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Die pfiffige und weise Anna, Titelgeberin und ein echtes "Mutterschiff", ermittelt wieder mit Peter, ihrem Partner und ehemaligen Kriminalhauptkommissar. Dieses Mal braucht man sie in einem Wiesbadener Winzervorort. Die Schulfreundin von Annas Sohn, eine überzeugte Umweltaktivistin wird ermordet. Zuvor bittet sie das erfolgreiche Team noch um Hilfe. Es gibt gleich mehrere Verdächtige: Ist es ein mutmaßlicher Umweltsünder, ein Bekannter ihrer Familie, oder etwa der Stalker, der ihr das Leben schwer machte? Anna und Peter haben bei ihren Ermittlungen auch diesmal die Unterstützung von Peters Ex-Kollegen und dem einäugigen Schäferhund Columbo.
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Seitenzahl: 251
Veröffentlichungsjahr: 2020
„Liebe will ich liebend loben,
Jede Form, sie kommt von oben“
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Quelle: Goethe, J. W., Gedichte.
Wie ihre zentralen Romangestalten, erkannte auch Gabriela Kaintoch für sich verschiedene Lebensstufen, die man bergreifen und begehen sollte. Der Weg führte sie von den Rechtswissenschaften, über das erfolgreich abgeschlossene Studium als Opernsängerin, das Gesangspädagogik-Staatsexamen und ihre langjährig ausgeübte Tätigkeit als Sängerin und Gesangspädagogin hin zum Schreiben. In den letzten zwanzig Jahren veröffentlichte sie zwei Fachbücher über die Stimme, die in Fachkreisen hervorragende Resonanz fanden.
Die aktuelle schriftstellerische ‚Lebensstufe‘ hat sich, unabhängig von allem Vorherigen, in ihr schon länger entwickelt und verstärkt. Das von Gabriela Kaintoch präsentierte Genre hat im Grunde zu ihr gefunden, zumal einige derartige Krimireihen sie auch als Leserin selbst begeistern. Sie ist verheiratet und lebt in Saulheim bei Mainz.
Anna ist die Titelgeberin und ein richtiges „Mutterschiff“. Sie ist seit vielen Jahren Witwe, arbeitete als „Ex-Parkettkosmetikerin“, wie sie es selbst humorvoll bezeichnet, und war lange Zeit Haushälterin. Anna ist durch ihr inneres Strahlen sehr jugendlich, technikaffin, sehr belesen und eine exzellente Goethekennerin. Sie liebt es, sich in Krisenzeiten zu „Tee und Donauwelle“ mit Gleichgesinnten zu beratschlagen, was im Laufe der Zeit zum vertrauten Ritual wird.
Peter ist ebenfalls Witwer und Annas Lebenspartner. Der Ex-Kriminalhauptkommissar rettete dereinst seinen treuen einäugigen Schäferhund, „Columbo“, der oft unverzichtbar ist, zumal er auch als Polizei-Spürhund ausgebildet wurde.
Bei ihren Fällen können sie sich zuverlässig auf ihr Umfeld verlassen. Gelegentlich durchleben sie auch heikle und gefährliche Situationen, die aber mit Glück, Humor und viel Herz bewältigt werden.
Alle in diesem belletristischen Werk erwähnten Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entstammen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Eine Ähnlichkeit mit Personen, Charakteren, Ereignissen oder Örtlichkeiten ist rein zufällig.
Der Wächter
Frühlingserwachen
Klassentreffen
Ein neuer Fall?
Warten
Wo ist Ariane
Columbos Spürsinn
Gewissheit
Die Ermittlungsmaschine läuft
„Ludi“?
Das Fahrrad
Gute alte Polizeiarbeit
Fußspuren & ein Notfall
Der Biosünder?
Motivsuche
Junior
Der Wingert
Eine große Liebe
Kamintalk mit Clemens
Ein Täter gesteht und ein neuer Vermisstenfall
Wo ist sie?
Warum?
Jan
Das Team nimmt Fahrt auf
Das Phantom im Foto
Gesucht … gefunden
Bekenntnis eines Mörders
Abschied und Aufbruch
Blick nach vorne
Er stoppte vorsichtig den Wagen und stellte den Motor aus. Heute konnte er ihr ohne Probleme folgen. Das war ein guter Tag, dachte er und fühlte sich mächtig. Er vergaß darüber sogar seine Müdigkeit.
Sie schwang sich vom Rad und eilte in ihr Haus.
Was eine schöne Frau. Meine Frau! Die gehört mir, dachte er. An keinen denkt sie so sehr, wie an mich. Ich bin in ihren Gedanken. Die kreisen doch schon immer nur um mich, wenn sie’s nur zugeben würde.
Er sah ihre Silhouette hinter dem beleuchteten Fenster, machte ein Foto und dachte bezwingend: Schau raus! … Mach schon! … Du musst doch spüren, dass ich vor deinem Haus bin. Sie näherte sich tatsächlich dem Fenster und zog die Vorhänge zu.
