Atlantis 2: Festung Arkonis - Lucy Guth - E-Book

Atlantis 2: Festung Arkonis E-Book

Lucy Guth

0,0

Beschreibung

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist. Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben. In direkter Nähe zu Steinzeitmenschen, die in Stämmen leben, errichten sie eine hochmoderne Stadt und einen Raumhafen. Rhodan und Dorksteiger werden von einer Arkonidin gejagt, ohne den Grund dafür zu kennen. Wenn sie mehr herausfinden und vor allem die Heimkehr in ihre Zeit erreichen wollen, müssen sie nach Arkonis. Die Stadt ist das Zentrum der arkonidischen Kolonie. Dabei müssen sie Atlantis durchqueren. Auf ihrem beschwerlichen Weg haben Sichu Dorksteiger und Perry Rhodan ein klares Ziel – es ist die FESTUNG ARKONIS ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 157

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 2

Festung Arkonis

In der Vergangenheit gestrandet – sie werden von einer Arkonidin gejagt

Lucy Guth

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

Kommentar: Atlantis – Kontinent der Geheimnisse

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist.

Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben. In direkter Nähe zu Steinzeitmenschen, die in Stämmen leben, errichten sie eine hochmoderne Stadt und einen Raumhafen.

Rhodan und Dorksteiger werden von einer Arkonidin gejagt, ohne den Grund dafür zu kennen. Wenn sie mehr herausfinden und vor allem die Heimkehr in ihre Zeit erreichen wollen, müssen sie nach Arkonis. Die Stadt ist das Zentrum der arkonidischen Kolonie. Dabei müssen sie Atlantis durchqueren.

Auf ihrem beschwerlichen Weg haben Sichu Dorksteiger und Perry Rhodan ein klares Ziel – es ist die FESTUNG ARKONIS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner will in die Hauptstadt der arkonidischen Kolonie reisen.

Caysey – Die junge Atlanterin führt zwei Fremde durch ihre Heimat.

Rowena – Die Arkonidin erweist sich als eine erbitterte Jägerin.

Quartam da Quertamagin – Der Wissenschaftler lebt ausgesprochen zurückgezogen.

Kors da Masgadan

1.

Durch die transparente Kuppel des Navigationsdecks kam ein kleiner, blauer Planet in Sicht. Mit seinen Ozeanen und den Wolkenschlieren sah er aus wie eine Glas-Klicka – mit diesen Kugeln, die man durch ein Antigravfeld in Löcher schnippen musste, hatte Ildo da Remdor als Kind gerne gespielt.

Dass ihn der Planet daran erinnerte, war ein Zeichen für seinen geistigen Zustand, urteilte der Kommandant der LT-IV selbstkritisch. Wenn man eine Raumschlacht nur knapp überlebte, sehnte man sich nach Kindheitsidylle.

Die Zeit der Spiele war vorbei. Das hatten die jüngsten Erlebnisse endgültig bewiesen.

Da Remdor wurde sich der Spiegelung seiner selbst in der Glassitkuppel bewusst, während sich die LT-IV dem fremden Planeten näherte. Die Reflexion zeigte einen schmalen Arkoniden mit dünnem, schulterlangem Haar. Er war noch jung für einen Raumschiffskommandanten. Der Krieg gegen die Methans sorgte dafür, dass viele junge Männer in verantwortungsvolle Posten berufen wurden, auf die sie früher wegen mangelnder Erfahrung niemals gekommen wären.

Da Remdor war nicht eitel, doch er war sicher, dass der Verlust des Mutterschiffs nicht mangelnder Erfahrung anzulasten war. Manche Dinge konnte man einfach nicht verhindern. Er ballte die rechte Hand zur Faust und schlug sie in seine Linke. Gegen andere Vorgänge sind wir nicht so machtlos. Ich werde dafür sorgen, dass sich die Dinge ändern!

Ein Ruck ging durch das Schiff, und Ildo da Remdor verzog das Gesicht. Der Impulsantrieb hatte ausgesetzt. Das verlangsamte das Schiff im All zwar nicht; der Neustart jedoch sorgte für das Gefühl, auf einem bockenden Dahondra unterwegs zu sein. Die Andruckabsorber arbeiteten nur noch unzuverlässig und reagierten oft verzögert. Das machte den Flug zu einem Risiko, das für die wenigen Überlebenden an Bord durchaus tödlich ausgehen konnte. Aber sie hatten keine Wahl, wenn sie ihre Pflicht erfüllen wollten.

