Barrieren überwinden - Gerhard Vohs - E-Book

Barrieren überwinden E-Book

Gerhard Vohs

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Beschreibung

Eine ironisch-satirische Geschichte, die auf wirkliche Ereignisse beruht, allerdings mit viel Ironie und Sarkasmus dargestellt. Sie beginnt mit dem Leben in der Türkei, einem Schmerzempfinden mit falscher Diagnose, die Fahrt nach Deutschland und der Besuch dortiger Ärzte. Auch hier zunächst eine Falschdiagnose, dann aber die Feststellung eines Anal Karzinoms. Es wurden Abszesse vermutet, die keine waren, verklebte Organe, die durch die Bestrahlung entstanden sind und die Ausstellung eines Gesundheitszeugnisses durch die Radiologen, wo drei Wochen später an gleicher Stelle eine weiter Tumor festgestellt wurde, der operativ entfernt werden musste. Durch die Chemo verengte sich die Harnleiter und musste durch eine DJ Schiene korrigiert werden. Die Schmerzen hörten nicht auf und führten zu einer Schmerztherapie, Depressionen traten auf und führten zu einer psychosomatischen Behandlung. Dann die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen mit millionenteuren CT-Geräten, die aber nur den ursprünglichen Ort des Tumors nachgeprüften, obwohl jeder weiss, dass bei Darmkrebs sich Metastasen oft als erstes in der Leber ansiedeln. Die Metastasen waren bereits so groß, dass eine Shirt Therapie nicht mehr angewandt werden konnte. Eine weitere Chemo wurde durchgeführt, die schlecht vertragen wurde und ein Abszess, der sich am Po gebildet hatte, musste gespaltet werden.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Schöne Worte, fallen mir nicht ein, Du verlässt mich, also muss es sein. Wie es kam, wer kann es versteh’n, irgendwann, da ist es gescheh’n. Wer war Schuld, hat er sich zu fragen, was man fühlt, kann man doch nicht sagen. Schließ die Tür und gestehe uns leise

Gerhard Vohs

Barrieren überwinden

Zweiter Teil, die Fortsetzung

Eine ironische-satirische Geschichte über eine Reise in die Türkei, der Besuch in Deutschland und die Diagnose Krebs

Foto Umschlagseite: tramani_sagrens, „früh“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de

www.tredition.de

Umschlaggestaltung, Illustration: Gerhard Vohs

Lektorat, Korrektorat: Gerhard Vohs

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN: 978-3-8495-8093-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis:

Erster Teil: Die Rückreise

1.1

Die Abfahrt

1.2

Das Weihnachtsfest

1.3

Die Hämorriden

1.4

Der Besuch in Deutschland

Zweiter Teil: Die Arztbesuche

2.1

Die Diagnosen

2.2

Der Tumor

2.3

Die erste Abszess

2.4

Der Konglomerattumor

2.5

Der Anus Praeter

2.6

Die DJ Schiene

2.7

Die Schmerztherapien

2.8

Der Arterienverschluss

2.9

Die Depressionen

2.10

Die Lebermetastasen

2.11

Der zweite Abszess

Dritter Teil: Der Griff nach dem Strohhalm

3.1

Die Shirt-Therapien

3.2

Die Chemo

3.3

Der dritte Abszess

3.4

Warum

Erster Teil: Die Rückreise

1.1 Die Abfahrt

Nach dem verstreichen unseres einwöchigen Besuches bei den Eltern meiner Frau, die achtzehn Jahre die volle Verantwortung für jeglichen Mist, den ihre Tochter verzapfte, übernommen hatten, machten wir uns auf den Rückweg von Halstenbek in Richtung Konstantin Opel, der Hauptstadt der Türkei.

Die Autobahn, die sich gut für Kreuzfahrten und Rennen eignete, war zuerst recht leer, dann wurde sie voller und schließlich kam die Veranstaltung einer Gruppentherapie zum Ausgleich der Hetze, ein Stau. Hier trafen sich Vertreter aller Gesellschaftsschichten um ihre Fahrzeuge anzuhalten, sich auszuruhen und besinnlich die umgebene Natur zu genießen.

