Bengelchen erkundet die Welt - Günter Schmieder - E-Book

Bengelchen erkundet die Welt E-Book

Günter Schmieder

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Beschreibung

Bengelchen ist ein Engel, der sich immer leichtsinnig weit über den Rand seiner Wolke beugt, um neugierig auf die Welt hinabzuschauen. Eines Tages wird Bengelchen von einem kräftigen Windstoß von seiner Wolke geweht und landet schließlich auf der Erde auf einem Bauernhof.

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Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2017

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GEWIDMET MEINEN ENKELKINDERN

ALISA UND LINUS JUNGWIRTH UND

VIOLETTA UND LEO SCHMIEDER

FÜR DIE LIEBE UNTERSTÜTZUNG UND

BERATUNG GEBÜHRT MEIN BESONDERER DANK

FRAU INGEBORG WÖLFING – BÜTTNER

HERRN FRIEDEL MÖCHTE ICH MEINE

RESPEKTVOLLE ANERKENNUNG FÜR DIE

DURCHFÜHRUNG DES LEKTORATS ZUM AUSDRUCK BRINGEN

HERR KUNSTMALER LUMM ZEICHNETE LIEBEVOLL

DIE TITELSEITE DIESES BUCHES

Inhalt

BENGELCHENS STURZ VON DER WOLKE

BENGELCHEN AUF DEM BAUERNHOF

BENGELCHENS ERLEBNISSE AUF DEM BAUERNHOF

BENGELCHEN IM KINDERGARTEN

VOM LERNEN

BENGELCHEN BEIM EINKAUFEN

UMWELTVERSCHMUTZUNG

BEINGELCHEN BEIM KIRCHGANG

ARM ODER REICH

KRIEG UND FRIEDEN

VOM LEBEN UND STERBEN

BENGELCHEN HAT HEIMWEH

BENGELCHENS HEIMREISE

BENGELCHENS STURZ VON DER WOLKE

Jeden Morgen, wenn der Mond seine nächtliche Wanderung über den Himmel beendet hat, müde ist und sich zur Ruhe begibt und die Sonne langsam am Horizont emporsteigt, dann beginnt gleich hinter den Wolken ein munteres Treiben.

„Hallo Engelchen!“, rufen sie dann von einer Wolke zur anderen, „seid ihr auch schon wach?“

„Aber natürlich“, antworten dann die anderen Engelchen, „was glaubt ihr denn, wir haben sogar schon unsere Gesichter gewaschen und die Zähne geputzt.“

Und je höher die Sonne am Himmel emporsteigt, umso lauter und lebhafter wird es auf den Wolken.

Die Engelchen singen und scherzen und haben sich so viel davon zu erzählen, was sie in der Nacht geträumt haben, dass man bald nur noch ein wirres Geschnatter hört.

Aber unter den Engelchen, die alle ganz lieb sind, da gibt es auch ein Bengelchen.

Das nennen sie so, weil es immer nur lauter Unsinn im Kopf hat. Wenn die Engelchen, nach dem Aufwachen, ihre Bettchen machen, ihr Gesicht waschen und die Zähne putzen, dann kriecht das Bengelchen einfach aus seinem Wolkenbett, die Bettdecke bleibt ungelüftet und verwurstelt liegen und Gesicht waschen und Zähne putzen: „Nein, bloß das nicht“, sagt Bengelchen und gleich fängt es an die anderen Engelchen zu ärgern.

Wenn es zum Beispiel regnet, dann fängt Bengelchen mit der Hand die Regentropfen auf und spritzt damit die anderen Engel voll.

„Hör auf!“, rufen diese dann, „du machst uns ja ganz nass!“ Da aber lacht das Bengelchen nur ganz laut und freut sich, dass es die anderen Engel wieder einmal so richtig ärgern konnte.

Und das Bengelchen ist auch ganz neugierig.

Während die anderen Engel alle ganz brav in ihren Wolken spielen, beugt sich das Bengelchen immer ganz weit über den Rand seiner Wolke, um auf die Erde hinabschauen zu können.

Wenn die anderen Engel das sehen, dann rufen sie: „Pass doch auf, Bengelchen, du wirst noch einmal von deiner Wolke runterfallen!“

Denn obwohl Bengelchen sie immerzu ärgert, wollen sie natürlich nicht, dass ihm mal was Schlimmes passiert.