Plötzlich hatte er das Gefühl, dass er sie wie eine Marionette führen konnte und wähnte sich als Mittelpunkt ihrer Gedanken, ja … ihres Lebens. Irgendwann wird sie ganz und gar mir gehören, mich so lieben wollen und sehen, wie ich sie schon immer wollte und sah.
„Schlaf gut, mein Schatz und denk‘ an mich!“
Mit einem verzerrten Lächeln huschte er zu ihrem abgestellten Fahrrad und streichelte sanft über den Sattel, auf dem sie noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Das ließ ihn eine tiefe Befriedigung empfinden und war fast so, als berührte er sie.
Das war ein guter Tag, empfand er zufrieden. Sie war mir wieder ganz nah … bald werde ich ihr noch näher sein - Ja, es wird bald soweit sein! … Er grinste, glücklich und voller Zuversicht und in seine Gedanken versunken.
Dann stieg er wieder leise in sein Auto und fuhr langsam davon.
Ein sanfter Windhauch kühlte die intensiv wärmenden Sonnenstrahlen. Mutter und Sohn genossen, mit geschlossenen Augen auf der Gartenterrasse hinter Annas und Peters Haus in ihren Sesseln liegend, den frühsommerlichen Nachmittag. Auf dem Beistelltisch zwischen ihren Gartensesseln standen zwei große Gläser Earl Grey Tea und daneben die Kuchenteller mit der legendären Donauwelle. Hin und wieder fragte Anna sich, wann das eigentlich begonnen hatte. Ja, wann hatte es begonnen, dass in ihrer Familie dieses Tee-Kuchen-Gedeck zum kräftigenden Ritual wurde, das immer wieder herangezogen wurde, wenn die Familie etwas zu überlegen hatte, Sorgen beratschlagte oder - wegen was auch immer - beisammen war.
Heute gab es jedenfalls keine Probleme zu wälzen. Es war ganz einfach ein schöner und warmer Frühlingstag, an dem sich das „Mutterschiff“ Anna über das Zusammensein mit ihrem Sohn Ralf freute.
Der dezente Bergamotteölduft des Tees und dazu der cremige Kuchen … das war es einfach, was in jeder Lage gut tat. Es dämmerte ihr, dass womöglich sie selbst die „virale Begeisterung“ entfacht haben könnte. Schließlich verschlug es die gebürtige Nordfriesin „mit Tee im Blut“ als kleines Kind schon nach Wiesbaden. Sie und ihre Eltern brachten jene Teebegeisterung in ihren Genen mit. Es ist nun mal so, dachte Anna, dass die Geschmäcker - Gott sei Dank - vielfältig sind. „Chacun à son goût!“
Wie auch immer, es war gerade mal wieder herrlich, den Jungen, der sich mittlerweile auch schon in den Vierzigern befand, bei sich zu haben.
Ihr Lebensgefährte Peter, der den gleichen Namen wie ihr vor vielen Jahren verstorbener Ehemann hatte, war zusammen mit Ralfs Frau, Sarah, einkaufen gefahren. Heute Abend sollte es für die ganze Familie frischen Spargel mit Steaks geben.
Tja, könnte einem kaum besser gehen, dachte Anna zufrieden lächelnd.
Ralf hatte sich beide Backen mit dem Kuchen vollgestopft und signalisierte Anna gestenreich, dass ihm gerade einfiel, dass er Anna noch etwas berichten wollte.
„Pass auf, sonst verschluckst du dich noch. Außerdem kann man dich ab fünfzig Gramm nicht mehr so gut verstehen!“ Jetzt musste Ralf auch noch über den Kommentar seiner Mutter lachen, was ihn beinahe überforderte, da er zudem ja noch das Kauen hinbekommen musste.
Gerade noch mal gutgegangen. Nicht verschluckt! Dann endlich war es geschafft.
„Mama, Du hast ja recht“, hauchte er heiser. Er war froh, wieder bei Atem zu sein. „Sarah sagt auch immer, ich soll nicht so schlingen. - Aber, was ich dir berichten wollte … Am Samstag findet ein Abiturklassentreffen statt. Auf einige Typen von damals, insbesondere die, die unerträglich eingebildet waren, könnte ich verzichten. Wiederum manch andere würde ich nach fast dreißig Jahren gerne mal wiedersehen.“
„Also gehst du am besten einfach dorthin. Kannst ja immer noch ‚die Flatter machen‘, wenn es dir nicht behagt. Hast du eigentlich noch Kontakt mit deiner besten Freundin von damals, der … wie hieß sie doch gleich … Ariane? Die war doch ein recht patentes und sympathisches Mädchen. Ist mittlerweile bestimmt eine tolle Frau?“
Ralf klopfte sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel und schaute verdutzt seine Mutter an.
