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Dieser Band enthält folgende Romane: Der Arzt und die junge Patientin (Sandy Palmer) Die Jugendliebe von Dr. Berger (Leslie Gaber) Die schönste Schwester der Fornheim-Klinik: Arztroman (Leslie Garber) Dr. Berger ist Chefarzt an der Klinik, obwohl er noch sehr jung ist. Alle Schwestern sind hinter ihm her. Es bahnt sich eine Liebe zu der der eher schüchternen aber sehr hübschen Schwester Tabea an. Doch dann taucht Dr. Bergers Jugenliebe Maria auf und versucht, ihm nochmal den Kopf zu verdrehen. Wie wird sich Dr. Berger entscheiden? Findet Tabea doch noch ihr Glück mit ihm?
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Seitenzahl: 202
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Arztroman Dreierband 1019
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Der Arzt und die junge Patientin: Super Arztroman
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Die Jugendliebe von Dr. Berger
Die schönste Schwester der Fornheim-Klinik: Arztroman
Dieser Band enthält folgende Romane:
Der Arzt und die junge Patientin (Sandy Palmer)
Die Jugendliebe von Dr. Berger (Leslie Gaber)
Die schönste Schwester der Fornheim-Klinik: Arztroman (Leslie Garber)
Dr. Berger ist Chefarzt an der Klinik, obwohl er noch sehr jung ist. Alle Schwestern sind hinter ihm her. Es bahnt sich eine Liebe zu der der eher schüchternen aber sehr hübschen Schwester Tabea an. Doch dann taucht Dr. Bergers Jugenliebe Maria auf und versucht, ihm nochmal den Kopf zu verdrehen. Wie wird sich Dr. Berger entscheiden? Findet Tabea doch noch ihr Glück mit ihm?
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Alfred Bekker
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Arztroman von Sandy Palmer
Der Umfang dieses Buchs entspricht 92 Taschenbuchseiten.
Fassungslos sah Dr. Volker Hartmann auf die junge Patientin, die eben als Notfall in die Klinik eingeliefert worden war. Nach einem schweren Unfall, bei dem sie schwerste Nierenschäden davongetragen hatte, lag sie jetzt hier, die Frau, in die er sich vor wenigen Tagen erst verliebt hatte! Doch sie war verheiratet, nie konnte es eine gemeinsame Zukunft für sie geben. Seine Gedanken wurden durch den Eintritt der Schwester unterbrochen. „Rasch, Herr Oberarzt“, stieß sie hervor. „Sie können an der Patientin eine Transplantation vornehmen. Ihr Mann ist an den Unfallfolgen gestorben und alle seine Werte stimmen mit denen unserer Patientin überein. Wir haben ein Spenderorgan!“ Volkers Herz begann zu rasen. War das die Chance für seine geliebte Claudia und für ihr gemeinsames Glück?
„Ich möchte Oberarzt Dr. Hartmann sprechen. Ist er noch im Hause?“
Aufgeregt klang die Frauenstimme durch den Draht. Aber der Mann in der Telefonzentrale des großen Essener Krankenhauses war es gewöhnt, mit angstvollen und erregten Menschen zu sprechen. Er blieb ganz kühl und sachlich und erwiderte nur: „Einen Augenblick, bitte! Ich verbinde.“
Es klickte in der Leitung. Hildegard Hartmann, die Mutter des Gesuchten, musste warten.
Nie war es ihr schwerer gefallen als in diesem Augenblick, denn nur wenige Schritte von ihr entfernt lag ihre Schwiegertochter Beate bewusstlos auf einer Couch.
„Um Gottes willen, wo bleibt er denn?“, murmelte die alte Dame vor sich hin. „Warum dauert es denn nur so lange?“
Es lag daran, dass Dr. Volker Hartmanns Dienst zu Ende war und er eigentlich längst hätte zu Hause sein müssen. Doch Krankheit und Tod hielten sich nicht an einen Stundenplan, und Dr. Hartmann war nicht der Mensch, der angesichts dringender Fälle seine Rechte auf einen ungestörten Feierabend geltend machte.
Wieder einmal war er eine Stunde länger geblieben. Dann hatte er endlich den weißen Kittel abgestreift, die Hände gewaschen und war in seinen Mantel geschlüpft.
