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"Ein Meisterwerk der Spannung! Die Autorin schafft es auf hervorragende Weise den Charakteren eine psychologische Seite zu geben, die so gut beschrieben ist, dass wir uns in ihre Köpfe versetzt fühlen und ihren Ängsten folgen und über ihren Erfolg jubeln können. Die Handlung ist sehr intelligent und wird Sie das ganze Buch hindurch unterhalten. Voller Wendungen wird Sie dieses Buch bis zur letzten Seite wach halten." ––Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Verschwunden) AUSERWÄHLT ist Band #17 der Riley Paige Bestsellerkrimireihe, die mit dem #1 Bestseller VERSCHWUNDEN (Band #1) beginnt –– verfügbar als kostenloser Download mit über 1000 fünf-Sterne Rezensionen! Ein Serienmörder schlägt jedes Halloween zu –– die Leichen seiner Opfer tauchen erst Jahre später auf –– und wenige Tage vor dem anstehenden Halloween liegt es an FBI Spezialagentin Riley Paige den Mörder aufzuhalten, bevor er erneut zuschlagen kann. Wie konnte dieser Mörder so lange unentdeckt bleiben? Wie viele Opfer hat es bisher bereits gegeben? Und wen wird er als nächstes ins Visier nehmen? FBI Spezialagentin Riley Paige muss gegen ihre eigenen Dämonen und ihr dysfunktionales Familienleben ankämpfen, während sie gegen die Zeit arbeitet um die Psyche eines diabolischen Mörders zu verstehen, nur Tage bevor er erneut zuschlagen wird –– eines Mörders der brillanter als selbst sie sein könnte. Kann sie ihn rechtzeitig aufhalten? Ein action-geladener psychologischer Krimi voller Spannung, ist AUSERWÄHLT Band #17 einer aufregenden Reihe mit einer beliebten Hauptfigur, die sie zwingen wird, bis in die Nacht umzublättern.
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Seitenzahl: 369
Veröffentlichungsjahr: 2020
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A U S E R W Ä H L T
(ein riley paige Krimi — Band 17)
B L A K E P I E R C E
Blake Pierce
Blake Pierce ist der USA Today Bestseller-Autor der RILEY PAGE Mystery-Serie, die sechzehn Bücher (und es werden noch mehr) umfasst. Blake Pierce ist auch der Autor der Mystery-Serie MACKENZIE WHITE, die dreizehn Bücher umfasst (Tendenz steigend); der Mystery-Serie AVERY BLACK, die sechs Bücher umfasst; der Mystery-Serie KERI LOCKE, die fünf Bücher umfasst; der Mystery-Serie DAS MAKING OF RILEY PAIGE, die fünf Bücher umfasst (Tendenz steigend); der Mystery-Serie KATE WISE, die sechs Bücher umfasst (Tendenz steigend); der psychologischen Krimireihe CHLOE FINE, die fünf Bücher umfasst (Tendenz steigend); der psychologischen Krimireihe JESSE HUNT, die fünf Bücher umfasst (Tendenz steigend); der psychologischen Krimireihe AU PAIR, die zwei Bücher umfasst (Tendenz steigend); der Krimireihe ZOE PRIME, die zwei Bücher umfasst (Tendenz steigend); und der neuen Krimireihe ADELE SHARP.
Als begeisterter Leser und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres liebt es Blake, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2020 Blake Pierce Alle Rechte vorbehalten. Außer durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdrückliche Genehmigung der Autorin vervielfältigt, vertrieben oder in irgendeiner Form übermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E–Book ist nur für ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger eine zusätzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht für Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren. Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind von der Autorin frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. Ähnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zufällig. Copyright Umschlagsbild alliance images
BÜCHER VON BLAKE PIERCE
ADELE SHARP MYSTERY-SERIE
NICHTS ALS STERBEN (Buch #1)
NICHTS ALS RENNEN (Buch #2)
NICHTS ALS VERSTECKEN (Buch #3)
DAS AU-PAIR
SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)
SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)
SO GUT WIE TOT (Band #3)
ZOE PRIME KRIMIREIHE
GESICHT DES TODES (Band #1)
GESICHT DES MORDES (Band #2)
GESICHT DER ANGST (Band #3)
JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE
DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)
DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)
DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)
DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)
DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)
DER PERFEKTE LOOK (Band #6)
CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE
NEBENAN (Band #1)
DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)
SACKGASSE (Band #3)
STUMMER NACHBAR (Band #4)
HEIMKEHR (Band #5)
GETÖNTE FENSTER (Band #6)
KATE WISE MYSTERY-SERIE
WENN SIE WÜSSTE (Band #1)
WENN SIE SÄHE (Band #2)
WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)
WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)
WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)
WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)
WENN SIE HÖRTE (Band #7)
DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
BEOBACHTET (Band #1)
WARTET (Band #2)
LOCKT (Band #3)
NIMMT (Band #4)
LAUERT (Band #5)
TÖTET (Band #6)
RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)
GEKÖDERT (Band #4)
GEJAGT (Band #5)
VERZEHRT (Band #6)
VERLASSEN (Band #7)
ERKALTET (Band #8)
VERFOLGT (Band #9)
VERLOREN (Band #10)
BEGRABEN (Band #11)
ÜBERFAHREN (Band #12)
GEFANGEN (Band #13)
RUHEND (Band #14)
GEMIEDEN (Band #15)
VERMISST (Band #16)
AUSERWÄHLT (Band #17)
EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE
EINST GELÖST
MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE
BEVOR ER TÖTET (Band #1)
BEVOR ER SIEHT (Band #2)
BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)
BEVOR ER NIMMT (Band #4)
BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)
EHE ER FÜHLT (Band #6)
EHE ER SÜNDIGT (Band #7)
BEVOR ER JAGT (Band #8)
VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)
VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)
VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)
VORHER NEIDET ER (Band #12)
VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)
AVERY BLACK MYSTERY-SERIE
DAS MOTIV (Band #1)
LAUF (Band #2)
VERBORGEN (Band #3)
GRÜNDE DER ANGST (Band #4)
RETTE MICH (Band #5)
ANGST (Band #6)
KERI LOCKE MYSTERY-SERIE
EINE SPUR VON TOD (Band #1)
EINE SPUR VON MORD (Band #2)
INHALTSVERZEICHNIS
PROLOG
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
KAPITEL DREIßIG
KAPITEL EINUNDDREIßIG
KAPITEL ZWEIUNDDREIßIG
KAPITEL DREIUNDDREIßIG
KAPITEL VIERUNDDREIßIG
KAPITEL FÜNFUNDDREIßIG
KAPITEL SECHSUNDDREIßIG
KAPITEL SIEBENUNDDREIßIG
KAPITEL ACHTUNDDREIßIG
Sheriff Emory Wightman hielt die Taschenlampe während zwei seiner Polizisten weiter die weiche Erde aushoben. Die lange, enge Grube wurde langsam ziemlich tief.
Officer Tyrone Baldry hielt inne und kletterte aus der Aushebung. Er stützte sich auf seiner Schaufel ab und wischte sich mit seinem dreckigen Ärmel über die Stirn.
