Atlan 505: Der Katzer - Detlev G. Winter - E-Book

Atlan 505: Der Katzer E-Book

Detlev G. Winter

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Beschreibung

Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte. Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat - und die meisten von ihnen scheuten davor zurück, das Schiff zu verlassen und einen Himmelskörper zu betreten. Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört. Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit - und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert. Doch auch der Arkonide erfährt anfänglich nichts über die zurückliegenden Ereignisse, die die SOL zu einem Ort des Chaos gemacht haben. Dabei sind diese Ereignisse im Logbuch der SOL festgehalten, deren eines Kapitel sich mit einem seltsamen Mann befasst. Dieser seltsame Mann ist DER KATZER ...

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Nr. 505

Der Katzer

Das Logbuch der SOL – 1. Bericht

von Detlev G. Winter

Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.

Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat – und die meisten von ihnen scheuten davor zurück, das Schiff zu verlassen und einen Himmelskörper zu betreten.

Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert.

Doch auch der Arkonide erfährt anfänglich nichts über die zurückliegenden Ereignisse, die die SOL zu einem Ort des Chaos gemacht haben. Dabei sind diese Ereignisse im Logbuch der SOL festgehalten, deren eines Kapitel sich mit einem seltsamen Mann befasst.

Die Hauptpersonen des Romans

Chart Deccon – Der High Sideryt studiert das Logbuch der SOL.

Joscan Hellmut – Ehemaliger Sprecher der Solgeborenen.

Perg Ivory – Ein Pilot wird zum Meuterer.

France Ivory – Perg Ivorys Tochter.

Bjo Breiskoll

1.

Seit anderthalb Monaten befand sich die SOL jetzt im Bann des Gravitationsstrahls, dessen übermächtige Kraft das Schiff immer tiefer in das System Mausefalle hineinzog. Inzwischen galt es als sicher, dass der siebte Planet, von der Sonne aus gerechnet, das Ziel der unfreiwilligen Reise sein würde.

Doch diese Welt hielt ihre Geheimnisse weiterhin unter einer dichten Wolkendecke verborgen. Die pausenlos arbeitenden Instrumente der Fernbeobachtung hatten bisher keine brauchbaren Erkenntnisse geliefert, und die Versuche, durch Sonden und Beiboote Einzelheiten zu erfahren, waren längst eingestellt worden. Die physikalischen Besonderheiten des Zugstrahls beschränkten den Aktionsradius ausgeschleuster Objekte auf ein Minimum. Der Einsatz von Material und Menschen war deshalb von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Dass neben der SOL noch eine Menge anderer Körper von der unbekannten Kraft eingefangen worden waren und hilflos durch den Raum trieben, bedeutete für Chart Deccon keinen Trost. Vielmehr erhöhte sich dadurch die Gefahr, dass die Besatzung des Generationenschiffs durch eine Kollision ein unrühmliches Ende fand.

Vor zwei Jahren und fünf Monaten hatte der High Sideryt sein Amt angetreten, aber einem Problem wie diesem war er bislang noch nicht begegnet. Aus allen möglichen Lagen hatte es irgendeinen Ausweg gegeben. In der jetzigen Situation schienen jedoch alle Mittel zu versagen. Die SOL, dieses große, mächtige Schiff, war zum Spielball geworden und nicht fähig, sich aus eigener Kraft zu befreien. Selbst der konzentrierte Einsatz aller verfügbaren Triebwerke hatte keinen Erfolg gebracht. Der Zugstrahl erwies sich als stärker.

Chart Deccon hielt es für einen glücklichen Umstand, dass außer ihm und den Magniden kaum ein Solaner sich des ganzen Ausmaßes der Gefahr wirklich bewusst war. Wenn sich erst herumsprach, wie aussichtslos die Lage bei der Schiffsführung eingeschätzt wurde, konnten die Krisen an Bord leicht eskalieren.