„So ist es recht“, nickte die grauhaarige Schwester Laura ihm im Vorbeigehen zu, „endlich machen Sie Feierabend, Herr Oberarzt. Sie sind ja längst überfällig. Was sagt denn Ihre Frau dazu, dass Sie niemals pünktlich zum Abendessen erscheinen? Sie muss sehr geduldig sein. Aber auch der längste Geduldsfaden reißt einmal...“
Warnend erhob die alte Schwester ihren Zeigefinger und verschwand im Schwesternzimmer. Dr. Hartmann winkte ihr abschiednehmend mit der Hand zu und näherte sich der gläsernen Pendeltür, die die chirurgische Frauenstation abschloss.
Die elektrische Uhr, die über ihm von der Decke herabhing, zeigte die siebte Abendstunde an. Es war ein schöner, warmer Sommerabend.
In diesem Augenblick schrillte im Stationszimmer das Telefon.
Wenn Dr. Volker Hartmann ein anderer Mensch gewesen wäre, hätte er jetzt seinen Weg energisch fortgesetzt, um nur nicht noch einmal zurückgehalten zu werden.
Doch weil für ihn der Beruf das Wichtigste war und das Wort Pflichterfüllung an erster Stelle in seinem Vokabular stand, blieb er vor der Glastür stehen, und seine Hand, die schon zum Türgriff erhoben gewesen war, sank hinab.
Galt dieser Telefonanruf ihm? Wurde er vielleicht noch gebraucht?
So war es tatsächlich. In der nächsten Sekunde rief Schwester Lauras Stimme in den Flur hinaus: „Hallo, Herr Oberarzt, sind Sie noch da?“
„Ja, ja, hier bin ich. Ich komme schon.“
Er machte kehrt und nahm gleich darauf im Schwesternzimmer den Hörer entgegen. Schwester Laura hatte gerade noch Zeit, ihm zuzuflüstern: „Es ist Ihre Frau Mutter. Sie sagt, es sei sehr dringend.“
Schon hatte er den Hörer ans Ohr gedrückt und sprach in die Muschel: „Ja,hier bin ich. Guten Abend, Mutter was gibt es denn?“
„Beate“, stammelte die alte Dame, „es handelt sich um Beate!“
„Schnell, Mutter, was ist mit meiner Frau?“, stieß Dr. Hartmann besorgt hervor.
Schwester Laura, die sich im Hintergrund des Zimmers zu schaffen machte, versuchte sich den Anschein zu geben, als ob sie nicht zuhöre. Aber die Sache interessierte sie viel zu sehr, als dass sie sich auch nur ein Wort hätte entgehen lassen.
Ein großer Teil des ärztlichen und pflegerischen Personals in diesem Krankenhaus wusste, dass der Oberarzt eine kranke Frau hatte. Man kannte Dr. Volker Hartmann lange genug, man schätzte ihn und nahm teil an seinen Sorgen. Außerdem war Beate Hartmann in diesem Krankenhaus eine kranke Niere entfernt worden. Die Frau des Oberarztes litt an Nephrosklerose. Durch diese Krankheit, die man mit dem deutschen Wort Schrumpfniere bezeichnet, hatte ihre linke Niere die Fähigkeit verloren, die Konzentration des Harns dem jeweiligen Angebot des Körpers anzugleichen.
Infolge dieser chronischen Nierenerkrankung litt Beate Hartmann an dauerndem zu hohem Blutdruck. Das Herz wurde dadurch übermäßig belastet. Sie hatte stets quälende Kopfschmerzen. Ihre Sehkraft ließ durch eine Netzhautentzündung der Augen nach. Ihre Körperkräfte schwanden, ihr Gewicht nahm ab.
Selbstverständlich veranlasste Dr. Hartmann seine Frau dazu, ihre Lebensweise völlig dieser Krankheit anzupassen. Er verordnete ihr eine kochsalzarme Diät. Sie musste Alkohol und scharfe Gewürze meiden. Ihr streng geregeltes Leben enthielt keine körperlichen Anstrengungen. Aufregungen wurden ihr ferngehalten. Der Arzt sorgte für ausreichenden Nachtschlaf und richtete seiner kränklichen Frau ein eigenes Schlafzimmer ein, so schwer ihm diese Trennung von Beate auch fiel, aber durch seinen Beruf gab es zu häufig nächtliche Störungen, die Gift für sie waren. Wenigstens zweimal im Jahr reiste Beate zur Kur oder mit ihrem Mann in ein wärmeres Klima.
Das alles hatte nicht vermocht, die linke Niere zu retten. Eines Tages hatte sie ihren Dienst eingestellt und dann als ein nur noch Gifte produzierender, nutzloser Teil in ihrem Körper gelegen.