»Kommandant, wir erreichen gleich Larsaf III«, ertönte ein Ruf aus der Zentrale.

Das sehe ich. Da Remdor sagte es nicht laut. Seine Rumpfmannschaft wähnte ihn in seinem Quartier; stattdessen hatte er sich zum Nachdenken auf das Navigationsdeck zurückgezogen, das bis auf einen einzelnen Mann verlassen war: Funkoffizier Traitan da Erb hielt am Hyperfunk die Stellung und hatte die Ortung im Blick; er schenkte dem Kommandanten vor lauter Konzentration keine Beachtung. Transitieren konnten sie nicht mehr, da sämtliche Hyperkristalle teilweise destabilisiert waren und fünfdimensionale Funktionen somit nur noch eingeschränkt abgerufen werden konnten. Dabei hatten sie keine Zeit zu verlieren.

»Ich bin auf dem Weg«, meldete da Remdor zurück.

Der Antigravlift funktionierte nicht; die integrierte Notleiter brachte ihn zwei Decks tiefer.

»Wir erreichen Arkonis in drei Zentitontas«, empfing ihn sein Stellvertreter Jovis da Hemos.

Sein Arm lag in einer Schlinge, eine frische Wunde verlief auf seiner Wange. Trotz der Verletzungen hatte da Hemos darauf bestanden, seine Position beizubehalten. Da Remdor war ihm dankbar dafür, denn es gab ohnehin kaum noch einsatzfähige Offiziere. Auf der LT-IV waren der Schlacht gerade einmal zwölf Überlebende entkommen.

»Die Landung wird holprig«, ergänzte da Hemos.

»Das denke ich mir.« Da Remdor nahm seinen Platz ein. »Na los! Runter kommen sie immer.«

Unter ihnen tauchte die Hauptstadt der Kolonie Larsaf III auf. Das auf den Hauptmonitor projizierte und stark vergrößerte Bild zeigte einen wilden Mix aus halb fertigen Hochhäusern und Containern – einzig der Gouverneurspalast im Zentrum der Stadt lag auf einem Hügel und war in traditioneller Trichterbauweise errichtet worden. Er wirkte trotz seiner Größe aus der Luft etwas verloren zwischen all den primitiven Gebäuden.

Das würde sich bald ändern, denn wenn da Remdor den Gerüchten Glauben schenken konnte, sollte Larsaf III eine große arkonidische Kolonie werden. Warum man sich dafür einen so abgelegenen Standort ausgesucht hatte, entzog sich seiner Kenntnis. Das hatte sicherlich taktische Gründe; das Flottenkommando wusste gemeinhin, was es tat, und Imperator da Gonozal erst recht.

Auch der Raumhafen war noch im Aufbau und wirkte improvisiert. Es gab mehrere Landefelder, von denen zwei frei von Raumschiffen waren. Die Raumlotsen hatten ihnen eines am Rande der Bebauung zugewiesen.

Das Schiff näherte sich der Stadt mit hoher Geschwindigkeit.

»Nehmen Sie Fahrt weg und geben Sie Gegenschub, sonst zerschellen wir auf dem Landefeld, Thos'athor da Sumen«, befahl da Remdor.

Alle voll ausgebildeten Piloten im Offiziersrang waren auf der LOK TAI oder ihren anderen Beibooten ums Leben gekommen. Deswegen saß ein einfacher Offiziersanwärter mit Pilotentraining am Steuer. Der Junge war kaum 20 Jahre alt und schwitzte wahre Bachläufe, die sicher schmerzhaft in seiner breiten und nur notdürftig versorgten Stirnwunde brannten.

»Ich versuche es, Dor'athor!« Der junge Arkonide keuchte verzweifelt. »Aber der Antigravantrieb ist ausgefallen, ich kann den Sturz nicht abfangen.«

»Warum fahren die Impulstriebwerke nicht hoch, da Hazius?«, bellte da Remdor in Richtung der zuständigen Technikerin. Eigentlich sollten beim Ausfall des Antigravs sofort die Impulstriebwerke eingreifen und den nötigen Gegenschub erzeugen.