„Hey, Sheriff“, sagte Baldry, „könnten Sie einen von uns mal kurz ablösen?“
„Wir könnten eine kleine Pause gebrauchen“, meldete sich auch Officer Newt Holland, während er weiterhin an der Oberfläche auf dem Grund der Grube kratzte.
Wightman erwiderte spöttisch. „Irgendjemand muss die Taschenlampe halten.“
Die beiden anderen grunzten sarkastisch.
Doch es stimmte, denn auf der kleinen Waldlichtung war es dunkel geworden, während sie gegraben hatten. Wightman überlegte sich, ob sie nicht abbrechen sollten, bis sie besseres Licht bekommen könnten. Aber wenn es irgendetwas in dieser Grabähnlichen Aushebung gab, wollte er es sofort wissen.
Das letzte Mal hatte es hier überhaupt nichts gegeben.
Er hatte das Gefühl von Déjà-Vu, als er in die sie umgebende Dunkelheit blickte. Es war letztes Jahr an einer kühlen Herbstnacht genau wie dieser gewesen. Sie waren einem düsteren Hinweis gefolgt, als sie hier rausgefahren waren auf der Suche nach einer vermissten Person –– einer jungen Frau namens Allison Hillis, die an Halloween, das einige Nächte zurückgelegen hatte, verschwunden war. Ein anonymer Hinweis hatte sie angewiesen hier zu graben und die damals frisch umgeschichtete Erde hatte tatsächlich den Eindruck eines Grabes gemacht. Doch als sie die ganze weiche Erde ausgehoben hatten, hatten sie nichts entdeckt.
Nun, beinahe ein Jahr später, wurde die junge Frau immer noch vermisst und eine Leiche war nie gefunden worden. Eine weitere anonyme Botschaft hatte sie hierher geführt. Und erneut machte lockere Erde den Eindruck, dass irgendetwas, oder irgendjemand, hier begraben sein könnte.
Und erneut begann das alles den Eindruck eines gemeinen Streichs zu erwecken, der eine zwecklose Zeitverschwendung für die Polizei darstellte.
Diesen Witzbold würde ich gerne zwischen die Finger kriegen.
Vielleicht würde ich ihn sogar anzeigen.
Baldry starrte hinunter in die Grube und fragte: „Wie viel tiefer sollen wir noch graben?“
Das ist eine gute Frage, dachte Wightman sich.
Wie tief müssten sie graben, bevor sie sich sicher sein konnten, dass diese späte Unternehmung ein sinnloser Akt der Zeitverschwendung war? Dass auch sie auf einem bloßen Streich basierte?
„Grabt einfach weiter“, antwortete Wightman. „Ich nehme an, dass es langsam eng wird dort unten. Ihr könnt euch einfach abwechseln.“
Holland fing erneut zu schaufeln an, während Baldry bloß am Rande des Lochs dastand. In die sie umgebende Dunkelheit blickend sagte Baldry mit einem Grinsen: „Sheriff, ich hoffe Du hältst nach dem Ziegenmann Ausschau.“
Wightman knurrte leise.
Es war kein besonders lustiger Witz, wenn man bedachte, dass diese anonymen Botschaften, heute genau wie vor einem Jahr, die alte Legende erwähnten. Der grausame Ziegenmann war natürlich bloß ein regionales Märchen, doch als Wightman noch klein war, hatte er sich so sehr davor gegruselt, dass es ihn nachts wachgehalten hatte.
Er war bereits kurz davor die Sache abzubrechen, als er eine zitternde Stimme aus der Aushebung hörte.
„Sheriff“, sagte Holland. „Schein hier mal drauf.“
Wightman und Baldry bückten sich über den Rand des Lochs.
Holland schob mit seiner Hand lose Erde zur Seite und deckte etwas auf.
Baldrys Stimme klang nun ängstlich.
„Oh, Gott. Ich hab‘ ein echt schlechtes Gefühl.“
Wightman streckte die Hand aus, um das Licht direkt auf die Stelle zu scheinen, an der Holland grub.
„Es sieht nach schwarzem Stoff aus“, sagte Holland.
Als Holland noch etwas mehr Erde weggeräumt hatte, sahen sie auf dem schwarzen Hintergrund weiße Streifen, die wie Rippen aussahen. Der Stoff war Teil eines Halloween Kostüms.
Die vermisste Frau hatte genau so ein Kostüm getragen, als sie letztes Jahr zu Halloween verschwunden war –– ein schwarzes Skelettkostüm mit aufgemalten weißen Knochen.
„Oh, nein“, sagte Holland. „Oh, Gott, nein.“
Mit den Händen fegte er immer mehr Erde zur Seite. Er zögerte, als er eine Schädelmaske offenlegte.
„Heb sie an“, sagte Wightman, wobei er nur zu gut wusste, was sie dahinter erwartete.
Holland hob die Maske hoch und schrie auf, als er rückwärts stolperte.
Es war ein weiterer Schädel –– diesmal ein echter. Verwesendes Fleisch hing an den Knochen und ein paar zerzauste Haarbüschel waren zu sehen.
Die Wahrheit brach über Sheriff Wightman herein, wie eine Flutwelle.
Allison Hillis war nicht länger eine vermisste Person.
Sie war eine tote Person.
Baldry machte einige Schritte rückwärts von der Grube und wimmerte vor Horror.
Wightman starrte mit offenem Mund auf den Schädel.
„Was machen wir jetzt, Sheriff?“, fragte Holland leise.
Einen Moment lang wusste Wightman nicht, was er sagen sollte.
Was bedeutet das? fragte er sich.
Wieso hatte der anonyme Bote sie letztes Jahr grundlos hierher geschickt, nur um sie diesmal erneut hierher zu bringen, damit sie diesmal tatsächlich eine Leiche vorfanden?
Und warum war Allison Hillis überhaupt ermordet worden?
Wightman erinnerte sich an die kryptische Botschaft, die aus ausgeschnittenen Buchstaben zusammengesetzt war...
DER ZIEGENMANN IST IMMER NOCH HUNGRIG
Was auch immer es sonst noch bedeuten könnte, Wightman war sich einer Sache sicher.
Das hier ist offensichtlich ein Mord und es wird weitere geben.
Holland wiederholte seine Frage: „Was machen wir jetzt?“
Wightman atmete langsam ein und aus.
Ihre Töchter zum Frühstück zu versammeln schien Riley an diesem Morgen eine Sache der Unmöglichkeit zu sein. Nachdem sie darüber gestritten hatten, wer zu lange im Bad gebraucht hatte, machten April und Jilly weiter, indem sie zwischen ihren Zimmern hin und her wanderten, um über die eine oder andere Nichtigkeit zu quatschen. Als sie endlich runterkamen, begannen sie sogar im Wohnzimmer Spiele zu spielen, bis Riley sie dort herauszerrte.
Habe ich mehr als zwei Mädchen? fragte sie sich beinahe.