Erst gestern hatte es in einem Sektor wieder Unruhe und Aufregung gegeben. Aus Centerhaven lagen dem High Sideryt Berichte vor, wonach an den Vorfällen jener geheimnisvolle Fremde beteiligt gewesen sein könnte, den er seit Wochen verfolgen ließ.

Allein die Anwesenheit dieses Mannes bedeutete für Deccon und die SOLAG schon eine Bedrohung. Was die Sache noch schlimmer machte, war der Umstand, dass der Unbekannte seine äußerliche Ähnlichkeit mit einem Arkoniden, der vor vielen Jahrzehnten eine Rolle an Bord gespielt hatte, schamlos ausnutzte. Er nannte sich Atlan und hatte damit insbesondere bei den Terra-Idealisten sehr schnell großen Einfluss gewonnen.

Der High Sideryt war entschlossen, den Fremden verhaften zu lassen. Die überall schwelende Unruhe unter den Solanern gebot es, ihn so schnell wie möglich dingfest zu machen. Noch immer hatte die SOL und ihre Besatzung kein festes Ziel, dem man nacheifern konnte und das die Verhältnisse an Bord stabilisieren half. In dieser Situation konnte Deccon einen Krisenherd wie diesen Unbekannten weniger denn je gebrauchen.

Manchmal, überlegte er, wurde ihm das alles zu viel. Er merkte es in solchen Momenten, wenn sich seine Gedanken im Kreis drehten. Dann wurde er sich seiner Ohnmacht bewusst, seiner Unfähigkeit, die anstehenden Dinge sachlich zu überschauen und zu meistern.

Wieder, wie so oft in den letzten Wochen, begann er damit zu liebäugeln, die Schläfer zu erwecken. Nur in einer äußerst schweren Krise war das erlaubt, wenn es keinen Ausweg zu geben schien – dann durften sie aus ihrem Kälteschlaf erlöst werden, um dem Wohl der Menschen an Bord dienen zu können.

Aber noch zögerte Chart Deccon.

Mit ihrem Wissen mochten die Schläfer, die viele gerne die Weisen oder einfach die Alten nannten, tatsächlich eine wertvolle Hilfe sein. Aber das konnte auch unversehens dazu führen, dass er selbst den größten Teil seiner Macht einbüßte. Das Risiko wollte er nicht eingehen; noch nicht.

Er kannte die frühere Stellung der fünf Menschen, deren reduzierte Lebensfunktionen seit mehr als hundert Jahren von SENECA überwacht wurden. Er kannte sie aus vielen Erzählungen, die er im Logbuch gelesen hatte, und er wusste, dass sie die Verhältnisse an Bord abermals verschlechtern konnten. Davor fürchtete er sich. Es war keineswegs sicher, dass sie mit ihm Hand in Hand arbeiten würden.

Träge erhob sich der High Sideryt aus seinem thronähnlichen Sessel und stieg die Stufen des Podests hinab. Sein Blick fiel auf den Zeitmesser, der den 3. April 3791 anzeigte. Der gregorianische Kalender, überlegte er in einem Anflug von Ironie, war wohl das einzige Relikt aus der terranischen Ära, das bis auf den heutigen Tag in unveränderter Form Bestand hatte. Niemand war damals, im Zuge der allgemeinen Loslösung von dem belastenden irdischen Erbe, auf den Gedanken verfallen, eine neue Zeitrechnung einzuführen.

Die Gründe, warum er sich so gern mit der Vergangenheit beschäftigte, waren Chart Deccon selbst nicht ganz klar. Vielleicht lag es an seinem Hang zur Einsamkeit, dem er manchmal ausgiebig frönte, gepaart mit der seltsamen Faszination, die die alten Eintragungen im Logbuch vermittelten.

Die Gedanken an die Schläfer hatten sein Interesse unvermittelt wieder geweckt. Durch einen knappen Rückruf in die Zentrale vergewisserte er sich, dass an Bord weitgehend Ruhe herrschte. Einige Stunden der Muße durfte er sich leisten. Von den Geschichten aus längst vergangenen Tagen konnte er sich ablenken lassen; er konnte Kraft sammeln für kommende Konflikte.

