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Zuckersüßer Kinderroman ab 8 Jahren voller Magie, besonderer Freundschaften und kleiner Alltagswunder. Zum Kichern, Wohlfühlen und gemeinsamen Lesen! Bei Elfie zu Hause stimmt was nicht: Ihre Schokolade ist weg! Eines Nachts hört sie es knuspern und schmatzen – und entdeckt einen Gast in der Kommode: Bella Karamella Limonella Krokantia von Nasch! Die kleine Naschhexe mit dem großen Namen hat Elfies Süßkram und aus Versehen sogar ihren eigenen Zauberstab aufgegessen. Jetzt braucht sie Elfies Hilfe! Im Gegenzug verspricht sie Süßigkeiten, die niemals alle werden. Ein bisschen Magie können Elfie und ihre Mama gerade gut gebrauchen. Denn bei ihnen ist das Geld knapp, und in der Schule läuft es für Elfie auch nicht toll. Ein wenig Glitzerstaub hier, etwas Zauberei dort – bald wollen alle Elfies Bonbons haben! Doch ausgerechnet die Klassen-Bullys Michi und Murat und die doofe Bianca drohen ihrem Geheimnis auf die Schliche zu kommen … Die freche Karamella fliegt in unsere Herzen und verzaubert Groß und Klein ab 8 Jahren mit verschmitztem Witz und Charme. Zum Wohlfühlen und tiefgründig erzählt, dabei lustig und voller wahrer Alltagswunder! - Wohlfühl-Kinderromanab 8 Jahren zum Selberlesen und gemeinsam lesen – und toll zum Vorlesen - Hochwertig ausgestattet und bunt illustriert - Für die extra Lesemotivation: Mit Lesequiz bei Antolin - Band 2 erscheint voraussichtlich im Herbst 2026
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2025
Gundi Herget
Achtung, zauberhafte Freundin!
Band 1
Zuckersüßer Kinderroman ab 8 Jahren voller Magie, besonderer Freundschaften und kleiner Alltagswunder. Zum Kichern, Wohlfühlen und gemeinsamen Lesen!
Bei Elfie zu Hause stimmt was nicht: Ihre Schokolade ist weg! Eines Nachts hört sie es knuspern und schmatzen – und entdeckt einen Gast in der Kommode: Bella Karamella Limonella Krokantia von Nasch! Die kleine Naschhexe mit dem großen Namen hat Elfies Süßkram und aus Versehen sogar ihren eigenen Zauberstab aufgegessen. Jetzt braucht sie Elfies Hilfe! Im Gegenzug verspricht sie Süßigkeiten, die niemals leer werden. Ein bisschen Magie können Elfie und ihre Mama gerade gut gebrauchen. Denn bei ihnen ist das Geld knapp, und in der Schule läuft es für Elfie auch nicht toll. Ein wenig Glitzerstaub hier, etwas Zauberei dort – bald wollen alle Elfies Bonbons haben! Doch ausgerechnet die Klassen-Bullys Michi und Murat und die doofe Bianca drohen ihrem Geheimnis auf die Schliche zu kommen …
Die freche Karamella fliegt in unsere Herzen und verzaubert Groß und Klein ab 8 Jahren mit verschmitztem Witz und Charme. Zum Wohlfühlen und tiefgründig erzählt, dabei lustig und voller wahrer Alltagswunder!
Weitere Informationen finden Sie unter www.fischer-sauerlaender.de
((bitte Fotos und Copyright jeweils wie in Pondus))
Gundi Herget wollte bereits mit zehn Jahren Schriftstellerin werden, hat dann aber erst Abitur gemacht, in München und Pisa Literatur studiert, Schlagzeug spielen und Redakteurin gelernt, die Welt bereist und ein Kind bekommen, was sie an den Vorsatz ihres zehnjährigen Ichs erinnert hat. Sie hat seitdem vor allem Kinderbücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in Rosenheim.