Schweren Herzens hatte sich Dr. Hartmann dazu entschlossen, seine Frau zu operieren und die linke Niere zu entfernen, denn er wusste, dass dies keine restlos befriedigende Lösung war. Leicht konnte auch die rechte Niere durch diese Krankheit geschädigt worden sein. Und was würde sein, wenn man eines Tages auch diese herausnehmen musste?
An diese Dinge dachte Dr. Hartmann, während er den Hörer ans Ohr presste und gespannt ins Telefon lauschte. War es nun soweit? Entschied sich jetzt Beates Schicksal? Seine Frau hatte ihm bereits während der ganzen letzten Woche nicht gefallen. Sie war so hinfällig gewesen und hatte so schlecht ausgesehen.
„Ich danke dir, Mutter, dass du mich angerufen hast. Ich komme sofort nach Hause. Beate muss ins Krankenhaus gebracht werden. Ich nehme sie auf meine Station. Ich bin innerlich darauf vorbereitet, Mutter. Ich fürchte, dass eine Operation unvermeidlich ist. Doch bis dahin vergeht noch einige Zeit. Du weißt, sie muss für einen so schweren Eingriff fit gemacht werden... Warum ich nichts gesagt habe? Ich wollte euch beiden die Unbefangenheit nicht nehmen. Also, bis gleich! Ich komme so schnell, wie ich kann.“ Der Hörer wurde aufgelegt. Ein paar Sekunden lang stand Dr. Hartmann nachdenklich da und starrte vor sich nieder.
„Soll ich ein Zimmer für Ihre Frau bereitmachen, Herr Oberarzt?“, fragte die grauhaarige Schwester. „Entschuldigen Sie, aber es war nicht zu umgehen, dass ich alles mit anhörte.“
„Die Krankheit meiner Frau ist ja auch kein Geheimnis“, lächelte Dr. Hartmann schwach. „Ja, bitte, Schwester Laura, bereiten Sie alles für ihre Aufnahme vor.“
Dann wandte er sich um und verließ mit hängendem Kopf und vornübergesenkten Schultern das
Schwesternzimmer. Sie hörte seinen Schritt sich auf dem Flur entfernen.
Schwester Laura seufzte und ging auf Zimmer 14, das gerade heute morgen frei geworden war. Es war ein ruhiges Einzelzimmer am Ende des langen Korridors. Das Fenster sah auf den Krankenhausgarten hinaus.
Wer weiß, wann Frau Hartmann einmal hier am Fenster stehen und auf die blühenden Blumen sehen wird?, fragte sich die alte Schwester.
Währenddessen erreichte Dr. Hartmann nach einer raschen Fahrt in seinem Wagen sein hübsches Haus, das in Bredeney in einem großen Garten gelegen war.
Seine Mutter kam ihm blass und erregt an der Tür entgegen.
„Sie liegt noch immer auf der Couch im Wohnzimmer, auf der sie umgesunken ist.“
„Geschah es ganz plötzlich, dass sie ohnmächtig wurde?“
„Nein, sie hat den ganzen Tag über Benommenheit und Sehstörungen geklagt.“
Er nickte. Er hatte es nicht anders erwartet.
Jetzt stand er, nachdem er die Diele durchquert hatte, im Wohnraum neben dem Sofa, auf dem seine Frau lag.
Mit einem tiefen Seufzer wandte er sich seiner Mutter zu. „Pack bitte ein Köfferchen für Beate! Du weißt, was sie braucht. Ich rufe inzwischen einen Krankenwagen her.“
Er war schon auf dem Weg zum Telefon, da hielt seine Mutter ihn mit einer Frage zurück.
„Was wird jetzt mit ihr geschehen?“
„Wir müssen sofort mit der Oxydationstherapie beginnen.“
„Du wirst sie im Krankenhaus an eine künstliche Niere anschließen?“
„Ja. Auf dem Wege der Hämodialyse wird das Blut von den schädlichen Stoffwechselprodukten befreit. Du weißt, dass das unter ärztlicher Aufsicht geschehen muss, denn durch dieses Verfahren werden ja leider auch lebenswichtige Stoffe aus dem Blut entfernt, so dass ständig die Blutzusammensetzung kontrolliert werden muss. Aber durch die Behandlung wird Beate bald wieder zu Bewusstsein kommen.“
„Und dann?“
„Wir werden so weitermachen, und wenn sie sich erholt hat und gekräftigt ist, muss ich ihr klarmachen, dass die Entfernung der Niere unvermeidlich ist. Inzwischen habe ich Zeit, ein geeignetes Organ zur Transplantation aufzutreiben.“
Hildegard Hartmann sagte nichts mehr. Sie maß nur ihren Sohn und die bewusstlose Schwiegertochter mit einem traurigen Blick. Dann verließ sie das Zimmer, um den Auftrag auszuführen, den ihr Sohn ihr gegeben hatte.