Etwas von der drückenden Düsterkeit, die das schwarze Mobiliar dieses Raumes vermittelte, sprang auf Chart Deccon über. Seine Bewegungen waren langsam, als er sich einem der Schränke zuwandte. Kein Muskel zuckte in dem massigen Gesicht, und die kleinen Augen blickten kalt. Es hieß, dass er keine Gefühle kannte. Er selbst wusste es besser. Oft genug musste er sich eisern beherrschen, um seine Emotionen nicht zu zeigen. Auch jetzt, während eine seltsame Melancholie ihn erfüllte, hielt er sein Äußeres unter Kontrolle. Er hatte es sich angewöhnt, es war zu einer unbewussten Verhaltensweise geworden.

Vor dem Schrank blieb er stehen und öffnete eine Schublade. Ein paar Sekunden hielt er sich damit auf, die Schatulle zu betrachten. Es war ein wertvolles Stück aus reinem Elfenbein gefertigt und mit silbernen Beschlägen versehen.

Beinahe andächtig öffnete er das Behältnis und nahm das Logbuch heraus. Dann ging er zurück und ließ sich wieder in seinem Thronsessel nieder. Prüfend wog er das Buch in der Hand.

Es war kein Logbuch im herkömmlichen Sinn, kein Datenspeicher mit nüchternen elektronischen Aufzeichnungen. Dies waren Papierblätter, lose gebunden, mit zum Teil sogar handschriftlichen Eintragungen.

Einmal ließ Chart Deccon die Längskanten der Blätter an seiner Daumenkuppe entlanggleiten. Dann schlug er die erste Seite auf. Er tat das fast jedes Mal, bevor er sich einen anderen, beliebigen Eintrag heraussuchte. Den Text kannte er mittlerweile fast auswendig, trotzdem las er ihn immer wieder.

*

Der Vorgang, auf den wir so lange gewartet und hingearbeitet haben, ist nun eingetreten.

Perry Rhodan hat uns die SOL übereignet.

Wir sind unter uns.

Wir – das sind jene Menschen, die innerhalb des Schiffes geboren wurden, die zwischen den Sternen leben wollen und die das Dasein auf der Oberfläche eines Planeten nicht ertragen können.

Keiner von den Alten ist bei uns geblieben. Alle Terraner haben sich auf die BASIS zurückgezogen.

Ich gebe zu, dass die Trennung etwas schmerzt. Mit vielen, die jetzt nicht mehr bei uns sind, habe ich mich gut verstanden. Sie waren aufrichtige Menschen, fast Freunde, auch wenn wir oft genug gegensätzliche Standpunkte vertreten mussten. Selbst bei harten Auseinandersetzungen blieben sie immer fair: Perry Rhodan, Reginald Bull, Mentro Kosum, Jentho Kanthall und wie sie alle heißen. Nicht zu vergessen den kleinen Gucky, dessen muntere Späße mir sicher fehlen werden.

Aber ich möchte mich hier nicht in Sentimentalitäten verlieren. Die SOL hat sich von der BASIS gelöst und das System der Wynger verlassen. Unsere lange Reise hat begonnen. Wir können endlich so leben, wie wir es immer wollten. Das alleine zählt.

Allerdings bereitet mir die erlangte Unabhängigkeit, so sehr ich sie immer befürwortet habe, auch Sorgen. In ihrer Euphorie, die sie in diesen Tagen beherrscht, vergessen die Solaner allzu leicht, dass ein Leben, das sich ausschließlich im Weltraum abspielt auch auf lange Sicht eine Illusion bleiben wird. Wir werden immer auf Planeten und deren Rohstoffe angewiesen sein. Die meisten wollen es nicht wahr haben. Sie eifern einer Philosophie nach, deren Grundlagen für meine Begriffe schlichtweg falsch sind.

