Atlantis 2 / 5: Das Tyler-Experiment - Lucy Guth - E-Book

Atlantis 2 / 5: Das Tyler-Experiment E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

Can Coronto ist die Hauptstadt von Atlantis. In der farbenfrohen Metropole leben Aliens und Menschen friedlich Seite an Seite. Atlantis und der Rest der Erde unterscheiden sich allerdings stark von der Welt, die Perry Rhodan einst gekannt hat. Sie gehören zu einem Sternenreich, in dem die Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Gleichzeitig haben viele Entwicklungen in der Galaxis eine positivere Wendung genommen. Gemeinsam mit seiner Frau Sichu, den Arkoniden Atlan und Rowena sowie der Atlanterin Caysey muss sich Rhodan entscheiden, ob und wie eine Rückkehr in ihre alte Wirklichkeit möglich ist. Dabei wollen sie die sogenannte Tangente nicht gefährden, in der sie nun leben. Eine Schlüsselrolle fällt hierbei Tyler zu, Cayseys Sohn. Dies hat auch Koomal Dom erkannt. Der Ritter der Tiefe will seine Welt mit allen Mitteln schützen – und wagt DAS TYLER-EXPERIMENT ...

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Nr. 5

Das Tyler-Experiment

Er ist der Sohn zweier Welten – es droht eine Kollision der Universen

Lucy Guth

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1. Perry Rhodan

2. Tyler

XVII. 14 Jahre zuvor

3. Tyler

4. Perry Rhodan

XVIII. 12 Jahre zuvor

5. Perry Rhodan

6. Tyler

7. Perry Rhodan

8. Tyler

9. Perry Rhodan

10. Tyler

11. Perry Rhodan

12. Caysey

13. Tyler

14. Caysey

15. Perry Rhodan

16. Caysey

Impressum

Can Coronto ist die Hauptstadt von Atlantis. In der farbenfrohen Metropole leben Aliens und Menschen friedlich Seite an Seite.

Atlantis und der Rest der Erde unterscheiden sich allerdings stark von der Welt, die Perry Rhodan einst gekannt hat. Sie gehören zu einem Sternenreich, in dem die Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Gleichzeitig haben viele Entwicklungen in der Galaxis eine positivere Wendung genommen.

Gemeinsam mit seiner Frau Sichu, den Arkoniden Atlan und Rowena sowie der Atlanterin Caysey muss sich Rhodan entscheiden, ob und wie eine Rückkehr in ihre alte Wirklichkeit möglich ist. Dabei wollen sie die sogenannte Tangente nicht gefährden, in der sie nun leben.

Eine Schlüsselrolle fällt hierbei Tyler zu, Cayseys Sohn. Dies hat auch Koomal Dom erkannt. Der Ritter der Tiefe will seine Welt mit allen Mitteln schützen – und wagt DAS TYLER-EXPERIMENT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Verkünder der Superintelligenz stellt sich dem Ritter.

Tyler Rhodan – Ein junger Mann will seine Welt retten.

Caysey – Nach vielen Jahren beichtet die Atlanterin ein Geheimnis.

Koomal Dom

Prolog

Wie ein Sandkorn im Sturm taumelte das Raumschiff der blauen Sonne Wega entgegen. Der Riesenstern kam unaufhaltsam näher, obwohl sich der Kugelraumer mit allem, was seine Triebwerke aufboten, gegen die mörderischen Gravitationskräfte stemmte. Das vollständig ionisierte Plasma der Sonnenkorona nagte an der metallischen Hülle, die den tödlichen Kräften nichts entgegenzusetzen hatte. Die Schirme hatten ihre Arbeit vor Kurzem eingestellt; die Energien, die auf sie wirkten, waren einfach zu mächtig und hatten zum unvermeidlichen Zusammenbruch geführt.

1.