Dieser telefonierte inzwischen mit einem Taxi-Unternehmen, das auch einen Krankenwagen und einen als Sanitäter ausgebildeten Fahrer besaß. Man versprach, in zehn Minuten zur Stelle zu sein.
Alles klappte wie am Schnürchen. Der Wagen erschien. Beate wurde auf die Trage gehoben und hinaustransportiert. Behutsam schoben der Fahrer und sein Begleiter sie in den Wagen. Dr. Hartmann fuhr mit seinem eigenen Auto hinterher und führte das Köfferchen für seine Frau mit sich.
Sie hatten das Krankenhaus erreicht. An der Pforte standen zwei Pfleger bereit, die Frau des Oberarztes auf ein Fahrbett zu heben und in den ersten Stock in das für sie reservierte Zimmer zu bringen.
Es war Abend. Der Dienst der grauhaarigen Schwester Laura war längst zu Ende. Die Nachtschwester hatte das Regiment übernommen. Sie hieß Renate und war ein resolutes Wesen. Selbstverständlich war sie darüber informiert, wer da kam.
„Es tut mir sehr leid, dass Sie nun auch noch diese Belastung zu tragen haben, Herr Oberarzt“, sagte sie teilnehmend.
„Andere Menschen müssen auch mit einem solchen Schicksal fertig werden“, wehrte er ab.
Beate war jetzt in ihrem Zimmer angekommen. Sie hatte nichts davon gemerkt. Die beiden Pfleger gingen hinaus und kehrten bald darauf mit der künstlichen Niere zurück.
Der Apparat wurde neben Beates Bett geschoben, die Kanülen, an denen die Schläuche befestigt waren, in ihre Armvenen eingeführt. Dr. Hartmann schaltete das Gerät ein. Mit leisem Summen begann es zu arbeiten.
Gedankenvoll saß der Oberarzt neben dem Bett seiner Frau und starrte auf sie nieder.
Wirst du mich jemals wieder in deine Arme schließen können, Liebste?, fragte er sich. Oder ist das, was unser ureigenstes Leben war, jetzt zu Ende?
Früher hatte er stets mit dem Schicksal gehadert, weil sie keine Kinder hatten. Er war immer der Meinung gewesen, dass ihrer Ehe etwas fehlte. Jetzt war er fast dankbar für diesen Umstand. Sollten seine Kinder früh die Mutter verlieren?
Die Zeit verstrich.
Dr. Hartmann kontrollierte immer wieder Puls und Atmung und war zufrieden. An der Leistung der künstlichen Niere war nichts auszusetzen. Bald würde Beate erwachen. Gespannt wartend, betrachtete er sie.
Da — jetzt schlug sie die Augen auf. Noch ein wenig benommen, blickte sie sich um und erkannte ihn.
„Volker, wo bin ich?“
„Im Krankenhaus, Liebling. Es ging dir nicht gut. Da haben wir dich hierher gebracht.“
Die Augenlider sanken wieder herab. Die Schwäche war noch zu groß. Wieder verstrichen Minuten.
Dann nahm Beate Hartmann einen neuen Anlauf, öffnete wieder die Augen, betrachtete ihren Arm und die Nadeln und Schläuche sowie das Gerät. Sie wusste nur zu gut, was für ein Apparat das war und was es bedeutete, wenn sie an ihn angeschlossen war. Ihr Mann nahm ihre Hand. Er wollte ihr mit seiner Wärme und Zuversicht Mut geben.
Seine Gedanken wichen immer wieder ab in die Vergangenheit, eine glückliche, erfüllte, harmonische Vergangenheit. Für ihn war sie voll von harter Arbeit und gewissenhafter Pflichterfüllung gewesen, und mehr als einen Abend hatte Beate, auf ihren Mann wartend, allein zu Hause verbracht, während er noch bei seinen Kranken weilte.
Ob eine andere Frau auch so widerspruchslos bereit gewesen wäre, das entbehrungsreiche Leben einer Arztfrau auf sich zu nehmen? Wahrscheinlich musste man leidend wie Beate sein, um dafür, Verständnis zu haben.
