Autogene Geburt - Tatje Bartig-Prang - E-Book

Autogene Geburt E-Book

Tatje Bartig-Prang

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Ihr Weg zu einer sanften, traumhaft schönen Geburt! Frischgebackene Eltern schweben vor Glück, wenn sie ihr Baby das erste Mal im Arm halten. Doch vor der Ankunft ihres Babys fürchten sich viele Frauen vor Geburtsschmerzen, Komplikationen und drängelnden Geburtshelfern … Die Techniken des Hypnobirthing selbständig erlernen. So funktionieren Hypnose, Visualisierungen, Affirmationen und Entspannungstechniken. Für eine entspannte, schmerzarme Geburt. Inklusive Audio-CD. Hören Sie die tiefenentspannenden Übungen rund um Affirmationen, Kraftsätze und die Geburtsreise. So bereiten Sie Ihren Körper und Geist optimal auf die Geburt vor. Gehen Sie Ihren eigenen Weg. Sie wünschen sich eine Wassergeburt und Ihre Lieblingsmusik? So kommunizieren Sie erfolgreich mit Ärzten und Hebammen. Mit dem erfolgreichen Konzept der Autogenen Geburt bringen Sie Ihr Kind entspannt und selbstbestimmt zur Welt.

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Seitenzahl: 144

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Autogene Geburt

Mit Hypnobirthing sebstbestimmt gebären

Tatje Bartig-Prang

1. Auflage

Liebe Familien,

juchu – bald kommt ein Baby! Und mit ihm viele Entscheidungen. Besonders die Geburt soll schön werden – im Idealfall entspannt und natürlich sicher! Vielleicht haben Sie ja auch schon Ideen, wie eine gute Geburt für Sie ganz persönlich aussehen könnte? Als ich damals erfuhr, dass ich schwanger war, bemühte ich mich um umfassende Informationen und wählte ein Krankenhaus mit dem Status »Perinatalzentrum Level 1«, das die Einzelbetreuung durch eine rufbereite Beleghebamme anbot.

Bestmögliche medizintechnische Versorgung und gleichzeitig eine Vertrauensperson an meiner Seite? Das klang gut, das hatte ich mir ja ergoogelt. So gut war es dann aber gar nicht, denn was Google leider nicht ausgespuckt hatte, war, dass meine Superklinik eine bombastische Kaiserschnittrate von knapp 40 Prozent aufwies, die Hebamme chronisch überarbeitet war, ein Stillwissen von 1975 hatte, und zu meiner Geburt über acht Stunden zu spät auftauchte. Sie sehen also: Gut gemeint ist manchmal eben das Gegenteil von gut gemacht. Wählen Sie sorgfältig aus, wo Sie sich wirklich wohlfühlen, geben Sie sich nicht mit dem zweitbesten zufrieden. Und trauen Sie sich, Forderungen zu stellen: Egal, ob in einer guten Klinik, im Geburtshaus oder zu Hause: Da, wo Sie sich wohlfühlen, wo Sie achtsam begleitet werden, wo Sie Ruhe und Entspannung genießen dürfen, werden sich nur selten schwere Geburtshindernisse zeigen. Und auch mit unerwarteten Wendungen werden sie leichter umgehen können, wenn Sie gut begleitet und entspannt sein dürfen. Wie genau Sie mit Hilfe der Hypnobirthing-Mentaltechniken »Autogene Geburt« auf Knopfdruck entspannen können, verrate ich Ihnen in diesem Buch.

Tatje Bartig-Prang

April 2016

Inhaltsverzeichnis

Teil I Was ist Autogene Geburt?

1  Schreien, pressen, freuen: die normale Geburt

Entspannt und selbstbestimmt durch Schwangerschaft und Geburt – autogen eben! Das deutsche Hypnobirthingprogramm Autogene Geburt zeigt Ihnen wie.

1 Schreien, pressen, freuen: die normale Geburt

Was wissen Sie eigentlich über Geburt? Das, was Sie vielleicht selbst erlebt haben, was Freunde und Familie erzählen und natürlich das, was Sie aus den Medien so anweht.

