Auf der Jagd (Ein Ella-Dark-Thriller – Band 3) - Blake Pierce - E-Book

Auf der Jagd (Ein Ella-Dark-Thriller – Band 3) E-Book

Blake Pierce

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Beschreibung

Seit sie lesen konnte, hat FBI-Agentin Ella Dark, durch den Mord an ihrem Vater am Boden zerstört, Serienmörder studiert. Doch ihr enzyklopädisches Wissen über Mörder wird auf die Probe gestellt, als eine Frau nur knapp aus dem Auto eines Serienmörders fliehen kann und Ella dies mit früheren Fällen vergleicht. Allerdings könnte dieser Mörder genau das tun, womit Ella nicht rechnet: von seinen Vorgängern abweichen. "EIN THRILLER- UND MYSTERY-MEISTERWERK. Blake Pierce hat außerordentliche Arbeit geleistet und Charaktere erschaffen, deren Gedankenwelt so detailreich beschrieben ist, dass wir uns gefühlt haben, als wären wir in ihnen, um ihre Ängste mitzuerleben und für ihren Erfolg zu hoffen. Voller Drehungen und Wendungen wird Sie dieses Buch garantiert bis zur letzten Seite wachhalten." --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (Über Verschwunden) AUF DER JAGD (Ein Ella-Dark-Thriller) ist der 3. Band in der lang ersehnten neuen Reihe von Blake Pierce, dessen Spitzenreiter der USA-Today-Bestsellerliste, Verschwunden (zum kostenlosen Download), mehr als 1.000 Fünf-Sterne-Bewertungen erhalten hat. FBI-Agentin Ella Dark, 29, erhält die Chance, sich ihren Lebenstraum zu erfüllen: Sie wird Teil der Verhaltensanalyseeinheit. Ellas verborgene Obsession, sich über jeden Serienmörder ein enzyklopädisches Wissen anzueignen, hat dazu geführt, dass sie aufgrund ihres brillanten Verstandes ausgewählt wurde, in der Oberliga des FBI mitzuspielen. Dieser Mörder weiß mehr, als er wissen sollte, und er ist entschlossen, sie zu überlisten. Das tödliche Katz-und-Maus-Spiel, das folgt, lässt Ella sich fragen: Sind ihren Talenten Grenzen gesetzt? Hat Ella endlich ihresgleichen gefunden? Die ELLA-DARK-Reihe ist ein fesselnder und packender Krimi mit einer brillanten und geplagten FBI-Agentin im Mittelpunkt voller Spannung, Wendungen, Enthüllungen und in einem halsbrecherischen Tempo gehalten, das Sie bis spät in die Nacht weiterlesen lässt. Band 4, 5 und 6 sind nun ebenfalls erhältlich!

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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A U F   D E R

J A G D

(Ein Ella-Dark-Thriller – Band 3)

B L A K E   P I E R C E

Aus dem Englischen von Katharine Apostle

Blake Pierce

Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus siebzehn Büchern besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die vierzehn Bände umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs Büchern; der fünfbändigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den sechs Büchern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe; der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus sieben Büchern besteht; der CHLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die sechs Bände umfasst; der fünfzehnteiligen JESSE HUNT Psycho-Thriller-Reihe (Fortsetzung folgt); der Psycho-Thriller Reihe DAS AU-PAIR, die aus drei Bänden besteht; der ZOE PRIME Mystery-Reihe, die sechs Teile umfasst; der ADELE SHARP Mystery-Reihe mit zehn Bänden (Fortsetzung folgt); der LONDON ROSES EUROPAREISE Cosy-Krimi-Reihe, die bisher aus sechs Büchern besteht (Fortsetzung folgt); den drei Büchern des neuen LAURA FROST FBI Thrillers (Fortsetzung folgt); der neuen ELLA DARK FBI Thrillern mit bisher sechs Büchern (Fortsetzung folgt); der EIN JAHR IN EUROPA Cosy-Krimi-Reihe aus bisher drei Bänden (Fortsetzung folgt); der dreiteiligen AVA GOLD Mystery-Reihe (Fortsetzung folgt); sowie der RACHEL GIFT Mystery-Reihe, die aktuell aus drei Büchern besteht (Fortsetzung folgt).

Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, hört Blake gern von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.

Copyright © 2021 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig.

BÜCHER VON BLAKE PIERCE

DIE FÄLLE DER AVA GOLD

BEUTESTADT (Band #1)

EIN LAURA FROST FBI-THRILLER

VOR LANGEM VERSCHWUNDEN (Band #1)

VOR LANGEM ENTDECKT (Band #2)

EIN ELLA-DARK-THRILLER

IM SCHATTEN (Band #1)

WEGGENOMMEN (Band #2)

AUF DER JAGD (Band #3)

EIN JAHR IN EUROPA

EIN MORD IN PARIS (Band #1)

TOD IN FLORENZ (Band #2)

RACHE IN WIEN (Band #3)

LONDON ROSES EUROPAREISE

MORD (UND BAKLAVA) (Band #1)

TOD (UND APFELSTRUDEL) (Band #2)

