Anton und Marlene und die tatsächlichen Tatsachen - Antje Herden - E-Book

Anton und Marlene und die tatsächlichen Tatsachen E-Book

Antje Herden

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Weltretter wider Willen erleben ihr zweites Abenteuer!Gerade erst sind sie aus dem Universum der Unwahrscheinlichkeiten zurückgekehrt und haben noch ordentlich Jet-, pardon, Galaxylag, da erwarten Anton und Marlene schon die nächsten unwahrscheinlichen Ereignisse. Vergleichsweise harmlos: ein Geldautomat, der mehr Geld ausspuckt, als er fassen kann. Schon gefährlicher: das ständige Gefühl, beobachtet zu werden. Alarmierend: Immer mehr Kinder verschwinden, aber niemand scheint sich dafür zu interessieren. Unwahrscheinlich, dass es da einen Zusammenhang gibt? Anton und Marlene machen ihrem Ruf als Weltretter alle Ehre und kommen in ihrem zweiten Abenteuer den tatsächlichen Tatsachen auf die Spur.Eine geniale Mischung aus liebevoller Figurenzeichnung und originellen Ideen – spannend und höchst vergnüglich!Mit unwahrscheinlich schönen Vignetten von Regina Kehn.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 231

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Antje Herden

Anton und Marlene und die tatsächlichen Tatsachen

Mit Vignetten von Regina Kehn

FISCHER E-Books

Inhalt

WidmungProlog1. Heiterste Schule des ganzen Landes2. Der Deutschaufsatz3. Kriechende Erde4. Der Glücksspielautomat5. Papierkugelwurfgeschoss6. Das Moosbüschel aus dem Paralleluniversum7. Ärger in der Schule8. Der Leserbrief9. Unruhe im Lehrerzimmer10. Wahrscheinliche Unwahrscheinlichkeiten und tatsächliche Tatsachen11. Das rote Buch12. Im Krankenhaus13. Auf der Suche nach den Marvelhelden14. Die materialisierte Erbse15. Doctor Octopus16. Das Marvelabzeichen17. Unter der Kellertreppe18. Der Raum der Unwahrscheinlichkeiten19. Die verschwundenen Kinder20. Die Spiegelbilder21. Zeit zu erwachen22. Chaos23. Der, der nichts geworden war24. Das Monster25. Der Kampf26. Nacktbaden27. Die RestauranteröffnungEpilogDank

Für Aaron und Shawna und alle Jungen und Mädchen, die gerne lesen

Prolog

Es schaute sich um, obwohl das so auch nur ein Mensch sagen würde, denn Augen hatte es keine. Zumindest keine, die irgendein Mensch mit seinen Augen hätte sehen können. Denn Sehen war eine Frage der Dimensionen. Hier gab es nur drei. Und genau da lag das Problem.

Sein blaues Aufleuchten spiegelte sich in der silbernen Folie, die zum Glück irgendjemand an die Wände geklebt hatte. Letztlich war die aber auch keine Lösung. Sie konnte das Verschwinden nicht verhindern.

Langsam huschte es weiter, dorthin, wo es die anderen noch spürte.

1. Heiterste Schule des ganzen Landes

Als der Wecker klingelte, schleppte ich mich ins Bad und setzte mich aufs Klo. Zum Glück hatte ich Paps übersehen.

»Anton, ich habe wirklich nichts dagegen, wenn du die Toilette benutzt während ich mich rasiere, aber ich finde, du solltest dir vorher die Schlafanzughose runterziehen«, sagte er.

»Oha!«, rief ich und sprang flink von der Klobrille. Beinahe wäre mir ein echt peinliches Missgeschick passiert. »Jetzt bin ich etwas wacher«, sagte ich dann und grinste Paps schief an.

Paps grinste nicht zurück, sondern warf mir einen ernsten Blick zu. »Du bist schon den zweiten Tag so müde«, sagte er. »Das gefällt mir nicht, mein Lieber. Ich werde mal zum Frühstück einen Smoothie mit vielen Vitaminen für uns alle machen, und heute Abend geht es früh ins Bett.«

»Alles klar«, sagte ich.

Dann ging ich auf unser Gästeklo. Auch wenn Paps nichts dagegen hatte, ich fand es nicht so toll, neben ihm zu pinkeln, während er sich rasierte.

Beinahe wäre ich auf dem Klo wieder eingenickt. Ich war wirklich supermüde, was aber wahrlich kein Wunder war.

»Ich habe einen mörderischen Jetlag«, murmelte ich vor mich hin.

Und das lag daran, dass ich zwei Tage zuvor nicht nur die mitteleuropäische Zeitzone verlassen hatte, sondern unsere Galaxie.

