Anja auf Achse in der Antarktis - Julia Lieder - E-Book

Anja auf Achse in der Antarktis E-Book

Julia Lieder

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Beschreibung

Anja Adélie-Pinguin reist für ihre Zeitungsserie 'Anja auf Achse' durch die Antarktis, um Tiere und die Arbeit auf den Forschungsstationen vorzustellen. Mit Notizblock und Bleistift will sie die kleinen Großartigkeiten des weißen Kontinents für ihre Leser erzählen. Auf der ersten Station ihrer Reise lauscht sie einem Konzert des Buckelwal-Chors und erfährt von Polarforscherin Nadja, wie man einen Wal misst. Auf der Neumeyer-Station darf sie Forscherin Inga bei Experimenten helfen, die für den Weltraum gemacht werden. Richard Riesensturmvogel nimmt sie mit zu den Polarlichtern. Forscher Hannes untersucht am Südpol das Eis der Vergangenheit und kennt die Geschichten der ersten Abenteurer. Sandy Schneesturmvogel erklärt, was passiert, wenn es zu warm wird in der Antarktis und das Eis zu schmelzen beginnt. Pinguin-Experte Johann weiß, warum Anja als Pinguin keine kalten Füße bekommt. Gemeinsam tauchen sie zu den Korallen unter dem Eis.

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Seitenzahl: 95

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Wenn du die Natur wirklich liebst, dann wirst du Schönheit überall finden.Vincent van Gogh

Für all die kleinen und großen Entdecker, die die Schönheit der Natur und die unbekannten Orte dieser Welt erkunden und bewahren wollen.

Für alle Pädagogen, die der nächsten Generation das Wissen vermitteln, wie schön unsere Erde ist und warum wir sie schützen sollten.

Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Bruno Buckelwal singt mit seinem Chor und Polarforscherin Nadja beantwortet die Frage: Wie misst man eigentlich einen Wal?

Teil 2: Polarforscherin Inga erklärt, wie es ist, auf einer Forschungsstation zu leben, die Experimente für den Weltraum macht und Richard Riesensturmvogel erforscht die Polarlichter.

Teil 3: Sandy Schneesturmvogel beobachtet wandernde Eisberge und Polarforscher Hannes kennt die Geschichten der ersten Abenteurer und deren Wettlauf zum Südpol.

Teil 4: Biologe Johann weiß, warum Pinguine keine kalten Füße haben und Emilia Eselspinguin taucht zu den bunten Korallen unter dem Eis.

Aufgeregt wedelte Chefredakteurin Alexandra mit den Flügeln und trommelte ihre Mitarbeiter zu einer eiligen Redaktionssitzung zusammen. In dem sonst so ruhigen Büro des Antarktis Journals schauten alle Zeitungsreporter verwundert zu ihrer Pinguin-Chefin und gingen schnell und voller Neugier zur großen Eisscholle in der Bucht, die immer für Redaktionssitzungen genutzt wurde, um zu erfahren, was passiert war.

Im Briefkasten der Redaktion lag an diesem Morgen ein ungewöhnlicher Brief, berichtete Alexandra noch völlig außer Atem. Natürlich bekam das Antarktis Journal jeden Tag Briefe. Es waren meist Leserbriefe zu Artikeln und Themen der Zeitung oder kleine Pressemitteilungen aus entfernten Regionen der Antarktis. Aber dieser Brief hatte viele fremde Briefmarken und Stempel.

Auf dem Brief stand als Absender: Vereinte Nationen.

Vereinte Nationen ist der Name einer Organisation von 193 Ländern, die empfiehlt, was in der Welt geschehen soll. Oder wo Länder besser zusammenarbeiten müssen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

„Ich lese euch den Brief vor“, sagte Alexandra und faltete das Briefpapier mit ihren Flügeln etwas unbeholfen auseinander.

Liebe Redaktion des Antarktis Journals,

ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Ihre Zeitung von einer internationalen Expertengruppe ausgewählt wurde, um in unserer neuen Rubrik ‚Gemeinsam entdecken wir die Welt‘ für die kommenden zwei Monate aus der Antarktis zu berichten.