Der Oberarzt fühlte, dass Beate ihn ansah. Angstvoll waren ihre großen dunkelblauen Augen auf sein ernstes Gesicht gerichtet. Ein matter Seufzer kam über ihre blassen Lippen, die leicht bläulich verfärbt schimmerten.
„Ruhig, mein Herz, ganz ruhig!“, mahnte er begütigend. Dennoch wich die Besorgnis nicht aus seinem Herzen, sondern wuchs eher noch, je länger er sie mit den Augen des erfahrenen Mediziners betrachtete.
„Ich wollte dir sagen, dass unsere Buchung für unsere Ferienreise angenommen worden ist“, kam es wie ein Hauch über ihre Lippen.
„So sehr hast du dich darüber gefreut?“, fragte er gerührt. „Ich war ja selbst froh darüber, dass ich nun doch noch abkommen kann.“
„Du hast mir damit eine große Freude gemacht“, flüsterte sie. „Werde ich bis dahin wieder gesund sein, Volker?“
„Aber sicher.“
Es war eine fromme Lüge, aber sein Beruf hatte ihn gelehrt, solche Lügen glaubhaft vorzutragen. Das musste ihm auch seiner Frau gegenüber gelingen.
„Was machen wir im Krankenhaus? Muss ich dableiben?“, fragte Beate.
„Wir machen ein EKG, und ich untersuche dich sehr gründlich. Ob du hierbleiben musst und wie lange, das hängt von dem Untersuchungsergebnis ab.“
„Schade“, erwiderte sie. „Ich wäre viel lieber zu Hause geblieben.“
„Leider geht es nicht immer nach Wunsch. Im Augenblick ist nur deine Gesundheit wichtig.“
„Ich weiß. Wie froh kann ich sein, dass ich dich zum Mann habe, Volker, einen so tüchtigen Arzt und außerdem einen Spezialisten für meine Krankheit.“
„Still jetzt, Beate! Das Sprechen ist zu anstrengend für dich. Versuche, ganz ruhig zu sein, und warte gelassen auf die Untersuchung! Nachher wissen wir mehr.“
„Ja“, nickte sie. Sie schloss gehorsam die Augen und schwieg. Blass und geduldig lag sie da, und wieder war das Herz des Mannes angefüllt von Liebe und Mitleid.
So still war es, so friedlich in diesem Krankenzimmer. Sie hielten sich bei den Händen, und Beate lächelte, als wäre nichts gewesen. Dr. Hartmann genoss diese Stunde. Er wusste, dass es sehr leicht eine der letzten sein konnte.
Das EKG war zwar nicht gut gewesen, aber auch keineswegs so schlecht, dass eine Operation von vornherein auszuschließen war.
Eine Woche befand sich Beate Hartmann jetzt schon im Krankenhaus. Sie wurde regelmäßig an die künstliche Niere angeschlossen und fühlte sich auf diese Weise relativ wohl. Ihr Mann wartete auf eine geeignete Spenderniere, die nach der Gewebeprobe die größten Chancen bot, von Beates Körper nicht abgestoßen zu werden.
Wenn eine solche Niere zur Verfügung stand, dann würde alles ganz schnell gehen müssen. Gewiss wurde sie konserviert, wenn sie aus dem Körper des Spenders entfernt worden war. Dennoch aber war es geraten, nicht viel Zeit zwischen dem Tod desselben und der Einpflanzung des Organs in einen anderen Organismus verstreichen zu lassen.
Beate Hartmann wusste inzwischen, dass eine Operation unumgänglich war. In behutsamen Worten hatte ihr Mann es ihr klargemacht und das Risiko abgeschwächt.
Sie vertraute ihm. Sie glaubte daran, dass alles gutgehen würde. Inzwischen wurde sie mit Aufbaumitteln behandelt. Ihre Wangen hatten wieder Farbe bekommen. Die schönen Augen hatten den alten Glanz. Zuversichtlich sah sie dem Eingriff entgegen.
Unangenehm war nur der Gedanke, dass erst ein anderer Mensch sterben musste, bevor Beate seine Niere eingepflanzt werden konnte. „Mir ist es, als raube ich diesem Menschen etwas, um auf seine Kosten mein Leben zu genießen“, sagte sie zu ihrem Mann.