Nach einer schnellen Dusche zog ich mir einfach irgendwas an und ging zu Mama in die Küche.

»Guten Morgen, mein Schatz«, flötete sie mit unverschämt guter Laune. »Heute ist der große Tag.«

Ich ließ mich am Frühstückstisch nieder und überlegte, was das bedeuten könnte und ob das irgendetwas mit mir zu tun hatte. Mir fiel aber nichts ein. Paps kam in die Küche.

»Heute ist dein großer Tag, mein Schatz«, sagte er und begann eine Banane, eine Birne und eine Mango zu schälen.

Mama lächelte in ihre Kaffeetasse, und ich verstand noch immer nichts.

»Kein Nutellabrot heute Morgen?«, fragte Mama.

Ich schüttelte den Kopf. Nicht einmal darauf hatte ich Lust.

Paps warf Mama einen Luftkuss zu, während er das Obst in den Mixer gab, einen halben Liter Orangensaft und zwei Handvoll Eiswürfel dazukippte und das Ganze mit ohrenbetäubendem Krach durchmixen ließ.

»Mein erster Tag als Architektin nach der Babypause«, freute sich Mama, als Paps den Mixer wieder ausgestellt hatte.

»Du meinst jetzt aber nicht mich mit der Babypause, oder?«, fragte ich.

Wir mussten alle drei lachen, und dann tranken wir die Vitamine. Obwohl ich es gar nicht schlecht gefunden hätte, wenn Paps noch etwas Zucker dazugegeben hätte.

Draußen schien die Sonne, das war schon mal nicht schlecht, doch Tim rief mir noch etwas Besseres entgegen. »Wir sollen in die Aula, der Schulleiter will irgendwas verkünden.«

Das bedeutete, die erste Stunde fiel aus.

Marlene erwartete mich am Eingang zur Aula. Unter ihren Augen trug sie lila Ringe, die auch ihr dickes Brillengestell nicht verbergen konnte. Ich wusste, dass ich auch nicht besser aussah.

»Wie geht es dir?«, fragte ich.

»Auweia«, stöhnte Marlene. »Ich bin sooooooo wahnsinnig müde. Ich will eigentlich nur schlafen.«

Der Hausmeister hatte sich nicht die Mühe gemacht, Stühle aufzustellen, darum setzten wir uns einfach auf den Boden vor die Bühne. Dass der Schulleiter von dort oben zu uns herunter sprechen würde, war ja klar.

Marlene saß mit hängenden Schultern neben mir und schaffte es gerade noch, mit einem Mundwinkel zu lächeln. Beide wären wahrscheinlich zu anstrengend gewesen.

»Du bist ja sogar zu müde, deinen Zopf zu propellern«, stellte ich fest.

»Unglaublich, oder?«, sagte Marlene und zog den zweiten Mundwinkel nach oben.

»Jetlag«, sagte ich. »Es geht mir genauso schlimm wie dir.«

»Jetlag?«, fragte Marlene.

»Na ja, von Jet wie Düsenflugzeug und Lag wie Zeitdifferenz. Die typische Müdigkeit, wenn man seine eigene Zeitzone mit Hilfe eines Langstreckenflugs verlassen hat«, erklärte ich.

»Anton, also echt, du alter Besserwisser«, sagte Marlene und verdrehte die Augen. »Ich bin zwar noch nie geflogen, aber ich weiß, was ein Jetlag ist. Allerdings finde ich, dass das nicht die richtige Bezeichnung für unsere Müdigkeit ist.«

Sie schaute mich etwas wacher an und zwirbelte nun doch ihren Zopf.

Ich musste grinsen. »Okay, nennen wir es Galaxylag. Aber wenigstens hast du dich jetzt wachgeärgert.«

Marlene lachte.

Leider machte dann der Schulleiter den kleinen wachen Moment wieder zunichte, indem er eine unglaublich langweilige, aber dafür sehr lange Rede hielt. Die war gar nicht so anders als die Rede, die er vor zwei Wochen zum Schulanfang gehalten hatte. Wollte er sie einfach noch einmal auffrischen und uns daran erinnern? Allerdings waren nicht nur die fünften, sondern auch die sechsten Klassen anwesend. Ich hoffte, dass es hier keine Schultradition war, sich immer mal wieder diese langweilige Rede des Schulleiters anhören zu müssen.

Ich döste vor mich hin. Vielleicht war ich sogar kurz eingeschlafen, denn plötzlich war die Rede zu Ende, und wir sollten in unsere Klassen zurückgehen.

»Worum ging es denn gerade?«, fragte ich Marlene.

»Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich bin eingeschlafen.«

»Was ist denn mit euch los?«, fragte Kaspar, der neben uns herlief. »Irgendwie seht ihr anders aus als am Freitag. Als hättet ihr irgendwas zu verbergen.«

Einen Moment lang war ich erschrocken und fragte mich, ob Kaspar uns tatsächlich ansehen konnte, was Marlene und ich am Wochenende erlebt hatten. Aber das war natürlich Unsinn. Woher sollte Kaspar das wissen?

»Oder habt ihr einfach nur schlaflose Nächte, weil ihr verknallt seid?«, fügte er in dem Moment grinsend hinzu.

»Genau, Kaspar«, sagte ich. »Marlene und ich sind das allerneueste Liebespaar der Schule. Kannst du gleich allen erzählen.«

Kaspar schaute mich überrascht an. Doch dann grinste er noch breiter.

»Klar, Mann. Hab’s verstanden, war blöd von mir«, sagte er.

Eigentlich ist Kaspar echt nett. Das war mir schon öfter aufgefallen.

»Wir sind bei dem öden Vortrag vom Schulleiter eingeschlafen«, sagte Marlene. »Um was ging es denn da?«

»Ach, nur Larifari. Lernen und Disziplin und Aufmerksamkeit und noch mal Disziplin«, erklärte Kaspar. »Da kommt wohl bald eine Kommission, die checken will, wie wir so drauf sind. Für die Schule mit den bestgelaunten Schülern gibt es eine Auszeichnung, die der Schulleiter gerne abstauben würde. Die scheint dem sogar extrem wichtig zu sein. Keine Ahnung, warum.«

»Heiterste Schule des ganzen Landes«, murmelte ich.

»Hast im Schlaf wohl doch was mitgekriegt, was Anton?«, sagte Kaspar.

»Leider haben wir von diesem blöden Wettbewerb schon vorher gehört«, knurrte Marlene.

Sie hatte einen finsteren Gesichtsausdruck bekommen und propellerte ihren Zopf wie verrückt. Vor einigen Tagen hatte sie mir erzählt, dass ihre Schwester von der Schule geflogen war. Wahrscheinlich hatte die punkige Luisa nicht ins famose Heiterkeitsprinzip des Schulleiters gepasst.

Plötzlich wurden wir unsanft zur Seite gezogen.

»Kommt mal mit!«, herrschte uns die Schulsekretärin an.

Sie brachte uns in den ersten Stock ins Büro des Schulleiters.

»Ach, da sind ja die Schlafmützen«, sagte der und grinste fies. »Euch ist es wohl nicht so wichtig, was in der Schule passiert. Oder war das Wochenende so aufregend, dass ihr nun euren Schlaf im Unterricht nachholen müsst?«

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Marlene. »Aber wir hatten doch noch gar keinen Unterricht.«

Ich hatte eigentlich keine Lust, mich bei dem unfreundlichen Mann zu entschuldigen. Aber dann dachte ich daran, dass Mama und Paps gleich in den ersten Tagen an der neuen Schule zu einem Elterngespräch kommen mussten, weil ich in eine Klopperei geraten war. Eigentlich schuldlos, aber das hatte niemanden interessiert. Der Schulleiter kannte wenig Gnade, und ich durfte mir keinen weiteren Fehler erlauben, denn wegen Marlene wollte ich unbedingt auf der Schule bleiben. Allerdings war die gerade in ein Fettnäpfchen gestiefelt. Ich musste also doppelte Wogen glätten.

»’tschuldigung«, murmelte ich.

»Oh, das konnte ich eben aber gar nicht richtig hören«, sagte der Schulleiter mit einem bösen Unterton.

»Entschuldigung!«, schrie ich so laut ich konnte.

Der Schulleiter starrte mich an, als wüsste er noch nicht, ob er sich erst einmal von seinem Schreck erholen oder mich sofort wegen meiner Unverschämtheit anbrüllen sollte. Ich nahm ihm die Entscheidung ab.

»Wir werden unsere Mitschüler fragen, was Sie in der Aula Wichtiges verkündet haben und jetzt in unseren Unterricht flitzen. Nicht dass wir den Anschluss verpassen«, sagte ich schnell und zog Marlene hinter mir her.

»Auweia«, sagte sie im Flur und strahlte mich an.

2. Der Deutschaufsatz

Dann saßen wir bei Frau Wolfert im Deutschunterricht. Jetzt war ich tatsächlich wach. Mit der Wachheit kamen die Erinnerungen und Gedanken. Trotzdem versuchte ich, so zu tun, als sei nichts weiter Aufregendes passiert, weder gerade im Büro des vom Heiterkeitswettbewerb besessenen Schulleiters noch an diesem vergangenen absolut verrückten Wochenende. Ich schaute zu, wie Marlene ihren Zopf zwirbelte, so dass er wie ein Propeller um ihre Finger sauste. Dass wir uns erst seit zwei Wochen kannten, kam mir völlig unmöglich vor. Doch Unmöglichkeiten gibt es nicht.