Ihre Zeitungsbeiträge sollen als Teil der nächsten Weltklimakonferenz einen besonderen Einblick geben, was die Antarktis ausmacht und was man bei Ihnen entdecken und erforschen kann. Die Antarktis ist einer der entlegensten Orte der Welt und viele Menschen und Tiere können sich nicht vorstellen, wie es ist, im Eis zu leben.

Wir können Daten und Landkarten auswerten, Forschungsberichte lesen und natürlich wissen wir, dass die Antarktis ganz im Süden der Erde liegt.

Aber wir möchten durch Ihre Zeitung vom täglichen Leben in der Antarktis erfahren.

Wir bitten Sie also:

Zeigen Sie uns ihre Sicht und berichten Sie von Ihrem Alltag!

Wer lebt bei Ihnen?

Was wird in den vielen Forschungsstationen erforscht, die es überall in der Antarktis gibt?

Welche Probleme und Herausforderungen haben Sie oder sehen Sie für die Zukunft?

Wir freuen uns, von Ihnen zu lesen und hoffen, dass Sie uns durch ihre Zeitungsberichte helfen, die Antarktis besser kennenlernen zu können. Nur wenn wir auch entlegene Orte mit ihren Bewohnern verstehen, können wir auf der nächsten Weltklimakonferenz geeignete Maßnahmen besprechen, die helfen, dass die weniger bekannten Gebiete auf unserer Erde besser geschützt werden.

Ihre Luisa Little

Fachbeirat „Gemeinsam entdecken wir die Welt“

Vereinte Nationen

Ein lautes Raunen ging durch die Reihen der Zeitungsreporter.

Mit großen Augen schauten sie sich an.

Ihre Zeitung sollte für die Vereinten Nationen aus der Antarktis berichten? Sie sollten mit ihren Artikeln der Welt zeigen, was die Antarktis besonders macht?

Sofort begannen alle Mitarbeiter zu überlegen, wie sie der Bitte der Vereinten Nationen nachkommen konnten. Man hörte nur noch lautes Geschnatter, aufgeregtes Flügelschlagen, Stifte wurden gespitzt und Notizblöcke hervorgeholt, um die ersten Ideen aufzuschreiben.

Ansgar Albatros wollte als Sportreporter natürlich den Sport der Antarktis in den Fokus rücken. Kjell der Krabbenfresser überlegte aus der Zeit der erste Seefahrer und Entdecker berichten. Kurt Kaiserpinguin fragte sich, wie er seine Wetterberichte für die Vereinten Nationen gestalten könnte. Chefredakteurin Alexandra brauchte daher drei Versuche und das laute Pfeifen von Scott Skua, einer Raubmöwe mit kräftiger Stimme, um die Reporter wieder etwas zu beruhigen.

„Ich weiß, dass es für unsere kleine Zeitung eine große Ehre ist. Ich freue mich auch über die Anfrage der Vereinten Nationen.

Wir haben die Chance der Welt zu zeigen, wie schön es bei uns in der Antarktis ist. Aber wir wurden für diese Aufgabe ausgewählt, weil wir in unserem Antarktis Journal berichten, wie wir es aktuell tun. Wenn wir nun alles verändern wollen, was uns ausmacht, dann ist das sicher nicht der richtige Weg.

Wir werden unsere Arbeit in den verschiedenen Redaktionen genauso erledigen, wie wir es immer machen. Nur in der Lokalredaktion werden ich etwas verändern. Anja, du sollst für unser Journal mit deiner Zeitungsserie ‚Anja auf Achse‘ in den nächsten Wochen noch mehr spannende Orte und Bewohner überall auf dem Kontinent besuchen, um von den vielen kleinen Geschichten zu berichten, die bei den Vereinten Nationen, niemand kennen kann. Wir erweitern deine Lokalredaktion also für die nächste Zeit auf die gesamte Antarktis. Ich bin gespannt, was du alles herausfinden und worüber du berichten wirst“, sagte Alexandra und lächelte vergnügt in Richtung eines kleinen Pinguins, den man inmitten der großen Albatros-Reporter kaum sehen konnte.

