Bacuffz Magazin Ausgabe 5 - Benjamin Müller - E-Book

Bacuffz Magazin Ausgabe 5 E-Book

Benjamin Müller

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Beschreibung

Das Bacuffz Magazin enthält Berichte über den zweiten Weltkrieg. Wir schildern u.a. was die Soldaten im Einsatz erlebten, gehen den technischen Details von Waffen und Fahrzeugen auf den Grund und beleuchten berühmte Persönlichkeiten der Zeit. Also eine Reise in die Zeit, in welcher Europa und die Welt im Donner der Kanonen erzitterte.

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Seitenzahl: 82

Veröffentlichungsjahr: 2024

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In eigener Sache

In dieser Ausgabe beleuchten wir verschiedene Aspekte der Militärgeschichte. Wir beginnen mit Günther Prien, dem berühmten "Stier von Scapa Flow", dessen mutige Taten und strategische Meisterleistungen wir genauer unter die Lupe nehmen. Weiter geht es mit den Kommandotruppen, den wahren Meistern der Täuschung, deren Fähigkeiten und Einsätze wir detailliert darlegen. Unser Augenmerk liegt auch auf dem Werfer Regiment 71 bei Cassino. Wir präsentieren eine Kurzgeschichte des Regiments und einen faszinierenden Bericht von Oberstleutnant Timke.

In unserer Rubrik "Technik" widmen wir uns dem Sturmpanzer IV, auch bekannt als Sd.Kfz.166. Hierbei beleuchten wir das Konzept und die Entwicklung dieses beeindruckenden Panzers, seine Produktion und Einführung sowie die Einheiten und Einsätze, in denen er zum Einsatz kam.

Darüber hinaus enthält diese Ausgabe unser "Bild des Monats", das den Polenfeldzug darstellt, und das beliebte BACUFFZ-Kreuzworträtsel. Die Auflösung aus der letzten Ausgabe finden Sie ebenfalls in dieser Ausgabe, ebenso wie eine Sammlung von "Perlen aus der Kommentarspalte", die Ihnen sicherlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden.

Euer BACUFFZ-Team

U 47 – Der Angriff auf Scapa Flow – Günther Prien

Von Ricky

Günther Prien hatte keine sorgenfreie Jugend. Wie so viele andere, war auch seine Familie durch die Hyperinflation im Jahr 1923 verarmt. Als Ältester von drei Geschwistern lebte er bei seiner Mutter in Leipzig. Damit sie über die Runden kamen, besserte seine Mutter ihren schmalen Verdienst durch das Malen von Bildern auf. Das beste Zimmer der Wohnung vermietete sie. Günther musste in den Läden der Innenstadt Waren zum Verkauf anbieten, die seine Tante zuvor auf dem Land erworben hatte. Er versuchte, dies so gut wie möglich vor seinen Schulkameraden zu verbergen.

Aber Günther hatte einen Traum. Seit er ein Kind war, wollte er zu fernen Orten reisen. In seinem Zimmer hing ein Bild von Vasco da Gama. Der portugiesische Seefahrer führte 1497 eine Flotte von vier Karavellen um das Kap der Guten Hoffnung bis nach Indien, die sagenumwobene Quelle verführerischer Gewürze und kostbarer Edelsteine. Dank Vasco da Gama wurde der Seeweg dorthin erschlossen und das Monopol der arabischen Händler gebrochen. Portugal stieg zur Weltmacht auf.

Günther brach mit 16 Jahren das Gymnasium ab, um Seemann bei der Handelsmarine zu werden. Er wollte seine Mutter in ihrer Not unterstützen und auch den Traum von der großen Welt verwirklichen. Für drei Monate besuchte er die Seemannsschule in Finkenwerder bei Hamburg. Da er kein Geld für die Heimfahrt oder eine andere Unterkunft hatte, wohnte Günther noch einige Zeit unter widrigen Umständen in der Schule. Er heuerte als Schiffsjunge auf der Hamburg, einem Dreimastvollschiff, an. Der Umgangston an Bord war rauh und die Arbeit nicht leicht, aber Günther bewährte sich. Er wurde zum Seemann und entschloss sich, Offizier zu werden.

Als Matrose arbeitete Prien eine Zeit lang auf dem Frachter Pfalzburg. Im Anschluss bereitete er sich auf die Prüfungen an der Seemannsschule vor. Schon bald hatte er die Zeugnisse als Steuermann auf großer Fahrt und als Funkoffizier erworben. Damit heuerte er als 4. Offizier auf dem Dampfer San Franzisco an.