Da waren faule Pflanzen, wo jede Schnecke mehr Bewegungseifer vorweisen kann, als irgendein Grashalm. Bäume, der natürliche Feind von Autofahrern, Bumerangs und Drachen, sowie verdorrte Büsche, die eine Einöde der Landschaft ausdrücken. Schöpfer waren die Ökologen, die weder Geld noch Mühe scheuten, um die Natur in ein anerkanntes Umfeld zu integrieren.

Vor uns ein Mini Cooper, der prinzipiell für alles zu klein ist, neue Maßstäbe in Sachen Hässlichkeit setzt und der die Lenkkräfte eines Vierzigtonners besitzt.

Hinter uns ein kompostierbares Einweg Fahrzeug, für die motorisierte Republikflucht aus dem sächsischen Russland, was nur mit mindestens fünf Insassen gefahren werden darf, da er sonst von jeder Brücke fliegt. Sein Bordwerkzeug besteht aus Schere, Kleber und Leukoplast und als Reserverad dient eine quadratische SAT-Schüssel mit Ermüdungsbruch.

Neben uns ein Bin-Mal-Wichtig Auto, das sich vom Öl ernährt. Als Beifahrerin eine Frau, die mal klein angefangen hat mit Körbchengröße 75A und mittlerweile bei Doppel-D gelandet ist, nur um nicht übersehen zu werden.

Unter uns die Straße, farblich viel zu eintönig, nur grau und grauschwarz, anstatt sie mal bunter zu gestalten, wie zum Beispiel in Ruß, Schiefer, Anthrazit oder Black Out Farben.

In Kleve, eine Stadt im westlichen Westen, im Bundesland Nordrhein-Westfalen, kurz NRW was auch für Nichtraucher Willkommen steht, machten wir für eine befristet gedachte Pause bei Erika und Robert halt. Eigentlich gehen solche Unterbrechungen in einen dauerhaften und unumkehrbaren Zustand über, ohne die vorher ausgeübte Tätigkeit wieder aufzunehmen. Doch diesmal wollten wir eisern sein, denn unser eigentliches Zuhause in der Türkei wartet auf uns.

Den Abend verbrachten wir wieder mal in der hauseigenen Bar, wo man das lustige Beisammensein als Vorwand nutzt, um eine Alkoholorgie zu feiern. Die Mädels hatte sich viel zu erzählen, denn seit der letzten Plauderei, ist mittlerweile eine Woche vergangen. Frauen leiden halt unter einer verbalen Diarrhö, was bedeutet, das sie allgemein viel reden und dabei wenig sagen. Sie leben zwar durchschnittlich länger als wir Männer, aber nur aus dem Grund, weil ihnen die Zeit zurück gegeben wird, die sie beim reden und einparken verplempern.

Männer hingegen verstehen sich auch ohne Worte und so führten Robert und ich ein Taubstummengespräch in kompletten Sätzen, das nur durch das zuprosten unterbrochen wurde. Wir sind eben die vermeintliche Schöpfung Gottes, mit mächtigen Muskeln, einer Befehlstragenden Stimme, Körperbehaarung die einen Grizzlybär vor Neid erblassen lassen würde und Körpergeruch, dessen volle Wirkung nach einer Woche ohne Duschen zum tragen kommt. Manche haben neben den formschönen kreisrunden Haarausfall auch noch Nasenhaare, die dichter sind als der Amazonas Regenwald.

Außerdem sind sie unglaublich gute Zuhörer, besitzen ein großes Interesse an den Problemen, Wünschen und Geschichten der herzallerliebsten, sodass sie sich alles immer und immer wieder erzählen lassen. Dabei bedienen sie sich ihrem schauspielerischen Talent und tun so, als ob sie es zum ersten Mal hörten.

Plötzlich fing Robert an zu reden, was ich aber nicht verstand, mich aber erschrecken lies und sich anhörte wie ein Verhör. Ich fragte nach, konnte ihn trotzdem nicht verstehen, denn seine Aussprache nuschelte stark, weil er seinen Mund nicht weit genug aufmachte.

