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Jojo Moyes

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Beschreibung

Louisa Clark sitzt fest. Eigentlich wollte sie nur kurz zurück nach England, um neue Ware für ihren Vintage-Mode-Verleih The Bees Knees zu kaufen. Aber plötzlich ist alles anders. Lockdown. Die Welt steht still. Lou hat keine andere Wahl, als die nächsten Wochen bei ihrer liebenswert chaotischen Familie zu verbringen. Dabei macht sie sich große Sorge um ihren Freund Sam, der als Sanitäter in New York arbeitet. Wie so viele andere Mediziner und Pflegekräfte überall auf der Welt bringt er sich täglich in Gefahr, um anderen zu helfen. Doch Lou wäre nicht Lou, wenn sie nicht selbst aus dieser Situation etwas Gutes machen würde ... Lou is back. Jojo Moyes schenkt ihren Leser*innen eine Mut machende Geschichte über Louisa Clark, die Protagonistin aus dem Bestseller "Ein ganzes halbes Jahr".

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Seitenzahl: 122

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Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

Lou und Sam Eine Kurzgeschichte wunderschön erzählt
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Jojo Moyes

Auf diese Art zusammen

Eine Geschichte von Lou

 

 

Aus dem Englischen von Karolina Fell

 

Über dieses Buch

Louisa Clark sitzt fest. Eigentlich wollte sie nur kurz zurück nach England, um neue Ware für ihren Vintage-Mode-Verleih The Bees Knees zu kaufen. Aber plötzlich ist alles anders. Lockdown. Die Welt steht still. Lou hat keine andere Wahl, als die nächsten Wochen bei ihrer liebenswert chaotischen Familie zu verbringen. Dabei macht sie sich große Sorgen um ihren Freund Sam, der als Sanitäter in New York arbeitet. Wie so viele andere Mediziner und Pflegekräfte überall auf der Welt bringt er sich täglich in Gefahr, um anderen zu helfen. Doch Lou wäre nicht Lou, wenn sie nicht selbst aus dieser Situation etwas Gutes machen würde …

 

Lou is back. Jojo Moyes schenkt ihren Leser*innen eine Mut machende Geschichte über Louisa Clark, die Protagonistin aus dem Bestseller «Ein ganzes halbes Jahr».

Vita

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die «Sunday Morning Post» in Hongkong und den «Independent» in London gearbeitet. Der Roman «Ein ganzes halbes Jahr» machte sie international zur Bestsellerautorin. Zahlreiche weitere Nr.-1-Bestseller folgten. Jojo Moyes lebt mit ihrer Familie auf dem Land in Essex.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Juni 2020

Copyright © 2020 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

«Lockdown with Lou» Copyright © 2020 Jojo’s Mojo Ltd.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

Covergestaltung Claudia Duzzi

Coverabbildung iStock; Daniela Terrazzini/The Artworks

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.

Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-644-00966-0

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

«Louisa. Wo ist dein Kochtopf? Du hast dir keinen Kochtopf geholt!»

Mum steckte ihren Kopf in die Garage, wo ich versuchte, einen von den Kleiderkartons durchzusortieren. «Wie sieht es denn hier aus? Du weißt doch, dass Dad den Rasenmäher nicht aus der Garage holen kann, wenn deine ganzen Kartons hier gestapelt sind.»

Genau darauf hatte ich Dad aufmerksam gemacht, als wir sie hineingepfercht hatten, aber er hatte nur mit einem Schulterzucken gesagt, das wäre schon in Ordnung.

Im Moment konnte man ihn gerade noch so sehen, wie er auf einem Liegestuhl im hüfthohen Gras unseres winzigen Gartens saß und das nächste Bier aufmachte. «Eine echte Schande», murmelte er und trank einen Schluck.

«Dieser Mann hat sein Leben lang für diesen Lockdown trainiert», sagte Mum, während ich einen Karton auf einen anderen zurückhievte. «Zwölf Stunden täglich nur auf dem Hintern sitzen, abgesehen von den Essenspausen. Los, Bernard! Noch zehn Minuten bis zum Beifall! Steh auf!»

«Mum, muss ich dabei wirklich mitmachen? Ich muss dringend diese Kartons durchsortieren.»

«Die beschichtete Pfanne letzte Woche war viel zu leise. Vielleicht geht es ja mit dem Eierkocher und einem Vorleglöffel aus Metall. Los. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Fühlst du dich nicht wohl? Du bist ein bisschen blass. Hast du Fieber?»

«Mir geht’s gut.»

Sie musterte mich zweifelnd, dann drehte sie sich um und ging ins Haus. Ich betrachtete die sechs Kartons mit Vintage-Kleidung, die Ausbeute einer Versteigerung, die ich beinahe zwei Monate zuvor hierhergebracht hatte, dann zog ich seufzend das Garagentor zu und machte mich auf die Suche nach einem lauteren Topf.

