Beckmanns Fluch - Daniel A. Kempken - E-Book

Beckmanns Fluch E-Book

Daniel A. Kempken

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Beschreibung

Beckmanns Fluch beginnt an der Nordküste von Honduras. Der tot geglaubte Reiseschriftsteller Gerald Beckmann wird verdammt, die in ihm ruhenden Horror-Stories aufzuschreiben, um sich von dem Wahnbild eines grausamen Mönches zu befreien. In Honduras, auf Teneriffa und Gran Canaria, in Costa Rica und Ecuador passieren mysteriöse Dinge, die dem gesunden Verstand nicht zugänglich sind. In Berlin kommt es schließlich zum Showdown mit dem Mönch.

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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2023

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VORWORT

Dieses Büchlein ist die Fortsetzung von „Ein Fest geht zu Ende“. Dort fand der Schriftsteller Gerald Beckmann scheinbar ein schreckliches Ende, erdolcht von einem Mönch, der glaubte, der Schreiberling wolle dem Tod ein verbotenes Geheimnis entlocken. Doch was ist schon Wirklichkeit, was ist Schein? Beckmann lebt. An der Nordküste von Honduras wird er mit einem Fluch belegt. Der Schriftsteller wird verdammt, weitere Horror-Stories aufzuschreiben, die in ihm ruhen. Sein Psychotherapeuth glaubt, nur durch die Formulierung seiner mysteriösen Vorstellungswelt könne es Beckmann gelingen, seinen vermeintlichen Mörder in die Parallelwelt der Schizophrenie zu verbannen und ihr selbst zu entkommen. Der Schriftsteller macht sich an die Arbeit. In Honduras, auf Teneriffa und Gran Canaria, in Costa Rica und Ecuador passieren mysteriöse Dinge, die dem gesunden Verstand nicht zugänglich sind. In Berlin kommt es schließlich zum Showdown mit dem Mönch.

Daniel Kempken

INHALT

Beckmanns Fluch

Checking out

Don Gregorio und der Uhu

Das Gesicht

Das Foto

Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen

Santa Claus

Mico Malo

Karfreitag

Corona forever

Under the Crimson Moon

Kinski

Beckmanns Abschied

BECKMANNS FLUCH

Ein Gruselspiel in 5 Akten
Ouverture

Trujillo, Honduras, 6.6.2021, 0.06 Uhr

Neben Beckmanns Bett steht ein Mönch. Seine Kutte ist hartweiß; sein Gesicht ist nicht zu erkennen. Grausame, eisgraue Augen starren aus dem Schlitz in der Kapuze. Der Gottesmann lacht gefährlich leise. Dann zieht er einen blitzenden Dolch aus seinem Umhang und nuschelt:

„Diesmal wirst du mir nicht entrinnen!“

Beckmann wird wach. Er springt schweißgebadet aus dem Bett und scanned den unwirklich beleuchteten Raum mit irren Blicken. Das einzige Lebewesen, das er entdeckt, ist ein gelbgrauer Gecko in der Ecke des Raums. Der Gecko mustert ihn mit farblosen Augen. Beckmann sinkt zurück auf sein Bett. Draußen kläfft sich ein panischer Hund die Zunge aus dem Maul.

Mit zittrigen Händen fingert der Schriftsteller an der Nachttisch-Schublade herum. Sein Psychotherapeut hatte ihm in mehr als 50 Sitzungen erklärt, dass es den Mönch mit den eisgrauen Augen nicht gibt, wenigstens nicht so wirklich. Haldol sei in der Lage, den Dämon zu vertreiben; er müsse das Medikament nur regelmäßig einnehmen.

