Animal Heroes, Band 4: Gepardenpranke - THiLO - E-Book

Animal Heroes, Band 4: Gepardenpranke E-Book

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Beschreibung

Mojo ist schnell wie der Wind, wenn er mit seinem Geparden Dante zusammen ist. So gelingt es ihm, den fiesen Beast Boys aufzulauern, die die Stadt Kairo seit Wochen in Angst und Schrecken versetzen. Dabei macht Mojo eine schockierende Entdeckung: Die Beast Boys vergrößern ihr Team! Doch noch mehr böse Superhelden bedeuten große Gefahr – nicht nur für die Animal Heroes, sondern für die ganze Welt! Fliegen wie ein Falke, schwimmen wie ein Rochen, rennen wie ein Gepard, klettern wie ein Gecko – die Animal Heroes sind Superhelden mit magischen Tieren. ​ Alle Abenteuer der Animal Heroes:​ Band 1: Falkenflügel​ Band 2: Rochenstachel​ Band 3: Geckoblick​ Band 4: Gepardenpranke​ Band 5: Leguanbiss​ Band 6: Tentakelgriff Alle Abenteuer mit den Animal Heroes: Band 1: Falkenflügel Band 2: Rochenstachel Band 3: Geckoblick Band 4: Gepardenpranke Band 5: Leguanbiss Band 6: Tentakelgriff

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Seitenzahl: 109

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2018 Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH Postfach 2460, D-88194 Ravensburg © 2018 Ravensburger Verlag GmbH Text © 2018 THiLO Originalausgabe

1.

Weltrekord in der Wüste

Die Sonne brannte vom Himmel. Der Sand glühte beinahe. Die Luft war trocken und schmerzte bei jedem Atemzug wie tausend Nadelstiche in den Lungen. Trotzdem wurde Mojo nicht langsamer. Mit exakt neunzig Stundenkilometern lief er durch die Wüste – absoluter Weltrekord für einen Menschen. Doch im Moment war Mojo kein normaler Junge. Er war Gepardenpranke im Superheldenmodus. Seit er in der magischen Zeremonie mit Dante, dem Geparden, verbunden worden war, hatte er eisern trainiert und war immer schneller und ausdauernder geworden. Unmenschlich schnell und von keinem Landtier der Erde einzuholen – außer von einem Geparden. Dante war auch jetzt an Mojos Seite. Wie ein Pfeil flog die Raubkatze neben ihrem Gefährten her.

Die Lage war ernst. Aber nicht so ernst, dass man sich nicht einen kleinen Spaß erlauben konnte.

„Hast du Lust auf einen Wettlauf, mein Bester?“, schlug Mojo vor.

Dante fauchte. In den vergangenen Wochen hatte Mojo ihn schon ein paar Mal abgehängt. Kein Wunder, denn Gepardenpranke verband die Stärken von Mensch und Gepard in sich. So hatte er einen entscheidenden Vorteil gegenüber Dante: Er konnte am ganzen Körper schwitzen und seine Körpertemperatur dadurch auch bei großen Anstrengungen einigermaßen stabil halten. Dante konnte das nur unter den Pfoten. So musste er irgendwann stehen bleiben, sich die Pranken mit der Zunge kühlen oder völlig überhitzt zusammenbrechen.

„Komm schon, nur ein kurzes Stückchen – oder machst du etwa schon schlapp?!“, neckte Mojo den Geparden, ohne den Lauf auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu verlangsamen.

Dante fauchte erneut. Es klang wütend.

„Heißt das ja?“, rief Mojo lachend. „Dann los!“

Mojo zog das Tempo an. Er blickte auf den Geschwindigkeitsmesser auf seiner HeroWatch. Hundert Stundenkilometer, hundertundfünf, hundertundzehn.

Seine Füße mit den Krallen verschwanden immer wieder im Sand der Dünen, um sich dann ebenso schnell wieder davon abzustoßen. Tschak, tschak, tschak! Präzise und gleichmäßig wie der Sekundenzeiger einer Uhr bewegten sich Mojos Beine vorwärts.

Er sah zur Seite. Dantes Körper bog sich wie ein Flitzebogen. Seine Beine überkreuzten sich unter der Körpermitte, nur um kurz darauf vorne und hinten in die Luft zu schnellen. Es war ein fantastischer Anblick. Wie schön Dante doch ist!, dachte Mojo.

Trotzdem wollte er nicht verlieren.

