Basiswissen Biologie -  - E-Book

Basiswissen Biologie E-Book

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Beschreibung

Die Biologie befasst sich mit Lebewesen. In dem Wort Biologie stecken die griechischen Worte „bios" = Leben und „logos" = Lehre. So ist also die Biologie die Lehre von allem Lebendigen, von Menschen, Tieren und Pflanzen. Woran erkennt man aber nun, was ein Lebewesen ist?

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Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Alle Lebewesen zeigen gleiche Merkmale

Haustiere und Nutztiere

Der Hund – Begleiter des Menschen

Die Katze – vom Mäusefänger zum Schmusetier

Das Pferd – vielseitig, schnell, intelligent

Das Rind – ein bedeutendes Nutztier

Das Huhn ist ein seltsamer Vogel

Das Schwein stammt vom Wildschwein ab

Der Mensch und die Nutztiere

Tiere und ihre Lebensräume

Feldhase und Wildkaninchen

Der Maulwurf – Leben unter der Erde

Fische in ihrem Lebensraum

Vögel – Eroberer der Luft

Amphibien – Leben im Wasser und an Land

Der Körper des Menschen

Die sexuelle Entwicklung des Menschen

Fortpflanzung und Entwicklung des Menschen

Das Skelett schützt und stützt

Ernährung, Verdauung und gesunde Zähne

Sinnesorgane des Menschen: Haut, Auge, Ohr, Nase

Herzschlag und Atmung

Lebensgrundlage Pflanzen

Pflanzen – Grundlage für das Leben

Pflanzen vermehren sich

Leben in Ökosystemen

Wald – Lebensraum für Pflanze und Tier

Mensch und Wald – gestern und heute

Bäume kennen und erkennen

Farne – Pflanzen ohne Blüten und Samen

Pilze wachsen auch im Dunkeln

Waldameisen leben in einem Staat

Borkenkäfer können die Wälder gefährden

Viele Bäume im Wald sind krank

Pflanzen und Vögel der Binnengewässer

Die Vielfalt der Süßwasserbewohner

Ökologie der Binnengewässer

Leben im Wattboden

Zugvögel und andere Besucher des Wattenmeeres

Das Wattenmeer – ein Lebensraum in Gefahr

Zellbiologie

Der Aufbau der Zelle

Die Zellteilung

Die Mikroorganismen

Kein Leben ohne grüne Pflanzen

Bau und Funktion einer Blütenpflanze

Ohne Fotosynthese kein Leben

Die Landwirtschaft früher und heute

Intensive Landwirtschaft und ökologischer Landbau

Stoffwechsel im menschlichen Körper

Die Nahrung liefert Energie und Baustoffe

Der Stoffwechselvorgang

Blutkreislauf und Transportvorgänge

Funktion von Leber und Niere

Die Atmung

Bewegung

Reize wirken auf den Menschen ein

Der Bau des Auges

Sehen und Wahrnehmen

Hören – Riechen – Schmecken

Die Haut – das größte Sinnesorgan

Steuerung über Nerven und Hormone

Steuerung über Nerven und Hormone

Sexualhormone und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper

Liebe, Sex und Partnerschaft

Leben aus der Retorte

Das Immunsystem

Verhalten von Tieren und Menschen

Angeborenes Verhalten bei Tieren

Erworbenes Verhalten bei Tieren

Tierwanderungen

Angeborenes und erworbenes Verhalten des Menschen

Übertragung des Erbguts

Die mendelschen Gesetze

Die Chromosomen – Träger der Erbinformation

Angewandte Genetik – Gentechnologie

Stammesgeschichte

Fossilien

Stammesgeschichte der Lebewesen

Ursachen des Artenwandels

Stammesgeschichte des Menschen

Umwelt

Umwelt – Ökologie

Ordnung

Systematik

Alle Lebewesen zeigen gleiche Merkmale

1.Lebewesen pflanzen sich fort.

2.Sie wachsen und entwickeln sich.

3.Sie bewegen sich aus eigener Kraft.

4.Sie nehmen Nahrung auf und atmen.

5.Sie reagieren auf Reize.

Für Mensch und Tier sind diese Lebensäußerungen leicht erkennbar, für Pflanzen treffen sie aber auch zu, sind jedoch oft so verborgen, dass sie erst nach Langzeitbeobachtungen wahrgenommen werden können. Jeder der fünf Punkte wird nun mit Beispielen erklärt:

1. Lebewesen pflanzen sich fort und vererben ihre Merkmale.

Da die Tiere und Menschen nicht unsterblich sind, muss für eine ausreichende Zahl von Nachkommen gesorgt werden, damit sie nicht aussterben. Tiere legen Eier oder bringen, wie der Mensch, lebende Junge zur Welt. Die Nachkommen erben ganz bestimmte Merkmale von ihren Eltern. Bald sehen die Jungen wie ihre Eltern aus. Wenn sie erwachsen sind, können sie sich fortpflanzen (Abb. 1).

So bleibt ihre Art erhalten. Samenpflanzen blühen, und die Pollenkörner werden auf eine andere Blüte der gleichen Pflanzenart übertragen. Danach bilden sich Samen, aus denen sich neue Pflanzen entwickeln. Außer durch Samen (geschlechtliche Vermehrung) haben Pflanzen auch eine ungeschlechtliche Fortpflanzung. So bilden Erdbeeren lange Ausläufer, an deren Enden Knospen zu neuen Pflanzen mit eigenen Wurzeln und Blättern heranwachsen. Die Kartoffel vermehrt sich durch Knollen, die Tulpe durch Zwiebeln. In der Gärtnerei nutzt man die Fähigkeit vieler Pflanzen, sich durch Stecklinge fortzupflanzen. Dabei werden aus abgeschnittenen Blättern oder Zweigen neue Pflanzen gezogen.

Abb. 1: Alle Nachkommen erben charakteristische Merkmale

2. Lebewesen wachsen und entwickeln sich.

Menschen wie Tiere wachsen und werden älter. Während dieser Zeit durchlaufen sie verschiedene Wachstums- und Altersstufen. Irgendwann sterben sie den Alterstod. Beeindruckend ist es, die Entwicklung vom Säugling zum erwachsenen Menschen oder vom Jungtier zum ausgewachsenen Tier zu verfolgen. Es dauert unterschiedlich lange, bis Menschen und Tiere ausgewachsen sind. Der Mensch, der bei seiner Geburt ungefähr 50 Zentimeter groß war, erreicht als Erwachsener ungefähr 1,80 Meter und braucht dazu fast 20 Jahre. Die Maus ist in 10 Wochen ausgewachsen, das Pferd mit drei Jahren. Auch Pflanzen haben unterschiedliche Wachstumszeiten. Aus einem etwa 2 Zentimeter großen Samen der Kastanie entsteht ein 25 Meter hoher Baum. Aus einem Sonnenblumenkern, der 7 Millimeter groß ist, wächst innerhalb von fünf Monaten eine Pflanze von drei Metern Höhe. Eichen wachsen ihr Leben lang und können über 1800 Jahre alt werden (Abb. 2).

Abb. 2: Wachstum einer Pflanze in drei Stadien

3. Lebewesen bewegen sich aus eigener Kraft.

Tiere haben vielfältige Techniken der Fortbewegung entwickelt, je nachdem, ob sie auf dem Land, im Wasser oder in der Luft leben. Sie kriechen, laufen, rennen, springen, klettern, schwingen sich von Baum zu Baum, schwimmen oder fliegen (Abb. 3). Bewegungen bei Pflanzen laufen sehr langsam ab, sie können sich nicht selbständig von ihrem Standort fortbewegen. Sie wenden beispielsweise ihre Blätter zum Licht, öffnen oder schließen die Blüten, richten sich wieder auf, wenn sie niedergetreten werden. Bei der Weinrebe dauert es ungefähr eine Stunde, bis sich eine Ranke einmal um den Stab gewunden hat.