Beckmann hat die Tablette aus der Aluminiumlasche genestelt. Die feuchte Tropenhitze ist unerträglich. Seine Bewegungen sind fahrig, das Wasserglas zerschellt auf dem gefliesten Boden. Auf dem Tisch hinten in der Ecke, wo eben der Gecko mit den scheintoten Augen hockte, steht noch eine Flasche mit stillem Wasser. Der Schriftsteller tritt in die Scherben, zieht eine Blutspur hinter sich her. Endlich gelingt es ihm, die Pille zu schlucken. Glitzernde Scherben, transparent schimmerndes Wasser, leuchtend rotes Blut, unkörperliches Licht. Beckmann wickelt sich ein Handtuch um den verletzten Fuß und lässt sich wieder auf das Bett fallen.

Der Schriftsteller wartet darauf, dass die Tablette wirkt. Langsam lässt das Herzrasen nach. Das unwirkliche Licht verwandelt sich nach und nach in den schlappen Schein einer verschmuddelten Ökobirne, die ihrem Lebensabend entgegenfunzelt. Der Schnitt am Fuß ist klein und harmlos.

Beckmann geht auf den Balkon und raucht eine Zigarette. Ein leichter Windzug lässt die schwüle Hitze etwas erträglicher werden. Er betrachtet den breiten Asphaltstreifen, der völlig deplatziert vor dem Hotel Christopher Columbus in der Landschaft liegt und der Umgebung ein surreales Gepräge gibt. Eine Landebahn ohne Terminal, ohne Kontrollturm und ohne Hangars – ein idealer Landeplatz für Außerirdische. Beckmann beobachtet, wie funkelnde Sterne ihre Bahnen durch den nachtschwarzen Himmel ziehen. Der Mond schimmert in einem aufgepinselt wirkenden, intensiven Orangeton. Er bildet eine scharfe Sichel, die auf einem imaginären Boden liegt; das unwirkliche Gestirn scheint auf seiner unsichtbaren Unterlage hin und her zu schwingen. Wolken schieben sich vor den Schaukelmond. Das Schwarz der Nacht wird zu einem toten Grau.

Beckmann lässt die letzte Sitzung bei Dr. Geist Revue passieren. Sein bezahlter Freund hatte ihm eindringlich geraten, auf die Wirkung des Psychopharmakons zu vertrauen – er hatte aber aber auch gesagt:

„Die Tabletten alleine werden Ihnen nicht helfen. Schreiben Sie weiter! Wenn Sie das Bild des grausamen Mönches loswerden wollen, müssen die ganzen Geschichten aus Ihnen raus.“

„Und wenn die Geschichten wieder niemand liest?“

„Der Teufel wird Ihre Geschichten lesen.“

„Das klingt wie ein Fluch.“

„Wenn Sie so wollen“, entgegnete der Therapeut. Sein starrer Blick durchbohrte den Schriftsteller. Dann stand der Therapeut auf und humpelte aus dem Raum. Die Sitzung war beendet.

Leise, fast unhörbar öffnet sich die Tür zu Beckmanns Hotelzimmer. Der Mönch mit den eisgrauen Augen schleicht sich unbemerkt zum Nachttisch. Er tauscht das Haldol gegen ein völlig identisch aussehendes Placebo aus. Der Mönch ver-schwindet genauso leise wie er gekommen war. Draußen kläfft wieder der Hund. Diesmal klingt es wie das überspannte Lachen eines Verrückten.

Beckmann drückt seine Zigarette aus. Dann geht er zurück in sein Zimmer und nimmt noch eine Tablette.

1. Akt – Das Konsulat

Das verschlafene Städtchen Trujillo an der Nordküste von Honduras war von 1920 bis 1950 einer der größten Bananenhäfen der Welt. Im Hinterland des Ortes lagen die riesigen Plantagen der United Fruit Company. Banane bedeutete Geld, und wo Geld ist, muss auch die Politik sein. So wurden in Trujillo Konsulate der USA, Großbritanniens, Spaniens und auch Deutschlands eröffnet – und in den 1950er Jahren wieder geschlossen, als der Bananenboom vorbei war.