VERBRECHEN (UND BIER) (Band #3)

EIN UNGLÜCKSFALL (UND GOUDA) (Band #4)

EINE UNHEIL(UND EIN PLUNDERSTÜCK) (Band #5)

ADELE SHARP MYSTERY-SERIE

NICHTS ALS STERBEN (Band #1)

NICHTS ALS RENNEN (Band #2)

NICHTS ALS VERSTECKEN (Band #3)

NICHTS ALS TÖTEN(Band #4)

NICHTS ALS MORD (Band #5)

NICHTS ALS NEID (Band #6)

NICHTS ALS FEHLER (Band #7)

NICHTS ALS VERSCHWINDEN (Band #8)

NICHTS ALS JAGEN (Band #9)

DAS AU-PAIR

SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)

SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)

SO GUT WIE TOT (Band #3)

ZOE PRIME KRIMIREIHE

GESICHT DES TODES (Band #1)

GESICHT DES MORDES (Band #2)

GESICHT DER ANGST (Band #3)

GESICHT DES WAHNSINNS (Band #4)

GESICHT DES ZORNS (Band #5)

GESICHT DER FINSTERNIS (Band #6)

JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE

DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)

DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)

DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)

DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)

DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)

DER PERFEKTE LOOK (Band #6)

DIE PERFEKTE AFFÄRE (Band #7)

DAS PERFEKTE ALIBI (Band #8)

DIE PERFEKTE NACHBARIN (Band #9)

DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG (Band #10)

DAS PERFEKTE GEHEIMNIS (Band #11)

DIE PERFEKTE FASSADE (Band #12)

DER PERFEKTE EINDRUCK (Band #13)

DIE PERFEKTE TÄUSCHUNG (Band #14)

CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE

NEBENAN (Band #1)

DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)

SACKGASSE (Band #3)

STUMMER NACHBAR (Band #4)

HEIMKEHR (Band #5)

GETÖNTE FENSTER (Band #6)

KATE WISE MYSTERY-SERIE

WENN SIE WÜSSTE (Band #1)

WENN SIE SÄHE (Band #2)

WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)

WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)

WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)

WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)

WENN SIE HÖRTE (Band #7)

DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

BEOBACHTET (Band #1)

WARTET (Band #2)

LOCKT (Band #3)

NIMMT (Band #4)

LAUERT (Band #5)

TÖTET (Band #6)

RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

VERSCHWUNDEN (Band #1)

GEFESSELT (Band #2)

ERSEHNT (Band #3)

GEKÖDERT (Band #4)

GEJAGT (Band #5)

VERZEHRT (Band #6)

VERLASSEN (Band #7)

ERKALTET (Band #8)

VERFOLGT (Band #9)

VERLOREN (Band #10)

BEGRABEN (Band #11)

ÜBERFAHREN (Band #12)

GEFANGEN (Band #13)

RUHEND (Band #14)

GEMIEDEN (Band #15)

VERMISST (Band #16)

AUSERWÄHLT (Band #17)

EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE

EINST GELÖST

MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE

BEVOR ER TÖTET (Band #1)

BEVOR ER SIEHT (Band #2)

BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)

BEVOR ER NIMMT (Band #4)

BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)

EHE ER FÜHLT (Band #6)

EHE ER SÜNDIGT (Band #7)

BEVOR ER JAGT (Band #8)

VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)

VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)

VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)

VORHER NEIDET ER (Band #12)

VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)

VORHER SCHADET ER (Band #14)

AVERY BLACK MYSTERY-SERIE

MORDMOTIV (Band #1)

FLUCHTMOTIV (Band #2)

TATMOTIV (Band #3)

MACHTMOTIV (Band #4)

RETTUNGSDRANG (Band #5)

SCHRECKEN (Band #6)

KERI LOCKE MYSTERY-SERIE

EINE SPUR VON TOD (Band #1)

EINE SPUR VON MORD (Band #2)

 

INHALT

 

 

PROLOG

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

19. KAPITEL

20. KAPITEL

21. KAPITEL

22. KAPITEL

23. KAPITEL

24. KAPITEL

25. KAPITEL

26. KAPITEL

27. KAPITEL

28. KAPITEL

29. KAPITEL

30. KAPITEL

31. KAPITEL

32. KAPITEL

33. KAPITEL

34. KAPITEL

35. KAPITEL

EPILOG

 

PROLOG

Amanda Huber driftete auf die mittlere Spur, während sie an den Reglern ihres Autoradios herumdrehte. Schnell richtete sie das Auto wieder geradeaus und konzentrierte sich. Den richtigen Song zum Autofahren zu finden war nicht annähernd so wichtig wie am Leben zu bleiben.

Es war kurz vor Mitternacht an einem kühlen Abend im März, und etwa fünfzig Kilometer entfernt wartete Amandas junge Tochter darauf, dass ihre Mutter nach Hause kam. Amandas Arbeit hatte sie in irgendein Drecksloch außerhalb von San Diego geführt, was bedeutete, dass die Fahrt den größten Teil des Tages und den ganzen Abend in Anspruch genommen hatte.