Auch Gavro Yaal gehört dazu. Schon immer hat er einen kompromissloseren Kurs vertreten als ich. Die Zahl seiner Anhänger wird in dem Maß steigen, in dem mein eigener Einfluss jetzt, nachdem die Solgeborenen keinen Sprecher mehr brauchen, nachlassen wird. Es besteht die Gefahr, dass er sich in seinem Bestreben nach der totalen Unabhängigkeit der SOL in einen Fanatismus verrennt, der für uns alle existenzbedrohend werden kann.

Ich schreibe diese Zeilen, weil ich glaube, dass es wichtig ist, auch andere Auffassungen und Darstellungen als die, die im offiziellen Logbuch wiedergegeben werden, festzuhalten. Ich hoffe, dass man mich und meine Skepsis an der Haltung von Gavro Yaal später besser verstehen wird als heute.

Diesem Buch werde ich meine Gedanken anvertrauen und Ereignisse, die aus meiner Sicht wichtig sind, aufzeichnen. Es soll eine Art Tagebuch werden, das keine nüchternen Daten enthält, sondern als Spiegel sehr persönlicher Anschauungen dient. Ich schreibe es nicht allein für mich, sondern vor allem für spätere Generationen, die ihr Bild über die Geschehnisse an Bord der SOL abrunden wollen. Und ich hoffe, dass es nach mir jemanden geben wird, der diese Aufzeichnungen weiterführt.

Joscan Hellmut

am 24. Dezember 3586

*

Chart Deccon klappte das Buch zu und sah auf. Im Grunde genommen, überlegte er, war er ein einsamer Mensch, einsamer noch als Joscan Hellmut damals, als er das Logbuch begann. Hellmut hatte immer mit jemandem reden können. Es hatte immer Leute gegeben, die ihn unterstützten, anspornten oder auch kritisierten.

Er, Chart Deccon, hatte niemanden. Er übte seine diktatorische Macht bestenfalls im Verbund mit den zehn Magniden aus. Die überwiegende Mehrzahl der Besatzungsmitglieder kannte nicht einmal seinen Namen.

In Augenblicken wie diesem bedrückte ihn das. Aber er war andererseits davon überzeugt, dass nur auf die von ihm und den früheren High Sideryts praktizierte Weise die Verhältnisse an Bord einigermaßen sicher unter Kontrolle gehalten werden konnten.

Tief atmend strich er sich über die Glatze. Er hatte nicht vorgehabt, mit seinen Gedanken in der Gegenwart zu bleiben.

Abermals schob er alles, was mit dem Heute zu tun hatte, beiseite und konzentrierte sich auf das Logbuch. Vor mehr als zweihundert Jahren war es begonnen worden, und tatsächlich hatte es auch nach dem Abtritt Joscan Hellmuts immer Leute gegeben, die die Eintragungen in seinem Sinn fortgeführt hatten. Auf diese Weise war ein schwerer, dicker Band entstanden, vollgepackt mit Informationen und persönlichen Eindrücken.

2.

Manchmal beruhigt es mich, zu sehen, dass es auch heute noch Leute gibt, die die totale Abkehr von der Außenwelt nicht widerspruchslos hinnehmen. Allerdings wird es von Tag zu Tag gefährlicher, an den Postulaten Gavro Yaals Kritik zu üben. Man treibt sich damit selbst in die Isolation. Deshalb kann ich das, was Perg Ivory vorhat, auch nicht befürworten.

Ich habe lange mit ihm gesprochen, ohne ihn jedoch umstimmen zu können. Was er tun will, hat mit seiner inneren Überzeugung zur Bestimmung der Solaner im Grunde genommen nichts zu tun, schon gar nicht will er damit gegen die Schiffsführung demonstrieren. Es ist mehr eine Bestätigung seiner selbst, die er braucht, ein Ausleben persönlicher Bedürfnisse, die sich nach vielen Jahren als Pilot nicht mehr gänzlich unterdrücken lassen.