Perry Rhodan

Tag 103, Epoche 10.304

Strahlend blaue Blütenblätter bildeten einen harmonischen Ring um einen tiefroten Fruchtknoten. Die Blüte saß auf einem biegsamen, hellgelben Stängel, der seine Wurzeln tief in das hydroponische Beet getrieben hatte. Es war eine Gingdon-Rose, ein äußerst seltenes Exemplar. Ihr Heimatplanet existierte seit Jahrtausenden nicht mehr. Wie alle Pflanzen an Bord der CARFESCH gedieh sie sehr gut; allerdings gab es nur noch vereinzelte Exemplare. Dieses hier, das Perry Rhodan betrachtete, war das einzige in diesem Beet. Er fragte sich, ob das der Blume etwas ausmachte.

»So nachdenklich erlebe ich dich selten«, sagte Dronduff Tex. Der Moraloffizier der CARFESCH war unbemerkt neben Rhodan getreten.

»Meistens habe ich keine Zeit dazu.« Rhodan zwang sich zu einem Lächeln. »Der Flug ins Wegasystem hat mir etwas Luft zum Atmen gelassen.«

»Nachdenken ist eine Sache, Grübeln eine andere.« Der Kol Mani lehnte sich gegen die Wand neben dem Blumenbeet und betrachtete Rhodan mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung. »Du machst dir Sorgen um den Jungen.«

»Natürlich. In bin in gewisser Weise für ihn verantwortlich. Ich bin zwar nicht sein Vater ...«

»Aber er trägt deinen Namen.«

»Das ist nur eine Folge verrückter Umstände. Ich habe Tyler seit Jahren nicht gesehen.«

»Darüber scheinst du nicht besonders glücklich zu sein.«

Rhodan presste die Lippen aufeinander. Er mochte Tex, aber es war schmerzhaft, daran erinnert zu werden. Er wusste noch sehr gut, wie der Junge ihm nachgelaufen war – bevor Rhodan seinen Leuten den Rücken gekehrt hatte. Er hatte damals keine Wahl gehabt, und er war immer noch davon überzeugt, dass er das Richtige getan hatte. Doch angesichts der jüngsten Ereignisse nagte eine Befürchtung an ihm. Tyler und sein Freund Dante waren in Terrania freiwillig mit Koomal Dom auf dessen Raumschiff NURO-KOROM gegangen und mit ihm verschwunden.

»Du fragst dich, ob Tyler sich auch dann für Doms Seite entschieden hätte, wenn du ein besseres Verhältnis zu ihm hättest.« Tex hatte die Angewohnheit, unliebsame Wahrheiten auszusprechen. Der Moraloffizier legte seine riesige Pranke auf Rhodans Schulter. »Quäl dich nicht mit Was-wäre-wenn-Gedankenspielen. Sie bringen dir nichts als Unsicherheit, und die können wir derzeit nicht gebrauchen.«

»Das ist mir völlig klar.« Rhodan stieß einen resignierten Seufzer aus. »Dennoch habe ich ein schlechtes Gewissen, was Tyler angeht. Ich habe seinen Müttern versprochen, ihn wieder nach Hause zu bringen. Darauf muss ich mich konzentrieren. Wenn Dom seine Experimente mit dem Jungen fortsetzt, weiß ich nicht, was die Folgen sein werden.«

»Du kommst deinem Vorhaben näher. Wir fliegen gleich ins Wegasystem ein und erreichen die letzte bekannte Position der NURO-KOROM, die uns AMMANKOM mitgeteilt hat.«

Rhodan blinzelte. »Aha, deswegen hat Nernan Deg dich auf mich angesetzt. Um mir zu sagen: aufhören mit der Grübelei, zurück an die Arbeit!«

Tex zwinkerte Rhodan zu, was angesichts seiner gelben Reptilienaugen etwas irritierend wirkte. »Eigentlich wollte Deg das selbst in die Hand nehmen, aber wir konnten ihn erfolgreich davon abhalten.«

Nun musste Rhodan doch lachen – häufiger Effekt der Gespräche mit Tex. Doch die Vorstellung, dass Nernan Deg ihm auf diplomatische Weise zu vermitteln versuchte, dass die Zeit des Blumenanstarrens vorbei war, war einfach zu erheiternd.