Noch mehr Sorge bereitete ihr die Gebühr für den Babysitter, die sich stündlich häufte – eine Gebühr, die sich eine alleinerziehende Mutter mit einem wachsenden Kleinkind kaum leisten konnte. Jedes Mal, wenn die Uhr zwei Nullen anzeigte, kamen weitere fünfunddreißig Dollar dazu. Amanda drehte die Musik auf, öffnete das Fenster und trat aufs Gaspedal. Sie befand sich auf einer weitläufigen Landstraße und genoss die Freiheit, über dem Tempolimit fahren zu können. Wenn sie die Geschwindigkeit konstant bei 130 km/h hielt, könnte sie in zwanzig Minuten zu Hause sein. Wahrscheinlich war Chloe noch wach und lag mit ihrem mürrisch-müden Gesichtsausdruck auf dem Sofa. Sie fiel nie in einen tiefen Schlaf, wenn jemand anderes als ihre Mutter sie ins Bett brachte.

Der Wind blies ihr unerbittlich ins Gesicht, aber er hielt sie wach. Amanda beschloss, nicht mehr auf die Uhr zu schauen. Es war 23:43 Uhr. Die Chancen, dass sie es vor der vollen Stunde nach Hause schaffte, standen so schlecht, dass es am besten war, es gleich zu vergessen. Stattdessen ließ sie ihre Gedanken abschweifen und schaltete auf Autopilot. Was würde sie Chloe zu ihrem Geburtstag in ein paar Wochen schenken? Wann würde der Typ aus dem Fitnessstudio ihr zurückschreiben? Wenn sie morgen zu spät zur Arbeit käme, könnte sie es auf die anstrengende Reise schieben und damit durchkommen?

Plonk.

Ein plötzliches Schaben riss Amanda aus ihren Gedanken. Sie trat instinktiv auf die Bremse. Was zur Hölle war das? Es hörte sich an, als wäre es unter ihrem Auto gewesen. Sie schaute in den Rückspiegel, konnte aber nichts auf der dunklen Straße ausmachen. Der Mangel an Straßenlaternen half auch nicht gerade.

Als sie die Geschwindigkeit auf 80 km/h reduzierte, fühlte sich etwas nicht ganz richtig an. Anscheinend war die Servolenkung ausgefallen. Sie konnte an der hinteren Beifahrerseite ein Schaben hören. Amanda schlug mit den Händen gegen das Lenkrad.

»Um Gottes willen. Das habe ich jetzt echt noch gebraucht.«

Sie hielt in einer kleinen Einbuchtung am Straßenrand und stieg aus. Das Problem war gleich ersichtlich. Im Hinterrad war ein riesiger Riss zu sehen. Eine kleine Rauchfahne qualmte heraus.

Amanda wusste nicht viel über Autos, aber sie wusste, dass sie so nicht weiterfahren konnte.

Was tat man denn in solchen Situationen? Einen Pannendienst anrufen? Hatte sie überhaupt eine Pannenversicherung? Würde das wieder einen Haufen Geld kosten, das sie nicht hatte? Und wenn schon, sie hatte keine Wahl. Amanda schnappte sich ihr Handy vom Armaturenbrett und öffnete den Webbrowser.

Das Display fing an zu laden. Dann lud es noch mehr. Nach einer Minute starrte Amanda noch immer auf ein weißes Display.

»Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte sie. »Kein Empfang. Na toll.«

Sie lehnte sich gegen das Auto und ließ ihren Blick in beide Richtungen über die Straße schweifen. Seit sie auf diese Landstraße gebogen war, hatte sie nur ein anderes Auto vorbeifahren sehen. Hier war nicht gerade viel los. Ihre Gedanken nahmen extreme Ausmaße an. Was, wenn Chloe die ganze Nacht einen Wutanfall hatte? Was, wenn sie verwirrt war, weil ihre Mutter nicht da war? Amanda verriegelte ihr Auto und begann fast instinktiv, die Landstraße entlangzugehen, wobei sie auf dem schmalen Rasenstreifen blieb, der parallel dazu verlief. Im schlimmsten Fall würde sie eben nach Hause gehen und ihr Schrottauto an einem anderen Tag abholen müssen. Mittlerweile war ihr das schon völlig egal. Außerdem hatte sie so eine Ausrede, um morgen die Arbeit abzusagen und etwas Ruhe zu genießen.

Amanda schaute immer wieder auf ihr Handy. Irgendwann müsste sie doch wieder Empfang haben, oder etwa nicht? Sie fluchte laut vor sich hin und verdammte jeden, der sich dafür entschied, in derart abgeschotteten Gegenden zu leben. Als lebenslange Stadtbewohnerin kam ihr die Vorstellung, nicht in der Großstadt zu leben, befremdlich vor. In der Stadt hatte man alles, was man brauchte. Wenn man in Los Angeles eine Autopanne hatte, war innerhalb von Sekunden jemand da, der einem helfen konnte.