„Das gibt’s doch nicht, dass du gerade Ariane jetzt erwähnst! Genau die hat mir gestern eine Mail gesandt. Nach so langer Zeit! … Sie ist sich offensichtlich auch nicht klar, wie sie sich entscheiden soll … hingehen oder nicht.“
Anna wiegte ihren Kopf und grinste ihren Sohn verschmitzt an. „Weißt du, … damals habe ich einige Zeit gedacht, dass sie deine ‚Flamme‘ sei. Aber so recht klappte das wohl denn doch nicht mit euch beiden, oder …?“
„Wenn ich ehrlich bin, war ich zu der Zeit, so kurz vor dem Abitur, doch ganz schön … wie soll ich’s dir beschreiben? …v-verknallt in sie.
Andererseits war sie aber auch mein ‚bester Kumpel‘. Ich konnte mit ihr viel unternehmen und ihr bedingungslos vertrauen, … konnte mit ihr sogar über Jungenssachen sprechen.
Irgendwie blieb die ‚Romantik‘ dabei immer auf der Strecke. Ich fand es zu der Zeit der pubertierenden Hormonexplosion schade, aber viel wichtiger war mir dann doch, dass sie meine beste Freundin und gleichzeitig mein bester Freund war … und blieb!“
„Wieso habt ihr euch nur so lange aus den Augen verloren?“
Ralf überlegte und schürzte die Lippen. Versonnen schaute er eine Weile in die Ferne. „Keine Ahnung, Mama. Nach dem Abi ging jeder von uns einfach seinen Weg. Sie war zunehmend fasziniert von der Erhaltung der biologischen Lebensräume und der Bewegung der ‚Grünen‘ und wollte dort etwas bewirken. Ein Naturmensch eben.
Mich begeisterten hingegen mehr die Anfänge des Internets, der rasanten Computerentwicklung und der Informatik. Ein Technikmensch eben. – Wie auch immer … ich würde sie wirklich sehr gerne wiedersehen … Ich glaube, dass ich nun doch zu dem Klassentreffen gehen werde.“
Ralf schaute entschlossen seine Mutter an, die ihm lächelnd zunickte. „Schreib ihr deine Entscheidung und teile ihr deine Freude auf euer Wiedersehen mit. Sie wird bestimmt genauso empfinden.“
Gerade kamen Ralfs Frau, Sarah, und Peter ins Haus. Sarah war neugierig. „Worum ging es? … Wer wird genauso empfinden?“
Ralf stand auf und half ihr, die Einkaufstüten in die Küche zu bringen und gab ihr einen Kuss.
„Ich hab‘ Mama gerade vom bevorstehenden Klassentreffen berichtet und dass ich mich darauf freuen würde, Ariane dort hoffentlich wiedersehen zu können.“
„Muss ich eventuell eifersüchtig sein?“, frotzelte Sarah ihren Mann verschmitzt an. „Schau an, du kriegst ja einen roten Kopf. Wenn ich was merke …“, scherzte sie grinsend weiter.
Ralf schüttelte abrupt den Kopf. „Liebling, sag doch so was nicht! Du weißt, dass Ariane für mich mein bester Kumpel war. Die hatte Mumm! Ich konnte immer auf sie zählen. Sexuelle Attraktion zündete bei uns nie, war nie ein Thema. Zugegebenermaßen dachte ich damals: Schade! … Heute freue ich mich über dich. Der liebe Gott hatte einfach schon damals dich für mich im Sinn.“
Sarah drückte zärtlich ihren Mann und legte ihren Kopf an seine Schulter. Sie wusste um die damalige Schwärmerei ihres Mannes für Ariane und lachte ihn an. „Dito, mein Liebling! … Und das, obwohl wir schon die Silberhochzeit hinter uns haben.“
Peter hatte mittlerweile die Einkäufe in der Küche eingeordnet, setzte sich neben Anna und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, der über die Nasenspitze zu ihren Lippen wanderte. „Hab‘ mich schon so auf dich und den Kuchen gefreut. Ihr habt ja noch genug für uns übriggelassen.“
Er reichte Sarah einen Kuchenteller mit Donauwelle und nahm sich dann auch eine große Portion. Einige Minuten saßen die vier still genießend auf der Terrasse. Die Ruhe verstärkte die Sinne, denn plötzlich vernahmen sie immer mehr das Zwitschern der zurückgekehrten Singvögel.
Anna strahlte voller Behagen und reckte sich. „Es ist mächtig was los in der Vogelwelt. Alles baut und balzt … Herrlich … Pures Leben!“
„Als wir von der Innenstadt über Wiesbaden-Rebthal Richtung Autobahn fuhren, sahen wir die atemberaubend schöne Kirschbaum-Blüte. Unzählige Baumfelder entlang der Straße. Was eine Pracht! Ich freue mich schon so auf die kommende Kirschernte. Das sind einfach die Besten weit und breit!“ Durch seine Freude beseelt, strahlte nun auch Peters Gesicht. Er legte sich voller Wonne in den Sonnenstuhl und schloss die Augen.