So läuft’s meist in Film und Fernsehen: Da platzt der Schwangeren mit einem großen Kawumms die Fruchtblase, alternativ beginnen die Wehen, die Frau und ihre komplette Entourage werden sofort panisch und kreischen nach einem Taxi. Angekommen im Krankenhaus liegt die Frau auf dem Rücken, ihre Beine in Beinhaltern. Die werdende Mutter brüllt wie am Spieß. Jemand mit Mundschutz ruft rhythmisch »Pres-sen! Pres-sen!« Silbenklatschen in der Astrid-Lindgren-Grundschule ist nichts dagegen. Dann ist das Baby da. Jetzt ist zwar die Mutter ruhig, aber das Baby schreit dafür mit gefühlten 1000 Dezibel. Die Umstehenden lächeln milde. Der Vater, falls anwesend, ist stolz und der Film in der Regel zu Ende.

Das Gleiche jetzt noch mal als Autogene Geburt? Okay: Die Schwangere spürt in zunächst sehr langen Abständen die regelmäßige Arbeit ihrer Gebärmuttermuskeln. (Das muss nicht unbedingt wehtun, erkläre ich Ihnen später genauer.) Langsam wird diese Muskelarbeit stärker und die Abstände verringern sich. Die Frau hat das Bedürfnis sich konzentriert zurückzuziehen. Bisher hat sie vielleicht noch einen Kuchen gebacken oder ein älteres Kind ins Bett gebracht. Vielleicht auch noch schnell eine E-Mail geschrieben oder eine Überweisung getätigt. Je nachdem, wo das Baby zur Welt kommen soll, geht es nun in Richtung Krankenhaus. Dort angekommen, macht es sich die Frau in einer aufrechten Position in der Wanne, auf dem Gebärhocker oder auf ihren Partner gestützt gemütlich. Nutzt sie Geburtshypnosetechniken, wird man ab jetzt bis zur Geburt des Kindes häufig wenig von außen mitbekommen, außer tiefem Summen, langgezogenen Vokalen oder ähnlichen entspannungsfördernden und Atemtechniken unterstützenden Tönen. Bei einer normal und gesund verlaufenden Geburt muss natürlich auch niemand von außen zum Pressen anleiten. Es reicht, wenn die Frau auf ihre eigenen Körpersignale hin sanft mitschiebt oder hinunteratmet. Wird das Kind geboren, nimmt die Mutter es selbst hoch und legt es sich auf die Brust. Das Kind atmet regelmäßig, ist ruhig und schreit häufig nicht einmal.

Gähn. Laaaaangweilig. Das ist doch kein Hollywoodstreifen. Da ist überhaupt keine Action drin. Frau geht ihrem Tagesgeschäft nach, wendet sich immer mehr nach innen, begibt sich irgendwann in den Kreißsaal, gibt alle paar Minuten einen wohligen langen Ton von sich und irgendwann ist das Baby da. Und das schreit meistens nicht mal, sondern blickt nur aufmerksam umher. Wäre das etwas für Sie oder wünschen Sie es sich eher Hollywood-reif?

1.1 Warum es anders geht

Um mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit eine ruhige und entspannte Geburt zu ermöglichen, arbeitet das Konzept »Autogene Geburt« mit drei Grundannahmen:

Eine wunderschöne Geburt ist möglich, wenn die werdende Mutter sehr tief entspannt ist.

Eine wunderschöne Geburt ist möglich, wenn die werdende Mutter liebevoll begleitet wird.

Eine wunderschöne Geburt ist möglich, wenn die werdende Mutter alle Entscheidungen zu ihrer Schwangerschaft und Geburt selbstbestimmt und ohne Druck trifft.

Der wichtigste Pfeiler ist die Entspannung während der Geburt. Als erster Gynäkologe beschrieb der Engländer Grantley Dick-Read den ursächlichen Zusammenhang zwischen Anspannung und Schmerz in der Geburtshilfe. Frauen, die entspannt sind und sich gut aufgehoben fühlen, spüren die Muskelbewegungen der Gebärmutter nicht zwangsläufig als Schmerzen. Diese Entspannung auf Knopfdruck und vielleicht auch unter nicht ganz optimalen Bedingungen entstehen zu lassen, werden Sie in diesem Buch durch zahlreiche Entspannungsübungen und Selbsthypnosetechniken lernen.