So langsam wurde ihr kalt. Amanda setzte die Kapuze ihrer Jacke auf. Sie schaute zurück und ihr Auto war mittlerweile außer Sichtweite. Wenn sie an einem späteren Tag wiederkam, hatte die Autofee es womöglich repariert, lachte sie. Schön wär's. So ein Glück würde jemand wie sie nie haben.

Plötzlich ließ sie das Hupen eines Autos hochschrecken. Sie war so sehr in Gedanken verloren gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie ein Auto sich ihr von hinten näherte. Sie drehte sich um und erschrak, als sie ein Paar Scheinwerfer auf sie zueilen sah.

Amanda trat zurück auf den Rasenstreifen und wedelte mit den Armen. Sie nahm die Kapuze ab, um auf den potenziellen Retter weniger bedrohlich zu wirken. Ein silberner Volkswagen kam neben ihr zum Stehen. Ein altes Modell, noch älter als ihres. Sie konnte den Fahrer in der Dunkelheit nicht ausmachen.

Er kurbelte das Fenster herunter und steckte den Kopf heraus.

»Alles in Ordnung, Miss?«, fragte eine Stimme. »Hier draußen sieht man nur selten Menschen allein herumlaufen.«

Der Mann machte einen freundlichen Eindruck und schien sympathisch zu sein. Er musste in seinen Dreißigern sein. Er trug eine braune Jacke und eine rote Baseballkappe. Eine seltsame Wahl, dachte sie, aber sie war wohl kaum in der Position, das Modebewusstsein des Mannes zu kritisieren. Womöglich würde er ihr eine beschwerliche Reise ersparen können.

»Ich hatte eine Autopanne«, sagte sie. »Also wollte ich einfach den Rest des Weges zu Fuß gehen.«

Der Mann lachte. »Da werden Sie aber lange gehen, meine Liebe. Ist das Ihr Ford Focus da hinten?«

»Genau, das ist meiner«, sagte Amanda und versuchte, die unvermeidliche Frage noch nicht direkt zu stellen.

»Ich habe ihn gesehen. Das nennt man eine Reifenpanne. Wann haben Sie denn zuletzt die Reifen aufgepumpt?«

Amanda dachte nach. »Das letzte Mal, dass ich die Reifen aufgepumpt habe, war … noch nie«, lachte sie. Bedauerlicherweise fand der Neuankömmling die Aussage nicht so lustig. Er schüttelte den Kopf.

»Man muss alle paar Monate etwas Druckluft zuführen. Andernfalls passiert das, was Ihnen passiert ist.« Er schaute in die Richtung, wo sich Amandas kaputtes Fahrzeug befand. »Sie haben die richtige Wahl getroffen. Damit weiterzufahren, wäre lebensgefährlich gewesen.«

Amanda nickte und steckte die Hände in die Taschen. Ihr war nicht gerade nach einer Lektion in Autokunde zumute.

»Wohin geht's denn?«, fragte er.

»Nach La Mesa. Und Sie?«

»Ich muss noch etwas weiter, kann Sie aber gerne näher ans Ziel bringen, wenn Sie möchten. Aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass Sie den Abschleppdienst anrufen und dieses Wrack dahinten reparieren lassen«, sagte er mit einem Lächeln.

»Wirklich? Das wäre ja großartig, vielen Dank.«

Der Mann lehnte sich zum Beifahrersitz herüber und machte die Tür auf. Er ließ den Motor aufheulen. »Gar kein Problem. Steigen Sie ein.«

Amanda ging zur Beifahrerseite herüber, und obwohl die Aussicht auf eine Gratisfahrt attraktiv zu sein schien, spürte sie schon bald, wie die Realität sie einholte. Es war Mitternacht und sie war gerade dabei, bei einem Fremden ins Auto zu steigen. Fingen so nicht diese Horrorgeschichten an, in denen eine naive junge Frau verzweifelt um Hilfe bat? Sie öffnete die Autotür und hoffte, dass sie, wenn sie erst einmal drin war, etwas Erleichterung in der Normalität der Situation finden würde, in der sich zwei Menschen eine Autofahrt teilten. Vielleicht würden sie ja Gemeinsamkeiten entdecken, dachte sie.

Das Auto des Mannes war erschreckend schmutzig. Amanda musste sich im Beifahrersitz verrenken, um dem Müll auszuweichen. Sie versuchte, dem Mann ein paar verstohlene Blicke zuzuwerfen, um ein Gefühl für seinen Charakter zu bekommen, wollte aber nicht, dass er sie dabei erwischte. Sie erhaschte einen Blick auf ihren Ford im Außenspiegel, der wie ein sinkendes Schiff verschwand. Jetzt waren sie allein und sie hatte Mühe, ihren schneller werdenden Herzschlag zu kontrollieren. Sie atmete langsam durch und dachte an Chloe.

Etwa zwei Kilometer weiter schaltete der Mann das Radio leiser. »Also, was macht eine junge Dame wie Sie zu so später Stunde hier draußen?«

»Ich absolviere gerade ein Trainingssemester für die Arbeit. Eine völlige Zeitverschwendung.«

»Hört sich doch gut an.«

»Schön wär's. Ich bin bloß eine Verwaltungsangestellte für eine Schule.« Amanda schaute aus dem Fenster und sah, wie die Bäume an ihr vorbeizogen. Der klapprige, alte Volkswagen ruckelte, als er 130 km/h erreichte. Anscheinend war er genauso locker wie sie, wenn es um die Verkehrsregeln ging. »Und Sie?«, fragte sie.