„Kommt jetzt, lasst uns essen“, sagte Riley immer wieder. „Ihr werdet den Schulbus verpassen. Und ich fahre euch heute Morgen nicht hin.“
Endlich gelang es ihr beide Mädchen in die Küche zu bekommen, wo ihre guatemalische Haushälterin Gabriela wie immer ein leckeres Frühstück zubereitet hatte. Sobald sie am Tisch saßen, stellte Jilly eine Frage.
„Mom, kann ich vierzig Dollar haben?“
„Wofür brauchst du die denn, Schatz?“, fragte Riley.
„Ich muss mir ein Zombiekostüm leihen“, sagte Jilly.
Einen Augenblick lang fragte Riley sich, Zombiekostüm?
Dann erinnerte sie sich –– Halloween war bloß einige Tage hin.
„Du musst dir kein Zombiekostüm leihen“, sagte Riley.
Die sechzehnjährige April pikste ihre jüngere Schwester und sagte triumphierend: „Ich hab dir gesagt, sie lässt dich keins leihen.“
Ein jämmerlicher Ton mischte sich in Jillys Stimme, als sie sagte: „Aber ich brauche ein Kostüm um Trick-or-Treaten zu gehen!“
„Du bist zu alt dafür“, sagte Riley.
„Ich bin vierzehn!“, sagte Jilly.
„Genau mein Punkt“, sagte Riley, während sie einen Bissen nahm.
„Das ist nicht fair“, sagte Jilly. „Ich war noch nie im Leben Trick-or-Treaten. Nächstes Jahr bin ich definitiv zu alt. Das ist meine letzte Chance.“
Riley spürte auf einmal ein überraschendes Gefühl des Mitleids: „Du warst noch nie Trick-or-Treaten?“
Jilly zuckte mit den Schultern und sagte traurig: „Wann hätte ich sowas denn machen sollen?“
April fügte hinzu: „Du weißt, dass sie die Wahrheit sagt, Mom.“
Tatsächlich bezweifelte Riley das nicht. Es war ihr bloß nie in den Sinn gekommen.
Jilly war noch nicht allzu lang ein Teil ihrer Familie. Letzten Oktober hatte Jilly immer noch in einem Sozialwohnheim in Phoenix gewohnt, und davor hatte sie ihre Kindheit bei einem gewalttätigen Vater verbracht. Riley hatte ihre Adoption im Juli abgeschlossen und hatte sie in ein normaleres Leben gebracht, aber sie wusste, dass Jilly viele ganz normale Dinge nie mitgemacht oder erlebt hatte –– anscheinend gehörte ein Halloween-Umzug mit Trick-or-Treaten auch dazu.
Sie fragte Jilly: „Wer geht denn mit dir mit?“
Jilly zuckte mit den Schultern und sagte: „Ich weiß nicht. Kann ich nicht alleine gehen?“
Beim bloßen Gedanken daran schauderte es Riley ein bisschen.
„Auf gar keinen Fall“, sagte sie. „Es kann gefährlich für Kinder sein alleine Trick-or-Treaten zu gehen. Du musst mit jemand älterem gehen. Vielleicht geht April mit dir mit.“
Aprils Augen weiteten sich alarmiert.
„Ich geh‘ nirgendwo mit Jilly hin!“, sagte sie. „Ich geh‘ zu einer Party!“
„Zu welcher Party?“, fragte Riley.
„Bei Scarlet Gray“, sagte April. „Ich bin mir sicher, dass ich dir davon erzählt habe.“
„Und ich bin mir sicher, dass du das nicht hast“, sagte Riley. „Jedenfalls gehst du zu keiner Party. Du hast immer noch Hausarrest.“
April rollte mit den Augen. „Gott, werde ich bis zum Ende meines Lebens Hausarrest haben?“
„Nur bis Thanksgiving“, sagte Riley. „Das haben wir so abgemacht.“
„Oh, das ist einfach nur toll“, sagte April und stocherte mit der Gabel in ihrem Essen rum. „Ich habe Hausarrest und ich muss mit meiner kleinen Schwester Trick-or-Treaten gehen. Das macht nicht einmal Sinn.“
„Es muss auch keinen Sinn machen“, sagte Riley streng. „Ich mache hier die Regeln.“
Aus dem Augenwinkel sah Riley, wie Gabriela in weiser Befürwortung nickte. Die kräftige, pragmatische Haushälterin hatte ihr einst beigebracht „Ich mache die Regeln“ zu sagen, als Riley zu nachsichtig mit den Kindern geworden war. Gabriela schien oft ebenso sehr eine Erziehende für April und Jilly zu sein, wie Riley es nur jemals sein könnte und Riley war zutiefst dankbar dafür, sie da zu haben.
„In Ordnung“, sagte Riley zu Jilly, „du kannst das Geld für dein Zombiekostüm haben. Aber wir müssen immer noch die Einzelheiten besprechen, bevor ihr irgendwo hingeht.“
Jilly schien nun überglücklich zu sein und April machte einen absolut miserablen Eindruck. Doch zumindest war die Sache geklärt. Während sie ihr Frühstück schweigend beendeten, dachte Riley sich, dass Thanksgiving schon ziemlich bald sein würde und dass ihre sture ältere Tochter dann keinen Hausarrest mehr haben würde.
Was April getan hatte, war todernst. Als Riley April eine Pistole gekauft hatte, um den Sommer über damit Schießen zu üben, war sie sich sicher gewesen, dass ihre ältere Tochter verantwortungsvoll mit der Waffe umgehen würde.
Doch es hatte sich herausgestellt, dass Rileys Sicherheit in dieser Sache fehl am Platz gewesen war. Nicht nur hatte April vergessen, sicherzustellen, dass die Waffe nicht geladen war, als sie diese vom Schießplatz wieder nach Hause gebracht hatte, sie hatte die Waffe fallen gelassen, als sie versucht hatte diese in Rileys Schlafzimmer wieder an ihren Platz zu legen. Riley konnte immer noch die versehentlichen Pistolenschüsse durchs Haus hallen hören. Und sie hatte erst vor kurzem die beiden Löcher repariert, die die Kugel in zwei der Hauswände gemacht hatte.
Wir hatten Glück, dass niemand verletzt wurde –– oder umgebracht, dachte Riley. Dieser Refrain der Dankbarkeit ging ihr seit dem Tag ständig durch den Kopf.
Sie fragte sich, ob sie April länger hätte Hausarrest anordnen sollen –– bis zu Weihnachten und Neujahr vielleicht. Doch nun war es zu spät ihre Entscheidung zu ändern. Sie musste konsequent bleiben. Auch das hatte Gabriela ihr beigebracht.
Riley schaute aus dem Fenster, als die Mädchen endlich das Haus verlassen hatten und zu ihrer Bushaltestelle gegangen waren. Sie dachte sich, wie sehr sie Halloween hasste. Sie war sich nicht ganz sicher, wieso.
Vielleicht gefiel ihr die Idee nicht, dass Kinder durch die Gegend liefen und so taten, als seien sie Monster. Nach Jahren der Arbeit in der Verhaltensanalyseeinheit, wusste Riley, dass die Welt auch so bereits mit zu vielen Monstern gefüllt war. Es kam ihr irgendwie pervers vor sich spaßeshalber auch noch eingebildete Monster dazu zu erfinden.