Barbara Korthues, geboren 1971, studierte Illustration an der Fachhochschule Münster, Fachbereich Design. Seit 1996 arbeitet sie als freie Illustratorin für verschiedene Zeitschriften- und Buchverlage.
Erschienen bei Fischer Sauerländer E-Book
© 2025, Fischer Sauerländer GmbH,
Hedderichstraße 114, 60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: ###
Coverabbildung: Barbara Korthues
ISBN 978-3-7336-0888-0
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1. Wer nascht hier mit?
2. Erwischt!
3. Gestatten, Karamella von Nasch
4. Das halbierte Geburtstagsgeschenk
5. Die große Suche
6. Ein peinliches Versehen
7. Klebriges Küchenchaos
8. Ein Naschprofi muss her
9. Die Leckerei
10. Zuckerstangen, so groß wie möglich
11. Die rettende Idee
12. Auf zum Schulfest!
13. Ein handgemachtes Familiengeheimnis
14. Bonbons für alle!
15. Es gibt Arbeit
16. Pausenhofgeschäfte
17. Eine schreckliche Ahnung
18. Drei Freunde und ein Plan
19. Ein Einhorn, prall gefüllt
20. Endlich wieder zusammen
21. Hand drauf!
Meine Schokolade ist weg.
Gestern waren noch zwei Stück da. In der Schale mit dem Sprung im Regal neben dem Kühlschrank. Und ich weiß sicher, dass ich sie nicht gegessen habe.
»Mama!«, rufe ich durch die Wohnung. Weit rufen muss ich nicht, unsere Wohnung ist klein.
»Hier!«, ruft Mama.
Sie kann nur im Wohnzimmer sein.
Und dort sitzt sie auch, in ihrer Arbeitsecke neben dem Sofa, das abends ihr Bett ist, am Computer, den wir Opa Puter oder einfach nur Opa nennen, weil er so alt ist. Meistens, wenn Mama am Opa Puter sitzt, schaut sie nach einem neuen Job.
»Was gibt’s, Elfie?«
»Jemand hat meine Schokolade gegessen«, sage ich. »Also, jemand, der nicht ich ist.«
Ma}ma dreht sich zu mir und sagt, dass sie es nicht war. Sie schwört sogar bei ihren Lieblingspralinen. Mama liebt Pralinen, aber nur theoretisch, weil sie in echt viel zu teuer sind. Ich habe Mama auch gar nicht verdächtigt. Nur gehofft, sie hätte vielleicht eine Erklärung.
Hat sie nicht.
»Vielleicht hast du sie schon gegessen und weißt es nur nicht mehr?«, schlägt Mama vor.
Ich schüttle den Kopf, denn bei uns gibt es viel zu selten Süßigkeiten, als dass mir das passieren könnte: aus Versehen welche essen und mich daran nicht einmal mehr erinnern.
Es ist nämlich so, dass ich mir nicht einfach Süßigkeiten kaufen kann, bloß weil ich welche möchte. Weil wir immer sparen müssen, damit das Geld reicht. Manche in meiner Klasse wissen das und lachen mich deshalb aus. Bianca vor allem. Die gibt immer an, wie groß ihr Zimmer ist und dass sie zwanzig Euro Taschengeld im Monat bekommt. Zwanzig Euro! Über mich macht sie sich lustig. Weil wir im Hochhaus wohnen und nicht in den Urlaub fahren und so.
»Ich geh morgen ja einkaufen«, tröstet Mama. Das stimmt, weil heute Freitag ist. Der erste Freitag im Juli. Immer samstags macht Mama die Wocheneinkäufe, und immer am ersten Samstag im Monat bringt sie mir ein Süßigkeitensonderangebot aus dem Supermarkt mit. Letzten Monat gab es ein Schokoladensonderangebot. Mama hat eine Tafel gekauft, das waren sechs Riegel mal vier Stück, also 24 Stück Schokolade. Geteilt durch vier Wochen, das waren sechs Stück pro Woche, zum Beispiel an sechs von sieben Tagen jeweils ein Stück oder alle zwei Tage zwei Stück oder drei an jedem Samstag und drei an jedem Sonntag. In Mathe bin ich gut. Letzten Monat hatte ich mich für alle zwei Tage zwei Stück entschieden, und heute wäre der letzte Tag für die letzten zwei Stück. Und die sind jetzt weg.