Beckmann bleibt vor dem Gebäude des ehemaligen deutschen Konsulats stehen. Er kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Der wurmstichige Holzgiebel des heruntergekommenen Hauses hat tatsächlich eine Art Kuckucksuhr-Design.

Aus dem Hauseingang schießt ein schwarzer Schatten. Der riesenhafte Kampfhund hält mit einem schrecklichen Brüllen direkt auf die Kehle des Schriftstellers zu. Beckmannn taumelt zurück. Das Tier röchelt und sackt plötzlich auf alle Viere zurück. Der grausige Hund hängt an einer Leine. Die Leine schnürt dem wutschnaubenden Vieh die Kehle zu. Es starrt Beckmann aus milchig toten Augen an.

Aus dem Eingang des vor vielen Jahren gestorbenen Konsulats tritt ein muskelbepackter, tätowierter Hüne. Auf dem kahlrasierten Schädel prangt ein Totenkopf, auf der linken Backe ein stilisiertes Hakenkreuz mit Schlangenköpfen. Der widerliche Kerl nuschelt in kaum verständlichem Karibik-Spanisch:

„Keine Sorge, der ist ganz ruhig.“

Der Hund fletscht die Zähne und zerrt wie verrückt an der Leine. Beckmann zittert am ganzen Körper. Das ist der Höllenhund seiner schlimmsten Träume.

„Komm jetzt, Kasimir, ist gut jetzt, du kannst ihn später ...“, der Tropennazi hält inne und mustert Beckmann mit kalten, ausdruckslosen Augen. Der Kampfhund scharrt ungeduldig mit den Krallen und faucht gefährlich wie ein wütender, gerade eben eingefangener Jaguar.

„... du kannst ihn später noch töten.“ Der Tätowierte streichelt dem fauchenden Tier über den Kopf und lacht. Es ist ein dreckiges, überhebliches Lachen.

Beckmann rennt los, die Straße hinunter. Eine Gruppe von Kreuzfahrt-Touristen versperrt den Weg. Der Schriftsteller weicht aus und gerät auf die Fahrbahn. Bremsen quietschen. Beckmann landet auf der Motorhaube eines altersschwachen Kleinwagens. Die Touristen starren entgeistert auf die filmreife Szene. Der Fahrer springt mit einem gezückten Revolver aus seiner verbeulten Karre und schimpft wie ein Rohrspatz. Beckmann rappelt sich auf und stammelt:

„Entschuldigung.“

Standbild. Ein bedrohliches Standbild. Endlich lässt der wütende Fahrer ganz langsam seine Waffe sinken. Der Reiseleiter redet belanglos auf seine Gruppe ein. Beckmann blickt hektisch nach rechts, nach links, die Straße hinauf. Der Hüne und sein Höllenhnud sind nirgends mehr zu sehen.

„Entschuldigen Sie bitte.“

Der Besitzer des Autos schüttelt mit dem Kopf. Schließlich steigt er wieder ein und mutet dem krachenden Getriebe seines Gefährts mit aufheulendem Motor den ersten Gang zu. Die Touristen machen hektisch Fotos von dem verrückten Szenario, manche mit offenem Mund. Dann hören sie auf ihren Reiseleiter und betrachten andächtig die historische Fassade der katholischen Kirche. Jetzt ist Trujillo wieder jene verschlafene Kleinstadt mit großer Geschichte, die sie seit Menschengedenken vorgibt zu sein.

Beckmann will bloß noch zurück in sein Hotel. Er lässt sich in das nächstbeste Taxi fallen. Der Taxifahrer öffnet seinen zahnlosen Mund und blickt den hektischen Fahrgast fragend mit blutroten Augen an. Beckmann zuckt zurück, doch ihm fehlt die Kraft, um wieder auszusteigen.