Rhodan verließ den Gang vor seinem Privatquartier, wo er die Blumenbeete betrachtet hatte, und ging mit Tex zur Zentrale. Eigentlich war er ohnehin auf dem Weg dorthin gewesen, hatte sich lediglich in seinen Gedanken verloren.

Auch nach so vielen Jahren war es für Rhodan ungewohnt, durch ein Raumschiff zu laufen, dass in seiner Farbgebung eher an einen Kindergarten erinnerte als an die klinischen Schiffe, die er seit Jahrhunderten gewöhnt war. Da die Farben individuell einstellbar waren, hatte er vorsichtig versucht, etwas dezentere Töne vorzuschlagen – Pastellrot statt dem Knallrot, das dem Betrachter ins Gesicht schrie, oder ein sanftes Grau statt türkisblauen Wänden.

Allerdings hatte er nicht mit dem Starrsinn der Kol-Mani gerechnet, die seine Versuche boykottierten und das Schiff immer wieder nach ihrem Geschmack dekorierten. Irgendwann hatte er es aufgegeben. Nur in seiner Kabine herrschte ein entspannendes Weiß.

Die Zentrale, die sie nun betraten, war hingegen in saftigem Grün gehalten. Die einzelnen Leitstände befanden sich auf zwei ringförmigen, durch Rampen verbundenen Ebenen, deren Grünschattierungen sich voneinander absetzten. Auf der oberen Ebene, über die Rhodan und Tex die Zentrale betraten, hatten der Ästhetik- und Moraloffizier, Chefdiplomat Notam Kel und die Techniker ihren Platz.

Der kol-manische Chefingenieur Kermal Lom und seine rechte Hand Raff, ein Swoon, boten einen seltsamen Anblick. Es war ungewöhnlich, beide gemeinsam in der Zentrale anzutreffen; für gewöhnlich hielt sich mindestens einer von ihnen im Maschinenraum auf.

Auf dem unteren Ring lagen weitere Leitstände, unter anderem von Rhodans Orbitanten Nernan Deg und dem Stellvertretenden Kommandanten. Diese Plätze und Rhodans bequemer Arbeitssessel waren rund um ein von allen Seiten einsehbares Hologramm angeordnet, das wahlweise die Umgebung der CARFESCH oder taktische Arbeitsansichten zeigte. Direkt unterhalb des Hologramms, im Zentrum der beiden Ringe, befand sich der Steuersessel von Pilotin Yrhoun. Der Arbeitsplatz der Twonoserin war eine in alle Richtungen bewegliche Liege, in die sich Yrhoun, gekleidet in einen haptischen Anzug, einklinkte, um den Raumer mit ihren Körperbewegungen zu steuern. Ihr Implant schuf eine virtuelle Realität für sie.

Rhodan ging zu seinem Sessel und warf einen Blick auf das Holo. Es zeigte das Wegasystem; etwas Wichtiges aber fehlte.

»Wo ist die NURO-KOROM?«, fragte er, während er sich setzte.

»Das ist die große Frage.« Mit einer Handbewegung wischte Deg Rhodan die Kommandoholos zu. »Wir haben bislang keine Spur von ihr gefunden.«

»Wie kann das sein?« Rhodan wandte sich fragend dem Syntronikoffizier Kannal Thorton zu.