Wieder so ein Glücksmoment. Anna blickte versonnen und lächelnd auf ihren Peter.
Vor dem Essen müssen wir noch Columbo und Stella abholen, dann sind wir wieder komplett, dachte sie, wie eine Glucke, die alle unter ihrem Federkleid behüten wollte.
Columbo war der ehrwürdige Schäferhund beider, den Peter vor Jahren aus Qualen retten konnte. „Nomen est Omen“ traf hier buchstäblich zu, denn genau wie der TV-Ermittler Inspektor Columbo hatte auch der Hund nur noch das linke Auge zur Verfügung, dafür aber einen vorzüglichen Instinkt und eine extrem gute Nase.
Letztes Jahr wurde der Rüde Vater. Er und die junge Schäferhündin seines Polizeihundetrainers, Michael Karger, die bildschöne Asta, wurden Eltern. Einen der vier Welpen durften sich dann Anna und Peter aussuchen. Sie überließen die Auswahl dem Hundepapa, der von Anfang an eine starke Bindung zu einer bestimmten kleinen quirligen Welpentochter hatte, die wie ein strahlender Stern war und deshalb „Stella“ genannt wurde.
Der Hundevater zeigte der Kleinen liebevoll und konsequent die sozialen Benimmregeln auf, die sie recht bald begriff. Von Anfang an konnte man ihre Intelligenz erkennen, die in Aussicht stellte, dass sie ein vorzüglicher Spür- und Assistenzhund werden könnte, eben Columbos Stammhalterin.
Wie jede Woche waren Colombo und seine Tochter bei ihrem Trainer und schulten ihre Fähigkeiten. Michael und Gaby Karger hatten sich aus dem gleichen Wurf ebenfalls einen kleinen Rüden behalten, den sie „Nekko“ nannten, was im Japanischen so viel wie Wurzel bedeutet. Er war ein ganz ruhiger und geerdeter, aber ebenso begabter Geselle, wie seine Schwester.
In den letzten drei Jahren hatten Anna und Peter, der ehemalige Kriminalhauptkommissar, bereits erfolgreich einige Mordfälle aufgeklärt, und auch Columbo hatte seinem Namen alle Ehre machen können.
Mittlerweile hatte es sich nun „rumgeschwiegen“, dass Anna und Peter ein exzellentes Ermittlerduo waren, so dass Bekannte und Freunde sich an sie wandten, wenn sie besorgt waren und eine Aufklärung brauchten. Vor allem aber, wenn sie sich an niemanden sonst zu wenden trauten.
Stets konnte das Team dabei auf die tatkräftige Unterstützung von Peters ehemaligem „Frischling“, dem mittlerweile auch schon zum Kriminalhauptkommissar beförderten Clemens Neuhäuser, des humorvollen Gerichtsmediziners Dr. Oliver Reinke und weiterer Helfer zählen. Sogar Ralf und Sarah waren schon bei den Ermittlungen beteiligt.
Über die Jahre hatte ein wirklich erfolgreiches „Dreamteam“ zusammengefunden. Man suchte keineswegs nach der Ermittlungsarbeit, wich ihr aber auch nicht aus, wenn es denn notwendig erschien.
Alles das machte Anna und Peter zudem auch klar, dass sie noch gebraucht wurden, wie schön sie es miteinander hatten und wie wichtig es war, jeden Tag bewusst zu genießen.
Ralf fuhr nun schon zum sechsten oder siebten Mal um den Block herum, wo sich der große Gemeindesaal befand, in dem das Treffen stattfinden sollte. Irgendwann hatte er aufgehört mitzuzählen.
Abends um acht war bekannterweise in der Wiesbadener Innenstadt kaum ein Parkplatz zu finden, weswegen Ralf zuvor sowieso schon Zeit für die Suche eingeplant hatte. Dann … endlich hatte er Glück, denn ein anderer Wagen glitt aus seiner Parklücke. „Heureka … geschafft!“, jubelte er laut und voller Freude.
Nun fing es auch noch an zu nieseln. Ralf beeilte sich, um möglichst schnell zum Kirchengrundstück zu gelangen. Er öffnete die große massive Pforte und erspähte eine Ansammlung von knapp zwanzig Menschen, die ihm durchweg fremd erschienen. Seine damalige Klasse setzte sich aus mindestens dreißig Schülern zusammen. Also waren etliche nicht erschienen. Fast alle hatten Gläser in der Hand. Es gab temperamentvolle Redner und eine größere Anzahl Zuhörer, die beeindruckt und verstummt wirkten. Jemand hatte einen Ghettoblaster auf ein Podest gestellt, der laut die Musik der 80er Jahre abnudelte.
Links neben der Tür befand sich ein langer Tisch, auf dem Salate, Sandwiches und … tatsächlich … eine große Schüssel mit Erdbeerbowle! stand.