Er stammelt: „Hotel Christopher Columbus.“

Der Albino mit dem hohlen Mund nickt und fährt los. Er schweigt mit finsterer Miene und steuert sein klappriges Gefährt über die Auswahlstraße zu der seltsamen Landepiste, die hinter dem Hotel entlang läuft. Die Einheimischen nennen den Flughafen, der keiner ist: Oliver North-Piste. Die Amerikaner haben die Piste vor mehr als 30 Jahren angelegt; für den Contra-Krieg gegen die Kommunisten in Nicaragua. Vor dem Eingang des Hotels steigt der Taxifahrer so unvermittelt in die Bremsen, dass Beckmann fast in die eh schon gesprungene Frontscheibe fliegt. Der Albino lacht dreckig und betrachtet den Schriftsteller abfällig aus seinen blutroten Augen.

„Ihr Gringos solltet besser verschwinden!“

Beckmann hat kein Kleingeld. Er gibt einen großen Schein und wartet zitternd auf sein Wechselgeld. Für einen Moment sieht es so aus, als ob jemand eine 300 Watt-Lampe hinter den roten Augen des Albinos angeknipst hätte. Dann verengen sich seine Pupillen zu einem senkrechten Schlitz. Aus dem leuchtenden Rot wird ein böses Gelb.

„Ich kann nicht wechseln!“

Die Worte verwischen zu einem boshaften, agressiven Fauchen. Beckmann reißt die Beifahrertür auf und springt aus dem Auto. Aus dem Fauchen wird ein brüllendes, höhnisches Lachen, so laut, dass Beckmann es noch in der Hotelhalle hören kann. Der Wachmann verzieht keine Miene; er hat nichts gehört.

Beckmann wird zitternd wach. Haldol, Zigarrette auf dem Balkon, noch eine Haldol-Tablette. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Schließlich setzt er sich an den Tisch und schreibt seinen Alptraum und zwei weitere Geschichten auf, die in ihm schlummern. Er folgt dem Rat des Therapeuten. Die Wahnbilder müssen aus ihm raus.

2. Akt –William Walker

Es ist ein herrlicher Tag; eine leichte, von der See kommende Brise macht aus 30 Grad Celsius ein perfektes Ferienwetter. Beckmann lächelt vor sich hin. Heute kommt ihm der Kampf gegen seine inneren Dämonen fast wie ein Kuraufenthalt vor. Die Mystery-Stories sind quasi aus ihm herausgeflossen. Eigentlich fehlte nur noch ein zärtlicher Kurschatten, um die Genesung zu beschleunigen. Beckmann geht auf den steinernen Torbogen der Santa Barbara Festung zu. Im Hintergrund ein Himmel in azur über einem nur ganz leicht gekräuselten, tiefblauen Meer. Die schweren, mehrere Hundert Jahre alten Kanonen sind auf einen unsichtbaren Feind am Horizont gerichtet, so unsichtbar wie die Wahnbilder in Beckmanns Innerem.

Der Schriftsteller betritt das kleine Museum, in dem die wichtigsten Stationen der wechselvollen Geschichte Trujillos dokumentiert sind. Die erste Hauptstadt von Honduras entwickelte über die Jahrhunderte eine fast schon magische Anziehungskraft für Glücksritter und schräge Typen.

Fasziniert bleibt Beckmann vor der Schautafel über William Walker stehen. Der amerikanische Freibeuter mit den eisgrauen Augen war davon besessen, ein eigenes Land zu regieren. Dieser Verrückte hatte es durch Einflussnahme der USA und durch Mauscheleien tatsächlich geschafft, für zwei Jahre Präsident von Nicaragua zu werden. Doch 1857 wurde er zum Teufel gejagt. Walker startete einen weiteren Versuch und ging 1860 mit neuen Eroberungsplänen in Trujillo an Land. Doch die Honduraner hatten aufgepasst und machten kurzen Prozess. Walker wurde festgenommen und am 12. September desselben Jahres füsiliert.