Der Tefroder wirkte ratlos, was nicht oft bei ihm vorkam. »Orten könnten wir die NURO-KOROM aufgrund ihrer Molkexit-Beschichtung natürlich ohnehin nicht. Aber zumindest die Hyperfunk-Transpondersignale sollten wir empfangen.«

»Such weiter! Irgendwo müssen sie sein. Es sei denn, die Angaben von AMMANKOM sind falsch.«

»Das ist so gut wie unmöglich«, widersprach die Jülziish Lüürii trillernd. »Zumindest ist es bislang höchst selten vorgekommen, dass das Netzwerk Fehlinformationen liefert. Wusstet ihr, dass seine Kommunikationsbojen wöchentlich gewartet werden, um gerade solche Fehler auszuschließen? Dafür wird ein Personalaufwand betrieben, der ...«

»Schon gut!« Rhodan hob die Hände, um den Redefluss der Taktikoffizierin zu unterbrechen. Einen ihrer ausschweifenden Monologe konnten sie nicht gebrauchen. »Also können wir nicht von einem Fehler ausgehen. Was für eine Erklärung haben wir sonst?«

»Vielleicht ist die Information nicht falsch, sondern veraltet«, mutmaßte Deg. »Die NURO-KOROM könnte das System bereits wieder verlassen haben.«

»Gut möglich.« Rhodan runzelte die Stirn. Dieser Gedanke gefiel ihm nicht, denn dann wusste er nicht, wie er Dom und seine Begleiter aufspüren sollte. »Bevor wir davon ausgehen, sollten wir uns jedoch sicher sein. Also, Kannal, bitte weiterscannen.«

»Bin schon dabei. Die Schiffssensoren haben gerade etwas Seltsames entdeckt: einen Kugelraumer arkonidischer Fertigung.«

»Das ist allerdings ungewöhnlich.« Rhodan richtete sich auf und zog das Ortungsergebnis als Holo direkt vor sich auf.

Ferrol beteiligte sich als assoziiertes Mitglied des Korrelats und als Verbündeter der Allianz an den Embargos gegen die Arkoniden; Schiffe aus Thantur-Lok waren nicht gern gesehen, denn die Ferronen fürchteten, es sich mit den Kol Mani und den Druuf zu verscherzen.

Was also macht dieser Kugelraumer hier?

»Das Schiff scheint in Raumnot zu sein«, ergänzte Thorton. »Es ist stark beschädigt und viel zu nahe an der Wega. Wenn nichts passiert, wird es in die Sonne stürzen.«

Ein Bild des Kugelraumers erschien im Hauptholo. Rhodan kniff die Augen zusammen. Ein Kugelraumer?

»Es handelt sich um die PHILIPHAZIUS«, verkündete die Schiffssyntronik CAR. »Laut den arkonidischen Datennetzen hat der arkonidische Robotregent diesen 60-Meter-Raumer Sichu Dorksteiger und Atlan überlassen.«

»Das kann doch nicht wahr sein!«

»Deine Freunde sind hartnäckig«, sagte Deg ironisch.

Rhodan schürzte die Lippen. »Es hätte mir klar sein müssen, dass Sichu und Atlan Ärger machen. Auf Ferrol befindet sich eine Interferenz. Wenn die beiden gezielt nach Interferenzen suchen und diese geortet haben, war es nur logisch, dass sie hier auftauchen.«

»Das ist jedoch keine Erklärung für den Zustand des Schiffes.«

»Nein. Aber ich würde wetten, dass Dom damit zu tun hat. Funkt sie an, sie benötigen sicher Hilfe.«

Thorton gehorchte. »Sie reagieren nicht.«

»Versuch es weiter! Gibt es Lebenszeichen?«

»Nein. Das kann allerdings auch an der Sonnenaktivität liegen. Sie sind einfach zu dicht an der Wega. Die Besatzung kann immer noch am Leben sein.«

Rhodans Finger trommelten unruhig auf der Armlehne seines Kommandosessels. »Warum kommt ihnen von Ferrol niemand zu Hilfe?« Zwar beteiligten sich die Ferronen am Embargo. Das hieß jedoch noch lange nicht, dass man ein Schiff in Raumnot im Stich ließ.