»Auch da haben wir Probleme, Kommandant.«

»Kriegen Sie das in den Griff!«

Natürlich arbeitete da Hazius bereits fieberhaft an einer Lösung des Problems. Sie wusste sehr gut, dass ihr Schiff sonst in wenigen Millitontas auf dem Boden des Kontinents Atlantis aufschlagen und sie alle in den Tod reißen würde.

Erst im letzten Moment zündeten die Impulstriebwerke. Die LT-IV stoppte kaum 30 Schritte über dem Landefeld. Der Ausstoß der Fusionsreaktoren schoss Richtung Boden. Die Korpuskularstrahlung aus den Impulstriebwerken traf auf den Belag des Landefeldes aus hochverdichtetem Arkonstahl.

Da Remdor musste sich zusammenreißen, sich nicht den Schweiß von der Stirn zu wischen. »Das war knapp.«

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, setzten die Triebwerke endgültig aus. Mit einem gewaltigen Krachen fiel das Schiff die letzten Handbreit zu Boden. Der Sturz reichte aus, die ohnehin beschädigten Andruckabsorber zu überlasten. Sie alle hoben kurz ab und stürzten dann zu Boden. Die Decksplatten krachten lautstark.

Ildo da Remdor stemmte sich wieder auf die Füße und stellte mit einem Rundumblick fest, dass niemand ernsthaft verletzt war – zumindest nicht ernsthafter als zuvor.

»Da Hemos, Sie haben das Kommando. Klären Sie, warum die Prallfelder des Raumhafens nicht gegriffen haben.«

»Ich nehme an, dass der Raumhafen von Arkonis noch im Aufbau ist, Kommandant ...«

»Sie sollen keine Ausreden für das Versagen der Bodencrew finden, sondern die Sache aufklären! Ich würde mich selbst darum kümmern, aber ich darf keine Millitonta verlieren und muss umgehend den Militärgouverneur aufsuchen.« Für das, was er zu verkünden hatte, verbot sich eine Nachricht per Funk.

Da Hemos bestätigte zackig, während da Remdor bereits aus der Zentrale eilte. Er wies die Positronik an, die Außenschleuse zu öffnen. Das Schott fuhr zur Seite, quietschte dabei bedenklich in den Führungsschienen. Offenbar hatte sich die Konstruktion des unteren Polhangars verzogen.

Das war wohl definitiv der letzte Flug der LT-IV. Mit Erschrecken stellte er fest, dass sein Galgenhumor bereits die Oberhand gewann. Hauptsache, wir haben es bis hierher geschafft. Der Gouverneur muss umgehend informiert werden.

Durch den Einsatz der Impulstriebwerke waren alle Maschinen und Gegenstände am Landeplatz atomisiert worden. Der Stahlplastboden des Raumhafens hatte sich an einigen noch nicht fertig bearbeiteten Stellen verflüssigt. Wäre der Großteil nicht bereits kristallfeldintensiviert und beschussverdichtet gewesen, hätte es ganz anders ausgesehen. Nur der schützende Erdwall rund um den Raumhafen hatte verhindert, dass der bei der Bruchlandung entstandene Feuersturm auf das umliegende Gelände übergegriffen hatte.

Da Remdor achtete nicht auf die Schäden. Sie waren in seinen Augen ein kleiner Preis für das, was er dem Gouverneur zu sagen hatte. Die Formalitäten ihrer unorthodoxen Ankunft zu erklären, überließ er da Hemos.

Er nutzte seinen Einsatzanzug und flog über den Raumhafen Richtung Palast. Nach einer solchen Bruchlandung war die Strahlung auf dem Raumhafen viel zu hoch, um unbeschadet zu Fuß zu gehen.

*

An dem nagelneuen Trichterbau hatte er keine Probleme, vorgelassen zu werden. »Ich bin Dor'athor Ildo da Remdor, Kommandant des Schlachtkreuzers LOK TAI. Ich habe wichtige Neuigkeiten, die ich ausschließlich Gouverneur Kors da Masgadan überbringen darf.«

Nach den üblichen protokollarischen Hürden stand da Remdor endlich in Kors da Masgadans Arbeitszimmer.