Wo gibt‘s das denn heute noch? … Interessant!, dachte er, da werde ich unbedingt nachher mal hinsteuern. Das weckt Erinnerungen an alte Feten. … Dann wanderte sein Blick suchend über den Raum. Aber, … wo ist Ariane? Er konnte sie nicht ausmachen. Laut ihrer Mail wollte sie doch auf jeden Fall kommen?!
Ein Mann seines Alters, der in Anzug und Weste sehr herausgeputzt erschien und schon etwas angetüdelt wirkte, kam mit seinem triefenden Bowleglas nah an ihm vorbei. Ralf winkte ihn zu sich heran, da er das Bedürfnis hatte, ihn zu fragen, ob das hier auch wirklich das besagte Klassentreffen war. Der Mann lallte ihn freundlich an und bejahte. Weder stellte er sich vor, noch fragte er Ralf, wer der denn sei, sondern beeilte sich nur, mit seinem Glas weiterzuziehen.
Alles ein wenig skurril, war Ralfs Eindruck. Immerhin, wäre das geklärt, dachte Ralf und beschloss, sich nun auch so ein Glas voll mit Bowle zu besorgen.
Mit seinem Drink, der immerhin so gut wie damals schmeckte und Erinnerungen weckte, stellte er sich etwas abseits und beobachtete die Truppe. Bei zwei oder drei Kollegen dort konnte er mutmaßen, wer es eventuell war. Leider kamen nicht sehr liebenswerte Erinnerungen auf, die Ralf mit jenen verband, sodass er unauffällig weiter Ausschau hielt. Hin und wieder hörte er ein herausstechendes Lachen und Bemerkungen, wie „… ach Du bist das“ … „hast dich aber gut gehalten“ … „ach nein, wieviel Kinder hast du?“ und „Doktor und Notar bist du also geworden, hm?“.
Sicher waren in dieser Gruppe auch einige sympathische Exemplare verborgen. Doch im Moment nahm Ralf nur die wahr, die sich gestelzt und „wie auf der Balz“ bewegten … eben laut und aufdringlich. Die sympathischen Gesichter lächelten still vor sich hin und schienen sich an diesem ‚Pulk der Eitelkeiten‘ nicht beteiligen zu wollen oder zu können.
Ralf stellte sein halb geleertes Glas Bowle auf den Tisch zurück. Den verklärenden Erinnerungsbonus hatte der zweite Schluck spätestens aufgezehrt. Außerdem wollte er nachher ja noch mit dem Auto zurückfahren. Also stieg er nun auf Limo um und nahm sich eine Portion Kartoffelsalat.
Ihm war es recht, dass er quasi wie ein unsichtbarer Beobachter hier stand. Man ließ ihn in Ruhe und … der Salat war wirklich lecker.
Ralf grinste in Gedanken. Wenn man wüsste, wo solche Treffen stattfinden, könnte man sich einfach selbst einladen und sich durchfuttern. Keiner würde es merken, dass man nur ein Fremder wäre.
Da öffnete sich die Tür und Ralf hielt den Atem an: Ariane trat ein. Sie sah immer noch bildhübsch aus und war sich sogar kleidungsmäßig treu geblieben. In ihrem „alternativ“ wirkenden weiten Rock und dünnem Pullover kam sie relativ bescheiden aber gepflegt daher und war andererseits chancenlos mit Blick auf diesen stattfindenden Wettbewerb der „overdresseden“ Eitelkeiten, der in der Mitte des Raumes noch immer stattfand. Jeder schien den anderen offensichtlich nur vor Neid erblassen lassen zu wollen. Ihm kam dieses Getue wie „verbale Selbstbefriedigung“ vor.
Ralf winkte Ariane und ging freudig zu ihr hinüber. „Es ist so schön, dich zu sehen. Wie ist’s, soll ich dir eine Bowle und etwas zu essen holen?“
Sie lachte ihn an. „Im Moment brauche ich nichts, als dich anzuschauen. Ach, es ist auch für mich eine große Freude, dich endlich wiederzusehen. Dich würde ich jederzeit erkennen. Schon alleine an deinen gefühlvollen und wunderschönen Augen. … Wie dumm waren wir doch, bis heute zu warten?“
Ariane lächelte Ralf unvermindert liebevoll an und hielt seine Hand. „Tja, so ist es doch häufig im Leben. Übrigens, du schaust gut aus, … auch jetzt noch mit leicht ergrauten Schläfen. Bist immer noch authentisch, und man merkt, dass du in dir ruhst.“
Ralf bekam einen roten Kopf, schaute zur Seite und musste verlegen grinsen. „Weißt du, dass du mich verlegen machst?“
„Toll, dass vor mir ein Mann steht, der so herrlich erröten kann. Weißt du … für deine Sensibilität hatte ich dich damals auch so sehr geliebt. … Gerade habe ich das Gefühl, als hätten wir uns nur kurz aus den Augen verloren … und nicht dreißig Jahre!“
„Geht mir genauso … darf ich dich mal drücken? Ich freue mich so sehr.“
Ariane öffnete die Arme und schmiegte sich an Ralf. Beide genossen das Wiedersehen und verharrten lange in der Umarmung.