Natürlich verkleideten sich Kinder auch als positivere Figuren zu Halloween –– als Superhelden, zum Beispiel. Doch das gefiel Riley auch nicht. So wie sie es sah, brauchte die Welt echte Helden, keine Schwindler in Umhang und Leggins. Überhaupt, es brauchte mehr Menschen, die bei den kleinen Dingen des Lebens heldenhaft sein konnten.
Zum Beispiel die Kinder in die Schule fertigmachen, dachte Riley lächelnd, als April und Jilly um die Ecke bogen und außer Sicht verschwanden.
In Wahrheit kam es Riley überhaupt nicht so heldenhaft vor, Verbrechen zu bekämpfen. Die alltäglichen Aufgaben des Mutterseins erschienen ihr oft sehr viel anspruchsvoller, als die Welt von tatsächlichen menschlichen Monstern zu befreien. Diese Verbrecher konnten oft gefangen werden, ihren Taten ein Ende bereitet werden. Die Arbeit einer Mutter war fortwährend und benötigte unermüdlichen Einsatz.
Nicht, dass ich eine besonders heldenhafte Erziehungsperson bin.
Doch zumindest hatte sie es an diesem Morgen geschafft, ihre Kinder durchs Frühstück und aus dem Haus und auf den Weg in die Schule zu bekommen. Da sie keinen unmittelbaren Fall auf der Arbeit hatte, hatte sie sich den Tag freigenommen.
Und sie hatte ganz besondere Pläne.
Sie lächelte, als sie daran dachte...
Ein Rendezvous.
Es erschien ihr komisch auf diese Art und Weise darüber zu denken, insbesondere, wenn sie daran dachte mit wem sie sich zum Mittagessen traf. Doch eine wichtige Beziehung in ihrem Leben hatte sich vor Kurzem unerwartet verändert. Und nun...
Gehen wir miteinander aus, nehme ich an.
Sie war froh, dass sie den Rest des Morgens hatte, um sich fertigzumachen.
Als sie in ihr Schlafzimmer ging, nahm sie ihr Handy vom Beistelltisch und sah, dass sie eine Sprachnachricht bekommen hatte.
Als sie die Nachricht abspielte, hörte sie eine bekannte grobe und heisere Stimme.
„Hey Agentin Paige. Van Roff hier. Rufen Sie mich zurück.“
Sie spürte ein scharfes Kribbeln der Erwartung und Sorge. Die Stimme des Anrufers hörte sich nicht so an, als hätte er gute Nachrichten.
Die Frage war, ob Riley gerade das hören wollte, was er zu sagen hatte.
Sie setzte sich aufs Bett und schaute auf ihr Handy, während sie versuchte zu entscheiden, ob sie in zurückrufen sollte oder nicht.
Van Roff war ein technischer Analyst in der FBI Außenstelle von Seattle. Riley hatte mit dem brillanten, übergewichtigen Computernerd in der Vergangenheit zusammengearbeitet, manchmal auch an nicht ganz rechtlich sauberen Aufgaben. Sie wusste, dass Van für sie bereit war die Regeln ab und an zu biegen und sogar zu brechen, besonders wenn das Problem, um das es sich handelte, ihn interessierte.
Jetzt war auch eins dieser Male.
Riley seufzte, als sie sich daran erinnerte, wie ihre damalige Partnerin Jenn Roston während des letzten Falls, an dem sie gearbeitet hatten, verschwunden war und nur eine rätselhafte Notiz hinterließ, die überhaupt nichts erklärte:
Riley,
es tut mir leid.
Jenn.
Es war damals ein schrecklicher Schock gewesen und hatte Riley Probleme mit ihrem Chef, Brent Meredith, bereitet, der mit gutem Recht vermutete, dass Riley mehr über Jenns Verschwinden wusste, als sie bereit war zuzugeben.
Jenn hatte Riley anvertraut, dass sie von einer sinisteren Pflegemutter großgezogen worden war, die sich selbst „Tante Cora“ nannte und die die Kinder in ihrer Obhut darauf trainierte, Meisterkriminelle in ihrer eigenen kriminellen Organisation zu werden.
Jenn hatte es geschafft Tante Coras Klauen für lange genug zu entkommen, um eine brillante und vielversprechende junge Agentin der FBI Verhaltensanalyseeinheit zu werden. Riley war die einzige Person gewesen, der Jenn jemals von ihrer düsteren Vergangenheit erzählt hatte. Riley wusste auch, dass Jenn immer noch ab und zu von Tante Cora hörte und dass die diabolische Frau versuchte, Jenn wieder ihrem Einfluss zu unterwerfen.
Nachdem der Fall gelöst war, hatte Riley ein Päckchen erhalten, dass Jenns Dienstmarke und Waffe, sowie eine weitere rätselhafte Notiz enthielt:
Ich habe es versucht.
Da hatte Riley begriffen, dass Jenn zurück in Tante Coras dunkle Welt gekehrt war. Riley hatte Jenns Marke und Waffe pflichtbewusst an Brent Meredith weitergegeben, der bereits einen Kündigungsbrief von ihr erhalten hatte.
Soweit Meredith wusste, war also Jenns Beziehung zur Verhaltensanalyse vorbei. Er hatte kein Interesse daran herauszufinden, wo sie hin war und wieso. Es war ihm gleich, ob er jemals wieder ihren Namen hören würde.
Aber Riley konnte nicht anders, als zu hoffen, dass sie Jenn vielleicht irgendwie erreichen könnte –– ihr vielleicht sogar helfen könnte, sich endgültig von Tante Cora zu befreien.
Riley hatte sich um Hilfe an Van Roff gewandt, weil sie sicher war, dass dieses Rätsel interessant genug war, dass er bereit wäre für dessen Lösung seine beträchtlichen Fähigkeiten einzusetzen.
Und nun meldete er sich bei ihr.
Ich sollte herausfinden, was er zu sagen hat, dachte sie.
Sie wählte Van Roffs Nummer und er hob direkt den Hörer ab.
„Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten für Sie, Agentin Paige“, sagte Van.
„Konntest du irgendetwas herausfinden?“, fragte Riley.
„Überhaupt nichts“, sagte Van. „Sie haben erwähnt, dass ich vielleicht irgendetwas in der Personaldatenbank finden könnte –– irgendetwas über das Kinderheim, in dem sie aufgewachsen ist.“
Riley nickte und sagte: „Jenn hat mir erzählt, dass darüber etwas in ihren Personalunterlagen stand. Das Kinderheim ist vor langer Zeit geschlossen worden, aber ich dachte, dass vielleicht irgendeine Information darüber dir einen Hinweis darauf verschaffen könnte –– “
Van unterbrach sie: „Agentin Paige. Es gibt keine Personalunterlagen. Irgendjemand hat sich in die FBI Files gehackt und Jenn Rostons Personalunterlagen gelöscht. Es ist so, als hätte sie nie für das FBI gearbeitet.“
Riley wurde schwindelig vor Schock.