1.1.1 Liebevolle Begleitung

Die liebevolle Unterstützung von Ihren medizinischen Begleitern einerseits und von der Person Ihres Vertrauens andererseits ist ganz entscheidend. Selbst wenn die Geburt eine unerwartete Wendung nimmt, vielleicht auch streckenweise doch mit unangenehmen Empfindungen oder sogar Schmerzen verbunden sein sollte: Wenn Sie sich gut unterstützt fühlen und mit Zuspruch und sanften Berührungen durch die Geburt begleitet werden, schaffen Sie das Ganze mit links. Deshalb ist die Einbindung des Geburtspartners so besonders wichtig. Mit Hilfe dieses Buches können Sie sich gemeinsam mit Ihrem Partner als funktionierendes Team für die für Sie richtige Geburt aufstellen und Sie bekommen Tipps zur wirklich schlauen Wahl Ihres Geburtsortes und Ihrer Geburtsbegleiter – egal ob in der Klinik, im Geburtshaus oder zu Hause.

Selbstbestimmt handeln. Über die letzten Jahre habe ich sehr viele Geburtsberichte der von mir begleiteten Paare bekommen. Die meisten Geburten verliefen problemlos und waren typische natürliche Geburten, darunter sehr viele Geburten nach vorangegangenem Kaiserschnitt. Aber es gab auch einige, bei denen aufgrund verschiedener Umstände medizinisch ins Geburtsgeschehen eingegriffen wurde. Die Paare berichteten durchweg positiv, selbst von schweren Eingriffen wie einem Kaiserschnitt, wenn sie sich zu jeder Zeit informiert und nicht überrumpelt und übergangen fühlten. Wenn sie das Gefühl hatten, dass nichts über ihren Kopf hinweg entschieden wurde. Umgekehrt kenne ich einige Paare, die mir von einer früheren Geburt erzählten, die für einen Außenstehenden vielleicht als normale Geburt durchgingen, die sie aber selbst als schieren Horror in Erinnerung hatten. Der Schlüssel liegt darin, sich vorher über die wichtigsten Eckpunkte der Geburtsplanung klar zu werden, sich darüber klar zu werden, was man möchte, und dann klar und freundlich zu kommunizieren und immer wieder um die Möglichkeit zur informierten Entscheidung zu bitten.

Lisa Christensen, 30 Jahre, Hebamme, 1 Kind

Der weibliche Körper hat alles, was er braucht, um zu gebären

Als Hebamme habe ich erlebt, dass jede Geburt einzigartig ist. Schon immer habe ich mich gefragt, wie ich in einem Geburtsvorbereitungskurs die einzelne Frau erreiche, also ein Höchstmaß an Individualität. Durch das Prinzip der Autogenen Geburt ist es möglich, auch in der Gruppe jede Frau in ihrer eigenen Kraft zu stärken. Es hat mir die Möglichkeit gezeigt, wie wir all unsere Sinne in der Tiefe benutzen können, um gut durch das wertvolle Erlebnis Geburt zu gehen.

Wir nutzen und vertrauen unseren Sinnen spielend leicht jeden Tag. Wir gebären nicht jeden Tag. Aber der weibliche Körper hat alles, was er braucht, um zu gebären, so wie ich eine Nase habe, um zu riechen. Auf meine Nase kann ich mich verlassen, ich vertraue ihr. Hier lässt sich zur Geburtssituation eine Brücke spannen. Wann immer ich eine Extraportion Vertrauen brauche (ein normales Bedürfnis in besonderen Situationen), kann mir beispielsweise ein besonderer Geruch helfen. Ebenso das Hören der Stimme meines Mannes. Es ist genial: Man kann lernen, diese dabei entstehenden Gefühle bewusster zu erleben und abzurufen. Es zeigt, dass alles miteinander verknüpft ist – ein großes Ganzes, Körper und Geist als Gesamtkunstwerk. Die Vorbereitung in der Schwangerschaft mit Autogener Geburt hat mir ganz persönlich Sicherheit gegeben. Ich wusste, dass ich selbst Hilfsmittel dabeihabe. Dieses Wissen war schon an sich eine große Stütze. So habe ich kraftvoll und selbstbestimmt geboren. Es fühlte sich alles richtig, natürlich und normal an. Letztendlich habe ich nur ein Hilfsmittel aus meinem »Werkzeugkasten« gebraucht, den ▶ Duftanker, aber ich wusste ja, dass ich noch viele andere dabeihabe.