Ariane löste sich, griff nach Ralfs Händen und trat einen Schritt zurück. Sie betrachtete ihn aufmerksam.
„Groß, selbstbewusst, aber sensibel, gepflegt und … eindeutig verheiratet. Hast du auch Kinder?“
Ralfs Gesicht fing an zu strahlen, als er erzählte.
„Gute Menschenkennerin, du! … Warst darin immer gut. – Ja, seit mehr als fünfundzwanzig Jahren bin ich mit meiner Sarah verheiratet. Ganz am Anfang haben wir schon unseren Paul bekommen. Er studierte Rechtswissenschaften und macht im Moment noch ein zusätzliches Jahr in Brüssel, um herauszufinden, wohin sein beruflicher Weg ihn führen könnte.“
„Das ist wunderbar!“ Sie drückte nochmals Ralfs Hände. Dann drehte sie sich herum, um den Raum zu überblicken.
„Schau dir dort einige unserer ehemaligen Mitschüler an. Wenn ich ehrlich bin, erkenne ich von den ‚Lauten und Aufdringlichen‘ keinen wieder. Die laufen herum wie aufgeplusterte Gecken, die für sich Geltung und für die anderen Neid schaffen wollen. Die anderen ‚Mäuse‘ erscheinen fast unsichtbar grau. Aber … mir war eigentlich klar, dass es so sein würde, denn Freundschaft und Sympathie kann man nach so langer Zeit nicht zwingen, wenn sie eh nie da war.
Ist nicht anders, als zu unserer Schulzeit. Die Lieben und Netten scheinen nicht da zu sein. Ich habe dir ja schon in meiner Mail geschrieben, dass ich ausschließlich wegen Dir herkommen würde.“
Ralf schaute in Arianes Augen. „Geht mir genauso!“ Er ergriff Arianes Hand und wurde wieder rot.
„Was ist?“, lachte sie ihn fragend an.
„Weißt du eigentlich, dass ich damals … also, dass ich eine gewisse Zeit … v-verliebt in dich war?“
„Wow! … Danke dafür und für deine mutige Offenheit. Ich habe dich auch immer sehr lieb gehabt, … aber … wie einen Bruder. … Wir gehörten einfach zusammen. Ich glaube, diese Nähe ist immer noch da.“
Mit versonnenem Blick nickte Ralf. „So war das damals in der Pubertät … irgendwann hatte ich deine Signale akzeptiert und war doch überglücklich und zufrieden, dich als Kumpel und wahre Freundin zu haben. … Stell dir vor, sogar meine Sarah sagte mir einige Male, dass ich da ein besonders großes Geschenk bekommen hatte, … dass mit uns.“
„Du hast offensichtlich eine tolle und kluge Frau abbekommen, Großer. - Gratuliere!“
„Wie geht’s dir? Hast du Kinder? Bist du verheiratet?“
Ariane lachte Ralf an.
„Gut! … Ja, zwei! … und Ja!“
„Mein lieber Jollie, … du kannst kurz und knapp antworten. Erzähl mir mehr davon.“
„Lass uns nach draußen gehen. Das hier“, sie wies mit der Hand in den Raum, „stört doch nur. Es ist nicht unsere Bühne.“
Auf dem Weg zur Tür rempelte ein schon ziemlich betrunkener Mann sie an. Er war einer von den ‚Lauten‘, die ständig aufgeplusterte Reden schwangen.
„Bist du nicht unsere Ökologie-Tante“, rempelte er Ariane an. „Dann muss der da … weiß nicht mehr wer … der war aber immer bei dir …“
„Trink nicht mehr so viel, und lass uns in Ruhe!“, erwiderte Ariane mutig. Doch der andere trat unangenehm näher. „Du und deinesgleichen macht es mit eurem ‚Öko-Scheiß‘ mir und anderen schwer. Du störst hier und überhaupt ganz gewaltig.“ Er schaute sie knurrend an. „Ich habe dich im Auge. Du wirst noch von mir und meinen Freunden hören … wir zeigen‘s dir noch! … Du wirst sehen, wenn …“
Ralf trat vor Sarah und zog sie aus der Tür. Dieser alkoholisierte Pöbler steigerte sich auf zu gefährliche Weise.
Der Nieselregen hatte mittlerweile aufgehört. „Lass dich davon nicht beunruhigen. Solche Typen und Alkohol vertragen sich oft nicht besonders. Es lässt Idioten zu noch größeren Idioten werden.“
„Hast recht, mein Großer!“
Ariane hakte sich bei Ralf unter. So schlenderten sie einige Minuten stumm miteinander die Taunusstraße runter in Richtung Wilhelmstraße.
