Anton fährt nach England - E. Herr von Habenichts - E-Book

Anton fährt nach England E-Book

E. Herr von Habenichts

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Beschreibung

"Ich will nicht nach England! Ich will ans Meer!" Anton ist unglücklich, dass er mit seinen Eltern nach Chester in England fahren muss. Viel lieber wäre er mit seinem Freund in den Süden ans Meer gereist. Doch dann entwickelt sich die Fahrt nach England zu einem außergewöhnlichen und gespenstischen Abenteuer!

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Seitenzahl: 92

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Anton fährt nach England

 

 

 

von

 

E. Herr von Habenichts

 

Impressum

 

 

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-177-7

MOBI ISBN 978-3-95865-178-4

 

 

 

 

Urheberrechtshinweis

 

 

Alle Rechte vorbehalten. 

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form 

(durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) 

ohne schriftliche Genehmigung des Autors 

oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency” 

reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, 

vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

Inhalt

"Ich will nicht nach England! Ich will ans Meer!"

Anton und die Fahrt nach England

„Ich will ans Meer! Ich will nicht nach England! Ich will wie meine Freunde in den Süden! Dort, wo es warm ist und ich im Meer schwimmen kann!“, rief Anton laut, stampfte mit dem Fuß auf, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, und stürmte dann wütend aus dem Zimmer.

Anton war ein blonder, großer Junge, der das 3. Schuljahr einer Grundschule besuchte. Er war so groß, dass er zur Not als 4. Schuljahrskind durchgegangen wäre, und so bemerkte man nicht gleich, dass er ein Schuljahr übersprungen hatte.

Auch jetzt fiel es ihm nicht schwer, dem Unterricht zu folgen. Das lag vielleicht daran, dass sie in der Schule viele Projekte machten und sie sich das Thema meist aussuchen durften.

Sein Zeugnis, das er Freitag in einer Woche erhalten würde, war also recht gut und eigentlich konnte Anton zufrieden sein.

Zufrieden! Ja, wenn da nicht diese doofe Fahrt nach England gewesen wäre und seine Eltern nicht gesagt hätten, dass diese Fahrt auch gleichzeitig ihr Urlaub sei.

Irgendwie sah Anton das ja ein, denn seine Eltern hatten gerade dieses Haus gekauft. Sein Zimmer durfte er fast alleine einrichten und seine Eltern sagten nie zu ihm: „Das ist zu teuer, Anton.“ Er fühlte sich so richtig wohl in diesem Haus!

Klar also, dass seine Eltern im Moment nicht so viel Geld hatten und sein Vater, der beruflich nach England musste, dies mit dem Urlaub kombinieren wollte.

Eigentlich hätte Anton auch nichts dagegen gehabt, aber er hatte nach dem Umzug schon einen Freund gefunden, und der fuhr in den Sommerferien eben nach Italien ans Meer. Anton hätte sogar mitfahren können, aber seine Eltern wollten das nicht.

Wütend stampfte Anton mit dem Fuß auf, murmelte leise vor sich hin: „England - ohne mich!“

Zwei Tage später

Nach dem Abendessen sagte sein Vater: „Anton, ich würde gerne noch einmal mit dir über unseren Urlaub in England reden.“

Anton sah seinen Vater böse an.

„Ich will nicht nach England! Ich will mit Timo nach Italien fahren!“, sagte er trotzig.

„Komm, setz dich mal zu mir aufs Sofa. Ich möchte dir etwas erklären!“

Sein Vater setzte sich zu seiner Mutter, die das Geschehen interessiert verfolgte. Zögernd ging Anton ebenfalls zum Sofa und ließ sich widerwillig neben seinem Vater nieder. Der legte den Arm um Antons Schultern und zog ihn näher zu sich heran.

„Du bist doch jetzt schon ein großer Junge!“, begann der Vater, und Anton verdrehte die Augen.

So begann sein Vater immer, wenn Anton keine Möglichkeit mehr hatte, zu widersprechen. Er und ein großer Junge! Er ging gerade einmal in die 3. Klasse und hörte sonst oft von seinen Eltern:

Anton, dazu bist du noch zu klein!

Anton, du musst ins Bett!

Anton, den Film darfst du nicht sehen, dafür bist du noch zu klein!

Blablaba!

Aber jetzt war er plötzlich groß, nur weil es seinen Eltern so passte.