Da geht noch mehr!, spornte Mojo sich selbst an. Hundertelf. Hundertzwölf. Hundertdreizehn Stundenkilometer! „Wow!“, brüllte er in den wolkenlosen Himmel. „So schnell war ich noch nie! Und das auch noch auf Sand!“

Er wollte in diesem Tempo weiterlaufen, aber nun ging es bergauf. Jeder Geländewagen hätte hier geächzt. Auch Mojo wurde nun langsamer. Und Dante?

Mojo fiel erst jetzt auf, dass er seinen Freund nicht mehr japsen hörte. Dante war nicht neben ihm und überholt hatte er ihn auch nicht.

Mojo wurde noch langsamer und blieb schließlich stehen. Er blickte sich um. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Düne schimmerte rötlich. Endlich entdeckte Mojo den Geparden. Er lag am Fuß der Düne und streckte die Zunge weit aus dem Maul.

Mit wenigen Schritten war Mojo bei ihm. Sein Herz schlug wild vor Aufregung. Dante sah gar nicht gut aus. Der Kopf lag matt auf der Seite, die Beine ragten merkwürdig starr unter dem Körper hervor. Die Augen waren glasig.

„Verdammt, dieser Wettlauf war eine absolut blöde Idee!“, fluchte Mojo. Er hatte die Sache eindeutig falsch eingeschätzt. Er und Dante waren Hitze doch gewöhnt. Sie waren beide in Afrika geboren. Und jetzt lag Dante hier und hatte einen Hitzestau oder Schlimmeres!

Mojo griff sich an die Brust. Dort baumelte an einem Band sein Glücksbringer, ein Lederbeutel mit verschiedensten Heilkräutern. Irgendeins davon würde auch Dante wieder auf die Beine bringen, davon war Mojo überzeugt.

„Gleich geht es dir wieder besser, mein Bester“, versuchte Mojo seinen Geparden zu trösten.

Dante hechelte.

„Mojo bedeutet Glück, weißt du das?“, sprach Mojo weiter. „Ich habe immer Glück. Und deshalb wirst du auf jeden Fall wieder gesund!“

Er zerbröselte ein getrocknetes Blatt. Doch bevor er es Dante ins Maul streuen konnte, sprang der Gepard putzmunter auf. Mit langen, kräftigen Sprüngen war er blitzschnell oben auf der Düne.

Kopfschüttelnd sah Mojo ihm nach. Es wirkte tatsächlich so, als würde der Gepard ihn auslachen. Dante hatte ihn reingelegt.

Zunächst ärgerte Mojo sich ein wenig. Schließlich hatte er soeben Todesängste wegen Dante ausgestanden. Dann aber begann er zu lachen. Einen Menschen zum Narren halten – das konnte wahrscheinlich nur ein einziger Gepard auf der ganzen Welt: Dante!

Mojo kletterte ebenfalls auf die Düne und umarmte sein Tier. „Ich hatte gerade echt Angst!“, gestand er. „Du kannst ja Späße machen, aber bitte nicht mehr solche, ja? Erzähl lieber einen guten Witz.“

Dante antwortete nicht. Natürlich nicht. Er war ja ein Tier – aber eben ein ganz, ganz besonderes.

Mojo setzte sich neben ihn in den Sand und holte sein abhörsicheres HeroPhone hervor. Noch einmal las er die Nachricht von Cliff Hanger, die ihn hierher geführt hatte. Cliff war der Mentor der Animal Heroes, also mehr als ein bloßer Lehrer und schon gar kein Chef. Er sorgte dafür, dass Mojo und die anderen drei, Pepe, John und Aiko, stetig besser wurden. Als Einzelne konnten sie, jeder für sich, bereits wahre Wunderdinge vollbringen. Doch als Team waren sie beinahe unschlagbar.

Cliff Hanger hatte Mojo wie so häufig einfach nur den Bericht einer Nachrichtenagentur aus dem Internet geschickt. Wie immer überließ er es seinen Jungs, den Inhalt der Texte zu überprüfen und gegebenenfalls mit ihren Feinden, den Beast Boys, in Verbindung zu bringen.

Der letzte Bericht hatte Mojo veranlasst, sofort alles stehen und liegen zu lassen und sich von Cliff Hanger mit dem HeroSpeeder nach Ägypten bringen zu lassen.

Die wichtigsten Zeilen lauteten so:

In den vergangenen Tagen hat eine Reihe von Verbrechen die Einwohner von Kairo beunruhigt. Diebe mit außergewöhnlichen Kräften haben in der ägyptischen Hauptstadt reihenweise Geschäfte ausgeraubt und sind anschließend auf ungewöhnliche Weise mit ihrer Beute verschwunden. Beinahe wirkte es so, als hätten sie magische Fähigkeiten.