 

Ich war im März nach England gekommen, so wie ich es vier Mal pro Jahr tat, um den Warenbestand meines Vintage-Mode-Verleihs The Bees Knees aufzustocken. Normalerweise wohnte ich bei Mum und Dad, flog nach einer Woche wieder heim nach New York und ließ mir die Kleidung per Container nachschicken.

«Seltsam. Die Reederei sagt, sie kann meine neue Ware nicht befördern», hatte ich meinen Eltern erklärt, während ich meine Mails checkte. «Irgendwas mit einem Virus.»

«Oh, irgendein Virus gibt es immer», sagte Dad. «Das geht vorbei. Ich hab von einem gehört, den die Schweine bekommen haben, und die kriegen deswegen keine Panik.»

«Wag es bloß nicht, nach New York zurückzugehen, solange deine Kartons hier die Garage blockieren», sagte Mum.

«In dem einen ist Chanel-Kleidung. Für die würde ich noch eher ein eigenes Erste-Klasse-Ticket kaufen und die Sachen vor mir nach Hause schicken.»

 

Und dann kam der Lockdown.

Und die Welt kam zum Stillstand.

 

Dads Freund Paddy aus dem Freizeitclub, der jemanden kannte, der jemanden aus dem öffentlichen Dienst kannte, sagte, es würde zwei, höchstens drei Wochen dauern. Ich rief die Mädels im Vintage Clothes Emporium an und sagte ihnen, sie sollten meine Abteilung schließen und dass ich bald zurück wäre. Ich organisierte online einen Lebensmittel-Lieferdienst für Sam, und er sagte, es würde nichts bringen, wenn ich versuchte, möglichst schnell zurückzukommen, weil es hieß, Rettungssanitäter müssten sich ohnehin von ihren Familien fernhalten. «Wenn das wochenlang dauert, bist du besser bei deiner Familie und nicht hier allein.»

Ich war erleichtert, dass ich Dean Martin mitgenommen hatte (er war schon ziemlich alt, und ich ließ ihn nicht gern länger als ein paar Tage allein), und er lag schnarchend in dem Korb zu meinen Füßen, während ich meine Stammkunden anrief und erklärte, dass ich auf einer Einkaufstour sei, aber bald mit neuer Ware zurück wäre.

«Meine Güte, ist das ein hässlicher Hund», sagte Dad bewundernd, wie jedes Mal, wenn beim Hereinkommen sein Blick auf ihn fiel. «Er würde bei der Hässlichkeitsolympiade garantiert drei Goldmedaillen gewinnen.»

«Schsch», sagte ich und hielt Dean Martin die weichen Ohren zu. «Du verletzt seine Gefühle.»

«Und er verletzt jedes Mal meine, wenn er einen Furz loslässt. Aber ich beschwere mich trotzdem nicht.»

«Wir wissen alle, dass das nicht der Hund ist, Bernard», sagte Mum.

 

Im Lauf der Wochen war ich nach einer Phase heilloser Panik in Angst, Unruhe und Wut verfallen, bis ich schließlich so etwas wie einen Zustand der Akzeptanz erreichte. Es war so ähnlich wie bei den Phasen der Trauer von Kübler-Ross, allerdings mit vier kohlenhydratreichen Mahlzeiten täglich und Mum, die jeden mit Desinfektionsmittel ansprühte, der ihr näher als zwei Meter kam. Selbst innerhalb des Hauses.

Meine Eltern waren zunächst ziemlich gut damit umgegangen, hatten spaßhaft einen Riesenbogen geschlagen, wenn ihnen jemand auf dem Gehweg zu nahe kam, und sich über die blassen TV-Berühmtheiten amüsiert, die sich jetzt ohne professionelles Make-up zeigten. «Sieh dir mal an, was Sophie Raworth mit ihrem Haar gemacht hat! Sie kriegt das wirklich gut hin. Ich wüsste zu gern, welche elektrischen Lockenwickler sie ihr gegeben haben.»

«Bei diesem Wetteransager hat man den grauen Ansatz gesehen», stimmte Dad zu. «Ich glaube, der hat sich heute an der Schuhcreme vergriffen. Sieht aus wie ein Rabe.»

Mum und ich machten jeden Vormittag die Gymnastik von Joe Wicks mit, wir lachten und schwitzten und versuchten, nicht über den Couchtisch zu stolpern. Abends grummelten wir, wenn die neuesten behördlichen Anordnungen im Radio durchgegeben wurden, und Mum kämpfte mit der Wachsamkeit und Erbarmungslosigkeit eines Auftragsmörders gegen unsichtbare Bakterien, die in unser Haus gekommen sein könnten, ging mit Chlorbleiche auf Türgriffe, Vorhangringe und Dean Martins Pfoten los und überprüfte drei Mal täglich, ob wir Fieber hatten. Das Haus war noch nie so sauber gewesen. Zwei Mal hatte sie angefangen, meine Bettwäsche zu wechseln, bevor ich überhaupt aufgewacht war.