Dann hielt sie kurz inne. „Gerade fällt mir ein, wer das gewesen sein könnte. Weißt du noch, dieser Saaler … Lukas Saaler hieß der, … glaube ich zumindest … der war damals schon so doof und rastete unter Alkohol regelmäßig aus. Stand der letztens nicht in der Presse, als er als Lobbyist für einen großen Chemiekonzern und dessen umstrittenes Herbizid Werbung machte. Das soll doch so lebensbedrohliche Folgen haben können und schädigt die Umwelt ungemein?!“
„Kann sein, Ariane. Aber jetzt raus aus deinem Kopf damit. Lass uns den Abend genießen.“
Ariane und er blieben einen Moment stehen und schauten versonnen auf die Staatsoper, das Kurhaus und die Kolonnaden, die allesamt hell erleuchtet waren.
„Mein Gott, sieht das prächtig und herrschaftlich aus. So schön kann unsere Stadt sein!“
Ralf drehte seinen Kopf zu Ariane und schaute sie liebevoll an. „Ariane Hopfer, … erzähle mir von dir. Wie ist es dir all‘ die Jahre ergangen?“
Sie blickte liebevoll und vertraut zurück. „Du kannst dir wahrscheinlich denken, dass ich Biologie studiert habe und das Studium auch erfolgreich abschloss. Dann erlernte ich gründlich den Beruf der Heilpraktikerin und Akupunkteurin, um viele Erkenntnisse dieser Richtungen bestmöglich kombinieren zu können. Ich glaube, dass ich meine Sache ziemlich gut mache. Vor allem macht es mir Spaß. Das bin ich. … Ja, … mir geht es gut!“
Der gemeinsame Weg führte sie nach rechts über den Kaiser-Friedrich-Platz, wo einige Meter weiter ein kleines Lokal einladend erschien. Durch die großen Fenster sah man, dass es noch relativ leer war.
„Gehen wir da rein? Da ist jetzt vor dem Schluss der Theatervorstellungen nicht viel los. Und wir könnten reden. … Geht es dir auch so, dass ein Happen zu essen mittlerweile ganz gut wäre? Ich könnt’s brauchen.“
Ariane nickte. Das kleine Lokal wirkte sehr behaglich. Beide wählten einen Ecktisch und bestellten sich Eistee und eine große Vorspeisenplatte.
Ralf schaute sie sanft an. „Du sagtest, dass du verheiratet bist? … Erzähle mir von ihr.“
„W-wie, … w-woher …?“ Sie atmete tief durch. „Ich hätte es doch wissen müssen, dass du in mir immer noch lesen kannst, wie in einem Buch.“
„Verzeihe bitte mein Vorpreschen. Ich wollte dich nicht verprellen oder ungehobelt sein.“
Ralf schaute sie wie ein Welpe um Vergebung bittend an. „In mir formierte sich nur ein Bild … und du kennst mich zu gut … da muss ich ‚verbale Geburtshilfe‘ leisten. Ich glaube, das habe ich von meiner Mutter so geerbt.“
Ariane lachte jetzt erleichtert. „Alles gut, mein Alter. – Du liegst richtig. Meine Lebensgefährtin … Nein! … meine Ehefrau ist seit vielen Jahren schon ein wunderbarer Mensch namens Evelyn. Sie ist Ärztin und arbeitet ähnlich naturorientiert wie ich. Wir haben zwei Teenager, Teresa und Benjamin.“
„Ich freue mich so mit dir, Ariane. Hast du Fotos von deiner Familie?“
Beide zückten ihre Brieftaschen und kramten Fotos ihrer Lieben heraus. Ralf zeigte stolz ein Familienbild, das kürzlich in Peters Garten aufgenommen wurde und berichtete über jeden, der darauf zu sehen war, inklusive Columbo und Stella.
Ariane konnte ebenfalls ein aktuelles Familienportrait präsentieren, auf dem ihre Frau und das Teenagerpärchen bei ihrer Rast anlässlich einer Wandertour zu sehen waren.
„Mein Gott, du hast es aber auch prima getroffen, Ariane. Was eine schöne und sympathisch anmutende Frau. Die beiden Racker wirken auch sehr natürlich, so sympathisch und fröhlich. Alles in allem eine tolle Familie. Gratulation!“
Ariane schaute versonnen auf ihr Foto. „Ja, du hast recht! Mit Evelyn kann ich über alles sprechen, sie ist immer mein Rückhalt. Eine starke Persönlichkeit, die mich mit allen Ecken und Kanten akzeptiert und liebt. Sie wird dir gefallen. Die beiden ‚pubertierenden Monster‘, wie wir manchmal Teresa und Benjamin nennen, machen uns viel Freude.“ Sie streichelte liebevoll über das Familienfoto.
„Ich spüre, dass dich dennoch etwas … wie soll ich es ausdrücken … beschäftigt?! Ein grauer Schleier ist wahrnehmbar.“ Ralf schaute zu Ariane, die ihre Augen erhob und nickte. Er spürte, dass sie ihm gleich berichten würde, was sie bedrückt.