Abb. 3: Verschiedene Möglichkeiten der Fortbewegung

4. Lebewesen nehmen Nahrung auf und atmen.

Der Mensch muss sich ernähren, sonst verhungert oder verdurstet er (Abb. 4). Mit der Nahrung werden alle Stoffe aufgenommen, die zum Leben gebraucht werden. Unverwertbare Stoffe werden ausgeschieden. Die Nährstoffe werden aus der Nahrung gewonnen. Diese werden auch in den Muskeln verarbeitet. Dazu ist der Sauerstoff notwendig, den der Mensch einatmet. Menschen und Tiere ernähren sich von Pflanzen oder von anderen Tieren; auch von Stoffen, die von diesen Lebewesen stammen. Pflanzen ernähren sich ganz anders als Tiere und Menschen. Sie stellen ihre Nahrung selber her. Dazu brauchen sie Sonne, Luft, Wasser und Mineralstoffe aus dem Boden.

Abb. 4: Nahrung und Sauerstoff sind die wichtigsten Voraussetzungen für das Leben

5. Lebewesen reagieren auf Reize.

Bei plötzlichem grellen Licht schließt der Mensch die Augen. Bei einem verdächtigen Geräusch im Wald ergreifen Rehe die Flucht. Werden die Fühler der Weinbergschnecke berührt, zieht sie sich in ihr Gehäuse zurück.

Die Fähigkeit, Reize aus der Umwelt wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren, ist für das Überleben wichtig. Bei Pflanzen ist es schwieriger, Reaktionen auf Reize zu sehen. Auffällige Beispiele sind folgende: Die Mimose faltet bei der leichtesten Berührung ihre Fiederblättchen zusammen, und der ganze Zweig sinkt ruckartig nach unten. Die Blättchen entfalten sich erst nach einiger Zeit wieder. Die Sonnenblumen drehen ihren Blütenkopf mit dem Sonnenlauf. Sie zeigen damit nicht nur Bewegung, sondern auch eine Reaktion auf einen Reiz. Die Venusfliegenfalle ist eine fleischfressende Pflanze. Bei leichtester Berührung klappen die Blätter zu, und die Beute ist gefangen. Wurzeln wachsen in den Erdboden. Sie reagieren dabei auf die Anziehung der Erde.

Zum Weiterlesen:

→ Pflanzen – Grundlage für das Leben

→ Die Katze

→ Der Hund

Der Hund – Begleiter des Menschen

Der Hund ist eines der ältesten Haustiere des Menschen und lebt als einziges Tier mit ihm, und nicht neben ihm. Obwohl Hunde nicht so hohe Leistungen erbringen wie die Kühe mit Milch und Fleisch, die Schafe mit Wolle und die Pferde mit dem Tragen von Lasten, sind sie doch am engsten mit den Menschen verbunden. Der Hund ist nämlich von Natur aus ein gesellig lebendes Tier und von allen Haustieren das gelehrigste und anhänglichste. Der Grund dafür lässt sich aus seiner Abstammung vom Wolf erklären. Wölfe leben in Rudeln, das sind kleine Gruppen von 8–15 Tieren. Im Wolfsrudel herrscht eine strenge Rangordnung. Der Ranghöchste ist der Leitwolf, und nach ihm richtet sich das Rudel. Er ist in der Regel das stärkste und erfahrenste Tier, das seine Stellung durch Kämpfe gegen andere Rudelmitglieder erworben hat. Die Tiere verständigen sich untereinander durch Körpersprache (Abb. 1). Die Ausdrucksmittel dabei sind die Stellung des Schwanzes, der Ohren, des Mauls und des Rückens. Von Bedeutung ist auch, ob das Fell gesträubt ist oder anliegt. Außerdem wird die Körpersprache noch durch Laute ergänzt wie Winseln oder Knurren. Der Hund betrachtet die Menschen seiner Umgebung als sein Rudel, und sein Herrchen oder Frauchen werden für ihn der „Leitwolf. Diese Position erhalten die Menschen durch die Erziehung ihrer Hunde. Diese lernen, was erlaubt ist und was nicht. Anders als beim Wolf allerdings, bei dem es immer wieder Rangordnungskämpfe gibt, behält der Haushund das Verhalten, das er als Jungtier, als Welpe, gelernt hat, bei. Er löst sich nicht von seiner Bezugsperson, er bleibt seinem Besitzer „treu".

Zugehörigkeit zur Gruppe, Herrentreue und Gehorsam sind im Zusammenleben mit dem Menschen für den Hund wichtige Verhaltensweisen, die er vom Wolf hat. Andere Verhaltensweisen seiner wild lebenden Vorfahren haben für den Haushund keine Bedeutung mehr, aber er behält sie bei: das Verstecken von Nahrungsresten, das Zuscharren des Kots, das Kreiseln vor dem Niederlegen, um das Steppengras zu glätten, die Abgrenzung des Reviers durch Urin.

Abb. 1: Die Ausdrucksmöglichkeiten des Hundes

Der Hund akzeptiert das menschliche Zuhause als sein Revier, das er verteidigt. Dringt ein fremder Hund oder Mensch ein, wird er verbellt. Das Markieren von Reviergrenzen gehört dazu. An vielen Stellen wird Harn als Duftmarke abgesetzt. Das riechen dann andere Hunde. Der Hund markiert aber nicht nur Haus und Grundstück, sondern er hinterlässt seine „Visitenkarte" für andere Hunde an vielen Stellen. Das tun besonders die männlichen Hunde, die Rüden. Dies sind noch Reste des wölfischen Verhaltens, das angeboren ist. Der Hund muss es nicht erlernen. Und so macht er es auch 14.000 Jahre nach seiner Zähmung zum Haushund wie die Wölfe, die beim Durchstreifen großer Gebiete Osteuropas, Asiens und Nordamerikas ihre Reviergrenzen mit Harnmarkierungen kennzeichneten. Außerdem schnüffelt der Haushund unentwegt. Mit seiner außerordentlich feinen Nase orientiert er sich über die Vorgänge in seiner Umgebung. Er kann wesentlich besser riechen als der Mensch. Die Riechschleimhaut des Menschen hat 5 Millionen Riechzellen, die des Schäferhundes zum Beispiel 22 Millionen. Als so ausgerüstetes Nasentier kann er an einer Spur, die einen Tag und älter ist, noch den Duft des Urhebers erkennen. Diese Fähigkeit nutzt die Polizei, wenn sie Hunde zur Verbrecherjagd einsetzt oder im Suchdienst bei vermissten Menschen unter Trümmern und Lawinen. Der Zollbeamte setzt den Hund beim Suchen nach Drogen ein. Für die Jäger stöbern die Hunde das Wild auf und treiben es ihm zu.

Auch hören kann der Hund besser als der Mensch. Er hört Geräusche wesentlich früher. Das macht ihn zum aufmerksamen Wachhund. Er reagiert außerdem auf sehr hohe Töne, die wir nicht wahrnehmen können. Der Hund ist somit auch ein Ohrentier.

Seine Augen sind nicht so gut wie die des Menschen. Farben kann er nicht sehen, er unterscheidet nur Grautöne. Aber er sieht Bewegungen besser. Die Wachsamkeit und der gute Geruchssinn haben den Hund schon vor Tausenden von Jahren zum Begleiter des Menschen gemacht. In allen Teilen der Erde sind durch Züchtungen mehr als 400 Rassen entstanden. Der Mensch wählte immer nur solche Tiere zur Fortpflanzung aus, die besondere Merkmale und Eigenschaften besaßen und diese an die Nachkommen weitergaben. Auf diese Weise wurde die Ursprungsform Wolf vielfach verändert (Abb. 2).