Er holte tief Luft und rückte seine Kappe zurecht. Er ließ einige Sekunden verstreichen, ehe er antwortete. »So jemanden wie mich lassen sie gar nicht in die Nähe von Schulen.«

Amanda war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Sie sah ihn an und erwartete, dass er ironisch lächeln würde. Vielleicht hatte er ja einen dunklen Sinn für Humor. »Sehr lustig. Was machen Sie denn?«

Er hob das Tempo an und näherte sich der 145 km/h-Marke. »Das meine ich ernst«, sagte er.

Amanda rutschte in ihrem Sitz zurück. Die Nackenhaare standen ihr zu Berge. Die Klimaanlage blies ihr warme Luft entgegen, aber Amanda fühlte stattdessen pure Kälte. »Wieso?«, fragte sie.

»Sie glauben, ich mache nur Ärger, diese Blaumiesen.«

Was ist mit diesem Typen los, fragte Amanda sich. Sie kamen an einen Straßenabschnitt, den sie wiedererkannte, was sie ein wenig beruhigte. Sie schaute auf ihr Handy und sah, dass sie vollen Empfang hatte. Erleichterung machte sich in ihr breit.

»Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte sie.

Erneut folgte langes Schweigen, als müsste er über die Antwort nachdenken. Er hielt das Lenkrad locker in einer Hand und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Er drückte das Schloss an seiner Tür herunter.

Amanda spürte einen Anflug von Panik. Noch vor ein paar Minuten war ihr der Kerl aufrichtig und harmlos vorgekommen. Dann hatte er sich plötzlich in einen sozial unbeholfenen Freak verwandelt. Amanda hielt sich an ihrem Türgriff fest. Sie ballte die Fäuste. In ihren dreißig Lebensjahren hatten ihr weiß Gott genug Männer unerwünschte Avancen gemacht, also wusste sie, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten musste. Vielleicht war er einer dieser Typen, die sich unwohl fühlten, sobald sie in der Nähe einer Frau waren. Sie kannte das von den Schulvätern. Aus der Ferne hatten sie leicht reden, aber sobald sie vor einem standen, sah es ganz anders aus.

»Arthur«, sagte er.

Amanda nickte bloß und drehte sich um, um das vertraute Umfeld anzustarren. Je näher sie ihrem Zuhause kam, desto beruhigter fühlte sie sich. Sie schaute auf die Uhr im Armaturenbrett. Es war vier nach Mitternacht. Weitere fünfunddreißig Dollar waren dahin, aber es machte ihr nichts aus. Sie wollte nur noch nach Hause und ihr kleines Mädchen knuddeln – und so schnell wie möglich von diesem Widerling wegkommen.

Die Abzweigung war nicht einmal zwei Kilometer entfernt. Die kleine Landstraße ging in einen Straßenabschnitt mit Kreuzungen und Übergängen über. Das Auto verlangsamte sich auf vernünftige 110 km/h, als sie sich der Abzweigung für La Mesa näherten.

»Irgendwo hier ober ist prima«, sagte Amanda.

Arthur sagte nichts. Die Abzweigung kam in Sichtweite, aber noch bevor Amanda etwas sagen konnte, war sie auch schon hinter ihnen.

Die winzigen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf. Plötzlich wurde ihr übel. Sie schaute zu ihrem Fahrer herüber, der konzentriert auf die Straße vor ihnen blickte.

»Wie geht's Chloe?«, fragte er.

Amanda dachte an ihr Gespräch zurück und versuchte, sich daran zu erinnern, wann sie gegenüber dem Fremden den Namen ihrer Tochter erwähnt hatte.

Das hatte sie nicht. Etwas stimmte hier nicht.

»Wie bitte?«, fragte sie und umklammerte den Türgriff so fest, dass ihr die Finger wehtaten.

»Chloe. Wie geht es ihr?«

Amanda spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie hatte das Gefühl, in der warmen Luft zu ersticken, und alles, was sie vor ihrem geistigen Auge sehen konnte, war ihr kleines Mädchen, das zu Hause auf sie wartete. Dann kam ihr plötzlich die furchterregende Erkenntnis, dass sie sie vielleicht nie wieder sehen würde.

»Woher kennen Sie ihren Namen?«

»Sie haben es mir gesagt. Na ja, Ihre Besitztümer haben es mir gesagt.« Er warf ihre Brieftasche auf das Armaturenbrett. »Sie sollten wirklich vorsichtiger sein.«

»Oh mein Gott.« Amanda erkannte ihren Fehler. »Die habe ich in meinem Auto liegenlassen?«

»Ja. Und ich weiß, was Sie denken. Wir haben Ihre Abzweigung nicht verpasst.«

»Wovon reden Sie denn?«, fragte sie.

