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Im zweiten Teil des Kinderbuches reist Sina Schaf über die Südinsel Neuseelands. Sie erlebt wieder viele Abenteuer zum Beispiel bei Kristin Kea in den südlichen Alpen, auf der Otago-Halbinsel bei Antje Albatros oder bei Bernd Brückenechse im Königin Charlotte Land.
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Seitenzahl: 119
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Für A.E. und K.A. vom Grünsten Klassenzimmer Erfurts.Danke, dass ihr seit vielen Jahren unseren zukünftigen Generationen alles Wichtige über die Natur, ihren Bewohnern und deren Bedeutung für ein (nachhaltiges) Leben auf der Erde beibringt.
Eine Einladung von Königin Charlotte und der unbekannte Westen - Zu Besuch bei Bernd
Durch Eis und Schnee - Zu Besuch bei Kristin Kea und Neuseeland-Falke Norbert in den südlichen Alpen
Wild und grün – Ein Besuch bei Tilman Takahe in den Fiordlands
Im Land des leuchtenden Himmels - Ein Besuch bei Mika Mohua und Wilhelmine Weka in Neuseelands Süden
Hoch hinaus – Zu Besuch bei Antje Albatros auf der Otago Halbinsel
Ein großes Fest zum Schluss – ein Besuch bei Hector-Delfin Helena und ihren Freunden Olivia Orca und Bruno Buckelwal in Kaikoura
Am Burgenfelsen im südlichen Ende der Nordinsel Neuseelands, saßen das kleine Merinoschaf Sina und ihr Pinguinfreund Pepe über einer Landkarte.
Seit Stunden überlegten sie gemeinsam, welche Reiseroute wohl die Beste ist.
Sina wurde von ihrem Brieffreund Carlo Känguru aus dem fernen Australien vor ein paar Wochen gebeten, ihm etwas über ihre Heimat Neuseeland zu erzählen.
Sina hatte schnell festgestellt, dass sie ihre Heimat gar nicht so gut kannte. Daher hatte sie kurzerhand ihre Sachen gepackt und erkundete zunächst die Nordinsel Neuseelands.
Sie war bei Moritz der kleinen Waldeule ganz im Norden. Dort hatte sie die Waldgeister und deren Geschichten zur Entstehung Neuseelands gehört.
Dann besuchte sie Dana Delfin in Auckland. Begleitet vom Geist des Windes bauten sie einen besonderen Drachen und fuhren sogar mit einem wackeligen Segelboot. Mit Kirstin Kakapo war Sina in einer riesigen Höhle voller Glühwürmchen, deren Lichter funkelten wie tausende Sterne am Nachthimmel. Bei Kai Kiwi und Moni lernte Sina die Tänze und Bräuche der Ureinwohner Neuseelands kennen. Sie besuchte die Maori und ging mit Lehrerin Moni in die Schule, übte ein paar Maori-Worte und lernte was ein Geysir ist und wie man ihn selbst bauen kann.
Bei Fridolin Fledermaus im Land der Drachen lernte sie die Vulkane kennen. Sie stiegen hoch hinaus in die rauchenden Berge und bauten einen eigenen kleinen Vulkan, dessen rote Farbe wirklich herrlich über den kleinen Kraterrand blubberte.
Mit Tina Tui und ihrer kleiner Nichte Rosalie besuchte Sina einen Kräutergarten mit magischen Wesen und hörte die Walreiter-Geschichte.
An ihrem eigenen Wohnort im Süden der Nordinsel angekommen, schmiedete sie nun mit Pepe Pinguin die weiteren Reisepläne.
Sina war sich sicher, dass auch die Südinsel Neuseelands viele spannende Abenteuer und Geschichten für sie bereithalten würde.
Daher begann sie zu schreiben:
Lieber Carlo,
wir haben uns nun seit einigen Tagen bei meinen Eltern erholt. Meine Mutter hat uns Heukuchen gebacken und meine Füße sind nun auch wieder bereit zu laufen.
Mit Pepe habe ich meinen Reiseplan gemacht.
Wir werden bald aufbrechen und zur Südinsel fahren. Dort werde ich zunächst einen Reisestopp bei Bernd der Brückenechse einlegen. Er hat mir geschrieben, dass ich eine Einladung mit Queen Charlotte habe. Ich bin sehr gespannt, wer das wohl ist. Dann reise ich weiter die Westküste entlang, bevor ich in den neuseeländischen Alpen wohl Schnee und Eis sehen werde. Ich hoffe, dass ich dann in den zerklüfteten Fjorden Tilman Takahe und seine Wohnung finden werde, denn auch auf diesen Teil der Reise freue ich mich sehr.