Bengelchen aber will nicht hören und macht sich sogar noch über die anderen Engel lustig und ruft frech zurück:

„Haltet die Klappe und seid still, das Bengelchen macht immer, was es will!“

Und eines Tages, es herrschte ein ziemlicher Sturm am Himmel, alle anderen Engel hatten sich brav auf ihrer Wolke versteckt und nur Bengelchen beugte sich sogar noch weiter als sonst über den Rand seiner Wolke hinaus, da kam ein riesiger Windstoß und noch bevor sich Bengelchen am Wolkenrand festhalten konnte - hupps -, da hatte der Wind Bengelchen schon von seiner Wolke geweht.

„Hilfe, Hilfe!“, rief da das Bengelchen verzweifelt, während es immer schneller fiel, aber natürlich konnte ihm niemand zu Hilfe kommen. Während die Erde immer näher kam, erinnerte sich Bengelchen an seine Flügel.

Und vorsichtig versuchte es mit seinen Flügeln zu schlagen, und siehe da, langsam wurde der Sturz abgebremst und mit leichtem Flügelschlag glitt das Bengelchen der Erde entgegen.

Unter sich sah es, immer näher kommend, ein großes Gebäude, drum herum Wiesen und Felder und viele, viele Tiere, die es zwar vom Himmel, von seiner Wolke aus, oft schon beobachtet hatte, aber jetzt sahen diese doch ganz anders aus.

Noch ein paar Flügelschläge und, plumps, landete das Bengelchen mitten auf dem Bauernhof.

BENGELCHEN AUF DEM BAUERNHOF

Bengelchen sah sich umgeben von vielen verschiedenen Tieren, die sofort ein buntes Geschrei anstimmten, denn sie hatten natürlich noch nie einen Engel gesehen.

„Put, put, put“ und „miau, miau“ und määä, määä, määä“ hörte das Bengelchen, denn jedes Tier gab erstaunt und erschreckt Laute von sich.

Und als Bengelchen inmitten der Tierschar so dastand mit seinem nassen und zerknitterten Hemd, rollten ihm die Tränen über die Wangen und es wusste, dass es einen großen Fehler begangen hatte, als es sich, wieder einmal, zu weit über den Rand seiner Wolke gebeugt hatte.

„Wer bist du denn, und woher kommst du eigentlich?“, fragten die Tiere. „Ich bin ein Engel und ich komme dort oben von einer Wolke, ein Windstoß hat mich runtergestoßen.“

„Dort oben, von einer Wolke“, wunderten sich die Tiere ,,Das ist doch keine richtige Adresse. Kannst du uns denn nicht sagen, aus welcher Stadt du kommst und in welcher Straße du wohnst?“, wollten die Tiere nun wissen.

„Stadt und Straße“, antwortete Bengelchen, „das gibt es bei uns nicht. Wir Engel wohnen alle im Himmel und da es bei uns keine Autos, keine Fahrräder und auch keine Motorräder gibt, gibt es bei uns auch keine Straßen.

Bei uns gibt es nur Wolken, die Nummern haben. Ich kann euch also nur sagen, dass ich auf der Wolke Nr. 27 wohne.“

„Ach so“, antworteten darauf die Tiere, „so ist das also bei euch“, und sie freuten sich, dass sie auf diese Weise mal einen richtigen Engel zu Gesicht bekamen, denn bisher hatten sie nur aus Erzählungen von den Engeln gehört, die oben im Himmel wohnen.

Inzwischen hatte sich Bengelchen etwas beruhigt, denn eigentlich waren die Tiere ja alle ganz lieb zu ihm.

Und nun begann es, all die Tiere genau zu mustern, und es wurde sogar schon wieder ein bisschen frech.

„Hey, du bist aber ganz schön fett“, sagte es zum Schwein. „Wer bist du denn eigentlich und was machst du denn auf dem Bauernhof?“

„Rchhh rchhhh rchhhhh“, antwortete das Schwein, „ich bin ein Schwein und ich muss viel fressen, damit ich richtig fett werde, weil ich dann ganz viel Schinken liefern kann.“

„Ach so“, antwortete Bengelchen und beugte sich zum Huhn hinab.