Abb. 2: Beim Schäferhund ist die Abstammung vom Wolf deutlich zu erkennen

In Europa gibt es 120 anerkannte Hunderassen, von denen der Schäferhund dem Wolf am ähnlichsten sieht. Die Rassenvielfalt vom 80 Kilogramm schweren und 80 Zentimeter großen Bernhardiner, dem Riesen unter den Hunden, bis zum 16 Zentimeter großen und 500 Gramm schweren Chihuahua bietet dem Menschen Hunde von verschiedenem Nutzen. Sie dienen ihm als Arbeits- und Gebrauchshunde und Gesellschafts- oder Luxushunde (Abb. 3).

Abb. 3: Malteser gehören, wie die meisten der kleinen Hunderassen, zu den Gesellschaftshunden

Neben den bekannten Rassen gibt es eine Vielzahl von Mischlingshunden, die dann entstehen, wenn Hunde verschiedener Rassen Junge miteinander haben. Sie zeigen Merkmale beider Rassen und werden als Bastarde bezeichnet. Ungefähr jeder vierte Hund ist ein Mischling.

Durch ihren Körperbau sind viele Hunderassen zu großer Schnelligkeit befähigt. Sie müssen nicht wie der Mensch beim Gehen die ganze Sohle abrollen, sie berühren nur mit den Zehen den Boden. Sie sind Zehenspitzengänger. Die kräftigen und stumpfen Krallen, die nicht empfindlich sind, geben dem Fuß Halt auf unsicherem Grund, wie die Spikes beim Sportschuh. Die schwieligen Ballen unter den Zehen schützen beim Laufen vor Verletzungen. Da Hunde nicht schwitzen können, lassen sie an heißen Tagen und nach anstrengendem Laufen die Zunge aus dem Maul hängen und hecheln. Die an den Schleimhäuten des Mundes vorbeistreichende Luft fördert die Wasserverdunstung und wirkt abkühlend. Auch über die Ballen können Hunde Wasser verdunsten.

Hat der Hund eine Beute aufgespürt, jagt er ihr laut bellend nach. Er verfolgt, er hetzt sie, bis zu deren Erschöpfung. Darum wird er auch als Hetzjäger bezeichnet. Dann ergreift er die Beute, hält sie mit den spitzen Eckzähnen fest und schüttelt sie tot. Dieses „Totschütteln" ist dem Hund angeboren. Wenn er nach einem weggeworfenen Spielzeug jagt, zeigt er auch diese Verhaltensweise, denn er verhält sich dem Spielzeug gegenüber ähnlich wie gegenüber einem Beutetier.

Der Hund hat ein Raubtiergebiss mit 42 Zähnen, das ihn als Fleischfresser kennzeichnet (Abb. 4). Auffällig sind die vier großen, dolchartigen, etwas nach innen gebogenen Eckzähne. Mit ihnen kann der Hund sein Beutetier gut festhalten, töten und zerreißen. Mit den spitzhöckerigen Backenzähnen wird die Nahrung zerquetscht. Die kleinen, meißelförmigen Schneidezähne sind beim Fressen von geringerer Bedeutung. Mit ihnen werden zum Beispiel Fleischreste vom Knochen abgeschabt.

Abb. 4: Schematische Darstellung des Hundegebisses

Eine Hündin und einen Rüden kann man an den Geschlechtsorganen unterscheiden. Die Hündin hat Saugwarzen an der Bauchseite, der Rüde ist am Glied, dem Penis, und am Hodensack zu erkennen. Wenn eine Hündin paarungsbereit ist, man spricht davon, dass sie heiß oder läufig ist, dann wirkt sie unruhig. Selbst das anhänglichste Tier läuft Rüden nach und beachtet seinen menschlichen Herrn weniger. Die Scheide der Hündin schwillt an und scheidet einen blutigen Ausfluss aus. Durch ihren Geruch lockt sie die Rüden an. Nach der Paarung dauert es noch 59-65 Tage, bis die Welpen geboren werden. Drei bis zehn Jungtiere entwickeln sich im Leib der Hündin. Der Geburtsvorgang, auch Werfen genannt, kann bis zu 24 Stunden dauern. Welpen sind zuerst noch blind und recht hilflos. Sie können weder stehen noch gehen. Ihre Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Man bezeichnet sie deshalb als Nesthocker. Der stark ausgeprägte Pflegetrieb der Hündin sichert die Versorgung der Welpen. Sie werden beleckt, gesäubert, gewärmt und ernährt. Die ersten Wochen saugen die Welpen an den Saugwarzen, den Zitzen, die Muttermilch. Tiere, die ihre Jungen lebendig zur Welt bringen und mit Muttermilch säugen, bezeichnet man als Säugetiere.

Zum Weiterlesen:

→ Hören – Riechen – Schmecken

→ Die Katze

→ Das Pferd

Die Katze – vom Mäusefänger zum Schmusetier

Die Katze ist wie der Hund ein beliebtes Haustier. Obwohl sie schon seit vielen Jahrhunderten mit dem Menschen zusammenlebt, hat sie viel von ihrem ursprünglichen Naturell behalten. Sie ist ein eigenständiges Wesen geblieben und nur bedingt erziehbar. Wer mit Katzen zusammenlebt, muss sie als Individuen akzeptieren, die das Maß der Zuwendung, das sie brauchen, selbst bestimmen. Die Hauskatze stammt von der ägyptischen Falbkatze ab, die vor mehr als 5000 Jahren von den Ägyptern gezähmt wurde. Wegen der großen Getreidevorräte im Land des Nils gab es viele Mäuse. Diese zogen die dort lebenden Wildkatzen an. Die Ägypter erkannten den Nutzen der Mäusefänger, die ihre Kornvorräte schützten, und nahmen sie in Pflege: aus den Nachkommen der wilden Falbkatze wurde die zahme Hauskatze. Viele Familien hielten sich damals Katzen als Haustiere, und sie waren sogar so eng mit ihnen verbunden, dass alle Familienmitglieder sich die Augenbrauen als Zeichen der Trauer rasierten, wenn die Hauskatze starb. Es war sogar verboten, eine Katze zu töten. Später wurde sie als heiliges Tier verehrt und nach dem Tode einbalsamiert.

Erst vor 1000 Jahren kam die Hauskatze nach Deutschland. Ihre Vorliebe für Wärme und Sonne zeigt die Verwandtschaft mit der ägyptischen Urform. Katzen bilden viel weniger Rassen als Hunde, denn der Mensch hat sie zwar als Mäusejäger geschätzt, doch sonst wenig beachtet und darum auch nicht gezüchtet. Darum ähneln Katzen viel mehr ihrer Urform, als das bei Hunden zu beobachten ist. Heutige Züchtungen haben vor allem die Länge der Haare und die Zeichnung des Fells verändert. Zu den Langhaarkatzen gehören die Angorakatze und die Perserkatze. Sie sind ruhige Hausgenossen, die in verschiedenen Farben gezüchtet werden. Zu den Kurzhaarkatzen gehören die Siamkatzen. Sie sind schlank, elegant und sehr lebhaft.