Van fuhr fort: „Irgendjemand will, dass niemand herausbekommen kann, was mit ihr passiert ist. Und wer auch immer dieser ‚irgendjemand‘ ist, er hat formidable Hacker-Fertigkeiten. FBI Datensätze zu vernichten ist eine ganz schöne Leistung.“
„Was ist mit der Adresse, die ich dir gegeben hatte?“
Riley meinte die Absenderadresse auf dem Päckchen mit der Waffe und der Dienstmarke, das sie bekommen hatte –– eine Adresse in Dallas, Texas.
„Die ist erfunden“, sagte Van. „So eine Adresse gibt es nicht. Und ich habe alles versucht, um herauszufinden, ob sie womöglich noch in Dallas ist. Ich kann sie dort nicht finden, oder sonst wo. Es ist so, als sei sie von der Erdoberfläche verschwunden.“
Riley fühlte Resignation.
„Ok“, sagte sie. „Danke, Van.“
„Nichts zu danken.“
Dann fiel Riley etwas anderes ein.
„Van, ich habe dir einige Dinge über Jenn erzählt, die niemand wissen darf. Ich hoffe du wirst ––“
Van unterbrach sie mit unpassend fröhlicher Stimme.
„Naja, es war so schön, dass Sie angerufen haben, Agentin Paige. Ich weiß es sehr zu schätzen. Ich freue mich, dass wir in Kontakt bleiben und schauen, wie es einander geht.“
Riley musste etwas lächeln. Sie wusste, dass es Van Roffs Art und Weise war ihr zu sagen, dass dieses ganze Gespräch in seinen Augen nie stattgefunden hatte. Sie konnte sich auf Van immer verlassen, was Geheimnisse betraf.
„Auf Wiederhören, Van“, sagte sie. „Und danke nochmal.“
Sie legte auf und sackte elendig auf dem Bettrand zusammen. Sie dachte an etwas, was Van gerade eben gesagt hatte.
„Irgendjemand will, dass niemand herausbekommen kann, was mit ihr passiert ist.“
Riley hatte den Verdacht, dass dieser „irgendjemand“ Jenn selbst war. Jenn wollte nicht gefunden werden. Und wenn Van Roff sie nicht finden konnte, konnte es unmöglich irgendjemand anderes.
Sie ist weg, dachte Riley. Jenn ist wirklich weg.
Riley kämpfte einen Moment lang gegen ihre Gefühle von Trauer, Wut und Verrat an.
Ich kann nichts dagegen machen, sagte sie sich. Jenn hat ihre eigene Wahl getroffen. Ich habe hier keinen Einfluss.
Gleichzeitig hatte Riley etwas, worauf sie sich freuen konnte. Sie erhob sich vom Bettrand und ging zu ihrem Kleiderschrank, um etwas Schönes zum Anziehen für ihre Verabredung auszusuchen. Während sie in ihrem Schrank stöberte, musste sie darüber lächeln, wie ironisch es war, dass sie heute so gut wie möglich aussehen wollte.
Wie komisch, dachte sie.
Hier war sie nun und versuchte einen Kerl zu beeindrucken, der sie besser kannte, als irgendjemand sie je gekannt hatte.
Sie hatten ihre Sandwiches bestellt und nun saß Riley schweigend da und schaute über den Tisch hinweg auf ihren Partner.
Bill erwiderte ihren Blick.
Sie lächelte und er lächelte zurück.
Keiner von ihnen sagte irgendetwas, aber es schien keinen Unterschied zu machen.
Zumindest genieren wir uns nicht, dachte sie.
Freilich, sie schienen sich beide gerade sehr komfortabel zu fühlen.
Sie saßen in einer gemütlichen, privaten Sitzkabine im Hannigan’s Public House. Nachdem sie jahrelang entweder im Gehen oder in versifften Cafés und Schnellimbissen gegessen hatten oder Pizza ins Motelzimmer bestellt hatten, war das eine ziemliche Abwechslung für sie beide –– zumindest für sie beide zusammen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals zusammen in einem derartigen Lokal gesessen zu haben.
Und ganz bestimmt nicht, während wir nicht beide an einem Fall gearbeitet haben.
Sie freute sich, dass Bill Hannigan’s ausgesucht hatte für ihr...
Date, ermahnte sie sich. Wir haben gerade tatsächlich ein Date.
Tatsächlich machte es den Eindruck eines fast schon altbacken traditionellen Dates. Bill hatte sie sogar zuhause abgeholt und hatte sie hierher gefahren. Sie stellte auch erfreut fest, dass er, genauso wie sie selbst, sich auch einiges an Mühe gegeben hatte, um gut auszusehen. Er trug einen modischen Cardigan, der vorne zugeknöpft war, sein immer noch dichtes Haar war makellos zurückgekämmt.
Ein schöner Mann, dachte sie.
Bill war nie ein Goldjunge gewesen, wie ihr Ex-Mann Ryan. Er war nie charmant und hübsch gewesen, wie ihr Ex-Freund Blaine. Seine Gesichtszüge waren die eines Mannes, der ein hartes Leben gelebt hatte, doch er sah auch aus wie ein Mann, der etwas in seinem Leben geschafft hatte.
Riley wusste, dass das Leben auch bei ihr seine Spuren hinterlassen hatte. Ihr eigenes dunkles Haar, wie seins, zeigte bereits erstes Grau. Die Ringe um ihre Augen, wie um die seinen, spiegelten hässliche Begegnungen über die Jahre hinweg wider. Obwohl Männer im Allgemeinen zu ihr hingezogen zu sein schienen, wusste sie, dass die meisten von ihnen keine Ahnung hatten, was es eigentlich bedeutete Spezialagentin Riley Paige zu sein.
Endlich griff Bill über den Tisch und nahm ihre Hand.
Er fragte: „Riley, wird das hier funktionieren?“
Riley lachte ein wenig.
„Ich weiß nicht, Bill“, sagte sie. „Ich bin mir nicht einmal sicher, was ‚das hier‘ ist. Bist du es?“
Auch Bill lachte.
„Naja, ich habe da einige Vorstellungen, aber ich kann nicht behaupten, dass ich weiß, wo ‚das hier‘ hinführt.“
„Ich auch nicht“, sagte Riley.
Sie schwiegen wieder. Riley war sich nur einer Sache sicher. „Das hier“ war etwas Romantisches –– eine Veränderung in ihrer beider Leben, von besten Freunden hin zu etwas mehr als Freunden.
Riley erinnerte sich an den süßen, warmen Augenblick, als „das hier“ begonnen hatte. Es war einige Wochen her, kurz nachdem sie ihren letzten Fall beendet hatten. Sie hatten gemeinsam in Rileys Hotelzimmer gesessen und waren beide besorgt und traurig. Riley war erbittert und verletzt von Jenns unerklärtem Verschwinden gewesen. Bill war erschrocken davon gewesen, dass Riley beinahe von einem psychopatischen Wahnsinnigen getötet worden war.
Natürlich war es nicht das erste Mal gewesen, dass Riley oder auch Bill dem Tode um ein Haar entkommen waren. Freilich, es war wahrscheinlich nicht einmal das hundertste Mal gewesen. Aber dieses Mal schien es Bill besonders mitgenommen zu haben.
