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Es war ein Tag, um einen Helden zu zeugen! Ausnahmsweise wird der Autor frisch, ausgeruht und voller Tatendrang wach, und das lange vor dem Weckerklingeln! Beim Joggen durch den Park findet er eine schwer verletzte, junge Frau. Er bittet sie, zu erzählen, was ihr passiert ist. Und Ayshe erzählt ...
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Seitenzahl: 29
Veröffentlichungsjahr: 2017
Für Ayshe
- stellvertretend für alle Frauen, die nicht ihr eigenes Leben leben dürfen.
Prolog
Kapitel 1 – Kindheit
Kapitel 2 - Die Flucht von zu Hause
Kapitel 3 - Leben mit Emre
Kapitel 4 - Allein
Kapitel 5 - Im Frauenhaus
Kapitel 6 - Die Agentur
Kapitel 7 - Der Absprung
Kapitel 8 - Aufgeflogen
Epilog
Nachwort
Danksagung
Namen sind Schall und Rauch, das gilt für Menschen und für Orte und ebenso für die Nationalitäten der handelnden Personen. Die Handlung ist realen Motiven nachempfunden und in eine Region eingebettet, die genauso gut irgendwo anders sein könnte. Sämtliche Ähnlichkeiten sind zufällig, ungewollt und dennoch unvermeidlich.
Es war im Jahre 2011, im September. Es war ein Tag, um einen Helden zu zeugen! Aus irgendeinem Grunde war ich an diesem Tag sehr früh wach geworden und, entgegen der Erfahrung, richtig erfrischt und voller Tatendrang. So etwas passiert mir nur alle paar Jahre einmal.
Dieses Mal war ich nun leider alleine auf Geschäftsreise in München, sodass es mit der Zeugung eines Helden schwierig werden würde. Oder zumindest häusliche Komplikationen zu erwarten wären.
Noch einmal umdrehen und einfach weiterschlafen konnte ich mit Sicherheit nicht mehr. Mein Termin war am Vormittag, und auch bis zum Frühstück war es noch lange hin. Also beschloss ich, joggen zu gehen. Eigentlich kann ich Leute nicht verstehen, die morgens vor der Arbeit oder in der Mittagspause joggen. Ich bin der typische Abend-Läufer. Aber irgendwo musste ich hin mit meiner Energie.
Nachdem ich mich rasiert und angezogen hatte, machte ich mich irgendwann zwischen Nacht und Morgen auf den Weg in den nahegelegenen Englischen Garten. Es war wunderschön, in der aufziehenden Dämmerung zu laufen, bevor die große Stadt zum Leben erwachte. Ich spürte, wie meine Lust am Laufen mit jedem Schritt wuchs.
Als ich dem Weg um eine Kurve folgte, störte etwas meinen Blick. Da lag etwas neben dem Weg, im Schatten der Bäume. Es war etwas Großes, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Etwas Großes, das sich mühevoll bewegte.
Was ich im Näherkommen sah, ließ mein Herz einen Schlag aussetzen. Mein Gehirn weigerte sich, das wahrzunehmen, was meine Augen mich sehen machen wollten.
Als mein Verstand die Signale der Augen nicht länger ignorieren konnte, schien mein Herz mit doppelter Geschwindigkeit zu schlagen. Heiß durchströmte mich ein Schreck. So etwas wie Panik wollte mich befallen. Ich rannte ohne nachzudenken zu dem großen Etwas hin, und mein Gehirn ließ Gewissheit werden, was es nicht länger verweigern konnte: Das Große, auf das ich zurannte, war ein Mensch. Eine zierliche, junge Frau, mit langen, dunklen Haaren, wie sich bald zeigen sollte.
Ich ging neben ihr auf die Knie und sprach sie an. Sie war bei Bewusstsein und konnte, wenn auch mühsam und leise, mit mir reden. Mit einem kurzen Blick konnte ich sehen, dass sie an zwei Stellen im Oberkörper verletzt war. Ihre Kleider waren nass vor Blut. Offenbar hatte sie eine ganze Menge davon verloren.
Nachdem ich den Notarzt gerufen hatte, wollte ich mich um die Wunden kümmern. Doch leider habe ich keinen Erste-Hilfe-Kasten dabei, wenn ich joggen gehe. Und in ihrer Handtasche war auch nichts, was ich zum Abdecken der Wunden hätte nehmen können. So blieb mir nur der Versuch, mit meinen Händen die Verletzungen zusammenzupressen und auf diese Weise den Blutaustritt zu verlangsamen.