Meine Freundin Wilhelmine möchte mir bei meinem Besuch ganz im Süden etwas über das Bergsteigen erzählen. Und Mika Mohua wohnt auf Stewart Island. Diese kleine Insel wird der südlichste Punkt meiner Reise sein. Dann geht es wieder in Richtung Norden.
Ich besuche Antje Albatros auf der Otago Halbinsel. Dort ist der einzige Ort, wo Albatrosse auf dem Festland wohnen.
Als du mir deine Reiseerzählungen geschickt hast, fand ich es toll, dass ihr am Ende auf der Känguru-Insel zusammen gefeiert habt. Daher möchte ich das auch machen. Zu meinem letzten Ort nach Kaikoura habe ich daher alle meine Freunde eingeladen.
Ich hoffe, dass es funktioniert und alle zur vereinbarten Zeit dort sein können. In Kaikoura wohnen Hector-Delfin Helena und ihre Freunde Olivia Orca und Bruno Buckelwahl. Sie freuen sich schon jetzt, dass das Abschlussfest bei ihnen stattfinden soll.
Wir packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg.
Viele Grüße.
Ka Kite ano! Bis bald!
Deine Sina.
Die Sonne kämpfte sich ihren Weg über den Horizont und an einer kleinen Bucht in Wellington, Neuseeland standen ein kleines - zugegeben sehr ängstlich wirkendes - Merinoschaf und ein Zwergpinguin. Sie warteten auf das Boot, welches sie über die Meerenge zwischen der Nord- und Südinsel bringen sollte. Der zweite Teil von Sinas Reise durch Neuseeland begann.
„Du zitterst ja“, sagte Pepe und schaute seine Freundin besorgt an.
„Ich freue mich wirklich. Aber mir wird bei hohen Wellen und bei Wind immer so furchtbar schlecht“, erwiderte Sina und schaute skeptisch auf die Wellen, die scheinbar immer stärker ans Ufer schwappten.
„Es soll Glück bringen durch die Cook-Street zu fahren. So heißt diese Meerenge.
Die Cook-Street ist nach dem Seefahrer Kapitän James Cook benannt. Sie verbindet die Nord- und Südinsel Neuseelands. Die Meerenge wirkt wie ein riesiger Windkanal und wird deshalb auch Straße der Stürme genannt. Es wird also nicht leicht.
Aber die Cook-Street ist an der schmalsten Stelle nur 22 Kilometer breit. Das schaffen wir.“
Pepe versuchte seiner Freundin Mut zu machen und auch ein wenig abzulenken.
„Und was genau bringt hier Glück? Wenn man zwischen den Wellen nicht ertrinkt oder das Boot verschwindet?“, wollte Sina wissen und sie spürte ein komisches Gefühl im Bauch.
„Es ist eine heilige Meeresstraße. Man soll beim Überqueren niemals zurückblicken, sondern mutig gegen die Wellen paddeln. Dem Neuen und Unbekannten entgegen.
Schafft man das, so wird man auf seiner Reise Glück haben und keinen Schaden nehmen.
Schau, dort ist unser Boot. Wir steigen ein und paddeln deiner Reise entgegen. Ganz mutig durch die Wellen“, sagte der kleine Pinguin und schubste seine Freundin ganz sanft in Richtung des ankommenden Bootes.
Sina nahm all ihren Mut zusammen und stieg in das Boot. Sie blickten nicht zurück und je näher das Festland der Südinsel kam, umso mehr stieg die Freude auf die kommenden Abenteuer.
Erschöpft saßen Sina und Pepe nach der Anstrengung am Ufer.
Sie waren auf der Südinsel Neuseelands angekommen.
Erst jetzt sah Sina, wie schön es hier war.
Es gab viele Buchten, das Wasser war klar und schimmerte türkis, manchmal sogar hellgrün. Es gab dichte Wälder, hohe Bäume und sie sah Farne und bunte Orchideen.
„Wo sind wir hier genau gelandet?“, wollte Sina wissen. Wir sind in den Marlborough Sounds (Malborro-Saunds).
