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Eine norwegische Weihnachtsgeschichte nach dem Buch 'Arne and the Christmas Star' von Alta Halverson Seymour aus dem Jahre 1952. Norwegen, das Land mit den langen hellen Sommertagen und den langen dunklen Wintertagen, bis hin zu fast einem halben Jahr Licht und einem halben Jahr Dunkelheit im hohen Norden des Landes. Aber auch hier kommt nach dem Sommer, was immer kommt: Das nächste Weihnachten steht vor der Tür. Doch bevor das friedliche Fest gefeiert werden kann, gibt es noch jede Menge Aufregung und spannende Abenteuer. Der Frachter Sterne (Stern) kämpft tapfer im Sturm. Zuhause, in dem kleinen norwegischen Fischerdorf, warten Arne und seine Familie und beten für die sichere Rückkehr. Es war die Weihnachtszeit und die Sternje war dafür ausersehen, in jenem Jahr das Weihnachtsschiff zu sein, das auch Weihnachtsgeschenke und andere schöne Dinge mitbringt. Der von Arne stets bewunderte große Bruder Gustav dient als Erster Maat auf dem Schiff. Wie es schließlich gelingt, das Schiff sicher in den Hafen zu bringen, ist ein spannender Teil der Geschichte, neben anderen Abenteuern und Erlebnissen des heranwachsenden Arne. Ein Buch für Kinder und Jugendliche, aber auch eine leichte Lektüre für jung gebliebene Erwachsene. Große, deutliche Schrift - gut zum Vorlesen.
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Seitenzahl: 108
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Alta Halverson Seymour wurde im Jahre 1893 in Deer Park, Wisconsin, USA, geboren. Über ihre Universitätsausbildung in Minnesota und einem eigenen Schreibbüro in Kalifornien kam sie schließlich nach Illinois, wo sie für den Rest ihres Lebens blieb. Zusammen mit ihrem Mann unternahm sie viele Reisen, auch auf Fracht- oder Postschiffen, die ihr das Material für ihre zahlreichen Geschichten lieferten.
Beim Gebrauch norwegischer Wörter und Begriffe hat sie im Originalbuch oft Norwegisch mit Dänisch verwechselt; auch stimmten einige Namen und Ortsbezeichnungen nicht. Dies wurde, auch im Sinne des Buch-Untertitels 'eine norwegische Geschichte', entsprechend korrigiert.
Für Todd. Er war der Erste, der sich mit Arne angefreundet hatte.
»Oh, Mutter, ich habe gehört, dass die Leute von Onkel Jens morgen auf den Berg zu ihrem Seter [Alm, Almhütte] gehen. Darf ich dieses Mal mitkommen, erlaubst du es?« Arnes Zunge flatterte, als er in die Küche stürmte, und seine blauen Augen sahen sich begierig nach seiner Mutter um.
Es war aber niemand außer seiner Großmutter Beste zu sehen, die am Küchentisch mit ihrer Rührschüssel beschäftigt war. »Wo ist Mutter?«, fragte er sie. »Cousine Berit hat mir gerade gesagt, dass sie morgen mit den Kühen und Ziegen auf den Berg gehen werden. Weißt du, wer alles mitgeht? Meinst du, ich kann – «
»Um Himmels willen, Junge, du drehst dich ja wie ein Spinnrad! Es muss dein rotes Haar sein, das dich so schnell vorantreibt. Sei doch mal einen Moment still, ja? Ich kann immer nur fünf oder sechs Fragen auf einmal beantworten. Deine Mutter und deine Schwester Margit sind drüben und helfen Tante Tina bei den Vorbereitungen für die morgige Reise.«
»Also gehen sie! Oh, ich hoffe, ich darf auch mitkommen. Ich glaube, das werde ich, was meinst du?« Arne nahm sich ein Stückchen Teig von der klebrigen gelben Masse auf dem bemehlten Brett seiner Großmutter und sah sie aufmerksam aus seinen Augenwinkeln heraus an. Ihre Hand war schnell, und er riskierte, einen scharfen Schlag auf die Knöchel zu bekommen.
