Aurelius, der Prinz, der nicht regieren wollte - E. M. Hölig - E-Book

Aurelius, der Prinz, der nicht regieren wollte E-Book

E. M. Hölig

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Beschreibung

Was macht ein Königspaar, dessen einziger Sohn nicht regieren mag? Es sucht eine Prinzessin, die das Zeug für eine Regentin hat. Aber wie findet man diese? Die Königin hat einen Plan, wie die zukünftige Königin ihre Fähigkeiten beweisen kann. Prinzessinnen, die es sich zutrauen, die Probe zu bestehen, gibt es. Welche wird den Königssohn heiraten können? Doch vielleicht kommt alles ganz anders?

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Seitenzahl: 89

Veröffentlichungsjahr: 2021

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für Freyja und Leefke

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

1

Vor langer Zeit, als es noch große Königreiche gab und manche Leute noch glaubten, es gäbe in den Wäldern Ungeheuer, Zauberer und Hexen, lebten in einem schönen Königreich mit Wäldern, Feldern, Bergen und Seen ein König und eine Königin.

Der König ging gerne in seinen Wäldern jagen, fischen in seinen Seen, bestieg die Berge und streifte durch sein Königreich, dabei trug er Sorge dafür, dass seine Untertanen ihn nicht erkannten.

„Ich wünsche mir Prinzen, die mich begleiten werden, die groß und stark und mutig sind und bei den Ritterspielen mit den Prinzen der anderen Königreiche immer als Sieger hervorgehen. Sie werden gebildet sein und in Gesprächen den anderen überlegen. Unser ältester Sohn wird eines Tages König werden und das Land klug und gerecht regieren“, sagte er zu der Königin.

„Und dann wünsche ich mir Prinzessinnen“, fuhr er fort, „die anmutig und zart sind, die die schönsten Wandbilder sticken können, und die auf den Bällen in den anderen Königreichen die Schönsten sind und allen Prinzen den Kopf verdrehen“.

„Nein, mein lieber Gemahl“, warf die Königin ein, „unsere Prinzessinnen werden sicher keine Wandbilder sticken, sie werden lesen und schreiben lernen so wie unsere Söhne und werden sich bilden, um neben ihrer Anmut mit ihrer Klugheit die Prinzen zu betören!“

„Hättest du mich zur Frau genommen, wenn ich nur Wandbilder hätte sticken können und dir keine kluge Gesprächspartnerin wäre?

Und unsere Söhne müssen nicht mutig sein, sie dürfen auch auf Ritterspiele verzichten.“

Der König sah sie an und gab ihr recht. „Ja, das ist töricht, solche Vorstellungen zu haben, aber die anderen Könige erwarten nun mal, dass Prinzen und Prinzessinnen so sind.“

So träumten sie beide von ihren zukünftigen Kindern, aber lange Jahre blieben sie kinderlos.

2

Als dann ein Kind geboren wurde, war es ein kleiner, zarter Junge. Er hatte leuchtend blondes, lockiges Haar und die Eltern tauften ihn Aurelius, was „der Goldene“ bedeutet.

Auch als er heranwuchs, blieb er zart und still.

Wenn der König ihn mit in den Pferdestall nahm, erschrak er vor den Pferden und verkroch sich in das Heu und spielte lieber mit den Kätzchen. Die Jagdhunde waren ihm zu wild und am liebsten spielte er im Schlosspark und versuchte, die Schmetterlinge zu fangen und freute sich an den Blumen.

Eines Tages im Frühjahr sah er den Gärtner Theophil wie er die Rosen schnitt. Er lief hin und fragte: „Warum schneidest du die Blumen ab, tut das ihnen nicht weh?“

„Nein, lieber Prinz Aurelius, das tut ihnen nicht weh, es hilft ihnen, viele Blüten zu bekommen. Das mache ich jedes Frühjahr, du erinnerst dich sicher an die vielen Blüten im letzten Sommer?“

Aurelius nickte und freute sich, dass der Gärtner ihn nicht einfach fortgeschickt hatte.

Er begleitete ihn nun jeden Tag und Theophil wurde sein bester Freund, der ihm geduldig alles erklärte.

Theophil hatte viel Freude an diesem klugen, stillen Kind, das alle Namen der Pflanzen behielt und sie wiedererkannte.