Die Maori glauben, dass hier der Gott Kupè mit einem großen Oktopus kämpfte und sich dabei an der Südinsel festhielt. Seine Finger hinterließen diese Buchten. Und die Buchten sind dann mit Wasser vollgelaufen.“
„Es ist so schön hier“, sage Sina und konnte sich gar nicht sattsehen. Allein für diesen Anblick hatte sich die wellige Überfahrt gelohnt.
„Weißt du denn, wo genau Bernd wohnt?“ fragte sie und beobachtete einen Schmetterling, der gerade auf einer kleinen Orchidee gelandet war.
„Ja, auf dem Strokes-Berg. Wir müssen durch den Wald dort den Berg hinauf!“
Pepe watschelte los und Sina folgte ihm etwas irritiert, denn der Wald war dicht und einen Weg konnte sie bisher nicht erkennen.
Der schmale Weg auf den Gipfel des Berges zeigte sich dann aber doch sehr schnell und er war überraschend steil.
Der Großteil des Weges führte durch einen dichten und geheimnisvollen Wald. Es gab sogar ein wenig Nebel. An den Baumstämmen wuchs das Moos und man hörte Vögel zwitschern.
Pepe hatte etwas Mühe mit seinen kurzen Beinen über die Steine und den glitschigen Boden zu watscheln.
Dann hörte Sina plötzlich ein Rascheln und blieb erschrocken stehen. Gab es hier etwa auch Waldgeister wie bei der kleinen Waldeule Moritz in den Northlands?
„Da seid ihr ja endlich!“ sprach eine Stimme, die unter einem Busch hervorkam. Als Sina langsam den Kopf drehte, um zu schauen, woher die Begrüßungsworte kamen, bewegten sich die Blätter und eine kleine braune Echse mit lustigen Stacheln auf dem Rücken bewegte sich in sehr gemächlichem Tempo aber mit einem breiten Lachen auf sie zu.
„Bernd!“. Sina lief zur Echse und umarmte sie zu dessen Erstaunen fest und lang.
Auch Pepe begrüßte die Echse und war froh, endlich am Gipfel des Strokes-Berges angekommen zu sein.
Da Bernd schon sehr alt war, kam es ihm durchaus gelegen, dass Sina und Pepe etwas Zeit brauchten, um sich vom Aufstieg zu erholen. So konnte auch er sich wieder gemütlich auf einen Stein setzen.
„Ach Bernd, ich bin so froh, dass unser erster Besuch auf der Südinsel bei dir ist. Die Überfahrt war sehr anstrengend.“
Bernd gehört zur Familie der Brückenechsen, obwohl er genau genommen gar keine Echse ist. Sondern ein Reptil. Es gab Brückenechsen wie Bernd schon zu der Zeit, als noch Dinosaurier auf der Erde lebten. Sie können bis zu 100 Jahre alt werden.
Bei den Maori heißt die Brückenechse auch Tuatara. Das übersetzt man auch mit ‚viele Spitzen auf dem Rücken‘.
Sina hatte bei Moni und den Maori gelernt, dass die Brückenechsen von den Ureinwohnern Neuseelands sehr geschätzt werden. Sie gelten als Beschützer der Weisheit und der Geschichten.
Wenn ein Tuatara eine Geschichte gehört hat, vergisst er sie nie und trägt sie durch die Zeit.
Bernd räusperte sich: „Jetzt noch einmal offiziell: Herzlich Willkommen auf der Südinsel! Ich freue mich, dass ihr den Weg zu mir gefunden habt und ich euch meine Heimat ein wenig zeigen kann.“.
„Ihr seid hier in den Marlborough-Sounds. Aber das Wort ist so schwer. Außerdem seid ihr zu Besuch bei Königin Charlotte.“
„Wer ist das?“, fragte Pepe und schaute gespannt zu Bernd herüber.
„Diese Landschaft hier war schon immer sehr schön. Viele Maoris bauten ihre Dörfer an den Buchten. Man konnte angeln und auch sonst fand man Holz zum Bauen und genügend zum Essen. Als die ersten Seefahrer diese Gegend entdeckten, fanden sie es so schön hier, dass sie ihrer Königin ein Geschenk machen wollten. Sie nannten die ganzen Buchten also nach ihrer Königin Charlotte“, wusste Bernd zu berichten.