»Die sind viel zu tief in der Korona der Sonne«, sagte Yrhoun. »Das schafft kein ferronisches Schiff.«

»Wir allerdings würden das problemlos packen«, schaltete sich der Navigator Norton Gloom ein. »Dank unserer Molkexit-Legierung.«

Rhodan begriff die Idee: Die besondere Beschichtung des Schiffes würde jede Form von Energie aufnehmen und sie in die Energiespeicher des Schiffes ableiten – auch die Energie der Wega, die andere Schiffe sofort verbrannt hätte. Später mussten die Speicher wieder entleert werden.

»Was sagst du dazu, Agnas«, fragte Rhodan die Wissenschaftsoffizierin der CARFESCH. Sie hatte ihren offiziellen Platz auf dem unteren Ring der Zentrale, zog es jedoch vor, in ihrem Labor zu bleiben und sich holografisch zuzuschalten. Sie war kein besonders geselliger Typ, was es ihr an Bord der CARFESCH etwas schwer machte.

Das Hologramm der blonden Frau wuchs automatisch auf Lebensgröße, als sie antwortete: »Norton hat recht. Das Schiff kann in der Korona der Wega verharren, bis die Energiespeicher voll sind. Natürlich müssen wir danach die Sonnenatmosphäre zum Entladen entweder verlassen.«

2.

Tyler

Tag 102, Epoche 10.304

Tyler hielt die Augen geschlossen und versuchte, ruhig zu bleiben. Das war gar nicht so leicht, wenn man jede Sekunde damit rechnete, von den Schmerzen des Todes übermannt zu werden.

»Warnung«, ertönte eine emotionslose Durchsage der Schiffspositronik. »Aus der ruhenden Protuberanz entwickelt sich eine eruptive Protuberanz. Mit Turbulenzen ist zu rechnen.«

»Danke, das brauche ich jetzt auch noch«, murmelte er.

Dann kam der Schmerz. Jede einzelne Zelle in Tylers Schläfe schien zu explodieren. Der Druck stach bis in sein Gehirn. Tyler keuchte krampfhaft.

»Ist das wirklich nötig?«, hörte er Dantes Stimme. Nun öffnete Tyler doch die Augen.

Sein Freund stand dicht neben der Medoliege, auf der Tyler saß – und damit dicht an Sichu, die ihn gerade untersuchte. Sichu – Tyler musste sich selbst ermahnen, nicht Tante Sichu zu denken, schließlich war er nicht mehr drei Jahre alt – war es sichtbar unangenehm, dass Dante ihr derartig auf die Pelle rückte. Sie hielt ein Diagnosegerät in der einen Hand und in der anderen Perry Rhodans Rangabzeichen, das Tyler aus der fremden Welt mitgebracht hatte. Vor ihr schwirrten mehrere Holos durch die Luft, projiziert von ihrem Schläfenimplantat.

Verärgert wandte sie sich Dante zu.

»Je häufiger du mich unterbrichst, umso länger wird die Prozedur dauern. Warum holst du deinem Freund nicht ein Erfrischungsgetränk? Wir sitzen hier schon eine Stunde, er hat sicher Durst.« Sie sah Tyler auffordernd an. »Nicht wahr?«

»Ja, klar«, sagte Tyler. Er hatte keine Lust auf Stress zwischen Sichu und Dante. Und er hatte tatsächlich einen trockenen Mund.

Dante warf ihm einen misstrauischen Blick zu, ging dann jedoch davon, um sich an einem der Nahrungsspender auf dem Flur vor dem Labor zu schaffen zu machen.

»Er macht sich nur Sorgen«, sagte Tyler entschuldigend.