Er zeigte ihm die Verstecke der Eidechsen, die Maulwurfshügel, die Igelfamilie und den Fuchsbau und freute sich, wenn er Aurelius auch allein im Garten antraf, wie er die Tiere beobachtete.

Der König fragte sich oft, wie dieses Kind einmal das Land regieren würde.

Er nahm ihn mit in die Wälder und wunderte sich immer wieder, wie aufmerksam Aurelius die Natur beobachtete.

Inzwischen konnte Aurelius gut reiten und liebte es, mit seinem Vater auszureiten. Dieser erklärte ihm viel, aber er merkte, dass sein Vater lieber einen mutigeren und draufgängerischen Sohn gehabt hätte.

So hatte er keine Freude an Pfeil und Bogen und statt auf Vögel und Hasen zu zielen, hatte er Glocken in die Bäume gehängt und darauf geschossen. Jedes Mal, wenn er getroffen hatte, erklang ein „Bing“, an dem er sich erfreute, bis sich die Königin über den Lärm beschwerte.

3

Als er 6 Jahre alt wurde, bekam er einen Lehrer, Magister Justus, bei dem er lesen, schreiben und rechnen und alles was ein Prinz wissen sollte, lernte.

Eines Tages bat Aurelius seinen Lehrer, ihm den Schlosspark zeigen zu dürfen. Magister Justus war erstaunt darüber, wie viele Pflanzen und Tiere Aurelius kannte.

„ Das hat mir mein Freund, der Gärtner Theophil, alles gezeigt und ich durfte ihm auch im Garten zur Hand gehen“, erklärte er strahlend dem Lehrer.

Am Abend beim Abendessen, das der Lehrer mit der Königsfamilie einnahm, berichtete der Lehrer dem König und der Königin: „Noch nie hatte ich einen Schüler, der so viel über Pflanzen und Tiere wusste , das ist weit mehr als ich weiß! Ganz erstaunlich!“

„Papperlapapp“, sagte der König, „das ist kein Wissen, das ein König braucht, um ein Königreich zu regieren. Er muss lesen, schreiben, rechnen und fremde Sprachen lernen.

Dazu reiten, fechten, jagen und fischen, um mit den anderen Prinzen in den Wettkämpfen zu bestehen, sonst wird er zum Gespött in den anderen Königreichen.

Und wenn er älter ist, muss er lernen, was er wissen muss, um ein gerechter König zu werden, der zum Wohle seiner Untertanen regiert.

Das lernt man nicht im Garten!!“

So durfte Aurelius nur noch an den Samstagen in den Schlossgarten.

Er schaute traurig aus seinem Fenster hinaus auf die Blumen und vermisste seinen Freund Theophil.

Dafür hatte er nun einen weiteren Lehrer bekommen, mit dem er schwimmen, fechten und schießen lernte.

Aber er sehnte sich in den Garten zurück.

Magister Justus merkte, dass Aurelius immer stiller wurde und schenkte ihm Papier und Farben und zeigte ihm, wie man damit umging.

Dann zogen sie jeden Tag eine Stunde in den Garten und Aurelius malte die Blumen, was ihm immer besser gelang.

Die Königin wusste, dass der König diese Malstunden als Zeitvertreib sah und zeigte ihm eines Abends die Bilder, die ihr Aurelius geschenkt hatte.

„Sieh nur, wie genau Aurelius hinschaut und kleinste Details malen kann. Wenn er später als König auch so genau hinschaut, wird er alle Missstände im Königreich sehen. Und das ist es doch, was du von einem König erwartest.“

Der König sah sich die Bilder an, sagte aber nichts dazu.

4

Jedes Jahr im späten Sommer brach der König zu der Reise durch sein Königreich auf.

Nachdem Aurelius 12 Jahre alt war, nahm ihn der König mit. Und so freute sich Aurelius das ganze Jahr über auf die Zeit mit seinem Vater.

Sie kleideten sich wie einfache Leute, gingen zu Fuß oder baten Fuhrleute, sie mit zu nehmen. Niemand erkannte den König mit seinem Sohn.