Abb. 1: Das Jagdverhalten der Katze: a) Annäherung, b) Absprung, c) Ergreifen der Beute

Im Unterschied zum Hund ist die Katze ein Einzelgänger. Sie kann sehr zutraulich werden, wird aber nie so anhänglich wie ein Hund. Die Katze bleibt mehr ihrem Revier treu. Nach einem Umzug kann es geschehen, dass sie zu ihrem alten Revier zurückkehrt. Sie ist standorttreu, während der Hund personentreu ist. Auch beim Spielen und Jagen zeigen Hund und Katze ein unterschiedliches Verhalten. Der Hund hetzt seine Beute. Die Katze schleicht sich leise an oder lauert geduldig vor einem Mauseloch. Dabei duckt sie sich mit gespitzten Ohren flach auf den Boden und bleibt lange Zeit reglos. Die Katze ist ein Schleichjäger. Kommt die Maus aus ihrem Loch, setzt die Katze zu einem kraftvollen Sprung an, ergreift die Beute mit den ausgestreckten Krallen der Vorderpfote und tötet sie durch einen gezielten Biss ins Genick. Danach wird die Maus verzehrt. Manchmal lässt die Katze die Beute noch frei und spielt mit ihr. Das hängt aber vom Hunger der Katze ab (Abb. 1). Beim Anschleichen an die Beute darf die Katze weder gehört noch gesehen werden. Sie setzt die Beine nur mit den Zehen auf, sie ist ein Zehengänger. Die hornigen Krallen an den Zehen der runden Katzenpfoten liegen dann in Hautfalten verborgen. Die Katze kann also auf ihren sehr weichen Ballen geräuschlos wie auf Samtpfoten schleichen. Da die Krallen den Boden nicht berühren, nutzen sie sich auch nicht ab und bleiben scharf. Trotzdem müssen die Krallen manchmal nachgeschärft werden. Das geschieht durch Kratzen an Bäumen oder Gegenständen. Beim blitzschnellen Beutesprung fährt sie ihre Krallen aus und ergreift damit die Beute. Durch Muskeln, die über Sehnen mit den Krallen verbunden sind, wird das Ausfahren der Krallen ermöglicht (Abb. 2). Mit den dolchartigen Eckzähnen tötet die Katze ihre Beute. Das Fleisch wird mit den scharfhöckerigen Backenzähnen zerschnitten (Abb. 3). Die Katze hat ein Fleischfressergebiss und gehört zu den Beutegreifern, den Raubtieren. Dieses Jagdverhalten schlägt immer wieder durch, auch wenn die Hauskatze von Milch und Katzenfutter lebt. Katzen gehen gerne auf Jagd, meistens in der Dunkelheit, aber auch am Tag. Für das Jagen in der Nacht haben sie hervorragend lichtempfindliche Augen. Die Pupillen einer Katze weiten sich in der Dämmerung kreisrund, so dass möglichst viel Licht ins Auge fällt. So kann sie auch bei wenig Helligkeit noch gut sehen. Eine spiegelnde Schicht hinter der Netzhaut wirft das Licht auf die Sehzellen zurück. So wird es zweimal ausgenutzt, also verstärkt. Diese Spiegelung kann man auch beobachten, wenn Autoscheinwerfer in der Dunkelheit auf Katzenaugen treffen.

Abb. 2: Schematische Darstellung der Kralle: a) eingezogen, b) ausgestreckt

Abb. 3: Das Gebiss der Katze

Gegen die Helligkeit des Tages verengen sich die Pupillen zu einem senkrechten Sehschlitz (Abb. 4). Bei zu großer Dunkelheit kann die Katze dann auch nichts mehr sehen. Dann verlässt sie sich auf ihren Tastsinn. Die empfindlichen Schnurrhaare dienen als Tastwerkzeuge. Sie sind etwas länger, als der Körper breit ist. An der Haarwurzel sind sie von feinen Nervenfasern umgeben, die der Katze melden, wie groß ein Hindernis ist, ob die Öffnung eines Schlupflochs breit genug ist. Auch das feine Gehör hilft der Katze beim Jagen in der Dunkelheit. Leises Mäusepiepsen hört sie selbst aus größerer Entfernung. Die Katze stellt ihre Ohrtüten in die Richtung, aus der die Laute kommen.

Abb. 4: Bei starkem Lichteinfall verengen sich die Pupillen zu Sehschlitzen

Zwei- bis dreimal im Jahr ist die Paarungszeit der Katzen. Man nennt sie Ranzzeit. Eine paarungsbereite Katze zeigt dann ein auffälliges Verhalten: Sie rollt sich auf dem Boden hin und her, sie ist rollig. Nach einer Tragezeit von acht Wochen bringt die Katze drei bis acht Junge zur Welt. Die zunächst blinden Kätzchen sind hilflos und pflegebedürftig. Sie werden von der Mutter gesäugt, gesäubert und gewärmt. Solche unselbständigen Jungtiere nennt man Nesthocker. In der zweiten Woche öffnen die Kätzchen die Augen. Sie spielen viel untereinander, balgen dann mit Wollknäueln, Bällen und anderen Gegenständen und üben dabei das Anschleichen und Ergreifen einer Beute.

Katzen sind reinlich. Bei jeder Gelegenheit lecken und glätten sie ihr Fell und ihre Pfoten. Auf der rauhen Zunge sitzen nach hinten gerichtete winzige Hornstacheln, die beim Putzen wie Bürste und Waschlappen zugleich wirken.

Katzen können sich auf verschiedene Weise verständigen: durch den Körper, mit ihrer Stimme und mit Duftmarken. Beim Drohen legt die Katze die Ohren an und kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Schlägt sie dabei mit dem Schwanz hin und her, bedeutet das starkes Drohen. Ein Angriff erfolgt, wenn sie einen Buckel macht und die Zähne zeigt. Unterstützt wird er durch Fauchen und Knurren (Abb. 5). Wenn die Katze sich wohl fühlt, schnurrt sie. Sie miaut, wenn sie vor verschlossener Tür steht oder Hunger hat. Wenn sich Kater und Katze zur Paarungszeit suchen, jaulen sie laut. Zur weiteren Verständigung setzen die Katzen Duftmarken ab. Einmal durch Urin und auch durch ein Sekret, einen Duftstoff der in Drüsen am Schwanz gebildet wird.

Abb. 5: Die Körpersprache der Katze

Hund und Katze mögen sich selten. Da die Katze mit ihren kurzen Beinen kein ausdauernder Läufer ist, rettet sie sich bei Bedrohung auf Bäume oder andere Erhöhungen. Wird sie in die Enge getrieben, nimmt sie eine Stellung ein, die Furcht und Schrecken einjagen soll: Sie macht einen Katzenbuckel, die Haare sträuben sich und täuschen ein viel größeres Tier vor. Dazu entblößt sie die Zähne und faucht wild.

Die Katze nützt dem Menschen durch das Fangen von Mäusen und Ratten. Leider gehört sie zu den Feinden der Vögel. Ein großer Teil der Vogelbruten fällt Katzen zum Opfer.

In den Waldgebieten von Eitel, Hunsrück und Schwarzwald lebt noch die Europäische Wildkatze. Sie ist mit der Falbkatze verwandt und ähnelt der grau getigerten Hauskatze. Am Schwanz kann man beide unterscheiden. Bei der Wildkatze endet der schwarz geringelte, dicke Schwanz mit einer Quaste, der Schwanz der Hauskatze dagegen ist spitz. Die Wildkatze wurde früher gejagt und dadurch beinahe ausgerottet, denn man sah in ihr einen „blutgierigen, mordlustigen Räuber". Seit 1924 ist sie geschützt, denn man hat festgestellt, dass die Wildkatzen sich zu 80 % von Kleinnagern, vor allem Wühlmäusen, ernähren und damit einen wichtigen Dienst bei der biologischen Regulierung von Schadnagern leisten.

Verwandte Großkatzen sind Löwe, Puma, Tiger, Leopard, Jaguar und Luchs.

Zum Weiterlesen:

→ Der Hund

→ Das Huhn

→ Angeborenes Verhalten bei Tieren

Das Pferd – vielseitig, schnell, intelligent

Abb. 1: Das Przewalski-Pferd gehört zu den letzten ursprünglichen Wildpferden unserer Erde

In vergangenen Zeiten wurden Pferde als Kampf- und Arbeitstiere durch den Menschen genutzt. In Schlachten waren berittene Krieger dem Fußvolk weit überlegen. Reitervölker wie die Hunnen, Mongolen und Araber waren dadurch in der Lage, andere Völker zu besiegen. Dies galt bis zur Erfindung der Feuerwaffen.

Bauern bearbeiteten mit Pferden ihre Ackerflächen, und der Transport von Gütern und Menschen konnte nur mit Pferdegespannen geleistet werden. Die Postkutsche galt über Jahrhunderte als das schnellste Verkehrsmittel. Traktor, Lastwagen und Eisenbahnen haben schließlich die Arbeitskraft des Pferdes abgelöst. Aber von ihm stammt noch die früher verwendete Maßeinheit für die Leistung eines Motors: PS, die Abkürzung für Pferdestärke.

