von seinem Mentor Cliff Hanger, so knapp wie immer.

Dringend! Komm zum Hauptquartier. Treffen morgen Abend um 20 Uhr Ortszeit. Benutz eine normale Passagiermaschine.

„Hi ho!“, jubelte John. Die ganze Aufregung hatte sich wenigstens gelohnt. Cliff hatte ganz bestimmt einen neuen Auftrag für die Animal Heroes.

Trotz des eben erlittenen Schocks fühlte John sich großartig. Es war immer wieder unglaublich, zu einer solchen Truppe zu gehören.

Ohne auch nur einen Sekundenbruchteil an seine Höhenangst zu denken, seilte John sich komplett aus dem Fels ab. Eine Viertelstunde später erreichte er festen Grund.

John marschierte zu dem Eukalyptusbaum, an dem er vor mehr als drei Stunden sein geliebtes kariertes Hemd ausgezogen hatte. Es hing noch immer an einem Ast auf Augenhöhe, sein Hut war daneben. Oben im Baum hockte eine Krähe und beobachtete ihn neugierig.

War es dieselbe wie vorhin oben im Fels? Wer wusste das bei diesen Vögeln schon.

„Glotz nicht so!“, sagte John lachend. Dann eilte er auf einem schmalen Trampelpfad dem Wasserfall entgegen, der über pechschwarzen Basalt in die Tiefe stürzte. Hunderte von Touristen standen hier und machten Fotos.

In schnellem Tempo folgte John dem Flusslauf nach dem Wasserfall. Dabei entdeckte er steinzeitliche Malereien der Aborigines an einem Höhleneingang. Sie zeigten eine Schildkröte und ein Känguru. Normalerweise hätte John sich diese Bilder ganz genau angesehen. Alles, was mit den Ureinwohnern seiner Heimat zu tun hatte, interessierte ihn brennend. Jetzt aber blieb ihm keine Zeit dafür. Cliff Hanger hatte gerufen, Verspätungen waren unentschuldbar.

Als sich John außer Sichtweite aller Touristen glaubte, führte er zum dritten Mal an diesem Tag die magische Verwandlung durch. Er hatte seine Superheldenkräfte einmal auf dem Hinweg und einmal bei seinem Sturz gebraucht und benötigte sie nun auch für seinen Rückweg.

Seht diesen Jungen hier, er ist nicht mehr John, er ist Rochenstachel.

Zwei Herzschläge später trug John den blaugrünen Anzug. Er klemmte die Zunge leicht zwischen die Zähne und stieß einen Pfiff aus, den kein Mensch hören konnte. Dafür aber ein ganz besonderer Fisch. Wesleys platter Kopf tauchte aus dem Flusswasser auf. Er wartete schon auf John.

John stieg ins Wasser. Die Kühle tat nach der prallen Sonne am Felsen richtig gut. Wasser war einfach Johns Element, hier fühlte er sich immer pudelwohl. Auch in der Zeit vor den Animal Heroes hatte John schon jede freie Minute im Pool seiner Eltern verbracht. Später dann im Meer.

John tauchte unter. Wesley kam ganz nah und drückte sein Rochengesicht an Johns Nase.

„Lass das, du Ungeheuer“, blubberte John. Wenn er mit Wesley verbunden war, konnte er auch unter Wasser reden. „Es gibt etwas zu tun. Cliff ruft uns alle zusammen. Begleite mich nach Hause und dann schwimm los.“

Der Grampian Nationalpark war gut zweihundert Meilen von Johns Elternhaus entfernt, doch das bedeutete für einen Animal Hero gar nichts. An der Seite von Wesley schwamm John innerhalb einer guten Stunde nach Hause. Damit war er schneller als jedes Highspeed-Motorboot der Welt.

Am Rand der Kleinstadt, in der John mit seinen Eltern lebte, stieg er aus dem Fluss. Wesley machte zum Abschied einen Sprung durch die Luft.

„Hey, hör auf damit!“, ermahnte John ihn. „Wenn dich jemand hier im Fluss sieht, fangen sie dich und dann wirst du in ein Aquarium gestopft, wo du dich kaum umdrehen kannst. Also mach, dass du wegkommst!“

Natürlich rief John das mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch wenn Wesley sich noch so unmöglich benahm, John konnte ihm einfach nicht böse sein. Manchmal hatte er den Eindruck, als habe nicht nur er die Rochen-Fähigkeiten von Wesley übernommen. Es schien fast so, als würde sich Wesley auch das eine oder andere Merkmal von John aneignen. Und John war nun mal eine echte Frohnatur.