Mama hält Wort und bringt mir am nächsten Tag eine Rolle Fruchtgummi mit. Sie ist echt klein. Wahrscheinlich müssen wir diesen Monat extra sparen.
Zehn Stück sind drin. Das sind zweieinhalb Stück pro Woche oder jede zweite Woche fünf oder – ich weiß noch nicht, wie ich es mir einteilen will. Ich lege die Rolle Fruchtgummi in die Schale im Regal beim Kühlschrank.
Am Sonntagmorgen ist sie aufgerissen, und es fehlen zwei. Das gibt’s doch nicht!
Mama verdreht die Augen. »Elfie, bitte!«
»Ich war das nicht!«, sage ich.
»Vielleicht schlafwandelst– oder, nein, schlafnaschst du?«, schlägt sie vor, macht die Augen zu und streckt die Hände vor. Sie macht ein paar Schritte auf mich zu und sagt mit tiefer Gespensterstimme: »Schokolaaaadeee! Gummibäääärchen!«
Haha. Ich glaube, Mama nimmt mich nicht ernst. Lachen muss ich trotzdem.
Am Sonntagabend fehlen noch mal zwei Stück. Irgendwer klaut hier! Aber wer? Ich beklaue mich schließlich nicht selbst. Besuch war keiner da gewesen. Und Mama würde mir nie meine Süßigkeiten klauen. Eher würde sie heimlich noch welche dazulegen und behaupten, ich hätte noch nicht alles aufgegessen.
Alles sehr merkwürdig. Ich muss Maßnahmen ergreifen. Und ich weiß auch schon, wie.
Sechs Fruchtgummis in vier Wochen, das sind zweimal zwei pro Woche und zweimal eins pro Woche. Ich beschließe, dass heute ein Eins-pro-Woche-Tag ist, nehme ein Fruchtgummi aus der Packung als Nachtisch für nach dem Abendessen und stecke den Rest der Rolle in eine Brotzeitdose und die Brotzeitdose in meine Sockenschublade. Ganz hinten unter die Socken. Dorthin, wo ich auch die Pralinen für Mamas Geburtstag versteckt habe.
Jetzt wollen wir doch mal sehen!
Nachts wache ich auf. Einen Moment lang weiß ich nicht, was mich geweckt hat. Dann höre ich es. Geräusche. Gnnn und hmmm und bwww. Als würde sich jemand sehr anstrengen und dabei klingen wie Mama, wenn sie mich hochhebt und so tut, als wäre ich total schwer.
Eigentlich sollte ich vielleicht Angst haben: Es ist nachts, und ich höre komische Geräusche in meinem Zimmer! Soll ich nach Mama rufen? Aber ich bin schon zehn, und ich habe gar keine Angst, jedenfalls nicht sehr. Die Geräusche klingen nicht nach Monster und nicht nach bösem, wildem Tier. Sie klingen eher ein bisschen klein. Aber nach was nur?
Ich mache die Augen auf.
In meinem Zimmer ist es nie ganz dunkel, weil von draußen Straßenlaternen hineinleuchten. Durch einen Spalt im Vorhang fällt ein bisschen Licht ins Zimmer.
Und jetzt bekomme ich doch einen Schreck. Und Herzklopfen, bumm, bumm, laut und stark.
An der Kommodenschublade mit der Wäsche hängt was. Was Kleines, nur so groß wie eine Socke. Es kann aber keine Socke sein, denn es bewegt sich. Hängt da und wackelt und macht gnnn und wmmm.