„So darfst du es nicht sehen“, stellte er richtig. „Es handelt sich um eine Frau, die einen Gehirntumor hat. Sie liegt in Bochum in einem Spezialkrankenhaus. Ihr Gewebe hat fast die gleichen Eigenschaften wie das deine. Die Angehörigen sind damit einverstanden, dass die völlig gesunden Nieren dieser Patientin entfernt und einem Nierenkranken eingesetzt werden. Dieser unglücklichen Frau kann niemand mehr helfen. Der Tumor wurde zu spät entdeckt. Er ist inoperabel. Jeder weitere Tag, der ihr Leben verlängert, wird für sie zu einer Qual. Es gibt kaum noch Medikamente, mit denen man ihre Schmerzen bannen kann. Ihr raubst du ganz gewiss nichts. Wenn der Tod zu ihr kommt, ist sie erlöst.“
So verstrichen die Tage im Warten auf den Tod der Bochumer Patientin.
Dann war es soweit. Ein Anruf kam. So schnell wie möglich musste alles für die Operation bereitgemacht werden.
Während die Ärzte in Bochum den klinischen Tod der Patientin durch Messung der Gehirnströme feststellten, die Nieren entfernten, spülten und konservierten, stand schon ein Wagen bereit, um diese sofort nach Essen zu bringen.
Im Essener Krankenhaus erteilte Dr. Hartmann der Operationsschwester Irene, die seine engste Mitarbeiterin war, seine Weisungen.
„Ist Dr. Weigel im Hause?“, fragte der Oberarzt. „Wenn nicht, dann möchte ich, dass er geholt wird! Dr. Winter wird ja wohl auch zu erreichen sein.“
Schwester Irene nickte. Dr. Winter wohnte unweit des Krankenhauses. Er war der Anästhesist, und sie hatte vor einer guten Stunde noch mit ihm gesprochen. Jetzt rief sie ihn an und bat ihn, noch einmal herüberzukommen.
„Ich bin froh, dass mir meine zuverlässigsten Mitarbeiter zur Seite stehen werden“, sagte der Oberarzt. „Die Wichtigkeit der Operation brauche ich wohl nicht zu betonen, denn sonst hätte ich Sie alle kaum hergebeten, auch wenn es sich dabei um meine Frau handelt.“
„Wir werden alle tun, was in unserer Macht steht“, bemerkte Dr. Weigel.
„In gewohnter Weise“, fügte der Anästhesist Dr. Winter nickend hinzu.
„Das weiß ich, und ich danke Ihnen“, versicherte der Oberarzt.
Es durfte ihnen bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe kein Kunstfehler unterlaufen. Wie immer, so musste auch diesmal die Operation wie am Schnürchen klappen. Sicher und rasch, vor allem aber sehr sorgfältig würden sie in gewohnter Weise vorgehen, um ihre Sache denkbar gut zu machen.
Wie immer?, dachte Oberarzt Dr. Hartmann aufgewühlt. Nein, noch mehr als sonst, noch gewissenhafter, noch präziser, noch gewandter mussten sie arbeiten, wenn das überhaupt möglich war. Denn es ging um seine eigene Frau.
„Beate!“, stöhnte er. „Wenn es mir doch gelänge, dir zu helfen, dich zu heilen, dir Linderung zu verschaffen. Wenn mir nur diesmal kein Fehler unterläuft, meine Hand nicht zittert!“
Ein stummes Gebet schickte er zum Himmel empor. Dann besann er sich auf sein ärztliches Können, vor allem aber auf die Notwendigkeiten, die die bevorstehende Operation mit sich brachte.
„Alles fertig?“, fragte der Oberarzt scheinbar gelassen, als er zu seinen Kollegen in den Waschraum ging. „ Können wir bald beginnen?"
„Alles bereit!“, versicherten seine Mitarbeiter.
Flüchtig sah Oberarzt Hartmann in den weißen blitzsauberen Nebenraum, in dem die Schwestern und Helfer in reger Geschäftigkeit tätig waren. Helles Neonlicht spendete schattenlose Helligkeit, die den Augen weh tat, solange man sich nicht daran gewöhnt hatte.
Die Vorbereitungen schienen nahezu abgeschlossen. Alle waren auf ihrem Posten.
Oberarzt Dr. Hartmann ging mit einem leisen Seufzer zum Waschbecken. Während er begann, sich die Hände zu bürsten, kreisten seine Gedanken unentwegt um Beate.
Schwester Irene hatte den kaum wahrnehmbaren Seufzer ihres Chefs gehört. Sie empfand tiefes Mitleid mit ihm. Aus ihrer langjährigen beruflichen Praxis wusste sie, wie schwer es den Chirurgen immer wieder wurde, wenn sie einmal, einen ihnen persönlich nahestehenden Menschen operieren mussten. Sie hatte sogar schon erlebt, dass ein geübter, routinierter Arzt nicht imstande gewesen war, weiterzuoperieren, weil seine Nerven versagten, und dass er seinen Platz an seinen bewährten Assistenten freigegeben hatte, der die Operation zu Ende führen sollte.