„Es ist aber auch wirklich schön hier“, sagte Sina und versuchte sich ganz groß zu machen, um über einen Farn hinweg ein Blick auf das leuchtend blaue Meer zu werfen.
„Lasst uns ein bisschen weiter gehen, dann erzähle ich euch etwas mehr“, sagte Bernd und kroch auf Sinas Rücken. Wie schon die kleine Rosalie auf der Nordinsel, freute sich Bernd über die Gelegenheit nicht selbst laufen zu müssen.
Er machte es sich in ihrem Fell bequem, räusperte sich noch einmal und beschrieb Sina, wohin sie gehen sollte.
„Wisst ihr, früher standen hier viel mehr hohe Bäume. Es waren Totara-Bäume. Totaras gibt es nur hier in Neuseeland. Die Ureinwohner benutzen sie für ihre Schnitzereien und zum Bauen ihrer Häuser. Aber sie haben nur sehr wenige Bäume gefällt.
Es waren immer genug Bäume übrig, damit sich die Natur gut entwickeln konnte. Ihr habt die Schnitzereien sicher gesehen, als ihr im Maori-Dorf wart?“
Sina nickte nur. Sie konzentrierte sich sehr, um auf dem steinigen Weg bergab nicht zu stolpern.
„Leider werden von den Menschen immer mehr Bäume einfach gefällt und zu Brennholz oder Möbeln verarbeitet. Damit kommt dann auch mehr Sonne zu den kleineren Bäumen und Blumen auf den Waldboden. Denen geht es mit so viel Licht, Wärme und auch Wind nicht immer gut.
Es ist wichtig, dass wir alle zusammen besser auf unsere Natur aufpassen. Wenn zu viele Bäume einfach gefällt werden und andere Pflanzen dadurch nicht mehr richtig wachsen, bekommen viele Tiere große Probleme, weil sie keine Nahrung finden oder die Bäume ihr Zuhause waren.
Wenn sich unsere Natur stark verändert, dann verlieren wir früher oder später auch die Schönheit unserer Königin Charlotte für immer.
Wisst ihr, Totara-Bäume wachsen sehr langsam.
Manchmal gelingt es auch gar nicht, neue kleine Totaras zu pflanzen. Dann sind die Bäume einfach weg und es gibt hier irgendwann gar keinen Wald mehr. Alles verändert sich dadurch.“
Als Bernd diese Worte sagte, blickten die drei Freunde auf den goldenen Strand und das türkisfarbene Wasser. Es war kaum vorstellbar, dass dieser schöne Ort einmal nicht mehr da sein könnte.
Sina dachte lange nach, was Bernd gesagt hatte.
Es machte sie traurig, dass ihre Heimat offenbar so sorglos kaputt gemacht wird und einige Tiere und Pflanzen vielleicht nie wieder in Neuseeland leben und wachsen können, weil die Menschen zu viele Bäume fällen und die Natur kaputt machen.
Sie nahm sich vor noch viel mehr Menschen und Tieren zu erzählen, wie schön Neuseeland ist und warum alle gemeinsam aufpassen müssen, dass dies auch weiterhin so bleibt.
Während Bernd gemütlich auf Sinas Rücken saß, lotste er Pepe und das kleine Schaf immer weiter an der Küste entlang. Es gab steile Anstiege über Stock und Stein, durch Matsch und manchmal mussten sie sogar über kleine Felsen klettern. Dann waren sie endlich am ersten Rastplatz angekommen. Entspannt und ausgeruht, suchte sich Bernd einen bequemen Stein und Sina steckte ihre Füße in ein Wasserloch.
„Igitt, das ist aber kalt!“, quietschte sie und zog die Füße schnell wieder aus dem Wasser.
Pepe mochte als Pinguin kaltes Wasser. Mit einem Kopfsprung sprang er in das Wasserloch und plantschte ausgelassen.
„Diese Felsen sind eine Mutprobe. Sehr ihr die Felsen dort?“ Bernd zeigte auf eine hohe Wand hinter dem Wasserloch.
„Dort fließt der Fluss über die Felsen in mehreren Stufen bis ins Meer. Es gibt eine steile Felsenrutsche, die etwa 10 Meter lang ist und hier in diesem Wasserloch endet. Man kann meist gar nicht sehen, wohin man rutscht und es wird wirklich schnell. Daher trauen sich nur die Mutigen auf die Rutsche. Seid ihr mutig?“ fragte Bernd und grinste vor allem