Und mein ▶ Kraftort hilft mir nun z. B. auch beim Zahnarzt. So begleitet mich diese Art der Geburtsvorbereitung auch nach der Geburt positiv und leicht durch mein Leben.

1.1.2 Autogene Geburt – das Buch

Als ich die Idee zur »Autogenen Geburt« hatte, hatte ich mit den herkömmlichen Hypnosekurskonzepten einerseits großartige Erfolge, andererseits auch immer wieder dieselben Probleme. Die Paare lasen bestimmte Bücher und kamen anschließend in meinen Kurs – fast alle waren der Überzeugung: Wenn wir alles richtig machen, wird unsere Geburt schmerzfrei sein. Diesen »Schwarzen Peter« kann und möchte ich keinem bestimmten Konzept zuschieben, in erster Linie ist Hypnobirthing nur der ins Englische übersetzte Begriff für »Geburtshypnose«, der mit der Zeit durch eine Handvoll Anbieter geprägt wurde. Ich bin von mehreren dieser Anbieter in deren Konzepten fortgebildet worden und habe die Kurs- und Ausbildungsunterlagen der meisten anderen einsehen können. Meine Paare und auch die Paare vieler Kolleginnen erlebten entweder tatsächlich schmerzarme bzw. schmerzfreie Geburten oder aber knabberten noch lange an ihrer vermeintlich »schlechten« Geburt. Dabei wusste ich immer, dass Schmerzfreiheit nur ein Kriterium von vielen für eine gute Geburt ist. War ich doch selbst in meiner Schwangerschaft diesem Irrtum aufgesessen. Wie besessen suchte ich damals in Bibliotheken und im Internet zum Schlagwort »schmerzfreie Geburt« – aber erst als ich begann nach »angstfreier Geburt« zu suchen, erhielt ich endlich die wunderschönen Geburtsberichte und guten Fachbücher, nach denen ich so lange gesucht hatte.

Angstfreie Geburt. Dieses Buch ist eine in sich abgeschlossene Anleitung zur selbstständigen Vorbereitung nach dem Prinzip »Autogene Geburt«. Sie erhalten alle sinnvollen Werkzeuge und Anleitungen, die Sie benötigen, um sich frei von Angst fallen lassen zu können. Falls Sie darüber hinaus auch einen Geburtsvorbereitungskurs »Autogene Geburt« besuchen möchten, um beispielsweise individuelle und persönliche Begleitung von Mensch zu Mensch zu haben, finden Sie unter www.autogene-geburt.de deutschlandweit qualifizierte Kursleiterinnen.

Eine gute Geburt wird also immer angst- aber lange nicht immer schmerzfrei sein. Aber: Seien Sie sicher, dass Angstfreiheit eine sehr gute Grundlage für Schmerzarmut liefert. Auch Ihre gesamte Schwangerschaft wird Ihnen positiver in Erinnerung bleiben, wenn sie von Vorfreude und Spannung statt von belastenden Gedanken an die Geburt geprägt ist.

1.2 Mythen über Geburtshypnose

1.2.1 Geburtshypnose ist so ein New-Age-Räucherstäbchen-Kram

Hypnose ist eine anerkannte und wissenschaftlich in ihrer Wirksamkeit hervorragend belegte Methode. Räucherstäbchen anzünden dürfen Sie natürlich trotzdem, denn – Hypnose oder nicht – niemand sollte Ihnen eine bestimmte Weltanschauung aufzwingen und Sie müssen sich sicher nicht umkrempeln und ab jetzt in der Fußgängerzone sitzen und in ihrem selbstgebatikten Gewand »Hare Krishna« singen.

Alle Übungen, die Sie erlernen werden, können Sie mit Ihren eigenen Vorstellungen bereichern, aber Sie sind von sich aus an keine Religion oder ein bestimmtes soziales Milieu gebunden.