Dann stand er auf, holte zwei Flaschen Bier und das mit einer Bewegung, als wenn er die Werbung für unerwartet sprechende Taubstumme vorstanzte. Er stellte mir eins hin, worauf ich hinwies, das es für mich das letzte sei, bevor ich besinnungslos an einem Ort aufwache, der mir fremd und bedrohlich vorkommt und ich anfange nach der gottverdammten Katze zu suchen, die mir nachts in den Mund geschissen hat.

Es war noch Dunkel als ich aufwachte und überlegte, was geschehen sei. Ich hatte von einem vollbärtigen Jack Russel Terrier geträumt, der mich verfolgte und immer wieder versuchte, mein Schienbein zu begatten.

Ich bin dann erstmal unter die Dusche gegangen, um mich zu erfrischen. Das Wasser hatte eine eigenartige Farbe und roch irgendwie nach Blausäure, was mich aber nicht wesentlich beunruhigte.

Wichtiger war, dass ich erstmal eine Anti-Dehydrierungs-Maßnahme brauchte, ein Glas Wasser, denn ich hatte einen Brand wie eine geschlechtskranke Bergziege.

Erika und Robert waren auch bereits auf und richteten das Frühstück an, damit der Magen von Ruhe auf Essen umgestellt wird. Es gab ein Polizeifrühstück, Donuts und Kaffee. Nicht zu verwechseln mit dem Männerfrühstück, das ist Kaffee, Zigarette und der Gang zur Toilette.

Danach fuhren wir weiter und gegen Mittag erreichten wir Österreich, das alpine Land indem das einzig echte Komponistenkonfekt erfunden wurde, die Mozartkugel, nachdem später der Komponist benannt wurde.

Schon von weitem sehen wir Berge mit der blütenweißen Pracht, die für Schneeballschlachten, zum Skilaufen und zur Herbeiführung von Verkehrsunfällen benötigt werden.

Ein Paradies für Leute, die sich mit langen Brettern unter den Füssen zu Tal bewegen, in der Hoffnung nicht in einer Schlucht, an einer Steilwand, in einem Canyon oder in einem vom Dach eines Hochhauses betrachteten Straßengraben zu landen.

Als Sportkleidung werden Stöcke vorgeschrieben, für das vordrängeln am Lift, eine Skijacke der Firma Fantasie im Schneegestöber, eine Hose von Thermodramatik, einen Bauarbeiterhelm der Village People und eine Brille mit Sonnenschutzfolie.

Als gemütlichen Umtrunk nach einer sportlichen Betätigung, wird dann jeden Nachmittag eine Apre Ski Party gefeiert. Hier treffen sich Schleicher, das sind Skifahrer die sich ständig anderen in den Weg stellen, Personen die gar kein Ski fahren, aber mit Skiern in irgendwelchen Kneipen herum hängen, Eltern die ihre dreijährigen Kinder auf Bretter stellen um sie dann den Hang herunter zu jagen und Schisser, die stundenlang den Berg herunterschauen, weil er so steil ist.

Dann sind da noch die extrem langsamen, die nur bei schönen Wettern fahren, weil fallender Schnee zu gefährlich ist und die, die einen Privatlehrer haben, am meisten saufen und immer einen Flachmann gegen Höhenangst in der Tasche tragen.

In Slowenien übernachten wir wieder im Hotel Roskar, mit seinem grünen Hausanstrich, der an eine Magenentleerung erinnert. Die einst mit viel Farbe getünchte Kellnerin, die klein und in jeden Teppich passte, wurde durch einen maskulinen Affen ausgewechselt. Er war von seinem eigenen Geschlecht so angezogen, dass er mit seinen tuntigen weiblichen Attributen ein geprägtes Verhalten an den Tag legte.

Seine Hose war passgenau, nicht aus Nylon oder anderen Synthetikfasern und wurde sicherlich nicht in der Dritten Welt zu Hungerlöhnen hergestellt.

Mit seiner Eideidei Sprache, dessen Herkunft unbekannt ist und in keinem sprachwissenschaftlichen Zusammenhang zu den männlichen Keimdrüsen steht, forderte er uns auf, was zu bestellen.