Endlich hatte er ihr gesagt, wieso genau.
„Ich glaube nicht, dass ich es verkraften könnte, dich zu verlieren. Ich glaube nicht, dass ich ohne dich leben könnte.“
Dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, hatten sie sich geküsst.
Danach hatten sie einander bloß eine Weile lang schweigend umarmt, ohne ein Wort zu sagen.
Das war wirklich alles, was passiert war –– ein einziger Kuss und eine lange, stille Umarmung. Sie waren beide zu müde von ihrem letzten Kampf mit dem Mörder, um weiter zu gehen, als das.
Rileys Lächeln wurde bei dieser Erinnerung breiter.
Sie sah, dass auch Bills Lächeln breiter wurde.
Denkt er auch gerade an diesen Moment?
Sie wäre nicht im Geringsten überrascht. Wie ein altes verheiratetes Ehepaar dachten sie oft das Gleiche zur selben Zeit und beendeten die Sätze des anderen.
Sie und Bill hatten jahrelang als Partner miteinander gearbeitet. Sie hatten einander vor Monstern gerettet, hatten einander in schrecklichen Zeiten unterstützt und ihre Freundschaft hatte sogar ihren einmaligen betrunkenen Versuch überlebt, sich an ihn ranzuschmeißen, als er noch verheiratet gewesen war.
Sie hatten einander während ihrer Scheidungen gekannt und, in seinem Fall, dem beinahe kompletten Verlust des Kontakts zu seinen Söhnen, als seine Ex-Frau weggezogen war und neu geheiratet hatte. Er wusste vieles von ihrem Hin-und-Her mit Ryan, über ihre Scheidung und sogar über ihre jüngste Beziehung mit Blaine.
Sie hatten bloß nicht allzu viel voneinander gehört, seit sie diesen Fall damals beendet hatten. Sie hatten keine Möglichkeit gehabt, über die Sache zu sprechen.
Bill hatte Riley einige Male zuhause besucht, und sie hatten am Telefon gesprochen. Sie hatten den Kuss nie voreinander erwähnt, doch natürlich hatte Riley die ganze Zeit über daran gedacht und sie wusste ganz genau, dass auch Bill das getan hatte.
Und nun waren sie hier und hatten ihr erstes echtes Date.
Und wie alle ersten Dates war es voll von allen möglichen Chancen und Ungewissheiten.
Schließlich schüttelte Bill den Kopf. „Riley, es gibt einige Sachen, die wir wirklich klären müssen.“ Riley merkte, dass sie beinahe den Atem anhielt, unsicher, was jetzt kommen würde.
„Du bist mir sehr wichtig“, sagte Bill. „Ich weiß, dass du genauso für mich empfindest. Und ich nehme an... dass es nur natürlich ist, dass unsere Beziehung sich... du weißt schon...“
Riley drückte seine Hand und kicherte.
„Entwickelt?“, sagte sie.
Bill kicherte auch.
“Ja, sich entwickelt. Es ist natürlich und es ist... wundervoll. Und ich will nicht, dass es aufhört.“
„Ich denke genauso“, sagte Riley.
Bill zuckte mit den Schultern und rutschte etwas auf seinem Stuhl umher.
„Aber ich mache mir Sorgen um... Dinge“, sagte er. „Ich meine, was wird das für uns als Partner bedeuten?“
Riley seufzte. „Ich wünschte, das wüsste ich. Natürlich hat das FBI keine klaren Regeln im Fall von... naja, sozialen Kontakten außerhalb des Dienstes.“
„Ich weiß“, sagte Bill. „Aber das bedeutet nicht, dass es einfach sein wird. Mir fällt zumindest ein Typ ein, der es so schwer wie möglich für uns machen wird.“
Riley nickte. Sie wusste genau, wen Bill meinte. Regeln hin oder her, Leitender Spezialagent Carl Walder missbilligte romantische Beziehungen unter Agenten, die zusammenarbeiteten. Eigentlich missbilligte Walder beinahe alles, was Agenten taten, außer es rückte ihn in ein positives Licht.
Es kam noch schlimmer, denn Walder hegte eine gewaltige Abneigung gegen Riley. Er hatte sie bereits mehr als einmal suspendiert und sogar gefeuert. Wenn Riley und Bill öffentlich eine Beziehung anfangen würden, würde Walder zweifelsohne jede Menge neuer Möglichkeiten finden, ihnen das Leben zur Hölle zu machen. Zumindest würde er ihnen verbieten zusammenzuarbeiten, doch womöglich würde er einen von ihnen auch an irgendeine ferne Außenstelle versetzen.
Einen Moment lang schaute Bill nachdenklich drein.
Er sagte: „Ich mache mir auch Sorgen darüber –– naja, dass ich in dein Leben trete, nehme ich an, und mein ganzes Gepäck mitbringe. Ich meine, du hast eine Familie und ich habe...“
Bill schüttelte traurig den Kopf.
„Naja, du weißt was ich habe“, sagte er. „Zu viel von gar nichts. Zum einen habe ich eine hässliche Scheidung hinter mir.“
„Genau wie ich“, sagte Riley.
„Ja, aber dein Ex-Mann hat dir nicht die Kinder weggenommen.“
Riley spürte einen tiefen Stich des Mitgefühls und drückte erneut seine Hand.
„Ich weiß“, sagte sie. „Es tut mir leid.“
Bills Stimme wurde etwas heiserer.
„Aber du –– naja, du hast eine Familie. Willst du, dass ich ein Teil davon werde?“
Riley wollte gerade sagen, dass sie das natürlich wollte, aber Bill unterbrach sie.
„Bitte, antworte nicht auf diese Frage, bevor du wirklich darüber nachgedacht hast.“
Riley nickte traurig.
Es war wirklich eine gute Frage und es erinnerte Riley daran, wie erfüllt und liebevoll ihr Familienleben wirklich war. Sie hatte zwei Töchter und eine Haushälterin, die bei ihnen wohnte und die viel, viel mehr war, als nur eine Angestellte.
Gibt es noch Platz für irgendjemand anderen? fragte sie sich.
Sie hatte versucht Platz für zwei verschiedene Männer zu schaffen, aber es hatte nicht geklappt. Als ihr Ex-Mann, Ryan, zurückgekommen war, um sie um eine neue Chance anzuflehen, hatte sie ihn für eine Weile einziehen lassen. Er hatte sie und die Mädchen natürlich enttäuscht, und sie hatte sich dumm gefühlt, dass sie irgendetwas anderes von ihm erwartet hatte. Das letzte Mal, dass er vorbeigekommen war, hatte sie ihn ziemlich entschlossen weggeschickt.
Zuerst war alles glatt gelaufen mit Blaine Hildreth, dem charmanten Restaurantbesitzer, auf den Riley sich eingelassen hatte. Er war ein alleinerziehender Vater von einer Tochter in Aprils Alter. An einem Punkt hatte Blaine sogar geplant sein eigenes Haus auszubauen, damit sie alle zusammen dort leben könnten.
Doch die Gefahren von Rileys Leben hatten schließlich dazu geführt, dass Blaine nicht mehr mit ihnen umgehen konnte.