»Und, hattet ihr ein schönes Wochenende?«, fragte Frau Wolfert in dem Moment. Beinahe hätte ich losgeprustet.

»Ja!«, riefen einige Mädchen.

»Auf keinen Fall«, knurrte Tim.

»Nehmt bitte die Hefte heraus und beschreibt auf einer Seite euer Wochenende«, sagte unsere Lehrerin.

»Da reicht mir eine halbe Zeile«, rief Tim. »Es war doof.«

Einige in der Klasse lachten. Marlene und ich nicht. Ihr propellernder Zopf traf mich an der Wange.

»Wie soll unsere Geschichte denn auf eine Seite passen?«, wisperte sie. »Die ergibt mindestens ein ganzes Buch. Außerdem glaubt uns die sowieso niemand.«

Darum haben wir sie auch niemandem erzählt, dachte ich. Wir holten unsere Hefte raus.

»Wir beschreiben einfach das Wochenende davor«, raunte ich Marlene zu.

»Da haben wir an unserem Projekt für den Nachhaltigkeitswettbewerb gearbeitet«, wisperte sie. »Und das weiß Frau Wolfert.«

Das stimmte. Unsere neue Lehrerin hatte uns am ersten Schultag am Gymi aufgefordert, an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Bevor der Schulleiter das Ganze dann doch wieder abgeblasen hatte, weil er einen Schwindel hinter dem Institut der Zukunft vermutete, hatten wir unser Projekt, den Gemeinschaftsraum mit Sachen zum Ausleihen in unserem Haus, schon umgesetzt und Frau Wolfert gezeigt. Die Idee hatten wir dann beim Institut direkt abgegeben. Zufällig hatten wir das nämlich im selben Haus entdeckt, in dem Marlene Ballettstunden hat. Wir hatten gewonnen, zumindest hatte das Institut es so bezeichnet. Und damit hatte alles begonnen.

»Dann beschreiben wir eben das Wochenende davor«, raunte ich.

»Da waren doch noch Sommerferien«, murmelte Marlene.

Ich ließ meinen Blick durch das Laub des riesigen Baumes vor dem Fenster schweifen. Die Blätter würden sich bald verfärben, aber noch waren sie grün. Ich schaute ihnen ein bisschen bei ihrem flirrendem Tanz im Wind zu. Dann knallte ich mit dem Kopf auf unsere Schulbank.

»Verdammt«, stöhnte ich und rieb mir die Stirn. »Ich bin schon wieder eingeschlafen.«

»Tut es sehr weh?«, fragte Marlene mitleidig.

Ich schaute sie an und musste plötzlich grinsen. »Da fällt mir ein, dass du mir noch einen Schmerzorden basteln wolltest.«

Marlene nickte. So einen Orden hatte ich mir redlich verdient. Ich war abgestürzt, erfroren und beinahe ausgesaugt worden. Marlene hatte mir dreimal das Leben gerettet. Eigentlich hatte sie also auch einen Orden verdient.

»Anton, ich denke, du solltest jetzt mit deiner Arbeit beginnen«, sagte da Frau Wolfert direkt vor mir.

Sie war unbemerkt an unseren Tisch getreten. Ihre Stimme klang dringlich, aber trotzdem nett.

»Entschuldigen Sie bitte, Frau Wolfert«, sagte ich und schlug hastig mein Heft auf.

Blöderweise zerriss ich dabei die erste Seite. Frau Wolfert zog ihre Augenbrauen hoch. Verdammt. Ich nahm meinen Stift.