Aber dieses Mal passierte es nicht. Sie schob nur ihr Brett von ihm weg und begann, Mehl in den Teig zu geben. »So ein Junge!«, rief sie aus. »Es wäre eine Erholung für mich, wenn deine Mutter es erlauben würde, dich den ganzen Sommer über auf dem Berg bleiben zu lassen.«
Arne wusste, dass sie es nicht so gemeint hatte. Die beiden waren immer die besten Freunde. Großmutter Dalen, die alle Beste nannten, eine Kurzform der ehrwürdigen norwegischen Bestemor [Oma], schien seine Streiche und Neckereien zu genießen. Einmal hatte man sie sogar sagen hören, als sie nicht wusste, dass Arne in der Nähe war: »Ich mag freche Jungs«. Dann, als sie ihn erblickt hatte, hatte sie beflissen hinzugefügt: »Sie halten dich immer auf Trab.«
Jetzt schnitt sie ein Stück Teig ab und formte es zu einer weichen, langen Rolle, die sie geschickt zu einer Schleife band. Danach machte sie mehrere davon, legte sie auf ihr Blech und schob sie in den heißen Ofen.
»Weißt du, wer mitgeht, Beste?«, fragte Arne, der die Zubereitung des Gebäcks mit Interesse beobachtete, aber hoffte, sie würde sich beeilen und seine Fragen beantworten. »Ich wünschte mir nur, wir hätten unseren eigenen Seter.«
»Ja, ja, dein Vater könnte viel damit anfangen«, spottete Beste.
Arnes Vater war in der Fischverarbeitung tätig und besaß gerade genug Land, um ein wenig Heu zu bekommen und ein oder zwei Kühe und ein paar Ziegen zu halten. Onkel Jens hingegen war ein richtiger Bauer, und wie die meisten Bauern in Norwegen hatte er seine eigenen Weiden hoch oben in den Bergtälern, wo das Gras grün und üppig wuchs. Diese wurden Seter genannt, und jeder hatte eine kleine Hütte, in der einige der Töchter der Familie den Sommer verbrachten. Die Mädchen melkten die Kühe und Ziegen, die vom heimischen Bauernhof auf die Weide gebracht wurden, stellten Käse her und stampften Butter. Arne dachte, dass der beste Spaß des Sommers auf dem Seter zu finden war. Der Tag des Umzugs dorthin war stets besonders lustig.
»Cousine Signe wird natürlich mitgehen müssen«, sagte er, »und Cousine Berit, nehme ich an.«
»Ja, Berit ist alt genug, um dieses Jahr zu helfen – fast so alt wie du. Sie ist jetzt elf Jahre alt. Deine Schwester Margit wird unsere eigenen Kühe und Ziegen hochbringen und sich um sie kümmern. Und natürlich werden Onkel Jens und Tante Tina und der kleine Knut den Haushalt führen und den Mädchen helfen, sich einzuleben. Und Cousin Eyvind – «
»Und ich – haben sie gesagt, dass ich mitkomme?«, fragte Arne eifrig, als sie innehielt.
Die Figur von Beste hatte die Form einer ihrer eigenen Butterkugeln, aber das hielt sie nicht davon ab, sich schnell zu bewegen und in der Regel auch schnell zu sprechen. Jetzt aber schien sie auf ihre Arbeit konzentriert zu sein, und als sie antwortete, sprach sie fast zögernd. »Ich habe nichts davon gehört, dass du mitgehen würdest, Arne. Ich habe aber gehört, wie dein Vater sagte, dass er zusätzliche Hilfe beim Bündeln von Lutefisk [Stockfisch] braucht. Er sagte, er sei froh, dass die Schule aus ist und du helfen kannst.«
»Was? Lutefisk zusammenbinden!«, sagte Arne verzweifelt. Das hatte er schon oft gemacht, besonders wenn Vater eine Lieferung hatte, die er schnell losschicken musste. »Das ist so eine lästige Arbeit, und es stinkt so! Muss ich wegen dieses Zeugs zu Hause bleiben?«
»Du magst Lutefisk so gut wie jeder andere, wenn er auf den Tisch kommt«, erinnerte ihn Beste. »Weißt du nicht, wie gut er ist, mit zerlassener Butter oder einer schönen Milchsoße?«
Arne wusste das natürlich gut genug, aber die Vorstellung, bei der ersten Fahrt des Sommers auf den Seter zu Hause zu bleiben, um stattdessen Lutefisk zusammenzubinden, gefiel ihm nicht. Ein Teil der Arbeit, die mit Lutefisk verbunden war, war in Ordnung. Es machte Spaß, beim Entladen der großen Kabeljaue aus den Fischerbooten zu helfen und den Männern zuzusehen, wie sie die Fische fachmännisch zerlegten, säuberten und zum Trocknen ausbreiteten. Ole Berg, der alte Fischer, der Vaters rechte Hand war, hatte Arne gezeigt, wie es gemacht wurde, und ihn sogar helfen lassen.