Heute unterscheidet man bei Pferden Ponys, Vollblüter, Warmblüter und Kaltblüter. Diese Bezeichnungen bedeuten nicht, dass das Blut kalt oder warm ist, sondern wie temperamentvoll das Pferd ist.

Vollblüter sind die temperamentvollsten Pferde mit zierlichem Kopf und schlankem Körper. Die bekanntesten sind die Araberpferde. Sie werden im Rennsport eingesetzt. Die schnellsten von ihnen können eine Geschwindigkeit von 70 Kilometern in der Stunde erreichen (Abb. 2).

Abb. 2: Vollblüter sind temperamentvoll

Warmblüter, gezüchtet aus einer Kreuzung zwischen Vollblütern und Kaltblütern, sind schnelle, schlanke Reit- und Turnierpferde: Trakehner, Hannoveraner und Holsteiner.

Die kräftigen, langsamen Kaltblüter mit starkem Knochenbau werden auch heute noch in der Forstwirtschaft als Rückepferde zum Abtransport gefällter Bäume eingesetzt. Sie richten weniger Schaden an als ein großer Traktor. Bekannt sind das Belgische Kaltblut und das Westfälische Kaltblut (Abb. 3).

Abb. 3: Charakteristisch für Kaltblüter ist der starke Knochenbau

Ponys sind Kleinpferde mit einer Schulterhöhe zwischen 90 und 147 Zentimetern. Zu ihnen gehören: Shetlandponys, Islandpferde, Haflinger und das Norwegische Fjordpferd.

In ihren Verhaltensweisen ähneln die heutigen Pferderassen noch immer den Wildpferden. Als nahezu wehrlose Tiere mussten die Wildpferde stets auf der Hut vor Feinden sein. Sie retteten sich durch schnelle Flucht. Darum bezeichnet man sie als Fluchttiere. Ihre beweglichen Ohren spielen ständig und lauschen auf jedes Geräusch. Auch heute scheuen Pferde, gehen durch oder schlagen nach hinten aus, wenn sie erschreckt werden. Pferdekenner sprechen ihre Tiere an, bevor sie sich ihnen nähern. Neben dem Gehörsinn ist auch der Geruchssinn gut ausgeprägt. Feinde, Wasser und gutes Futter werden schon von weitem gewittert.

Pferde sind Pflanzenfresser. Sie beißen Gras, Blätter und kleine Zweige mit den Schneidezähnen ab. Anschließend wird das Futter mit den breiten Backenzähnen zerkleinert. Diese haben breite Kauflächen mit rauen Falten. Die Abnutzung der Falten gibt Pferdekennern einen Hinweis auf das Alter des Tieres. Das Pferd kaut nur einmal gründlich; es ist kein Wiederkäuer wie das Rind. Da die Pflanzennahrung arm an Nährstoffen ist, braucht das Pferd viel Futter, bis es satt ist.

Abb. 4: Die Vorderhand des Pferdes

Je nach Rasse dauern die Fresszeiten beim Weidegang 10 bis 14 Stunden am Tag. Der Darm kann bis zu 20 Meter lang sein.

Pferde können stundenlang laufen, ohne zu ermüden. Ihre Beine sind Laufbeine. Anders als der Mensch tritt das Pferd nicht mit dem ganzen Fuß, sondern nur mit der Spitze der Zehen auf. Es ist ein Zehenspitzengänger. Nur eine Zehe trägt die ganze Last. Diese Mittelzehe ist sehr kräftig gebaut. Ihr vorderstes Glied steckt in einem hornigen Huf (Abb. 4). Beim Wildpferd wuchsen die Hufe im gleichen Maße nach, wie sie abgenutzt wurden. Unter starker Beanspruchung nutzen sie sich allerdings schneller ab. Darum tragen die Pferde zum Schutz Hufeisen. Man kann die Hufeisen gut mit Nägeln befestigen, da die Hornschuhe totes Gebilde sind (Abb. 5). Man unterscheidet drei Gangarten beim Pferd: Schritt, Trab und Galopp.

Pferde gehören zu den Säugetieren. Das weibliche Tier, die Stute, bringt nach einer Tragezeit von 338 Tagen meist ein Jungtier, ein Fohlen, zur Welt. Dieses kann gleich nach der Geburt sehen und nach kurzer Zeit auf den Beinen stehen und trinken. Es ist ein Nestflüchter. Um mitflüchten zu können, hat es derart lange Vorderbeine, dass es anfangs nur mit gespreizten Vorderbeinen grasen kann.

Nahe verwandt mit dem Pferd ist der Esel. Beide kann man miteinander kreuzen. Ist der Hengst ein Pferd und die Stute ein Esel, erhält man einen Maulesel. Das Ergebnis einer Kreuzung von Eselhengst und Pferdestute ist das Maultier. Beide sind genügsame Tragtiere.

Abb. 5: Das Hufeisen bewahrt den Huf des Pferdes vor zu starker Abnutzung

Zum Weiterlesen:

→ Das Rind

→ Der Hund

→ Die Katze

Das Rind – ein bedeutendes Nutztier

Das Rind ist ein sehr vielfältiges Nutztier. Es gibt etwa 100 Rinderrassen. Die bekanntesten sind das Schwarzbunte Niederungsvieh, das Braunvieh und das Rotbunte Höhenvieh. Aus Schottland sind die Gallowayrinder gekommen und aus Frankreich die Charolais. Alle stammen vom Ur- oder Auerochsen ab, die einst sehr verbreitet waren. Sie lebten in kleinen Herden in den Wäldern Europas. Steinzeitliche Höhlenmalereien beweisen, dass die Auerochsen schon damals für die Menschen große Bedeutung als Jagdbeute hatten. Ein Auerochse hatte gewaltige Hörner von 80 Zentimetern Länge. Zur Herde gehören Bullen oder Stiere, die männlichen Tiere, Kälber, die Jungtiere, Färsen, die weiblichen Tiere, die noch kein Kalb hatten, und Kühe. Wahrscheinlich wurden schon vor 8000 Jahren die ersten Auerochsen eingefangen und zur Fleischversorgung gehalten. Dieses Urrind wurde vor mehr als 300 Jahren ausgerottet (Abb. 1).

Abb. 1: Das Urrind in den Höhlenzeichnungen von Lascaux, Frankreich

Bei der Züchtung der Rinder ging der Mensch planmäßig vor. Er wählte solche Tiere, die seinen Bedürfnissen am besten entsprachen: hohe Fleischleistung, große Milchmengen, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten oder Eignung für bestimmte Klimabedingungen. Damit das zu erwartende Tier später eine gute Leistung bringt, entscheidet sich der Bauer heute, sein Rind künstlich besamen zu lassen. Dazu wird in speziellen Instituten von Zuchtbullen mit hochwertigen Eigenschaften Samenflüssigkeit gesammelt. Diese wird den Kühen mit Hilfe einer Spritze in die Scheide gegeben. Diesen Vorgang nennt man künstliche Besamung. Nach neun Monaten Tragezeit wird ein voll entwickeltes Kälbchen geboren. Gleich nach der Geburt kann es sehen und versucht schon nach wenigen Minuten aufzustehen. Kälber sind Nestflüchter. Kaum steht das Kalb auf seinen wackeligen Beinen, sucht es nach dem Euter der Kuh. Auch Rinder gehören zu den Säugetieren (Abb. 2).

Abb. 2: Hat die Kuh nur ihr Kalb zu versorgen, gibt sie nur 600 Liter Milch im Jahr

Früher wurden die Rinder als Arbeitstiere in der Landwirtschaft eingesetzt. Sie mussten den Pflug oder Wagen ziehen. Dazu wählte man besonders kräftige Bullenkälber aus. Da Bullen zwar sehr kräftig, aber auch sehr temperamentvoll sind, werden sie kastriert. Bei der Kastration werden die Hoden entfernt, und die Tiere sind dann wesentlich ruhiger. Solche kastrierten Tiere nennt man Ochsen.