1931 erwarb Günther Prien das Patent als Kapitän auf großer Fahrt. Voller Hoffnung blickte er in die Zukunft und wurde herb enttäuscht. Tagein tagaus fragte er bei den verschiedenen Reedereien nach Arbeit, wurde aber immer wieder fortgeschickt. Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise und Prien zählte, trotz seiner hochwertigen Ausbildung, zu den rund 6 Millionen Arbeitslosen jener Zeit in Deutschland. Günther konnte aus finanzieller Not nicht länger in Hamburg bleiben. Widerstrebend musste er nach Leipzig zurückkehren. Aber auch dort fand er keine Arbeit. Er war verzweifelt und trat der NSDAP bei, die in ihrem Programm einen wirtschaftlichen Aufschwung versprach. Hiervon erhoffte er sich auch bessere Karten, um wenigstens im Arbeitsdienst arbeiten zu können.

Die Plackerei im Arbeitsdienstlager im Vogtland hatte ein Ende, als Günther davon erfuhr, dass die Reichsmarine Handelsschiffsoffiziere als Seeoffiziere einstellte. Im Januar 1933 trat er in Stralsund in die Marine ein. Zunächst absolvierte er die Infanterieausbildung. Nach Abschluss der Fähnrichs-Lehrgänge an der Marineschule Mürwik und der Deckoffiziersschule in Kiel sowie einer Dienstzeit auf dem leichten Kreuzer Königsberg wurde er am 1. April 1935 zum Leutnant zur See ernannt. Günther Prien meldete sich zur U-Boot-Waffe. An der U-Bootschule in Kiel erhielt er die notwendige technische Ausbildung und absolvierte Übungen auf U-3.

Im Mai 1936 wurde Prien erster Wachoffizier auf U-26 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Werner Hartmann. Das Boot operierte während des Spanischen Bürgerkriegs mehrmals in iberischen Gewässern. In Hartmann hatte die Besatzung ein gutes Vorbild. Am 1. Januar 1937 erhielt Günther Prien die Beförderung zum Oberleutnant zur See.

Ab Oktober 1938 wurde er auf der Krupp Germania-Werft in Kiel während der letzten Bauphasen von U-47 in die Technik seines künftigen U-Bootes eingewiesen. Es handelte sich um ein Hochseetauchboot vom Typ VII B mit einer Länge von 66,5 Metern. Dieses verfügte über zwei 1.400 PS MAN-Dieselmotoren und zwei 375 PS Elektro-Motoren. Die Bewaffnung bestand aus einem

8,8-cm-Geschütz an Deck sowie 12 Torpedos, die über vier Bugtorpedorohre sowie ein Hecktorpedorohr abgeschossen werden konnten. Prien übernahm das Kommando von U-47 im Dezember 1938 und wurde am 1. Februar 1939 zum Kapitänleutnant befördert. Das Boot und die 40-köpfige Besatzung nahmen ab Mai 1939 zusammen mit anderen U-Booten an Tauch- und Geleitübungen im Nordatlantik und der Biskaya teil.

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. U-47 befand sich bei Kriegsausbruch westlich von Bordeaux auf Patrouille. Innerhalb von drei Tagen, am 5., 6. und 7. September, versenkte das Boot drei britische Frachtschiffe mit einer Gesamttonnage von 8.270 Bruttoregistertonnen. Sowohl die Bosnia, als auch die Rio Claro und die Gartavon waren auf sich allein gestellt und wehrlos. Prien griff bei Tag an und zwang die Besatzungen mit einigen Schüssen des 8,8-cm-Geschützes zur Aufgabe ihrer Schiffe. Die ersten beiden Dampffrachtschiffe schickte Prien mit jeweils einem Torpedo auf den Meeresgrund. Beim dritten Schiff verfehlten jedoch zwei Torpedos ihr Ziel, so dass dieses mit der Artillerie versenkt werden musste. Wie durch ein Wunder überlebten bis auf einen Kameraden alle Besatzungsmitglieder der versenkten Dampfer, indem sie von Handelsschiffen anderer Nationen aufgenommen wurden. Hieran hatten Prien und seine Besatzung großen Anteil, wie das Schicksal der Besatzung des britischen Dampffrachtschiffs Bosnia zeigt. Als deren Rettungsboote am 5. September 1939 nordwestlich von Kap Ortegal (Spanien) kenterten, wurden sie von U-47 gerettet und dem angehaltenen norwegischen Tanker Eidanger übergeben.