Magische Fähigkeiten. Wenn das nicht verdammt stark nach einer neuen Schurkerei der Beast Boys klang …

„Ich habe dich lange genug gequält – und mich auch“, beschloss Mojo und stand auf.

In der Ferne schlängelte sich eine Straße durch den Sand. Am Horizont war schon die Skyline der Millionenstadt zu erkennen. Kairo. Hier hoffte Mojo, Hinweise auf den Trupp von Mister Yashimoto, dem japanischen Milliardär und Ex-Topgeheimagenten, zu finden.

„Eine Großstadt ist nichts für dich“, erklärte Mojo und strich Dante durch das kurze Fell. „Bleib in der Nähe. Wenn ich dich brauche, rufe ich dich. Okay?“

Der Gepard schnurrte. Dann riss er das Maul auf und gähnte. Der Lauf hatte ihn müde gemacht. Neugierig sah er einem Kranich hinterher, der vom Wasser des nahen Nils aufgestiegen sein musste.

„Ich schone meine Kräfte jetzt auch lieber ein bisschen“, fügte Mojo hinzu. „Wer weiß, was heute noch für Überraschungen auf mich warten.“ Er drehte sich um und stapfte die Düne hinunter. Ohne seine Gepardenpranken war das ziemlich mühsam. Bei jedem Schritt sank er ein Stück in den heißen Sand ein. Nach etwa einer halben Stunde hatte Mojo endlich die Straße erreicht. Weitere dreißig Minuten später hielt ein verbeulter grüner Bus neben ihm, der direkt in die Innenstadt von Kairo fuhr.

Mojo stieg ein, dankte dem Fahrer für den Stopp, kaufte ein Ticket und hockte sich auf den letzten freien Platz. Der Bus war gerammelt voll. Musik plärrte aus kaputten Lautsprechern, der alte Motor heulte, die Fahrgäste unterhielten sich kreuz und quer miteinander, Babys brüllten, fünf Hühner in einem Korb gackerten aufgeregt. Die meisten anderen Menschen hätte dieser Lärm wahnsinnig gemacht. Nicht aber Mojo. Er mochte Europa, ihm gefiel Amerika, Australien und Asien waren spannend. Aber er liebte Afrika, seine Heimat. Und dazu gehörte genau das: wuseliges Durcheinander.

Mojo griff in seine Hosentasche, holte zwei erbsengroße Kügelchen hervor und steckte sie sich in die Ohren. Sie waren ein Spezialhörgerät, eine Erfindung von Cliff Hanger. Die Kügelchen übersetzten jede Sprache der Welt. Mit ihrer Hilfe konnten sich die Animal Heroes nicht nur untereinander verständigen, sondern auch alle anderen Menschen verstehen und mit ihnen sprechen.

Mojo lauschte für eine Weile den Gesprächen der anderen Fahrgäste. Dann schloss er die Augen und döste weg. Wenn er allerdings geahnt hätte, was in Kairo auf ihn wartete, hätte er kein Auge zumachen können.

2.

Juwelenraub mit Pistolenbeißer

Mit einem Ruck hielt der Bus an und weckte Mojo aus seinem kurzen Nickerchen. Durch seine noch halb geschlossenen Augen warf er einen Blick nach draußen. Der Bus stand auf einem großen Platz mitten in Kairo. Auf der kreisrunden Grasfläche in der Mitte hockten einige Menschen, rundherum standen Hochhäuser, flirrten großflächige Werbeanzeigen, quetschten sich hupende Busse und Taxis durch die Straßen. Es waren unglaublich viele Leute unterwegs.

Mojo richtete sich in seinem Sitz auf und sah auf sein HeroPhone. Es war kurz nach 17 Uhr Ortszeit, Rushhour am Feierabend. Er streckte noch einmal seine erschöpften Glieder und stieg aus. Draußen schlug ihm wieder die beinahe unerträgliche Hitze entgegen. Aber anders als in der Wüste war die Luft hier nicht trocken, sondern schwül-feucht. Außerdem hing jede Menge Smog über den Straßen. Einige Verkehrspolizisten trugen Schutzmasken vor ihren Mündern und Nasen.

Unzählige Düfte stürzten auf Mojo ein und … der besondere Geruch von anderen Krafttieren! Geparden haben exzellente Nasen. Mojo hatte es sich antrainiert, diesen Geruchssinn auch als normaler Junge nicht ganz zu verlieren.