»Das machen wir alle.« Sichu konzentrierte sich wieder auf die Hologramme, verschob einzelne Zahlenreihen und verglich sie. »Wir wollen schließlich wissen, was es mit deiner besonderen Fähigkeit auf sich hat.«

Atlan, der hinter Tyler gestanden hatte, schob sich in sein Blickfeld. »Hast du schon herausgefunden, warum der Junge imstande ist, Materie aus der ursprünglichen Zeitlinie in die Tangente zu holen?«

»Nein.« Sichu schürzte die Lippen. »Ich habe Psi-Auswertungen und Genanalysen vorgenommen, aber ich tappe immer noch im Dunkeln. Es könnte eine Art Mutantenkraft sein, aber endgültig festlegen will ich mich nicht. Vielleicht ist es eine genetische Besonderheit, weil Tyler unter speziellen Umständen geboren wurde.«

Tyler mochte es nicht, wenn sie über ihn redeten, als sei er gar nicht anwesend. »Und was genau versuchst du?« Er wusste, dass Dom Sichu mit irgendetwas beauftragt hatte, und er wollte beide nicht enttäuschen. Deswegen spielte er das Ausmaß der Schmerzen, die Sichus Manipulationen auslösten, herunter. Es waren die gleichen Schmerzen, die über ihn hereingebrochen waren, als er in der Wüste ungewollt seine seltsame Gabe eingesetzt hatte.

»Ich habe Perrys altes Rangabzeichen untersucht und soll auf Doms Vorschlag hin mithilfe der gewonnenen Daten etwas mit deinem Implant versuchen. Die Idee ist, deine ÜBSEF-Konstante zu manipulieren, sodass sie auf die Schwingungen der ursprünglichen Zeitlinie abgestimmt ist. Dom meint, dass du durch diese Anpassungen in der Lage sein wirst, deine Fähigkeit absichtlich einzusetzen.«

»Toll ...« Tyler hörte selbst, wie wenig begeistert er klang. Die Aussicht darauf, sich bewusst den höllischen Kopfschmerzen auszusetzen, die er beim Einsatz seiner Gabe empfand, war wenig erheiternd.

Sichu bemerkte seine Stimmung. »Weißt du, Atlan und ich suchen schließlich noch immer nach einem Weg, die Tangente zu verlassen und in unsere Heimat zurückzukehren. Wenn man den Effekt deiner Gabe umkehren könnte ...«

»Aber Dom meint, dass Perry vorhat, die Tangente zu zerstören, um eure Wirklichkeit zu retten!« Tyler war noch immer voller Empörung über diese Möglichkeit. Es würde bedeuten, alles zu verlieren, was ihm wichtig war. Seine Heimat, seine Freunde – sie würden ausgelöscht, wenn Perry Rhodan sich mit seinen Plänen durchsetzte.

»Das glaube ich nicht.« Sichu schüttelte entschieden den Kopf. »Der Perry Rhodan, den ich kenne, schützt und bewahrt das Leben, wenn es möglich ist, und zerstört es nicht.«

Tyler kniff die Lippen zusammen. Er wusste, dass sie verschiedener Auffassung waren, was das anging. Umso rätselhafter war ihm, warum Sichu und Atlan sich Dom angeschlossen, ihm sogar ihr Schiff überlassen hatten.

»Seit wann hast du diese Fähigkeit überhaupt?«, fragte Sichu und nahm über die Datenverbindung, die sie zwischen ihren Implants hergestellt hatte, weitere Einstellungen vor. Tyler spürte ein leichtes Zwicken in der Schläfengegend, aber dieses Mal keine Schmerzen.

»Ich ... ich weiß es nicht«, antwortete Tyler ausweichend. Es war nicht mal eine Lüge. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er damit angefangen hatte.

»Bist du bald fertig?« Dante kam zur Tür herein und hielt Tyler eine Flasche Energie-Saft entgegen – Quitte-Koffein, seine Lieblingssorte.

Tyler wurde warm ums Herz. Er hatte nicht gewusst, dass Dante seine Lieblingssorte überhaupt kannte.

Dante musterte Sichu feindselig. »Dieses dämliche Experiment muss doch irgendwann abgeschlossen sein.«

»Im Grunde ist das noch nicht einmal das eigentliche Experiment – das muss in einer Interferenz stattfinden.« Sichu schob Dante demonstrativ ein Stück beiseite, um besser an Tyler heranzukommen. »Bis dahin habe ich aber einige Vorarbeiten zu leisten, denn der Vorgang ist gefährlich.«