Würde es dem sonst jeder Situation gewachsenen Oberarzt heute auch so ergehen?
Mit einem raschen, sorgenvollen Blick bedachte sie ihren Chef. Sie glaubte zu wissen, wie sehr er an seiner jungen Frau hing; an vielen kleinen Dingen hatte sie es gesehen.
Oberarzt Hartmann aber schien wieder ganz ruhig und gelassen zu sein. Äußerst gewissenhaft bürstete er seine Hände und sah der kommenden Stunde gefasst entgegen.
Die Operation begann wie jede andere dieser Art. Im gleißenden Lampenlicht lag unter weißen Tüchern auf dem Operationstisch die narkotisierte Patientin. Das Team von Ärzten und Schwestern stand bereit, nur Dr. Winter, der Anästhesist, war schon mit Aufmerksamkeit tätig. Er kümmerte sich gewissenhaft um die seiner Sorgfalt anvertraute Patientin.
Oberarzt Dr. Hartmann sah ihn mit einem fragenden Blick an, während Operationsschwester Irene schon das erste Instrument für ihn bereithielt.
Dr. Winter nickte dem Oberarzt auffordernd zu, und sofort setzte sich das Operationsteam wie eine startbereit stehende, gut geölte Maschine in Bewegung.
Wieder beobachtete der Anästhesist seine komplizierte Apparatur und das Infusionsgerät. Er schien zufrieden zu sein und warf einen Blick auf die Vorgänge an der anderen Seite des Tisches, wo Oberarzt Dr. Hartmann inzwischen dabei war, den ersten Schnitt oberhalb der Hüfte seiner auf der Seite liegenden Frau zu führen.
Mit einem raschen Blick sah der Oberarzt seinen Anästhesisten an, um sich zu vergewissern, dass mit Beate alles in Ordnung war. Dr. Winter nickte bestätigend zurück.
Schwester Irene war daran gewöhnt. Dieses war eine Operation wie viele vorher, und doch schien eine besondere Spannung in der Luft zu liegen, eine Art zitternder Erregung, etwas, das wie eine Ahnung drohenden Unheils wirkte.
Oberarzt Dr. Hartmann war mit Hilfe seines Assistenten Dr. Weigel inzwischen gut vorangekommen. Das Nierenbecken war geöffnet und die ersten Klammem gesetzt. Nur ein einziger Schnitt war noch notwendig, um die erkrankte Niere ergreifen und heraustrennen zu können.
Aber es kam nicht dazu. Dr. Hartmann stutzte plötzlich, denn der Anästhesist meldete, dass Beates Kreislauf aus der Ordnung geraten war. Dr. Winter versuchte, seinen Apparat anders zu schalten, in der Annahme, dass dieser nicht richtig funktionierte. Der Luftbeutel, der die Herztätigkeit der Patientin anzeigte, bewegte sich nur matt und sehr unregelmäßig, schien manchmal stillstehen zu wollen und entschloss sich nur mühsam zum Weiterarbeiten.
Nein, in dieses Verhängnis war keine Ordnung mehr hineinzubringen. Der Kreislauf hatte ausgesetzt, Beate Hartmann befand sich in höchster Gefahr.
Natürlich wusste das auch der Oberarzt, und er suchte die Ursache dafür sofort bei sich selbst. Hatte er nicht sorgsam genug gearbeitet? War er nicht peinlich genau vorgegangen?
Sollte es denn möglich sein, dass sie jetzt hier während der Operation unter seinen Händen sterben musste? Undenkbar war das!
Oberarzt Dr. Hartmann besann sich auf alles das, was er für einen solchen Fall während seiner wissenschaftlichen Arbeit und in der Praxis gelernt hatte. Er wandte alle nur denkbaren Kunstgriffe an, um Beates Zustand zu verbessern, aber keiner von allen wollte ihm zu dieser Stunde gelingen.
Immer matter wurde der Kreislauf der Kranken, immer flacher und unregelmäßiger, und schließlich setzte er ganz aus. Ratlos und entsetzt sahen die Ärzte sich an.
Nur Dr. Hartmann schien schon endgültig begriffen zu haben, was sich zugetragen hatte. Nur er hatte sich anscheinend mit den Gegebenheiten abgefunden.
