Artefakte - Rafael Ángel Herra - E-Book

Artefakte E-Book

Rafael Ángel Herra

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Beschreibung

Ein humorvoller Blick auf geschaffene Dinge, die entweder ihr Schicksal oder ihre Misshandlung durch die Menschen beklagen. Einige rühmen sich ihrer Perfektion, andere leiden darunter, dass sie nicht mehr gebraucht oder gekannt werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 49

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Für Daniela Trottier

Die Schüsseln und Töpfe sprachen folgendermaßen zu den Menschen aus Holz: „Schmerz und Qualen habt ihr uns kosten lassen, ihr habt unsere Münder und Gesichter verbrannt, immer waren sie verrußt und dem Feuer ausgesetzt, ihr habt uns verbrannt und ausgedörrt, und so werden wir euch jetzt verbrennen.“

Aus dem Popol Vuh XX C.T.

Die 111 Artefakte dieses Bestiariums

Wenn wir die Windmühlen, die Wasseruhr oder den Büstenhalter fragten, was sie von ihrer Arbeit halten, würden die Antworten die Geschichte der Dinge verändern.

Die Texte dieses Bestiariums nehmen sich vor zu erfahren, was 111 Instrumente sagen, jedes in seiner Einsamkeit und aus seiner Sicht. Ich lade den Leser ein, die Übung nachzuvollziehen. Wenn er es tut, wird er sehen, dass die Artefakte nie wieder dieselben sein werden.

Glauben Sie mir: Wir Computer lügen nicht.