„Und du, der du immer mit deinen komischen Füßen im Boden scharrst.

Wer bist du denn und warum gräbst du denn immerzu im Boden? Und übrigens musst du dir mal dringend die Zehennägel schneiden, die sind ja viel zu lang.“

„Ich bin eine Henne und meine langen Zehennägel sind für mich sogar ganz wichtig, damit ich immerzu im Boden nach Würmern graben kann.

Und damit du es weißt, ich lege jeden Tag für die Bäuerin ein Ei, das die Menschen dann essen oder verkaufen können.“

„Ein Ei, was ist denn das?“, fragte Bengelchen.

„Haha, haha“, lachten da die Tiere. „Du weißt nicht einmal, was ein Ei ist. Gibt es denn bei euch im Himmel keine Eier?“

„Weißt du was“, sagte das Huhn, „am besten kommst du morgen mal ganz früh in den Stall, wenn ich ein Ei lege, dann kann ich es dir zeigen und erklären.“

„Au fein“, sagte das Bengelchen, „das will ich gerne sehen.“ Bengelchens Blick war inzwischen auf die gefleckte Kuh gefallen, wobei es besonders die langen Hörner interessierten.

„Sag mal, warum hast du denn so lange komische, harte Ohren?“ Da mussten wieder alle Tiere ganz laut lachen, die Kuh aber sagte nur:

„Dreh dich mal ein bisschen um, ich muss dir mal was zeigen.“ Und als sich das Bengelchen umgedreht hatte, da gab ihm die Kuh mit seinen Hörnern einen leichten Stoß in den Po.

„Au!“, schrie das Bengelchen, „das tut mir sehr weh, was du mit deinen komischen Ohren machst!“

Die Kuh aber sagte nur: „Bengelchen, vielleicht merkst du jetzt, dass dies nicht meine Ohren, sondern meine Hörner sind, die ich gut gebrauchen kann, wenn mich mal jemand ärgert.

So, und nun will ich dir auch noch sagen, was ich auf dem Bauernhof mache. Den ganzen Tag fresse ich frisches Gras und Kräuter auf unserer Wiese und am Abend und am Morgen kommt dann die Bäuerin mit einem Eimer, um mich zu melken, damit sie meine Milch auffängt.“

„Milch, was ist denn das schon wieder?“, fragte das Bengelchen ganz erstaunt.

Und wieder mussten die Tiere ganz laut lachen, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass Bengelchen auch nicht wusste, was Milch ist und dass man Milch trinken kann.

„Am besten wird es sein“, sagte die Kuh zu Bengelchen, „wenn du morgen ganz zeitig mal zur Bäuerin kommst, dann kannst du der Bäuerin mal zuschauen, wie sie mich melkt, und danach kannst du auch mal ein Glas ganz frische Milch probieren.“

Und schon wieder hatte Bengelchen ein neues, ihm unbekanntes Tier entdeckt.

Es war ziemlich groß und machte einen stolzen Eindruck. Seinen schmalen Kopf schüttelte es unaufhörlich hin und her und mit seinem langen, seidig glänzenden Schweif vertrieb es die Mücken, die es um surrten.

„Wihhhhh, wihhhh“, schnaubte es laut.

„Du brauchst mich gar nicht erst zu fragen, wer ich bin und was ich auf dem Bauernhof mache“, sagte das Pferd zu Bengelchen.

„Komm einfach morgen früh auf die Wiese, dann kannst du dich auf meinen Rücken setzen und ich werde dann mit dir über Felder und Wiesen galoppieren.“

Obwohl Bengelchen natürlich nicht wusste, was „galoppieren“ bedeutete, antwortete es erfreut: „Au ja, Pferd, ich verspreche dir, dass ich morgen ganz früh zu dir auf die Wiese kommen werde.“

Inzwischen war schon ganz viel Zeit vergangen und auf einmal wurde Bengelchen ganz traurig, denn es wusste bisher ja nicht einmal, wo es in der Nacht schlafen sollte, und leise fing es an zu weinen.

Dicke Tränen liefen ihm über seine Wangen.

„Bengelchen“, fragten die Tiere ganz aufgeregt, „haben wir vielleicht etwas falsch gemacht?“