Trotzdem bin ich fast sicher, dass Gavro Yaal seine Handlungsweise anders verstehen wird. Er wird sie als Affront ansehen. Wie er darauf reagiert, wage ich jetzt noch nicht zu beurteilen. Im Moment ist nur sicher, dass das Leben für Perg Ivory nach seiner Rückkehr erheblich schwerer sein wird.

Frances Vater hat sich von meinen Bedenken nicht überzeugen lassen. Er wird ausführen, was er sich vorgenommen hat, selbst wenn er sich damit nur schadet.

Ich habe ihn gewarnt ...

Joscan Hellmut

3.

Für Perg Ivory gab es keinen Grund, sich zu verstecken. Die Möglichkeit, dass er auf seinem Weg jemandem begegnete, war um diese Zeit denkbar gering, und wenn es doch geschah, würde er sich irgendwie herausreden können.

Es war schon spät am Tag. Die Nachtphase hatte vor etwa einer Stunde begonnen, und die meisten Solaner hielten sich in ihren privaten Unterkünften auf. Die Beleuchtungskörper in den Korridoren waren zurückgeschaltet und verbreiteten nur matte Helligkeit.

Weit vor sich, am Ende des Ganges, erkannte er bereits das Schott, das den Hangar von den übrigen Bereichen der SOL trennte. Zügig hielt er darauf zu, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass er sich mit der Ausführung seines Vorhabens viele Feinde schaffen würde.

Vor dem Schott blieb er stehen und betätigte die Öffnungsautomatik.

»Identifikation!«, verlangte die mechanische Stimme des Kontrollrechners.

Ohne zu zögern, schob der Mann seine Personalkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz.

»Perg Ivory«, sagte er. »Technische Wartung.«

Das Lautmuster seiner Stimme in Verbindung mit den auf der Karte vorgegebenen Daten genügte der Automatik, seine Berechtigung zum Betreten des Hangars anzuerkennen. Der Grund seines Hierseins um diese Stunde hatte sie nicht zu interessieren. Das Schott fuhr auf.

Pergs Bewegungen wurden hastiger, als er die Halle betrat. In der Zentrale würde man sein Eindringen bemerken. Er musste gestartet sein, bevor jemand ernsthaft Verdacht schöpfte.

Mehrere Lightning-Jets standen in dem Hangar aufgereiht. An einer von ihnen hatte er bereits heute Mittag im Zuge der allgemeinen Wartungsintervalle gearbeitet. Er ging auf die Maschine zu und kletterte in die Pilotenkanzel. Mit wenigen Handgriffen traf er die Vorbereitungen für einen Normalstart. Kontrolllämpchen zeigten an, dass das Triebwerk aufgeheizt wurde.

In diesem Moment bellte eine Stimme durch den Hangar.

»Wer bist du und was hast du vor?«

Im ersten Schreck zuckte Perg zusammen, doch sofort wurde er wieder ruhiger. Er hatte damit gerechnet, dass man auf ihn aufmerksam werden würde, und sich eine entsprechende Erklärung zurechtgelegt.

»Ich bin Perg Ivory«, antwortete er bereitwillig über den Normalfunk der Jet. »Ich glaube, dass ich vorhin einen Flüchtigkeitsfehler begangen habe und möchte ihn korrigieren.«

Eine Weile herrschte Schweigen. Der Wachhabende in der Zentrale würde überprüfen, ob er, Perg, tatsächlich zur Wartung dieser Maschine eingeteilt gewesen war. Das verschaffte ihm Zeit, seinen Plan zu Ende zu führen. Hastig betätigte er weitere Schaltungen. Sekunden später war die Jet startklar.

»Worum handelt es sich?«, klang die Stimme erneut auf, diesmal ebenfalls über die Funkanlage.

»Ich habe in meiner Kabine den Wartungsplan nochmals studiert«, erklärte Perg. »Dabei ist mir aufgefallen, dass ich zwei Kontrollen übersehen habe. Ich hole sie jetzt nach.«