Obwohl sie ihn nicht wirklich dafür verurteilte, schmerzte Riley seine endgültige Zurückweisung innerlich immer noch. Es hatte sie verbittert und enttäuscht. Sie hatte begonnen sich zu fragen –– würde es jemals einen Mann in ihrem Leben geben, dem sie vollkommen vertrauen und auf den sie sich komplett verlassen könnte?
Doch in diesem Moment kam ihr das wie eine dumme Frage vor.
Sie schaute in genau diesem Augenblick auf ebendiesen Mann.
Sie und Bill hatten ihre Streitigkeiten und ihre Uneinigkeiten gehabt, genau wie ihre Höhen und Tiefen. Doch schlussendlich hatten sie einander immer mit ihrem eigenen Leben vertrauen können.
Was könnte ich noch von einer Beziehung wollen? fragte sie sich.
Vielleicht war genau das auch das Problem.
Sie stammelte, als sie versuchte die Worte dafür zu finden, was sie sagen wollte.
„Bill, ich... ich habe das Gefühl, dass du mich besser kennst, als irgendjemand mich je gekannt hat. Besser als Ryan sogar. Du hast mich in meinen besten Momenten, genauso wie in meinen schlimmsten gesehen. Du hast mich aus den Tiefen des... naja, des Trinkens, der Verzweiflung, des Selbst-Mitleids, des Versagens gezogen...“
Bill schüttelte den Kopf. „Naja, du hast Schlimmeres mit mir durchgestanden.“
Riley erschauderte ein wenig. Sie wusste nur zu gut, wovon Bill sprach.
Und sie erinnerte sich eindringlich an die SMS, die Bill ihr geschickt hatte, als sie letztes Frühjahr an einem Fall gearbeitet hatte...
Sitze hier mit der Knarre im Mund.
Jenn hatte Rileys Abwesenheit gedeckt, sodass sie zu Bills Apartment in Quantico eilen konnte. Sie wusste immer noch nicht was hätte passieren können, wenn sie nicht dort hingekommen wäre, um ihm zu helfen.
Aber sie hätte es nicht anders gewollt. Ihre Freundschaft war genauso auf schrecklichen Momenten wie diesen aufgebaut, wie auch auf den schönen.
Riley hielt einen Moment lang inne.
Dann sagte sie: „Ich glaube, was ich denke ist... vielleicht sind wir bereits ein perfektes Paar. Vielleicht waren wir all die Jahre ein perfektes Paar. Weiß Gott, ich fühle mich dir sehr viel verbundener, als ich mich jemals Ryan gegenüber gefühlt habe.“
„Und ich fühle mich dir sehr viel verbundener, als ich es jemals mit Maggie war“, sagte Bill.
Riley holte tief Luft und sagte: „Also dann... sollten wir vielleicht nichts zwischen uns ändern. Vielleicht sollten wir die Dinge genauso lassen, wie sie sind.“
Bill lächelte etwas traurig.
Er sagte: „Riley, die Dinge haben sich bereits verändert zwischen uns. Sie haben sich verändert, ob wir es wollen oder nicht.“
Riley wusste genau, was er meinte.
Dieser Kuss.
Er hatte alles zwischen ihnen verändert.
In diesem Moment kam der Kellner mit ihren Sandwiches.
Und Rileys Handy klingelte.
Sie überlegte kurz, ob sie den Anruf ignorieren sollte, doch dann sah sie, dass er von ihrem Boss stammte, dem Teamleiter Brent Meredith.
Als sie den Anruf entgegennahm, kam Meredith wie immer direkt zum Punkt.
„Sind Sie dazu bereit einen neuen Fall zu übernehmen, Agentin Paige?“
Riley musste über die Frage lächeln. Brent Meredith „nein“ zu sagen war keine wirkliche Option.
„Ich bin bereit“, sagte sie.
„Gut. Dann kommen Sie sofort in mein Büro.“
Ohne ein weiteres Wort beendete Meredith den Anruf.
Bill sagte: „Ich nehme an, dass das Meredith war, gesprächig wie immer.“
Riley lachte und sagte: „Ja, manchmal hört er einfach nicht auf zu quatschen. Naja, ich nehme an wir werden gebraucht –– und wie immer jetzt sofort. Tut mir leid um das Mittagessen.“
„Wir können es auf dem Weg essen“, sagte Bill. „Das ist uns nicht neu.“
Bill winkte den Kellner heran und bat ihn, ihre Sandwiches einzupacken und die Rechnung zu bringen.
Er sagte: „Was meinst du, wie oft wurden wir bereits während des Mittagessens irgendwo hinbestellt?“
Riley kicherte und sagte: „Ich nehme an, einige Dinge ändern sich nie.“
Als sie das Gebäude der Verhaltensanalyse betraten, dachte Bill immer wieder an Rileys Worte, als ihr erster Versuch eines Dates zu so einem abrupten Ende gekommen war.
„Ich nehme an, einige Dinge ändern sich nie.“
Bill fand, dass es beinahe komisch war, wie dieser Anruf ihr Gespräch unterbrochen hatte... genau wie so oft zuvor.
Sie hatten eilig ihr Essen einpacken lassen und waren zum Auto geeilt... genau wie so oft zuvor.
Nun eilten sie durch einen vertrauten Flur zu Merediths Büro. Der heutige Tag war allzu typisch was die Unvorhersehbarkeit anging, mit der er und Riley seit vielen Jahren lebten.
Und doch wusste er, dass der Kuss, der vor einigen Wochen zwischen ihnen passiert war, alles zwischen ihnen verändert hatte. Es war ihm klar, dass auch Riley das wusste. Er wünschte sich wirklich, dass sie mehr Zeit gehabt hätten, um über alles zu reden. Früher oder später würden sie diese Veränderungen akzeptieren müssen.
Früher wäre besser.
Doch nun war offensichtlich nicht die Zeit dafür. Sie hatten fast nicht gesprochen während der Fahrt hierher. Sie waren damit beschäftigt gewesen, die Sandwiches zu essen, die sie aus dem Restaurant mitgenommen hatten, doch Bill merkte auch, dass Rileys Gedanken bereits bei dem Fall waren, der auf sie zukam.
Das sollten meine auch sein, dachte er.
Er fragte sich –– würde es nun immer so sein? Würde ihre gemeinsame Arbeit immer wichtiger sein als alles andere, was zwischen ihnen passieren könnte?
Als sie Merediths Büro betraten, schaute der gewaltige Abteilungsleiter, der schwarze, kantige Gesichtszüge hatte, von seinem Schreibtisch auf. Sein Gesichtsausdruck war streng, als er bemerkte: „Ich habe nicht erwartet, Sie hier zu sehen, Agent Jeffreys.“
Bills machte vor Überraschung große Augen. Er konnte sehen, dass auch Riley verwundert war.
Bill stammelte während er und Riley vor Merediths Schreibtisch Platz nahmen: „Naja –– Agentin Paige sagte, dass... Sie wegen eines neuen Falls angerufen haben und ich hatte einfach angenommen...“
Meredith zuckte mit den Schultern. „Ja, ich habe einen neuen Fall für sie. Ich habe nicht nach Ihnen gefragt. Tatsächlich werden Sie für diesen Fall nicht gebraucht. Agentin Paige wird mit einer anderen Partnerin zusammenarbeiten.“
Bill war alarmiert.