Ein Tier? Aber welches Tier macht sich an Sockenschubladen zu schaffen? Ich kann nichts erkennen. So hell leuchtet die Straßenlaterne auch wieder nicht. Wenn ich Licht mache, verscheuche ich es bestimmt.
Ich könnte versuchen, es zu fangen. Aber wie? Wenn ich mich bewege, verscheuche ich es bestimmt auch.
Ganz langsam schiebe ich die Bettdecke weg und setze mich auf. Wenn ich mit dem Kissen werfe, tue ich ihm vielleicht weh. Oder es geht kaputt. Das will ich nicht.
Da fällt mir ein, wie wir einmal den Wellensittich von Tante Lissy eingefangen haben. Sie hat vier, und die dürfen herumfliegen. Aber einmal wollte einer abends einfach nicht mehr in den Käfig zurück. Da hat Tante Lissy ein Handtuch genommen und auf ihn draufgeworfen. Der Wellensittich wurde ganz still. Sie hat ihn mitsamt Handtuch vorsichtig in die Hand genommen und in den Käfig zurückgesetzt.
Bloß, ich habe kein Handtuch. Aber ich habe meine Kuscheldecke! Langsam, ganz langsam und mit angehaltenem Atem nehme ich sie an zwei Enden und drehe mich zur Kommode. Und dann, zack!, werfe ich die Decke. Und erwische es genau. Ein lautes »Heh!« ertönt.
Jetzt knipse ich das Nachtlicht an und springe aus dem Bett. Die Decke liegt auf dem Fußboden. Was immer da gezappelt hat, zappelt jetzt unter meiner Kuscheldecke.
Und nun?
Ich traue mich nicht, die Decke hochzuheben. Dann haut es bestimmt ab. Oder springt mich an.
Als Tante Lissy damals den Wellensittich mitsamt Handtuch hochgenommen hat, hat der Wellensittich gekreischt und Tante Lissy durch das Handtuch in den Finger gebissen.
Vielleicht kann das Dings auch durch die Kuscheldecke beißen. Und einen Käfig, in den ich es stecken könnte, habe ich auch nicht.
Jetzt bewegt sich die Beule unter der Decke auf den Deckenrand zu. Dabei höre ich ein Geräusch, das klingt, als würde jemand vor sich hin murmeln.
Schnell lege ich meine Hände rechts und links auf die Decke, damit es nicht drunter hervorschlüpfen kann.
»He!«, höre ich. »Was soll das? Ich will hier raus!«
Das Dings kann sprechen! Jetzt bewegt es sich in die andere Richtung. Ich lege eine Hand dorthin und stelle auch noch einen Fuß auf die Decke.
»Ich lass dich nicht raus«, sage ich. »Dann haust du ab.«
»Doch! Mach das weg!«, höre ich »Sofort, auf der Stelle! Los, los.«
Was immer es ist, es ist ganz schön unhöflich.
Um Zeit zu gewinnen, frage ich: »Wie heißt das Zauberwort?«
Das Dings fängt an zu jammern. »Buhu, das ist gemein! Ich kann doch gar nicht mehr zaubern!«
Das mit dem Zauberwort ist doch nur so ein Spruch.
»Pass auf«, sage ich. »Ich hebe die Decke jetzt hoch. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du nicht abhaust.«
»Jaja, ich verspreche es dir!«, ruft es aus der Decke. »Aber lass mich raus!«
Ich hebe die Decke hoch. Auf meinem Spielteppich sitzt etwas. Eine kleine Gestalt.
Die Gestalt ist höchstens so groß, wie mein Federmäppchen lang ist. Sie trägt ein bonbonbuntes Kleid und hat Haare wie bunte Zuckerwatte mit einer Schleife darin. Neben ihr liegt etwas, das aussieht wie eine Haarbürste für Babys.
In meinem Zimmer sitzt eine lebendige, bunte Winzgestalt mit Zuckerwattehaaren und Bonbonkleid!