Bei der Feier im Institut der Zukunft zu Ehren unseres angeblichen Gewinns des Nachhaltigkeitswettbewerbs am letzten Samstag, sprangen wir aus Versehen durch das Portal eines Paralleluniversums. Natürlich haben wir das erst gar nicht verstanden, sondern dachten, wir hätten uns in einem riesigen Garten auf den Dächern der Stadt verlaufen. Wir begegneten unglaublichen Dingen wie kleinen Tierchen, die aussahen wie Moosbüschel, trockenem Regen und atmenden Steinen. Wir hatten Hunger und Angst, wir froren im Wind, der nach Bananenmilch roch, und fanden keinen Ausgang. Dafür entdeckten wir ein Flugzeug, das wie ein orientalischer Palast eingerichtet war. Dort übernachteten wir. Erst am nächsten Tag (und nachdem uns ein falschherum fließender Wasserfall in den sich niemals verändernden Wölkchenhimmel katapultiert hatte und wir dabei unfreiwillig über die Weltkante gefallen waren) erfuhren wir, dass wir uns in einem Paralleluniversum befanden. Dieses war von drei verrückten Wissenschaftlern erschaffen worden, in einer unmöglichen Etage unter dem Ballettstudio, das Marlene besucht. Die Wissenschaftler wollten mal ausprobieren, ob tatsächlich nichts unmöglich ist, wie es ja immer heißt. Die drei hatten sich Marvelcomicnamen gegeben und waren einst zu viert gewesen. Der vierte Mann war letztlich das Problem. Doch bevor wir das erkannten, mussten wir Marlenes Schwester Luisa retten, die sich ebenfalls im Paralleluniversum der Unwahrscheinlichkeiten verlaufen hatte. Hier wurden nämlich alle Menschen, die älter als zwölf Jahre waren, selbst unwahrscheinlich. Luisa ist fünfzehn. Zum Glück entdeckten wir nicht nur die gruseligen Spiegelbilder von uns, die in einem Teich irgendwie lebendig geworden waren, sondern fanden auch Luisa rechtzeitig. (Beinahe zumindest. Leider büßte sie einen Finger und ihr rechtes Ohr ein.) Doch um die Rettung von Marlenes Schwester war es eigentlich gar nicht gegangen, sondern um die Rettung der ganzen Welt. Darunter hätten es die Marvelhelden wohl nicht machen können. Tatsache war, dass Unwahrscheinlichkeiten in unser Universum gelangten und hier alles aus dem Gleichgewicht brachten. Es gab also ein Loch, das gestopft werden musste. Weil wir den Nachhaltigkeitswettbewerb so hervorragend gelöst hatten (oder weil wir die einzigen Dummen gewesen waren, die daran teilgenommen hatten), war uns diese glorreiche Aufgabe zugefallen. Wir überlebten ein Feuer, das uns vereisen wollte, und Dornenranken, die uns auszusaugen versuchten, und letzten Endes auch den Silikonmann, den einstigen vierten Mann, der danach trachtete, uns mit Tausenden von Gummibällen zu töten. Zum Glück war der auch das Loch zwischen den Welten. Er hatte die Unwahrscheinlichkeiten hier herübergebracht, weil er total durchgeknallt war und nichts Geringeres als die Weltherrschaft anstrebte. Es ist dann aber trotzdem schrecklich gewesen, als er vor unseren Augen unwahrscheinlich wurde und einfach verschwand. Doch wir hatten unsere Aufgabe erledigt und konnten wieder nach Hause gehen. Drei Tage waren wir im Paralleluniversum unterwegs, doch hier waren nur zwei Stunden vergangen, von denen unsere Eltern annahmen, wir hätten sie Eis essend mit den Leuten vom Institut der Zukunft verbracht.

Wer drei Tage in zwei Stunden erlebt, der hat ein Anrecht auf eine Woche Schlaf und schulfrei. Als Weltretter sowieso.

Natürlich schrieb ich das alles nicht auf. Wir hatten mit den Marvelhelden abgesprochen, dass sie das Paralleluniversum implodieren lassen und wir niemals darüber reden würden. Das hätten wir sowieso nie getan. Ich meine, was hätten die Leute über uns gedacht? Sicher nicht, dass Marlene und ich zwei heldenhafte Weltretter waren.

Blöderweise war es ziemlich unmöglich, sich an all das zu erinnern, ohne ganz meschugge zu werden. Und wie unmöglich es sich erst anfühlte, dass das alles tatsächlich passiert war! Aber unmöglich gibt es eben nicht. Auch wenn das nicht bedeutet, dass alles möglich ist. Diesen Satz lasse ich hier einfach mal so stehen. Wer Lust hat, sich darüber einen Knoten in die Gehirnwindungen zu denken, kann das ja tun. Ich bin dazu zu müde. Ich schrieb irgendetwas in mein Heft und wartete auf die Pause. Als es endlich klingelte, nahm ich Marlene bei der Hand und zog sie hinter mir her.

»Anton«, schnaufte Marlene, »jetzt habe ich mein Frühstücksbrot vergessen.«

»Das tut mir leid«, sagte ich. »Komm, ich spendiere dir eine Brezel am Frühstücksmobil.«

In der Schlange an dem kleinen Bäckerwagen, der in jeder ersten Pause im Schulhof steht, waren wir zum Glück beinahe die Ersten. Mit unseren Brezeln setzten wir uns auf eine Bank in die Sonne. Vor uns tobten ein paar Kinder um eine Tischtennisplatte herum. In der gegenüberliegenden Ecke rotteten sich einige Jungs um Uwe Bommel. Ich warf ihnen einen finsteren Blick zu. Ihretwegen war ich dem Schulleiter das erste Mal unangenehm aufgefallen.