Als die anderen Kollegen um sie herum zu klatschen begannen, erhob sich der kleine Adélie-Pinguin und schaute etwas ungläubig zu ihrer immer noch strahlenden Chefredakteurin. Sie watschelte ein paar Schritte und freute sich über die Anerkennung ihrer Kollegen in der Zeitungsredaktion.

Anja hatte, wie alle Pinguine, sehr kurze Beine und kräftige rosa Füße. Sie hatte außerdem einen schwarzen Kopf und einen schwarzen Rücken.

Ihr Bauch war weiß und um die Augen hatte sie ebenfalls einen weißen Ring. Dieser Ring ist das Erkennungszeichen für alle Adélie-Pinguine.

Viele Jahre schon arbeitete Anja Adélie-Pinguin als Reporterin in der Lokalredaktion des Antarktis Journals. Ihre Artikel waren überall beliebt, weil sie immer wieder ihre ganz persönliche Sicht auf die kleinen Großartigkeiten des Alltags richtete. Nun sollte sie also für die Vereinten Nationen durch die Antarktis reisen. Diese Aufgabe musste sie erst einmal sacken lassen.

Sie saß noch lange nach dem Ende der Redaktionssitzung auf der Eisscholle in der kleinen Bucht ihrer Heimat in Port Lockroy und konnte es nicht glauben - Sie, Anja Adélie-Pinguin, ging auf Achse durch die gesamte Antarktis.

Wo sollte sie nur anfangen?

Was passierte, wenn niemand mit ihr reden wollte? Oder ihre Leser die Themen nicht mochten, die sie für ihre Berichte aussuchte? Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch watschelte sie schließlich etwas nachdenklich nach Hause. Sie wollte niemanden enttäuschen und ihren Kontinent so gut wie möglich für den Rest der Welt beschreiben. Daher beschloss sie ihre Reise gut vorzubereiten und zu recherchieren, welche Orte sie besuchen wollte.

Auf Port Lockroy hatte sich die Anfrage der Vereinten Nationen und Anjas besondere Aufgabe natürlich sofort wie im Flug verbreitet und so winkten und freuten sich alle Nachbarn mit der Pinguin-Reporterin. „Du musst unbedingt unsere Insel vorstellen“, sagte Nachbar Alfred. „Hier ist doch das südlichste Postamt der Welt.“ „Mach ein Foto von uns. Dann werden wir Pinguine überall auf der ganzen Welt berühmt“, rief eine andere Nachbarin.

Anja fand die Idee sehr gut, die Reise direkt auf ihrer Heimatinsel zu beginnen.

Port Lockroy ist eine winzige Insel. Sie ist so groß wie ein Fußballfeld und die Temperaturen liegen gewöhnlich zwischen 10 Grad plus im Sommer und 10 Grad minus im antarktischen Winter. Allerdings ist es manchmal so windig auf Port Lockroy, dass es sich wesentlich kälter anfühlt. Man braucht das ganze Jahr warme Kleidung oder, wie in Anjas Fall, warme Federn, um auf der Insel vor dem antarktischen Festland leben zu können. Auf Port Lockroy steht eine alte Forschungsstation. Sie wird bis heute von Menschen aus Großbritannien bewohnt. Zwar wird in der alten Forschungsstation nicht mehr geforscht, aber es ist heute ein Museum und, wie Nachbar Alfred Adélie-Pinguin richtig wusste, auch ein Postamt. Weil die Hütten der Station aus Holz sind, wohnen die Menschen aber nur im antarktischen Sommer auf Port Lockroy. Es ist zu kalt im Winter, denn es gibt keine richtige Heizung, nur einen kleinen Ofen. Um die schwarzrot gestrichenen Hütten der alten Forschungsstation herum wohnen mehr als 1000 Pinguine. Jede kleine Lücke auf dem Boden wird von einem Pinguin bewohnt.