Sie schaut zu mir hinauf und erschrickt kein bisschen. »Oh«, macht sie nur und winkt mir zu. »Guten Abend.«
»Wer bist denn du?«, frage ich.
Sie holt tief Luft, als würde sie Anlauf nehmen, und sprudelt hervor: »Ich bin Bella Karamella Limonella Krokantia von Nasch!«
»Öha«, sage ich. »Das muss ich mir aber jetzt nicht merken, oder?«
Sie blinkert mit den Augenlidern und haucht: »Karamella finde ich am schönsten. Du darfst mich Karamella nennen. Und wer bist du?«
»Elfie«, sage ich. »Einfach nur Elfie.«
Sie kichert. »Wie eine Elfe siehst du nicht gerade aus.«
Frechheit. Ich bin ganz normal groß und normal schwer.
»Elfie, nicht Elfe«, erkläre ich. »Und von wegen Elfe – was bist du eigentlich?«
»Das sieht man doch! Ich bin eine Naschhexe!« Sie schaut mich an, als wäre ich ein bisschen unterbelichtet.
»Woher soll ich wissen, wie eine Naschhexe aussieht, wenn ich noch nie eine gesehen habe?«
»Jetzt weißt du es ja!«
»Und was wolltest du an meiner Schublade?«, frage ich.
»Naschsachen«, sagt die Naschhexe namens Karamella. »Die du da reingetan hast. Das ist gemein! So komme ich gar nicht ran!«
»Also bist du die, die sich immer an meinen Süßigkeiten vergreift!«
Jetzt guckt sie stolz. »Was denkst du denn?«
»Ich denke, dass das geklaut ist«, sage ich. »Und klauen darf man nicht.«
Karamella verzieht den Mund. »Ich klaue nicht, ich nasche!«
»Und ob du klaust!«
»Ich bin aber eine Naschhexe! Ich! Muss! Naschen!«
»Na super!«, schnaube ich. »Und ich bin Elfie Naschkatze und muss auch naschen! Das kann ich aber nicht mehr, weil du mir alles wegisst. Und nun?«
Sie schüttelt den Kopf. »Was bist du denn jetzt? Eine Elfe oder eine Katze? Wie eine Katze siehst du auch nicht gerade aus.« Sie mustert mich und kichert wieder.
Das wird mir jetzt zu dumm. »Warum isst du mir meine Süßigkeiten weg?«, frage ich streng. »Ich will die selber essen.«
»Ach ja?«, seufzt Karamella. »Aber welche Süßigkeiten soll dann ich essen?«
»Weiß ich nicht. Wir jedenfalls müssen unsere kaufen.«
»Ich muss das nicht«, sagt Karamella.
»Na toll! Du versteckst dich einfach irgendwo und naschst anderen alles weg! Das ist aber nicht okay, weißt du?«
Sie zieht mit einem Fuß unsichtbare Linien auf dem Boden. »Und wenn ich verspreche, dass ich dir nicht so viel wegesse, darf ich dann ein bisschen bei dir bleiben? Und ein bisschen von deinen Süßigkeiten haben, hm? Ich glaube, ich finde dich nett.«
»Na ja, Süßigkeiten gibt es hier nicht so oft«, sage ich. »Aber von mir aus kannst du ein bisschen bleiben.«
»Siehst du, ich wusste, dass du nett bist!«
Sie macht einen Hopser. Dabei fällt ihr die Schleife vom Kopf. Sie bückt sich und bindet sie wieder in ihre Zuckerwattehaare. Dann kaut sie ein bisschen auf ihrer Unterlippe herum, als wollte sie eigentlich was sagen. Ich kann sehen, wie sie sich einen Ruck gibt.
»Weißt du, Elfe, normalerweise esse ich anderen gar keine Süßigkeiten weg.«
»Elfie, nicht Elfe«, sage ich. »Und warum dann jetzt?«
»Das war … ein Notfall«, murmelt sie und macht ein finsteres Gesicht.