Es heißt, dass von seinem Grab auf dem alten Friedhof von Trujillo noch heute ein seltsamer, böser Zauber ausgeht. Manche sagen sogar, dass ein Fluch auf der Grabstätte des Freibeuters liege. Walker starrt Beckmann mit seinen eisgrauen Augen an. Der Schriftsteller will gehen, doch er bleibt wie angewurzelt vor der Schautafel stehen. Er kann sich nicht von dem besessenen Blick des vor mehr als 150 Jahren verstorbenen Verrückten lösen. Es sind die Augen des Mönchs, der Beckmann verfolgt.

Ein ohrenbetäubender Knall. Beckmann fährt herum. Hinter ihm steht ein unbekannter Mann in einer Uniform.

„Verzeihen Sie, der Herr, ich wollte Sie nicht erschrecken.“

„Haben Sie den Knall nicht gehört?“

„Welchen Knall?" Ein unschuldiger, fragender Blick in den Augen des Museumswächters. Beckmann schweigt konsterniert.

„Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass unser Museum jetzt schließt.“

Der Schriftsteller schweigt und verlässt den Raum. Als er ins Freie tritt, geht das Kanonenfeuer erst richtig los. Die historischen Geschütze der Festung feuern mit Donnerknall eine ganze Salve über das Meer. Rauch steigt auf.

Auf dem Platz vor dem Museum bieten ambulante Händler Kaugummis, Zigarretten und Softdrinks an. Auf den Bänken sitzen Mütter und beobachten ihre herumtollenden Kinder. Der Verkäufer von dem kleinen Andenkenlädchen will Beckmann irgendetwas anbieten. Ein anderer fragt in geradebrechtem Englisch:

„What country are you?“

Beckmann stottert:

„Wa ... warum schießen die aus den Kanonen?“

Die Leute schauen Beckmann entgeistert an. Einige schütteln den Kopf. Ist dieser Gringo verrückt? Niemand hatte etwas gesehen oder gehört.

3. Akt – Der Spiegel

Seine Zimmertür ist nur angelehnt als Beckmann zurück ins Hotel kommt. Er bleibt stehen und lauscht. Draußen kreischteine Möwe. Aus dem Zimmer dringen Stimmen auf den Flur; ein Rascheln, Geräusche, die er nicht einordnen kann. Beckmann weicht von der Zimmertür zurück. Angst verengt seine Kehle, beschleunigt seinen Herzschlag. Ruhig bleiben! Er dreht sich vorsichtig um. Dann läuft er so leise und so schnell wie er kann den Gang entlang, die Treppe hinunter zur Rezeption.

„Da sind Leute in meinem Zimmer!“

Die hübsche Rezeptionistin mustert den seltsamen Schriftsteller mit ihren braunen Kulleraugen:

„Keine Sorge, Señor, das sind sicher die Zimmermädchen.“

„Hm“, Beckmann ist verunsichert, weiß nicht, was er sagen soll. Die junge Frau überbrückt sein Schweigen mit einem langen, gutmütigen Lächeln. Beckmann ordnet seine Gedanken. Schließlich sagt er:

„Das waren Männerstimmen.“

„Oh!“

„Sorgen Sie sich nicht, Señor“, meldet sich ein Kollege von ihr weiter hinten in der Rezeption, „wir haben Handwerker im Haus. Die installieren gerade in Ihrem Badezimmer einen wunderschönen, neuen Spiegel, Señor.“

Die Rezeptionistin bestätigt dies mit einem wissenden Blick aus ihren treuen Augen.

Beckmann schaut in den neuen Spiegel. Seine Pupillen sind von einem leuchtenden Quadrat eingerahmt. Er schreckt zurück. Sein Herz klopft. Er kann sich nicht von dem Anblick lösen. Endlich fällt ihm auf, dass das Quadrat nur die Reflektion der modern designten, in den Rahmen des Spiegels eingelassenen Badezimmerbeleuchtung ist. Er schließt die Augen und entspannt.