Was geht hier vor? fragte er sich.
Hatte Meredith bereits irgendwie begriffen, dass zwischen ihm und Riley irgendetwas los war, noch bevor die beiden es selbst klären konnten? Er konnte sich nicht vorstellen wie, doch Meredith hatte eine beinahe gruselige Art, Einzelheiten über seine Agenten zu wissen.
Will er unser Team auflösen? fragte Bill sich.
„Ich versuche bloß eine neue Agentin einzuarbeiten“, erklärte Meredith. „Ein Frischling. Ich habe mir gedacht, dass es eine gute Erfahrung für sie sein würde, mit Agentin Paige zusammenzuarbeiten, zumindest dieses eine Mal.“
Eine neue Agentin? dachte Bill.
Er war erleichtert, dass sich die Regelung nicht nach etwas Langfristigem anhörte, spürte aber auch, wie sich Besorgnis bei ihm einschlich. Ihre Zusammenarbeit mit den letzten zwei Anfängerinnen war schlecht gelaufen. Er konnte es nicht ertragen auch nur an Lucy Vargas zu denken, die seine Bewunderung erlangt hatte, die aber in einer schrecklichen Schießerei ums Leben gekommen war. Die letzte neue Rekrutin, Jenn Roston, hatte andere Probleme mitgebracht.
Bill konnte nicht bestreiten, dass Jenn eine brillante und vielversprechende junge Agentin gewesen war, doch sie war nicht einmal komplett angekommen, als ihre Vergangenheit sie anscheinend eingeholt hatte. Schlimmer noch, Bill wusste genau, dass Riley Geheimnisse über Jenns Vergangenheit wusste, die sie mit ihm nicht hatte teilen können –– Geheimnisse, die zu Jenns mysteriösem Verschwinden vor ein paar Wochen geführt hatten.
Er hatte versucht sich einzureden, dass was auch immer diese Geheimnisse waren, die Jenn und Riley teilten, sie ihn nichts angingen. Doch er hatte es nicht geschafft. Er erinnerte sich daran, wie noch vor Kurzem Riley und er sich beide eingestanden hatten, dass sie einander näher standen, als sie es jemals ihren Ehegatten gegenüber getan hatten. Es gab wirklich nichts Ungewöhnliches daran. So musste es auch sein unter Partnern.
Doch Jenn hatte sich Riley beträchtlich mehr geöffnet, als sie es ihm gegenüber getan hatte und das hatte dazu geführt, dass er sich ausgeschlossen gefühlt hatte –– und sogar etwas verbittert. Beinahe zwei Jahrzehnte lang hatten Bill und Riley voreinander wenige Geheimnisse gehegt und hatten einander, wenn überhaupt, nur selten direkt angelogen. Deshalb gefiel es Bill nicht, dass Riley Geheimnisse hütete die Jenn betrafen.
Würde dasselbe erneut mit einer neuen jungen Rekrutin geschehen?
Ich hoffe nicht, dachte er. Die Dinge waren auch so schon kompliziert genug zwischen Riley und ihm.
Meredith warf einen Blick auf seine Uhr. „Ich habe sie gebeten, dazu zu kommen. Sie sollte jeden Moment hier sein. Ihr Name ist Ann Marie Esmer, und sie ist denkbar grün hinter den Ohren. Sie kommt gerade von der Academy und hat noch nie an einem echten Fall gearbeitet.“
Riley legte neugierig den Kopf schief.
„Sie meinen, Sie hat überhaupt noch nie im Polizeidienst gearbeitet?“
„Genau“, sagte Meredith.
„Wie ist sie dann überhaupt an die Academy gekommen?“, fragte Riley.
Meredith faltete die Finger, drehte sich leicht in seinem Bürosessel hin und her und lächelte.
„Genau wie Sie, Agentin Paige. Sie hat als Zivilistin einen Fall gelöst, gleich frisch vom College. Das FBI ist auf sie aufmerksam geworden und die Voraussetzung der Polizeiarbeit wurde für sie fallen gelassen. Genau wie sie, hat sie sich gut im Sommerpraktikumsprogramm gemacht und dann auch an der Academy. Also geben wir ihr eine Chance hier an der Verhaltensanalyse. Mir wurde gesagt, sie zeigt großes Versprechen.“
Bill spürte ein neugieriges Kribbeln. Er wusste, dass Riley von ihrem Mentor, Jake Crivaro rekrutiert worden war, nachdem sie eine Flut von Morden an dem College, an dem sie studierte, gelöst hatte. Genau wie die neue Agentin, hatte Riley sich ausgezeichnet im Sommerpraktikum und später an der Academy gemacht.
Wird diese Kleine eine jüngere Version von Riley sein? fragte er sich.
Er war sich nicht sicher, ob diese Möglichkeit ihm gefiel. Er war etwas bestürzt über die Tatsache, dass Riley überhaupt mit einer anderen Partnerin zusammenarbeiten würde, aber besonders mit solch einer unerfahrenen.
Meredith lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Ich habe meine Gründe dafür, dass ich die Kleine auf diesen Fall ansetze“, sagte er. „Zum einen sollte das keine zu große Herausforderung für sie sein. In Winneway, Maryland ist vor ungefähr einem Jahr eine Frau verschwunden. Ihre Leiche wurde gestern Nacht endlich gefunden. Der Sheriff denkt, dass der Mörder erneut zuschlagen wird, also will er unsere Hilfe.“
Bill schielte skeptisch und fragte: „Hat der Sheriff dafür irgendwelche andere Gründe, als eine bloße Vermutung?“
Riley fügte hinzu: „Wieso meint er, dass der Mörder eine Serie daraus machen will?“
Meredith sagte: „Es hat etwas mit ein paar anonymen Nachrichten zu tun, die die Polizei bekommen hat. Ich kenne keine Details, aber für mich klingt es danach, als wären die Cops bloß Opfer eines Streichs geworden, nichts, wofür die Verhaltensanalyse gebraucht wird, sicherlich keine Serie. Sie werden wahrscheinlich hinfahren, bloß, um sofort umzudrehen und direkt wiederzukommen. Aber zumindest wird es der Kleinen die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren.“
In Bill sträubte sich alles vor Groll, obwohl er sich dagegen wehrte.
Behalt es für dich, dachte er sich. Er wusste, dass es nie eine gute Idee war, Merediths Befehlen zu wiedersprechen. Trotzdem platze es ihm heraus: „Sir, ich kann nicht sagen, dass es mir gefällt, bei diesem Fall außen vor gelassen zu werden.“
Meredith lehnte sich über den Tisch und schaute ihn streng an.
„Agent Jeffreys, welchen Teil von dem, was ich soeben gesagt habe, haben Sie nicht verstanden?“
Bill zuckte zusammen bei der Vorstellung, was nun sicherlich folgen würde.
Wieso konnte ich nicht einfach den Mund halten?