Es gibt überall Pinguin-Nester und sogar einen Pinguin-Kindergarten. Auf Port Lockroy ist es immer sehr laut. Das liegt vor allem daran, dass die kleinen Pinguinkinder mit ihren kurzen Beinen voller Tatendrang die Insel erkunden wollen und dann nach ihrer Mama oder ihrem Papa rufen, wenn sie nicht mehr wissen, an welcher Ecke der Insel ihr Zuhause ist. Die Menschen haben sich an den Lärm der Pinguine gewöhnt und sind sehr vorsichtig, wenn sie von der alten Forschungsstation zu ihren Booten laufen. Sie nehmen auf die vielen kleinen, gefiederten Bewohner Rücksicht. Verirrt sich ein kleines Pinguin-Küken einmal in einer der Hütten, dann bringen sie es wieder nach Draußen.

Anja machte sich für die Vorbereitung ihrer Reise über den antarktischen Kontinent ebenfalls auf den Weg zu den Holzhütten der Menschen. Sie wusste, dass im Museumsraum eine große Landkarte der Antarktis hing. Mit dieser Karte wollte sie ihre Reise planen.

Anja klopfte mit ihrem Schnabel an die Tür.

„Herein gewatschelt“, sagte Ryan, einer der Bewohner der alten Forscherstation mit einem breiten Grinsen zur kleinen Adélie-Pinguin-Reporterin und schloss schnell die Tür hinter ihr. Es war einer der Tage, an denen der Wind besonders kalt blies und Ryan fror bereits von dem kurzen Moment am Eingang.

Nachdem Anja eine kleine Führung durch das Museum bekommen und auch einige Briefe im Postamt gestempelt hatte, beugten sich beide über die Landkarte im Ausstellungsraum und überlegten gemeinsam, welche Orte der kleine Adélie-Pinguin besuchen sollte.

Die Antarktis ist der kälteste, der windigste und der trockenste Kontinent der Erde. Das antarktische Festland ist fast vollständig mit einer Eisschicht bedeckt. Es ist der einzige Kontinent, auf dem keine Menschen leben. Es gibt zwar Forschungsstationen, in denen Menschen für einige Monate arbeiten, aber es gibt keine Städte, in denen sie ihr ganzes Leben verbringen.

Man unterscheidet die Ost-Antarktis, die West-Antarktis und die Antarktische Halbinsel.

„Die Antarktis ist viel zu groß“, sagte Anja nach einer Weile. „Ich werde niemals überall hinreisen können, um den Vereinten Nationen zu zeigen, wie schön es bei uns in der Antarktis ist.“

„Vielleicht musst du gar nicht überall hinreisen. Es reichen doch wenige Orte, an denen du deine besonderen Momente beschreibst. In der Antarktis gibt es mehr als 80 Forschungsstationen und ich kenne einige Wissenschaftler, die dir sicher gern zeigen, was sie auf ihrer Station erforschen. Ich schicke ihnen über mein Funkgerät eine Nachricht, dass du sie besuchen kommst. Du kennst doch auch überall Tiere, die dir helfen werden. Dann berichtest du sowohl von Menschen wie auch von den tierischen Bewohnern. Zum Südpol musst du in jedem Fall. Dort arbeitet gerade mein Kollege Hannes. Er erforscht das Eis von früher, indem er tief in das Eis bohrt und die Eisproben unter dem Mikroskop anschaut. Außerdem kennt er sich mit den Geschichten der früheren Entdecker und Abenteurer aus, die sich einen Wettkampf lieferten, wer zuerst am südlichsten Punkt der Welt ankommen würde.“

Ryan machte ein Kreuz auf der Karte, genau dort, wo die Amundsen-Scott-Südpol-Forschungsstation steht. Anja nickte begeistert und notierte sich die ersten Fakten in ihrem Schreibblock. Sie kannte tatsächlich ein Tier, das am Südpol arbeitete. Sandy Schneesturmvogel konnte die Unterschiede von See-Eis und Eisbergen erklären und sie beobachtete, wie sich die Gletscher verändern.