»Es ist total schrecklich, dass wir niemandem erzählen können, was vorgestern passiert ist«, sagte Marlene.

»Das finde ich auch«, sagte ich. »Gestern wäre ich zu Hause fast geplatzt. Besonders weil meine Mutter die ganze Zeit so besorgt um mich war und immer wieder fragte, was los sei.«

»Zum Glück haben wir uns«, sagte Marlene.

»Zum Glück«, sagte ich.

Wir lächelten uns an. Doch dann schüttelte Marlene ihre Schultern, als wäre ihr kalt.

»Was ist los?«, fragte ich.

»Ich habe so ein komisches Gefühl. Als würde uns jemand beobachten«, wisperte Marlene und zwirbelte ihren Zopf.

Ich schaute mich aufmerksam um. Uwe Bommel und seine Jungs kümmerten sich nicht um uns. Kaspar und Tim rangelten sich am Frühstücksmobil. Vor uns tobten noch immer die Kinder um die Tischtennisplatte herum. Niemand schaute in unsere Richtung.

Doch auf einmal spürte ich es auch. Meine Haut im Nacken kribbelte. Es fühlte sich an, als würde der Blick eines Beobachters, der auf mich herabstarrte, dorthin treffen. Ich guckte langsam nach oben. Die meisten Fenster standen offen und waren schwarze Löcher im Schulgebäude. Nur im Büro des Schulleiters hingen Gardinen vor den Fenstern. Und genau hinter diesen Gardinen stand jemand. Schnell senkte ich den Kopf wieder.

»Im Büro des Schulleiters steht jemand hinter den Vorhängen und starrt zu uns runter«, murmelte ich.

Marlene tat so, als müsste sie sich mal strecken und inspizierte dabei die Fenster im ersten Stock.

»Mhm«, machte sie. »Wahrscheinlich der Schulleiter selbst. Er hat uns auf dem Kieker, weil wir vorhin bei seiner grandiosen Rede einfach eingeschlafen sind.«

»Wir sollten uns davon aber nicht verrückt machen lassen«, sagte ich. »Stimmt, vielleicht prüft er ja nur mal, ob auch alle schön heiter sind«, murmelte Marlene.

Ich prustete los und verschluckte mich am letzten Bissen meiner Brezel. Marlene klopfte mir auf den Rücken.

»Geht es wieder?«, fragte sie, als ich endlich aufhörte zu husten.

»Alles okay, danke«, sagte ich.

Dann wandte ich mich ihr zu. »Wir müssen keine Angst mehr haben, Marlene«, sagte ich leise. »Wir sind wieder zu Hause und in Sicherheit. Hier beobachtet und verfolgt uns niemand.«

Der Schulgong beendete die Pause. Wir rutschten von der Bank und liefen langsam zurück in die Schule.

»Du hast recht«, sagte Marlene. »Wir sind in Sicherheit. Wer sollte uns hier beobachten und warum auch?«

3. Kriechende Erde

Nach der sechsten Stunde gingen wir zu mir. Mama hatte nichts dagegen, wenn ich Marlene spontan zum Mittagessen mitbrachte. Im Gegenteil. Sie kochte sowieso immer so viel, als würde sie noch eine Menge Gäste erwarten.

»Anton, hilf mir mal bitte damit«, sagte Opo und drückte mir zwei Schlafsäcke in die Hand, die er gerade aus seinem Auto geholt hatte. Er war genau in dem Moment vorgefahren, als ich meinen Schlüssel ins Haustürschloss gesteckt hatte.

»In den Keller oder hoch?«, fragte ich.

»In den Keller«, sagte Opo.

Opo wohnt zwar nicht wirklich bei uns, aber das hatten wir alle beinahe vergessen. Er hatte sich Paps’ einstiges Arbeitszimmer unter den Nagel gerissen und ging bei uns ein und aus, wie er wollte. Ich fand das super, denn mit Opo hat man viel Spaß, obwohl er einige Dinge, die er sagt oder macht, gar nicht lustig meint. Außerdem weiß er viel über die Welt und das Leben, weil er viel gereist ist. Aber leider konnte ich auch ihm nichts von unseren Abenteuern im Paralleluniversum erzählen. So weit war er dann doch nie gekommen.

Opo öffnete die Beifahrertür seines alten hellblauen Käfers. Er ist einer der letzten dieser Stadt, der noch so ein Auto fährt. Außerdem ist er ein Gentlemen alter Schule mit etwas altmodischen, aber sehr guten Manieren. Zumindest dann, wenn er Lust dazu hat. So wie gerade, als er galant einer Dame mit einem goldenen Turban aus dem Wagen half, die sich etwas umständlich auseinanderfalten musste, weil sie so groß war.