»Das ist nicht unser Ziel.«

»Wie bitte?«

Amanda streckte den Arm nach ihrer Brieftasche aus, aber die Hand des Mannes hielt sie auf. Er packte sie am Handgelenk und jagte Amanda einen Stoß Adrenalin durch die Adern. Er schleuderte ihren Arm gewaltsam weg. »Die lassen Sie schön da. Sie werden sie nicht brauchen.«

Amandas Überlebensinstinkt setzte ein. Jede Faser ihres Körpers sagte ihr, dass dieser Mann nicht vorhatte, sie sicher zu Hause abzusetzen, oder überhaupt irgendwo abzusetzen. Sie machte sich gefasst, spannte ihre Muskeln an und hob die Unterarme vor ihre Brust. »Was? Für wen zur Hölle halten Sie sich eigentlich? Halten Sie an. Ich steige aus«, schrie sie.

Arthur drückte auf das Gas und beschleunigte. »Sie gehen nirgendwo hin.«

Amanda war keine Kämpferin. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal in eine Auseinandersetzung geraten war, wenn überhaupt in ihrem Erwachsenenleben. Sie wusste, dass sie einem Mann von seiner Statur in einem körperlichen Gefecht nicht schlagen konnte, und diese Erkenntnis löste eine neue Welle der Angst aus.

Amanda schnappte ihr Handy, aber der Mann reichte herüber und schlug es ihr aus der Hand. Es fiel an der Seite des Sitzes herunter.

»Denken Sie nicht daran, die Polizei zu rufen«, lachte er. »Wenn die Blaumiesen mich fangen wollen, dann sollten sie besser ihre Ärsche bewegen und etwas tun.«

»Was wollen Sie von mir, Sie Widerling?«, schrie sie. »Lassen Sie mich hier raus!«

Die Ideen gingen ihr durch den Kopf. Freiheit war ihr erster Gedanke, anzugreifen der zweite. Amanda zerrte am Türgriff, ohne zu bedenken, dass das Auto in hohem Tempo weiterfuhr. Ein paar Narben waren es wert, diesem Verrückten zu entkommen.

Aber die Tür gab nicht nach.

Amanda zerrte fester daran, dann versuchte sie es mit den Fenstern. Nichts. Sie schlug mit der Hand gegen die Scheibe und betete, dass sie es irgendwie schaffte, sie zu zerschlagen. Sie schaffte es nicht. Plötzlich hatten die Hände des Mannes ihre Kehle umschlossen. Das Auto schlingerte über die Straße, als er seinen Griff fester machte.

Amanda verrenkte sich, um ihn mit den Beinen wegzustoßen, während sie sich an der Tür festkrallte. Sie trat ihm in die Rippen und löste seinen Griff für ein paar Millisekunden.

Er nahm den Fuß vom Gas, der Wagen rollte aus und schlingerte über alle drei Fahrspuren. Er knallte gegen die Fahrertür und griff schnell nach dem Lenkrad, um zu verhindern, dass das Auto in eine Raststätte krachte.

Amanda hörte ein Klicken. Sie packte erneut nach dem Türgriff und zerrte daran. Die Tür schwang mit der Kraft des Windes auf und riss fast aus den Angeln. Die Luft schlug ihr wie ein Eisblock entgegen.

1. KAPITEL

Ella Dark hielt ihr Auto am Eingang zum Gefängnisgelände an. Plötzlich kam ihr das alles sehr real vor. In dem Gebäude vor ihr saßen einige der abscheulichsten Männer des Landes ein.

Das Maine State Prison war ein Hochsicherheitsgefängnis, das mehr als neunhundert Insassen beherbergte, darunter viele der berüchtigtsten Serienmörder, Massenmörder, Terroristen und Schulamokläufer der Ostküste. Diejenigen, die zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden waren, wurden in das Gefängnis in Maine verbannt, wo sie den Rest ihres Lebens verbringen würden.

Ella hatte niemandem von dieser geheimen Verabredung erzählt. Als Ben sie gefragt hatte, was sie an ihrem freien Tag machen würde, hatte sie ihm erzählt, dass sie ihren Arbeitsrückstand aufholen würde. Sie würde ihn auch später am Abend sehen, also würde sie ihm die restlichen Details dann erzählen. Von Agent Ripley hatte sie die ganze Woche nichts gehört, also hatte sich nie die Gelegenheit geboten, es ihr zu sagen. Zumindest redete Ella sich das ein. Es war eine bequeme Lüge, die sie beide schützte.

Ihre Nerven hatten sie fast gelähmt, sodass sie glaubte, dass das Ganze vielleicht eine schlechte Idee war. Aber eine solche Gelegenheit wie diese gab es nur einmal im Leben. Sie hatte von einem solchen Augenblick schon länger geträumt, als sie sich erinnern konnte. Wenn sie ihn nicht ergriff, würde sie es für den Rest ihres Lebens bereuen.

Sie erreichte den Stacheldrahtzaun, kurbelte ihr Fenster herunter und drückte auf den Buzzer.

Ein uniformierter Wächter erschien in der kleinen Hütte zu ihrer Linken. »Ja, Miss?«, fragte er.