Inhalt

Der Käfig

Die Windmühlen

Der Schlüpfer

Das Würgeisen

Der melancholische Büstenhalter

Die Treppe

Der glückliche Tropfen

Das Toilettenpapier

Das Knarren der Türangeln

Das Schlüsselloch

Die Trompete

Die Kugel

Die Zahl

Die Uhr mit Handaufzug

Die Ermüdung des Nagels

Der Hammer

Der Schlüssel

Das Heft

Der Sarg

Das verlorene Glück der Münzen

Die Motorsäge

Die merkwürdigen Schuhe

Der Handschuh oder die Falle Gottes

Der Zug und die Schienen

Die Tassen

Der Korken

Der Korkenzieher

Die Weinflasche

Die Schnürsenkel

Der unglückliche Radiergummi

Die Socken

Der Brunnen

Die Hängematte

Das Zündholz

Das Automobil

Das Kondom

Das Telefon

Das Klosett

Der Anker

Der Hut

Das Bett

Die Brille

Die Schreibmaschine

Der Nachttopf

Die Mauer

Der Fernseher

Der Teppich

Der Spiegel

Die Pfanne

Das Vorhängeschloss

Wenn die Kompasse voneinander abweichen

Der Ziegel

Auslassungspunkte

Die Fahne

Die Vorhänge und das Fenster

Die Papierserviette

Das Buch

Die Zeitung

Die Zahnbürste

Der Feuerlöscher

Arte factum

Die Öl-Kerze

Der Lippenstift

Der Strick

Der Hebel

Viagra

Die Schraube und die Mutter

Die Lupe

Die Feile

Die Beißzange

Der Stuhl

Der Krug

Die Straßenbahn oder die Gelassenheit der Maschinen

Das Gas

Der Angelhaken

Das Gift

Die Sandale

Der Strichpunkt

Die 69

Das Abführmittel

Die Perücke

Die Unterhose

Die Elektrizität

Das Thermometer

Die Mülltüte

Das Taschentuch

Die Verkehrsampel

Das Astrolabium

Die Zahnkrone

Der Meißel

Die Kurve

Die Nähnadel

Das Zeichen für Unendlichkeit

Der Holzhammer

Der Scheinwerfer

Die Pinzette

Der Ring

Die Sonde

Die Spieldose

Das Megaphon

Der Leuchtturm

Die Abortgrube

Der Wasserhahn

Die Säule

Das Wappen

Die Windfahne

Das Minuszeichen

Die Peitsche

Der Kalender

Der Schlusspunkt, der nichts anderes sein wollte als ein Punkt

Nichts

Zum Autor

Bücher auf Deutsch

Zum Übersetzer

1

Der Käfig

Gäbe es den Gesang der Vögel nicht, wäre es mir gleichgültig, was ich im Leben tue. Es ist angenehm, ihnen zuzuhören, ihre verzweifelte Sehnsucht nach Freiheit so nah zu fühlen, ihren schönen, vergeblichen Gesang.

Man stellte mich her, um andere einzuschließen. Es gibt keine einfachere Aufgabe. Aber auch ich bin eingeschlossen, denn die Türe zu öffnen oder zu schließen, hängt nicht von mir ab.

2

Die Windmühlen

Die überaus groteske Geschichte mit den Windmühlen ist hinreichend bekannt. Nicht einmal wir selbst werden diesen ungerechten Reiter vergessen können, der sich mit dem Schwert in der Hand auf unsere Flügel stürzte, um sie zu zerstören.

3

Der Schlüpfer

Die Doppeldeutigkeit foltert mich nicht, nein, in keiner Weise, aber ich nehme sie wahr und sie lenkt meine Gedanken ab. Ich will ehrlich sein: Die Dinge des Lebens sind sehr weit von meiner beruflichen Angst entfernt. Ich ziehe es vor, die Aufmerksamkeit dem Amt zu widmen und mich darauf zu konzentrieren, die warme Berührung zu genießen, zu der mich meine Berufung bestimmt. Jeder neue Tag ist ein Fest. Wenn ich mich zurückziehe, leide ich; ich zittere, wenn ich zurückkehre, denn es erwarten mich neue Berührungen.

Trotzdem verwirrt mich eine Sache, eine einzige: Sicher wissen Sie schon, meine Herren, die leichtfertig (vielleicht aus Neid) darüber urteilen, welcher Widerspruch meine Arbeitsmoral kompromittiert. Wenn Sie es nicht wissen, werde ich es Ihnen sagen: Ein Teil von mir ergötzt sich am Eingang zum Paradies, während der andere den Ausgang der Hölle bewacht.

4

Das Würgeisen

Man sagt, ich sei das älteste Instrument der Welt. Ich fühle mich geschmeichelt, wenn ich solche Behauptungen höre. Das Alter verleiht Prestige, Vorrecht, Würde. Ich verkörpere die Intelligenz dessen, der mich erfand. Durch mich veränderte sich die Geschichte. Wer kein Blatt vor den Mund nimmt, sagt es: Dank des Würgeisens gibt es Macht. Wie viele Köpfe habe ich nicht schon gebrochen, um sie zum Gehorsam zurückzuführen. Ich habe nichts zu tun, nur mich zur Schau zu stellen und zuzuschlagen. Ich bin rohe Kraft, bin Arglist, obwohl mir einige letztere Tugend absprechen. Meine Verleumder zittern bei meinem Anblick.

Hören Sie mir gut zu: Ich beklage es nicht, so zu sein. Warum sollte ich den Traum aufgeben, dass sich einige schwächliche Typen meinetwegen schlecht fühlen? Hingegen beschämt es mich tief, auf der Straße anderen zu begegnen, die stärker sind als ich, stolze, übermächtige Instrumente mit mehr Prestige, und ich leide, weil ich nicht zu den zivilisierten Waffen gehöre. Ich fühle mich alt, wie aus der Sammlung eines Antiquitätenhändlers. Ich tauge nur noch dazu, Hunde einzuschüchtern.

5

Der melancholische Büstenhalter

Jedermann beneidet mich um meinen Beruf. Glauben Sie mir, das Leben ist nicht leicht: Manchmal muss man große Lasten tragen!

6

Die Treppe