»Tante Uli!«, rief Marlene überrascht. »Was machst du denn hier?«

»Nicht viel anderes als du, meine liebste Marlene. Ich werde von einem wunderbaren Mann zum Mittagessen ausgeführt«, zwitscherte Tante Uli.

Sie warf Opo einen Luftkuss zu, und der tat so, als würde er ihn mit der Hand auffangen und an sein Herz drücken. Marlene kicherte. Tante Uli reckte und streckte ihre langen Glieder. Ich befürchtete schon, sie würde hier direkt auf der Straße ihre Lieblingsyogaübung, den Sonnengruß, vortanzen oder wie man das beim Yoga nennt. Stattdessen kam sie zu uns gelaufen und umarmte erst ihre Nichte und dann mich. Inzwischen begann Opo den Kofferraum auszuladen.

»Mama wird sich freuen«, sagte ich und meinte es so.

»Wieso deine Mutter?«, fragte Opo. »Sie ist doch arbeiten.«

»Und Mittagessen?«, fragte ich erschrocken.

»Dafür sorge ich«, sagte Opo.

»Wunderbar«, rief Tante Uli. »Wir haben nämlich seit gestern Mittag nichts mehr gegessen«, raunte sie uns zu. »Ich fühle mich schon ganz schwächlich.«

Davon war allerdings nichts zu merken. Kurzerhand nahm sie nämlich Opo das ziemlich unordentlich zusammengefaltete Zelt aus den Händen und schulterte es auf ihrem breiten Rücken.

»Wir haben das Zelt nicht mehr in diesen viel zu kleinen Sack bekommen«, erzählte sie lachend und lief mit langen Schritten voran. »Darüber hätten wir beinahe unseren ersten Ehekrach bekommen.«

»Ähm, wieso Ehekrach?«, fragte ich überrascht.

Soweit ich wusste, hatten sich mein Opa und Marlenes Tante erst vorgestern bei der seltsamen Preisverleihung im Institut der Zukunft kennengelernt. Klar, sie hatten inzwischen eine Menge zusammen erlebt: Sie hatten zu peinlichen Schlagern auf der Bühne des Instituts getanzt, sich mit Mirabellenlikör beschwipst, im Schlafzimmer meiner Eltern Yoga zu Brahms geturnt und eine Nacht zeltend auf dem Hausberg hinter der Stadt verbracht, um die Sonne beim Untergehen zu grüßen. Aber wann hatten sie geheiratet?

»Das sagt man doch nur so«, erklärte Tante Uli.

Dann rauschte sie die Kellertreppe hinunter.

»Dolle Frau«, brummte Opo, der ihr mit den Zeltstangen folgte.

Marlene kicherte noch einmal. Sie trug die Isomatten. Am Ende der kleinen Prozession in den Keller lief ich mit den Schlafsäcken.

»Huch!«, hörte ich Tante Uli plötzlich aufschreien.

Im selben Moment rannte ich in Marlene hinein, die am Fuß der Treppe abrupt stehen geblieben war. Marlene selbst war gegen Opo gestoßen, der vor Schreck die Zeltstangen fallen gelassen hatte, die nun mit lautem Getöse auf dem Zementboden herumklapperten.

»Liebstes Fräulein Uli, was, um Himmels willen, ist denn los?«, rief Opo erschrocken.

»Ach, Kinder, es tut mir leid«, sagte Tante Uli und klang kein bisschen bekümmert. »Aber ich habe mir doch tatsächlich eingebildet, ich hätte da eben etwas ganz und gar Unmögliches gesehen.«

Ich hörte, wie Marlene die Luft scharf einzog.

»Was denn?«, fragte ich.

»Ach, ihr haltet mich nur für eine seltsame Schachtel, wenn ich es euch sage«, wiegelte Tante Uli kichernd ab.

Wir legten die Campingsachen vor unsere verschlossene Kellertür. Mit ihren Worten hatte Tante Uli Marlene und mich erst richtig neugierig gemacht. Während sie und Opo schon wieder die Treppe hinaufliefen, trödelten wir noch etwas herum und schauten aufmerksam in alle Ecken.

»Da!«, wisperte Marlene plötzlich und griff nach meinem Arm.

Im selben Moment sah ich es auch. Man hätte es für ein ganz normales kleines Häufchen feuchter Erde halten können. Doch das war es nicht. Denn es kroch davon. Wie ein kleines Amöbentier mit unbestimmter Form glitt es über den Kellerboden. Als es an die Wand kam, krabbelte es diese einfach hinauf. Wir folgten ihm mit den Augen, bis der kleine kriechende Erdhaufen von der Dunkelheit in der obersten Ecke der Kellerdecke verborgen wurde.