Wir nahmen ein in handlichen Schreiben geschnittenes Schnitzel von Babykühen und in der Friteuse gebratene Kartoffelstücke, von denen die übrig gebliebenen zu Knödeln geformt werden, sowie als Sättigungsbeilage ein gehäckselter Salat ohne tierische Substanzen.

Dazu ein aufputschendes, bräunliches, mit Kohlensäure versetztes, dick machendes Kaltgetränk, verdünnt mit einer klaren Flüssigkeit, welche die wundersame Auswirkung auf die Wahrnehmungsfähigkeit hat, eine Cola mit Wodka.

Meine Zuckerperle entschied sich für die bedeutendste Erfindung der Menschheit, dem Bier, obwohl manche behauptet, es sei das Rad gewesen, aber ein Rad passt nicht annähernd so gut zum Schnitzel wie eine kühle Blondine.

Das Essen war gut, keine Anzeichen von Sodbrennen und Skorbut, kein Rülpsen mit Zugabe und so rief ich das animalische Überbleibsel eines Schimpansen, das öffentliche Zickenkriege und Schlachten mit rosa Wattebäuschchen liebt, um zu zahlen.

Am nächsten Morgen machten wir uns frühzeitig auf den Weg und durchfuhren Ex-Jugoslawien ohne große Probleme. Ein merkwürdiges Land, das man mit einem Hanuta vergleichen kann, von dem jeder abgebissen hat und am Ende nichts mehr auf der Landkarte zu finden ist.

Schuld war ein globales Spiel, indem es darum ging die andere Seite mit verschiedenen Mitteln zu besiegen, wobei einer der Anführer war, zwei weitere die Generäle, ein dutzend den Offiziersstab bildeten und der Rest als Soldaten fungierten.

So entstand der 10 Tage Krieg in Slowenien, der Kroatenkrieg, der Bosnienkrieg und der Kosovokrieg und das Ende der Geschichte war, das sie sich alle souverän erklärten und man bald von dem Land hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen sprach.

Die neuen Stämme erhielten daraufhin einen Decknamen, damit sie sich nicht für die miserable Vergangenheit schämen müssen und sie so mit anderen in der Stammkneipe auf den bösen Verursacher des Verfalls herumhacken können.

Unter Zuhilfenahme des Zufallsgenerators und eines Memory Spiels erhielt der am südöstlichen Rand der Alpen liegende Teil den Namen Slowenien, der in Form eines Hufeisen von der Adria im Südwesten bis zur Donau im Nordosten erstreckte Teil den Namen Hrvatska, was so viel wie Kroatien heißt, während sich der westliche Teil mit dem profanen Doppel-Whopper Namen Bosnien-Herzegowina beschimpfen dürfte. Das größte Stück Land erhielt den öffentlichkeitsrelevanten Namen eines Sprachakrobaten, nämlich Serbien-Montenegro und für den Rest blieb nur noch die im Pulvernebel entstandene Bezeichnung Mazedonien übrig.

In Serbien, wo der Boden äußert fruchtbar ist, weil hier kein Grundwasser fließt sondern Slibowitz, machten wir auf einen Rastplatz halt. Direkt vor dem Eingang stellten wir unser Fahrzeug ab und da wir türkische Autokennzeichen hatten, kamen wir auch gleich mit einem Türken ins Gespräch. Er war auf dem Weg in die Dönerrepublik und wollte die Strecke über Gyrosland fahren, weil die Straßen dort Striche haben. Gäbe es dort keine Straßen, würde es auf den Straßen auch keine Striche geben und ohne Straßenstrich würden viele Menschen auf den regelmäßigen Verkehr verzichten müssen.

Er hatte uns den Weg genauestens beschrieben, mit der Darlegung zweier ausgestreckter Finger, die in verschiedenen Richtungen deuteten. Seine Empfehlung unbedingt diese Strecke zu fahren, hatte er mit Nachdruck einer simplen Wegbeschreibung unter Nennung präziser Landmarken, wie an der Milchstraße geradeaus und am zweiten Astroiden rechts ab, beschrieben. Danach nahm er seinen Cap, setzte es so auf, dass es fast runter fiel, als wenn er eine Paarungsbereitschaft signalisieren würde und verschwand in Windes Eile.