„Anton“, sagte sein Vater wieder und zog ihn noch näher an sich.

„Mama und ich, wir hätten ja gar nichts dagegen, wenn du mit Timo in den Sommerferien nach Italien fahren würdest. Das Problem ist nur, wir haben viel mehr Geld ausgegeben, als wir ausgerechnet hatten. Und nun kam vor zwei Wochen dazu die teure Autoreparatur, die nicht eingeplant war! Wir haben im Moment nicht genügend Geld, um dir den Urlaub mit deinem Freund im Süden zu bezahlen. Nächstes Jahr ist das sicher wieder anders. Dann kannst du mit Timo oder Timo mit uns in Urlaub fahren!“

Anton sah seinen Vater nachdenklich an. Er musste wohl doch schon ein großer Junge sein, wenn sein Vater ihm von dem Geldsorgen erzählte, die er und Mama im Moment hatten.

Jetzt wurde ihm auch plötzlich klar, warum Mama und Papa jeden freien Augenblick mit Papier, Taschenrechner und in Falten gelegte Stirnen im Esszimmer saßen und ernst miteinander redeten.

Wir fahren nach Chester

„Chester ist eine alte Stadt im Nordwesten von England“, erklärte sein Vater. Dann schwieg er. Nach einer Weile sagte er: „Zeit fürs Bett, mein Sohn!“

„Können wir morgen im Internet nachschauen, ob wir dort etwas über Chester finden? Vielleicht können wir auch schon sehen, wo wir wohnen werden - oder gibt es in England kein Street View wie bei uns?“, fragte Anton beim Hinausgehen.

„Am Wochenende!“, rief sein Vater ihm hinterher. „Am Wochenende werden wir im Internet suchen!“

Der Geburtstag seines Freundes war das wichtigste Ereignis der Woche für Anton, sodass er den Urlaub in England fast vergaß.

Papa kam immer spät nach Hause. Mama hatte neben ihrer Arbeit - sie arbeitete halbtags in einer Boutique - ständig mit Kistenauspacken und Einrichten zu tun. Im Keller standen viele Kisten, die ausgepackt und eingeräumt werden mussten. Die Regale für die Bücher waren noch nicht einmal aufgestellt.

Anton war meist nur im Weg, deshalb verdrückte er sich gerne in sein Zimmer oder ging zu Timo rüber, der nur zwei Häuser weiter wohnte.

Zwischendurch schaffte es Mama aber sogar, mit ihm in die Stadt zu fahren und ein Geschenk für Timo zu kaufen.

Wochenende

„Am Wochenende haben wir Zeit und können schauen, was wir im Internet zu Chester finden!“, hatte Mama gesagt. „Papa muss dann auch nicht viel arbeiten und mit dem Auspacken der Kisten bin ich fast fertig!“

Die Zeit bis zum Wochenende verging wie im Flug.

Als Anton am Samstag Vormittag in seinem Zimmer mit den Legos spielte und so richtig vertieft war, rief sein Vater: „Anton, kommst du mal bitte ins Arbeitszimmer? Ich möchte dir etwas zeigen!“

Eigentlich war Anton im Moment nicht so begeistert, jetzt zu Papa zu gehen, denn gerade hatte er damit begonnen, eine Ritterburg mit seinen Legos aufzubauen. Heute musste er sowieso alleine spielen. Timo war am Wochenende bei seiner Oma und andere Kinder kannte er noch nicht so richtig.

„Anton!“, hörte er seinen Vater wieder rufen. Eine leichte Ungeduld schwang in der seiner Stimme mit und Anton rief schnell: „Ich koooommmeee! Einen kleinen Augenblick, Papa!“

Zehn Minuten später saßen sie gemeinsam vor dem Bildschirm am Computer seines Vaters.

„Hier siehst du England!“, sagte Papa und zeigte mit dem Finger auf die Mitte des Bildschirms.

Klick.

„Hier ist die Stadt Chester! Chester ist ungefähr zweitausend Jahre alt“, erzählte er weiter, während er wieder klickte und ein Stadtplan sichtbar wurde.

„Deshalb kann man dort auch heute noch ein Amphitheater sehen und die Stadtmauer, die auf die Römer zurückgeht. Die Römer nannten Chester Deva oder Castra Devanum,“, dozierte Papa weiter.