Obwohl das Rind viel leistet, kommt es als Pflanzenfresser mit verhältnismäßig einfachem Futter aus. Da Pflanzen weniger lebensnotwendige Nährstoffe enthalten, braucht das Rind große Nahrungsmengen, um satt zu werden. Es frisst bis zu 60 Kilogramm Grünfutter pro Tag. Dieses muss gründlich verarbeitet werden. Darum ist der vierteilige Magen besonders groß und der Darm 22mal so lang wie der ganze Körper (Abb. 3). Das verursacht auch den tonnenförmigen, hängenden Leib der Rinder. Unentwegt grasen die Tiere auf der Weide. Dabei umfasst die lange Zunge die Gräser und zieht sie ins Maul. Da dem Rind im Oberkiefer die Schneidezähne fehlen, wird das Gras nicht abgebissen, sondern mit einem Ruck des Kopfes abgerupft. Zunächst wird die Nahrung ungekaut geschluckt. Durch die Speiseröhre gelangt das Futter in die erste von vier Magenkammern, den Pansen. Er kann bis zu 200 Liter fassen. In ihm wimmelt es von vielen Milliarden winzig kleiner Lebewesen, Mikroorganismen, die die Nahrung zersetzen. Nach einiger Zeit gelangt der Speisebrei in den Netzmagen. Hier werden kleine Ballen geformt und durch den Schlund wieder ins Maul zurückbefördert. Die einzelnen Portionen, die jetzt zum zweiten Mal im Maul sind, werden ausgiebig gekaut. Deshalb bezeichnet man das Rind als Wiederkäuer. Das Wiederkäuen geschieht im Liegen. Wie das Pferd hat das Rind ein Pflanzenfressergebiss: breite Backenzähne mit harten Schmelzfalten, die die Nahrung wie zwischen Mühlsteinen zermahlen. Der nun dünnflüssige Nahrungsbrei wird zum zweiten Mal geschluckt und gelangt in den dritten Magenabschnitt, den Blättermagen. Hier wird vor allem Flüssigkeit entzogen. Erst im letzten Abschnitt, dem Labmagen, erfolgt die Verdauung, die im Darm fortgesetzt wird (Abb. 4).

Abb. 3: Der Darm der Pflanzenfresser ist fünfmal so lang wie der des Fleischfressers

Abb. 4: Weg der Nahrung durch die vier Mägen der Kuh

Sollen Rinder möglichst schnell Fleisch ansetzen oder viel Milch geben, dann reicht Gras als Futter nicht aus. Dann muss zusätzlich Kraftfutter gegeben werden. Das wichtigste Erzeugnis der Kuh ist die Milch. Hochleistungsrinder können bis zu 10.000 Liter Milch im Jahr geben, das sind 30 Liter am Tag. Früher melkten die Bauern die Kühe mit der Hand. Heute wird mit einer Melkmaschine gemolken. Ein großer Kühltankwagen holt die Milch beim Bauern ab und bringt sie in die Molkerei. Hier wird die Milch erhitzt, Bakterien werden dadurch abgetötet, und die Milch ist länger haltbar. Die Milch der Kuh enthält Milcheiweiß, Milchfett, Mineralstoffe und Vitamine und stellt somit ein vollwertiges Nahrungsmittel für den Menschen dar. Für die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern ist sie besonders geeignet, weil ihr Eiweiß dem der Muttermilch weitgehend gleicht. Aus der Milch können viele Produkte gewonnen werden (Abb. 5).

Abb. 5: Die Kuh ist in Deutschland das wichtigste und vielseitigste Nutztier

Rinder haben an jedem Fuß zwei Hufe. Sie zählen deshalb zu den Paarhufern und sind, wie die Pferde, Zehenspitzengänger.

Die Vorfahren der Rinder lebten in kleinen Herden und grasten in weiten Graslandschaften. Eine Haltung im Freien entspricht ihren natürlichen Lebensgewohnheiten. Dann muss der Landwirt jeden Morgen und Abend zum Melken auf die Weide fahren oder die Kühe abends in den Stall und morgens wieder auf die Weide treiben. Die Stallhaltung ist für den Landwirt bequemer. Fütterung und Ausmistung geschehen meist automatisch. Das Rind erhält alles, was es braucht. Damit es seine natürliche Bewegung hat, gibt es heute große Laufställe, in denen die Tiere nicht mehr angebunden sind.

Zum Weiterlesen:

→ Das Pferd

→ Der Mensch und die Nutztiere

→ Ursachen des Artenwandels

Das Huhn ist ein seltsamer Vogel

Alle Hühnerrassen stammen vom Bankivahuhn ab, das heute noch in Südostasien verbreitet ist. Dort lebt es in den Wäldern als Bodenvogel, da es mit seinen kurzen Flügeln nur schwerfällig fliegen kann. Bankivahühner lieben die Sonne und die Wärme und baden gern im Staub. Dazu setzen sie sich in die lockere Erde, sträuben ihr Gefieder, öffnen die Flügel und werfen Erde hoch, so dass sie über den Rücken durch das Gefieder rieselt. Danach schütteln sich die Hühner kräftig. Durch dieses Staubbaden hält das Huhn sein Gefieder trocken und locker und befreit es von Ungeziefer. Im Waldboden scharren die Hühner mit ihren kräftigen Zehen, an denen starke Krallen sitzen, nach Insekten, Würmern, Larven, Wurzelteilen und Samen. Zum Übernachten fliegen die Bankivahühner auf ihre Schlafbäume, da sie sich in der Höhe sicherer fühlen. Sie sind schlechte Flieger, aber gute Läufer.

Diese Verhaltensweisen, Staubbaden, Scharren und Aufbaumen, also das Schlafen auf Baumästen oder Sitzstangen, haben sich beim Haushuhn erhalten. Sie sind aber nur selten zu beobachten, weil es immer weniger frei laufende Hühner gibt. Die frühere Freilandhaltung ist zu teuer, und der steigende Bedarf an Eiern und Schlachthühnern kann dadurch nicht gedeckt werden.

Eine Hühnerschar wird von einem Hahn angeführt. Durch gackernde Laute bleibt die Schar in ständigem Kontakt. Durch typische Rufe bei Fütterung, Gefahr und Eiablage verständigen sich die Hühner in ihrer „Sprache". Der Hahn nimmt eine besondere Stellung ein. Äußerlich fällt er durch einen größeren Kamm und große Kehllappen und längere, sichelförmig gebogene, farbenfrohe Schwanzfedern auf. Er geht eifrig umher und verteidigt den Auslauf seiner Hennen und behauptet so sein Revier. Ein fremder Hahn wird im Revier nicht geduldet. Er wird zunächst angekräht, hat das keine Wirkung, kommt es zum Kampf. Geduckt und mit gesträubter Halskrause stehen die Gegner voreinander. Plötzlich fliegen sie gegeneinander und versuchen, sich mit den scharfen Sporen und Krallen zu treffen und sich gegenseitig mit den Schnäbeln die Köpfe blutig zu hacken. Ein Siegeskrähen folgt dem flüchtenden Schwächeren.

Kennzeichnend für den Hahn ist sein lautes, herausforderndes Rufen, das „Kikeriki". Es ertönt meist von einer Erhöhung herab. Dabei macht der Hahn eigentümliche Hais- und Kopfbewegungen. Ihm als dem Ranghöchsten folgen in einer genau gegliederten Ordnung, der so genannten Hackordnung, die einzelnen Hennen. Diese Stellung wird durch Sieg und Niederlage in Kämpfen entschieden, die im Älter von drei Wochen beginnen. Das Huhn, das stets gesiegt hat, alle anderen vertrieben – weggehackt – hat, ohne selbst gehackt zu werden, steht an der Spitze. Am Ende der Hackordnung steht die schwächste Junghenne. Sie muss allen anderen Tieren ausweichen. Diese Hackordnung (Abb. 1) gibt es nicht nur am Futterplatz, sondern auch abends, wenn die Tiere sich auf die Stange setzen.