1.2.2 Geburtshypnose verspricht eine schmerzfreie Geburt

Wer Ihnen eine schmerzfreie Geburt verspicht, Ihnen also sagt, wenn Sie nur genug dieses und weniger jenes täten, genug übten, genug glaubten, dann, ja dann kämen Sie garantiert in den Genuss einer schmerzfreien Geburt, den sollten Sie meiden wie der Teufel das Weihwasser. (Falls Sie zufällig doch ein waschechter Hippie sind, vertrauen Sie einfach darauf, dass das Karma es schon richten wird.) Im Ernst: Ja, eine schmerzfreie Geburt ist möglich. Und ja, mit viel Übung und guter Anleitung kann man seine Chancen darauf verbessern, aber niemand auf der Welt kann Ihnen irgendwelche Garantien geben. Es gibt immer noch genug Größen, die außerhalb des menschlichen Einflussbereichs liegen. Über 90 Prozent der Paare können mit den Techniken aus Autogener Geburt eine wunderschöne Geburt haben, die in der Rückschau als positiv und kräftigend, statt zerstörerisch und entmündigend empfunden wird. Und einige dieser Geburten sind sogar völlig schmerzfrei.

1.2.3 Bei einer echten Hypnosegeburt darf man nicht pressen

Sie sollen immer das tun, was Ihr Körper Ihnen sagt. Das Wort »Pressen« ist allerdings in der Hebammensprache für normale Geburtsverläufe veraltet, man spricht von »Mitschieben«. Beim Mitschieben oder Hinunteratmen wird mit den Kräften entlang der eigenen Körpersignale und denen des Babys gearbeitet. Die Richtung wird unterstützt. Das früher teils übliche »Pressen auf Kommando« ist für eine Geburt ohne krankhaften Verlauf längst überholt. Heute weiß man, dass die Gebärende mit ihrem Körpergefühl das Kind viel stressfreier, energiesparender und vor allem verletzungsärmer zur Welt bringen kann.

Die Selbsthypnose und Visualisierungstechniken helfen Ihnen dabei, dieses Mitschieben noch effektiver zu machen, sodass es sich für machen Frauen kaum wie eine Anstrengung anfühlt. Wie bei der schmerzfreien Geburt gilt das nicht für jede Frau: Häufig habe ich davon gehört, dass sehr bewusstes und kraftvolles Mitschieben als wahre Erleichterung empfunden wurde, eine Mutter schrieb mir in einem Brief von einer »kathartischen« Erfahrung, einem Gefühl der inneren Reinigung und absoluten Selbstermächtigung, nachdem ihre vorherige Geburt damals in einem Kaiserschnitt geendet hatte. Das Mitschieben ist also niemals durch Geburtserfahrungen Außenstehender und nach vermeintlich objektiven Kriterien zu bewerten.

1.2.4 Bei einer echten Hypnosegeburt darf man nicht schreien

Genauso wie beim Mitschieben, Pressen oder Herunteratmen ist auch das Repertoire an Lauten unter der Geburt unglaublich vielfältig. Stumm bleiben, singen, summen, schreien, seufzen, tönen – das alles können Geräusche einer normalen Geburt sein. Wichtig ist, dass nicht jedes Geburtsgeschehen inklusive schreiender Frau abläuft. Bei entspannten Geburten sind ruhige, melodische Laute wie beim Singen, Summen und Tönen viel häufiger anzutreffen als spitze Schreie. Und: Laute können wunderbar als Fokuspunkt dienen, helfen beim Lockerbleiben und garantieren eine gute Sauerstoffversorgung von Mama und Baby. Seien Sie locker, öffnen Sie sich, haben Sie keine Hemmungen, sich gehen zu lassen. Also keine Angst, Sie müssen nicht wie bei den Scientologen stumm durch Ihre Geburt gehen!

1.2.5 Paare sind misstrauisch und ängstlich

Informierte Paare fragen häufiger nach, erkundigen sich nach ihren medizinischen Optionen, wägen gründlich Vor- und Nachteile ab, lassen sich nicht abspeisen, wenn gerade wenig Zeit ist und das Wartezimmer oder die Klinik voller Patienten. Wen das stört, der sollte besser jemand Neuen suchen, das Karma erledigt den Rest. Von Misstrauen ist die Arzt-Patienten- bzw. Hebamme-Eltern-Beziehung gerade dann nicht geprägt, wenn man die medizinischen Begleiter mit Bedacht ausgewählt hat und sich unterstützt und umfassend informiert statt durchgeschleust und abgewimmelt fühlt.

Praktische Erfahrungen am Geburtshaus Kiel

Ute Marcussen, 34, seit 12 Jahren Hebamme und Mutter von drei Kindern, betreute bereits Hunderte Haus-, Klinik- und Geburtshaus-Geburten.