Wir hielten über Zoom Familien-Videokonferenzen ab, bei denen Treena und ich versuchten, uns zu unterhalten, während die kleine Lila, ihr zweites Kind von Eddie, Schmatzer auf den Bildschirm pflanzte und Mum mit einem feuchten Tuch auf unserem Computer herumwischte. Treena legte komplizierte Excel-Tabellen an, in denen sie tagesaktuell die weltweiten Sterberaten und Fallzahlen verglich, und tat die Verschwörungstheorien ab, die Mum bei Facebook gelesen hatte. «Nein, Mum, kein Schattenregiment hat dieses Virus über Klimaanlagen verbreitet. Und nein, mit Wasserstoffperoxyd zu gurgeln, ist keine gute Idee.» Sie und Eddie hatten den häuslichen Schulunterricht von Thom so streng durchgezogen, dass sich Thoms Lehrer gezwungen gesehen hatten, sie zu bremsen, weil die anderen Kinder dabei zurückblieben.

Jede Woche fuhr ich zum Supermarkt, stellte mich folgsam in die Schlange, schwitzend unter meiner Maske aus rosafarbenem Paillettenstoff (alte Vorlieben legt man nicht so leicht ab), nickte Leuten zu, die Nachbarn sein könnten, und wich Männern mittleren Alters aus, die geradewegs auf mich zusteuerten, als würden wir menschlichen Autoscooter spielen. Ich trug meine mickrige Beute nach Hause wie Kriegstrophäen. «Seht mal! Mehl! Und Yorkshire-Tea! Es war die letzte Packung, also musste ich richtig laut husten, damit diese Frau aus dem Gang flüchtete.»

Und jeden Donnerstag standen wir beifallklatschend vor der Haustür und machten Bemerkungen darüber, wie schön es war, dass die Nachbarn miteinander ins Gespräch kamen. Mum ermunterte uns mit Ellbogenstößen zum Weiterklatschen, bis wir unsere Hände zusammenschlugen wie erschöpfte Seehunde.

«Ich lasse nicht zu, dass Siobhan aus der 42 behauptet, wir wären nicht für den National Health Service», zischte sie.

«Mum. Du klopfst auf einen Topfdeckel, verteilst Intensivpflege-Muffins und trägst eine Schürze, auf die du I LOVE THE NHS gestickt hast. Ich glaube, das kapiert jeder.»

Acht Donnerstage hatten wir das gemacht. Ich redete mir ein, all das wäre nur ein seltsames kleines Intermezzo und dass ich Sam bald wiedersehen würde. Dass ich mein eigentliches Leben wiederbekommen würde. Dass ich einfach versuchen sollte, die zusätzliche Zeit mit Mum und Dad zu genießen. Und mich nicht über das Haus aufregen sollte, das so klein war, dass Dad von unten jede meiner Regungen kommentierte. Aber in Wahrheit kämpfte ich darum, alle bei Laune zu halten. Meine Eltern waren in eine Art Schockstarre verfallen. Mum und ich hörten auf, bei der Sendung von Joe Wicks mitzumachen, als seine schöne Frau die Leitung übernahm, und gestanden uns, dass wir uns bei ihrem Anblick fühlten wie zwei unförmige Kartoffeln. Dad tat nichts, außer fernzusehen oder auf seinem Liegestuhl in dem verwilderten Garten zu sitzen. Er vermisste seine Freunde aus dem Freizeitclub, unterhielt sich aber nicht gern am Telefon oder über den Computer, und so saß er nur herum und murrte über den Zustand der Welt in seinen nicht vorhandenen Bart hinein, wie es Mum ausdrückte. Ich führte Dean Martin auf denselben Straßen aus, in denen ich als Kind herumgelaufen war, und er sah so genervt von alldem aus, wie ich mich fühlte (allerdings hatte ich ihn ehrlich gesagt nie mit einer anderen Miene gesehen).

Ich scrollte durch Instagram und bewunderte anderer Leute

Bananenbrot, verschwommene Sonnenuntergänge und Bikinifiguren, während ich auf meinem Bett lag, mich darüber wunderte, dass es schon wieder vier Uhr nachmittags war, und darauf wartete, dass der Tag vorüberging.