Der Gouverneur von Arkonis war ein beeindruckender Mann: breitschultrig und mit ungewöhnlich dunklen Augen, deren Rot da Remdor an starken jagryllianischen Wein erinnerte. Seine zu einem Zopf zusammengebundenen Haare waren länger, als es im Militär gern gesehen war, und entsprechend der höfischen Mode geölt.

Da Masgadan saß hinter einem massigen Schreibtisch aus hellblauem Kunstharz, die Beine übereinandergeschlagen und den wachen Blick auf seinen Besucher gerichtet. »Willkommen, Dor'athor Ildo da Remdor, Kommandant des Schlachtkreuzers LOK TAI.«

Kam es da Remdor nur so vor, oder lag ein spöttischer Unterton in der Stimme des Gouverneurs, als er Rang und Titel ebenso ausführlich wiederholte, wie er sich selbst vorgestellt hatte?

»Welche Umstände führen zu Ihrem unerwarteten Besuch und Ihrer Bruchlandung auf Larsaf III?«, fragte der Gouverneur.

Er ist bereits über unsere Ankunft im Bilde!

»Keine guten, fürchte ich.« Da Remdor stand stramm. »Ich muss darüber Meldung machen, dass mein Schiff, die LOK TAI, in der großen Schlacht vernichtet wurde.«

»Das ist bedauerlich.« Da Masgadan lehnte sich zurück und verschränkte die langen, feingliedrigen Finger ineinander. »In dieser Schlacht haben wir viele gute Leute verloren. Wie kommt es, dass Sie trotzdem vor mir stehen?«

Da Remdor räusperte sich. Es war klar, dass es immer zu Nachfragen führte, wenn ein Kommandant sein Schiff überlebte. »Zusammen mit ein paar meiner Leute konnte ich auf dem Beiboot LT-IV entkommen. Wir versteckten uns im Ortungsschutz einer Sonne vor den patrouillierenden Gegnern. Das erwies sich als Glücksfall, denn von dort aus haben wir Ungeheuerliches erfahren.«

Da Masgadan zog fragend die Augenbrauen hoch.

Da Remdor holte tief Luft, ehe er die Bombe platzen ließ: »Die ganze Schlacht war eine lange vorbereitete Farce! Ich weiß um das Schicksal des Kristallprinzen!«

Er berichtete, dass die LT-IV während der Schlacht verräterische Funknachrichten empfangen hatte und schilderte ausführlich, wie sie diese Sprüche ausgewertet und nachverfolgt hatten. »Ein Doppelagent hat gemeinsame Sache mit den Gegnern gemacht«, sagte der Raumschiffkommandant überzeugt.

»Haben Sie Beweise dafür?«, fragte der Gouverneur.

Da Remdor zückte einen Datenkristall. »Wir haben die abgefangenen Rufe aufgezeichnet.«

Da Masgadan erhob sich und legte den Kristall in ein Decodierungsgerät auf seinem Schreibtisch.

Sofort erklang eine weibliche Stimme: »Diese Schlacht wird Todesopfer fordern, doch das müssen wir verschmerzen. Die Maahks müssen im Grxlirasystem siegen, komme, was wolle.«

Eine männliche Stimme antwortete: »Und der Kristallprinz?«

Es folgte ein kurzes Zögern. »Bereitet die Nachricht von seinem Ableben vor.«

Da Masgadan unterbrach die Wiedergabe und warf da Remdor einen scharfen Blick zu.

Da Remdor erwiderte ihn ruhig. »Ich weiß vom wahren Schicksal des Kristallprinzen.«

Kors da Masgadan stellte sich, die Hände auf dem Rücken verschränkt, an das hohe, schmale Fenster, das zum Innenhof führte. »Wer hat Kenntnis von diesen Dingen?«

»Niemand außer mir, meinem Stellvertreter Jovis da Hemos und Traitan da Erb, der Funkoffizier meines Schiffs.« Da Remdor biss sich auf die Lippen, als er daran dachte, wie klein seine Mannschaft geworden war. »Da ich nicht weiß, wer der Verräter ist, habe ich den Kreis der Mitwisser möglichst klein gehalten.«

Da Masgadan nickte zufrieden. »Sorgen wir dafür, dass es so bleibt.« Er wandte sich um und berührte einen Signalgeber auf dem Tisch.