Sofort geriet meine Frau in Panik, als wenn sie im Joghurt eine eingelegte Socke gefunden hatte. Sie war der Meinung, dass er der Gilde der Räuber angehöre und uns hier schon mal durch eine künstlerische Darbietung die Zeit geraubt habe.

Sein übereiltes abhauen, begründete sie damit, dass er ein Auftragsraub plant, wir die Opfer sein werden und uns in einer schauerlich, grauenhaften Seitengasse mitten auf der Autobahn auflauern wird.

Sein Komplize, der unter Lese- und Rechtschreibschwäche leidet und deshalb auch Bretterzäune klaut, weil er Angst hat, dass sie sonst im Kernkraftwerk verfeuert werden, wird uns mit einem dicken Nudelholz aus dem Auto dreschen, während der als Klempner getarnte Oberräuber uns mit einem einläufigen Steinschlossrevolver bedroht, einen Kartoffelsack über den Kopf stülpt und in ein blutverschmiertes Verlies sperrt, damit er dann die Familie um Almosen bitten kann.

Es ist nicht nötig eine Frau zu widersprechen, das erledigen sie von selbst und um jede weitere Diskussion aus dem Wege zu gehen, die zu gesteigerten Aggressionen, Ohrenschmerzen, Taubheitsgefühl und bösen Blut führen kann, tat ich das Unmöglichste und steuerte den ursprünglich geplanten Weg über Bulgarien an.

Immer wieder sprach meine Frau von einer Prügelei mit tückischer Intelligenz, kalter Zielstrebigkeit und schierer Muskelkraft, wo noch nebensächlich Beute gemacht wird.

Kurz vor Sofia war es Zeit nach einer Übernachtung zu suchen und so kam mir eine Hinweistafel für ein Hotel sehr entgegen. Der Pfeil zeigte nach rechts, abseits der Hauptstraße und so landeten wir in einer Sackgasse mitten in einem sozialistischen Plattenbau mit Einzelhäusern, umschlossen von meterhohen Zäunen und einer weiten und breiten Einöde.

Ich hielt vor einem dieser Hochsicherheitstrakte an hinter dem sich ein Springbrunnen versteckte, der vor lauter Übermut mit Wasser rebellierte. Daneben ein offenes Tor, wo ein Mann sein Hund fütterte. Als er uns sah, eilte er uns entgegen und sah schon sei Armutsrisiko schwinden.

Es war der Chef der Bettenvermittlung, wo die Sterne vergaßen mit einzuziehen. In der Hoffnung, das in den Zimmern keine Einsturzgefahr besteht, das das Wasser nicht mit Chlor verseucht wurde und das der Page kein Massenmörder ist, schauten wir uns die Räumlichkeiten an. Sie waren zwar sauber aber einfach eingerichtet und glichen eher einer Jugendherberge auf Helgoland für Warzenschweine mit Ausschlag. Der Raum der Hygiene wo mit Seife und meistens Wasser der Körper gereinigt wird, war einigermaßen zufrieden stellend.

Das Hungersignal macht sich bemerkbar und in der Hoffnung, dass man uns nicht mit Speisen abfüttert, dessen Haltbarkeit weit zurück liegt, nahmen wir in der Betriebskantine platz und bestellten ein Stück Fleisch von einem Tier, das die gerechte Strafe in Gruppenhaft verbüßt hatte, Gemüse von Artigschocken und Unartigschocken und anderen Krautgewächsen, gestreifte Kartoffeln, das Bindegewebe für die Stärke und einer Soße aus Weihrauch.

Zu trinken nahmen wir den taufrischen Genuss der durch einen langjährigen Reifeprozess sein volles Aroma erhalten hat und dem Kenner unglaubliche Freuden beschert, ein Bier.

Während das Tier geschlachtet, das Gemüse geerntet und die Kartoffeln von Amerika importiert wurden, schaute ich mich in dieser Kemenate um.