Dr. Winter und auch Dr. Weigel machten noch einige verzweifelte, aber ergebnislose Versuche, das traurige Schicksal dieser zarten jungen Frau doch noch zu wenden, aber sie hatten damit keinen Erfolg.
„Exitus“, murmelte Dr. Winter schließlich niedergeschlagen. Er sah nicht auf.
Dr. Weigel blickte fragend auf seinen Chef, aber Oberarzt Dr. Hartmann hatte schon abgeschlossen mit allem, abgeschlossen mit seinen ärztlichen Möglichkeiten und mit seinen menschlichen Hoffnungen. Er stand vor dem Operationstisch und starrte verzweifelt vor sich hin. „Herr Oberarzt!“, sagte Dr. Weigel sanft mahnend und berührte seinen Arm. „Herr Oberarzt, bitte, kommen Sie.“
Dr. Hartmann bewegte sich wie eine Marionette. Er sah auf die leblos daliegende Beate hinab, schaute fassungslos auf die Apparaturen, die ihren sicheren Tod anzeigten. Kraftlos hingen seine Arme herab, und er bot ein Bild hoffnungsloser Verzweiflung.
Dann besann er sich für kurze Zeit. Er hob das Tuch auf, das Beates Gesicht bedeckte, sah sie forschend an. Mit einer fast flüchtigen Geste strich er behutsam über ihr schmales blasses Gesicht, über ihre kalten Lippen.
Er streckte eine Hand aus, als ob er sie emporziehen und damit zu neuem Leben erwecken wollte. Er sah hilflos und müde aus.
Schwester Irene beobachtete ihn genau. Sie sah, dass der Oberarzt plötzlich alt und müde geworden war. Grau und verfallen sah er aus, jegliche Spannkraft war von ihm gewichen. Er besaß nichts mehr von seiner Energie und Tatkraft, nichts mehr von seinem jugendlichen, mitreißenden Optimismus, von seinem bezwingenden Charme.
Der hier stand, war nur noch ein alter, enttäuschter und verzweifelter Mann, der mit sich selbst und mit der Erkenntnis seines Versagens nicht fertig werden konnte.
„Herr Oberarzt!“, versuchte sie ihn schüchtern anzusprechen. „Kaffee, Herr Oberarzt?“
„Nein“, wehrte er ab, duldete aber bereitwillig, dass sie ihm beim Ablegen seines Gesichtsschutzes und des Kittels behilflich war.
Dann ging er in sein nebenan liegendes kleines Arbeitszimmer. Schwer ließ er sich dort in einen Sessel fallen und brütete dumpf vor sich hin.
Das Klopfen seiner Mitarbeiter hatte er überhört, dennoch traten sie ein. Dr. Weigel und Dr. Winter gemeinsam, wie um sich gegenseitig Mut zu machen. Ein wenig später folgte die Schwester.
„Wie konnte das geschehen?“, stöhnte der Oberarzt und stützte den Kopf in seine zitternden Hände. Fassungslos starrte er vor sich hin.
„Es konnte nicht gutgehen“, meinte Dr. Weigel. „Dazu war es schon zu spät.“
„Bei diesem Stadium war an eine Rettung nicht mehr zu denken“, sagte auch Dr. Winter.
„Was wissen denn Sie?“, fuhr der Oberarzt auf, aber es klang nicht überheblich, nur ratlos. „Ich habe mich entschlossen zu operieren, weil ich noch eine Chance sah.“
„Es war ein Akt der Verzweiflung, Herr Oberarzt“, entgegnete Dr. Weigel ernst.
„Es bestand noch eine Chance und ich habe sie vertan“, entgegnete der Chirurg.
„Jeder hätte sie vertan, denn sie war zu gering, viel zu gering.“
„Aber ich hätte sie nützen müssen, ich hätte es schaffen müssen, denn sie war meine Frau“, klagte der verzweifelte Mann.
„Sie haben alles getan, was menschenmöglich war“, widersprach der Assistenzarzt. „Wir alle haben alles nur Erdenkliche getan. Es war zu spät.“
„Sie müssen es wissen, Herr Kollege“, antwortete der Oberarzt bitter. „Aber ich werde mich nie von dem Vorwurf freisprechen können, dass ich versagt habe. Die Patientin war meine Frau, Dr. Weigel. Sie hatte sich mir in die Hand gegeben.“
„Keinem Besseren hätte sie sich überlassen können. Ein tragisches Geschick für Sie beide, wahrhaftig.“