Der König erklärte ihm unterwegs, wo die Bäche entspringen, warum der Wald wichtig ist: „Weißt du, Aurelius, es gibt Könige, die wollen nur das Holz verkaufen und schlagen alle Bäume bis es keine Wälder mehr gibt. Dann rutscht der Schnee die kahlen Berge hinunter und es gibt Lawinen, die ganze Dörfer begraben. Die kahlen Berge speichern kein Wasser, so wie es die Wälder können.“

Aurelius hörte sehr aufmerksam zu und staunte darüber, was ein König alles bedenken muss.

Sie mussten sich selbst um ihr Essen kümmern, was der König sehr gerne machte, denn er fand, dass ein rechter König ohne alle seine Bediensteten auskommen musste.

„Wenn man nicht weiß, wo das Essen herkommt, wie soll man dann die Bauern, die Metzger, die Fischer und Bäcker und ihre Sorgen verstehen?“, sagte er zu Aurelius.

Diesem schmeckte das Essen, das sie unterwegs bekamen.

Sie aßen und schliefen in einfachen Gasthöfen oder bei Bauern.

Aurelius mochte das Leben außerhalb des Schlosses und fragte sich, weshalb sie so ganz anders lebten.

Er staunte über die Dorfkinder, die barfuß auf der Straße mit einem Lumpenball Fußball spielten oder mit Murmeln oder Verstecken spielten, die sich rauften, sich auf dem Boden wälzten und sich schmutzig machten, ohne dass ein Erwachsener einschritt. Er hatte ja noch nie mit anderen Kindern gespielt und wenn er sich schmutzig machte, bekam er sofort frische Kleidung angezogen.

5

Eines Tages kamen sie an einen großen Gutshof.

Der Gutsherr hatte sechs Söhne und eine Tochter, die so alt war wie Aurelius.

Sie kam auf einem Pferd ohne Sattel in den Hof geritten, sprang vor ihm vom Pferd und schüttelte ihre langen roten Haare. Aurelius sah sie verwundert an – er hatte noch nie einen rothaarigen Menschen gesehen.

„Wo kommt ihr her? Wo sind eure Pferde?“, fragte sie ihn.

„Wir sind zu Fuß gekommen, aus der großen Stadt, wo das Königsschloss ist.“

„Zu Fuß??“, wunderte sich das Mädchen, „habt ihr keine Pferde?“ Aurelius hätte sich beinahe verplappert und geantwortet: „Wir haben einen ganzen Stall voller Pferde, mein Vater ist der König.“ Aber dann fiel ihm ein, dass ja niemand wissen sollte, wer sie waren.

So antwortete er schnell: „Wir gehen nicht nur zu Fuß, wir fahren auch manchmal mit einem Fuhrwerk mit. Auf vielen Wegen, auf denen wir gehen, könnte auch kein Pferd laufen.

Weißt du, zu Fuß sieht man viel mehr als vom Pferd.“

Das sagte sein Vater immer zu ihm, wenn ihm die Füße weh taten. Aber jetzt fand er die Antwort richtig.

„Wie heißt du?“, fragte das Mädchen. „Ich heiße eigentlich Susanne, meine Brüder sagen aber meistens Karotte zu mir und mein kleinster Bruder Hannes sagte immer Sonne und jetzt sagen alle Sonne, das gefällt mir.“

„Also, Sonne, ich heiße Aurelius wegen meiner goldenen Haare, sonst habe ich keine Namen, ich habe auch keine Geschwister.“

Während sein Vater sich mit dem Gutsherrn besprach, streifte Aurelius mit dem Mädchen über den Hof und sie zeigte ihm die Schweine, die Kühe, die Pferde, die Hühner und zuletzt den Gemüsegarten, den ein Zaun aus Stockrosen einrahmte.

Der Gemüsegarten, in dem Blumen und Gemüse wuchsen, hatte es ihm sofort angetan.

„Das muss ich Theophil sagen“, dachte er, „das möchte ich bei uns im Schloss auch haben.“

Aurelius wunderte sich, dass Sonne sich sehr gut auskannte. Sie wusste, wie viel ein schlachtreifes Schwein wiegt, wie viel Milch die Kühe geben, wie viel der Schlachter für ein Rind bezahlt, welche Getreide auf den Feldern angebaut werden und wofür sie verwendet werden.

„Woher weißt du das alles?“, fragte er sie.

„Ich bin die Älteste von uns Kindern, ich helfe viel auf dem Hof mit und es interessiert mich alles.