Vater dachte, Arne sei noch zu jung, um mit den großen, scharfen Messern umzugehen, aber Ole sagte, der Junge sei sehr fix mit seinen Händen. Also schenkte Herr Dalen seinem Sohn ein gutes norwegisches Jagdmesser mit einem silbernen Griff in Form eines Pferdekopfes und einer hübschen Lederscheide, die an seinen Gürtel passte. Arne war sehr stolz darauf und setzte es unter Oles Anleitung gut ein. Aber diese getrockneten Fische zu bündeln, war eine ganz andere Sache. Und der morgige Tag war gewiss nicht geeignet, um ihn auf dem Dock des Packhauses mit einer solch langweiligen Arbeit zu verbringen.
Da kam ihm ein hoffnungsvoller Gedanke, und er fragte: »Wird Gustav denn auch beim Bündeln vom Lutefisk helfen?«
Sein großer Bruder Gustav war gerade zu Hause zwischen den Fahrten auf See – Gustav, der eines Tages Schiffskapitän werden sollte. Er würde als Erster Maat fahren, wenn der Dampfer Laks [Lachs]das nächste Mal hier in Norheim auf seinem Weg den Fjord hinauf in den Hafen einlief.
»Was ist das Gerede über Gustav?«, rief eine starke Stimme, und ein großer, dunkeläugiger junger Mann mit lockigem schwarzen Haar kam in die Küche. »Oh, das ist gut, Beste! Du machst Kringler [Brezeln]! Sind die für die Fahrt rauf zum Seter?«
»Gehst du auch zum Seter, Gustav?«, rief Arne anklagend. »Und ich muss zu Hause bleiben und stinkenden alten Lutefisk bündeln!«
Enttäuschung machte sich in ihm breit. Es war noch schlimmer, wenn Gustav gehen würde und er es nicht konnte. Er hatte einen Kloß im Hals, und es schien ihm, als könne er kaum noch atmen. Das ganze Frühjahr über hatte er sich auf diese Reise gefreut. Er sehnte sich danach, an der fröhlichen Prozession teilzunehmen, die sich von dem kleinen Dorf die Bergstraße hinauf schlängeln würde. Hinauf, bis die Straße nur noch ein Pfad war, und dann immer weiter und höher. Schließlich würden sie zu dem kleinen Blockhaus kommen, das direkt auf der Klippe über dem Fjord stand, mit den Weiden und Tälern dahinter und den Bergen, die sich mit ihrem grauen Granit und den grünen Kiefern über all dem erhoben.
Zuerst kam Suri, das dicke, hellbraune Fjordpony von Onkel Jens, mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif. Suri mochte Arne sehr, denn er hatte immer ein paar Stückchen Zucker in seiner Tasche, und es hatte gelernt, danach zu schnüffeln, wenn er es streichelte und mit ihm sprach.
Suri zog den leichten Heuwagen, der mit Töpfen und Kesseln, Milcheimern und Kannen, Schüsseln und Bettzeug und all den anderen Haushaltsgegenständen beladen war. Wenn sie die Stelle erreichten, an der die Straße nur noch ein Pfad war, banden sie das Pony an und ließen es einen geruhsamen Tag mit dem Grasen auf der satten Bergwiese verbringen.
Tante Tina lenkte den Wagen, und der kleine Knut fuhr neben ihr. Die Mädchen kümmerten sich um die Kühe und Ziegen. Onkel Jens und Eyvind und Gustav würden große Rucksäcke tragen, weil sie die dicke kleine Suri nicht zu schwer belasten wollten. Kein pferdeliebender Norweger käme auf so eine Idee.