Abb. 1: Die Rangordnung behalten die Hühner ihr Leben lang bei

Versuche haben gezeigt, dass Hühner sich am Gesicht erkennen. Wird dieses durch Farbe verändert, kann ein ranghoher Vertreter seine Stellung in der Hackordnung verlieren. Artgenossen, die länger von der Hühnerschar getrennt lebten, werden wieder erkannt und in der alten Rangstellung respektiert. Diese Form der Ein- und Unterordnung in einen geselligen Verband regelt das Zusammenleben der Hühner. Eine Hack-Ordnung bildet sich immer, also ist die Bereitschaft dazu angeboren. Die jeweilige Rangordnung wird erlernt.

Mit dem kräftig geformten Schnabel pickt das Huhn seine Nahrung auf und verschluckt sie unzerkaut, denn Hühner haben keine Zähne. Die Nahrung gelangt zunächst in eine sackartige Ausstülpung der Speiseröhre, den Kropf (Abb. 2). Hier wird die Nahrung eingeweicht. Darum trinken Hühner viel. Das Trinken ist ein umständlicher Vorgang, denn sie können das Wasser nicht saugend einziehen. So füllen sie ihren Unterschnabel mit dem Wasser und heben dann den Kopf in die Höhe, wobei das Wasser in die Speiseröhre fließt. So ist der Satz entstanden: „Keinen Tropfen trinkt das Huhn, ohne einen Blick zum Himmel zu tun." Anschließend wirken im Drüsenmagen Verdauungsstoffe auf die Nahrung ein. Das Zerkleinern der Nahrung besorgt danach der Kau- oder Muskelmagen. Die Muskelwände sind mit einer Hornschicht aus scharfen Rillen und Kanten ausgekleidet. Kleine, mit der Nahrung aufgenommene Steinchen helfen mit, das Futter zu Brei zu verreiben. Der Muskelmagen ersetzt also die Zähne.

Abb. 2: Der Verdauungsweg beim Huhn

Vor der Paarung benimmt sich der Hahn recht auffällig. Er scharrt mit den Füßen und verkündet mit Lockrufen, dass in der Nähe eine Futterstelle ist. Wenn sich eine Henne nähert, spreizt er die Flügel und stolziert mit gesenktem Kopf und steifen Schritten um die Henne umher. Der Hahn balzt. Unter Balz versteht man besondere Verhaltensweisen von Geschlechtspartnern, die der Paarung vorausgehen. Ist die Henne paarungsbereit. duckt sie sich, und der Hahn steigt auf den Rücken und hält sich mit dem Schnabel im Nackengefieder fest. Dann erfolgt die Paarung. Dabei presst er seine Geschlechtsöffnung, die Kloake, auf die Geschlechtsöffnung der Henne und gibt dabei Samenflüssigkeit, Sperma genannt, ab. Dadurch gelangen Samenzellen, die Spermien, in den Eileiter der Henne, wo sie in die Eizellen eindringen und damit das Ei befruchten. Die geschlechtliche Vereinigung bei den Hühnern nennt man Treten. Die Eier, die die Henne danach legt, sind befruchtet. Aus ihnen können Küken gebrütet werden.

Die Bildung eines Hühnereis beginnt im Eierstock. Hier reift die Eizelle heran, wird mit Dotter angereichert und wächst beim Durchwandern des darmartigen Eileiters. Aus dem Ei wird die Dotterkugel mit gallertartigem Eiweiß, die mit einer pergamentartigen Schalenhaut und schließlich mit einer festen Kalkschale umschlossen wird. Die Wanderung des Hühnereis durch den Eileiter dauert ungefähr 24 Stunden (Abb. 3).

Abb. 3: Die Wanderung des Hühnereis

Wenn nun eine Samenzelle eine Eizelle (Dotterkugel) erreicht und in sie eindringt, verschmelzen die Kerne der Eizelle und der Samenzelle. Unmittelbar danach beginnt die Zellteilung, und es entsteht auf dem Dotter eine flache Keimscheibe.

Unter der Einwirkung der Brutwärme wächst das Küken heran. Es ernährt sich durch Dotter und Eiklar. Die Henne sitzt auf den Bruteiern, wendet sie von Zeit zu Zeit mit dem Schnabel, damit die Wärme gleichmäßig von allen Seiten an die Eier kommt. Die Schale ist so konstruiert, dass sie einem großen, gleichmäßigen Druck standhält. Sauerstoff erhält das sich entwickelnde Küken, das Embryo genannt wird, durch die Poren der Eierschale und die Luftkammer am stumpfen Ende des Eis. Nach 21 Tagen ist der Nahrungsvorrat verbraucht und das Hühnchen voll entwickelt. Mit einem harten Kalkaufsatz des Oberschnabels, dem Eizahn, kratzt und pickt es die Eierschale von innen auf. Dazu stemmt es sich mit den kräftigen Füßen und dem Nacken gegen die Kalkschale, bis es ihm gelingt, diese zu sprengen. Über sechs Stunden dauert das Aufbrechen der Schale. Erst liegt das Küken erschöpft und mit nassem Federkleid neben den Schalenteilen. Die Nestwärme trocknet schnell die Daunenfedern. Schon nach wenigen Minuten folgt das Küken der Mutter. Es ist bereits ein vollkommen ausgebildeter Vogel. Es sieht, trägt ein Daunenkleid, hat kräftige Beine, kann hören, piepsen, nach Futter picken und scharren. Hühnerküken sind Nestflüchter (Abb. 4). Mit hellen Pieptönen hört man sie rufen. Die Henne antwortet nicht mit dem gewohnten Gackern, sondern mit Glucklauten. Deshalb nennt man sie Glucke. Sie steht in ständigem Rufkontakt mit ihren Küken. Sie lockt zum Futter, und auf ihr warnendes Rufen verschwinden alle Jungen sofort unter ihrem Gefieder. Die Küken verstehen die Lock- und Warnrufe sofort und antworten mit dem richtigen Verhalten. Das ist ihnen angeboren. Nachts sitzt die Glucke nicht wie die anderen Hennen auf der Sitzstange, sondern hockt am Boden, um die Küken zu wärmen.

Abb. 4: Nach etwa sechs Stunden harter Arbeit gelingt es dem Küken, die Schale mit dem Eizahn aufzubrechen

Zum Weiterlesen:

→ Der Hund

→ Der Mensch und die Nutztiere

→ Erworbenes Verhalten bei Tieren

Das Schwein stammt vom Wildschwein ab

Schweine sind die einzigen Haustiere, deren Vorfahren noch in freier Wildbahn in Europa vorkommen. Wildschweine leben im Unterholz feuchter Laubwälder oder dichter Nadelwaldschonungen. Durch ihr schwarzbraunes, borstiges Fell sind sie gut getarnt. Sie bevorzugen Stellen mit schlammigen Pfützen, den Suhlen, denn sie nehmen regelmäßig Schlammbäder. Die Schlammkruste verschafft den Tieren im Sommer Abkühlung und Schutz vor Insektenstichen. In der Dämmerung verlassen sie das schützende Dickicht und durchwühlen auf der Suche nach Nahrung den Boden mit der rüsselartig verlängerten Schnauze. Die Endplatte des Rüssels ist durch Knorpel versteift und ein vorzügliches Riech- und Tastorgan. Mit ihm können die Tiere selbst tief in der Erde verborgene Wurzeln, Würmer, Insekten und Schnecken aufspüren und ausgraben. Mäuse, Frösche, Vögel, auch Eicheln, Nüsse, Pilze und Beeren vervollständigen die umfangreiche Speisekarte. Der gute Geruchssinn des Schweins hat in Frankreich dazu geführt, dass es wie ein Spürhund eingesetzt wird, um unterirdisch wachsende Pilze zu finden. Diese Pilze heißen Trüffel, sind sehr teuer und sehr begehrt. Dies geht nur, weil Schweine auch sehr gelehrig sind, denn sie müssen lernen, die Pilze zwar auszugraben, aber nicht zu fressen. Zirkusleute haben die Gelehrigkeit der Schweine erkannt und mit ihnen Auftritte entwickelt.