Ehe da Remdor seiner Verwunderung darüber Ausdruck verleihen konnte, stürmten vier bewaffnete Raumsoldaten herein.

Da Masgadan deutete auf Ildo da Remdor. »Nehmt diesen Mann fest!«

»Gouverneur, was soll das?« Da Remdor war zu überrascht, um sich zu wehren, als ihn die Soldaten packten und ihm Energiefesseln anlegten.

Derweil fuhr da Masgadan fort: »Stürmt das Wrack, mit dem er die Kolonie erreicht hat, und nehmt seine beiden Mitverschwörer fest: Jovis da Hemos und Traitan da Erb. Alle drei sind Maahk-Spione. Sorgt dafür, dass sie umgehend hingerichtet werden.«

Jetzt endlich kam Leben in da Remdor. Er zerrte an den Fesseln, bat flehentlich: »Gouverneur, ich sage die Wahrheit. Ich verstehe nicht, was hier los ist ...«

Ein mitleidsloser Blick aus weinroten Augen streifte da Remdor, ehe sich da Masgadan wieder hinter seinen Schreibtisch setzte. »Und sorgt dafür, dass dieses Wrack, die LT-IV, verschrottet wird.«

Noch einmal versuchte da Remdor, zu dem Gouverneur durchzudringen, doch ein Schlag ins Gesicht schnitt ihm das Wort ab.

»Halt die Schnauze, elender Verräter«, herrschte ihn der Soldat an, der ihn am Arm gepackt hielt. »Für Methan-Kuschler haben wir absolut kein Verständnis. Du kannst froh sein, wenn das Erschießungskommando richtig zielt und dir keinen Bauchschuss verpasst.«

Ein Tritt traf da Remdor in die Kniekehlen und ließ ihn zusammensacken. Unsanft wurde er hinausgeschleift.

2.

»Schaut! Der Zahn der Götter!« Caysey wies auf eine hoch aufragende Felsnadel vor ihnen. Die Landmarke stach scharf zwischen den zerklüfteten Hängen und sanft abfallenden Wiesen hervor.

Seit vier Tagen waren Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger mit der jungen Atlanterin in jener Ebene unterwegs, das Caysey als den »Weltenschoß« bezeichnete. Rhodan hatte die beiden Frauen angetrieben, um möglichst viel Abstand zwischen sich und Cayseys Dorf zu bringen. Er wusste nicht, wie lange die Dorfbewohner ihre Verfolgerin Rowena aufhalten konnten. Er traute den verängstigten Dörflern in dieser Hinsicht nicht viel zu.

Caysey wandte sich ihm zu und lächelte strahlend. »Ist er nicht wunderschön?«

Rhodan hatte noch nie über die Attraktivität von Felsnadeln nachgedacht. Doch da Caysey ihn nun darauf hinwies, musste er zugeben, dass der Anblick etwas Ästhetisches hatte: Der Fels war mit feinen, rosafarbenen Linien marmoriert und hob sich vor dem satten dunklen Grün der Nadelbaumwälder im Hintergrund filigran und elegant ab.

»Das ist er«, sagte er deswegen wahrheitsgemäß. »Woher hat er seinen Namen?«

»Der Legende nach hat der große Vrouhtou hier gegen seinen Erzfeind Kronos gekämpft. Kronos ließ ein ganzes Heer von Zentauren gegen ihn aufmarschieren. Vrouhtou kämpfte tapfer und besiegte sie alle. Kronos war darüber so wütend, dass er sich schließlich selbst auf den Vrouhtou stürzte, um ihn hinterrücks zu ermorden. Damit waren die Götter nicht einverstanden. Einer von ihnen stieg selbst vom Himmel herab, um Kronos den Kopf abzubeißen. Der Feigling duckte sich weg, und der Gott biss stattdessen in das Gebirge.« Caysey zeigte nochmals auf die Felsnadel. »Einer seiner Zähne blieb stecken und erinnert auf ewig an Kronos' Feigheit und den Sieg des Vrouhtous.«

»Das ist eine phantastische Geschichte.« Rhodan lächelte.