Sofort war Mojo wieder hellwach. Er war wegen den Beast Boys hier. Nun hatte er endgültig die Gewissheit, dass die Fieslinge etwas mit den Überfällen in der Stadt zu tun hatten.

Mojo schloss kurz die Augen und fühlte in sich hinein. Die Schwingungen der Krafttiere kamen alle aus einer Richtung. Er beschloss, sich ihnen zu nähern.

Zunächst war allerdings Geduld gefragt: Fast zehn Minuten benötigte Mojo, um die Straße rund um den Platz zu überqueren. Vier, fünf Autos drängten sich nebeneinander auf den drei Spuren. An die Trennlinien dazwischen hielt sich kein einziger Fahrer. Anstatt zu blinken, winkten sie mit den Armen aus den Fenstern und hupten. Ein Konzert des Grauens.

Mojo dachte an die Ruhe in seinem kleinen Dorf in Ghana. An die Nähe zur Natur.

An seinen Großvater Ato, den Schamanen, der ihm so viel über Pflanzen und ihre Heilkräfte beigebracht hatte. Ato wäre in diesem Moloch sicherlich innerhalb weniger Stunden wahnsinnig geworden.

Mojo griff nach seinem Talisman und drückte ihn. Der Lederbeutel war ein Geschenk seines Großvaters, die Kräuter darin hatten sie gemeinsam auf langen Wanderungen in der Savanne gesammelt. Dabei waren sie Elefanten begegnet, Löwen und riesigen Herden von Spießböcken. Verglichen mit Kairo wirkte Mojos Zuhause wie ein anderer Planet.

Mojo ging zügig entlang der breitesten Straße immer weiter in die Innenstadt von Kairo hinein. Dabei ließ er sich von den Gerüchen leiten. Er folgte ihnen wie ein Gepard auf der Jagd. Tatsächlich spürte Mojo die anderen Krafttiere auch immer stärker. An einer Kreuzung bog er links ab, dann rechts. Schließlich fand er sich in einer Straße wieder, in der sich ein Juwelier- und Schmuckgeschäft an das andere reihte. Mojo prüfte die Auslage eines Schaufensters. Hier gab es keinen Modeschmuck oder Ringe für ein paar Ägyptische Pfund. Die Uhren, Colliers und Ohrringe, die hier präsentiert wurden, kosteten alle mindestens fünfstellige Summen.

Nachdem Mojo sich die Schmuckstücke etwa zehn Sekunden lang angesehen hatte, öffnete sich die Tür des Ladens und ein fast zwei Meter großer Mann erschien. Er war ganz in Schwarz gekleidet und an seinem Gürtel baumelte ein Schlagstock. Unter dem linken Arm trug er ein Pistolenhalfter mit einer blank polierten Waffe.

„Genug gestarrt“, knurrte der Wachmann. „Verschwinde!“ Breitbeinig baute er sich vor Mojo auf.

Mojo nickte. Er hatte zwar ein Bündel Dollarnoten von Cliff Hanger in der Tasche, aber selbst das Geld reichte hier nicht einmal für eine Krawattennadel. „Okay, großer Mann“, antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen. Angst hatte er sich abgewöhnt, seit er ein Mitglied der Animal Heroes war. Zur Not würde er den Riesen mit ein paar Handgriffen unschädlich machen. Im Superheldenmodus konnte er es mit jedem Normalsterblichen aufnehmen.

Der Wachmann knurrte wie ein Kampfhund.

Mojo tippte sich zum Abschied an die Schläfe und wechselte die Straßenseite. Dort betrat er ein exklusives Restaurant. Sein Magen knurrte und eines hatte er sich bei den letzten Einsätzen der Animal Heroes angewöhnt: immer zu essen, wenn es die Gelegenheit dazu gab. Oft genug mussten sie stunden-, manchmal sogar tagelang ohne vernünftige Nahrung auskommen.

Mojo blickte noch einmal auf die Straße zurück. Alles schien ruhig zu sein. Ein kleines Abendessen durfte er sich wohl gönnen, bevor er die Spur der Beast Boys wieder aufnahm. Wenn er sich von Gepardenpranke in Mojo zurückverwandelt hatte, war sein Hunger jedes Mal übermenschlich groß. So, als würde er noch immer den Magen eines Geparden haben.

Kaum hatte Mojo die Tür hinter sich geschlossen, stellte sich ihm ein Kellner in den Weg.

„Hier wird nicht gebettelt, hau ab!“, blaffte er Mojo an.