Ein Raum mit sechs Tischen und vierundzwanzig Stühlen, mit weißen Tischdecken, Servietten und OP-Besteck. In der Mitte ein Fernseher mit den neuesten Nachrichten der letzten Woche, dahinter ein Tresen mit einer roten Lavalampe, daneben eine Brüllbox, auf der eine sitzende Frau ein Herz anhimmelt und an der Wand diverse Bilder blutjunger Bulgarinnen.

Die Wände waren teils in Hellblau und teils in Rosa getüncht, was die 60er Jahre widerspiegelt, wo Blumenfesseln, bunte Stirnbänder, zu Ketten geflochtene Gänseblümchen und die langen, filzigen, strohartigen Haare, die durchschnittlich zweimal im Jahr gewaschen wurden, als Merkmal der von Frieden und Liebe geprägten Lebensweise erinnert.

Fragen steigen aus wie Bläschen in der Soda Flasche. Handelt es sich hier um einen Kontakthof, an dem Männer ihre aufgestauten Köpersäfte gegen Bargeldzahlungen entladen können oder um ein Minutenquartier, mit erhöhtem Umsatz durch verkehrswidriges Verhalten. Doch von leicht bekleideten Damen an der Bar, dessen Namen meisten Chantal oder Susi ist, keine Spur. Auch die Zimmer zeugten nicht von Vollzugsräumen mit mondän gediegenem Ambiente.

Selbst der Buchhalter, der seit zwei Stunden die Straße auf und ab läuft, dabei ständig auf die Uhr schaut und nervös die zwölfte Zigarette raucht, konnte die Frage nicht beantworten, denn der wartete nur auf den Bus.

Auch die 65-jährige nach Knoblauch stinkende fette Pissnelke Elena, die laut auf der Straße herum grölt und wie besessen gegen Nachbars Gartenzaun hämmert, konnte uns nicht weiter helfen.

Da weder einer der Buchstaben des Wortes Puff im Wort Bordell, noch ein Buchstabe des Wortes Bordell im Wort Puff vorkommt, konnte ich davon ausgehen das es sich hier nicht um ein Haus der tausend Schlampen handelt.

Ich schaute mich weiter in dieser menschenleeren Mensa um und sah einen mobilen Gasofen, der direkt an einer quer durch den Raum verlaufende Gasleitung angeschlossen war. Eine umweltfreundliche Anlage zur Selbstzerstörung des Eigenheimes.

Daneben eine Toilettenbürste mit Halterung, die für jeden Scheiß zu haben ist. Eine Weiterentwicklung des Morgensterns aus dem Mittelalter. Auch zu gebrauchen als Musikinstrument, in den man mit der Klobürste das Klowasser nach unten pumpt und dadurch die Bassperkussion eines Schlaginstrumentes hört.

Das Essen kam, welches ich wie kolumbianische Räucherstäbchen inhalierte. Da wir es nicht in hohen Bogen ausspuckten, weil wir keine Lamas sind und die Beilagen nicht von einem Kaktus stammten, sonst würde es im Bauch nur kitzeln, durfte der Koch mit dem Slogan “voller Geschmack bei minimalen Preis” weiter werben.

Der Morgen kam. Während meine Frau im Bad die Zähne in einen fast durchsichtigen Weiß erstrahlen lies, die Wimpern bemalte, um dem weiblichen Auge mehr Strahlkraft und Ausdruck zu verleihen, mit roten Lippenstift und einer besonderen Maltechnik den Lautsprecher einrahmte, sowie ihre Kurzhaarfriseur stylte, um der Männerwelt zu beweisen, dass eine emanzipierte Frau auch ohne lange Haare weibliche Attribute setzen kann, blickte ich durch das Fenster auf den Vorgarten dieses Holiday Camps.

Der Nebel verschleierte einen Fischacker, der aus einem einbetonierten Becken mit Wasser bestand, eine Miniaturausgabe der Nordsee. Darüber eine hölzerne Teichbrücke für das Bungee Jumping mit und ohne Seil, sowie vier Gartenlampen, von denen eine zur Erleuchtung führte.