»Doctor Strange hat gesagt, die wenigen Unwahrscheinlichkeiten aus dem Paralleluniversum, die der Silikonmann freigelassen hat, würden hier keinen Schaden anrichten«, murmelte ich.

»Es ist trotzdem gruselig, sie zu entdecken«, sagte Marlene.

»Das stimmt«, sagte ich. »Hoffentlich verschwinden die bald alle.«

»Mhm«, machte Marlene und zwirbelte ihren Zopf.

Doctor Doom hatte uns erklärt, dass sich die Unwahrscheinlichkeiten mit den Wahrscheinlichkeiten unseres Universums mischen und dann wahrscheinlich werden, also einfach verschwinden würden.

Schließlich gingen auch Marlene und ich nach oben. Opo wärmte in der Küche das Mittagessen auf, das Mama schon gestern gekocht hatte.

Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile zusammen am Tisch. Opo erzählte von seinen Reisen. Ich konnte nicht so genau zuhören. Das machte aber nichts, denn ich kannte die Geschichten sowieso schon. Die ganze Zeit musste ich an den kleinen Erdhaufen denken und ob es irgendwie schlimm sein könnte, dass es den jetzt in unserem Keller gab. Vielleicht sollte ich ihn einfangen und auf das Beet im Hinterhof legen? Vor lauter Grübeln bekam ich ein sonderbares Gefühl im Bauch. Das erinnerte mich an die Pause und an den Schulleiter – oder wer auch immer hinter den Gardinen im ersten Stock der Schule gestanden hatte. Warum hatte der uns beobachtet?

»Anton?«, fragte Marlene leise. »Ist alles okay?«

Ich nickte. »Ja, alles klar. Ich bin einfach nur supermüde.«

Ich wollte nicht, dass Marlene sich Sorgen machte.

Als Mama von der Arbeit nach Hause kam, freute sie sich, uns alle zu sehen. Sie aß selbst einen Teller Eintopf und erzählte kurz von ihrem ersten Arbeitstag. Er war gut verlaufen, und Mama sah richtig glücklich aus. Dann kramte sie unser Mensch, ärgere dich nicht-Spiel hervor.

Zuerst befürchtete ich, dass wieder irgendetwas völlig Unmögliches passieren könnte. Zum Beispiel, dass Mama gewinnen würde. Sie gewinnt sonst nämlich nie. Aber nach zwei Stunden waren wir noch immer mitten im Spiel, und niemand würde in nächster Zeit gewinnen, weil jeder ständig wieder rausgeschmissen wurde.

»Wenn man zu fünft spielt, dauert Mensch, ärgere dich nicht unendlich lange«, sagte Marlene.

»Meine Süße, was weißt du denn schon von der Unendlichkeit?«, murmelte Tante Uli und lachte dann fröhlich auf, weil sie Opo rausschmeißen konnte.

Marlene und ich schauten uns an. Wir wussten ganz genau, was Unendlichkeit ist. Wir waren drei Tage lang in ihr gefangen gewesen.

»Hast du heute kein Ballett?«, fragte ich Marlene etwas zu laut und versuchte, ihr unauffällig zuzuzwinkern. Das klappte aber nicht, weil ich nicht zwinkern kann. Marlene verstand mich trotzdem.

»Meine Ballettstunde!«, rief sie. »Ich muss schnell los.«

»Moment!«, rief Opo. »Das hier kann nicht so einfach unterbrochen werden. Das ist kein Spiel.«

»Ach, ist es nicht?«, fragte Tante Uli. Sie machte große Augen. Vielleicht weil sie daran dachte, wie fröhlich sie Opo eben vom Brett gefegt hatte und dass der darüber vielleicht gar nicht lachen konnte.

»Das Ende dieser ernsten Sache kann aber bestimmt werden, wenn nach einer sehr komplizierten Berechnungsformel der wahrscheinlichste Gewinner zum tatsächlichen Gewinner erklärt wird«, sagte ich.

»Richtig«, sagte Opo.

»Ach?«, machte Tante Uli, die wohl noch nicht mit ihrem neuen Verehrer gespielt hatte.

»Nach reiflicher Überlegung komme ich zu der Überzeugung«, hob Mama mit ernster Stimme an, »dass Opo gewonnen hätte.«

»Das wollte ich doch gemeint haben«, sagte Opo zufrieden grinsend.

»Darauf ein kleines Mirabellenlikörchen!«, rief Tante Uli und klatschte in die Hände.

»Lieber nicht«, brummte Opo. Mirabellenlikör schien nichts für alle Tage zu sein.

»Marlene, ich bringe dich zum Ballett«, sagte ich.

Mama strahlte mich an. »Das ist aber lieb von dir, Anton«, sagte sie.

»Ist es wirklich«, bestätigte Marlene.