„Weißt du, … seit einigen Wochen werde ich bedroht und regelrecht gestalkt. Mal ein Zettel unter dem Wischer auf der Windschutzscheibe, zahlreiche Anrufe ohne Rufnummernkennung, bei denen gleich aufgelegt wird oder auch ‚eindeutig zweideutige‘ Anzüglichkeiten gezischt werden, obszön beleidigende Schmierereien an der Hauswand … und so weiter. Fotos werden mir auf das Handy gesandt, die mich beim Einkaufen, joggen und bei Aktionen für meine vielen Umwelttätigkeiten zeigen. Das alleine lässt in mir schon paranoide Gefühle aufkommen. Aber damit kann ich vielleicht noch umgehen. - Es hört aber da auf, wo es meine Familie, besonders die Kinder betrifft!“
Sie schaute Ralf mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. „Stell dir vor, … seit einigen Tagen kamen auch Bilder, die Evelyn zum Beispiel an ihrer Praxistür zeigen … und …“, Ariane kullerten plötzlich Tränen die Backen herunter.
Sie reichte ihm ihr Handy, wo er sich die Bilder selber anschauen sollte, „sogar Fotos von Teresa und Benjamin, vor ihrer Schule, im Park und vor unserem Haus in Wiesbaden-Rebthal. … Und … und dazu dann kurze Drohungen, dass man uns ständig beobachtet, weiß, was wir tun und wir uns sehr in Acht nehmen sollten. … Besonders beängstigend war, als in der letzten Nachricht stand, dass … ‚so etwas wie wir vor nicht langer Zeit vergast worden wären‘ …“
Jetzt konnte sie ihr Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Ralf setzte sich neben sie und ließ Ariane sich an seiner Schulter ausweinen. Nachdem sie etwas gefasster war, setzte er sich ihr wieder gegenüber. Die Bedienung brachte die Getränke, die Vorspeisenplatte und die Teller.
„Warst du schon bei der Polizei?“
„Ich habe mit dem örtlichen Polizisten gesprochen, der mir ziemlich genau sagte“, Ariane überlegte, um den Wortlaut möglichst korrekt wiederzugeben, „… es sei hier Paragraph soundso anzuwenden, der zwar das Stalking nicht mehr nur als ‚Privatklagedelikt‘ auffasst, aber immer noch sehr schwammig und unpräzise formuliert sei. Es müsse eine objektive Gefährdung oder Verletzung nachweisbar sein, denn die Beeinträchtigung des subjektiven psychischen Wohlbefindens reiche noch nicht aus. Er bedauerte, aber er könne nichts tun, bis nicht etwas Konkretes passiert sei.“
Ralf schüttelte fassungslos den Kopf und knurrte. „Das darf doch alles nicht wahr sein! – Du, ich hab da eine Idee. Lass uns aber erst einmal etwas essen und trinken, damit wir mehr Abstand bekommen und gestärkt sind.“
Beide genossen das Essen und bekamen tatsächlich durch die unterschiedlichen Aromen und teils scharfen Genüsse etwas Abstand zu ihrer Aufregung.
Nach einiger Zeit und einer weiteren Getränkebestellung erläuterte Ralf seine ‚Inspiration‘.
„Ich weiß nicht mehr, ob ich dir schon in einer vorausgegangenen Mail über meine Mutter und ihren Lebensgefährten berichtet hatte?“Ariane schüttelte den Kopf und begann sichtlich gespannt zu lauschen.
„Also, … es ist vielleicht nötig etwas auszuholen. – Tja, meine Mutter lernte ihren Peter gleichzeitig mit der Übernahme ihres ersten ‚Falles‘ kennen. Ein Jugendfreund meines Sohnes, dem Mama viele Jahre Mutterersatz war, wurde vermisst und nach einigen Monaten als Leiche aus dem Rhein geborgen. Da traf es sich gut, dass ihr Peter ein pensionierter Kriminalhauptkommissar ist und richtig topfit. Beide ermittelten und klärten den Fall im Verbund mit Peters ehemaligen Kollegen und Freunden auf. Auch wir, Sarah und ich waren involviert, sowie Peters einäugiger Schäferhund Columbo, der damals sogar schwer verletzt wurde.“
„Ich glaube, ich habe darüber in der Presse gelesen“, stellte Ariane nickend fest.
„Du kannst dir vielleicht denken, dass in deren Umfeld sich ihr spektakulärer detektivischer Ermittlungserfolg regelrecht ‚rumschwieg‘. Und es dauerte nicht lange, bis sich wieder jemand mit einem Problem an Mama und Peter wandte. Es ging um einen Mord, und wie sich herausstellte noch um viel mehr Taten, in einem Wiesbadener Nobel-Pflegeheim. Auch hier deckten sie alles auf.“
Ralf war sichtlich stolz und fuhr fort.