Anton wusste, wenn er Papa jetzt nicht stoppte, würde er sich die ganze Stadtgeschichte bis heute anhören müssen.

Antons Vater war nämlich Professor für englische Geschichte, und wenn er einmal angefangen hatte zu erzählen, dann konnte das dauern und dauern und dauern.

„Kannst du mir das nicht erklären, wenn wir da sind und ich mir die Sachen gleich ansehen kann?“, fragte Anton.

Sein Vater überlegte kurz.

„Ja, Anton. Das ist eine gute Idee. Dann kannst du dir alles besser vorstellen!“

„Weißt du schon, wo wir wohnen werden?“

„Ja“, antwortete er, „ich habe gerade unsere Zimmer gebucht und die Bestätigung erhalten. Wir wohnen in einem Hotel mit dem Namen Pied Bull. Das heißt auf Deutsch so viel wie gescheckter Bulle. Es ist ein altes Hotel, und wir können von dort aus eine Menge unternehmen! Jetzt musst du aber erst noch zwei Tage in die Schule. An deinem letzten Schultag fliegen wir dann abends los und landen in Manchester!“

Er zeigte wieder mit dem Finger auf den Bildschirm.

„Von dort aus fahren wir mit dem Zug nach Chester.“

Abflug

„Anton kommst du endlich? Wir müssen los! Sonst fliegt das Flugzeug noch ohne uns!“, rief seine Mutter sichtlich genervt.

„Moment!“, rief Anton zurück, „Ich komm gleich! Ich finde meinen iPod nicht!“

„Den habe ich schon hier in der Hand!“, rief seine Mutter von der Türe aus.

Anton stürmte die Treppe hinunter.

„Das hättest du auch gleich sagen können!“, raunzte er genervt in Richtung seiner Mutter.

„Ich dachte, ich tu dir einen Gefallen“, antwortete sie und seufzte.

Der Taxifahrer ließ den Motor an und Anton und Mama setzten sich nach hinten in den Wagen.

„Schaffen wir es noch pünktlich?“, fragte seine Mutter nervös.

„Ich denke schon“, antwortete der Taxifahrer, „es sein denn, wir kommen in einen Stau. Ich frage gerade mal in der Zentrale nach.“

Die Fahrt zum Flughafen verlief ohne Störung. Das Einchecken klappte auch problemlos und nun saßen sie in der Halle und warteten darauf, dass sie in die Maschine konnten.

„Wann geht es endlich los?“, quengelte Anton.

„Gleich! Kann nicht mehr lange dauern!“ antwortete seine Mutter.

„Musst du noch zum Klo?“

„Nein!“, sagte Anton, „Du brauchst nicht dauernd zu fragen. Ich bin kein kleines Kind!“

Er setzte die Kopfhörer auf und hörte Die drei ??? weiter.

Er hörte immer Die drei ???, wenn sie unterwegs waren. Dann verging die Zeit schneller!

Anton flog nicht zum ersten Mal mit einem Flugzeug. Angst hatte er keine. Er fand es interessant und durfte auch wieder am Fenster sitzen. Das hatten seine Eltern ihm versprochen. So rutschte er sofort ans Fenster in der ersten Reihe, als sie endlich ins Flugzeug konnten. Neben ihm saß Mama, und außen am Gang saß Papa.

Die Stewardess zeigte schon die Rettungshinweise, also musste es gleich losgehen.

Anton schaute aus dem Fenster. Langsam begann das Flugzeug, sich zu bewegen. Es rollte rückwärts an anderen Maschinen vorbei, die beladen und betankt wurden.

Jetzt stand das Flugzeug wieder. Aber nun war die Befeuerung, also die Lichter, die links und rechts an den Start- und Landebahnen sind, zu sehen.

Langsam rollte das Flugzeug vorwärts und folgte einer Linie, die Anton nicht erkennen konnte. Dann lag sie genau vor ihm: die lange, gerade Startbahn. Das Flugzeug rollte nach vorne. Die Turbinen an den Tragflächen drehten sich so schnell, dass man ihre Rotoren nicht mehr sehen konnte, und heulten auf. Das Flugzeug wurde schneller und schneller und hob schließlich vom Boden ab. Anton liebte diesen Moment, wenn er so in den Sitz gedrückt wurde und es steil nach oben ging. Wie auf der Achterbahn auf der Kirmes. Auch damit fuhr er sehr gerne.