Caysey hatte ihnen während der vergangenen Tage viele solche Legenden erzählt. Ihr Volk lebte völlig selbstverständlich in dieser Welt aus Göttern und Geisterwesen, die in ihren Augen überall in ihrer Heimat Spuren hinterlassen hatten. So war der Weltenschoß laut Caysey der Ort, an dem die Göttin Gia die Erde mitsamt allen Lebewesen geboren hatte.

Rhodan war nicht entgangen, dass Cayseys Erzählungen einerseits deutliche Parallelen zur Geschichte der Lemurer aufwies, den Stammvätern der Menschen, und andererseits Vorausgriffe auf spätere Mythen der Menschheit waren. Kronos etwa war eine Abwandlung von Konos, wie die lemurische Bezeichnung für die Präbios lautete. Gleichzeitig war Kronos der Name von Zeus' Vater in der griechischen Mythologie. Dass es hier einen Zusammenhang gab, stand für Rhodan außer Frage.

Cayseys Lächeln verblasste, als sie sich an ihren geschwollenen Leib fasste und tief einatmete.

»Sollen wir eine kurze Pause machen?«, fragte Rhodan.

Cayseys fortgeschrittene Schwangerschaft erschwerte ihr Vorankommen, da ihre Ausdauer nachließ. Das feucht-warme Klima, das das frühlingshafte Wetter an der Küste abgelöst hatte, seitdem sie im Weltenschoß unterwegs waren, tat sein Übriges. Ihm bereitete das Sorge.

Caysey machte diesen Mangel allerdings durch ihre Ortskenntnisse wieder wett. Schon einige Male hatte sie das kleine Team auf einen scheinbaren Umweg geführt, der sich im Nachhinein als die schnellere und bessere Wahl der Route erwiesen hatte. Zudem öffnete ihnen ihr freundliches und offenes Wesen die Türen in den wenigen Siedlungen, auf die sie trafen. Bislang hatten sie nachts immer ein Strohdach über dem Kopf gehabt.

Die junge Frau nickte und setzte sich auf einen Findling, wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. Sie zog ihren Rucksack ab und stellte ihn vor sich hin, drückte ihr Kreuz durch.

Sichu war etwas hinter ihnen zurückgeblieben, um mit ihrem Armband einige Messungen vorzunehmen, und schloss nun auf. Sie warf einen Blick auf Caysey und seufzte lautlos. Dass sie auf die Atlanterin angewiesen waren, gefiel der Ator gar nicht, wie sie Perry deutlich gemacht hatte. Sie mochte Caysey, doch die Wissenschaftlerin betrachtete die Schwangerschaft als unkalkulierbares Risiko auf ihrem Weg.

»Ich habe diese Beeren hier untersucht und mit der Datenbank irdischer Flora abgeglichen, sie sind essbar.« Sie reichte Rhodan und Caysey eine Handvoll kleiner, roter Früchte.

»Das hätte ich dir auch sagen können.« Caysey betrachtete die Beeren abschätzig, während Sichu sich einige in den Mund steckte. Fast sofort spuckte die Ator die Früchte wieder aus und verzog das Gesicht.

»Aber sie schmecken wirklich widerlich«, ergänzte Caysey und warf ihre Früchte weg.

Rhodan unterdrückte ein Grinsen und tat es ihr nach. Sein Zellaktivator hätte ihn geschützt, wenn die Beeren giftig gewesen wären. Er begriff, dass Sichu irgendetwas tun wollte. »Wir haben noch von dem Hasen, den ich gestern erlegt habe, wenn du hungrig bist.«

»Erlegt – mit dem Kombistrahler völlig verschmort, wolltest du wohl sagen.« Sichus Mundwinkel zuckten.

Caysey betrachtete stirnrunzelnd die erbeutete Waffe, die an Rhodans Seite hing. »Der Feuerstab ist wirkungsvoll, aber für die Jagd ... na ja, nicht unbedingt geeignet. Zumindest, wenn man die Beute hinterher noch essen will und sie nicht ausschließlich nach Holzkohle schmecken soll. Ich werde später selbst nach essbaren Pflanzen suchen.«

Die Worte riefen Rhodan in Erinnerung, dass ihre technische Ausstattung mehr als karg war. Neben dem von Rowena erbeuteten Strahler und Sichus Mehrzweckarmband hatten sie nur noch das geheimnisvolle Talagon, das Rhodan sich um den Hals gehängt hatte.