Am 1. Oktober 1939 wurde Kapitänleutnant Prien befohlen, sich bei Kommodore Karl Dönitz zu melden. Der Befehlshaber der U-Boote eröffnete ihm einen waghalsigen Plan. Die Home Fleet, sprich die Flotte der Royal Navy, sollte direkt in ihrem Stützpunkt angegriffen werden. Dieser befand sich in Scapa Flow, einer Bucht inmitten der Orkney-Inselgruppe oberhalb von Schottland. Prien war die Gefährlichkeit dieses Vorhabens bewusst. Bereits im Ersten Weltkrieg hatte die Kaiserliche Marine versucht, die Royal Navy in Scapa Flow anzugreifen, was in Misserfolgen endete. U-18 war es am

23. November 1914 gelungen, im Kielwasser eines einlaufenden Frachters die Sperren im Hoxa Sound zu überwinden und in die Bucht von Scapa Flow einzudringen. Da kein lohnendes Ziel ausgemacht werden konnte, setzte sich U-18 ab, wurde aber entdeckt und von zwei britischen Kriegsschiffen gerammt, so dass das Boot von der Besatzung aufgegeben werden musste. Auch

UB-116 versuchte, über den Hoxa Sound in die Bucht zu gelangen. Am 28. Oktober 1918 wurde das Boot per Hydrophon in einer Minensperre entdeckt. Von Land sprengten die Briten die Minen per elektrischer Zündung. Alle 34 Besatzungsmitglieder verloren ihr Leben.

Dönitz machte keinen Hehl aus dem Risiko, welches das von ihm geplante Unternehmen mit sich bringen würde. Die Aufklärung zur See und aus der Luft hatte die Vorkehrungen der Royal Navy zum Schutz von Scapa Flow registriert. So waren die Einfahrten zur Bucht mit Minen, Netzen, Balkensperren und Blockschiffen gesperrt. Besonders stark gesichert wurden die Hauptfahrwasser Switha Sound, Hoy Sound und Hoxa Sound. Im Hoxa Sound patrouillierte mindestens ein Vorpostenboot. Zusätzlich war dort ein U-Boot-Netz verlegt, welches bei der Ein- und Ausfahrt von Schiffen kurzzeitig geöffnet werden konnte. Wegen der Untiefen und Riffe waren die Einfahrten East Weddel Sound und Water Sound nicht passierbar. Den Skerry Sound und den Kirk Sound im Osten der Bucht hatten die Briten schon im Ersten Weltkrieg mit Schiffswracks blockiert. Darüber hinaus bildete die See selbst ein natürliches Hindernis. Ein getauchtes Boot hatte keine Chance, gegen die enormen Gezeitenströmungen, Strudel und Querströme anzukommen. Für ein Gelingen des Vorhabens waren daher auch Kenntnisse über die Gezeitenströme und letztlich ein exaktes Timing unabdingbar.

Dönitz schilderte Prien eine mögliche, aber nicht weniger gefährliche Route durch den Kirk Sound. Dort hatte sich eines der drei versenkten Schiffe durch den Gezeitenstrom parallel zur Küste gedreht und war ein Stück nach Osten abgetrieben. Somit öffnete sich ein schmales Einfallstor. Durch die geringe Wassertiefe und die starken Strömungen würde man nur aufgetaucht hier hindurchkommen. Der Kommodore stellte Kapitänleutnant Prien vor die Entscheidung, diese Unternehmung durchzuführen und räumte ihm zwei Tage Bedenkzeit ein. Mit einem Hinweis auf die absolute Geheimhaltung in dieser Angelegenheit entließ ihn der Befehlshaber der U-Boote.

Günther Prien machte sich die Entscheidung keineswegs leicht. Er hatte die Verantwortung gegenüber seiner Besatzung, seiner Frau und der gemeinsamen Tochter. Über den Karten brütend durchdachte er die potenziellen Gefahren und entschied, dass der Kirk Sound die einzige Option für einen möglichen Erfolg des Unternehmens bot. Er wusste, dass er über eine erfahrene Besatzung verfügte. Die Gewissheit, fähige Männer wie den Leitenden Ingenieur Hans Wessels, den Obersteuermann Wilhelm Spahr und den 1. Wachoffizier Engelbert Endrass hinter sich zu wissen, gab ihm Zuversicht.

Schon am Folgetag meldete sich der Kapitänleutnant erneut bei Dönitz, der ihn direkt fragte „Ja oder nein?“. Er erwiderte „Jawohl, Herr Kommodore“. Sichtlich erfreut erkundigte sich der Kommodore nach der Einsatzbereitschaft von U-47 und der Besatzung. Alles müsse nun schnell veranlasst werden, damit ein Auslaufen in kürzester Zeit möglich war. Entbehrlicher Brennstoff und Versorgung sollten aus dem Boot geladen werden, ebenso wie die Presslufttorpedos. U-47 würde elektrische Torpedos erhalten, die keine verräterische Blasenbahn hinterließen.