»Ein Notfall?« Ich muss lachen.
»Lach nicht so!« Sie verschränkt die Arme und guckt ein bisschen beleidigt. Das sieht so niedlich aus, dass ich noch mehr lachen muss.
Sie stampft mit dem Fuß auf. »Und wenn ich eigentlich zaubern kann, hm?«, schnappt sie. »Und niemandem was wegessen muss? Hm?«
»Zaubern? Hast du gerade zaubern gesagt?«
»Ja!«, ruft sie. »Mit Zucker!«
»Na, dann zuckerzaubere mir doch mal was«, schlage ich vor.
Jetzt guckt sie verlegen und murmelt: »Ich kann dir aber nichts zaubern.«
»Wie, du kannst nicht? Gerade hast du gesagt, dass du mit Zucker zaubern kannst.«
Karamella beißt auf ihrer Unterlippe herum. »Na ja, das ist, weil … weil …« Eine Pause entsteht. Ihr kleines Gesicht ist rot geworden, sie ist sichtlich verlegen. Dann schwingt sie sich auf die Haarbürste. »Schau, aber fliegen kann ich!« Damit schießt sie in die Luft und landet hoch oben auf dem Schrank.
Plötzlich merke ich, wie müde ich bin. Es ist ja auch mitten in der Nacht. Zaubern und fliegen, das muss jetzt alles bis morgen früh warten.
»Karamella, ich muss noch ein bisschen schlafen«, sage ich und muss gähnen.
Da gähnt sie auch. »Gute Idee! Die Schublade nicht aufzubekommen war sehr anstrengend.«
Ich baue ihr oben auf dem Schrank ein Bett aus Kleidung. Ein dicker Winterpulli als Matratze, ein T-Shirt als Zudecke, ein Paar Socken als Kopfkissen. Frische natürlich! Und ich schärfe ihr ein, sich lieber nicht blicken zu lassen, während ich in der Schule bin, wegen Mama. Das muss ich mir noch überlegen, wie ich Mama erklären kann, wer da bei mir zu Besuch ist.
»Erwachsenen zeige ich mich sowieso nie«, sagt Karamella. »Einer hat mich mal gejagt! Mit einer Fliegenklatsche! Aber ich war schneller.«
»Oje«, sage ich.
»Und eine Frau hat gedacht, sie hat Halluzidingsbums oder so, und sich fürchterliche Sorgen gemacht.«
»Halluzinationen«, korrigiere ich. Vielleicht erzähle ich es Mama besser gar nicht.
»Aber Kindern zeigst du dich schon?«
»Nur den netten.« Sie klimpert mit den Augen.
»Woher willst du denn wissen, dass ich nett bin?«
»Das weiß ich einfach«, sagt sie, schlüpft aus ihren kleinen Stiefeln und löst die Schleife aus ihren Haaren. Sorgsam legt sie beides neben sich und kuschelt sich in das Kleiderbett. »Sehr gemütlich, Elfe«, gähnt sie. Dann dreht sie sich auf die andere Seite, und ich sehe nur noch ihren zuckerwattigen Haarschopf.
Das mit dem Zaubern werde ich schon noch herausfinden.
Als ich am Morgen aufstehe, frage ich mich einen Moment lang, ob ich nur etwas Verrücktes geträumt habe. Aber dann sehe ich den Kleiderhaufen auf dem Schrank und den buschigen Zuckerwattehaarschopf unter meinem T-Shirt hervorragen.
Wie hieß sie noch mal? Karamella, richtig. Sie sieht irgendwie süß aus, wenn sie schläft. Bloß, was mache ich jetzt mit ihr?
Erst mal mache ich Frühstück, beschließe ich, und zweige vor der Schule ein Stückchen Brot mit Marmelade für Karamella ab, fülle Kakao in eine meiner alten Puppentassen und stelle beides auf den Schrank, damit Mama es nicht entdeckt.