Und jeden Tag überprüfte ich 158 Mal mein Smartphone auf Nachrichten von Sam. Zwanghaft studierte ich die amerikanische Corona-Statistik. Wenn Sam länger als 12 Stunden nicht angerufen hatte, glaubte ich, er sei tot. Schließlich hörte ich mir keine Nachrichtensendungen mehr an, weil sie mir Angst davor machten, wie die Welt sein würde, wenn ich irgendwann wieder in ihr unterwegs wäre. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, nur für die Momente zu existieren, in denen wir miteinander sprechen konnten.

Du fehlst mir. Du fehlst mir.

Du fehlst mir auch.

Manchmal kam es mir vor, als wäre das alles, was wir einander sagten.

Ohne Sam fühlte ich mich verloren. Ich konnte die Augen schließen und genau empfinden, wie es war, neben ihm zu liegen, meinen Kopf an seiner Brust, mein Bein über seines geschoben. Wie er seinen Arm um mich schlang, mich an sich drückte. Mir fehlten unsere Sonntagvormittage in dem Diner am Columbus Circle, unsere Freitagabende, an denen wir ausgingen, und unsere Spaziergänge im botanischen Garten am Prospect Park. Mir fehlten unsere albernen Witze und der Anblick unserer verknäulten Kleidung im Wäschekorb oder ihn vor dem Laden mit dem Motorrad auf mich warten zu sehen, wenn er Frühschicht gehabt hatte.

Jeden Morgen gab es den Moment, in dem ich aufwachte und blindlings nach ihm tastete, und wenn mir dann bewusst wurde, dass er nicht da war, kam es mir vor, als würde der Tag wie ein tiefer Abgrund vor mir liegen.

«Es kommt mir vor, als würde das nie wieder aufhören», hatte ich bei unserem letzten Telefonat gesagt. Es gab nicht viel, was ich ihm erzählen konnte. Von dem, was er mir erzählen konnte – die Notrufe, das endlose Wechseln von Schutzkleidung, die Erschöpfung bis auf die Knochen, der Sauerstoff, die Sirenen, die Sirenen, die Sirenen –, wollte er nichts sagen.

«Kennst du diesen Bergsteigerspruch?», hatte er nach einem Moment gefragt. «Schau nicht nach oben. Schau nur auf deine Füße. Ein Schritt nach dem anderen, Lou. Bis wir wissen, dass wir auf der Zielgeraden sind.»

Ich versuchte, ihm nichts vorzuheulen. Er hatte es jeden Tag mit Leben und Tod zu tun. Ich dagegen damit, dass Dad die Schokoladenkekse aufgegessen hatte, die ich in dem Schrank über dem Herd beiseitegelegt hatte.

«Bleib gesund», flüsterte ich und wiederholte es abergläubisch jedes Mal, wenn er den Hörer auflegte.

 

In der neunten Woche fand ich nach dem Aufwachen eine Mail von Lydia aus dem Vintage Clothes Emporium vor. Ich ging davon aus, dass sie sich nach einem Kleid aus meinem Warenbestand erkundigen würde – wir verkauften häufig etwas füreinander –, doch diese Mail war untypisch düster.

Und jetzt sagt der Besitzer, dass er es sich nicht leisten kann, unsere Miete zu senken. Wir haben tagelang darüber diskutiert, aber unterm Strich ist herausgekommen, dass wir schließen müssen. Bestenfalls können wir alles online stellen. Es tut mir echt leid, aber wir haben keine Wahl. Wir sind ja vorher schon kaum mit den Einnahmen durchgekommen.

Vielleicht könnten wir online was zusammen machen, was meinst du?

Bleib gesund, Süße. Du fehlst uns.

Lydia xxx

Ich las die Mail zwei Mal, wollte es nicht glauben, obwohl ich diesen Tag seit Wochen hatte kommen sehen. Ich ließ die Stirn in die Hände sinken, während Lydias Worte in meinem Kopf nachhallten.

Das war’s also. Mein Geschäft war futsch. Und wir brauchten zwei Einkommen, um die Wohnungsmiete bezahlen zu können. Alles, was ich gewollt hatte, alles, wofür ich in den letzten fünf Jahren so hart gearbeitet hatte, brach um mich zusammen.

«Alles in Ordnung, Liebes?», fragte Mum, als ich schließlich nach unten kam. «Du bist schrecklich blass.»

Sofort legte sie mir die Hand auf die Stirn. Die Hypochondrie in unserem Haushalt grenzte inzwischen an Wahnsinn. Bei jedem Husten, Niesen oder dem kleinsten Hinweis auf Müdigkeit schrie wenigstens ein Mitglied des Haushalts: CORONA!!, und zog sich augenblicklich in sichere Entfernung zurück. Das Schlimmste daran war, wie man sich selbst in vermeintliche Symptome hineinsteigerte. Fühlte ich mich krank? Ja, ich fühlte mich eindeutig krank. Hatte ich da eben einen Schmerz in der Lunge gespürt?