»Agent Dark hier zu Besuch. Für Insasse Nummer zwei-sieben-sechs-eins.«

Der Wächter blätterte die Seiten auf seinem Klemmbrett um. »Campbell?«, fragte er mit einem überraschten Blick. »Sind Sie sicher?«

Ella griff zum Beifahrersitz und holte ihre Unterlagen heraus. Sie reichte sie dem Wächter. Trotz ihrer Einladung musste ihr Besuch von der US-Strafvollzugsbehörde genehmigt werden. Die meisten Besuche wurden von der örtlichen Gefängnisleitung genehmigt, aber jeglicher Kontakt mit Tobias Campbell musste von höchster Stelle bewilligt werden. Glücklicherweise beschleunigte Ellas Stellung im FBI das Verfahren.

»Der bekommt nicht oft Besuch.« Der Wächter reichte Ella ihre Unterlagen zurück und ging wieder in seine Hütte. Die Gittertore surrten langsam auf.

Ella fuhr den Einbahnweg entlang auf das Gebäude zu. Jetzt, da sie näher dran war, konnte sie kaum glauben, wie groß es war. Es schien sich kilometerweit zu erstrecken, mit vier riesigen Türmen an jeder Ecke, die fast in den Himmel ragten. Auf jedem dieser Türme konnte Ella mehrere bewaffnete Wachen ausmachen, die sie im Auge behielten.

In der Parkzone kam ihr ein weiterer Wächter entgegen und sagte ihr, wo sie ihr Fahrzeug parken sollte. Nachdem Ella das getan hatte, traf sie denselben Mann am Eingang des Gefängnisses. Der Wächter zog seine Schlüsselkarte an der Tür durch und hielt sie ihr auf.

Drinnen sah es völlig anders aus, als Ella es sich vorgestellt hatte. Auf einem polierten Marmorboden standen zwei Serviceschalter. Die Luft roch frisch und sauber. An einer der hinteren Wände hingen Auszeichnungen für herausragende Leistungen. »Bitte nehmen Sie Platz. Einer der Aufseher wird Sie gleich zu den Zellen begleiten.«

»Zu den Zellen?«, fragte Ella. »Ich bin zu Besuch hier.«

»Das weiß ich, Miss, aber Tobias darf den ihm zugewiesenen Bereich nicht verlassen. Er darf sich nur in der Roten Zone aufhalten. Eheliche und gewöhnliche Besuche sind ihm nicht gestattet.«

»Warum?«, fragte sie.

»Der Aufseher wird Ihnen alles erklären.« Der Wächter ging und ließ Ella allein auf einem weißen Ledersitz zurück. Sie hatte die letzte Woche damit verbracht, wie eine Besessene über Tobias Campbell zu recherchieren. Sie wusste alles über sein Leben und seine Verbrechen, von seinem frühen Leben auf einem Bauernhof bis zu den fünf jungen Frauen, die er ermordet hatte. Einige Aspekte seiner Lebensgeschichte hatten sich so eingeprägt, dass sie davon träumte, wie zum Beispiel, dass Tobias' Vater ihn einmal dazu gezwungen hat, einen Sack voller Welpen zu Tode zu trampeln. Als Teenager war es Tobias' Lieblingsspiel, ein Gewehr auf den Kopf eines Pferdes zu richten, sich selbst zu befriedigen und dann beim Höhepunkt abzudrücken. Es war kein Wunder, dass er ähnliche Szenen als Erwachsener auslebte, allerdings mit Frauen statt Tieren.

Und dann war da noch die Geschichte mit Agent Ripley. Ellas Partnerin beim FBI war diejenige gewesen, die Tobias vor fünfzehn Jahren gefasst hatte, und als sie seine abgelegene Hütte gefunden hatte, entdeckte sie eine Reihe von persönlichen Gegenständen, die darauf hindeuteten, dass Tobias Campbell viel mehr Menschen getötet hatte, als das FBI annahm. Kinderschuhe, blutige Schlingen, Schmuck, Kleidungsstücke, Personalausweise.

Doch das FBI konnte nichts davon beweisen, da Tobias Agent Ripley gefangen nahm und sie dazu zwang, alles niederzubrennen. Bis heute pochte Ripley darauf, dass sie es gesehen hatte, aber die Behörden waren nicht davon überzeugt. Sie behaupteten, Ripley leide unter posttraumatischen Wahnvorstellungen.

Aber nun war Tobias bereit, zu reden. Ella hatte keine Ahnung, was sie von ihm erwartete, und der Gedanke daran, diesem Monster persönlich zu begegnen, war beängstigend. Aber seitdem sein Brief im FBI-Büro angekommen war, konnte Ella an nichts anderes denken, als ihn kennenzulernen, in seinen Kopf zu blicken und herauszufinden, wie er tickte. Eine solche Gelegenheit würde nicht nur ihr Wissen über Lustmörder verbessern können, es war auch eine seltene Chance, mehr über Campbells anderen Verbrechen herauszufinden. Es gab noch immer jede Menge ungelöste Morde, die Campbell zugeschrieben wurden, und es gab viele Indizien, die ihn mit verschiedenen Morden in Chicago in Verbindung brachten. Auf der ganzen Welt bereiteten ungelöste Mordfälle Millionen von Familien Kummer, und das hier war eine seltene Gelegenheit, einigen von ihnen dabei zu helfen, damit abzuschließen. Zwar nicht vielen, aber selbst ein Abschluss war besser als keiner.