So gehen sie hoch, während die Glocken am Geschirr des Ponys bimmeln, die Kuhglocken läuten, der kleine Knut trällert oder pfeift, und alle singen und lachen. Sogar seine Cousine Berit, ein Mädchen und auch noch fast ein Jahr jünger als er, würde bei diesem fröhlichen Umzug dabei sein – und er konnte nicht mitgehen. Dieses Jahr würde es noch lustiger werden als sonst, denn Gustav ging auch mit, und wo Gustav war, gab es immer besonders viel Spaß. Es kam Arne so vor, als würde er vor Enttäuschung platzen.
Er musste sich anstrengen, um nicht zu weinen, aber das ging natürlich nicht, wenn man zwölf Jahre alt ist – vor allem, wenn Leute in der Nähe sind. Aber seine Nase kribbelte und seine Kehle schmerzte; er blinzelte mit den Augen, drehte sich um und ging zum Waschbecken, als ob er einen Schluck Wasser nehmen wollte – was aber nicht der Fall war.
Gustav schaute Beste an, und Beste schaute zu ihm zurück.
»Du wirst später im Sommer hinaufgehen, Arne«, sagte Beste tröstend.
»Es ist mir egal, ob ich später gehe«, sagte Arne, mit krächzender Stimme. »Ich will jetzt gehen, wenn Gustav geht und alles bereit gemacht wird – «
»Lass mich nachdenken«, sagte Gustav langsam. »Sie werden jede Hilfe brauchen, die sie bekommen können, um die Sachen von dort aus weiterzutragen, wo wir Suri zurücklassen. Arne ist jetzt ein ziemlich großer Junge, und er könnte eine große Hilfe sein. Ich weiß jedenfalls, dass das einer der Gründe ist, warum sie wollen, dass ich mitkomme.«
»Sie wollen dich, weil alle dich um sich haben wollen«, sagte Arne, immer noch mit gedämpfter Stimme. Aber das schwere Gefühl in seiner Brust erleichterte sich jetzt ein wenig, und er drehte sich halb um und sah hoffnungsvoll zu seinem Bruder. Gustav war ziemlich gut darin, einen Ausweg aus den Dingen zu finden.
»Der Lutefisk könnte heute genauso gut wie morgen zusammengebunden werden«, sagte Gustav. »Vater möchte nur, dass die Ladung übermorgen versandfertig ist, das ist alles. Wir können heute Nacht dort unten arbeiten. In diesen Juninächten ist es bis fast Mitternacht hell am Kai.«
»Wir?« Arnes Grinsen wurde breiter. »Du meinst, du wirst dabei helfen?«
»Warum nicht? Ich habe Lutefisk gebündelt, als ich noch kleiner war als du, und ich habe auch beim Verpacken der Fässer mit eingelegtem Hering geholfen und auch Stichproben gemacht. Ich habe mich gerne in der Packerei aufgehalten. Und es macht Spaß, daran zu denken, dass der Fisch aus dem kleinen Hafen von Norheim überallhin geht, sogar bis nach Amerika. Also komm schon mit, Junge.«
Arne flitzte freudig durch den Raum. »Glaub mir, ich hänge auch gerne im Lagerhaus herum, aber das kann ich jederzeit tun, aber der Seter – nun, das ist etwas anderes. Und dieses Jahr wird Onkel Jens eine besonders stabile Spezialvorrichtung anbringen, einen Lastenaufzug, um die Milchkannen und das Heu von der Spitze der Klippe hinunter auf die Ebene zu befördern. Wir haben schon viel darüber gesprochen. Ich möchte dabei helfen.«
»Nun, warum nicht? Du bist doch ziemlich gut in solchen Dingen. Jetzt gehen wir runter zum Packhaus, und ich zeige dir, wie du den steifen alten Lutefisk packst und den Draht schnell herumwickelst. Ich habe eine gute Technik. Wir werden schnell arbeiten, und wenn wir genug geschafft haben, wird Vater dich vielleicht morgen mitgehen lassen.«
Die beiden Brüder hatten es nicht sehr weit, obwohl ihr weißes Haus mit dem roten Dach und den roten Türen am Rande des kleinen Hafenstädtchens stand, weit oben an der norwegischen Küste, wo ein mächtiger Fjord ins Meer mündet. Sie gingen schnell die schmale, gepflasterte Straße entlang, die sich zum Kai