Abb. 1: Das Gebiss des Schweins

Da Schweine pflanzliche und tierische Nahrung zu sich nehmen, werden sie als Allesfresser bezeichnet. Das Gebiss zeigt Merkmale eines Raubtiergebisses wie auch solche eines Pflanzenfressers (Abb. 1). Die Kronen der hinteren Backenzähne sind stumpfhöckerig wie bei Pflanzenfressern. Sie dienen zum Zerreiben der pflanzlichen Nahrung. Kennzeichnend sind die nach außen und oben wachsenden Eckzähne. Beim männlichen Wildschein, dem Keiler, können die Eckzähne bis zu 15 Zentimeter lang werden und aus dem Maul ragen. Sie heißen in der Jagdsprache Hauer. Beim Aufbrechen des Bodens und beim Abreißen von Wurzeln leisten die Hauer gute Dienste und sind bei einem eventuellen Angriff auf Menschen sehr gefährlich. Suchen Wildschweine angrenzende Felder und Wiesen auf, können sie Schäden anrichten und sind darum bei den Landwirten nicht beliebt (Abb. 2a). Zur Paarungszeit (Ende November bis Januar) schließen sich die Keiler, die sonst meist alleine leben, einer Rotte an. Das ist ein Verband von Wildschweinen, bestehend aus weiblichen Tieren, den Bachen, und den Jungtieren. Die Jüngsten sind die zuletzt geborenen, braungelb gestreiften Frischlinge. Diese Ende März bis Anfang April geborenen Frischlinge (vier bis acht in einem Wurf) bleiben in den ersten Lebenstagen eng aneinander geschmiegt im Nest. Etwa eine Woche nach der Geburt folgen sie der Mutter. Fast vier Monate lang werden sie von ihr noch gesäugt.

Abb. 2a: Das Wildschwein

Wildschweine weichen im Allgemeinen dem Menschen aus. Wenn sie jedoch Junge führen und sich bedroht fühlen, können sie auch dem Menschen gefährlich werden.

Wegen der Hufe gehören die Schweine in die Reihe der Huftiere wie Pferd, Rind, Ziege und Schaf. Sie treten an jedem Fuß mit zwei Zehen auf, und jede der Zehen trägt einen Huf. Sie sind also Paarhufer. Zwar hat das Hausschwein von seinem Vorfahren viele Verhaltensweisen beibehalten, aber die Körpermerkmale sind im Laufe der Züchtung stark verändert worden. Es besitzt nur noch ein spärliches Borstenhaar, die rosige Haut bestimmt seine Farbe. Rundlich ist seine Gestalt, der Kopf wurde stumpfer. Die aufrechten Ohren entwickelten sich zu herunterhängenden Schlappohren, der lange Schwanz zum Ringelschwänzchen. Aus dem hochbeinigen, mit feinen Sinnen ausgestatteten Waldläufer ist ein kurzbeiniges Stalltier geworden, dessen Sinne abgestumpft sind (Abb. 2b).

Abb. 2b: Das Hausschwein

Die Sau kann zweimal im Jahr Nachwuchs haben. Ein Wurf bringt acht bis dreizehn Ferkel (Abb. 3).

Abb. 3: Mehr als zehn Jungtiere können von der Sau gleichzeitig gesäugt werden

Das ständige Futterangebot hat das Hausschwein zu einem immer fressenden Fleischlieferanten gemacht. Als Zuchtziel wird angestrebt, vom Schwein möglichst viel Fleisch zu erhalten, denn über die Hälfte des Fleisches und der Wurst, die in Deutschland gegessen werden, stammt vom Schwein. Weil die meisten Verbraucher mageres Fleisch bevorzugen, ist man in den Mästereien auch bemüht, magere Schweinerassen zu züchten, die nicht so viel Fett ansetzen. Diese neuen Rassen sollen außerdem einen langen Rücken haben, der viele Koteletts liefert (Abb. 4).

Abb. 4: So bezeichnet der Fleischer die einzelnen Stücke des Schweins

Der Mensch füttert Schweine mit verschiedenen Pflanzen, mit Rüben, Mais und Kartoffeln, sowie auch mit Küchenabfällen. Damit die Tiere schneller wachsen, bekommen sie auch Kraftfutter. Außerdem werden sie in riesigen Stallungen, modernen Großmästereien, gehalten, die die Größe von Fabriken erreichen. Diese Art der Haltung wird Intensivhaltung genannt. Dadurch können die Kosten gesenkt und das Fleisch billig produziert werden.

In diesen Betrieben werden die Ferkel bald nach der Geburt von der Mutter getrennt und in Gruppen aufgezogen. Damit sie schneller wachsen, bekommen sie ein besonderes Futter. Wenn sie 20 Kilogramm wiegen, gehen sie in die Mast. Da stehen sie in Boxen zu Zehnergruppen. Der Boden besteht aus Beton- oder Eisenbalken mit regelmäßigen Spalten, durch die der Urin und der Kot in riesige Auffangbecken gelangen. Wühlen, wie es ihrer Natur entspricht, können die Schweine nicht, weil es keine Einstreu gibt. Dies führt zu Langeweile bei den Tieren, die gerne mit der Einstreu spielen und darauf herumkauen. Sie sollen sich aber nicht viel bewegen, damit nicht wertvolle Energie verbraucht wird. Deshalb bleiben sie, bis auf die Fütterungszeit, im Dunkeln. Weil wenig Bewegung und viel Futter ungesund sind, brauchen die Tiere in Großmästereien viele Medikamente. Ihre Stressempfindlichkeit zeigt sich auch beim Transport zum Schlachthof. Die Beruhigungsmittel, die sie für die Fahrt bekommen, können als Rückstände im Fleisch den Menschen gefährden.

Der Wunsch des Käufers nach billigem Schweinefleisch hat diese Masthaltung zur Folge. Eine Freilandhaltung und die Haltung im modernen Familienstall, wo die Schweine unter naturnahen Bedingungen leben, verlangen höhere Preise. Hier sind die Schweine weniger anfällig gegen Krankheiten als in der Intensivhaltung. Sie brauchen daher weniger Medikamente, und ihr Fleisch ist frei von unnatürlichen Zusätzen.

Zum Weiterlesen:

→ Der Hund

→ Das Rind

→ Der Mensch und die Nutztiere

Der Mensch und die Nutztiere

Schon vor vielen tausend Jahren verstanden es Menschen, Wirbeltiere zu zähmen und als Haustiere zu halten. Sie erkannten ihren Nutzen: die Wachsamkeit des Hundes, die Kraft und Schnelligkeit des Pferdes, die Milchleistung beim Rind sowie die Fleischgewinnung beim Schwein und Rind. Tiere mit besonders günstigen Eigenschaften wurden ausgesucht und weitergezüchtet. Aus Tierhaltern wurden Tierzüchter, die die Ernährungsprobleme des Menschen verringerten. So gelang es dem Menschen, durch ständige Auslese die gewünschten Eigenschaften durchzusetzen. Wildrinder lieferten zum Beispiel gerade so viel Milch, wie zur Aufzucht eines Kalbes nötig war. Das sind ungefähr 600 Liter im Jahr. Heute hat der Mensch Kühe gezüchtet, die bis zu 10.000 Liter Milch im Jahr liefern (Abb. 1).

Abb. 1: Eine Kuh gibt bis zu 30 Liter Milch am Tag