Ella hörte ein Summen und schaute auf. Ein gut gekleideter Herr trat hinter der Glastür hervor.

»Miss Dark?«, fragte er und reichte ihr die Hand. Er war recht groß, hatte eine Glatze, einen Bart und sonnengebräunte Haut. Er trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und wirkte selbstbewusst. Ex-Militär, dachte Ella.

»Ja, das bin ich.« Sie sprang von ihrem Sitz auf und erwiderte die Geste.

»Ich bin Derrick Banks, der Aufseher hier. Wurden Sie bereits eingeweiht?« Er nahm neben ihr Platz.

»Nein, Sir, noch nicht. Was muss ich wissen?«

»Ich bitte Sie, Sir wird nicht nötig sein, vor allem nicht von einer Agentin wie Ihnen. Es gelten die gewöhnlichen Besuchsregeln, aber da Sie hier sind, um Mr. Campbell zu sehen, gibt es ein paar zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen, die es zu beachten gilt.«

Ella nickte. »Ich bin ganz Ohr.«

»Zunächst einmal wird Ihr Treffen außerhalb von Campbells Zelle stattfinden. Keine Sorge, er wird darin eingeschlossen sein. Wir halten ihn in einem Abschnitt des Gefängnisses, die wir die Rote Zone nennen. Seit zehn Jahren ist Campbell der einzige Insasse darin gewesen.«

Ella hatte Gerüchte über Tobias' Isolationshaft gehört, aber bisher noch keine konkreten Beweise dazu gefunden. Einige True-Crime-Fans behaupteten, Campbell sei im Keller eingesperrt, weit weg von den anderen Insassen. Andere behaupteten, dass man ihm die Störenfriede zum Fraß vorwarf.

»Ich verstehe, aber warum ist er so isoliert?«

»Sein schlechter Ruf tut ihm keinen Gefallen. Jedes Mal, wenn er sich unter die anderen Insassen mischt, wird er verprügelt. Ein Frauenmörder wie der? Die Gangster hier würden ihn am liebsten kreuzigen. Hinzu kommt, dass wir Campbells Umgang mit anderen Gefangenen einschränken müssen. Sie wissen vermutlich, dass Campbell gut vernetzt ist, sowohl drinnen als auch draußen. Wir tun unser Bestes, um ihn abzuschotten, aber er findet immer einen Weg, um zu kommunizieren. Ehrlich gesagt wissen wir nicht, wie er es anstellt.«

Ella hatte eine Vorstellung, wie er es anstellte. Mithilfe von Informanten im Gefängnis. Sie beschloss, es nicht anzusprechen. »Verstehe. Nun, ich bin bereit. Ich werde ihm keine Informationen preisgeben.«

»Gut. Aber bevor wir hineingehen, müssen Sie noch eine Sache über Tobias Campbell wissen.«

Ella wartete darauf, dass der Aufseher fortfuhr. Sie nahm ihr Handy heraus und legte es neben sich. Der Aufseher nahm es entgegen.

»Der andere Grund, warum wir Campbell nicht mit anderen Insassen kommunizieren lassen, ist, weil er gerne … Spielchen spielt.«

Ella hatte auch von diesen Gerüchten gehört. Tatsächlich hatte sie während ihrer Recherchen bereits einige Dinge herausgefunden. Während Campbells Zeit im Gefängnis waren drei Insassen unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Die Einzelheiten wurden der Öffentlichkeit zwar vorenthalten, aber Ella hatte das Gefühl, dass Campbell etwas damit zu tun hatte.

»Spielchen?«, fragte sie.

»Ja. Im Laufe der Jahre hatte Campbell eine Reihe von Zellengenossen. Na ja, nicht in derselben Zelle, aber nebenan. Nah genug, um zu kommunizieren. Alle diese Gefangenen haben sich schlussendlich umgebracht. Campbell hat sie zum Selbstmord überredet.«

»Oh Gott«, sagte Ella, deren Verdacht sich somit bestätigte. »Wissen Sie, wie er es angestellt hat?«

»Leider nicht. Aber Tobias ist ein Meister im Manipulieren. Er ist ein Täter, der in den Köpfen der Menschen lebt. Ich habe mich oft genug mit ihm unterhalten, um zu wissen, wie er vorgeht. Er steht darauf, Menschen zu traumatisieren. Miss Dark, erzählen Sie Tobias Campbell nichts über Ihr Privatleben. Er wird sich darin festkrallen und nie wieder loslassen. Haben Sie mich verstanden?«

Ella nickte. Sie legte ihre Hand auf ihr Knie und merkte erst jetzt, dass sie es die ganze Zeit über vor lauter Nervosität auf und ab gewippt hatte. Sie musste jetzt sofort mit diesem Mann reden.